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Beilage

Donnerstag, 12. Februar 1931

oldate Der Abend

Shalausgabe des Vorwards

Ja, das ist Afrika  !

Südafrikanische Rundreise Rundreise- Von P. Skawran

Es ist nur natürlich, daß die weiten Gebiete Südafrikas  ( Süd­afrita allein ist größer als ganz Europa  ) landschaftlich sehr verschieden sind. Aber sehr selten ist die südafrikanische   Landschaft so, wie sie sich der Europäer   vorstellt.

Der Namib und der Tafelberg  Der Neuling betritt meist in der Walfisch bai zum erstenmal Der Neuling betritt meist in der Walfisch bai zum erstenmal afrikanischen Boden und

ist enttäuscht.

Eine Handvoll unscheinbarer Häuschen und Ladeschuppen aus Bellblech mitten in einer Wüste. Keine Straße, kein Weg, kein Baum, tein Strauch, ja nicht einmal ein Grashalm. Wie eine Paritatur wirfen die in grünangestrichenen Heringsfässern ge­pflanzten, vertrüppelten Kiefern hinter dem Haus eines Natur­schwärmers.

Auch hinter der Walfischbai   begleitet einen die langgestreckte, gelbbraune Namib noch fast für zwei Tage. Vielfach und schön ist das Farbenspiel des Lichts auf ihren Wanderdünen.

Dann werden die Berge formenreicher. Die Kuppen des Her: ripergebietes grüßen herüber. Gewaltig, wild und zerrissen. Die Rüste belebt sich und wird grün und flockig von Farmen und fleinen Wäldchen. Und dann ragt auf einmal, wie plöglich aus dem Meer gewachsen, das monumentale Massiv des Tafelbergs auf. Wie ein Magnet zieht er die Aufmerksamkeit der Reisenden auf sich. Er­drückend unpathetisch. Verschwenderisch in Form und Größe. Ist das Afrika  ?

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Stolz und fast hochmütig stehen die alten Afrikaner dabei und ihre Mienen sagen: Ja, das ist Afrika  ! Die Karroo

Sie haben recht in einer Weise. Das Gigantische und dabei überraschend Einfache lehrt in allen südafrikanischen Landschaften wieder. Und davon abgesehen ist wohl die Form des Tafelberges opisch für alle Berge des inneren Hochlands, das mehr Is drei Fünftel des ganzen Landes ausmacht. Erst weit im Norden ändern sich plöglich diese Formen. Aber dann ist man dem impopo schon sehr nahe.

Aus der üppigen, reichen Küstenlandschaft der Kap provinz, die in vielem der Küstenlandschaft Siziliens   ähnelt und doch bei veitem imposanter ist, aus ihren Weinbergen, ihren Eichenhainen, hren Labat und Fruchtplantagen, aus ihren blumenübersäten Hängen steigt man plöglich in mächtig fich windenden Pfaden in die rostbraune Einsamkeit des Rarroo.

warden

Als ich zum erstenmal nach Afrita fuhr, sagte mir ein alter Afrikaner: Wenn Sie zum erstenmal die Starroo durchqueren und Sie brauchen dazu mit dem schnellsten Expreß der * Union   fast einen Tag und eine Nacht, dann werden Sie enttäuscht sein. Aber wenn Sie erst einmal so lange in Afrika   gewesen find wie ich, dann wird Ihnen die so oft verwünschte Fahrt durch die ,, alte Karroo" ein unvergleichlicher Genuß sein."

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Und es war wirklich so. Als Europäer kommt man bei der ersten Fahrt durch die Karroo nicht von der negativen Einstellung les. Nun ja, in einer Wüste quch wenn sie aus rost braunen, fast schwarzen Felsen besteht und nicht aus Sand wie die Namib gibt es eben teine Bäume, Sträucher oder Gräser. Es gibt überhaupt nichts als einen tniehohen, fast schwarzen Busch. der sich in den Trockenheit durch nichts vom Untergrund abhebt. Man achtet nur auf das, was nicht da ist, und ist erstaunt, daß trog allem aus diesem trostlosen Steingewirr wenn auch in un­vorstellbar großen Abständen plöglich blühende, weiße Städtchen empormachien.

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Aber die Karroo ist eine fruchtbare Wüste. Einer der jeitenen, aber heitigen Regen vermag fie mit ihrem dunklen Lava­baden in einen üppigen Blumengarten zu verwandeln.

Doch auch die trodene Karroo imponiert durch ihre grandiosen Formen und Farben. Da gibt es natürliche Pyramiden von enormen Ausmaßen und so großer Regelmäßigkeit, als wären fie von Menschenhand geschaffen. Es gibt Berge, die, mittags rost braun, abends in einem wunderlich tiefen, wohltuenden Violett

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einschlafen. Und es gibt eine Weite der Landschaft, die uns zurückgekehrt in die Enge unserer heimatlichen Hügel darin r stiden fäßt und uns zurücktreibt in ihre sonnendurchglühten Arme. Nicht umsonst ist der Afrikaner stolz darauf, daß kein Europäer, der längere Zeit in Afrika   war, fich mehr in Europa   wohl fühlt.

Der Mont- aux- sources"

In zwei tnappen Tagesritten von der letzten weißen Farm erreichten wir die 3375 Meter hohe Kuppe mit unseren Bajutor nis auf verhältnismäßig bequemen Pfaden. Wir brauchten nicht einmal abzusteigen. Oben angekommen, waren mir cafs äußerste überrascht. Die Kuppe war eine mächtige Ebene, ganz wie die, aus der sie selbst unvermittelt aufsteigt und deren Randgebirge die mächtigen Drakensberge sind. Bir ritten wohl eine halbe oder dreiviertel Stunde über dieses flache Hochveld. Dann standen wir plötzlich vor einem Steilabstur 3. Keiner wagte, den Rand zu betreten: senkrecht fiel der Berg Past 2000 Meter in die Tiefe. Ein schmales, silbernes Band an der mächtigen Bergwand, stürzte der wafferreiche Tugela mit donnerndem Gebrüll einige hundert Meter abwärts. Dann ein wütender Aufprall und weiter der steile Sturz. Weit, weit, schweifte der Blick über die Niederungen Natals bis zum indischen Ozean und über die blauen Berge des Basutolandes.

tiefer fant. Nirgends sah man den Boden. Alles war dicht ver­wachsen und mit wirrem Lianengeschlinge durchwoben. Es war dunkel und roch modrig und wie nach scharfen Essenzen. Und dabei war es still. Inheimlich still. Kein Tierruf. Kein Affenschrei. Kaum ein Vogel. Die Bäume rauschten nicht. Sie waren erstarrt hangen von Moosen, Farnen, Orchideen und Liane n. und lange Moosbärte hingen von ihnen herab. Alles war rer Es ist ein toter Wald, dieser Woodbusch. Ein toter Wald, in dem Weg. Im trockenen Laub und auf den Bäumen lauern Schlan  es doch gespenstisch lebt. Tausende von Spuren freuzten unseren Busch böde und gefährliche Buschschweine. Aber all dieses gen. Irgendwo werden auch Leoparden sein und viele Leben liegt wie hinter einem Schleier. Unerreichbar. Erstarrt. Aufflackernd in der Nacht. Und dann bösartig und wild. Da, wo der Wald in Busch übergeht, schwirren Tausende von Kolibris. In den Seitentälern( Kloofs) stürzen Wasserfälle herab. Ueber hundert Meter hohe Granitblöde schießen sie zu Tal.

Das Buschveld.

Als Buschveld bezeichnet man heute vor allem den im Norden des Transvaal   gelegenen dichten Busch. Jahrhunderte

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altes, über mannshohes, zähes Gestrüpp Syringen, Mimosen, Gelbholz, Dornbäume, Akazien bedeckt für hunderte von Meilen, gleichmäßig verstreut den Boden. Behe dem, der hier die Orientierung verliert! Wasser ist selten, Löwen  , Leoparden und hundert Arten von Schlangen sind häufig. Dies ist antilope, Elend, Hartebeest, Bildebeest, Zebra, Giraffe, Duifer, Impala, auch das eigentliche Bildgebiet Südafritas. Kudu, Säbel­Springbod, Steinbod und viele andere Gazellen- und Antilopen­arten sind hier zu Hause. Weiter im Norden auch wohl Elefanten. Der Himmel.

Wenn der Himmel auch zu jeder Landschaft gehört, so ist er doch in Afrika   besonders bemerkenswert und lohnt für sich selbst eine Reise in dies merkwürdige Land.

Im Winter ist er von einem reinen tiefen Azurblau. Im

Sommer schaffen Sonne und Gewitterwolken Kunstwerke von überwältigender Schönheit. Am Abend erinnern sie an Alpen­glühen in einer ungeheuer hohen, phantastischen Gebirgslandschaft schneebedeckter Granitfuppen. In der Nacht, wenn Blige von einer Wolfe zur anderen überspringen, glimmt es auf in jenem grünlichen Geisterlicht, das es nur in den Tropen gibt.

Paris   als 6- Millionenstadt

Wandlungen und Wanderungen

und das Probieren des Neuen zuspricht, Paris   aber das Schöpferische, das uns wie stets immer wieder durch erstes Schaffen des Neuen überraschen wird. Wedderkop stellt Paris  dar, wie er es erlebt hat, Paul Cohen Portheim in einer Monographie: Paris  ( Klinkhardt u. Biermann), wie er es erlebt und erarbeitet hat. Cohen- Portheim hat Paris   als Liebender empfangen, als geistiger Mensch durchdacht. Sein Schluß­tapitel nennt Paris   eines der größten Menschheitsmerfe der Vergangenheit, eine der wichtigsten Kraftzentralen der Mensch heit in Gegenwart, eine der größten Hoffnungen der Menschheits­zukunft".

Der Begriff der Weltstadt ist von Paris   im 19. Jahr­hundert geschaffen und bewußt ausgebildet worden. Im 19 Jahr­hundert galt Paris   unbestritten als die erste Stadt der Welt, und niemand tam auf den Gedanken, diese Rangordnung durch den Hinweis auf die größere Einwohnerzahl Londons   anzutaften. Erst in unserer Zeit hat sich, unter schlechtem amerikanischen   Einfluß, die Vorstellung gebildet, daß die Zahl der Einwohner für den Rang der Weltstädte maßgebend sein soll. Unter diesem Einfluß wird seit Jahren Paris   als vierte Stadt der Welt bezeichnet. Diese Annahme ging, abgesehen von der ganz. undistutablen Klassifizierung nach der Einwohnerzahl, außerdem von der irrigen Ansicht aus, daß Paris  an Einwohnerzahl von Berlin   übertroffen worden ist. Scheinbar war das der Fall, denn die Bildung Groß Berlins hat eine derart große Zahl von bisher felbständigen Gemeinden mit dem alten Berlin   verschmolzen, daß dadurch ein neues Städtegebilde entstand, das sowohl an Flächeninhalt wie an Bewohnerzahl Baris überlegen war. Freilich war es unmöglich, Berlin   als wirtschaftliches Ganzes mit Paris   zu vergleichen und zu übersehen, daß sich auch Paris   längst zu einem wirtschaftlichen Riesengebilde entwickelt hatte, das weit über die alten Stadtgrenzen hinausragte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann auch Paris   wie New York  , London  , Berlin  , Wien   und andere deutsche Städte zu einer einheitlich, irgendeine dieser Anmerkungen vorzunehmen, ohne auf er lichen Gemeinde werden und die Gesamtheit der an Paris   ge bundenen wirtschaftlichen Kräfte umfassen würde. Dies ist inzwischen geschehen. Groß- Baris ist eine gefeßliche Tatsache: am 1. Oftober 1930 ist das Gesez in Kraft getreten, durch das Paris   eine einheitliche Gemeinde mit 6 Millionen Einwohnern ge­worden ist.

Die Bewunderung für den organischen Bau der Stadt Paris  war unter den Künstlern und Architekten aller Länder immer ein­mütig. Baris, das so viele Architekten und Biographen die schönste Stadt der Welt" nannten, ist zwar ein organisch und plan­mäßig gewachsenes Gebilde, aber es ist in seinen wesentlichen, nämlich in seinen weltstädtischen Formen noch immer die Stadt Napoleons III. Wie immer mon die Wirksamkeit dieses Mannes beurteilen mag, eines steht fest: er hat Großes für die Entwicklung des Weltstadtbegriffes geschaffen, Paris   hat sich seit ihm gewiß enorm entwidelt. Aber erst jetzt geht Frankreich   daran, den Bau seiner Hauptstadt im Sinne der Traditionen Ludwig XIV.  , Napoleon I.  , Napoleon III.  , auszubauen.

Ein großes Stüd französischer Bergangenheit hat ans Flemming in ein Buch zusammengetragen, das der Form nach Erläuterungen zum alten Paris   enthält, wie es uns Victor Hugo   in Notre- Dame de Paris  " darstellt. Flemmings Buch Mit Bictor Hugo im alten Paris  "( Verlag Bio­nier, Berlin   W. 35) ist nicht für flüchtige Leser, sondern für wissen­schaftliche Arbeiter und für Menschen geschrieben, die sich in histo. rische Reminiszenzen liebevoll perlieren können. Schon die Form der Anmerkungen schließt ein sogenanntes Lesen" des Buches aus. Es muß Stüd für Stüd erarbeitet werden, aber es ist nicht mög staunliche und bizarre Dinge zu stoßen. Bibliotheken, die Victor Hugo   führen, werden ihren Lesern mit diesem sonderbaren Buch eines geistvollen und weltfremden Schwärmers ein besonderes Bergnügen verschaffen.

Das älteste Paris  , das Flemming heraufbeschmört, cristiert heute noch neben dem modernsten und wird auch neben dem fünftigen Paris   fortbestchen. Darin wurzelt ja überhaupt der Zauber dieser Stadt, daß hier nicht wie etwa in Berlin   das Alte fortwährend eingerissen und in Müll verwandelt wird, sondern daß das Alte falange es noch Wesen hat, erhalten bleibt und das Neue nur hinzugefügt wird. Daher lebt man ja in Paris   auf wenige Schritte Entfernung im Rom   der Cäsaren, in der Gotik, in der Renaissance, in der Französischen   Revolution und in den Straßenvierteln der neuen Architektur, die überhaupt in Frank­ reich   geschaffen worden ist. Deswegen spielt in Paris   der Raum cine merkwürdig andere Rolle als bei uns. Es ist, als ob die Dinge feinen Raum brauchen, so nahe stehen sie beieinander, ohne sich zu drängen, fast ohne sich zu kennen.

Da ft etwa das Paris   der Ausschmeifungen, oder wie unsere Väter sagten, des asters", ohne daß der größte Teil der Be völkerung davon Notiz nimmt. Eine Pariser   Journalistin Margie Choisy hat unter dem Titel In den Tiefen von Paris  " ( Eliteverlag, Leipzig  ) eine Reportage veröffentlicht, in der fie be richtet, was sie gesehen hat, als sie einen Monat lang in Frauen­brachte. Es wäre dumm, dem Leser zu versichern, daß er die Pikanterien, die er von einem solchen Buch erwartet, darin nicht finden wird. Aber auch der Leser wäre dumm, der nur sie findet. Denn auch lesen, wie die Mädchen eines Provinzbordells Sonntags alle zu Buch lehrt ein Stück Frankreich   kennen, wenn wir sammen in die Messe gehen, wie audy Prostituierte für ein recht baldiges Rentnerleben arbeiten, das sie in ehrenhafter Ehe verbringen wollen, und wie eben überall das Bürgerliche und das nach deutschen   Begriffen Unmögliche aufs harmonischste zusammengehen.

Das neue Groß- Paris   soll nach folgenden Grundsägen gebildet werden: es werden zunächst alle in einem Umkreise von 30 Kilometern außerhalb des bisherigen Baris liegenden Orte eingemeindet. Dazu bestimmte Gemeinden, wie die Gemeinden rings um Creil  , die bis zu 60 Kilometern außerhalb des jeßigen Paris   liegen. Während der Regierungsgefeßentwurf bereits Maßnahmen vorfieht, um in einem Umkreis von 60 Kilometern Fabrikanlagen zu verhäusern, Rendezvous- Fotels, Vermittlungsbüros für diese Häuser ver­hindern, die bei einer fünftigen Entwicklung der Stadt an diesen Stellen einmal störend wirken würden, verlangt François Latour, der Budgetberichterstatter der Pariser Kommune  , bereits jetzt die planmäßige Anlage der fünftigen konzentrischen neuen Stadtringe in einem Umkreis von 60 Kilometern. Außerhalb Paris  hat sich ein ziemlich wüstes konglomerat schlechter Miet tasernen, Siedlungsstädte, Fabrikstädte, Arbeiterviertel, Lurusviertel gebildet, die nun planmäßig entfernt und neu aufgebaut werden sollen. Bei diesem Neuaufbau sollen jetzt schon im angegebenen Um kreis die Gebiete, die Industrie, Gewerbe, Massenquartiere, Arbeiter­fiedlungen und Luruswohnungen afnehmen sollen, planmäßig vor­bestimmt werden. Die Avenue des Champs- Elysées   wird bis St. Germain in voller Breite auf 18 Kilometer Länge fortgeführt, das heißt, es wird eine Straße von 300 Metern Breite gebaut, die achtzehnmal so lang ist wie die Strecke vom Brandenburger Tor   bis zum Rathaus. Mit diesem Städtebauwert sind selbstverständlich ge­waltige finanzielle Transaktionen, Grundstücksverschiebungen ( und Schiebungen), architektonische Probleme verbunden. Der Bau einer neuen Stadt, die im Süden fast bis Fontainebleau  , im Norden eins der wenigen Urmaldgebiete Süd- bis vor Compiègne   reichen wird( das auf der Linie Soissons   liegt), Der Woodbusch afritas liegt in ein mächtiges Tal eingebettet. wird eine Generation beschäftigen. Mir famen von dem äußersten Talende. Das heißt da, wo das Tal auf den Höhen in einem Sad ausläuft. Auf langer ge mundener Straße fuhren mir in den Busch hinein. Die Bäume maren fast schmar 3. Sie waren unnatürlich hoch und wurden von den Bergmänden noch übereinandergedrängt. Es war, als ob mir in ein abgrundtiefes, dunkles Meer eintauchten. In den Kurven der Straße fahen mir, wie in den Kloofs" der Wald tiefer und

In der Nacht weckte uns das Keckern der Schakale. Früh am Morgen waren die kleine Hochebene und die tiefen Klüfte von den unheimlichen, gurgelnden Schreien der Papiane erfüllt: in Herden zu Hunderten fehrten sie nach nächtlicher Alesung in die

Klüfte zurück.

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Der Urwald.

Inzwischen lebt das alte Paris   sein Leben fort, und zu den 8000 Büchern, die die Bibliothèque Nationale bereits über Paris   befigt, fommen täglich neue. H. v. Wedderkop hat in der Serie" Was nicht im Baedeker steht ein Buch über Baris( Piper  ) veröffentlicht, in dem die Fülle der Stadt, gesehen von einem wohlhabenden Touristen und Künstler, erfaßt ist, be. fonders in dem Schlußfapitel, in dem er Berlin   bas Bollen

Das zeigt aber etwas Wesentliches: daß nämlich das sogenannte Bürgerliche, das ja besonders gern deutsche   Reisende an den Fran wir in Deutschland   bürgerlich nennen. Bei uns ist das ohne weiteres zosen beobachtet haben wollen, etwas ganz anderes ist als das, was mit dem Begriff des Spießigen, Reaktionären und Zelotenhaften ver­bunden.

Es drückt

In Frankreich   nicht. Der Revolutionär fann drüben Bürger sein, die homosexuelle Prostituierte eine Spießerin. Das heißt eben, daß das Bürgerliche in Frankreich   einen viel weiteren Spielraum umfaßt als bei uns. Das Bürgerliche ist feine Klassenform, sondern eine Lebensform. soziologisch die Idee des Maßes, der Beherrschung, der Form aus. Auf dieser Basis ist Frankreich   entstanden und wirkt Solonialfreich so angelegt, daß sein Gesamtgebiet um eine es fort. Auf der Basis planmäßiger Entwidlung hat es sein einzige Achse schwingt, an der im Norden Paris  , im Süden seine organischer Entwicklung will nun der französische   Geist Paris   als afrikanischen Hauptstädte liegen. In diesem Sinne planmäßiger, neue Weltstadt dem 20. Jahrhundert bieten.

Felix Stössinger  .