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Wie die Scherlpresse saniert wurde

Der Pressestandal aus dem Kaiserreich wird untersucht.- Afteninhalt gegen den mächtig aufgerührt; man weiß nur nicht, wo man es unterbringen Zeugen Prof. Bernhard

Der Untersuchungsausschuß des Preußischen Landtags   setzte die Prüfung der Frage fort, ob in die Sanierung des Scherl= Beriages direkt oder indirett Staatsgelder geflossen feien.

Eine Erf ärung Kuttners.

Außerhalb der Tagesordnung bezeichnet der Berichterstatter, Abg. Kuttner( Soz.), die Behauptung des ,, Berliner Lokal- Anzeigers" und des Tag" als falsch, wonach er, der Berichterstatter, gestern selbst habe feststellen müssen, daß keine Staatsgelder in den Scherl­Berlag geflossen seien. Weiter erflärt der Berichterstatter zu der gestrigen Bemerkung des Zeugen Bernhard, daß ein junger Mann aus dem preußischen Innenministerium zu ihn gekommen wäre und Bernhard gesagt habe, es fäme dem Minister im Falle des Hugenberg- Konzerns nur auf einen politischen Standal an, er habe über diese Behauptung des Prof. Bernhard Informationen ein­gezogen. Der frühere Minister Grzesinski   habe dem Bericht erstatter gesagt, daß ihm, Grzesinski  , ein solcher von Bernhard be­haupteter Borgang pöllig unbekannt sei. Grzesinski   habe sein außerordentliches Bedauern und Befremden darüber ausgesprochen, daß Bernhard, wenn ihn dieser angebliche Borgang so wichtig er­fchien, nicht den Namen festlegte und sofort beim Ministerium Rüd­frage hielt.( Sehr wahr! links.)

Es sei aber unerhört, daß ein Mann wie Bernhard, der einen öffentlichen Ruf zu verlieren habe, eine unerhörte Berdächtigung eines Ministers ausspricht und, gefragt, wer der Urheber sei, erwidern müffe: Das weiß ich nicht; das habe ich vergessen!" In Erledigung der Tagesordnung gibt dann Berichterstatter Abg. Ruttner( Soz.) einen

Ueberblick über den Inhalt der Aften des preußischen Innen­minifteriums

über den Berliner   Lotal- Anzeiger" und den Scherl- Berlag. Die Aften gehen bis 1891 zurüď.

In einem Schreiben vom Präsidenten der Preußenfasse vom 20. August 1914 wird erflärt, es handle sich um die Bevorschussung eines vom Deutschen   Berlagsverein ausgestellten Wechsels. Daraus ergebe sich, daß auch dieser Verein und nicht nur das Banks haus von Oppenheim   sich um die Finanzierung der Sanierung des Scherl- Berlages bemühten. Besondere Bedeutung mißt der Bericht erstatter dem Schreiben vom 19. März 1914 an das preußische Innenministerium bei, worin Geh. Regie­rungsrat v. Krüger, als Geschäftsführer des Scherl- Berlages, für den Berlagsverein die Verleihung der Rechtsfähigkeit fordert.

In diesem Schreiben werde, entgegen der gestrigen Aussage Prof. Bernhards, festgestellt, daß der Berlagsverein auch gegen­

Vom Eis umflammert.

25 Schiffe in Not.

-OP

Reine Lebensmittel mehr an Bord

Reval  , 10. Februar. Nach Helsingforser und hiesigen Nachrichten liegen bei der Insel Hogland im Finnischen Meerbusen 25 Schiffe verschiedener Flaggen in schweren Eisverhältnissen fest und sind bisher vergebens bemüht gewesen, sich aus der Eisumflammerung zu befreien. Sämtliche Dampfer find auf dem Wege von Leningrad   nach dem Westen steckengeblieben Ble aufgefangene Funksprüche der Dampfer be= richten, gehen auf den Schiffen die Rohlen- und Lebensmittelvorräte zu Ende, so daß man hier um das Schicksal der Dampfer besorgt ift. In Reval   herrscht außerdem große Besorgnis um das Schicksal des seit drei Tagen überfälligen deutschen   Frachtdampfer" Riga  ", von dem bisher jegliche Nachricht fehlt. Die schweren Eisverhältnisse im Finnischen Meerbusen erinnern an die vor zwei Jahren, als die Befreiung vieler Dampfer erst durch das Eingreifen des deutschen   Bonzertreuzers Heffen" möglich war. Die Schiffahrt nach Helsingfors   mußte der schweren Eis­Derhältnisse wegen ganz gefchloffen werden.

Unbekannte Tote und Wahnsinnige...

Die Aufräumunasarbeiten in Neuseeland  .

Wellington  ( Neuseeland  ), 10. Februar. Ja Napier   wurden heute die Ceichen von 13 Opfern des Erdbebens gefunden. Nur fünf fonnten identifiziert werden. Außerhalb Haftings wurden heute morgen von einem patrouillieren­den Schuhmann zwei junge Mädchen gefunden, die durch

über August Scherl   persönlich noch eine Verpflichtung von 3% millionen habe.

Die Vereinsmitglieder, so sagt das Schreiben u. a., hätten sich von dem Wunsch leiten lassen, den Scherl- Berlag nicht unter linfsliberale ftaatsfeindliche Leitung gelangen zu lassen, aber ein angemessener Gewinn werde aus dem Unternehmen nicht zu erwarten sein. 26. gesehen von 10 Millionen Marf Stammanteilen sei das Unternehmen noch mit rund 29 Millionen Mark Vorzugsanteilen, Genußscheinen, Hypotheken und Obligationen belastet.

Insgesamt sei der Verlag also mit rund 39 Millionen Mart belaftet. Der Belastung ftänden gegenüber an Berlagswerten rund 21 Millionen Mart, die aber von August Scherl   über­mäßig hoch angesetzt seien.

Benn Scherl trotzdem früher eine hohe Dividende verteilte, so habe er das nur durch unzulängliche Abschreibungen erreichen können. Die Vereinsmitglieder müßten daher mit weitgehender staatlicher Unterstützung rechnen, die ja auch zugesichert worden sei.( Hört, hört! links.)

fcher Art; die unbeschreibliche Mannigfaltigkeit feiner farbig­geometrischen Bisionen, ihre tief glühende Inbrunst sprechen für eine Entstehung aus innigster Empfindung, nicht aus der Lust am Form­spiel. Denn so wirten sie ja auch auf den seelisch bereiten Betradţter: es wird ein im Unbewußten   schlummerndes allgemeines Empfinden foll. Das eben ist es: nicht gegenständlich bestimmbare Romplege werden dargestellt, sondern allgemein menschliche, finnlich- geistig um­fchriebene Gefühle. Sie sind der Urgrund, aus dem fo unbegreif lich verschiedene, herrliche und geheimnisvolle Bilder heraufquellen. An die Stelle der sichtbaren Natur ist das geistig- musikalische All­gemeingefühl der Seele getreten. Kein sichtbares Vorbild gibt es hierfür, darum auch ist eine Ertlärung in rationalistischen Begriffen fo unmöglich, und man muß einen Gehalt an eigenen geistesver­wandten Empfindungen besigen, um diese wunderbaren Bilder in sich weitertlingen zu lassen.

Die strenge Gebundenheit an wenige geometrische Grundformen, die immer wiederkehren, deutet ja schon auf die geistige Ordnung, die diesen Gebilden zugrunde liegt. So etwa fann man auch den Bachschen Präludien und Toccaten die Aufbauelemente nachrechnen, ohne damit jemals an ihre recht eigentlich religiöse Mystik zu rühren. Das orgelhaft Unantastbare und Unbeschreibliche der Kandinskyschen Kunst, ihr schöpferisches Urmesen, liegt in der Farbe, die dem ab­stratten Liniengerüst erst die seelische Bedeutung, das unfaßbar Klingende gibt. Aber erst beides zusammen in seiner Totalität urd Tonalität macht die Größe und Herrlichkeit dieser Kunst aus.

Bon verschwommener Mystizität ist bei alledem nicht die Rede.

Der Berichterstatter betont noch, es sei nach diesem Brief feft­zustellen, daß der Scherl Berlag tatsächlich vom Ronturs bedroht war und man müsse ermitteln, ob der von der Preukentasse eingeräumte Wechselkredit von Millionen tatsächlich gesichert war. Denn nach den Ausführungen von Krügers hätten die 5 Millionen Stammanteile, die als Pfand dienten, einen Wert von gleich Null gehabt. Don ( Zuruf des Abg. Kaufhold( Dnat.): Der Kredit ist ja gar nicht in Anspruch ge= nommen worden!") Der Kredit fei aber von der Preußenkasse zur Berfügung gestellt worden.

Der Berichterstatter verliest dann die Liste der Leil nehmer an der Gründungsversammlung des Verlags- Vereins, die im Hotel Bristol in Berlin   stattfand.

Unter den Teilnehmern befanden sich danach Staatsminister Freiherr Lucius v. Wallhaufen, Vertreter der Frau v. Stumm und Helfferichs, Louis Hagen  , Baton   v. Oppenheim, Fürst Schaumburg- Lippe  , Couis Röchling, Thyssen, Oberbürgermeister Wallraf- Köln, Kirdorf  , die Haniels, Regredt- Saarbrüden, Frei­herr v. Hammerstein usw.

Aus dem späteren Schriftwechsel, der sich in den Alien des Innenministeriums findet, sei noch die Mitteilung, daß der Ber­lagsverein seinerzeit mit viel zu geringen Mitteln, nur mit der Hälfte des erforderlichen Kapitals, ins Leben getreten sei, besonders

erwähnenswert.

Der Berichterstatter trägt nun aus dem Atten. inhalt noch Material aus dem Jahre 1928 vor, wonach damals be= stimmte Kreise sich bemühten, dem Berlags- Berein die Rechtsfähig feit wieder zu entziehen.

die Erlebnisse beim Erdbeben wahnsinnig geworden waren. Sie waren völlig ausgehungert und nicht in der Cage, etwas Sie haben in einem anderes als ihre Namen anzugeben. Hospital Aufnahme gefunden.

Paul F. Schmidt.

Das Wilnaer Gastspiel.

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ein

Das Wilnaer jüdische Theater brachte am Montag mant spielt täglich ein neues Stüd im Ballner Theater eine Tragikomödie: Schwer zu sein ein Jud" heraus. Sie ist dem hervorragenden jüdischen Humoristen Schalom Alejchem und behandelt das jüdische Schicksal unter der zaristi schen Fuchtel in Gestalt eines jüdischen Studenten und seines christ­lichen Freundes. Sie tauschen die Pässe, und der Christ Generalssohn, der ffodisch spricht! erlebt am eigenen Leibe, was es heißt, Jude zu sein( oder hier zu spielen). Troß der Unwahr. scheinlichkeiten der Handlung und der für dieses Milieu charakterifti­schen Sentimentali.ät interessiert das Stüd und gewinnt starte Sympathien dank der Güte und der liebenswürdigen Ironie des Autors. Die Truppe, die im Vorspiel zunächst einen etwas bilet an tischen Eindruck machte, gewinnt im Laufe des Abends, wenn Adam Domb und Paula Walter als jüdisches Ehepaar in die Er. scheinung treten und das jüdische Familienmilieu sich entfaltet. Das Studentenpaar wird von Aleg Stein und Israel   Kamay charaf­terisiert. Die Lacher hatte stets Samuel Schäftel, dieses Muster eines Früchtchens, auf seiner Seite. Das größtencils jüdische Publikum amüsierte sich vortrefflich, wir anderen, des Jargons nicht

immer mächtig, lachten mit

Alfred Adler   spricht in Berlin  .

r.

Der Begründer der individualpsychologijojen Wissenschaft, Dr. Alfred Adler  , fprach im Berliner   Zentralinstitut für Er ziehung und Unterricht im Rahmen einer Bortragsreihe( individual psychologische Erziehungsarbeit) über den seelischen Aufbau des Jch, Psychologie der Stellungnahme umriß. indem er zunächst das Wesen der Individualpsychologie als einer Das foll heißen, daß diese Wissenschaft den Menschen nicht bloß vom Ge fichtspunkte der Bererbung, auch nicht von dem der Milieu- Theorie aus zu erfaffen und zu verstehen sucht, sondern von der Art der Haltung des Individuums, der Stellungnahme zunn Ablauf des Lebensprozesses. Diese Haltung ftammt aus der Erfenninis, daß nicht nur die Umstände den Menschen, sondern auch der Mensch Die Umstände zu formen imftande ist, eine Erkenntnis, die mir schon bei Pestalozzi finden; daß ferner Menschen in der gleichen Um Nach den letzten Meldungen über den Untergang der gebung, von derselben Abfunft, ja, unter denselben erzieherischen Dampffähre, die nach einem Zusammenstoß mit dem Einflüffen fich auf verschiedenste Weise gestalten und formen. Es französischen Passagierdampfer ,, Porthos" unweit des bleibt alfo, felgert Adler, fein anderer Weg als der Appell an die Safens von Robe sant, werden 69 Personen verschöpferische Kraft des Individuums. Damit ist die Erziehung auf mißt. Der Zusammenstoß ereignete sich bei schwerem den Thron gesetzt. Schneestur m, der die Sicht vollkommen versperrte.

69 Tote in Kobe. Der Zusammenstoß zwischen Dampfer und Fähre. Zotio, 10. Februar.

Ungarische Kulturschande.

Eine Frau foll gehängt werden.

Budapest  , 10. Februar. Wieder einmal iff eine Frau in Ungarn   zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Es ist dies die Frau Michaela Rabendörfer aus der Gemeinde Safta im Komitat 3ala, die ihren schwachsinnigen und verfrüppelfen Mann durch ihren Geliebten erschießen ließ. Die Frau wurde, obwohl sie Mutter von fünf Kindern ist, wegen Anffiffung zum Morde 3um Tode verurteilt, der Mörder selbst zu lebenslänglichem Zuchthaus.

Der Maler des Geistigen

Kandinsky  - Ausstellung bei Flechtheim  

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über das bildfame Gehirn beeinflußt und verdorben morden find. Der mißleitete Instinkt des zivilisierten Europäers mißleitet vor allem von dem oberlehrerhaften Dünkel, alles ,, verstehen" und nach dem photographiemäßigen Renaissance- Ideal der Richtigkeit" be­urteilen zu müssen verlangte vom Kunstwert eine Art Bieber holung der Wirklichkeit. Sind wir nun auch durch den Kubismus, den Expreffionismus ufm. längst eines Besseren belehrt, nämlich, daß es auf den dargestellten Ausdrud und nicht auf die photo graphische Genauigkeit anfommen tann, so stehen doch immer noch die meisten ganz verständnislos vor der abstraften Malerei eines sp überragend großen Künstlers wie Kandinsky  . Hier ist nun zu sagen, daß es in der Kunst von höchstem Range überhaupt nicht auf die Bergleichbarkeit mit eigenen Erfahrungen der Sinne antommt, son­dern auf die Bereitwilligkeit der Empfindung beim Betrachter und auf die Kraft der Darstellung beim Künstler. Bas dargestellt wird, ist nicht etwa gleichgültig, aber der Betrachter muß ihm ge­wachsen sein, muß empfinden tönnen, was der Künstler schöpferisch empfunden hat.

Ein willkommener Gast hat fich in der Galerie Flechtheim   ein| dürfen und merft nicht, wie sehr diese Augen schon auf dem Wege gestellt: Wassily Kandinsky  . Man sieht ein sehr schönes Bild aus der Uebergangszeit von 1911( 3mpreffion 2, aus der Sammlung Köhler), wo das Gegenständliche vor seinem gänzlichen Berschwinden noch einmal zwischen den rauschenden Farbenflängen geisterhaft empor taucht, und drei Frühbilder der musikalisch bewegten Abstraktion von 1912: alles Uebrige sind Bilder und Aquarelle aus den letzten Jahren, in denen die strenge Größe tonftruttiver Mathematit fich mit der unendlichen Melodie tiefglühender Farben paart. In der Tat bedeuten diese Bole das chaotish- romantische Bogen der Farbentlänge von 1912 und der fugenartig strenge Aufbau aus der Geometrie der Fläche und dem Geisterreich des unbegrenzten Farben raums non 1930 die Zusammenfassung des Großen, mit dem Kandinsky   die Kunft bereichert und erhöht hat. Wahrscheinlich wird gerade der unvorbereitete Mensch, der noch die Fähigkeit befigt, fchlicht und naiv anzuschauen ohne alle Boreingenommenheit, diesen wunderbaren Bildern mit Berständnis und Liebe gegenübertreten tönnen. Ich zweifle nicht, daß vor allem unter unseren jüngeren Genoffen, die in der Schule schon den unbefangenen Zeichenunterricht aus der Borstellung heraus erhielten( mie z. B. in her vortrefflich geleiteten Neuföliner Schule in der Rütlistraße), fich viele finden, die Randinffys Bilder richtig " Jehen" und genießen können. Es ist ein wunderliches Ding um das Anschauen von Kunstwerten. Jeder glaubt seinen Augen frauen zu

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Bas will nun Kandinsky   sei zwei Jahrzehnten mit seinen Ab­ftraktionen fagen, welche Erlebnisse liegen seinen Schöpfungen zu­grunde? Offenbar nicht gegenständlich bedingte, alfo Abbilder ber Wirklichkeit; und ebensowenig reine Formgrübeleien, wie sie eima die französischen   Rubisten erfüllen. Kandinskys Erlebnisse find feelt

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Der Mensch ist, nach Adlers Lehre, gar nicht imstande, die wirklichen Tatsachen, also das Ding an sich zu erfassen, sondern nur Eindrücke davon, die Beziehungen der Dinge untereinander. Unsere Urteile und Handlungen werden immer davon abhängen, welche Meinung wir von den Dingen des Lebens haben und welche Stellung wir bemgemäß diefen Dingen gegenüber beziehen. Hier hat die Individualpsychologie eingefeßt, die das ganze Problem der Anpassung des Menschen an das Leben als eine Ueberwindung von Schwierigkeiten, Lösung von Lebensaufgaben anfieht. Der Mensch befindet sich vom Augenblick feiner Geburt an in einem Reich der Unsicherheit, ein Zustand absoluter Ruhe und Sicherheit ist in unserem Leben nicht zu finden, daher ist unser Leben ein immerwährendes Streben nach dieser Sicherheit, nach Ueberlegen heit, nach Vollendung, nach einer idealen Endform. Alle organi­fchen Lebewesen zeigen in ihrer Entwicklung dieselbe Bewegung. Bei Wunden an einem Körper ist eine Kraft am Werke, die Boll endung wiederherzustellen. Alle diese Bestrebungen find gedacht, von der Meinung des Menschen abhängig, das ganze mensch­liche Leben ein Versuch, die Zukunft zu erraten. In dem Chaos des Lebens, das das Kind betritt, gibt es teme andere Möglichkeit als die des Erratens. Dieses Erraten finden mir auch in unserer Zielfegung: wenn wir eine Situation fuchen, in der wir Sicherheit haben. Das Ziel ist maßgebend für den Aufbau der Lebensform. Dieser Aufbau ist als ein Kunstwert an­zusehen, in dem jeder einzelne Teil dem Gesamtaufbau entspricht. Jeder Mensch aber ist nun, so sagt Adler, von einer Meinung ge­leitet. Niemand ist Herr über die Meinung. Bas immer geschieht, immer wird es der Mensch von seinem Bewußtsystem aus des trachten. Anormale, wie z. B. Selbstmörder oder Berbrecher, weichen dem normalen Weg zur Ueberlegenheit aus, fie suchen ihre Ueberlegenheit darin, daß sie es gar nicht auf die Entscheidung an. tommen lassen. Es gibt aber offenbar Meinungen, die man wider­legen tann, weil sie sichtbar den Tatsachen widersprechen. Damit wird die Erziehung zu einer wesentlichen und bedeutungsvollen Angelegenheit. Die Individualpsychologie stellt sich daher zunächst die Aufgabe, in den zahllosen Barianten die harmonische Einheit des Individuums zu erkennen und von da an zur Hilfe zu schreiten. O. S.  

Linden, ab Mittwoch, täglich in der Zeit von 1.30 Uhr bis 3 Uhr nachmittags. Eine Gedächtnisfeier für Plüschow   veranstaltet die Kamera, Unter den Dr. G. B. Hendel, der mit Blichov zufammenarbeitete, wird einleitend und zu den Teilen aus den Filmen Blushows fprechen.

Elle Johannsen( pricht Mittwoch, 8,80 Uhr, im Humboldt- Haus Klopstod ftrage 55, über amfun. In der Preußischen Alademie der Wissenschaften spricht am Mittwoch. Eintrittstatten beim Pföriner der Akademie, Unter den

br, Professor Fabricius aus Freiburg   i. Br. über Perilles und die

Demokratie".

Dr. Karl Hagemann behandelt auf Einladung der Wolfsbühne in vier Borträgen bas Theater der Japaner und Chinesen, das er auf seinen aus. findet Freitag, 8 Uhr, im Bürgerfaal des Rathauses statt. Eintritt 0,60 2. gebehnten Fortungsreisen ausgiebig fennenlernte. Der erste Vortrag