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Beilage

SE19826W

Freitag, 13. Februar 1931

1986 nobli hus Der Abrad

Snätausgabe des Vorwärts.

Aussprache: Arbeiterbildung und Partei

Proletarische Klaffenbildung Klaffenbildung die Forderung des Tages/ Gg. Engelbert Graf

Die katholische Bildungsarbeit

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Die Diskussion über Bartei- und Arbeiterbildung" hat damit begonnen, daß Genosse Deder die Aufmerksamkeit auf die

,, katholische" Volkshochschule in Berlin lenkte.

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Er hat

recht daran getan. Wir können von der Pädagogik der katholischen Kirche allerhand lernen, gerade wir Sozialisten. Genosse Hartig sieht die Dinge nicht ganz richtig, wenn er meint, daß der besondere Charakter der Berliner katholischen Volkshochschule dadurch bedingt sei, daß die Katholiten hier in der Diaspora leben, während wir doch über die Zeit hinaus seien, wo wir eine unterdrückte, menig maßgebende Minderheit waren. Die fatholische Bildungsarbeit- neben der übrigen Kulturarbeit ist vielmehr deshalb in Berlin besonders intensiv, weil hier der politische Brennpunkt ist und die Fener hier heller brennen müssen. Dem Wesen nach ist die Bildungsarbeit der Kirche überall gleich; in den Methoden ist sie ungeheuer mandlungs- und anpassungsfähig und verfügt über eine reiche, Jahrhunderte alte, an Menschen aller Nationen erprobte Erfahrung. Wer in der katholischen Kirche nur cin ſtarres, mittelalterlich- rückständiges Gebilde sieht, täuscht sich gewaltig über ihre Fähigkeiten und Kräfte. Die Kirche ist mittel­alterlich gegenüber mittelalterlichen Menschen, sie wird sich aber cbenjogut auch in die Vielfältigkeit und Widerspruchslosigkeit des 20. Jahrhunderts einfügen; denn nicht Mittelalter oder Neuzeit sind ihr Kern, sondern alles freist bei ihr um den Fortbestand der Organisation.

Berührungspunkte

Diese einheitliche Bezogenheit after fatho­lischen Kulturarbeit, das war wohl der Anlaß für Genossen Decker, die katholische Volkshochschule mit der sozialistischen Bildungs­arbeit in Berlin zu vergleichen.

Denn hier begegnen sich fatholische Kirche und Sozialismus in ihrer Dynamik und in ihrer soziologischen Tendenz. Gegenüber den differenzierenden und individualisierenden Kräften der Gesellschaft, wie sie gerade in der Gegempart por= herrschend sind, betonen sie die integrierenden, gegenüber den löjen den die bindenden, zusammenfassenden; nicht der Einzelmensch, sondern die Gruppe, die Organisation, die Klaffe, die Gemeinschaft wird an die erste Stelle gerückt. Das religiöje Erleben"( Hartig) hat damit gar nichts zu tun. Wie die sozialistische Wirtschaft die Produktionsmittel vergesellschaftet und an Stelle der privatfapitalistischen Marttanarchie die sozialistische Planwirtschaft fcgt, so wird in einer fazialistischen Zukunft auch der Individualis mus gegenüber dem Solidarismus der Gemeinschaft rücktreten. Individualistische und tollektivistische Tendenzen, Differentiation und Integration haben in der Geschichte schon öfter einander abgelöst. Und heute stehen wir an der Schwelle einer neuen Integrationsphase und fühlen und stehen teilweise auch bereits in den ersten Anfängen die Borboten einer sozialistischen Gesellschaft, einer Sozialisierung" nicht allein der Geister, sondern auch der Menschen. Diese Anfänge ins Bewußtsein zu rufen, sie immer mehr und einer immer größeren Zahl erkennbar zu machen,

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sie zu Leitfäden zusammenzufügen, gehört mit zu den wichtigsten

2lufgaben der sozialistischen Bildungsarbeit.

Zwei Forderungen

Aber der Weg zur sozialistischen Gesellschaft führt über die foziale Revolution, führt durch eine Phase verwirrten, er bitterten Klaffentampjes. In den Massen ist noch viel zu stark der Wunderglaube verankert; vielfach erwartet man auch

noch das sozialistische" Wunder, das langsamere oder schnellere Hineingleiten in das goldene Zeitalter mit messianischem Halleluja oder eine automatisch- behäbige Evolution im Schoße einer idyllischen Boltsgemeinschaft. Aber mehr denn je ist der Klassenkampf 3mischen Kapital und Arbeit eine Tatsache; nur daß er sich heute, wie Werner Falt sehr richtig auseinandergesetzt hat, in eine Vielheit von Teiloperationen auf verschiedenen Sonderkampfplätzen zersplittert und auseinanderzieht und so schwerer überschaubar, schwerer tontrollier- und lentbar wird als früher.

Gerade dieje Phase erfordert zweierlei: stärkste Konzentration der Klaffe und stärkste Durchdringung der proletarischen Klasse mit fozialistischem Geist und sozialistischer Energie.

Bildung ist nicht um ihrer selbst willen da, sondern ist Waffe im Klaffentampf; unfere Bildungsarbeit muß daher dem Zusammen­halt und der Aktivierung der proletarischen Klaffe dienen.

Das trennt unsere Bildungsarbeit von den üblichen Volkshoch­schulen, die nicht die Stärkung der Klasse, sondern die Entfaltung der Anlagen und Kräfte des Individuums als Ziel sehen. Mag ihre Lehrtätigkeit noch so erfolgreich, mögen ihre Lehrgänge noch so interessant und wertvoll sein, es fehlt das innere Band", das sie mit unseren Zielen verbindet, und ihre Kräfte wirten sich zentrifugal aus. Es fehlt und muß ihnen ihrem ganzen neutralen Charakter nach fehlen:

Die sozialistische Bezogenheit

Das ist es! Die fatholische Volkshochschule ist durchtränkt von dieser katholischen Bezogenheit, ob es sich um Naturwissenschaft, Kunst oder Sozialgeschichte handelt. Unsere Bildungsarbeit, die Bildungsarbeit der Partei, der Gewerkschaften und aller Kultur­organisationen des Proletariats, muß durchblutet sein vom fozia­listischen Geiste; aus jedem Wissensgebiet müffen dem Sozialismus neue Stüßen und neue Kräfte erwachsen. Nicht Sozialistische Hochschule" ist das Erstrebenswerte wenn wir doch diese Kon­zeffion an Eitelkeit und Geltungstrieb: Hochschule nicht mehr machen würden! sondern wir brauchen eine Schule des Sozialismus.

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Dogma, sondern Ausgangspuntt, Beziehungspuntt;| Parteijoziologie, Kunst usw. in unsere Bildungsarbeit eingliedern

das ist Voraussetzung für unsere auf genetischer Grundlage auf gebaute Bildungsarbeit. Das heißt ganz und gar nicht, daß nun unsere ganze Bildungsarbeit sich lediglich auf marristische Wirt­schaftstheorie einzustellen habe. Im Gegenteil; man tann, man soll sogar den verschiedenen Interessen durch ein Bielerlei Rech nung tragen. Was aber nicht fehlen darf, das ist die Bezogenheit auf unseren Gegenwartskampf und auf unsere Zukunftsziele, das ist die sozialistische Bezogenheit.

planmäßige Ausgestaltung!

Wir haben Internate, teils als sozialistische Volkshochschulen, Es gibt verschiedene Wege, dieser Forderung gerecht zu werden. teils als Funktionärschulen von Gewerkschaften und Kulturorgani jationen. Sie müssen sich notgedrungen zeitlich und stofflich be schränken; aber gerade von dieser engen Blattformn aus tönnen nach anderen Bildungsgebieten die mannigfadysten gelegentlichen Durch blice gegeben werden, die die sozialistischen Zusammenhänge schlag­lichtartig zeigen. In einer Stadt wie Berlin werden Abend furse oder Wochenendveranstaltungen das Gegebene sein, wird die Arbeiterbildung mit dieser Methode zu arbeiten haben. Aber Genosse Decker hat sehr recht: es fehlt die planmäßige Ausgestaltung der Parteibildung mit dem Ziel einer stärkeren Aktivierung. Diese aktivistische Tendenz ist als Kraft leider als ungenügend ausgemußte Kraft! besonders bei den führenden Köpfen der jungen Generation, fomohl bei der älteren Arbeiterjugend wie bei den Jungsozialisten vorhanden; aber in manchen Parteikreisen vermedhjelt man Attivitätsdrang der Jugend mit Nörgelei und Rebellion und so müssen zahllose Energien brach liegen. Die Bartei muß es lernen, diesen Idealismus in attiven Sozialismus umzuprägen. Das geht aber nicht auf dem Wege über Neutralität und eine l'art- pour- l'art- Bildung. Gerade die heranwachsende Generation fordert Klarheit, Eindeutigkeit, unbedingtheit, Bekenntnis.

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Dabei müssen wir den Rahmen unserer Bildungsarbeit weiter spannen, müssen wir Psychologie, Lokalgeschichte, Geopolitit,

und dürfen uns nicht darauf verlassen und mit dem begnügen, was an Brosamen von den bürgerlichen oder neutralen" Tischen für uns abfällt. Es mag ein bürgerlicher Historifer, ein guter Kenner Berlins sein, eine sozialistisch orientierte Geschichte Berlins wird das hervorheben, was für uns besonders wichtig und weiterführend ist; und ein sozialistischer Kunstkenner wird deni Proletariat ganz andere Dinge etwa über Barod oder katholische

Kirchenkunst oder modernes Bauen zu sagen haben als ein bürgerlicher.

Das wäre die Aufgabe eines sozialistischen Kultur­organisationen Sonderbildungsarbeit den Interessen der Mitglieder fartells in einer Großstadt, daß es in den einzelnen Sonder­entsprechend ermöglichte, aber auch dafür sorgte, daß überall das sozialistische Leitmotiv durchflänge, so daß das Vielerlei der Veranstaltungen doch in einer einheitlich komponierten jozia­listischen Symphonie zusammenflingen würde; wo allgemeine. Bildungsinteressen befriedigt werden wollten, müßte zentral für ihre Befriedigung, wiederum im steten Zusammenhang mit dem sozialistischen Leitgedanken gesorgt werden. ,, Jedes besondere Interesse schafft sich eine besondere Organisation", meint Genosse Hartig; wir wollen das einmal als richtig unterstellen; dann ist aber auch unsere Aufgabe, diese verschiedenen Interessen sich nicht selbst zu überlassen, sondern sie im sozialistischen Sinne z't einer Synthese zusammenzufassen. Was nützt das Wasser, das von den Bergen herabrinnt, wenn wir es nicht auf unsere sozia­listischen Mühlen leiten? ,, Das Problem der Arbeiterbildung fann nicht durch die eigenen Einrichtungen allein gelöst werden" ( Hartig) auch das mag im Augenblick leider noch zutreffen. Aber warum wollen wir diesen unleidlichen, sicher schädigenden und hemmenden Zustand nicht ändern? Das Proletariat ist als Klasse durchaus noch nicht genügend integriert; das muß aber gerade im Hinblick auf die nächsten schweren Klassentämpfe unsere Haupt­aufgabe sein. Zusammenfassung der proletarischen Klassenträfte bedeutet aber auch Konzentration und Ausbau der Klassen­bildung.

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Erzichung zur Selbsterziehung

Die Meinung eines Schülers

Einige Gedanken sollen hier zur Frage der Arbeiterbildung| gründeten Jungarbeiterheim und in Wilhelmshagen bei Berlin im ausgesprochen werden, die mir als Schüler" infolge eigenen Erfahrens und Erlebens wichtig eridzeinen, mit in die Debatte ge­worfen zu werden. Absehen will ich von streitbaren grundsäglich theoretischen Inhalten, auch von der allgemeinen Methodik politischer Bildungsarbeit. Eine praktische Methode, eine Form ist es, die ich als mirthames Mittel der Erziehung zur Selbſterziehung" kennen lernte: die Heimerziehung.

Endes Sinn gerade sozialistischer Erziehung zu sein. Die Zunächst: Erziehung zur Selbsterziehung scheint mir letzten Wahrheit, die Notwendigkeit dieses Sazes fann jeder von uns er­lennen, wenn er alle Zweige des spezialisierten Organisationslebens der gesamten Arbeiterbewegung überbückt. Die ungeheure Breite und Bielfältigkeit dieser Gesamtheit Arbeiterbewegung" Schließt notwendig die Gefahr in sich im bloßen technisierten Organisationsbetrieb zu erstarren, die Menichen nur mehr als statistisch erfaßte Mitglieder" zu werten. Und gerade aus dieser zwangsläufigen gesellschaftlichen Kompliziertheit ergibt fich für den einzelnen, der bewußt sein Leben dem sozialistischen Kampf einfügen will, die persönliche Pflicht, seine beson dere Aufgabe in diesem großen Strom zu erkennen, die er an seinem Playz, an dem er gerade steht, zu erfüllen gewillt ist. Dieser seiner ihm entsprechenden Aufgabe muß jeder sich selbst bewußt werden; er wird sie aber nur erfennen, wenn er selbst wirkend und schaffend im täglichen Leben gezwungen ist, seine Fähigkeiten zu er proben, fie tritisch zu überprüfen. Das geschieht vor allem im Rahmen des Gruppenlebens, der Sigungen. Berfammlungen, der Agitation und so weiter. Aber diese Betätigung darf nicht alles sein. Sie ist zu überpersönlich, zu sehr mur fachliche, rethorische Arbeit, die persönlich eben noch nicht besonders verpflichtend ist. Seine eigenen Genossen fennt man zu wenig. Man sieht sie in der Organisation, an manchen Abenden der Woche oder gar des Monats nur, aber man fennt sie nicht in ihrem täglich- alltäglichen Leben. Auch das Zusammensein in der Fabrit, im Büro erschließt nicht das legte Aufeinanderrücksichtnehmen, das Opferbringen, das Füreinandereinstehen: bier ist es zu sehr äußerer 3wang und gerade im verflucht eigenen Interesse liegend, augenblickliche persönliche Bedürfnisse und Wünsche auszuschalten man muß arbeiten, um zu verdienen!

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Man erlebt zu wenig fonfret, zu wenig sich ganz hingebend die Solidarität des einen für den andern, aller für alle. Gewiß, Streifs, Demonstrationen und alle sonstigen Aftionen wirken psychologisch günstig auf jeden ein, doch sie sind zu sehr Massenerscheinungen, zu sehr von spontanen Massen­Stimmungen abhängig, überhaupt willkürlich und zufällig. Sie sind unbewußte, zwangsläufige Erziehung. Aber worauf es mir anzu­tommen scheint, ist, daß jeder einzelne sich über das Beitragzahlen und Programmefennenlernen hinaus freiwillig, opferbringend, seine persönliche Freiheit beschneidend, in einen zunächst beschränkten Kreis von Menschen hineinstellt, um dort zu erproben und zu er­lernen, was Sozialismus des täglichen realen Lebens heißt. Kurz gefagt: jeder muß fonkret erleben, daß Sozia lismus nicht bloß politischer, gewerkschaftlicher, organisatorischer Kampf ist, sondern vor allem Aufgabe, Verpflichtung des einzelnen Menschen, ein Problem der unmittelbaren Be­ziehung von Mensch zu Mensch.

Berner Falt hat mit feinem Instinkt darauf hingewiesen, daß heute die politische Attivität von besonderer Bedeutung ist. Diese politische Attivität muß gerichtet sein, fie muß geleitet werden. Das aber ist nur möglich auf festem Grund, mit klaren Und insofern sehe ich als sehr fruchtbringend die Tätigkeit der Zielen. Neutralität der Wissenschaft? Das mag ein Ideal sein, Heimvollshochschulen an, in denen dieser Geist elementarer, persön aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Grundlage und Ziel unserer lichster Verantwortlichkeit gegenüber dem großen gesell­Bildung muß der Sozialismus als Welt- und Lebenschaftlich- politischen Geschehen vorhanden ist. Ich erlebte und gewann anschauung, als unverrüdbare Bafis fein. Das ist ein diese Erfenntnis in Jena , in dem von Adolf Reichwein ge­

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menhof", dessen Volkshochschulheim damals Genosse Heinrich R. Pröschold leitete. Das könnte an Hand des fonkreten Ge= fchehens dort gut belegt werden. Die Wichtigkeit dieser Heime scheint mir aber genügend erhellt, wenn ich nur darauf hinweise, wie durch das tägliche Zusammenleben im gemeinsamen Haushalt. cine wirkliche Gemeinschaft entsteht, die alle Teilnehmer geradezu aneinanderkittet. Dieses engste Zusammensein zeigt im ein­sozialistischen Gemeinschaftslebens" auf. Es treten Spannungen zelnen Berlauf die ganze menschliche Schwierigkeit und Problematik

zutage, die zuweilen den von verschiedensten, ja manchmal ertremen Charakteren erfüllten pädagogischen Raum zum Zerplatzen zu bringen drohen. Und ohne von außen kommende Autorität muß sich alle menschliche Gegenfäßlichkeit ausgleichen.

Erziehung und besonders Selbsterziehung ist immer irgendwie 3wang, 3wang im guten Sinne: Selbstzwang, wenn man jo will. Jeder muß in sich den Egoisten, den haltlosen Phantasten, den willensschwachen Faulpelz und was weiß ich, niederzuzwingen versuchen, jeder muß seine eigene Gefühlsmäßigkeit, seine fubjektive Gesinnung" vernünftig einordnen in die reaic Kam c= radschaft( und analog in die größere Einheit der Partei, der Gesellschaft und so fort).

Das alles find Aufgaben, menschlich- individuelle, die aber durch­cus nicht solche höherer Führer" oder" Funktionär" schulung sind, sondern gerade für weiteste Kreise der proletarischen Jugend Geltung haben. Besonders in der jetzigen Zeit der Massenerwerbs= Lofigfeit der Jugend sollten diese Typen der Heimvolks­hochschulen durch die Arbeiterjugend, die Partei und die Gewerk­schaften mitunterstützt werden. Es ist klar, daß Tinz oder Bernau etwa methodisch anders fundiert sind; es eristieren nur wenige solcher Heime, da sie meist mit größten finanziellen Schwierigkeiten aufrecht­zuerhalten sind.( In Berlin gibt es augenblicklich nur einen Ver­fuch G. Krolzigs in Tempelhof , der Unterstützung durchaus ver­dient. Im Ulmenhof" ist das Volkshochschulheim aufgelöst.)

Heimerziehung im obigen Sinne ist heute auf kleinstem Raum ein bescheidener praktischer Versuch sozialistischer Selbst. erziehung, der einmal später im Bufunftsstaat" allgemein realisiert, werden soll.

E. Kessler.

J. 1. Mayer: Zuftimmung und Abwehr

Ueber die grundfäßliche Problematik der sozialistischen Arbeiter­bildung ist in den Beiträgen von Braunthal,' Decker und Falf alles nötige gesagt worden. Unsere Arbeiterbildung muß den ganzen Menschen erfassen. Fragen der Kunst, der Kultur dürfen von den politischen, ökonomischen Gebieten" nicht getrennt werden. Es wäre aber viel wichtiger als hier die grundsäßliche Notwendigkeit solcher Ausweitung unserer Bildungsarbeit zu betonen, für ihre organisatorische Durchführung zu wirken, der doch verschiedent­lich Widerstand entgegengesetzt wird. Man fann hier nämlich nicht einwenden, daß die Bolkshochschulen diese besonderen Gebiete" pflegen. Gewiß werden dort z. B. Kunstfurse veranstaltet. Aber wenn Genosse Marquardt, der Leiter der Berliner Volkshoch schule neulich in einer Rede vor Voltsbildnern erklärt hat, daß die Bolkshochschule weltanschauungsfrei" sein müsse, so ist für unsere 3wecke, nämlich die der Arbeiterbildung, hier wenig zu erwarten, womit jedoch keineswegs gesagt sein soll, daß es, weltanschauungs­freie" Bildung überhaupt gibt. Diese vermeintlich weltanschauungs­freie Bildung ist ein Stück Wissenschaftsaberglaube des 19. Jahr­hunderts. Aber das kann bzw. muß hier auf sich beruhen.

Es seien nur noch einige Bemertungen gemacht über den Auf­fatz von Goldstein:" Die Kardinalfrage". Gewiß, Hartig hat die