Der Abend
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B 47 48. Jahrgang
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Schüsse in der Gormannstraße
Kommunistische Ausschreitungen gegen Polizei
Obgleich die Kommuniffen wochenfang bemüht waren, die Er. merbslofen für den 25. Februar mobil zu machen, ist der heutige Bormittag verhältnismäßig ruhig verlaufen. An einigen Stellen fam es zu Ausschreitungen, die unblufig verliefen.
Hier allein hat bas völlige Demonstrationsverbot in erster Linie bazu beigetragen, daß größere Ausschreitungen, mit denen zweifellos gu redynen mar, vermieden wurden. Zum andern fcheint, aber auch ein großer Teil der Erwerbslosen den Kommunisten einfach die Gefolgschaft gekündigt zu haben; sie sind vernünftigerweise zu Hause geblieben. Die Polizei stand heute vormittag unter Alarmbereitschaft, die Streifen maren erheblich verstärkt worden und in den bekannten ständigen Unruhezentren patrouillierten Polizeiautos.
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An einer Stelle, und zwar vor dem Arbeitsnachweis in der Germannstraße, fam es zu Krawallen. Als die Bolizei anrücke, um die Menge zu zerstreuen, würden die Beamten mit Geinhle und Shimpfmorten empfangen. Dann hagelten Steine, Biergläser und Stühle auf die Schupo nieder. As die Beamten vorgingen, wurden aus der verheften Menge mehrere Schülle abgefeuert. Auch die Polizei machte non der Sub waffe Gebrauch, beschränkte sich aber darauf, in die Luft zu feuern, um die Angreifer zurückzuschreden. Obgleich bald Ber Stärkungen zur Stelle waren, sammelten sich die Demonstranten in den umliegenden Straßen immer wieder, so daß die Polizei von einer Ede pur anderen eilen mußte, um die Ansammlungen auf zulösen.
Bei den miederholten Zusammenstößen gab es eine Reihe von Leichtberlegten. Der Arbeitsnachweis mußte geräumt werden, zahlreiche Scheiben murden durch Steinmürfe zertrümmert.
Zu weiteren Zumulten fam es es vor dem Arbeits nachweis am Stiftweg in Pantow und vor dem Neuköllner R at haus in der Berliner Straße. Mehrere Räbelsführer wurden megen Aufhebung, Widerstandes und Verstoß gegen das Demonstrationsverbot festgenommen und der Politischen Bolizei übergeben. Gegen Mittag war die Ruhe überall wiederhergestellt. Da bei Ein bruch der Duntelheit mit weiteren Störungsversuchen zu rechnen fein dürfte, wird die Polizei auch in den Abendstunden die erhöhte 21tarmbereitschaft beibehalten.
Gegen 12 Uhr mittags drangen etwa 15 junge Burschen in den Schlächterladen von Karl Kisch, Lindenstraße 105, mit dem Rufe:„ Wir haben Hunger!", ein, und stahlen für etwa 200 Mart Bürste, mit denen sie die Flucht ergriffen. Das inzwischen herbeigerufene Ueberfallkommando verfolgte die Täter und nahm fünf von ihnen fest.
Bülow soll beseitigt werden.
Chriftlich- soziale Forderung im Reichstag.
Die Schuldigen von Röntgental
Drei neue Verhaftungen- Zwei Personen geflüchtet
In der Röntgentaler Morbaffäre sind gestern abend brei neue Festnahmen erfolgt. Soweit fich bis jest überblicken läßt, steht damit der Feuerüberfall auf das Lokal Edelweis" vor der endgültigen Auf klärung. Zwei weitere Täter werden noch gesucht. Ihre Namen find der Polizei bereits bekannt, es ist fest. gestellt, dah die Verdächtigen aus Berlingeflüchtet sind und vermutlich bei Gesinnungsfreunden in der Pro. bing verborgen gehalten werden.
Im Ausschuß für den Reichshaushalt verlangte bei Beratung des Etats des Reichstags der evangelische Theologe Abg. Strathmann( Chr. S. B.) die Beseitigung des Bülow- Bildes aus dem Sigungsfaal des Reichsrats. Die Beseitigung folle eine symbolische Handlung sein.
Präsident Löbe weift als Vertreter des Reichshaushalts darauf hin, daß seit 1913 der frühere Reichstanzler Bülow ein weiteres, von Cenbach gemaltes Porträt, dem Reichstage vermacht habe. Nach dem Tode Bülows werde die Uebernahme auch jenes Bildes jetzt aktuell. Abg. Müller- Franten( S03.) meinte, der Reichskanzler Bülow habe immer mit der Wahrheit auf geipanntem Fuße gelebt, das sei aber längst bekannt gewesen.
Abg. Heinig( Soz.) betonte die Notwendigkeit einer Regelung der Haftbarkeit von Reichstagsabgeordneten, die als Aufsichtsräte in reichseigene Gesellschaften entfandt werden.
Frau Bohm- Schuch( Soz.) forderte, daß die über 12 Jahre tätigen weiblichen Arbeitskräfte des Reichstages endlich ins Beamtenverhältnis übergeführt werden.
fich als ein Fehlgrift, denn der Berbächtige fonnte für den Die erfte Festnahme, über die mir gestern berichteten, ermies Abend des verhängnisvollen 17.. Februar ein tibi beibringen. Er fonnte bereits gestern, ebenso wie sein Bruder wieder auf freien Fuß gefeßt werden. Das Berhär dieser beiden scheint der Mord fommission jedoch manchen mertvollen Fingerzeig gegeben zu haben. taler Burschen, die sämtlich dem Kampfbund" an Schon bald darauf wurden nämlich drei junge Röntgen gehören, aus den Betten heraus festgenommen.
Danach begann der Haushaltsausschuß mit der Beratung des Etats des Auswärtigen Amtes. Der Mitberichterstatter Dr. Breitfcheid sprach zuerst über den Wechsel in der Etatsabteilung des Auswärtigen Amtes, der dringend notwendig war, dann über die Unmöglichkeit, die Auslandsbeamten in ihren Bezügen so weit zu türzen, daß derartige often nur noch für reiche Leute übrig bleiben. Der auswärtige Dienst dürfe nicht wieder ein Refervat für die Befigenden werden. Falsche Sparsamkeit und sozial bedenklich sei es, Angestellte auf Privatdienstvertrag jetzt plöglich entlaffen
Zahlreiche Zote.- Bevölkerung in großer Not.
Bom, 25. Februar.( Eigenbericht.)
Die Verwüftungen des furchtbaren Wirbelff urms, der Sizilien und kalabrien heimgesucht hat, find befonders groß im Hafen von Girgenti . Da die Tele. graphen- und Telephonleitungen zerstört find, fehlen jedoch noch nähere Einzelheiten.
fchiffe unter. Ein Teil der Fischer fand dabei den Tod. Bisher hat Im Hafen von Palermo gingen viele Fischerboote und Laft. man zehn Tote geborgen. Zahllos find die Leicht und Schwer verlegten. Man rechnet jedoch mit einer bedeutend höheren Ziffer. Heberall spielten sich während des Orfans unbeschreibliche Schreckens. fzenen ab, vor allem bei den Ueberschwemmungen. Die Bevölkerung mußte vielfach aus den Betten heraus gerettet werden. Auch die großen Gefängnisse wurden von Baffermaffen eingefchloffen. 3wei Eisenbahnbrüden der Strede Palermo- Trapani und eine Eisenbahnbrüde der Strede Palermo- Messine find cin. gestürzt. Eine Eisenbahnbrücke stürzte gerade in dem Augenblick
" Mehr Volf!"
( Ausspruch Wilhelms des Zwoten)
Teilnehmer
60000
Teilnehmer
10.000
Teilnehme
Polizeibericht
Ungefähr
7000 Teilnehmer
am
Hitler- Tag
in
M
als ausgesprochenes tommunistisches Berkehrslofal gilt. Hier tamen In Röntgental gibt es ein Restaurant Blaue Grotte", das auch die Mitglieder der Jugendgruppen zusammen. In der Blauen in allen Einzelheiten vorbereitet und besprochen worden zu sein. In Grotte" scheint auch der Feuerüberfall auf Edelweiß" wenigen Tagen jährt sich der Tag, an dem der tommunistische Arbeiter Rubam in Röntgental non Hafentreuglern bei dem nächtlichen Feuerüberfall auf die Gastwirtschaft von Meisel erschossen wurde. In der Ortschaft war bekannt, daß von den Kommunisten verschiedene Proteftattionen für den, damals verübten feigen More geplant waren. Danach fieht es beinahe so aus, als ob es Bergeltungsaft gehandelt hat, mur daß dabei völlig Un. fich bei der Schießerei am 17. Februar um einen Rache oder familbige bas Opfer geworden find.
herige Bernehmung hat so gut wie sicher den Beweis erbracht, daß Drei der Burschen befinden sich zur Zeit in Haft und ihre bis-. fie an dem Ueberfall beteiligt waren. Alle drei haben kaum das 20. Jahr erreicht; die beiden zur Zeit noch Flüchtigen kommen ver mutlich als Haupttäter in Frage. Mit ihrer Festnahme ist bald zu rechnen.
ein, als ein Berfonenzug fie passierte. Ein Soldat wurde dabei getötet, die übrigen wenigen Passagiere fonnten sich nur mit Mühe retten. Die Ueberschwemmungen haben in den Pflanzungen des fizilianischen Flachlandes überall unübersehbaren Schaden angerichtet.
Schneefatastrophe in den Hochalpen.
Hotels in Kurorten vollkommen abgeschnitten.
Genf , 25. Februar.( Eigenbericht) Siedlungen von der übrigen Welt abgeschnitten. Die meisten Der ungeheure Schneefall in den Schweizer Hoch alpen hat eine ganze Reihe von Kurorten und hochgelegenen Hotels find jedoch genügend mit Lebensmitteln eingedeckt. Stellen erst nach mühsamer Arbeit wieder hergestellt worden. Die unterbrochenen Bahnverbindungen find ant einzelnen Simplon tamen nur mühsam vorwärts, obwohl die großen Die Expreßzüge über den St. Gotthard und elektrischen Schneepflüge der schweizerischen Bundesbahnen die Strede von den Schneemassen fortwährend fäuberten. Die Bahnvollständig blodiert. In den Dolomiten sind die behöfe Göschenen und Brieg waren von den Schneemassen fast fannten Kurorte Misorina und Cortina von der Außenwelt abgeschnitten. Italienisches Militär ist zur Zeit dabei, die Straßen freizumachen. Die Situation ist dadurch erschwert, daß im gesamten Alpengebiet noch immer Schneemassen und Lawinen niedergehen.
Auch die im Ortlergebiet liegenden Ortschaften Sulden und Trafai find durch die großen Schneefälle von der Außenwelt vollständig abgeschnitten. Ueber dem Grand Hotel Sulden ging eine a wine nieder, die den Speisesaal und ein danebenliegendes Magazin zerstörte. Auch das Elettrizitätswert wurde von den Schneemassen gestreift. Es entstand ein Kurzschluß, bei dem alle Maschinen verbrannten.
Kein Gasalarm.
Kindereien aufgeregter fommunißischer Journalisten. Ein Berliner tommunistisches Morgenblatt hatte heute früh in fpaltenlangen Ausführungen und im Stil übelffer Senfationsjournalistit über einen Gasalarm über Berlin be richtet, der angeblich als Planfp'el des Innenministeriums für den 15. April beabsichtigt sein soll. Wie WTB. nunmehr mitteilt, ift die ganze Meldung eine grobe Entstellung und darauf berechnet, Unruhe unter der Groß- Berliner Bevölkerung hervorzurufen. Wie weiterhin aus sicherer Quelle mitgeteilt wird, handelt es sich bei der ganzen Angelegenheit um eine theoretische Uebung, der die Annahme einer großen Explosion in einer chemischen Fabrik zugrunde lag. Diese Uebung ist bereits vor einigen Tagen vor sich gegangen. Die Uebung fand in aller Defentlichkeit ffaft unter Hinzuziehung zahl reicher Bertreter privater Organisationen,