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Dittatur ohne Diftator.

Alfons wird mit ihr fallen.

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Paris , 19. Februar.( Eigenbericht.) Die Kommentare der großen französischen Informationspresse über die Bildung der neuen Regierung in Spanien flingen außer­ordentlich zurückhaltend. Es ist eine Regierung der 3 wischen­lösung von den Kompromissen," so schreibt der Petit Parifien". Der König habe zwar die Einberufung einer Nationalverfam.ntang ongeordnet, er habe aber jede Beschränkung der Rechte der Krone abgelehnt Die Linkspresse dagegen scheut sich nicht, die Regierung Aznar als das zu bezeichnen, was sie wirklich ist: eine taum ver­hüllte Diktatur. Troß aller schönen Worte schreibt der Quo­tidien" erinnert diese Regierung nur allzusehr an Diktatur, zumal die eifrigsten Verteidiger der Freiheit und der Verfassung immer noch im Gefängnis oder im Egil fizen." Die Regierung Aznar sei eine Dittatur ohne Diftator, fo erklärt die radikale ,, Republique", die sich und den Thron nur mit der Gewalt der Bajonette verteidige. Das Deuvre" fragt ziemlich refpeftlos, eb es dem Admiral Aznar gelingen werde, das Schifflein der spa­ nischen Monarchie glücklich durch den Sturm der Revolution hin­durchzusteuern. Léon Blum sagt im Populaire", die Einrichtung ber Republik in Spanien tönne nur noch eine Frage von Wochen sein. Der König habe die Krone an die Diftatur verraten. Es sei eine natürliche und gerechte Folge dieses Verrats, daß er zusammen mit der Diktatur falle.

Die Absichten der neuen Regierung.

Madrid , 19. Februar.

Der neu ernannte Außenminister Grof Romanones cr= tlärte der Preise, daß die Regierung die Absicht habe, möglichst um­gehend eine außerparlamentarische Kommission zu bestellen und ihr die Vorarbeiten für eine Berfassungsreform zu übertragen, die nach ihrer Genehmigung durch den Ministerrat dem König vorgelegt werden soll.

Die Sozialdemokratische Partei und die mit ihr eng verbundene Allgemeine Arbeiter- Union haben ihre Erefutivausschüsse zur Stellungnahme zu der neuen Lage für Sonnabend zusammen berufen. en

Soviel bis jetzt befannt ist, wird das Regierungsprogramm zu­nächst Gemeindewahien für den Monat März vorschen, um dann darauf im Mai Brovinzwahlen folgen zu lassen, worauf miederum für einige Zeit später, im Juni, die Wahlen für die ver­faffunggebenden Cortes ausgeschrieben werden. Die Monarchie als Hauptbestandteil der Verfassung wird nicht zur Aus­sprache gestellt werden.

Grzesinski und Friedrich II.

3n Vertretung von Dr Goebbels weitergeschrieben von Klufs Gebrauchsanweisung für unsere für unsere Lefer: Dr. Josef Goebbels hat sich bemüßigt gefühlt, auf seine Art den Genoffen Grzesinsti mit Fridericus nicht Offo Gebühr dem Großen zu vergleichen. Er hat das auf seine, ihin nur eigene Weise getan, hat jedoch eine Reihe von Fehlera und Bersehen durchgehen laffen, weshalb unser Mitarbeiter fich erlaubt hat, den Dr. Goebbels hier zu ergänzen. Ein wesentlicher Nachteil für Grzesinski ist, daß er nicht so gut französisch spricht, wie der große Fridericus, der indeffen zum Ausgleich Gerechtigkeit muß sein die deutsche Sprache nur mangelhaft beherrschte und fie als eine Sprache für Pferdefnechte und Kutscher bezeichnete.

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Ein weiterer Nachteil von Grzesinsti ist, daß er noch fein

politisches Testament gemacht hat. Er ist daher auch noch nicht in der Lage gewesen, die naturnotwendige 3ugehörigteit Elfaß Lothringens zu Frankreich besonders unter streichen zu tönnen. Grzesinsti hat auch nicht, wie weiland Fridericus, den Saz in den Mittelpunkt eines politischen Staats­programms gestellt, daß Preußen, um mit Desterreich fertig werden zu können, stets und ständig auf ein gutes Verhältnis zu Frankreich bedacht sein muß. Noch schlimmer ist vielleicht, daß Grzesinski fich sein Leben lang um französische Philosophen und Schriftsteller wenig gefümmert hat und die Ansicht vertrat, daß deutschen Schriftstellern und Philosophen zunächst einmal geholfen werden müsse. Er hat auch nicht, im Gegensatz zum großen König, über Lessing und Goethe abfällige Urteile gefällt, was zweifellos beweist, wie sehr Fridericus ihm über ist.

Die Reihe könnte noch weiter fortgesezt werden. Vielleicht aber läßt Dr. Goebbels den Faden einmal bei sich weiterspinnen. Das wäre für ihn wie für seine Leser sicher nicht ohne Interesse.

KPD . Reflame für Hafenkreuz.

Radau um jeden Preis.

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Sieben Jahre Reichsbanner

Republikanische Arbeit in Berlin

Sieben Jahre Reichsbanner find gleich fieben Jahre unentwegten Kampfes für soziale Demokra.ie! Wenn am Freitag und am Sonntag die Berliner Kameradschaften und die im Reiche den Tag der Bundesgründung in würdiger Weise begehen, werden sie sich erneut Bundesgründung in würdiger Weise begehen, werden sie sich erneut der Tatsache bewußt werden, daß der Kampf für demokratische Bolts­rechte gesteigert werden muß. Aftio sein! Das ist heute mehr denn je die Lofung des Tages. Im ganzen Reiche haben dann auch Zehn­taufende kameraden den Beschluß des Bundesrates, besondere Schutzformationen zu bilden, Folge geleistet. Schuhformation- Schufo- ift gegründet. Und wenn am Sonntagnachmittag der ist gegründet. Und wenn am Sonntagnachmittag der Bundesführer des Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold, Kamerad Otto örfing- Magdeburg, im Luftgarten den Appell über die Berliner kameradschaften abnimmt, dann wird die Berliner Schufo fich zum ersten Male als gefchloffene Formation zeigen.

Tag der Bundesgründung: Der 22. Februar 1924 in Magdeburg . Otto Hörfing und die Vertreter der republikanischen Parteien legen den Grundstein für die Truppe, die das Fundament der republikanischen Staatsform bilden soll. Dem Gegner, der sich mehr denn je sicher fühlte, unsere Kundgebungen zu sprengen, wird das Handwerk gelegt. Mochten sie auch spotten, bald befamen sie es zu fühlen, daß der Papphelm" oder der Holzhelm" eine Schukorganisation im wahrsten Sinne des Wortes wurde. In Massen erklärten die Republikaner ihren Beitritt, aus dem Auslande liefen Zustimmungserklärungen ein. und so wie im Reiche, wurden im Gaugebiet Berlin- Brandenburg Ortsgruppen geschaffen. Schon bei den Mai wahlen 1924 traten die Berliner Reichsbanner­leute in Attion: Die Zeit der Versammlungssprengungen war ein für alle Male vorbei! Der Pappheim" war aus Eisen!

Die erste Berfaffungsfeier

veranstaltete das Berliner Reichsbanner am 10. August des gleichen Jahres. Volksfefte in allen Stadtteilen. Am Lage darauf der ge­waltige Aufmarsch auf dem Gendarmenmarkt. Während drinnen im Staatstheater die Spigen der Behörden unter Führung des Reichs­ präsidenten Friedrich Ebert den Verfassungstag feierten, staute sich draußen in den Abendstunden das uniformierte Heer. der Re­ publikaner . Fackeln werden angezündet: Der weite Platz ist im Nu ein riesiges Flammenmeer. Dann der unvergeßliche Moment, als Friedrich Ebert auf die Freitreppe tritt. Er dankt für die Huldigung, die ihm das Reichsbanner darbrachte. Denn ihm galt damals unser Fadelzug, ihm, dem damals schwer Leidenden, gegen den die Gegner in unverantwortlicher Weise glaubten hezen zu dürfen. Und während der Rede Eberts rücken immer neue Züge von Republikanern an Eine Ehrung, wie sie wohl felten ein Mensch

,, Vorsorglich" gefündigt.

Was der Gesamtverband zu dem Magiftrateplan fagt.

Zu der neuen Sparverfügung des Magistrats, die eine neue Einsparung von 5 Pro3. an den Personal- und Sachtoften vorfieht, fchreibt uns der Gesamtverband: Am 16. Februar haben 1500 städtische Angestellte ihre Ründi gung zum nächſtliegenden Termin erhalten. In dieser Kündigungs­attion sind die Dienststellen der Zentrale mit rund 200 und tie der Bezirke mit rund 1300 Kündigungen beteiligt. Durch Annahme der

fozialdemokratischen Dringlichkeitsanträge in der heutigen Sigung der Stadtverordnetenversammlung wird der unnötigen Erregung innerhalb der Angestelltenkreise ein Ende bereitet werden. Sollte wider Erwarten dem Dringlichkeitsantrage nicht stattgegeben werden, so wird sich der Magistrat mit den aus 1500 Klagen vor dem Arbeitsgericht resultierenden Fragen abfinden müssen. Daß nach Lage der Sache ein Zweifel an dem Ausgang der Bro zesse nicht bestehen kann, dürfte für jeden Sachkundigen klar sein, denn es ist unwahr, was die bürgerliche Bresse berichtete und wozu sie wahrscheinlich von einer bestimmten Stelle den Auftrag hatte, daß solche Kündigungen zu jedem Quartal und zum Ende eines jeden Etatjahres auch sonst ausgesprochen wurden.

Wir vermögen das jezige Rezept, die Finanzen der Stadtge meinde Berlin durch unüberlegte Abbaumaßnahmen zu fanieren, nicht gutzuheißen. Zwar hat der Magistrat in feiner Sikung am 4. Februar 1931 in einem Beschluß nichts von Abbaumaßnahmen gesprochen, er hat lediglich in seinem Beschlusse Ersparnisse gefordert und den Betrieben der zentralen Verwaltung als auch den Bezirksämtern freigestellt, die Art der Ersparnisse in bestimmter Höhe selbst zu bestimmen. Da weder die Dienststellenleiter noch die Berwaltungen der Bezirksämter zu Ersparnissen in Sachausgaben angeblich nicht mehr in der Lage sind, glaubten fie mit einem radikalen Abbau dem Beschluß des Magistrats am leichtesten nach tommen zu können, ohne an die Folgen zu denken. Die aus einem solchen durch nichts zu rechtfertigenden Abbau sich für die Stadtver maltung ergeben müßte. Bei Durchführung des geplanten Abbaues müßten wichtige, den Intereffen der Gesamtbevölkerung dienende Betriebszweige und auch ganze Betriebe gefchloffen werden, denn ein Ersatz der gekündigten Angestellten durch Wohl­fahrtserwerbslose, an den man möglicherweise gedacht hat, ist für Aufrechterhaltung von Badeanstalten, Krantenabteilungen und anderen Betrieben einfach und entbar. Die Stadtverwaltung wird auch ihre geplante Maßnahme, 75 Rroz. der Etatmittel für die Gartenbauverwaltung zu streichen, revidieren müssen. Die gewollte Maßnahme in der Gartenbauverwaltung würde gleich falls Hunderte von Arbeitern erwerbslos machen und der Bevölkerung die Möglichkeit der Benutzung gepflegter Grünanlagen

Leipzig , 19. Februar. Die Nationalsozialisten hatten für Mittwochabend im Stadtteil Bolfmarsdorf eine Bersammlung einberufen, in der der Landtags­abgeordnete Studentfowsti über Welttapitalismus und Margismus" sprechen sollte. Da von den Kommunisten seit Tagen an gefündigt worden war, daß sie erzwingen würden, in der Ver­fammlung den Reichstagsabgeordneten Räbel sprechen zu lassen, hatte die Polizei umfassende Vorkehrungen getroffen. Die Straße vor dem Versammlungslokal wurde von starten Polizeikräften, denen auch Scheinwerfer zur Verfügung standen, abgeriegelt. Alle Bersammlungsteilnehmer wurden nach Waffen durchsucht, wobei auch einige feftftchende Meffer beschlagnahmt wurden. Die Ber­jammlung verlief in völliger Ruhe ohne jeden Zwischenfall. Eine fommunistische Gegendemonstration wurde abgeleitet. Seine an­gefündigte Rede hielt der kommunistische Reichstagsabgeordnete Rädel auf dem Bollmarsdorfer Markt. Größere Ansammlungen in den benachbarten Straßenzügen wurden von der Polizei mehrfach zer- nehmen. streut. Beim Abmarsch der SA. Abteilungen fielen in der Wurzener Straße aus einer Seitenstraße heraus etwa fünf Schüsse, durch die jedoch niemand verlegt wurde. Die Täter sind unerkannt ent­tommen. Größere Zwischenfälle ereigneten sich nicht.

Revolverfampf mit Hühnerdieben.

Ein Polizeibeamter fchwer angeschoffen. Einen folgenschweren Zusammenstoß mit Geflügeldieben hatte die Bernauer Polizei auf dem Bernauer Bahnhof zu bestehen. Bon Biesenthal her war gemeldet worden, daß Geflügeldiebe auf dem Anmarsch zum Bernauer Bahnhof feien. Drei Beamte begaben sich sofort auf den Bahnhof, um die ankommenden Züge zu tontrollieren. Die Diebe pflegen nämlich dort umzuſteigen, um den Vorortzug zum Bahnhof Gesundbrunnen zu erreichen. Aus dem einlaufenden Zuge stieg denn auch ein Mann, der einen taut befleckten Rucksack auf dem Rücken trug. Er wurde angehalten und auf den Bahnsteig herausgebracht. Die auf den Bahnsteig herausgebracht. Zur Durchsuchung sollte er in das Stationsgebäude gebracht werden. Plötzlich aber drehte er sich nach dem begleitenden Beamten um und gab auf ihn zwei Schüsse ab. Der Beamte, der 36 Jahre alte Hauptwachtmeister Baul Thiele, wurde durch einen Schuß in die rechte Bruftfeite schmer verlegt und brach zusammen. Der Dieb flüchtete über die Gleise und schoß auf die Bahnbeamten, die ihn verfolgen wollten.

Die Heimannsche Bibliothek in Gefahr! Die am Ende des vergangenen Jahrhunderts vom Genossen Heimann gegründete Bibliothek und Lesehalle, zunächst in der Alexandrinenstraße, feit langer Zeit in der Adalbert straße, ist vor der Gefahr, aufgehoben zu werden. Diefe Bibliothek des Südostens von Berlin , die so vielen Arbeitern und Angestellten geradezu an das Herz gewachsen ist, soll gänzlich ein­gehen. Der Magistrat will nicht mehr die Mittel haben, um diese Bibliothet mit seiner Lesehalle aufrechterhalten zu können. Die Auflösung dieser Bibliothet, die nach dem Kriege vom Gründer der Stabt übergeben worden ist, bedeutete auch eine große Pietät losigkeit gegen den verdienten Stifter. Alle Bücher, die Heimann gestiftet hat, sollen in alle Winde Berlins verweht werden. Hoffent lich genügt diefer armruf, um das Weiterbestehen der alten Heil­mannschen Bibliothet und Lesehalle zu sichern.

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erfahren hat. Ein tnappes Jahr später hatte dieser Kämpfer zu früh seine Augen für immer geschlossen. Der Aufstieg der republika­nischen Schuzorganisation ging unaufhaltsam vorwärts. Neue Orts gruppen entstanden, Sportabteilungen wurden gegründet und die Reichsflagge durch Schaffung von Waffersportabteilungen auf den Berliner Gewässern zur Geltung gebracht. Berlin erlebt Massen­aufmärsche: Auf dem historischen Gendarmenmarkt nehmen noch oft die Reichsbannerleute unter der Leitung des Kameraden Oberst Lange zu mancher Kundgebung Aufstellung. Mehrere Gautage, so in Berlin , Kottbus , Frankfurt a. d. Oder und Brandenburg , vereinigen die Kameraden des großen Gaugebiets zu machtvollen Demonstrationen. Nach den Jahren der Aufwärtsentwicklung tritt in den Jahren 1929 und 1930 vorübergehend ein Stillstand ein. Aber nach den Hunger­wahlen, am 14. September, erkennen weite Bevölkerungskreise die Gefahr, die ihnen droht. In Massen häufen sich die Beitritts­erklärungen zum Reichsbanner. Jetzt wird auch die technische Aus­bildung mit allem Eifer in allen Teilen des Gaugebiets betrieben. Man hat erkannt, daß Disziplin und Einordnung sowie einheitliches Auftreten nach außen hin bis zur straffften Vollendung durchgeführt werden muß. Daneben wird die vom ersten Gründungstage an be­triebene Landagitation nicht vernachläßigt. Wenn heute auch im kleinsten Dorfe die Reichsfarben nichts mehr Fremdes sind, dann ist es nicht zulegt ein Verdienst jener Reichsbannerleute, die Sonntag für Sonntag hinauszogen, werbend für die Republik . Das Land­proletariat begrüßte diese Schuztruppe auf das wärmste, während die Feudalherren umsonst auf Mittel und Bege fannen, den Pionier der republikanischen Parteien unschädlich zu machen. Ueber 400 Ortsgruppen mustern wir im Gaugebiet, das 120 Spielmannzüge und 42 Mufifchöre, insgesamt, 2500 Mitglieder aufweist.

Am tommenden Freitag werden die Reichsbannerleute in den Sportpalast einmarschieren, um den fiebenten Gründungstag festlich zu begehen. Zwei Tage später, am Sonntag, nehmen die Berliner Formationen im Lustgarten unter der Leitung des Kameraden Neidhardt Aufstellung.

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Neben der Schufo wird das Jungbanner Jungba und die Stafo aufmarschieren Die frühere Stammformation Gliederung der Organisation in attive, passive und Jungbanner­mitglieder genügte nicht mehr. Und so wurden auf Beschluß des Bundesrats diese Formationen geschaffen, die besondere Aufgaben zu erfüllen haben. Schufo und Stafo dürften als die Kerntruppe des Reichsbanners betrachtet werden.

Zur gleichen Zeit, da Otto Hörfing im Lustgarten den Appell abnimmt, finden im Gaugebiet und darüber hinaus im ganzen Reich besondere Bezirks- und Kreisappelle statt.

So gelang es ihm, zu entfommen. Der Zug hatte den Bahnhof inzwischen verlassen und die Meldung wurde schleunigst zum Bahn­hof Gesundbrunnen , dem nächsten Haltepunkt, weitergegeben. Nach den Feststellungen in Bernau mußten sich noch zwei Helfershelfer des Revolverschüßen im Zuge befinden. Bei der Kontrolle der Abteile wurde auf Gesundbrunnen aber nur noch ein Mann ge­funden und festgenommen. Es ist ein 31 Jahre alter Robert Klinger, der in der Muladstraße wohnen will. Er hatte in feinem Rudfad noch 13 abgeschlachtete Hühner bei fich, die in Melchow gestohlen find. Der Rudjad des geflüchteten Schühen enthielt 8 Hühner. Der verhaftete Klinger hatte keine Waffe bei sich.

Oberlandjäger erschossen.

Bei der Verhaffung eines lange gesuchten Verbrechers. Dessau , 19. Februar.

Ein in Anhalt befannter Berbrecher, Paul Chmalinjti aus Wurflau( Kr. Röthen) erichoß heute früh den Oberlandjäger Pfeil, der ihn in seiner Wohnung verhaften wollte. Drei weitere Land­jäger warfen darauf Handgranaten nach Chawlinski, dem es aber infolge des dichten Nebels gelang, zu entkommen. Chwalinſti, der bereits im vorigen Jahr einen Oberlandjäger zum Krüppel geschlagen hat, wurde damals zu langjähriger 3uchthausstrafe verurteilt, doch gelang es ihm, aus der Strafanstalt zu entfliehen.

Berliner Notar geflüchtet.

Nach Unterschlagung von Stempelgeldern.

Der Berliner Rechtsanwalt beim Kammergericht und Notar Dr. Ludwig Goldberg, Unter den Linden 44, ift nach Unterschlagung von Stempelgeldern, die er zu trenen Händen empfangen hatte, vor einigen Tagen aus Berlin geflüchtet.

Dr. Goldberg hatte eine gut gehende Praris und war besonders als Rotar start mit Grundstücksverträgen und Zivilprozessen be­schäftigt. Bor zwei Jahren begann seine Verschuldung, weil ihm als Anwalt ein Fehler passiert war, für den er die Verantwortung über­nehmen mußte. Dr. Goldberg hatte für einen Mandanten eine Wechseltlage durchzuführen, da ein Atzept in Höhe von 120 000 Mart zu Protest gegangen war. Bei dieser Wechseltlage passierte ihm ein Formfehler, durch den die Klage hinfällig, wurde. Infolgedessen hielt sich der Mandant an Dr. Goldberg und verlangte nun von ihm Schadenersag in der vollen Höhe von 120 000 Mart. Dr. G., der persönlich kein Ber mögen besaß und nur auf seine Tätigkeit angewiesen war, erreichte nach langen Verhandlungen, daß der Regreß, der gegen ihn geltend gemacht wurde, auf 40 000 mart enmäßigt wurde. Diese Summe war jedoch fofort aufzubringen. In seiner Not wandte sich Goldberg an Bucherer, die von ihm ungewöhnlich hohe Zinsen verlangten. Dr. Goldberg, der persönlich in der anspruchslosesten Weise lebte, mußte nun seine ganzen Einnahmen darauf verwenden, das geborgte Rapital auszuzahlen und die Zinsen an den Fälligkeitsterminen auf­zubringen. Entsprechend der allgemeinen wirtschaftlichen Lage gingen feine Einnahmen seit dem Herbst 1929 start zurüd und der Notar war schließlich nicht mehr in der Lage, seinen Verpflichtungen ordnungsmäßig nachzukommen. Er vergriff sich an den Stempelgebühren, die bei Abschluß der Notariatsverträge an ihn zu zahlen waren und die er den Finanzämtern hätte abliefern müssen.

Bei einer Revision des Notariats durch die zuständigen Be­hörden wurde das Fehlen der Stempelgelder in Höhe von 7000 Mart entdeckt und Anzeige beim Präsidenten des Landgerichts I erstattet. Bon hier aus ging die Sache an die Staatsanwaltschaft, die pflicht­gemäß den Fall verfolgen muß. Dr. Ludwig Goldberg erlitt einen Nervenzusammenbruch und verließ vor einigen Tagen Berlin , nachdem er einem befreundeten Anwalt Generalvollmacht erteilt hatte. Bisher war es noch nicht möglich, eine Spur des Flüchtigen zu finden. Man rechnet damit, daß Dr. Goldberg in seiner Berzweiflung seinem Leben ein Ende gemacht hat.