Nr. 83 48. Jahrgang
18381. Beilage des
1. Beilage des Vorwärts
Donnerstag, 19. Februar 1931
Die neuen Blutopfer.
Zeugenvernehmungen in Röntgental, aber noch keine Anhaltspunkte zur Feststellung der Täter.
Die Ermittlungen der Politischen Polizei des Berliner Polizei-| die Nazis dominieren, tippt man natürlich auf die Kommunisten. | ist gestorben. Es handelt sich um Menschen, die einen alten sozialpräsidiums zur Klärung der nächtlichen Bluffat in Röntgental ge- In den Wänden des Gastzimmers sitzen noch die Einschüsse. Die demokratischen Gewerkschaftler zur letzten Ruhe geleitet hatten. Die stalten sich besonders schwierig, da nur mangelhafte Anhaltspunkte erste Schicht ist weggeplatzt. Salt rieselt zu Boden und dort, Opfer sind Republikaner oder politisch Indifferente. Was sagt der für die mutmaßlichen Täter vorhanden sind. Die weiteren Nach- jener behagliche Tisch unweit des Fensters sieht fast wie der Stamm- Angriff" des Goebbels' dazu? treffpunkt der lokalen Honoratioren aus. Hier saßen die Ahnungsforschungen sind Kriminalfommiffar Dr. Braschwitz übertragen wor- lojen, als der Verbrecher von draußen durch die Scheibe feuerte. Wie den, der gestern bis in die späten Abendstunden hinein in Röntgental Schießscheiben im Hell der Gästestube, während der Mordbube seine weilte und zahlreiche Zeugenvernehmungen vornahm. Armeepistole, Modell 08, zog. Am Boden sieht man die Spuren einer Bierlache, im Fallen hat der Maler Arlt sein Glas um= geworfen, als ihn die Kugel in die Stirn traf... Und das Unheimliche: fie stießen gerade auf das Leben an, die Unglücklichen, als der Tod mitten unter fie trat.
Radfahrer waren die Täter.
Wie bereits berichtet, sind von einem Einwohner, der gegenüber dem Lokal ,, Edelweiß" wohnt, mehrere Radfahrer beobachtet worden, die nach den bisherigen Ermittlungen wohl auch als Täter in Frage kommen. Einer der Verdächtigen sei ziemlich dicht en das Lokal herangeschlichen und habe in gebüdter Haltung mehr mals gefeuert. Nach dem feigen Ueberfall seien dann alle in Rich tung 3epernid verschwunden. Der Schütze soll etwa 1,80 Meter groß gewesen sein; er trug Ballonmütze, Kniehoje mit Gamaschen und Windjacke. Diese Beschreibung paßt beinahe auf jedes zweite Mitglied einer Organisation und darum dürfte es nicht allzu leicht sein, auf die Spur des oder der Täter zu gelangen. Bisher fann nicht einmal mit Sicherheit gesagt werden, ob die Täter aus dem rechts- oder linksradikalen Lager stammen. Obgleich der getötete Maler Arit sowie die beiden Verletzten Pohlmann und Schwebfe politisch feiner Partei angehörten auf jeden Fall handelt es sich um Republikaner steht es außer Zweifel, daß die Tat wiederum politisch verhetten radikalen Elementen zuzuschreiben ist. Vielleicht ist von den Hakenkreuzlern beobachtet worden, wie die Ileine Gruppe, in der sich mehrere Sozialdemokraten befanden, das Lokal„ Edelweiß" betreten haben und sich an einem Tisch nieder: ließen, an dem sie längere Zeit in anregender Unterhaltung verweilten. Vielleicht war das für die Banditen schon Grund genug, die fünf bis sechs Mann als unerwünschte Eindringlinge zu betrachten und ihnen eins auszuwischen". Nach der anderen Seife wird vermutet, daß Linksradikale die Täter waren, die bei Ausführung des Mordes glaubten, Hakenkreuzler vor sich zu haben. Volle Klarheit wird erst die Untersuchung der Polizei ergeben, und es ist nur zu wünschen, daß es ihr recht bald gelingt, der Mord
banditen habhaft zu werden.
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Im Befinden des schwerverletzten Oberpostschaffners Bohl mann, der im Bernauer Kreistrankenhaus danicderliegt, ist zwar eine kleine Befferung zu verzeichnen, doch wird der Zustand nach wie nor als sehr ernst bezeichnet. Die Kugel, die den Mundboden durch ichlagen hat, tonnte gestern nachmittag auf operativem Wege ent fernt werden. Die Leiche des Malers Arlt ist inzwischen von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden; wahrscheinlich schon heute wird die Obduktion erfolgen.
Todesschatten über Röntgenial. Röntgenta! ist in fieberhafter Erregung wer sind die Schui bigen an dem scheußlichen Mordüberfall in der Mittwochnacht, dem drei Menschenleben zum Opfer fielen? Bei Meisel, in der Bahnhofstraße, wo man noch die Kugelspuren vom 5. März 1930 sehen kann, fizzen die Parteigenossen und Reichsbannerkameraden zusammen. Wie eine schwere Last liegt die blutige Nacht von Röntgental auf diesen Männern. Im Edelweiß", in dem schon wieder
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Chicksal Lim fanie
Papendied kommt mit einer Fuhre Dünger von der Kreisstadt zurück. Es ist nicht die erste; Papendied wirft auf den Sand, was er an Dünger auftreiben kann, er läßt sichs ein Vermögen fosten; in jedem Jahrgang betont der Landwirtschaftliche Ratgeber mehrmals, daß man an Dung nicht sparen foll; und Papendied befißt fünfundzwanzig Jahrgänge. Heute ist er nicht allein mit feinen beiden prachtvollen, fetten Pferden; heute hat er zwei Weggenossen. Erstens die Frau von dem Maschke, der sich da nicht weit von ihm die Barade gebaut hat; zweitens eine Kuh. Die Ruh hat er eben in Ruppin auf dem Viehmarkt gekauft; die Frau von der Bahn mitzubringen, hat ihn der Maschke gebeten. Eigentlich fomisch von dem Mann, seine Frau nicht selbst abzuholen; wahrscheinlich aber will er ihr die Baracke noch ein bißchen gemütlicher machen, in aller Eile.
Nun sitzt das Frauchen neben ihm, zitternd vor Frost, in einen ziemlich eleganten Mantel gehüllt und trotzdem häßlich anzusehen: denn sie hat einen Budel, einen richtigen Budel. Die Schultern liegen in der Höhe der Ohren; so tief sitzt der blaffe, schmale Kopf dazwischen. Wie man nur eine Frau mit einem Buckel heiraten fann? Und Papendieck fragt:„, Sind Sie schon lange verheiratet?"
Mein", sagt sie mit grillenhaft zittriger Stimme, erst ein paar Wochen."
Bapendied, der seelisch auf Klumpfüßen geht, fragt seine Bermutung rücksichtslos heraus: Dann hat ihr Mann die Barade wohl von der Mitgift gebaut?"
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Jawohl", gibt die Grille zu, es flingt schmerzlich; nicht aber wegen des Wortes Mitgift", das hat sie ganz überhört, sondern wegen der Barade"; gewiß hat der große efelhafte Mann da neben ihr einen Wiß gemacht; gewiß hat Paul ein Haus gebaut, nicht eine Barade. Wenn man weiß, wie schwer dreitaufend Mark zusammenzusparen sind für eine budlige fleine Schneiderin, dann weiß man auch, ein wie schönes Haus davon zu bauen sein muß. Und nun geht sie doch auf die Mitgiftgeschichte ein:
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Die Politische Polizei arbeitet fieberhaft. Zeugen werden vernommen, ihre Aussagen an Ort und Stelle auf Glaubwürdigkeit und Präzision geprüft. Inzwischen folportiert man Gerüchte, die, mit eigener Phantasiebeigabe verziert, fogleich weitergegeben werden. In den Abendstunden erzählen sich die Leute vor den Häusern, man habe den Mörder gefaßt. Einen Techniler angeblich. Zehn Minuten später weiß man, daß es nicht stimmt. Die Polizei folgt einer Fährte.
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Die Detaler Straße in Röntgental ist eine Straße des Todes geworden. Hier wohnten sie alle drei, der getötete Arlt, der schwer um sein Leben ringende Bohlmann und Schwebka, dem der Arm zerrissen wurde. Die Familie trauert um ihren Ernährer. Frau Bohlmann weilt Tag und Nacht am Krankenlager ihres Mannes. Alle sind sie fassungslos, feiner versteht, wie diese stillen, niemals Händel juchenden Menschen das mörderische Blei des unbekannten Schützen treffen konnte.
Und entsetzt und empört ballen sie die Hände und fragen an flagend: Wer, wo ist der Täter?
Die alte Lügenhetze. Nationalsozialistische Verleumdungstaffif.
,, Wieder roter Meuchelmord in Röntgental. Wieder hat rotes Mord gesindel einen Feuerüberfall auf ein nationalsozialistisches Lokal verübt. Unsere Parteigenossen in Röntgental werden seit Jahren von marristischen Banden terrorisiert. Ueberfälie auf SA.- Leute häufen sich von Tag zu Tag. Unvergessen ist der Reichsjammerüberfall auf mehrere Parteigenossen, die außer= dem noch in die Gefängnisse geschickt wurden... Als man auf die Straße stürzte, waren die roten Mörder bereits entflohen. Diese neue margistische Bluttat verliert auch von ihrer Scheußlichkeit und Gemeinheit nichts, weil sie die eigenen Leute traf statt der vo- r gesehenen Nationalsozialisten."
Diese verbrecherische Methode. Solange eine nationalsozialistische Man kennt diese Melodie, man kennt diese Schande, man kennt Bluttat nicht aufgeklärt ist, schreibt man frech: Es sind Rote, Marxisten, Sozialdemokraten gewesen!" Ist sie aufgeklärt, ist fest= gestellt, daß Nationalsozialisten die Täter waren, sagt man: ,, Das waren Provokateure, die mit der Partei nichts zu tun haben." Werden die Verbrecher verurteilt, dann schimpft man über die Justiz der Republik und erklärt nach einiger Zeit, daß die nationalsozialistischen Missetäter ,, außerdem noch in die Gefängnisse geschickt wurden". Als die Schandtaten des Fememörders Heines die Deffentlichkeit bewegten, schloß ihn die Hitlerpartei aus. Als er begnadigt war, schickte sie ihn in den Reichstag . Das ist Hakenkreuzmoral.. Sie zeigt sich auch im neuen Falle Röntgental.
Bon Nazi niedergeschossen.
Kommunistische Rolltrupps in der Bezirksversammlung Mitte In der Bezirksversammlung Mitte, die bekanntlich im Berliner Rathaus tagt, tam es gestern bei einer Rede des komDröll beschimpfte die Sozialdemokratie in efelerregender Weise. Die munistischen Stadtverordneten Dröll zu schweren Tumulten. Tribünen verlangten daraufhin stürmisch das Abtreten des kom munistischen Redners. Der bürgerliche Vorsteherstellvertreter versuchte vergeblich, die Ruhe wieder herzustellen. Erst als Dröll die Rednertribüne verlassen hatte, trat vorübergehend Ruhe ein. Nachdem die Sitzung wieder eröffnet war, wurde die Anweisung zur Räumung der Tribüne gegeben. Die Kommunisten, die ihre Rolltrupps aus verschiedenen Stadtteilen zusammengezogen hatten, schlugen auf diese Anordnung mit Gummiknüppeln auf andere Tribünenbesucher ein und warfen zwei Reichsbannerleute
Röntgental aus mordlüsterne Hafenkreuzler einen hinterhältigen Am 5. März 1930 veranstalteten vom Lokal„ Edelweiß" in Feuerüberfall auf Republikaner und Reichsbannerleute. Man be flagte einen Toten und drei Verletzte. Die Hakenkreuzpresse wagte zu schreiben, daß diese Opfer auf das Konto der Republikaner zu setzen seien, die aufeinander geschossen hätten. Mit frecher Stirn bestritt man jede Schuld, bis die Untersuchung der Polizei das Gegenteil ergab und vom ordentlichen Gericht 13 National fozialisten megen gemeinschaftlicher Körperverlegung mit Todes. erfolg und schwerem Landiriedensbruch unter Ablehnung einer Be mährungsfrist zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. In der Nacht vom 31. Dezember 1930 zum 1. Januar 1931 wurden unsere Genoffen Schneider und Graf in der Hufelandstraße niedergeknallt. Die nationalsozialistische Presse behauptete mit frecher Stirn, auf die tiefer gelegene Prefsetribüne. Nachdem sie selbst über die daß hieran keine Nationalsozialisten beteiligt seien, bis dann der von Brüstung auf die Pressetribüne gesprungen waren, verjuchten sie, den Ortsgruppen der NSDAP. bis an die Grenze geschaffte Schütze die beiden in den Sizungssaal hinabzuwerfen. Nur durch das EinKolay verhaftet und als Nationalsozialist fest- greifen der Rathausdiener und der Pressevertreter wurde die gestellt wurde. Auch von den anderen Mördern der letzten Ruhe wiederhergestellt und die Tribünen konnten geräumt Silvesternacht ist festgestellt, daß sie Nationalsozialisten sind. Darauf werden. hin behauptete man in nationalsozialistischen Kreisen, daß es sich um Provokateure" gehandelt haben müsse.
Am Dienstag sind in Röntgental drei Gäste durch Schüsse im gleichen Destaurant„ Edelweiß" verlegt worden; einer von ihnen
,, Mitgift habe ich keine, ich habe mir alles zusammengespart; ich schneidere nämlich."
,, Alle Achtung", sagt Papendied; fehen Sie, das habe ich auch gemacht. Gespart, meine ich. Auch was ererbt, natürlich, von meiner Seligen, versteht sich. Die Hebung der Bolkswohlfahrt ist in hohem Maße vom Sparbetrieb des einzelnen Staatsbürgers abhängig."
Daß fie salbungsvoll schweigt, gefällt ihm; er ist voll Wohlwollen: Wenn Sie schneidern, wird sich meine Lene freuen; die kann eine Schneiderin hier brauchen; die ist immer fürs Elegante. Und Sie werden das Geld ja auch nötig haben in ihrer Baracke!"
,, Ach", sagte sie nur, es flingt, wie wenn Seide zerreißt; und Papendied kann weiterreden:„ Sehen Sie, mein Nachbar Korn, auch fo'n Laie in landwirtschaftlichen Dingen wie ihr Mann, der hat seine Frau allein hier lassen müssen und ist nach Berlin auf Arbeit gegangen. Die arme Frau ist ganz allein in dieser Einsamkeit; bedenken Sie mal, den ganzen Winter!"
Sie schüttelt sich, Kälte steigt von ihren Fußspigen bis in den Buckel hinauf; er ist zufrieden. Seine Peitsche streicht energisch über den breiten Rücken der beiden Braunen: Hü! Nur tüchtig düngen, Frau Maschke, dann kann so was nicht passieren. Es fostet ja natürlich Geld aber wie gesagt: nur immer tüchtig düngen!"
Sie sind angelangt an Maschtes Häuschen. Sehen Sie wohl, hätte sie am liebsten gesagt, es ist ein Häuschen, feine Barade! Aber sie bedankt sich nur, und Maschke, der am Wege steht, auch, und Papendied winkt ab: ,, Keine Ursache! Wenn man mal Pferd und Wagen hat.
Lene, die ihn auf dem Hofe erwartet, steht fopfschüttelnd dabei, wie er die neue Kuh in den Stall führt; sie freut sich nicht so recht, hat überhaupt fein richtiges Interesse an der Landwirtschaft; na, wird sich mit der Zeit schon geben.
Ist sie nicht schön, so schwarz und weiß?" sucht er an Lene heranzukommen
,, Sie sieht der Kuh. fo ähnlich, die Korns hatten", sagte Lene. Es ist doch nicht etwa dieselbe?"
Bapendied zudt gleichgültig die riesigen Achseln. ,, Kann fein." Wie hatte doch der Biehhändler gefagt? Es ist ganz gut, daß sie in der Gegend bleibt."
Einen Augenblick lang ist ein Verdacht in Lene mach: will ihr Vater sich rächen an Korn? Auf diese Art?
Aber dann weiß sie: er ist zu dickhäutig dazu. Er jagt die Wahrheit: er hat gar nicht darüber nachgedacht. Sie weiß das gut. Aber Korns...?
Nach der Räumung der Tribünen spielte sich vor dem Rafhaus in der Königstraße noch ein blutiger Borfall ab. Ein | Hakenkreuzler feuerte ohne jeden Grund auf Reichsbannerleufe zahlreiche Schüsse ab und verlegte den zwanzig
Sie schüttelt wieder den Kopf und geht langsam ins Haus. Im ungewohnten Stalle brüllt die Kuh.
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Die Anna Maschke verbringt viele Abende bei Luise Korn lange Abende, denn der Winter hat die Tage in Schnee vergraben, daß sie nur eben den Kopf herausstecken und gleich wieder versinten, kaum daß sie kamen. Luise und Anna sind zwei ganz verschiedene Frauen, und sie tun eigentlich auch nur ihre Einfamfeiten zusammen, und ein ganz flein wenig auch ihre Klatschluft; Andreas Korn arbeitet in Berlin , und Paul Maschte ist viel in der Kreisstadt.
Sie haben sich bald nach Annas Ankunft kennengelernt durch einen Vorfall, der bis heute oft ihren Gesprächsstoff bildet. Luise ist zu Anna hinübergekommen, rot und naß von Schmerz und Born: Ich möchte nur ihren Mann bitten, daß er unsere Liese- daß er die Kuh wieder zu Bapendied hinüberbringt; sie hat sich in ihren in unseren Stall verlaufen; und ich ich kann es doch nicht!"
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Nein, sie konnte es wirklich nicht. Der dummen Redensart von damals wegen konnte man sich freilich nicht wieder anfucken, aber man brauchte nicht Zorn gegeneinander im Herzen zu haben; der Sache mit der Kuh wegen wiederum fonnte man sich ruhig grüßen, es kam auch gerade dadurch wieder dazu, denn Lene erschien und entschuldigte sich; aber der Schmerz und der Zorn und der Stich im Herzen, das wurde man nun nicht wieder los, die Feindschaft von innen, die blieb. Warum das so war, das wußte man eigentlich nicht; aber es war so, das stand fest. Und Luise erzählt der Anna Maschte zum dritten Male, wie Andreas die Kuh extra bis zur Kreisstadt gebracht hatte, damit nicht Papendied fie bekam, damit man sich nicht zu Tode grämen und schämen mußte
Es verschlägt nichts, daß Anna vorwiegend auf Lene Papendied schimpft, die Luise eigentlich ganz gern mag. Mit Belz will fie das Kleid befezt haben, das Fräulein Papendied; ich möchte wissen, wozu das Fräulein Papendieck im Kuhstall den Belzbesatz benötigt; na, mir fann es ja gleich sein, wenn Fräulein Papendiecks Geschmack so schlecht ist..." Und doch ist es eigentlich kein Haß gegen Lene persönlich; es ist ein Haß, den Anna in ihrem armseligen, verbuckelten Schneiderinnendasein all den Glatten, Hohen, Schlanken entgegengebracht hatte, die sie gegen Geld elegant zu machen gezwungen war, elegant für Theaterbesuche, Spaziergänge, Autofahrten, und sie saß zu Hause und nähte, die Nähmaschine dröhnte dumpf auf und verschwang wie eine dunkle, in ewigem Gleichmaß heranrollende und abflutende Woge, und der Himmel sah durch die blinden Scheiben, zum Beinen blau...( Forts. folgt.)