Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
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Nr. 66
B 33 48. Jahrgang
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Wie die Hamburger Blätter, melden stellt die Hamburger Reederei H. Wogemann ihre Schiffe unter frembe Flagge. Der Grund zu dieser Maßnahme
Sechs Menschen umgebracht!
soll darin zu suchen sein, daß bei Schiffen unter frember Graufige Familientragödie vor den Toren Berlins - Frau und Kindern den Kopf
Flagge die sozialen 2a sten sowie die steuerlichen Abgaben geringer sind. Die Blätter drücken die Befürchtung aus, daß diesem Beispiel unter Umständen noch andere Reedereien folgen könnten.
Der Verband Deutscher Schiffsingenieure befaßt sich in einer Zuschrift an die Presse mit diesem Fall und schreibt u. a.: Der Dampfer ,, Bogtland" der Reederei H. Bogemann, der im regelmäßigen Frachtdienst nach dem Golf von Merito verkehrt und vor einigen Tagen wieder in Hamburg eingelaufen ist, hat jetzt die deutsche Flagge gestrichen und soll fünftig unter der Panama - Flagge fahren. Die Befagung war vor dem Einlaufen des Schiffes tele graphisch gekündigt worden. In Hamburg wurde ihr dann freigestellt, unter der neuen Flagge an Bord zu bleiben. Als Be dingung hierfür wurde aber die
Einwilligung zu einer 25prozentigen Kürzung der Heuer verlangt. Durch den Flaggenwechsel fällt für die Reederei Bogemann der Zwang zur Sozialversicherung der Besagung wie auch zur Besetzung des Schiffes nach den deutschen Vorschriften weg. Das Schiff steht nicht mehr unter der deutschen Gesetzgebung. Da durch macht der Reeder gegenüber anderen deutschen Reedereien bedeutende Ersparnisse. Wir schäßen sie allein an Gehältern und SozialTasten ohne die steuerlichen Ersparnisse auf 44 Proz. der normalen Belastung, nämlich 25 Proz. Ersparnis an Gehältern, 10 Proz. an Bersicherungsbeiträgen und 9 Proz. durch Einschränkung des Personals. Die
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Offiziere und Mannschaften werden rechtlos, weil sie unter der neuen Flagge weder einem Seemannsgesez noch etwa einem Tarif- Banama tennt beides nicht unterstehen und ihre in Deutschland bisher erworbenen Ansprüche aus den Sozialversicherungen mur durch freiwillige Fortsetzung der Versicherungen aus eigenen Mitteln aufrechterhalten
fönnen.
Profit erschlägt nationale Würde.
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In unserem Hamburger Parteiblatt lesen wir über den Fall: Die Reederei betreibt einen regelmäßigen Frachten dienst zwischen Famburg und dem Golf von Mexiko . Die Schiffe fuhren unter deutscher Flagge, wie es sich für einen deutschen Reeder geziemt, der sein Teil wahrscheinlich mit Hilfe von Reichsmitteln zum Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte beigetragen hat. Diese selbstverständliche nationale Pflicht zur Führung der deutschen Flagge hat ein deutscher Reeder jetzt im Tanze um das goldene Kalb geopfert. Der deutsche Dampfer Bogtland", im Befit des deutschen Reeders Bogemann, hat die deutsche Flagge gestrichen, um die Flagge des tieinen Staates Pa nama zu sehen.
Was erreicht Herr Vogemann durch diese Abkehr von der deutschen Flagge? Vor allem das eine: Der einem deutschen
Reeder gehörende Dampfer„ Bogtland" unter steht nicht mehr
den deutschen Gesezen und seine deutsche Mannschaft nicht mehr den sozialen Fürsorgeeinrichtungen und Tarifen in Deutsch land. In früheren Zeiten war es üblich, der Mannschaft als Entgelt für diese Unsicherheit in ihrem Angestelltenverhältnis eine höhere Heuer zu gewähren, heute macht man es umgekehrt. Die Mannschaft der„ Bogtland" wurde telegraphisch von dem beabsichtigten Flaggenwechsel verständigt und es murde ihr bei ihrer Ankunft in Hamburg
freigestellt, mit einer Gehaltskürzung von 25 Prozent unter der neuen Flagge an Bord zu bleiben. Die deutschen Vorschriften für die Befahung gelten nicht mehr, die Folge ist eine Reduzierung des Mannschaftsbestandes um vier Mann und eine Verringerung des Gehaltskontos um weitere 9 Prozent. Der Anfeil der Reederei an den fozialen Laffen beträgt 8½ Prozent, fo daß ohne die steuerlichen Erleichterungen und ohne die Ersparnis der Beiträge für die Aufsichtsbehörden allein das Gehaltstouto um rund 43 Prozent verringert wird. Die Rebrseite diefer kaufmännischen Saltulation besteht er barin, daß die Befagung ohne jeben gesetzlichen Scharts- Bo
gespalten- Selbstmord des Täters
Die kleine Ortschaft Gielsdorf bei Strausberg | Rampf abgespielt haben, das Zimmer war über und über mit war in der vergangenen Nacht der Schauplah einer Blut bespritzt. Die beiden nächsten Opfer dieser nächtlichen graufigen Familientragödie. Der 31jährige Tragödie wurden im angrenzenden Zimmer entdeckt. Arbeiter Ernst Fallmer tötete seine Frau und seine beiden Kinder, nachdem er zuvor seine im selben Hanje wohnende Schwiegermutter und dann deren zwölf jährige Tochter durch Beilhiebe umgebracht hatte. Das letzte Opfer war sein 21jähriger Schwager Willi Janke, den er durch einen Revolverschuß niederstreckte. Nach der Schreckenstat tötete sich Fallmer durch einen Kopf schuß.
Gielsdorf , das etwa 5 Kilometer östlich von Strausberg liegt, ift ein Ort von 450 Einwohnern. Gegen. 3 Uhr nachts wurde das Dorf in hellste Aufregung verfegt, als auf dem Grundstüd des Chauffeearbeiters Fallmer geflende Hilferufe ertönten. Nach barn eilten hinzu und fanden vor dem Hause den 21jährigen Arbeiter Jante, den Schwager Fallmers, mit einem schweren Bruft schuß blutüberströmt auf. Der Verlegte konnte nur noch kurz angeben, daß sich im Hause etwas Furchtbares zugetragen habe, dann verfor er das Bewußtsein. Die Leute drangen mit dem inzwischen herbeigeholten Landposten in das Haus ein und
hier bot sich ihnen ein gräßliches Bild. Frau Janke, die Schwiegermutter Fallmers, und ihre zwölfjährige Tochter Lucie lagen mit furchtbaren Verlegungen tot in ihrem Schlafzimmer. Dem Kinde war der Schädel gespalten, der Körper der Frau war durch zahllose Stiche entfehlich zugerichtet. Zwischen dem Täter und diesen beiden Opfern muß sich ein furchtbarer
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Mit zerschmetterten Schädeln im Bett. und der einjährige Balter, die mit zerschmettertem Schädel regungslos Es waren die beiden Kinder Fallmers, der dreijährige Billi in ihren Bettchen lagen. Der Dreijährige gab noch schwache Lebenszeichen von sich, er starb jedoch auf dem Transport zum Strausberger Krantenhaus. Fallmer selbst wurde neben dem Djen gefunden. Durch einen Schuß in die Schläfe hatte er seinem Leben ein Ende gemacht. Bon der Frau Fallmers war im Hause feine Spur zu entdecken. Als die nähere Umgebung mit Facein abgesucht murde, fand man die erst 3 wanzigjährige, die bereits mit 16 Jahren geheiratet hatte, mit mehreren Schußperletzungen neben dem Garten..
Der Hergang der schaurigen Tragödie wird faum in allen Einzelheiten. geflärt werden können. Wie mitgeteilt wird, soll es zwischen Fallmer und seiner jungen Frau in letzter Zeit häufig zu erregten Auftritten gekommen sein.
Frau Fallmer trug fich mit dem Gedanken, sich von ihrem Mann zu trennen
und offenbar ist sie in ihrer Abficht von ihren Angehörigen unterstüzt worden. Das schwere 3erwürfnis hat offenbar in Fallmer den Entschluß reifen lassen, seine ganze Familie und seine Verwandten umzubringen. Dabei schonte er auch seinen 21jährigen Schwager nicht, den er durch zwei Schüsse, nachdem dieser faum das Haus betreten hatte, niederschoß. Ob dieser mit dem Leben davonkommen wird, ist noch zweifelhaft.
nama fennt feine Seemannsordnung und feinen Tarif muß. Will sich die Besatzung die Rechte sichern, die ihr aus den bisher eingezahlten Beträgen für soziale Versicherungen zustehen, so ist es ihr ja unbenommen, jich freiwillig weiterzuversichern und den bisherigen Arbeitgeberanteil aus eigener Tasche zu zahlen. Der Reeder hat also,
Dienft und außerdem noch den der abgebauten vier Mann versehen Im Havel - Eis eingebrochen.
durch den Flaggenwechsel 43 Prozent des Gehaltskontos auf die Schultern der Arbeitnehmer abgewälzt,
und zwar unter Androhung der Entlassung.
Ganze Familie in schwerster Gefahr.- Ein Mann ertrunken.
Am Sonntag haben sich in der näheren Umgebung Berlins außerordentlich zahlreiche Wintersportunfälle ereignet. Unf dem brüchigen Eis der Havel ist in den Mittagsffunden eine ganze Familie eingebrochen. Während es Spaziergängern unter größter Lebensgefahr gelang, die Frau und ein siebenjähriges& ind zu retten, ging der Mann unter. Bei der Rettungsaktion, die sich unter dramatischen Umständen abjpielie, brachen fünf Retter ebenfalls ein, glücklicherweise fonnten jedoch alle unversehrt in Sicherheit gebracht werden.
Im Falle des Dampfers Falte" warf man dem Kapitän Menschenraub vor, weil er seine Mannschaft über den Zwed feiner mit fleinen Revolutionsabenteuern gewürzten Reise im Unflaren ließ, der Fall Bogtland" ist eigentlich viel schlimmer. Hier verschiebt ein deutscher Reeder ein Stückchen deutschen Bodens unter eine fremde Flagge, um sich ungestraft durch die Recht- und Schuhlosmachung der Mannschaft einen erhöhten Gewinn zu schaffen. Reederei Kreise" drohen mit Nachahmung. Berlins verbreitet wurden, wollte D. mit seinen Angehörigen von
Die„ Tel.- Union" meldet über die Stimmung der Reederei
Kreise":
Zu der Maßnahme der Reederei H. Bogemann äußern sich Samburger Reederfreise dahin, daß diefer Borgang immerhin eine gewisse Beachtung verdiene und als ein Beweis dafür anzusehen sei, in welch schwieriger Lage die deutsche Schiffahrt sich befinde. Wenn auch größere deutsche Passagier- und Frachtreedereien diesem Beispiel wohl faum folgen würden, so sei es immerhin nicht ganz ummöglich, daß die eine oder andere kleine deutsche Frachtreederei ebenfalls die Flaggen wechsele, falls eine andere Möglichkeit, den Betrieb aufrecht zu erhalten, nicht mehr vorhanden sei.
Diese Aeußerung ist fennzeichnend für die Geisteswelt unserer Unternehmerkreise: Der offene Berrat des Baterlandes spielt gar teine Rolle, wenn es sich um eine schwierige Lage" handelt, in die das Rapital geraten ist. Baterlandsperrat" die Formel ist nur anzuwenden, wenn es gegen Sozialdemokraten und Internationale geht. Aber dann mit dem tiefsten Bruftton tapita fiftischer Hebergengarng Ueberzeugarng...!
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Der 35jährige Privatier Kurt Dussault, der in der Lückoffstraße 26 in Nitolassee wohnt, hatte mit seiner 33jährigen Frau Frieda und dem 7 Jahre alten Töchterchen Helene einen Schlittenausflug nach dem Grunewald unternommen. Trotz der vielen Warnungen, die in den Zeitungen und vor allen Dingen durch den Rundfunk vor dem Betreten der zugefrorenen Wasserläufe und Seen Lindwerder über das Eis nach dem Grunewaldturm gehen. Plötzlich gab das Eis nach und alle drei stürzten ins Wasser. auf die gellenden Hilferufe eilten Spaziergänger und Rodler herbei. Unter Einsetzung des eigenen Lebens gelang es ihnen schließlich, die Frau und das Kind zu retten. Drei Arbeitersportler und zwei Angestellte von Wertheim , die sich in hervorragender Weise an dem Rettungswerk beteiligten, brachen selbst ein. Es gelang ihnen aber, die Eisdecke wieder zu erklimmen und troß ihrer nassen Kleidung halb erstarrt die Frau und das Kind zu retten. Mann war anscheinend unter die Eisdecke geraten und abgetrieben. Seine Leiche fonnte von der herbeigerufenen Feuerwehr, die die Unfallstelle fast eine Stunde lang absuchte, nicht geborgen werden.
Der
Auf den Rodelbahnen in den Müggelbergen, in Tegel und im Volkspart Rehberge hatten die Rettungsstellen viel Arbeit. Es gab zahlreiche verhängnisnotte Stürze, bei denen die Berunglücken schwer zu Schaden gekommen sind. Allein in den Müggelbergen wurden 86 Berlegte behandelt. Nicht viel fleiner ist die Zahl der Verletzten, die die Hilfe der Rettungsstelle im Grunemald in Anspruch nehmen mußten. Bei den schweren Unfällen handelt e sich größtenteils um nomenbrüche umb Gehirnerschütterungen