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Waller Dehmel: Der nächste bitte!

Die Vorstadtstraße sieht im winterlichen Abenddämmern noch| effanter Fall!" denkt er, als er Willis entblößten Oberförper näher grauer und trostloser aus als sonst. Schmuziger nasser Schnee untersucht. Er horcht und flopft, fragt, flopft, läßt Armbemegun­patscht unter den Füßen der Passanten, auf dem Fahrdamm stehen gen ausführen, prüft Atmung und Brustumfang und läßt sich furz Sich die Hände waschend, sagt große Schmelzpfügen, die, von den Fuhrwerken breitgefahren, die Art der Schmerzen beschreiben. Sich die Hände waschend, sagt immer wieder zusammenlaufen. Die hohen Häuser, vierstödig und er: Es ist gut, Sie fönnen sich anziehen!" und fist schon wieder mit bröckligen Stuckfassaden, stehen zu beiden Seiten der Straße schreibend vor dem Schreibtisch. Spalier wie altersschwache Bediente in löchriger Livree und glozen mit dunklen Fensteröffnungen gelangweilt auf das Pflaster herab, auf dem sich Menschen und Fahrzeuge mühsam durch den Dreck vorwärts fämpfen.

Willi Brehmer fröstelt, tänzelnd sucht er beim Gehen dem ärgsten Matsch auszuweichen. Der Schmerz in der Brust macht fich stärker bemerkbar; längere Zeit nicht sonderlich beachtet, meldet er sich jetzt immer häufiger und heftiger und beeunruhigt Willi immer mehr. Er ist auf dem Wege zum Arzt: Seine Gedanken freisen immer wieder um die Frage: ,, Was wird, wenn du frank wirft?" Er weiß doch, es hängt jetzt alles davon ab, daß man an seinem Blaze im Betrieb bleibt, Hunderttausende stehen draußen und warten auf einen freiwerdenden Platz. Und wer erst einmal draußen ist, der kommt nicht mehr so leicht hinein, das steht fest. Nein, nur nicht trant werden!

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Beim Kaffenarzt ist bereits das Wartezimmer gestopft voll. Donnerwetter, da wird man ja wieder warten müssen!" denkt Willi, indem er sich einen freien Stuhl jucht, auf den er sich, von den anderen neugierig begafft, verlegen ſet. Unauffällig mustert er nach und nach nun seinerseits die Wartenden und das Zimmer. Diese Kaffenarzt Wartezimmer sind sich doch immer gleich, einige billige Drucke an den Wänden, ein paar kleine Tische, recht viele Stühle, ein paar Kleiderhaken mit dem obligaten Schild: Für abhandengekommene Garderobe leiste ich feinen Erjaß!", eine Wasserflasche mit einigen Gläsern, ein Stapel von zerlejenen Zeit­schriften und Bildermappen und über allem ein undefinierbarer eigentümlicher Geruch, eine Mischung von Angstschweiß, Medika menten und verbrauchter Luft.

rings umher,-

Ja, lieber Freund", wendet er sich zu Willi herum, Sie brauchen Schonung, unbedingte Ruhe, besondere Diät, viel gute Butter, gut gelüftetes Schlafzimmer und nochmals Schonung!" Er ist ganz Arzt, während er das fagt, er sieht die Sache nur medi­zinisch an: hier auf der einen Seite der von Krankheit befallene geschwächte Organismus, auf der anderen seine Kenntnis von stär­fenden und heilenden Faktoren; so, nun Rezeptbuch her, Verord nung geschrieben, fertig! Der Nächste bitte! Alles in Ordnung, gewiß, vom medizinischen Blickfeld des Arztes aus! Aber da bleibi ein Hindernis im Wege, das der Arzt nicht sieht, an das er aber stößt, das ist der Mensch, der lebendige Mensch, der hinter dem medizinisch so interessanten Fall steckt. Der junge Arbeiter da vor ihm, der erblassend, mit zuckenden Lippen, mit unbeholfenen Worten, die vom Arzt aufgezählten Heilfaktoren, diese mit Worten gegen die Krankheit errichtete Barriere, als nicht vorhanden nachweist, der mit der Angst vor dem Verlust der Arbeitsstelle in der Stimme

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| ungeheuer, mit den schwarzen Fangarmen mit ben riesigen Sauga näpfen am schleimigen Maule- oilala, Messina Popolare versteht- der da, der Karnevalspolyp, der ist die Charybdis romana, der schwarze römische Tintenfisch Musolungo huho, wie verdreht er Carnevale  - die Geften sind frei, wir reden durch die Pantomime. die Augen. Das Volk berstet vor Lachen wir haben tapiert. Viva Messina!

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die singende faschistische Sirene Der Studentenwagen, auf schwarzer Klippe thront die Stylla, ma no: no- no- no Stride her, die Studenten fesseln die Stylla wir laffen uns die Wissenschaft nicht durch die faschistische Sirene fälschen. Viva la Scienza libera hoch die freie Wissenschaft! Lipari  - le Isole, die Gefängnisse der Sozialisten, trozige Gesellen Der Wagen der Hafenarbeiter, im Karnevalszug von Messina  . mit Hungerbröten aus Bimstein, rote Federn am spitzen Narrenhut, Fasching der Wagen der Gefängnisse, gezogen von acht schwarz drapierten Efeln, auf jedem Ejel ein Totenkopfritter, von der Legion der Kriegshelden".

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rote

Der Wagen der Seeleute. Mit Flaggen aus aller Welt Papiergirlanden von Mast zu Mast, ein Wagenschiff mit zwölf Masten der Wagen und das Schiff der Internationale Girlanden umkränzen die Welt!

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Sonne Mufit, Konfetti, Papierschlangen, Küsse, Wein, Blumen und Wind und der Aetna  , vorne schmaucht er der große Bedroher Messinas- aber das Leben verlacht die Gefahr. Carnevale! Der Mensch gift!

die Familienverhältnisse schildert: der Vater leit langer Zeit Dr. Willy Blumenthal:

untätig zu Hause, für den rationalisierten Fabrikbetrieb zu alt",

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die Mutter kränklich, aber ständig auf der Suche Nebenverdienst Jugendkunde in der Schulpraxis mit Aufwartestellen und Treppenreinigungen, schwister noch ohne Verdienst,

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drei jüngere Ge­zwei enge Stuben ohne Bad mit der Aussicht auf einen engen steinernen Hof, zerschliffene Möbet und Mangel an Wäsche, Schulden beim Krämer und beim Wohlfahrtsamt...

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Der Arzt sieht sich hilflos auf ein Gebiet gezerrt, auf dem ihn feine medizinischen Kenntniffe in Stich lassen, wo sie mußlos sind, wo feine Selbstsicherheit zerplagt wie eine Seifenblase, die aus dem offenen Fenster einer Studierstube in den rauhen Wind der Wirk­lichkeit geraten ist, Und immer die gleichen armseligen Gestalten auf den Stühlen, dann ist Ihnen nicht zu helfen!"- Fühlt, daß alles Aufzählen er fühlt, daß er wahrheitsgetreu sagen müßte: von Heilungsmöglichkeiten hier vergeblich ist, unsinnig, eine grau­fame Pein nur für den Menschen da vor ihm, der sie ja nicht in fame Pein nur für den Menschen da vor ihm, der sie ja nicht in Anspruch nehmen kann. Der zum Siechtum verurteilt wird trop aller medizinischer Wissenschaft, weil er ein armer Teufel ist, der mehr Angst vor dem Verlust der Erwerbsmöglichkeit als vor der Krankheit selbst haben muß. Noch einmal versucht es der Arzt mit dem Hinweis auf Krankenkasse, Verschickung, Behandlung in der Arbeit und zu Hause fehlt der Verdienst!" entwaffnet ihn aufs neue. Charité, die kurze Antwort: Aber dann verliere ich doch meine Er hat nicht den Mut, hier noch weiter einzureden; er weiß ja, der junge Arbeiter da vor ihm denft nicht an sich, fann nicht nur an

von Arbeit, Sorge und Gicht frummgezogene alte Frauen, die mit zäher Beharrlichkeit und unermüdlich ausführlich die Geschichte ihres Leidens, von offenen Füßen, Krampfadern, Magenverstim ihres Leidens, von offenen Füßen, Krampfadern, Magenverstim mungen, Atembeschwerden und zusätzlichen Ehe- und Familien­schmerzen erzählen,

blaffe junge Mädchen, die nervös in bebilderten Zeitschriften blasse junge Mädchen, die nervös in bebilderten Zeitschriften blättern und mondäne Sehnsüchte empfinden,-

alte Arbeiter, die ergeben ihre verarbeiteten Hände mit den ungepflegten schwarzen Fingernägeln breit über die Knie legen und nach furzer Zeit müde einnicken,

junge Burschen in zu kurz gewordenen Anzügen, die begierig die ausliegenden Witzblätter von vorn bis hinten durchlesen, es ift immer dasselbe.

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In großen 3mischenräumen den Wartenden jedesmal eine Ewigkeit erscheint in der geöffneten Tür der Arzt in weißem Kittel und sagt mit einförmiger Stimme: Der nächste bitte!" Willi kennt das alles schon zu genau, als daß es ihm noch irgend etwas Neues fagen fönnte. Stumpf vor sich hin dösend, erwartet er, daß die Reihe auch an ihn fommt.

Endlich ist es soweit. Linfisch folgt er dem Arzt in das Sprech­zimmer, in dem die vielen blanten Geräte so bedrohlich funkeln. Der Arzt ist noch jung, tühle graue Augen verbergen sich hinter Brillengläsern. Während er den Krantenschein in Empfang nimmt, den Namen des Patienten in die Liste einträgt, stellt er turze Inappe Fragen. Seine Mienen find fachlich, seine Worte bestimmt; für Weitschweifigkeiten ist hier nicht Ort und Zeit. Sm, ein inter­

fich denken, weil da noch andere Menschen auf den Ertrag seiner

Arbeit angewiesen find.

Der Mann im weißen Kittel ist auf einmal sehr müde. Sein Selbstbewußtsein hat ihn ganz verlassen. Wenn er daran denkt, daß da draußen im Wartezimmer noch mehr Menschen sitzen, die ihm ihre Schmerzen und Wunden vorhalten, ihn um Rat und Hilfe an­flehen wollen, dann möchte er am liebsten fliehen und ihnen allen aus dem Wege gehen. Und er muß hierbleiben, muß gegen beffere Einsicht den Patienten da vor ihm ermutigen, ihm pirtungslose Medifamente verschreiben, ihn auf Besserung vertrösten. Er darf fich nichts merfen lassen, um jenen nicht zu beunruhigen. Mit Dankesworten geht der junge Mensch hinaus, froh, daß ihm die Arbeitsstelle erhalten bleibt. Als der Arzt die Tür zum Warte zimmer öffnet, ist er wieder der gemessene vertrauensvolle Helfer, mur seine Stimme flingt etwas müde, als er sagt: Der nächste bitte!"

Max Dortu  : Karneval in Messina  

22 Jahre nach dem Erdbeben

Februar. Sizilien. Sonne. Narzissen. Tulpen. Rosen. Mimojen. Roter Wein. Braune Mädchen. Und der Wind rührt seinen großen blauweißen Himmelsfächer. Und das Meer schlürfi und strudelt und wirbelt, das Meer zischt der Gezeitenstrom durch die Geestraße von Messina  .. Messina  , die Stadt grau und weiß. Weiß die Neubauten. Grau die Barackenstadt. Die Hälfte der Menschen von Messina   wohnt noch in Holz und Blech die Armen. Nur die Stadt der Reichen,

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wenn

die Militärstadt und die Geschäftsstadt ist aufgebaut der Arme? Puh, Baracken sind gut genug für ihn. Adagio, adagio mal Geld da ist, dann bauen wir auch Mosella auf, die Südstadt, das proletarische Messina  , die Industriestadt. Geduld- Mussolini schafft es! Dieser große schwarze Zauberet, Gaukler und Reifentänzer ganz Sizilien   lacht, wenn er redet, der Duce, aber glauben fut ihm feiner nicht in Sizilien  . Messina   ist noch immer eine halbe Trümmerstadt, 22 Jahre nach dem Erdbeben. Nicht mit Worten aus Rom   baut man auf Wort aus Rom   ist so viel wie Wort des Windes: puuh- weg!

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Messina  . An der Meerenge. Ganz von Gärten umduftet, Orangen, Zitronen, Lorbeer, Feigen, Oliven. Die Berge, die Peloritani, im Monte Antennamare 1100 Meter hoch die Berge, fruchtbar bis oben hin: Reben, Reben, Reben, weiße Kapellen und schwarze Zypressen. Fern im Süden steht die 3000- Meter- Pyramide, leicht qualmend, sanftgrau: der Aetna  ! Die große Feuer- und Unglücksquelle, der immer grollende Vulkan. Aber Rosen und Tulpen und Hyazinthen blühen, dem grollenden Tode zu Troß. Februar. Messina  . Halbe Stadt halbe Kirchen alles zusammen geflickt und vermörtelt, bereit fürs nächste Erdbeben. Drüben, überm Meer, da liegt der Aspromonte, dec graugrüne Gebirgszug Kala­ briens  , 2000 Meter hoch Unterm Aspromonte läuft die Bahn wach Neapel   und Rom   und Paris   und Berlin  . Von Messina   aus geht die Fähre nach Billa   San Giovanni hinüber nach Kalabrien  : Anschluß ans Bahnney Europas  .

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die räuberischen Sarazenerhorden. Und ums Jahr 1061 fommen die ebenso räuberischen Langschwerter, aus dem Norden, die wilden rot­bärtigen Normannen die Blutbärter, Barberosse. Messina   ist Stlavin, sie frümmt sich unterm Eisengriff der fremden Eroberer aber immer schön und blühend ist die Sirene am vulkanischen Strand, Mesfina- Messena! 1743: das Bestjahr, die ganze Stadt starb- in 20 Jahren war sie wieder da, die Stadt: die Jugend, woher wohin? Tod und Geburt: in einem Atemzuge weg und wieder da die ganze Messinaküste ist Leben, fie atmet unterm Erdbeben eine Generation wird erdrosselt, die nächste Generation wird schon wieder gesäugt. Messina   hat den Sphingblid. 1783, das große Erd­beben alles zerstört. 1908 nochmals das große Erdbeben- wiederum alles zerstört. Aber nach 22 Jahren feiern wir schon wieder Karneval, volfreicher als je: Jung- Messina  , 200 000 herzensfreie Menschen. Jawohl, der Messinese ist frei- frei von Todesfurcht und frei von Tyrannenfurcht. Wer immer den Tod unter den Füßen der verlacht alle Gefahr und jegliche Drohung, stehe du mit dem Tode in Kameradschaft und du bist frei! Viva la vita und du bift frei viva Messina  , Carnevale.

weiß

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Der Hafen. Schon stehen bunte Hotels die Flaggen Albions  und New Yorks  , Geld und Goldflaggen hörst du im Seewind das Vanteetuch knattern? Die letzten Seufzer der Landsleute Sacco und Banzetti. Messina  , bunter Hafen. Am Hafen der Dom-, Parade­und Munizipalplatz- und der große bronzene Brunnen, der Neptun brunnen, Onkel Neptun sigt heute auf dem roten Faz er zapft Wein: trinkt- Carnevale! Es lebe der Heutetag, freut euch der

Sonne!

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Die neuen Erlasse der Schulbehörden, besonders die Ab­schaffung der Zensuren für Betragen und Aufmerksamkeit, laffen den erfreulichen Willen erkennen, die umwälzenden jugendpsycho­logischen Erkenntnisse der neuen Forschung endlich auch in das Leben der höheren Schulen hineinzutragen, deren Pulsschlag bis­her nicht im Rhythmus dieser Zeit schlug. An Stelle der nichts­fagenden Numerierung der so überaus pielgestaltigen Acußerungen und Erscheinungsformen jugendlichen Seelenlebens follen ausführ= achtungen durch den Lehrer und Erzieher, Schilderung der Eigen­liche Charakteristiken treten auf der Grundlage vertiefter Beob­art der Zöglinge, die, wenn sie voll Liebe und Verständnis ab­gefaßt werden, wertvolle Beiträge zur Entdeckung des Heran­wachsenden liefern fönnen.

Aber, hier beginnen bereits die Einwände und Befürchtungen. Wird die überwiegende Zahl der Lehrer überhaupt in der Lage

sein, bei dieser Aufgabe jührend und mit der nötigen Sachlenn'nis mitzuwirken? Kann man von meist rein fachwissenschaftlich vor­gebildeten Philologen wirklich eine jo tiefgehende Hinneigung zu psychologischen Beobachtungen am lebenden Objekt wohl das schwerste und verantwortungsvollste Tun überhaupt verlangen und erwarten? Wird nicht die wirklich bestehende Ueberlastung

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der Lehrerschaft selbst dem besten Willen, hier Heifer und Führer

zu werden, entgegen fein? Jugendpsychologie in der Schulpragis, ein Ziel aufs innigste zu wünschen. Erfolgreich durchzuführen aber nur nach Schoffung der Voraussetzungen: Geeignetes Lehrermaterial( etwa zu erlangen durch Einstelling einer Anzahl rein pädagogisch vorgebildeter Erzieher"), Berkleinerung der heute meist überfüllten Schulklassen und leberweisung der Schwer= erziehbaren" in von besonders tüchtigen Heilpädagogen geleitete Sonderklassen, beren Studium hervorragendes Material zur Mars­hellung der Rätsel jugendlicher Psychopa hie und oftmals Rettung Gefährdeter darstellen würde. In heutigen Schulinstem wird ge­rade der wirkliche Erzieher, der Freund und Kamerad der Jugend ein will, zum Märtyrer, da er seine besten Fähigkeiten im Maſſen­unterricht gar nicht entfalten fann. Die Summen, die hier nötig find, werden sich bold bezahlt machen. Die höhere Schule, längst nicht mehr Standesschule und nach unserem Willen in naher Zu funft Durchgang und Uebergang für alle begabten Volksgenossen, muß schon jetzt den Boden bereiten helfen für pädagogisches Neu­land, das heute noch vielfach unerschlossen und brach liegt.

G. Stelli: Die indifchen Löwen  

Wohl für die meisten Menschen ist das Vorkommen des Löwen  untrennbar mit dem Erdteil Afrika   verbunden; alle jene in den Reisebeschreibungen älterer und neuerer Zeiten immer wieder­fehrenden Berichte von Löwenjagden spielen auf afrikanischem Boden. Dennoch wäre es falsch, zu glauben, der Löme sei von jeher auf den Erdteil Afrika   beschränkt gewesen; vielmehr ist sein Ber­breitungsgebiet ohne Zweifel erst durch den Menschen immer stärker eingeengt worden. Noch in geschichtlicher Zeit fam der asiatische Löwe in Palästina, Mesopotamien   und Persien   vor; ja sogar in Indien   wurde er noch zu Beginn des vorigen Jahrhunderts vielfach angetroffen. Heute allerdings ist der Löwe aus den asiatischen Ge Halbinsel Kathiawar, nördlich von Bombay  , beschränkt, wo vpi bieten nahezu verschwunden; in Indien   ist er ausschließlich auf die dem eingeborenen Fürst, Sir Mahabat Khani Nawab, noch etwa 200 Stück in einem waldigen Berggebiet von etwa 1036 Quadrat­Junagardh, geschützt und gehegt werden. Aber auch da ist es nur tilometern Ausdehnung, dem Ginar- Wald bei der Hauptstadt schränkung seines Wohngebietes infolge Abholzung, sowie infolge der eine Frage der Zeit, daß dieses Tier wegen der allmählichen Ein­durch die enge Abgegrenztheit bedingten Inzucht verschwinden wird.

Große Schwierigkeiten waren daher zu überwinden, bis es nach dreijährigem Bemühen Arthur S. Bernay und Colonel Faunthrope endlich gelang, von dem Nawab die Erlaubnis zum Abschuß je eines männlichen und eines weiblichen Löwen für das Amerikanische

Naturhistorische Museum in New York   zu erhalten. Im Dezember 1928 tonnte diese lange geplante Jagderpedition ausgeführt werden, und es war Ende Februar des folgenden Jahres, als es den beiden Jägern als Gästen des Nawab gelang, einen starten, alten Löwen  zur Strede zu bringen. Es war ein ausgewachsenes, stattliches Tier von 2,77 Meter Länge mit einer prachtvoll ausgebildeten heil­farbigen Mähne. Einige Tage später fonnten sie dann auch noch eine ausgewachsene Löwin erlegen, bei welcher Gelegenheit Bernay in einer Entfernung von nur 20 Metern nicht weniger als 9 Löwen  beisammen sah.

Die erlegten Löwen   unterscheiden sich fast gar nicht von den afrikanischen Löwen  . Die alte Auffassung von dem mähneniosen indischen Löwen   ist daher unhaltbar. Gewiß haben Weibchen und junge Löwen   keine Mähne, aber der alte, eriegte Löwe gleicht dem afrikanischen so sehr, daß ihn, wie Bernan in" Natural History" bemerkt, niemand als eingeborenes, afrikanisches Tier angezweifelt hätte, wäre er etwa im Tanganyika  - Gebiet( dem ehemaligen Deutsch­Ostafrika!) erlegt worden".

Schon formiert sich der Zug: schmetternde Fanfaren tassen droben am Himmel die weißen Wöllchen erzittern- Attenzione, Platz da der Karnevalszug geht in Schwung, mit Tschingdara und Tschangdara vorneweg die Kinder. Flinke lachende Kinder ihr Gesang ist wie Blumenstreuen. Die hohe Sonne blinzelt mit den goldenen Augen. Immer rollt af uns vorbei der Karnevalszug Messina  , es ist alt. Es war alt. Oft zerstört. In Kriegen und lache und tanze: Bajazzo! Lache unte: Ketten, tanze auf Trümmern Erdbeben und von der Pest. Gründlich zerstört am 28. Dezember da: einer der Festwagen, da seht ihrs, da hört ihrs lache, Bajazzo 1908 von 150 000 Einwohnern wurden 83 000 von den stürzenden Symbol, Sprache des Volkes zu Karneval   find alle Mäuler und Häusern erschlagen. Das junge, das neue das halbfertige Mejjina, alle Gesten frei. das hat aber schon wieder 200 000 Einwohner, mehr als das zerstörte Immer rollen vorüber die Masten schmetternde neue Mufit. Messina  . Die Luft ist blau- die Sonne ist golden die Bultane forps, Mädchen als Blumen in Blumen- in Blütenpracht, Orangen schmauchen- die Blumen duften. Alles gedeiht, auch die Menschen! duft als Kranz am Haupte, kunstseidene bunte und billige Kleider, Messina  . Griechische Siedlung aus dem Jahre 735 vor Chriftus. Carnevale  : Eintagspracht! Heute jubeln wir morgen, vielleicht Anno 396 zerstört der Karthager die Griechenstadt Messina  . In frißt uns das Erdbeben? drei Jahren ist sie wieder aufgebau: Mussolini  , hörste: das ging Karnevalszug durch die Via Cavour  zurück über den Corso schneller! Karthago   und Rom   Löwe und Adler führen Krieg, auf| Vittorio- jezt in die Volksstadt: in die Via Farina, Volksquartier Leben und Tod Anno 241 wird Messina   römisch der römische Mosella nig wie Baraden. Aber lebensfrohe lachende Menschen. Adler durchbiß dem karthagischen Löwen das Rückgrat: Sizilien! Da, die Wagen schaut hin, der Karnevalsfisch der riesige Im Jahre 827 nach Christus herrscht das Krummschwert in Messina  , schwarze Tintenfisch, die Charybdis- das worteschlürfende See- I umfaßt.

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Die Technik der Luftphotographie ist so weit vorgeschritten, daß man vom Flugzeug aus ohne weiteres fertige Landkarten von aus­gezeichneter Schärfe aufnehmen kann. Eine Aufnahme mit einem Apparat von 0,50 Meter Brennweite in 5000 Meter Höhe ergibt 3. B. eine Karte im Maßstab 1: 10000, die ein Gelände von 500 Hettar, also mehr als das Dreifache des Fürstenhums Monaco,