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Andreas Das gestohlene Paradies

Aus den Erzählungen des milos Lokitsch

( Schluß.)

Er nahm Abschied von mir und ging hinaus. Als er die Vor­zimmertür öffnete, sprang mem Diener erschrocken zurück. Der Fatir legte ihm die Hand auf die Schulter, sah ihn an und der Kerl schloß die Augen und fiel steif auf sein Lager wie ein gefällter Baumstamm. Der Fafir würdigte ihn weiter feines Blickes, er fagte nur vor der Hütte, während ich ihn hinausbegleitete, falt: " Der wird nicht schwätzen! Und dir vertraue ich." Ich kehrte in die Hütte zurück Mein Diener lag noch in hypnotischem Schlaf. Ich war allein mit dem wunderbaren Pulver. Ich roch daran; es duftete schwach nach Gewürzen, aber das sagte nichts weiter, denn in Indien und Amsterdam riecht alles nach Ge­würz. Ich wurde ausgesprochen erregt. Das fonnte nichts schaden, dieses Pulver zu nehmen und alle geheimen Wonnen des mystischen Oftens zu durchkosten. In diesem eintönigen Leben konnte eine fleine Aufregung nur willkommen fein.

Ich hob das Säckchen bereits an die Lippen, als ich mir die Sache plötzlich wieder überlegte. Ich war so furchtbar schläfrig, daß ich bis zum Morgen sicher alles, was mit mir geschah, wieder vergessen hätte. Es wäre dumm von mir, das Wundermittel jetzt. zu verschleudern, um so mehr, als es auf der ganzen Welt nur diese einzige Portion gab. Besser morgen, wenn ich ausgeruht bin.

Ich legte mich nieder und war schon fast eingeschlafen, als mir einfiel, daß ich das Pulver auf dem Tisch hatte liegen lassen. Dieser Idiot von Diener würde es vielleicht beim Aufräumen herunterfegen. Ich hing mir das Leinensäckchen um den Hals und schlief be­ruhigt ein.

Am ganzen nächsten Vormittag fühlte ich mich so wie ein Bräutigam, dem die Hochzeitsnacht bevorsteht. Ich und trant maßvoll, überwachte jede. meiner Bewegungen; mit leichtem Magen und ausgeruhtem Körper wollte ich der höchsten Wonne des Lebens entgegentreten. Bei einer meiner Visiten hing sich ein hübsches Hindumädchen an mich, aber ich schüttelte es ab. So dumm war ich nicht, mich mit Brot satt zu essen, wenn ich zu einem groß­artigen Mahl geladen war!

Am Nachmittag schickte ich auch meinen Diener fort und schloß mich in mein Zimmer ein. Ich hatte das Pulver schon fast im Mund, als mich, plöhlich, schneidend wie ein Säbel, der Gedanke Durchfuhr, daß es dumm von mir wäre, des Lebens höchste Bonnen gerade jest zu durchkosten. Ich war gesund, meine Angelegenheiten

befanden sich in Ordnung, mein gleichförmiges Dasein hatte neben fleinen Unannehmlichkeiten auch teine Freuden nachzuweisen. Es wäre schade, diese Ruhe jetzt durch ein Erlebnis zu zerstören, in deffen Folgen man das Leben nur mehr als unerträgliches Elend empfinden würde.

Nach reiflichem Ueberlegen beschloß ich, dieses Puiver, die einzige Lebensmöglichkeit großen Stils, für die Zeit aufzubewahren, menn Menschen und Dinge mich endgültig meinem Schicksal über licßen. Dann sollte dieses Wundermittel mich für meine Qualen entschädigen.

Ich hatte nur noch eine Sorge: wie ich nämlich das heure Bulver vor meinem Diener schützen sollte. Denn wenn er merfte, daß ich dem Mittel nur die geringste Bedeutung zubilligte, wäre das Grund genug für ihn, das Bulver zu flauen. Er war die reine Elster

natur.

Aber ich fand auch da einen Ausweg. Ich füllte das Pulver in ein fleines Fläschchen und malte mit Tusche einen Totenkop! Darauf. So fonnte ich es ruhig auf das Regal zu den übrigen Medikamenten stellen.

In meiner freien Zeit betrachtete ich das eine Fäschchen mit der gleichen süßen Hoffnung im Herzen, als ein Bild der angebeteten Braut. Oft hatte ich bittere Stunden, in denen der Gedanke der Heimatlosigkeit und meines zwecklosen Lebens mich fast erſticte; aber sobald ich zum Bulver griff, tauchten plötzlich tausend mildernde Umstände in meinem Hirn auf, lauter nichtige, vorübergehende Argumente, und ich stellte das Fläschchen zurück für bessere be­ziehungsweise noch schlechtere Zeiten. Und wenn ich eine schöne Gegend sah, einen schmackhaften Bissen, mit einer schönen Frau beisammen war, dachte ich daran, wie wenig dies alles im Ver­gleich dazu war, was mich erwartete.

Eines Tages erreichte mich die Tragödie, unerwartet, wie ein

dummer Dachziegel.

Richard

Ich trat gerade in dem Augenblid in das Zimmer, als mein Diener einen fräftigen Schluck aus der Aetherflasche nahm. Jezt wurde ich wütend. Schließlich waren diefe paar Medikamente die Grundlagen meines Geschäfis, das mich ernährte. Dieser Gauner foff meine Wissenschaft leer.

Ich bin fein grausamer Mensch, sogar die Fliegen fange ich mit verzudertem Klebstoff, aber jetzt padte mich der Zorn. Ich mit verzudertem Klebstoff, aber jetzt padte mich der Zorn. Ich griff dem Kerl nach der Kehle und ohrfeigte ihn gründlich. Seine Augapfel traten aus den Höhlen, sein Mund schäumte und er brüllte wie am Spicß: Oweh, o weh! Mein Herr ist böse auf mich! Mein Herr hat mich geprügelt! O meh, o weh! Das fann ich nicht über leben!"

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Ehe ich es verhindern fonnte, ergriff er das Fläschchen mit dem Totenkopf und schluckte das Bulver hinunter. Bergebens faßte ich danach, es war zu spät; der Halunke hatte meine einzige Hoff nung verschluckt!

Er schlug lang hin und bald fonnte ich sehen, daß der Fakir nicht gelogen hatte, wenn er von einem Wundermittel sprach. Seine Miene wurde durchgeistigt, seine Augen leuchteten, ein Lächeln der Wonne umspielte feine Lippen. Ich sah es ihm direkt an, daß er jetzt über feenhafte Gegenden dahinschwebte, so, wie man das Licht der Sonne selbst an der ungehobelten Telegraphenstange erblicken fann. Aber ach, ich bemühte vergebens meine Augen, fpannte umsonst alle meine Nerven zum Zerreißen an, ich sah nur die elenden vier Wände meines Zimmers und mußte dabeist.hen. wütend und unfähig, etwas zu tun, während auf seinem dummen Gesicht der Widerschein einer märchenhaften, nie gesehenen Gegend glänzte.

Dann weiteten sich seine Nasenlöcher, feine Nasenflügel bebten; grunzende Wonnelaute entflohen seiner Kehle; ich wußte, ich emp fand flar, daß er jetzt den Duft paradiesischer Blüten in sich einzog, ich aber schnüffelte vergeblich mit angespanntem Bemühen, ich empfand nur den muffigen Geruch meines Zimmers.

unerschütterlichem Glauben diese angeblich ungläubigen und E verstandesmäßig lebenden Umerikaner der Borschrift ihres Arztes anhängen. Sie wollen die Sache, bis zu Ende durchbeißen, selbst auf die Gefahr hin, sich eine Lungenentzündung zu holen.

Augenblicklich liegt nämlich New York an der Grippe fran? und die Geschäftsleute jammern, es fönne deshalb feine Besprechung zustande kommen. Das Klima in New York ist wirklich vom Teufel; gestern hatten wir eine Art Blizzard, das Thermometer sant bis zu sechs Grad unter Null, und heute liegt die Sonne auf der Stadt; es ist Frühling, und die Bergoldung der Kuppel von Zentralstation fcheint so aufdringlich, als wollte sie uns Fremde über das Ende der guten Konjunktur und der berühmten Prosperity hinwegtäuschen. Die sind nämlich wirklich augenblidlich gänzlich verschwunden, und da die New- Yorker Hysterifer find( einmal himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt), hat man es aufgegeben, fie zu suchen. Die schöne Zeit, die Hausse, der Boom der Jahre 1925 bis 1927, als jeder Geld hatte und es feine Armut mehr gab, sind vorbei. Es wird von jedem Geschäftsmann zugegeben, daß Amerika zehn Millionen Arbeitslose hat und daß augenblicklich für niemanden die Möglichkeit besteht, sich zum Millionar hochzuarbeiten. Abends stehen die Breadlines, die Brotlinien, auf dem Broadway; das heißt, eine riesige Kette oder mehrere riesige Ketten von Arbeits­losen drängen sich unter Polizeioufsicht zu einem Wagen, von dem ihnen ein Stüd Brot gereicht wird. In diesem New York , das an der siebenundfünfzigsten Straße einen Bolfenkratzer hat, der ganz aus fararischem Marmor gebaut ist, gibt es also Leute, die hungern. Die alten Damen und ihre Vereine, die große Presse sezen fich für die Arbeitslosen ein; im Radio wird das Problem täglich besprochen; aber es hat sich deswegen noch nichts geändert.

In Coney Island ich bei Childs, dem New- Yorfer Aschinger. Wie immer, fing id) mit einem Sauerkraut- Cocktail an und dann ich eine Wurst nach New- Yorfer Art. Das foftete nach deutschem Gelde drei Mart, und es hygienisch; aber deswegen noch nicht schmackhaft. Irgendwo fündigte mar sehr reichlich und einwandfrei ein Platat an: Das Gefängnis, dargestellt von ehemaligen Sträf­lingen. Wertvoller Einblick in die Strafanstaltsverhältnisse für jung und alt. Tritt ein und überzeuge dich für wenig Geld, ehe es zu spät ist.

Geknüpfte Wunder

Und dann gewahrte ich, daß er Melodien hörte, die Menschen­ohren noch niemals pernahmen, und Gewürze schmedte, die Wie die Perjerteppiche nach dem Abendland kamer Menschengaumen noch niemals figelten und ich sprang umber, aus geschlossen von alledem, wie ein Hund um den Tisch der Brasser.

Und dann stieß er einen marferschütternden, ersterbenden Bonneschrei aus, öffnete beide Arme, fein Gesicht flammte, feine Brust feuchte.

Ich mußte, daß jetzt das göttlichste Beib auf ihn zufam. das sich nur durch die Kraft der Magie einem Manne schenkt. Wenn fie schreitet, berührt ihr Fuß die Erde faum, so leicht ist sie; für nichts sonst erschaffen als für die Liebe. Ein Blumenwesen, aus dem glühenden Dampf der Sterne erschaffen, um den Menschen für eine Stunde göttliche Bonne zu bringen! Und diese Stunde für eine Stunde göttliche Bonne zu bringen! Und diese Stunde gebührte mir! Diese Frau hätte eigentlich mein werden sollen. Ich sah, wie der elende Kerl, in mahnwißiger, sinnloser Gier erstarrend, nach meinem Weibe griff, und das Blut lief mir in die fonntest du verschlingen, aber mein Weib wirst du mir nicht ent­Augen. Nein, Verbrecher! Meine Farben, Düfte, Melodien, Speisen

führen.

af

Hals, um ihm den Kragen umzudrehen. Ich sprang zu ihm und umspannte mit beiden Händen seinen

dem geht es schlecht. Aber jetzt fühlte ich erschroden, daß meine Run, wenn ich mit diesen meinen zwei Händen jemand anfaffe, Finger auf seinem Hals feinerlei Spuren hinterließen, es war, als drückte ich einen Felsblod. Und dabei glühte sein Nacken, fo start wie ein eiserner Ofen.

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Dandin aus mir geworden war. Ich fonnte ihn würgen, ohrfeigen, Jetzt sah ich erft, welch ein lächerlicher, ausgesperrter George treten, stoßen nach Herzenslust trische Ströme mit der Hand aufhalten. Ich fauerte auf seinem es mar nur, als wollte ich elet Körper und mußte mit ansehen, wie er die unsichtbare Schöne umarmte. Ich hörte Küsse, in denen elektrische Funken fnodten, und saly seinen Störper sich epileptisch frümmen. Und ich mußte auch noch dabei sein, als er erlöst fichernd verstummte und zufrieden seufzend in tiefen Schlaf verfiel. seufzend in tiefen Schlaf verfiel.

Damals fchwor ich mir zu( und ich habe den Schwur gehalten), daß ich niemals heiraten würde. Das alles noch einmal zu erleben?

Einmal war reichlich genug!

( Ueberfekt von Gachet- Masoch.)

Fueljenbeck: Coney Island im Winter

Es ist nicht leicht, sich in den New- Yorker Untergrundbahnen zurechtzufinden; aber schließlich muß man es doch einmal lernen, da das Tarifchren auf die Dauer zu teuer mird. Von der Battern bis zum Zentralpark zahlt man einen Dollar und fünfzig, das sind inunterhin über sechs Mart. Nun meinen die New- Yorker allerdings, ihre Taxis feien billig. Wenn man alle anderen Preise damit vergleicht, stimmt das sogar. Für ein nicht sehr luxuriöses Hotel­zimmer zahlt man vier Dollar und ein Mittagessen unter einem Dollar lohnt gar nicht der Mühe. In New York hat man das Prinzip der fleinen Portionen mit großem Eifer ausgebaut und ich kann sagen, daß die Leute es darin zu einer Art Reford ge­bracht haben. Mein Freund ist allerdings sehr entzüdt, weil er hofft, durch seinen New- Yorker Aufenthalt zehn Pfund abzunehmen. Bis gestern war er ein eifriger Berfechter der Prohibition, und er trant nichts als den Sauerkraut- Cocktail oder das Orange Juice, das es hier vor jeder Mahlzeit gibt. Gestern nacht allerdings ist er dann mit dem Baron 2., einer Schiffsbekanntschaft, in das Zentral­fino( im Zentralpart) geraten. Da gilt die Prohibition mir oberhalb der Tischplatten; alles, was unterhalb den Tischpiatten ist, geht nie manden etwas an, und nur, wenn einmal von einer warm gewordenen Settflasche der Kort abspringt, wird gelacht.

Kürzlich fuhr ich nach Newart, um dort einen anderen Freund aufzusuchen, der im dortigen Athletentlub mohnt. Athletenthub flingt bei uns sehr nach Rummelplatz; hier ist der Athletenklub ( jede Stadt hat einen) das einste vom Feinen und jeder Fremde schätzt sich glücklich, Gast des Athletenklubs zu fein. Dieser Freund hatte also die Einladung, im Newarker Athletenflub zu wohnen, nicht abgeschlagen, obwohl Newart sehr weit außerhalb liegt. Man fährt vom Zentralpark bis Manhattan Transfer ungefähr eine halbe Stunde, und dann muß man mit einem anderen Zug unter dem Hudson durch und dann ist man noch lange nicht da.

Das Untergrun bahnnetz ist wirklich sehr fompliziert, obwohl wir Berliner doch auch teine Dörfler find. Kürzlich, als ich nach Newark wollte, habe ich mich ganz verfahren, und schließlich merkte ich, daß wir anstatt nach New Jersey ( in dieser Richtung, also jenseits des Hudson , liegt Newark ), über die Brooklynbrücke fauften. Und dann nerfte ich weiter, daß ich im Sea- Beach- Expreß faß, der

nach Coney Island fuhr. Ich war so vertieft in den Unblid meiner Mitreisenden gewesen. Ich hatte sie alle Wrigleys Spearmint fauen sehen und mar dabei gemejen, mir auszurechnen, wieviel Kaugummi­stücke notwendig sind, daß sich Wriglen feinen Wolkenkratzer in Chifago bauen fonnte. Ich beschloß figen zu bleiben und nach Coney Island zu fahren, obwohl es Winter war und ich wußte, daß alle Vergnügungsgelegenheiten geschlossen waren.

Wer es noch nicht weiß: in Coney Island , an der See, am Etrand des Atlantischen Ozeans , amüsiert sich New York an heißen Sommerabenden und an heißen Sonntagen. Es ist eine wüste Ber­Sommerabenden und an heißen Sonntagen. Es ist eine wüste Ber­gnügungsstätte, ein Wald von Bretterbuden, die mit Plakaten be deckt sind und bei Dämmerung mit grellen Lichtreklamen aufleuchten. deckt sind und bei Dämmerung mit grellen Lichtreklamen aufleuchten. Loems Schau hat hier eine Filiale, und mer feine Stunde ohne Girls und Jazzmufit fein fann, wird hier für feinen Drang einen Beg finden. Es gibt in Coney Island Badeanstalten unter offenem Himmel( jetzt find fie vereist), Tanzlokale jeder Art, Teufelsräder, und vor allen Dingen Rutschbahnen.

Der New- Yorter, das tann ich mohl ohne lebertreibung fagen, ist restlos verliebt in Rutschbahnen. Je mehr gerutscht und getreischt mird, desto mohler fühlt er sich. Diese Rutschbahnen, die alle elet trisch betrieben sind und für unser Gemüt in riesige Höhen' gehen, sind ein Gewirr von Laiten und Riemen und Stangen. Jetzt find fie verlassen; die Kälte, die von der See tommt, hat sie ausgefroren und mit grauem Reif bedeckt. Eine Kaze sah ich langsam die Bahn hinansteigen, von der am Ostersonntag zum ersten Male wieder donnernd die Wagen herabfaufen werden.

Am Strante hat der scharfe Wind die Männer mit den hand­geschobenen Wagen nicht verfcheuden fönnen, die auf alte und junge Damen warten. Mit diesen Wagen( sie werden häufig von Negern geschoben) tann man sich angesichts der Wasserweite hin- und her tuts hieren lassen und man fann soviel Brise sch'uden, wie es einem Spaß macht. Troß der Kälte liegen einige Dugend Unent wegte in Liegestühlen am Wasser. New Yort ist neben vielem anderem die Stadt der Gesundheitsfanatiker, und mancher, der seine Nerven im Geschäft gelassen hat, glaubt sie hier durch eine Stunde tenuibungen wieder zurüderobern zu können. Das ist natürlich ein vergebliches Bemühen; aber es i rührend za jehen, mit mely

In London findet zur Zeit eine Internationale Ausstellung persischer Kunst" statt, auf der auch die herrlichsten Dokumente orientalischer Kunst, die hervorragendsten Knüpfteppiche, zu sehen find. Es wäre eine lohnende Aufgabe, die Herkunft dieser Wunder­

werte und den Weg, auf dem sie nach dem Abendland gekommen find, einmal im Zusammenhang zu untersuchen. Friedrich Sarre gibt dazu im ,, Pantheon ", der von D. v. Falke und A. L. Mayer herausgegebenen Monatsschrift für Freunde und Sammler der Kunst, beachtenswerte Einzelheiten.

Als ursprüngliche Aufbewahrungsorte fommen vor allem die Grabmoscheen der Imame, Ordensgründer und Heiligen, sowie fürst­licher Persönlichkeiten mit ihren Schattammern in Betracht, jo das Mausoleum des Schech Safi in Ardebil , aus dem der bekannte Teppich von 1539/40 im Bictora- and- Albert- Museum zu London stammt, die Grabmoschee der tanzenden Derwische in Ronia und die Moschee von Kum, aus der ein prachtnoller Seidenteppich vom Grab des Schah Abbas II. auf der Internationalen Ausstellung persischer Kunst joeben in London zu sehen ist. Auch die Paläste indifcher Fürsten und des Serail in, Ronftantinopel bergen teilweise Teppiche, die nachweislich als Gefchente orientalischer Fürsten nach noch unbekannte Teppiche. Nicht flein ist ferner die Reihe der Schatz von San Marco in Venedig oder der berühmte Wiener Europa gelangt sind. wie die fostbaren persischen Seidenteppiche im Jagdteppich, der eine Gabe des Schahs an Peter den Großen und von diesem an Kaiser Leopold II. weitergegeben fein foll.

Dann hat die Sitte, mit Wappen geschmüdte Teppiche im Orient Fürsten Schäße erhalten haben, wie die Serie gewirkter Seiden­herstellen zu lassen, es veranlaßt, daß sich im Besi europäischer teppiche des Residenzmuseums zu München , die für die Vermählung einer Tochter des polnischen Königs Sigismund III. mit dem späteren pfälzischen Kurfürsten Philipp Wilhelm im Jahre 1640 in Persien gefertigt worden ist. Auch scheint man im Abendland koſt­bare Teppiche mit Vorliebe an Kirchen, Klöster und Synagogen geftiftet zu haben. Endlich sind es die Türfenkriege gewesen, die mit anderen Kostbarkeiten eine Reihe von edlen Teppichen in

europäischen Besitz gebracht haben. So wurde vor Wien im Jahre 1683 in dem eroberten Lager des türkischen Großwesirs Kara Mustapha eine große Beute gemacht, an der nicht nur die vielen deutschen und polnischen Heerführer des Entsazheeres, sondern auch die gemeinen Soldaten ihren Anteil hatten. Es ist wohl kein Zweifel, daß der größte Teil des foftbaren Teppichbesizes fürstlicher Häuser, fo z. B. der fächsischen Fürstenfamilie, auf die Türtenbeute im Jahre 1683 zurüdgeht. Diesen Ursprung hat aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein wollener Teppich, der vor etwa 50 Jahren zusammen mit einem Türfenzelt vor Wien wurden 1683 nicht weniger als 15 000 Zelte, abgesehen von den Brachtzeiten des Großwefirs und der Führer, verteilt! im Schloß von Dessau zum Vorschein gekommen sein soll und als Wiener Beuteſtück eines Anhaltiner Fürsten galt. In den herzoglichen Wohnräumen untergebracht, wurde er merkwürdigerweise erst jetzt beachtet, ehe er dann im ver­gangenen Jahre außer Landes ging. Auch er ist auf der Londoner größte Bewunderung; handelt es sich doch um einen der schönsten, Ausstellung weiteren Kreisen zugänglich gemacht und erregt die frühesten und trotzdem vorzüglichst erhaltenen persischen Teppiche der Blütezeit. Als Herkunft und Zeit tommen das nordwestliche Bersien und der Beginn des 16. Jahrhunderts in Betracht.

Paris eine Oafe der Ruhe?

Um Baris zu einer Stadt der Ruhe und des Schmeigens zu machen, hat die Verkehrstommiffion der Stadt einen ausführlichen Bericht ausgearbeitet, der jeßt der Polizeipräfettur norfiegt und defien Borschläge bald durchgeführt werden sollen. Man erhält hier einen lleberblid über Hunderte von Geräuschformen, die unseren Borjahren unbefannt waren und die beseitigt werden tönnen. Die Kommiffion geht von der Feststellung bedeutender Aerzte aus, die den unnötigen Lärm für eine der schwersten Gefahren für die Nerven der modernen Großstädter erklärt haben. Unter den Geräuschen, die unterdrückt werden sollen, befinden sich 11. a. das Kretschen der Autobremsen, das Klappern mit Milchfannen und Müllfästen, der Mißbrauch der Autohupen und das Rumpeln der Karren. Es wird nachgewiesen, daß diefer Lärm in sehr vielen Fällen durch mangelnde Uebung und Geschicklichkeit oder durch Kraftverschwendung ver­ursacht wird. Ein Kraftfahrer z. B., dessen Bremse bei jedem An­ziehen quietscht und freischt, zeigt damit an, daß er entweder nicht fahren tann oder feinen Bagen nicht genügend instand bätt Grammophone und Lautsprecher dürfen nur dann in Gang gefegt werden, wenn sie außerhalb der Wohnung nicht gehört werden tönnen. Bei Durchführung dieser strengen Maßnahmen hofft die Kommiffion, daß Baris zu einer Daje der Ruhe im Getöse der modernen Zivilisation merden mird.