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Andreas Tagy: Das Blut des Bleikönigs

Aus den Erzählungen des Milosch Lokitsch

Wie soll ich euch die Wallstreet in New York beschreiben? As hätte ein verrückter Baumeister an den Rändern eines frummen edigen Feldweges beiderseits Häusersamen verstreut. Jedes davon wuchs nach seinem privaten Bech oder Glück auf; wenn ein Körnchen unter einen Ziegelstein geriet, ging es gerade nur auf, wenn eins auf einen Dunghaufen fiel, schoß es wie verrückt in den Himmel: jezt sind da fünfzig Stock hohe Häuser neben Paiäften und Kirchen, die ihren Nachbarn kaum bis zum Knie reichen. In der komischen Perspektive der Höhe neigen sich die Hausriesen zueinander, als wollten sie sich ſtützen; unten herrscht Dämmerung, aber oben auf den Dächern und Zinnen der Häuser strahlt Licht zum Zeichen, daß Tag ist und die Sonne scheint. Und diese ganze verrückte Gegend zittert und bebt ununterbrochen, als schüttle sie das Fieber, denn eben in schwindelnder Höhe und unten in und auf der Erde dröhnen Züge entlang, und über den glattgeschliffenen Asphalt rasen Autos, Omnibusse und Passanten. So sieht die Wallstreet aus.

Ich stand mit leerem Bauch, leeren Taschen, planlos an der Steinmauer eines Wolkenfrazzers hängend, um vom Strom nicht er­griffen zu werden. Ich stand mit schlotternden Knien, schwindelndem Hirn, hörte den Lärm, das verrückte Tempo flitte an meinen wirren Augen vorbei, ich konnte nicht mehr mit, denn mir fehlten die Beine und der Glaube. Selbst hier, während ich an die Wand ge­drückt stand, rannte von Zeit zu Zeit ein lebereifriger mich an; ohne auch nur Muck zu sagen, tobte er weiter, die Spur seines Ellbogens in meiner Seite zurücklassend, ähnlich wie die Springflut ihre Spur im Ufersand läßt. Ich hatte das Gefühl, unbarmherzig zerstampft zu werden, wenn ich mich weiter vorwagte.

Einmal lief ein langer, ausgemergelter, bebrillter Yankee an mir, vorbei. Zufällig sah er mich an, ich bemerkte auch, daß sein Blick an mir haften blieb. Der Schwung seiner Bewegungen trieb ihn noch ein Stück weiter, dann aber stoppte er, lehrte um, trat zu mir und ergriff, ohne zu grüßen, meinen Puls, Einen Augen­blic prüfte er ihn und nickte dann:

,, Ihr Puls ist etwas langsam, aber weich und gleichmäßig." Ich wollte ihm gerade für diese Anerkennung danken, aber er wintte nur, ich sollte ihn nicht stören. Aufmerksam und abwägend tastete er mich ab, ich erschraf bereits ernstlich beim Gedanken, er wolle mich vielleicht pfundweise auftaufen, aber er sprach wieder mit soviel Wärme, wie ein Yankee bestenfalls aufbringen kann: ,, Sie find abgemagert, aber ihr Knochengerüst ist fehlerlos. Tadelloser Brustkorb, breite Schultern, Auright!"

Bermutlich wollte er mich zu schwerer förperlicher Arbeit dingen. Mir sollte es recht sein. Ich zwang ein selbstbewußtes Lächeln auf mein Gesicht und wollte ihn beruhigen: er werde sich nicht in mir täuschen. Aber ich tam wieder nicht zu Wort. Er schrie mich troden an:

,, Hungrig, was?"

Ich antwortete mit der Unmittelbarkeit, die eine solche Frage erheischte. Er faßte mich unter und schleppte mich wie ein Raubvogel

in eine Bar. Ihr fönnt mir glauben, daß ich mich nicht sehr sträubte. Dort begann er mich mit hunderterlei Kleinigkeiten zu füttern, alle waren von verschiedener Farbe und Form, schmeckten jedoch in gleicher Weise salzig.( hier ticherte ein Zuhörer: Na, da hattest du dir einen seinen Kavalier aufgegabelt! Du fonntest ja wissen, du Trottel, daß in den amerikanischen Bars die gesalzenen Mäzchen gratis abgegeben werden, der Getränke wegen!" Milosch Lokitsch entgegnete einfältig:

Das ist es gerade! Das Salz mußte ich fressen, die Getränke aber joff er!")

Während ich nach Herzenslust einpacte, starrte er mir in den

Mund und brummmte zufrieden vor sich hin:

Ein herrliches Gebiß! Das ist wichtig!"(... ihr braucht mich richt so anzusehen, denn ich hatte damals Zähne wie ein Bär! Erst später wurden sie mir im Albanenkrieg zum Teil weggeschossen!) Als mein Magen stippevoll war, sagte er:

,, Jezt kommen Sie mit! Wir gehen in mein Sprechzimmer!" Der Lift eines Wolfenkrazzers spie uns ins siebzehnte Stockwerf hinauf. Dort war sein ärztliches Sprechzimmer. Das war gleich ersichtlich aus den vielen schreienden Plakaten, die an seiner Tür hingen, und die den Zweck hatten, den eintretenden Patienten sein unbegrenztes Heilvermögen einzuhämmern. Auch der Ordinations­raum steckte voll verschiedenartiger komplizierter, geheimer Apparate, denn in Amerika heilen die Aerzte bekanntermaßen mechanisch. Er hieß mich sehen, probierte meinen Knierefler aus, fragte nach meiner Bergangenheit, ob ich nicht etwa häßliche Krankheiten gehabt habe, und es war ihm anzumerken, daß er mit allem sehr zufrieden war. In meinem zerquälten Firn überlegte ich tausenderlei Möglichkeiten: Was zum Teufel wollte er eigentlich von mir. Endlich flärte er mich auf:

Es handelt sich um ein gutes Geschäft. Sie können zehn tausend Dollar verdienen." Langsam, um die Wirkung seiner Worte noch zu steigern, steckte er sich eine Havanna an, und als er sah, daß meine Gier groß war, und meine Najenflügel den Rauch andächtig beschnupperten, meinte

er gutmütig:

Ich biete Ihnen absichtlich keine an. Nikotin wäre schädlich für ihre Gesundheit... Es handelt sich darum, daß Mr. Cartel, der Bleikönig, der reichste Mann in den Staaten, sehr schlecht in Form ist. Die Bleikampagne, die er letzthin an der New- Yorter Börse leitete, hat ihn fürchterlich mitgenommen. Er gewann dabei zwei­hundert Millionen Dollar, verlor jedoch seine Gesundheit. Obwohl er erst sechsundachtzig Jahre alt ist, für einen Millionär überhaupt kein Alter. Ich suche gerade in feinem Auftrag einen tadellos ge­sunden Menschen, dem ich für angemessenen Preis einen Liter Blut für ihn abkaufen würde."

Ich sprang entsetzt auf.

,, Sie wollen mein Blut aussaugen?"

,, Blödsinn! Wenn Mr. Cartel sich zu ernähren wünscht, stehen ihm jämtliche Kalorien der Welt zur Verfügung. Aber sein Organis­mus ist schon zu verbraucht dazu, Nahrung in Blut umzuwandeln. Ich will also mit Hilfe eines Patentverfahrens, das meine Erfindung ist, das Blut eines gesunden jungen Mannes in seine Adern fließen laffen. Und ich finde Sie in jeder Beziehung geeignet für diesen 3wed. Ich bin also geneigt, von Ihnen einen Liter Blut zu er­werben. Ich zahle pro Kubitzentimeter zehn Dollar, das macht zehn­tausend Dollar. Aber es ist möglich, daß ich auch mehr laufe, das werden wir später sehen.

Ich schnitt eine häßliche Grimasse. Einerseits sah ich die zehn­tausend Dollar, in meiner damaligen Lage ein sehr angenehmer An­blid, aber andererseits sah ich mein Blut aus den geöffneten Adern springen, und das verdarb mir die Freude am Ganzen.

Der Arzt bemerkte mein Zögern und bemühte sich, mich zu über­zeugen. Er erklärte mir, daß id), wenn auch sonst ein armer Teufel, wenigstens drei Liter in mir hätte, wenn nicht mehr, und mir mindestens zwei übrigblieben, menn ich einen verkaufte. Das sei

nicht viel, aber wenn ich mir für die zehntausend Dollar eine feine, fleine Farm in Kalifornien faufte, fönne ich soviel Blut sammeln, daß es für den schönsten Schlagfuß der Welt reichte. Wenn ich hin gegen mich hier in New York nod) weiter herumtriebe, ohne Geld und Arbeit, würde ich mein Blut allmählich auch los, ohne Geld dafür zu erhalten, und erreichte schließlich bestenfalls, daß ich auf Kosten der Allgemeinheit bestattet würde.

Das war die reine Wahrheit. Ich schlug also ein. In wenigen Augenblicken hatte ich mich auch mit der Idee befreundet. Schließlich war nichts dabei. Der Artist läßt sich seine Muskeln bezahlen, Tauber seine Stimmfäden, und ich mein Blut. Das ist alles. Ich spürte so­gar noch ein flein wenig Eitelkeit, weil mein Blut so hoch tagiert wurde.

Ich dachte, ich würde gleich einen kleinen Vorschuß erhalten, und improvisierte auch gleich ein nettes Programm für die Nacht, denn ich hatte auf dem Broadway eine ganze Reihe Bumslokale entdeckt, die ich gern einmal beaugenscheinigt hätte. Aber daraus wurde nichts. Der Doktor setzte mir auseinander, daß ich mich drei Tage lang un­bedingt in erhöhtem Maße ernähren müsse, und solange bei ihm bliebe. Er fönne mich auf keinen Fall allein lassen, um mich nicht der Gefahr auszusehen, eine Krankheit aufzugabeln. Er nahm seinen Beruf bitterernst und wollte dem Milliardär makellose Ware liefern. Ich wurde regelrecht eingeferfert, in das fleine Zimmerdhen neben dem Ordinationsraum. Ueberhaupt sind die Zimmer in New Dort so tiein, wie bei uns ein Schweineftall, und ich fühlte mich auch darin so wie ein junges Sdywein, das gemästet werden soll. Ich mußte schon früh am Morgen mit der Nahrungsaufnahme be­ginnen, dann wurde ich von komischen Maschinen massiert und meine ginnen, dann wurde ich von komischen Maschinen massiert und meine sämtlichen Glieder separat behandelt. Und nach jeder Mahlzeit mußte ich ein ganzes Arsenal von Pulvern und Tropfen verschlucken. Ein Wunder, das sich mein Magen darin zurechtsand. Aber ich muß zu­geben, daß sich nach drei Tagen so rund war wie eine Mastsau. Diese drei Tage waren auch gerade ausreichend, mich in diesen Seelenzustand hineinzufinden. Ich hätte schon nichts mehr dagegen gehabt, wenn es ewig so geblieben wäre. Ich fühlte mich wie eine Haremsdome, deren tägliche Sorge nur darin besteht, ihren Körper mit Marzipan und Dultschas rund zu kriegen, ihre Haut zu salben und den Sultan auf diese Weise zu erwarten. In meinem Hirn entspann sich ein unklarer Geschäftsplan, ich wollte einen Bluthandel en gros eröffnen, später würde ich mit vielen Gehilfen arbeiten, wenn ich erst älter wäre und entsprechend verdient hätte, müßte ich eben ausschließlich mit dem Blut anderer handeln...

Nachdem die drei Tage verstrichen waren, stiegen wir in ein Auto. Es war auf den ersten Blick leicht zu erkennen, daß dieser

Erna Büsing:

Bagen nicht dem Dottor, sondern dem Bleifönig gehörte. Es war ein richtiger Waggon, innen mit allem Komfort ausgestattet. Es gab darin Betten, einen Schreibtisch, eine Bibliothet, ja jogar eine nette, fleine Küche. So wahr ich lebe! Es ist eben fein Unsinn, wenn man Dollarmilliardär ist.

Der Doktor erzählte, das Mr. Cartel seinen Landsitz bewohnte, unweit von New York . Aber ich fannte bereits die amerikanischen Maße und es überraschte mich nicht, als das Auto zwei Tage und zwei Nächte lang unentwegt durch das Land sauste, ehe wir hin­

famen.

Am Ende des zweiten Tages tamen wir bereits durch eine voll= kommen verwilderte Gegend. Keine Stadt, tein Dorf, nicht einmal verstreute Farmen gab es, nur Wälder, Wälder überall. Aber die Straße war asphaltiert und glatt wie ein Spiegel. Nicht nur unsere, auf der wir fuhren, auch die Nebenstraßen, die rechts und links ins Didicht verschwanden, waren mit Asphalt bedeckt. Diese Beobachtung teilte ich auch dem Doktor mit, aber er erwiderte trocken:

,, Das ist kein Wald, das ist Mr. Cartels Privatpart." Selbst mit meinen mangelhaften botanischen Renntnissen fonnte ich feststellen, daß der Part aus lauter edlen Eichen, Platanen und Binien bestand, ja wir begegneten auch der föniglichen Beder häufig. Ich wollte dem Doktor zeigen, daß auch ich kein kompletter Idiot sei, ich erwähnte also mit missender Miene, daß wir, nach den Bäumen zu schließen, uns ziemlich weit im Süden befinden mochten. Aber er spuckte nur verächtlich in weitem Bogen den Saft seines Rautabaks von sich und erwiderte fühl, das Gegenteil sei wahr, denn wir führen nordwärts, nahe der tanadischen Grenze. Alle diese feltenen Bäume seien auf Mr. Carters Befehl samt ihrer Mutter­erde aus Kalifornien gebracht und hier eingepflanzt worden. Jetzt schien es mir natürlich unbegreiflich, wie die Bäume in diesem rauhen Klima so prächtig fortleben konnten. Aber auch dieses Geheimnis löste fich bald. Auf Schritt und Tritt blitzte das dunkle Wasser verzweigter Kanäle aus dem Didicht hervor, und diese Kanäle dampften in der frischen Morgenluft wie feuerfpeiende Krater. Auf den Wasserspiegeln blühten herrliche ägyptische Nymphäen. Der Schlüssel des Geheimnisses war gefunden: es gab hier warme Quellen, und sie bedingten den tropischen Charakter der Gegend. Aber der Doktor fuhr mir wieder über den Mund:

,, Hier gibt es keinerlei Naturquellen. Auf Mr. Cartels Befehl wird aus einem zentralen Reservoir unentwegt heißes Wasser durch die ganze Gegend geleitet. Darum gibt es hier auch im Winter feinen Frost."

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Erst jetzt sah ich mich voll. Staunen und Entsehen in diesem Park um. Alles gab es hier: Gebirge, Höhlen, Teiche, Sümpfe, Schluchten; | alle wirksamen Tricks der Natur, die sonst der Zufall hier und dort ausstreut, waren auf einem Haufen zu finden auf Mr. Cartels Befehl. Bir jagten mindestens eine Stunde lang durch diesen Park, ehe wir das Raftell erreichten. ( Schluß folgt.)

Sechs Elefanten erstarren

Blöglich war er frant geworden, er, der große Elefant des Zirkus Straßburger. Jahre hindurch hatte der Elefant treu gedient. In jungen Jahren war er in den Zirkus gekommen, hatte sich ein gefunden in diese Welt poll Unruhe und Lichterglanz, poll Stall­geruch, Menschengelächter und Beifallsrauschen. Er hatte wohl fein Erinnern mehr an Schlingpflanzen und Elefantengras und Bäume, denn der Manegefand und das schwere Holzpodium des Elefanten ftalles waren seine Heimat geworden.

Elefantengruppe, er war der Epigenelefant. Das heißt, er war der Auf ihn mar Berlaß. Herrchen und er dirigierten die ganze Oberkommandierende im Elefantenstall, er war der Vordermann in der Manege. Er wußte, Elefanten sind schwere Jungen und darum war er es, der vor jeder Reise erst die Eisenbahnwagen vorsichtig mit seinem Rüssel abtastete, um sie auf diese Weise zu untersuchen, ob fie auch für Elefantengewicht geeignet feien. In jedem neuen Stall aber befühlte er auf das genaueste das Podium, ob es genügend stabil wäre.

In der Manege sorgte er für Ruhe und Ordnung. Wie einmal seine nervöse Kollegin von einem nicht richtig eingestellten Schein merfer geblendet wurde, stellte er sich, als ob er für ein Denkmal Modell stände, auf seine Tonne, rückte den mächtigen Leib in das grelle Scheinwerferlicht und blickte zufrieden drein, als genöffe er loftbarste künstliche Höhensonne. Sofort ahmte feine Kollegin sein Benehmen nach, der Beleuchter stellte geschwind den Scheinwerfer richtig ein und das Publikum bemerkte kaum die Störung.

Als ein andermal ein junger, noch etwas verspielter Elefant ein vormißig in Pistennähe gehaltenes Programm an sich nahm, befam der Unartige sofort einen leisen Schlag mit dem Rüssel, das bedeutete: In der Manege ist man nicht ich und neugierig, hier ist man nur mohlerzogener Zirfuselefant."

Und nun war er frant. Er fümmerte sich nicht mehr um seine Kollegen, er hob nicht bettelnd den Rüssel hoch, wenn Herrchen fam, er zerrte an seinen Ketten; denn er halte nur das Bestreben, sich abzusondern von den andern. Das ist ein Urinstinkt, nach dem das Tier handelt, wenn es ans Sterben geht.

Man stellte den Elefanten allein, Tag und Nacht wachte irgendein besorgter Mensch bei ihm. Alle möglichen Zirkushausmittel wurden ausprobiert, der Elefant gesundete nicht. Sein Kopf schwoll did an. Obwohl der Zirtus in Schweden reiste, rief man telegraphisch einen berühmten deutschen Tierarzt herbei, der Erfahrung mit Ele­fanten hatte. Der Mann ließ alles stehen und liegen und flog fofort mit dem nächsten Baffagierflugzeug nach Schweden . Er fannte das Tier, er tannte überhaupt jeden Elefanten, der irgendwo in Europa in einem Zoologischen Garten stand oder mit einem Zirkus reifte. Aufgedunsen fauerte der Elefant auf dem Podium. Der Arzt hoffte durch eine Operation Rettung bringen zu können.

Da stapfte der Elefant noch einmal in die Manege. Er fab sich nach den Elefantenfameraden um, stutte ob des Alleinseins und seine fleinen früben Augen wurden groß. Mit dem Rüssel betastete er die Piste, er blickte in die Manege, er jah in den leeren, unheimlich) großen Zuschauerraum und er fühlte: ,, Ich fann nicht mehr arbeiten." Auf seine Weije nahm er Abschied vom Zirkus.

Herrchen tröstete ihn, schmeichelte den franken Koloß und gut mütig ließ der sich feffeln und legte sich freiwillig.

Das Herz war schon schwach, es ertrug feinerlei Aufregungen mehr und der Elefant starb am Herzschlag während der Operation. Er wurde seziert und der Arzt erkannte, das große Tier war an Tuberkulose gestorben.

Draußen spielte bereits die Zirkuskapelle, um den Abendgästen einen freundlichen Empfang zu bereiten und in der Manege lag noch der tote Elefant. Aber die Vorstellung findet statt, mag hinter der Beltieinwand und in den einzelnen Wohnwagen passieren, was

da mill

Die Arbeitsefefanten murden in die Manege beordert, fte follten

ihren toten Kameraden herausziehen. Die Arbeitselefanten sind die Umficht selbst. Sie rangieren beim Berladen faft selbständig die Eisenbahnwagen, fie ziehen die Käfige der Raubtiere und die rollen­den Behausungen der Menschen. Ste schieben unauffällig und in unerschütterlicher Ruhe die ganze Zirtusstadt zusammen. Mögen die Güterbahnhöfe für einen Zirtustransport nod) so ungünstig liegen, mag der Boden, auf dem ein Zirkus ersteht, noch so uneben sein, so daß die Raupenschlepper ihn erst glätten müssen, in all der ver­einzige Bitte scheint zu sein: Herrchen störe mich nicht, zeige mir mirrenden Geschäftigkeit geht der Arbeitselefant seinen Weg. Seine nur, was ich tun soll." Und wirklich, der Elefant beherrscht jede

Situation.

Nun tamen die Arbeitselefanten in die Manege. Sie waren im Geschirr, sie wußten, sie sollten arbeiten. Aber feiner 30g an, feiner fieß die Stricke seines Geschirrs festmachen an dem Leichnam seines Freundes. Man versuchte es mit einem Elefanten nach dem anderen, aber sechs Elefanten erstarrten im Schreck. Kein gütiges Zureden half. Sie standen wie die Mauern. Sie waren nicht zu bewegen, auch nur einen Schritt näher an den Toten heranzugehen.

Kein fluger Mensch jedoch untersteht sich, einen Elefanten zu reizen. Man beruhigte die Tiere, man führte sie ab. Dann schleppten dreißig Menschen unter Aechzen und Mühe den toten Elefanten aus der Manege.

Abends hingegen, als die Mufit spielte und ein prächtiger Eternenhimmel über dem schwedischen Städtchen stand, famen die Elefanten ruhig in die Manege. Hatten sie ihr Grauen bereits ver­ceffen oder trieb sie ihr Pflichtbewußtsein?

Kunstgewerbliche Emailarbeiten

in drei Arten einteilen. Emaillieren, fann man überhaupt be­Die uralte Emailletechnik läßt sich nach dem üblichen Verfahren zeichnen als die Kunst, verschiedenfarbige Glasarten unter Hize auf einen Kupfergrund aufzuschmelzen. Das erste, typisch als byzan­tinische Methode bezeichnete Verfahren bestand darin, die Zeichnung mit Hilfe von schmalen Gold- oder Silberbrüden bzw. Rändern auf den Kupfergrund abzugrenzen und die so entstandenen Zwischen räume mit den gepulverten und angefeuchteten Emailleformen aus­zufüllen. Nach dieser Methade wurde daher jedes Feld, innerhalb feiner eigenen scharf abgegrenzten Wälle, das heißt innerhalb seiner eigenen Umrandung verschmolzen. Jede Form faß also gewisser­maßen in ihrer eigenen Zelle, genannt Cloison, woher die Methode den Namen Cloisonnéarbeit erhielt. Die Oberfläche wurde danach jorgfältig mit Bimsstein poliert und mit Holzkohlenpulver ge= reinigt. Bei der zweiten Methode benügte man feine auf gefchmolzenen Goldränder zur Herstellung der Zellen, sondern man hämmerte auf dem Kupfergrund Höhlungen zur Aufnahme der Schmelzflüsse aus, die daher durch die stehengebliebenen Ränder der Zellen am gegenseitigen Verschmelzen verhindert wurden. Diese Arbeit nennt man Champlevé. Sie ist in vielen guten Stüden erhalten. Die dritte Art der Emailletechnik ist verhältnismäßig modern. Beim Arbeiten nach ihr werden die Emaillefarben feucht aufgetragen, gewiffermaßen aufgemalt, und das fertige Stüd hat, wie zum Beispiel die Arbeiten der hervorragenden Künstler von Limoges beweisen, all den Glanz, die Flüssigkeit und dekorative Birtung von Delgemälden.

Neue Einteilung der chemischen Elemente. Die Trennung in Metalle und Metalloide oder Nichtmetalle entspricht heute dem Stande der Wissenschaft nicht mehr. Man fennt jegt vier Gruppen von Elementen, und zwar: 1. Edelgafe, die Elettronen weder aufnehmen noch abgeben; dazu gehören 3. B. Helium, Argon, Reon. 2. Metaile, die leicht Elettronen abgeben. 3. Amphotere, die Elektronen leicht abgeben und aufnehmen,& B. Rohlenstoff. 4. Binder, die Elektronen einzufangen fuchen, wie Sauerstoff, Stidstoff, Chlor usw.