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Nr. 8748. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Räuber in Boxerhänden.

Wie der Weißenseer Bandit gefaßt wurde.

Wie bereits furz gemeldet, wurde gestern die 20 Jahre alte Buchhalterin Johanna kapell, die in der Stubben­fammerstraße 3 im Norden Berlins wohnt, in Weißenfee auf offener Straße überfallen, niedergeschlagen und schwer verletzt. Die Täter hatten es auf Lohngelder abgesehen, die das junge Mädchen von der Bank geholt hatte. Dank der Geiftesgegenwart der Ueberfallenen erbeuteten sie jedoch

nichts.

Fräulein Kapell ist bei der Firma Ide in der Franz- Josef­Straße 5/7 tätig. Die tagsüber eingegangenen Gelder werden von Den Kutschern des Abends in der Zentrale abgerechnet und fort­gebracht. Zur Auszahlung der Lohngelder, für die 1200 Marf er forderlich find, mußte Fräulein Kapell am Freitagmittag nach der Darmstädter Bank in der Berliner Allee 246 gehen. Sie erhielt dort 1200 Mart ausgehändigt, die sie in einer Aktentasche ver­wahrte. Für den Rüdweg benutzte sie die Straßenbahn bis zur Rennbahnstraße und bog dann in die Franz- Josef- Straße, die crit zum Teil bebaut ist, ein. Wenige hundert Meter vor dem Ziele wurde das junge Mädchen plötzlich mit einem schweren kantigen Gegenstand von hinten über den Kopf geschlagen und brach butüberströmt zusammen. Gleichzeitig versuchte man, ihr die Tasche mit dem Gelde zu entreißen. Das Mädchen hielt die Tasche mit dem Gelde frampshaft fest und rief um Hilfe. Die beiden Täter flüchteten jetzt und wollten mit einer Tare entkommen. Fräu­lein Kapell raffte sich aber auf und eilte ihnen unter Hilferufen nach. Die Räuber mußten befürchten, daß der Chauffeur sie doch nicht fahren würde und sprangen deshalb auf der anderen Seite wieder zum Wagen hinaus und setzten die Flucht zu Fuß fort, stets verfolgt non der Ueberfallenen. Die Jagd ging bis zum Weißen See . Die Flüchtigen versuchten hier über eine Meter hohe Mauer zu ent­fommen, gerieten aber einer Anzahl Boyer in die Hände, die dort trainierten. Einer der Täter entschlüpfte, der zweite wurde von einem Boger fampfunfähig gemacht. Er wurde nach der Bache des 271. Reviers gebracht und dort eingehend verhört. Der Festgenommene ist ein 30 Jahre alter Harry Wiech mann. Wie er angibt, lernte er auf dem Arbeitsnachweis in der Frankfurter Allee einen gewissen Fred" kennen, der die Verhält­nisse bei der Färberei von Ide genau tannte und dort bereits einen räuberischen Ueberfall plante. Er brauchte aber noch einen Helfers­Helfer und überredete Wiechmann, sich ihm anzuschließen. Wiechmann felbft bestreitet, dem Mädchen ein Leid angetan

Bersteigerungstheater.

Antisemitischer Standal im Jagdschloß Glienicke .

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Bei der gestrigen Bersteigerung des Friedrich Leopoldschen In­ventars im Jagdschloß Glienice tam es zu turbulenten Szenen. Die Stimmung war schon etwas gereizt, da mehrere Auftionsbe­fucher mitgeteilt hatten, daß an einigen Möbeln, die zur Bersteige= rung gelangten, Gerichtsvollziehersiegel tiebten. Gegen 5 Uhr erschien ein Mann, der ein Abendblatt anbot, in dem von Verpfändungen im Schloß Glienicke die Rede war. Plötzlich erhob sich Herr Joseph und rief: Raus mit dem Juden blatt, raus mit ihm!" Die Auktion wurde unterbrochen, es ent­stand ein Riesenskandal, der Zeitungsverkäufer wurde derart he­drängt, daß er seine Tasche verlor. Es gelang ihm nur unter Mühe, das Schloß zu verlassen. Jetzt schrien auch mehrere an der Auktion beteiligte Kommissionäre: Raus mit den Mosse- Blättern, raus mit dem 8 Uhr- Abendblatt", raus mit dem Borwärts". Nur der ,, Lokal- Anzeiger" soll hier bleiben." Es ging sogar so weit, daß man einigen Personen, in denen man Zeitungsberichterstatter ver

Gerhart Herrmann Mostavi

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Schicksal infance

Es ist natürlich Unsinn, anzunehmen-und so weiter. Er hat fie vielleicht zu fest angebunden oder so. Das ist alles. leber ihm schreit es hell, tazenhaft: der Habicht, in den Fängen ein Huhn; Luise jammert vom Hofe her

Andreas tritt in sinnloser But gegen den Pfahl, daß oben das Eisen klirrt, zertritt die Vogelleichen und schreit: Ich verkaufe den Dred! Den ganzen Dred verkaufe ich!"

Federn fallen, Hühnerfedern. Der Sieger ruft hell. An­dreas geht dem Hofe zu, gebückt. Der Wind weht ihm Sand auf den Rücken. Ihm ist, als wäre der ganze Sand, die ganze Wildnis auf seinen Rüden geweht; als müsse er sie tragen. Er geht in die Küche, läßt die Müze fallen, sinkt auf einen Stuhl und wiederholt, leise diesmal: Ich verkaufe. Wir müssen verkaufen."

Und dann, nach einem wehen Blick in Luises schreckhaft Gufgerissene Augen:

,, Denn ich fann nicht mehr."

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zu haben, und erklärt, daß Fred zugeschlagen habe. Der Verhaftete ist dem Raubdezernat eingeliefert worden, nach seinem entkommenen Kumpan wird noch gesucht. Die überfallene Buchhalterin hat so schwere Verletzungen davongetragen, daß sie nach dem Weißen feer Krankenhause gebracht werden mußte. Das mutige Verhalten des jungen Mädchens, dem so übel mitgespielt wurde, verdient uneingeschränktes Lob.

Schreckschüsse im Reichstag.

72jähriger Kleinrentner wollte Aufmerksamkeit erregen. In der Wandelhalle des Reichstags tam es gestern, kurz vor 18 Uhr, zu einem aufregenden Zwischenfall. Ein älterer Mann, der sich auf bisher noch ungeklärte Weise Eingang in das Reichstagsgebäude verschafft hatte, feuerte aus einer Pistole plötz­lich drei Schüsse ab. Der frühere Innenminister und jehige Oberbürgermeister von Dresden , Dr. Külz, der in der Nähe des Schüßen stand, sprang fofort hinzu und hielt den Mann jolange fest, bis ihn die herveieilenden Reichstagsdiener in das Büro ab­führten.

Wie von der

Der Borfall hatte im Augenblick zwar große Aufregung ver­urjacht, stellte sich dann aber als ziemlich harmlos heraus. Die Waffe war nämlich eine Schredschußpistole. Die Schüsse follten lediglich dem Zweck dienen, Mitglieder des Reichstages auf Kriminalpolizei ermittelt wurde, handelt es sich um einen 72jähri den greifen Attentäter" aufmerksam zu machen. burg. Schmitt, der sich in seiner Heimat troß seines hohen Alters gen Rentner Georg Schmitt aus Unterwittighausen bei Würz­in der Kleinrentnerbewegung noch sehr aktiv betätigt haben soll, war vor einigen Tagen nach Berlin gekommen und im Hospiz Albrechtshof" abgestiegen. Es war Schmitt bereits gelungen, mit einem Reichsminister zu sprechen und seine Wünsche vorzutragen. Offenbar um seinem Anliegen besonderen Nachdruck zu verleihen, feuerte der Greis dann die Schüsse in der Wandelhalle ab. Schmitt wurde von der Polizei vorläufig in Gewahrsam genommen. Da angenommen wird, daß er geistig nicht ganz normal ist, dürfte er von dem zuständigen Kreisarzt untersucht werden.

Nach einer anderen Darstellung soll der Greis direkt auf Dr. Külz angelegt und dreimal geschossen haben. Dr. Külz ging jedoch kaltblütig auf den Täter zu und hielt ihn fest. Nach seiner Festnahme bat Schmitt den Abgeordneten um Entschuldigung.

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mutete, die Ausweise aus der Hand riß, um zu kontrollieren", ob sie für die jüdische Presse arbeiten. Einer der Auktionsveranstalter rief: Wer für Juden arbeitet, findet keinen Einlaß!" Dabei wäre zu erwähnen, daß Brinz Friedrich Leopold die Versteigerung seines Glienider Inventars in die Hände von Juden gelegt hat. Der Hohenzollernprinz scheint sich also aus der Meinung der Leute, die feine Möbel kaufen, nicht viel zu machen.

Nicht Zoo

sondern Restaurationsbetrieb des 300! In der Deffentlichkeit wird die Krise, die der Restaurations­betrieb des 300 durchmacht, lebhaft erörtert. Der Nichteingeweihte fönnte glauben, daß hierdurch der 300 selbst irgendwie in Mitleiden­schaft gezogen wäre. Das ist nicht der Fall. Der Aktien- Verein des Zoologischen Gartens, der" 300", steht petuniär auf sehr gesunden Füßen, und zwar nicht zuletzt dank dem regen Interesse, das jung zuwendet. Der Restaurationsbetrieb des 300 ist eine Bachtung, und alt aus der Berliner Bevölkerung ihm stets zugewendet hat und die fich zur Zeit in Händen des Herrn Hermann He ßler befindet und als eine vom Aktien- Verein des Zoologischen Gartens vollkommen unabhängige und selbständige Gesellschaft anzusehen ist

Unternehmen für verfehlt. Schmitzer lächelt merkwürdig, als Bapendieck ihm das sagt, und erwähnt nur, daß er natürlich auch inseriert habe; und man werde ja sehen

Was man sieht, zwei, drei Sonntage lang, sind Berliner mittleren Standes, die schwitzend ankommen, übellaunig schon wegen der weiten und umständlichen Bahnfahrt und des langen Fußweges; dann das trostlose Land flüchtig über­blicken, das Injerat und seinen Verfasser verfluchen und unter Zurücklaffung vielen Stullenpapiers schnell wieder verschwin den. Auch sie bleiben bald aus; Herr Schmizer sammelt in einer Anwandlung von Pedanterie die Stullenpapiere zu sammen, fist noch immer in seinem Pavillon, als längst die Vögel über den See nach Süden gesegelt sind mit langen Hälsen und breiten Flügeln und tiefem Ruf, und lächelt weiter. Es ist kein pfiffiges Lächeln, auch tein frohes oder trauriges; es ist ein Lächeln, wie es Orientalen haben, die auf Fragen nach ihrer Zukunft zu antworten pflegen: Wie Allah will." Trotzdem ist es gerade Herr Schmitzer, der den Siedlern Dom Stubbenland zur großen Wegwende, der ihnen zum Schicksal wird. Das geschieht im Spätherbst, als ein Kutsch­wagen den Birkenweg hinaufkommt und, von allen gesehen, vor Korns Haus hält. Die beiden schönen Pferde lenkt eine hagere, noch junge Frau bäurischer Herkunft mit energischen Bewegungen. Im Wagen, quer über die Size gelegt, flirrt ein Pflug.

Korns wollen verkaufen, das weiß man seit langem; dies ist eine Reflektantin, das ist allen flar; was aber soll der Pflug? Es ist eine andere Art von Pflug, als sie selbst haben und fennen; also auch für anderen Boden oder für eine andere Feldfrucht berechnet. Es ist sicher: die Frau will mit diesem Pflug den Boden prüfen; wozu hätte sie ihn fonit mitgebracht? Sie sehen Andreas Korn mit seinem Gast über den Hof gehen. Alle geben sich damit zufrieden, über furz oder lang ihre Neugier gestillt zu sehen; nur Siegfried Schmizer nicht. Er ist ein schlechter Kaufmann unter Kaufleuten, gewiß, ist unter Kaufleuten ein Bauer; unter Bauern ist er ein Kauf­mann.

So etwas wie ein Pavillon aus Holz und Dachpappe ent­steht da unten am See, wo die Arbeiter tätig sind. Dann, als Holz und Dach bunt gestrichen sind und recht schmuck aussehen, wird zu aller Erstaunen ein großes Schild auf zwei Pfähle gestellt: Seebad Schloßheide . Große und kleine Parzellen Direkt am See. Näheres hier." Und endlich, lediglich mit einem Coupéfoffer und ein paar Deden bewehrt, erscheint Herr Sieg­fried Schmizer. Man weiß, daß er die Zweifel, die seine Gläubiger in die Gültigkeit der Verkaufsbescheinigung an Maschte gesetzt hatten, sehr einfach erledigt hat: ihrem Ver­treter hat er nahegelegt, sich das Land zu besehen; das ist ge­schehen, und es ist auf einen zweifelhaften Prozeß angesichts der relativen Geringwertigkeit des Streitobjektes verzichtet worden. Die etwa fünfundfünfzig Morgen hat er dann von Maschte zurückgekauft, wie es heißt; er durfte hinausziehen Bielleicht. Man fann nicht wissen. Ich gehe zu Korns und das Schild setzen lassen wozu aber, weiß man nicht. rauf, bin gleich wieder da. Bis dahin feien Sie fertig." Nur in Korns wedi es eine page Hoffnung auf günstigen Ber - Auf Korns Hof magt er sich ohne Umschweise ans Ziel. Lauf auch ihres Landes; alle anderen lachen und halten das ,, Kann ich Sie einen Augenblick allein sprechen, Herr Korn?"

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Er geht zu Maschfe. Bringen Sie Ihr Motorrad in Ordnung, Maschke, so schnell wie möglich. Es gibt was zu verdienen." ,, Biel?"

Gonnabend, 21. Februar 1931

Lawine begräbt ein Haus.

Sieben Hausbewohner die Todesopfer.

Basel , 20. Februar.

An der Lukmanierstraße in Medelsertal in Grau­| bünden ereignete sich ein schweres Lawinenunglück. Eine niedergehende Lawine begrub in Platta den Gast­hof.3ur Post" unter sich, der von dem alten Ehepaar Wenzig sowie den Familien seiner beiden Söhne bewohnt ist. Der Gasthof wurde zum Teil eingedrückt, zum Teil wurde das Haus mit fortgerissen. Aus den Trümmern wurden sieben Leichen geborgen. Eine ganze Familie, Vater Mutter und vier Kinder im Alter von ein bis fünf Jahren wurde getötet, ferner die über 60 Jahre alte Großmutter. Die Leichen der beiden Frauen und der vier Kinder, die aneinander­gebreit im Keller aufgefunden wurden, konnten bis zum Mittag geborgen werden. Die Leiche des jungen Ehe­mannes Seraphim Wenzig wird noch unter den Trüm­mern des Gasthofes ,, Zur Post" gesucht. Der Großvater Wenzig sowie die anderen vier Familienmitglieder- das Haus war von insgesamt zwölf Menschen bewohnt konnten sich, da sie teils im Stall, teils im unteren Stockwerk beschäftigt waren, noch rechtzeitig ins Freie flüchten oder so zeitig geborgen werden, daß ne vor dem Tode des Erstickens bewahrt wurden. Der Gasthof Zur Post" stand an einer Stelle, die im Winter stets von Lawinen gefährdet ist. Die jetzt niederge­Lawinenbrecher wie ein Streichholz geknickt. gangene Lawine hat den oberhalb des Hauses befindlichen

Der umgestürzte Weihnachtsbaum.

Ein Sohn Gottes" vor Gericht.

Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte mußte sich megen groben Unfugs in der Kirche der 39jährige Rigser Kaufmann Schulz verantworten. Etwa 25 Minuten vor Beginn des Morgengottesdienstes am 1. Weihnachtsfeiertag erschien im Dom am Altar ein hagerer Mann mit langem Bart und glänzen­den Augen, erhob den Zeigefinger seiner rechten Hand und rief in die versammelte Gemeinde hinein: Es steht geschrieben, mein Haus soll ein Bethaus sein. Ihr habt es zu einer Mördergrube gemacht. Was hat hier der Tannenbaum mit Gott zu tun? Weg mit ihm aus Gottes Haus." Dann faßte der Mann den Tannenbaum und stürzte ihn um. Er wurde von den Domanggestellten festgenommen und an den wachthabenden Polizeibeamten abgeliefert. Das Schnell­gericht hielt eine Untersuchung des Geisteszustandes des Mannes für erforderlich; er wurde für normal befunden und konnte also gestern von dem Schöffengericht Berlin- Mitte abgeurteilt werden. Der Angeklagte ist verheiratet und Bater zweier Kinder im Alter von 10 und 11 Jahren. Er lebte nor dem Kriege in Riga , nahm als preußischer Staatsangehöriger am Weltfriege teil, fehrte später nach Riga zurück und begann hier im Jahre 1921 ein Leder­geschäft. Ueber die Motive zu seiner Tat befragt, erzählte er fol­gendes: Nach dem Kriege begann ich über vieles nachzudenken. Ich hichte und fand: die Welt ist voll Lüge, daher der Krieg. Ich schloß mich den Baptisten an und glaubte nun die Wahrheit gefunden zu haben. Aber auch das war ein Irrtum. Anfang 1928 war ich dem Selbstmord nahe. Eines Nachts hatte ich aber ein Erlebnis. Ich fühlte mich als Abgesandter Gottes und ließ nun alles im Etichy: Geschäft, Familie und Kinder. Ich war ein schlechter Kaufmann, meil es mir nicht möglich war, zwei Herren zu dienen. In meinem

Hause wurde ich angefeindet, man verstand mich nicht, ich wurde wie ein Ausgestoßener behandelt. Im April vorigen Jahres kam ich für einige Tage nach Berlin . Von hier ging ich nach Pommern

Andreas entschuldigt sich wütend bei der scharfäugig um sich blickenden Frau und folgt ihm ein Stück.

,, Herr Korn", sagt Schmißer eindringlich ,,, nehmen Sie einen Rat von mir an. Sie wollen verkaufen, nicht wahr?" ,, Es geht Sie ein Dreck an, wenn ich verkaufen will. Ein­mal bin ich durch Sie reingefallen. zum zweitenmal-"

,, Ich will Ihnen ja nichts verkaufen, in will Ihnen einen Rat geben." Schmißers Hände flattern vor Andreas wie Tauben vor ihrem Schlag, flammern sich endlich in den Rock­aufschlägen fest. Herr Korn, ich beschwöre Sie: wenn diese Frau nicht kaufen willverkaufen Sie, um jeden Preis. Wenn sie kaufen willverkaufen Sie nicht."

,, Sie sind verrückt. Lassen Sie mich los." ,, Geben Sie Ihr Glück nicht aus der Hand, Herr Korn. Barten Sie wenigstens, bis ich wiederkommen und Ihnen Bescheid gebe." ,, Was für'n Bescheid?"

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Was die Frau mit dem Boden tun will." ,, Was geht das mich an?"

,, Was die kann, fönnen Sie auch. Sie will doch mit dem Ding da probepflügen?"

,, Ja. Aber aus der kriegen Sie nichts heraus. Die redet

nichts."

,, Meine Sorge, Herr Korn. Zögern Sie die Sache zwei Stunden hinaus."

Ich bleibe ja doch nicht hier. Ich hab's satt. Aber warten will ich meinetmegen. Und jetzt lassen Sie mich los!" Während Schmizer gehorsam dem Tor zugeht, liest er mit einem Seitenblick die Aufschrift auf der fremden Kutsche.

,, Maschte! Fahren Sie, so schnell Sie können, nach Banzenig bei Beelig. Erfundigen Sie sich, was der Befizer Mellenthien dort hauptsächlich anbaut, und fomunen Sie sofort zurück. Sofort, und hin und her, so schnell es geht!"

Maschte hat begriffen, Maschte ist flug und fährt wie der Teufel, wenn's sein muß.

Die Frau pflügt inzwischen mit ihren Pferden und ihrem Pflug eine tiefe Furche in Korns Acker.

In der Stube, wo Andreas mit der Fremden verhandelt, fizt Luise am Fenster und sieht krampfhaft hinaus; sie kann trotzdem nicht verbergen, daß sie gemeint hat.

Warum macht ihr Mann nur so viele Winkelzüge? Er foll froh sein, daß jemand da ist, der kaufen will. Er soll einschlagen dann ist alles auf einmal vorbei. Aber Andreas streitet erregt um den Einzelwert nebensächlichen Inventars. ( Fortsetzung folgt.)

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JP