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Nr. 65- 45. ZaHrgang

2. Beilage des Vorwärts

Gsnniag. S. Februar i9Si

olitischen preise der Landwirifchast. Grundsätzliche Aeberlegungen zur Stabilisierung und Stützung der Agrarpreise.

itr Lcmdwirtschast sind palllrsch« Preise sehr stark»erhreitet. Die Zölle reichen für den Schutz ter heimischen Produktion m» einem Preilsturz nicht aus. wenn die heimische Produktion selbst den inländischen Bedarf übersteigt, wenn also«in Exportüber« schuß besteht. Dann hangt die Preisentwicklung für die ent- sprechenden Erzeugnisse davon ab. in welchem Maße es gelingt, diesen Crportüberschuß im AuÄand unrerzubringen, also zu exportieren. Gelingt es nicht, so bleibt der Druck des vorhandenen Ueberschusses auf die Preise bestehen, auch wenn die ausländischen Erzeugniste vom Jnlandmarkt durch Sperrzölle völlig ferngehalten werden. Die künstlich« Förderung des Absatzes rm Auslande durch die finanzielle Unterstützung der Ausfuhr(Exportprämien) kann als lein sicheres Mittel gelten, da man dabei mit Abwehrmaßnahmen in anderen Ländern rechnen muß. Man muß deshalb nach anderen Mitteln suchen, wenn man gewillt ist, den Preissturz zu verhindern, und zu diesem Zweck den entstandenen Ueberschuß vom Inlandsmarkt fernzuhalten. In der Suche nach solchen Mitteln ist man zu den staatlichen Stützungsaktionen gekommen, die übrigens ihr Vorbild in ähnlichen Maßnahmen der privaten Organisationen haben. Slützuugsaktiollell gellen der Erhaltung der Preise für agrarische Produkte. Die I n d u st r i e ist imstande, falls die Produktion die Nachfrage übersteigt, die Produktion zu jedem Zeitpunkt einzuschränken. In der Landwirtschaft stellt jede Ernte eine vollendete Tatsache für das ganze Jahr dar. Es ist nur die Einschränkung der Anbau- fläche für das nächste Jahr möglich, und die ist häusig schwer er- reichbar. ja unter Umständen auch nicht zweckmäßig. Die produ- zierte Menge hängt in der Landwirtschast von dem Auefall der Ernte ab, so daß die Ueberproduktion in einem Jahr« auch dann entstehen kann, wenn von einer Ueberproduktion im Durchschnitt der Jahr« kein« Rede wäre. Dementsprechend erscheint der Gedanke dir Stützungsaktion für die Landwirtschaft ursprünglich al» der Gedanke der Stabilisierung der Preis«, d. h. de» Ausgleichs der Preisschwankungen von Jahr zu Jahr. In seiner einfachen Form kann dieser Stabilisierung»- gedanke folgendermaßen dargestellt werden: Nehmen wir der Einfachheit halber an, daß der Bedarf uiwer- ändert bleibt, und daß die durchschnittliche Jahresproduktion diesem Ledars entspricht. Es werden durchschnittlich 100 Einheiten(z. D S Millionen Tonnen Weizen. Roggen oder Baumwolle) erzeugt, und der durchschnittliche Iahresbidarf beträgt die gleichen 100 Ein- Helten. Nun ergibt sich dieser Jahresdurchschnitt der Produktion. sagen wir aus der Produktion von 110 in einem und von SO in dem danachfolgenden Jahr(110-i 90: 2 100). Dann haben wir im ersten Jahr einen Ueberschuß von 10 Einheiten Die Preise pflegen aber unter dem Druck eines solchen Ueberschuffez bedeutend mehr als um 10 Proz. zu fallen. Im nächsten Jahr steigen dagegen die Preise wegen der entstandenen Änappheit bedeutend stärker als um 10 Proz. Auf dies« Weis« entstehe» die schärfsten Preisschwankungen. Wenn im ersten Jahr der Ueberschuß zu billigen Preisen nach dem Ausland verkauft wird, so muß man im nächsten Jahr die fehlende Menge zu teuren Preisen im Ausland kaufen. Der Gedanke siegt nahe, die Preisschwankungen mit ihren schädlichen Wirkungen und die Verluste durch die Ausfuhr zu verringern und tne Emsuhr zu hohen Preisen dadurch zu beseitigen, daß man den Ueberschuß das ersten Jahres dem Inlandsmarkt entzieht und ihn im Jahre der schlechten Ernte dem Inlandsmarkt zuführt. In enserem Beispiel würde der Staat zu diesem Zweck im ersten Jahr 10 Einheiten kaufen und sie im nächsten Jahr verkaufen müsten. Eine solche Markkregeluuz ist allerdings mit beträchtlichen Schwierigkeiten und nicht zu unterschätzenden Gefahren verbunden. Es ist damit zu rechnen, daß die Landwirte zwar die erste Maßnahme, d. h. den Ausgleich der Preise nach oben, willkommen heißen, der zweiten aber, d. Y. dem Ausgleich der Preise nach unten, den heftigsten Widerstand leisten würden. Durch politischen Druck können die Landwirt« ein« Stabilisierunqoaktion in ein« dauernde chochhalwng der Preis« in». wandeln. Wenn aber die künst'iche chochhaltung der Prcsi« auch für den Fall, daß ein Ueberschuß vorhanden ist. in Aussicht gestellt wird, so verschwindet der Zwang zur Einschränkung der Produktion auch dann, wenn sie unter den vorhandenen Derhältnisien notwendig ist. Es entsteht vielmehr ein ständiger Anreiz zur Aus- dehnung der Anbaufläche oder überhaupt zur Erweiterung der Produktion Eine solche Entwicklung würde die Ergebnisse der Stabilisierung»- Politik zunichte machen oder die Anwendung immer größerer Mittel für die Stützung erzwingen. Sie würde auch die Umstellung der Produtrton, d. h. den dem Bedarf entsprechenden Uebergang vpn einer Kultur zur anderen verhindern und damit wiederum Wirtschaft- lich nachteilig wirken Dieser Hinweis auf Schwierigkeiten und<?«» fahren ist aber an sich kein Argument gegen die Stützungepolitit überhaupt, sondern«her ein Argument dafür, daß diese Politik nicht in der Stützung allein bestehen kann, sondern mit o r g a n i s a i o-

rischen Maßnahmen(Organisierung des Absatzes. Pro- dukiionsregclung) verbunden werden soll. SkÜtzuugspoliklk tu der Welkagrarkrise. Bevor aber die Stabilisiernngspolltik in ihrer reinen Form versucht wurde, hat die tatsächliche Entwicklung das Bild vollkommen geändert. Jetzt ist die agrarische Weltkrise da, und man muß in allen Ländern, in welchen dl« agrarisch« Produktion einen bedeutsamen Platz einnimmt, mit einer dauernden Ileberprodu ktioa rechnen. Die» entspricht in unserem Beispiel dem Fall, daß. wöh'e.id der Dedarf unverändert blecht, die Produktion mehrere Jahre lang über 100 siegt.. Wegen des enormen Preissturzes für die agrarischen Produlle schrumpft die Kaufkraft der agrarischen Be- völkerung bzw. der agrarischen Länder zusammen und das ohnedies in Erscheinung getreten« Mißverhältnis zwischen der n-du- striellen Produktion und der vorhandenen zahlungsfähigen Nach- frage wird dadurch noch außerordentlich verschärft: kolossale Ar» beitslosigkeit bewirll«ine weitere Derminderung der Nach- frag« nach agrarischen Produtten(als Nahrungsmittel'-moit als Rohstoffe), und die allgemeine Krise droht sich noch weiter zu ver» tiefen. t)ier setzen die Wiederbelebungeversuche für die liberale Theorie ein. Laßt die Entwicklung sich frei aus- wirken, laßt das Fallende zugrunde gehen! Wenn die schwächeren Betriebe auegeschallct sind, wird sich allmählich das Gleichgewicht zwischen der Produktion und dem Bedarf herstellen. Eine solche radikale Lösung würde vor allem vollkommenen Ruin für Millionen Landwirte in der ganzen Welt und Landflucht bedeuten. Wo sollen diese Millionen hin? Muß nicht eine solch« Entwicklung noch einen weiteren Ausfall der Kaufkraft bewirken? Und die grundsätzlich«, für un» entscheidende Frag«: ist es richtig, nur von einer Seite zu wirken, nämlich die Produttion in solcher Zeit dem vorhandenen Bedarf, der kein Ausdruck der Sättlgkeit. sondern AusdruckdesElends ist, anzupassen, oder muß oersucht werden, im Gegenteil den Bedarf für die ver- handenen Produktions Möglichkeiten zu schaffen» Diese Fragestellung schließt jede z u einfache Lösung des Problems aus. Sie schließt ncünlich genau so die Politik aus. die die Pleite von Millionen bewirken würde, wie auch die Politik der künstlichen chochhallung der Preise auf dem allen Niveau. Die erste Politik würde die wichtigsten Absatzmärkte auf die Dauer ruinieren, die

zweite würde die Steigerung der r e a l e n Kaufkraft der industriellen und der städrischen Bevölkerung überhaupt hemmen. Deshalb dürfen wir weder jede Stützungspolllik ablehnen, noch eine unern- geschränkte Politik Wr chochhallung der agrarischen Preise imtmachen. die ohne Rücksicht aus das Verhältnis zwischen industriellen und agrarischen Preisen und auf d:« mternationelen Verhältnisse durch- geführt wirb. Unser Grundsah soll sein: Weder eine kalastrophale Umwälzung der agrarischen verhM- aijse noch untragbare Opfer der Industrie und damit der indn- striellen Bevölkerung zugunsten der Landwirts chaft. Auf die Dauer kann auch der Landwirtschaft nur dann geholfen werden. wenn erstens die Kaufkraft der industriellen Bevölkerung und damit ihre Nachfrage nach agrarischen Produkten stark zunimmt, wenn zweitens sich die agrarische Produktion der Struktur des Bedarfs der industriellen Bevölkerung anpaßt, also sich entsprechend der Entwicklung dieses Bedarfs umstellt(z. B. in Stichworten: in Deutschland weniger Roggen, mehr Milch), und wenn drittens der technische Fortschritt durch die künstlichen Schutzmaßnahmen nicht gehindert wird und die Rückständigkeit in» Vergleich zu der aus- ländischen Produktion unter ähnlichen Bedingungen nicht erholten bleibt. Ein Versuch, die agranschen Preise in einem Lande auf die Dauer unabhängig von der internationalen Entwicklung und ohne Rücksicht aus die Folgen einer solchen Politik für die industrielle Entwicklung desselben Landet zu gestalten, würde nicht einmal Amerika , gcschivlnge denn Deutschland mit seinen finanziellen Kalamitäten, aushalten können. Der Zustand, daß in Deutschland z. B. der Weizenprels doppelt s o hoch ist wie der stark gestützte Wcizenpreis in Amerika und mehr als dreimal s o hoch wie der freie Weizen- preis in Kanada ist zweifellos untragbar. Eine solch« Doch- hallung der Preise bedeutet«ine Schädigung der industriellen Be- völkerung und die ernsthafte Bedrohung der industriellen Entwick» lung. Aus der anderen Seite kann für uns die kanadische Entwick- lunz kein nachahmenswertes Vorbild fem. Die vergleichbaren Preise betrugen in Winnipeg Mitte Januar vorigen Jahre» 130140 Cts. pro Bushel(200 215 Mark pro Tonne) und zu der gleichen Zell des lausenden Jahres nur SS-57 Cts.. also nur etwa zwei Fünftel der vorjährigen Preise. Mit tiefen Beispielen sind wichtige Finger- zeige für uns gegeben. Mr müssen auf Grund der oben aufgestellten grundsähllche»» Richtlinie« die posikik vertrete», die eine Wirtschaft- lich untragbare lleberhöhung der preise sowie ihren kakastropheß» Zusammenbruch auesihltehl. Georg Docker.

Zranlreichs WirtschastSivonder zo Sode. Wie sich auch die franzöflfche Wirtschaft i« die Weltkrise eingliederte.

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Inmitten einer aus den Fugen geratenen Well schien Frankreich von der Krise verschont Dam st geht es nun rasch vorbei. Inner. halb weniger Monat« ist die Produktion stark zurückgegangen. Banken sind zusammengebrochen, und die oergleich- weise niedrigen Arbeitslosenzissern bedeuten wenig, da von der Krise vorerst die über Z Millionen ausländischen Arbeiter t«troffen werden, die man abichisbt und die in der Statistik nicht erscheinen. Immerhin gibt die Statistik schon 350 000 Arbeits­los« an. Die Konjunktur, die' jetzt zu Ende geht, begann noch der StabilisieruugdesFrankenim Jahre 1927. Der niedrige Stabikisieruugskur» ersparte dem Land alle Schwierigkcsten einer Deflation uvd die Rückkehr der von der Geldentwertung ins Ausland geflüchteten Kapitalien schuf einen günstigen Geldn-irtt. In den nachsolgenben Jahren hat die Industrie ihren Apparat mll großen Kosten rationalisiert und wesentlich erweitert. Dazu kam noch cine bedeutend« InvesiUionstötigkest der öffentliche» Dand. Die Emissionen wuchsen ständig, sie betrugen im Monat sdurchlchrntt lU29 202 Millionen Franken, im ersten Dalbjahr>930 411 Millionen Franken und noch im Oktober 59S Millionen Franken. Freilich sind die Zinssätze nahezu ummterbrochen gesunken. Ewige Konjunktur? Auffallend war die lang« Dayerder Konjunktur. Das hatte vornehmlich zwei Ursachen: zunächst die relativ große Unab- hönglzkest Frankreichs vom Außenhandel. 52 Proz. der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig, davon sind 00 Pnz. selb­ständig? Bauern, von denen ein großer Teil hauptsächlich für den Eigenbedarf produziert. Die zweite Ursache ist die außeraroe-tlich« Kapitalflüssigkeit. Di« sehr vorsichtigen Großbanken haben in großen Mengen stire gefährdeten ausländischen Guthiben ein- gezogen und, den Wünschen der französisch«« Einleger entsprechend. nur sehr zögernd Geld ins Ausland verlieh sn So war es möglich, daß im Herbst 1930, als die Ausfuhr schon bedenklich abnah�n. die Gescuntipirti chast davon noch nicht wesentlich berührt wurde: die

Zkaufkrast des Inlandmarktes war im wesentlichen unversehrt. DiS letzten Wochen haben das Bild verändert. Die Krise- Den Rückgang des Exports hat zuerst die vor allem nach Amerika liefernde Luxusindustrie verspürt. Sehr bald kam die T e x t i l i n d u st r i e an die Reihe, die überdies durch den Preissturz ihrer Rohstoffe große Verluste an ihren Vorräten hatte. Am längsten hiell sich die Schwerindustrie, die noch lang- fristige Lieferungsvertröge hatte. Seit Jahresende ist der Rückgang allgemein, wenngleich vorübergehende Besserungen eingerreten sind. Die internationalen Absatzschwierigkeiten wurden verstärkt durch die Preisentwicklung in Frankreich , selbst Die Kleinhandels- preise aller Waren, die vom Wellmarkt relativ unabhängig sind. waren in den letzten Jahren nahezu ununterbrochen gcstieaen. Der Lebenshaltungsindex hat km Sommer 1930 einen Höchststand.er­reicht, und auch die Löhne sind, wenn auch nickst in demselben Maß, gestiegen. Ebenso viele Rohstoffe, wie zum Beispiel Lau- Materialien. Diese allgemeine Preissteigerung, die sich aus hem Konjunktur- verlauf ergab, wurde gefördert durch die eigentümliche Lage des Geldmarktes, die wir oben erwähnten. Im Zusammen» hang mll dem großen Kapitalzustrom hat die Bank von Frankreich ihren Goldbestand im letzten Jahr beträchtlich vermehrt Aus dieser Grundlage wurde auch der Notenumlauf und die offenen Giro- Verbindlichkeiten um etwa 11 Milliarden Franken ausgedehnt Diese Erweiterung des Geldumlaufs hat die Preis- steigerung begünstigt, die im ganzen die Konkurrenzfähig» kell der französischen Industrie auf dem Weltmarkt zunehmend be- hinderte, zumal in einer Zell des raschen internationalen Preis- abbaues. Die AgrarpoNtik. Ein« besonder« Stellung nimmt dl« Landwirtschaft ein. Det jährlich« Gesamtwert ihrer Produktion beträgt etwa 100 Milliarden ' Franken.(Zum Vergleiche den Wert der Nsenproduktion und der

VOM 2.-6» FEBRUAR

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