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Nr. 97 48. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts Freitag 27. Februar 1931

Stadiparlament gegen Abbau.

Fraktion auch die Zurücknahme der Kündigungen bei den Baukontrolleuren.

Von den anderen Fraktionen sprachen die Stadtverordneten Faust( Dnat.), Kleine( Komm.), Sommer( D. Staatsp.), Engel ( Nsoz.) und andere. Nach einer Erklärung des stellvertretenden waltung und die Bezirksämter anweisen wird, die ausgesprochenen Kündigungen zurückzunehmen, wurde der vorerwähnte Ausschuß

Ein Erfolg der Sozialdemokratic.- Kommunisten gegen Betriebsräte. Rämmerers Cange( Soz.), wonach der Magistrat die zentrale Ber­

Formulierung der Kündigungsschreiben hätte anders sein müssen; beschluß angenommen. das beweist doch wohl,

daß das Zusammenarbeiten gewiffer Stellen in der städtischen Berwaltung sehr viel zu wünschen übrig läßt.

So hat man sich bedenkenlos über alle Bestimmungen darauflos gekündigt. Wie in den kaufmännischen Gruppen, so steht arbeitsrechtlicher Natur hinweggelegt, und einfach es auch bei den städtischen Technikern, die durch die Stadt aus Lohn und Brot gebracht würden und dann, ohne Arbeit für die Stadt zu leisten, den Stadtsäckel mit Erwerbslosen -, Krisen- und Wohlfahrts­unterstützungen belasteten. Rogaz legte dann dar, wie ein rücksichts­loser unbedachter Angestelltenabbau durchaus nicht mit Notwendigkeit auch Ersparnisse hätte bringen müssen; in der städtischen Verwal­tung sei die Arbeit liegengeblieben, die sich jetzt schon in einzelnen Dienststellen ganz ungeheuer angehäuft hat, die Verwaltung sei ins Stoden geraten, turz, die Bevölkerung und damit die Stadt habe mehr Schaden als Nutzen gehabt.

Die geftrige Stadtverordnetenjihung unterschied sich vorteilhaft von vielen ihrer Vorgängerinnen. Es wurde ernst und hintereinander gearbeitet. Die bereits im Haushalts­ausschuß behandelien vorsorglichen"& ündigungen des Magistrats wurden gestern im Plenum behandelt. In der Debatte Sprachen Vertreter aller Parteien. Bekanntlich hatte die sozial. demokratische Rathausfraktion sofort nach Bekannt­werden des Magistratserlaffes, den auch der Borwärts" als verfehlt befämpft hat, zwei Dringlichkeitsanträge ge­stellt, die die Zurüdziehung der ausgesprochenen Kündigungen verlangen. Bereits im Haushaltsausschuß hat der Vertreter des Magistrats, Stadtfyndikus Dr. Lange, erklärt, daß der Magistrat bereit ist, die vorsorglichen" Kündigungen zurückzunehmen. Er hat diese Erklärung gestern im Stadtparlament wiederholt. Sehr lehrreich für die Arbeiter und Angestellten war gestern wieder einmal die Haltung der Kommuniffen. Die Sozialdemokraten hatten in einem Zufahantrag verlangt, daß bei allen Personalmaß­nahmen des Magistrats genau nach dem Betriebsrätegeseh Die Zahl der Baukontrolleure sei nicht zu groß, sondern viel zu zu verfahren und der Angestelltenrat zu hören sei. Was gering. taten die Herren Kommunisten? Sie ffimmien gegen diesen Die Bauarbeiterschaft habe Anspruch auf weitestgehenden Schutz fozialdemokratischen Antrag! Sie konnten den Arbeitenden keinen bei der gefährlichen Arbeit, deshalb fordere die sozialdemokratische besseren Anschauungsunterricht über ihre in der Pragis immer wieder arbeiterfeindliche Politif geben.

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Bor Eintritt in die Tagesordnung beantragten die Kommunisten, daß die vor dem Rathaus patroullierenden Polizeibeamten zurückgezogen würden. Eine große Mehrheit lehnte das Ver­langen ab, dafür stimmten nur die Parteien, die in ständiger Fehde mit der Polizei liegen, nämlich die Kommunisten und die National­fozialisten. Zur Verhandlung famen dann die Anträge der Sozialdemokraten und anderer Parteien, die die Zurück­nahme der

Kündigungen von städtischen Angestellten. verlangen. Stadt. Robinson( Soz.) berichtete über die Vorberatungen im Haushaltsausschuß. Auf Beschluß des Aeltestenausschusses war für jede Fraktion eine Redezeit von 20 Minuten festgesetzt worden; im Plenum erklärte Stadtv. Wisnewsti( Komm.), die Kommunisten wollten zwar nicht lange reden", doch beantragte er im gleichen Atemzuge die unbeschränkte Redezeit.( Heiterkeit.) Die Versammlung beließ es jedoch bei dem Beschluß des Aelteſtenausschusses. Robinson empfahl der Versammlung folgenden im Haushaltsausschuß von den Sozialdemokraten gestellten Antrag zur Beschlußfassung:

Nach der Erklärung des Magistratsvertreters im Haushalts­ausschuß, daß die ausgesprochenen kündigungen entsprechend dem einmütigen Beschluß der Versammlung vom Donnerstag voriger Woche zurüdgenommen werden, wird der diesbezügliche Teil der Anträge für erledigt angesehen. Die Bersammlung erwartet vom Magiftrat die umgehende Bekanntgabe der Verfügung, die die Zurüdnahme der kündigungen ausspricht und ferner, daß Maßnahmen, die die Angestellten betreffen, gemäß den Tarifverträgen und dem Betriebsrätegese vorbereitet und durchgeführt

Die KPD. gegen Gewerkschaften und Betriebsräte. Bei der Abstimmung ereignete sich ein Vorgang, der verdient, in weitester Deffentlichkeit bekannt zu werden. Gegen den Bassus mit den am Tarifvertrag beteiligten Gewerkschaften und mit in der Ausschußentschließung, die den Magistrat verpflichten will, feine Maßnahmen gegen die Angestellten nur im Einvernehmen den Betriebsräten zu treffen, stimmten die Kommunisten im trauten Verein mit Deutschnationalen und der Volkspartei. Die Kommunisten wandten sich also auch gegen ihre eigenen Betriebs­räte. Die Sozialdemokraten nahmen die Gelegenheit wahr, die Kommunisten auf ihre Gewerkschafts- und Betriebsrätefeindlichkeit festzulegen. Besonders auf den Tribünen, die mit städtischen An­gestellten stark besetzt waren, rief das Verhalten der Kommunisten lebhafte Verwunderung hervor. Für die

Beschaffung von zwei Gramm Radium zur Behandlung bösartiger Krebsgeschwüre

in den städtischen Krankenhäusern setzten sich die Demokraten in einem Antrag ein, der angenommen wurde. In einem weiteren Antrag derselben Partei wurde die Umgestaltung der Ber liner City zwischen Jägerstraße und Alexanderplaz gefordert. Er verfiel der Ablehnung; dafür stimmten nur die Antragsteller. Nach der Erledigung einer Reihe fleinerer Vorlagen schloß der

,, Nationaler Arbeiterfekretär." Borſteher Genosse Haß die Gißung.

Und seine Behauptungen im Stadtparlament.

Der weiße Schrecken.

Die sozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion hat sich mit folgender Anfrage gegen den Stadtverordneten Bartheis, seines Zeichens deutschnationaler Arbeiterfekretär, Drei Hotels und 32 Bauernhäuser durch Lawinen zerstört. gewandt:

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In der Stadtverordnetenversammlung vom 8. Januar 1931 hat der Stadtverordnete Bartheis, Mitglied der deutschnationalen Fraktion, fritisch den Fall eines Arbeitnehmers der Berliner Ber­fehrsgesellschaft behandelt, der trotz besonderer Berfehlungen an­scheinend aus fachlich nicht zu rechtfertigenden Gründen im Dienst belassen worden war. Trotz der Widerlegung dieser Behauptungen durch den Stadtrat Reuter in der Stadtverordnetenversammlung vom 15. Januar 1931 hat in der Stadtverordnetenversammlung vom 22. Januar 1931 der Stadtverordnete Bartheis unter zustimmenden zurufen von Mitglieder der deutschnationalen Frattion in einer verschärfter Form wiederholt. Nach Zeitungsmeldungen sollen in erneuten schriftlich formulierten Erklärung seine Beschuldigungen in einem arbeitsgerichtlichen Verfahren, das infolge der inzwischen erfolgten Kündigung des betreffenden Arbeitnehmers eingeleitet worden war, sämtliche wiederholt durch den Stadtverordneten Vartheis vorgebrachten Beschuldigungen so einwandfrei als haltlos und gänzlich unbegründet festgestellt worden sein, daß der Stadt­verordnete Bartheis schließlich erklären mußte, er wäre von einen Gemährsmännern vollkommen falsch in­

formiert worden.

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Wir fragen an: 1. Ist der Magistrat( in feiner Eigenschaft als werden im Einvernehmen mit den am Angestelltentarif beteiligten Generalversammlung) bereit, durch Einwirken auf die Leitung der Gewerkschaften und den zuständigen Angestellten BVG. im Einvernehmen mit dem Vorsitzenden des Aufsichtsrats der räten. Die Bersammlung lehnt den übrigen Teil der Anträge BVG. dafür zu sorgen, daß der leichtfertig beschuldigte Arbeitnehmer ab. In Erledigung des Antrags der sozialdemokratischen nicht nur wieder eingestellt, sondern auch für allen ihm entstandenen Fraktion erfucht die Bersammlung den Magiftrat, die kündi- Echaden voll entschädigt wird? 2. Ist der Magistrat ferner bereit, gungen von Bauarbeiterschuhfontrolleuren zu durch die Leitung der BVG. prüfen zu lassen, ob und in welchem rüdzunehmen und neue Kündigungen nicht auszusprechen. Umfange der Stadtverordnete Bartheis zum Schadenersatz( Rüd Der Redner der sozialdemokratischen Fraktion, Stadtv. Rogah, vergütung der durch die BVG. nachzuzahlenden Beträge) in diesem wandte sich insbesondere gegen die Absicht des Magistrats, gerade durch die Kündigungen Ersparnisse machen zu wollen. Ganz unver Falle herangezogen werden kann? 3. Ist der Magistrat endlich ſtändlich seien die Kündigungen vorsorglicher" Art, die recht bereit, nach einem positiven Ergebnis folcher Prüfung, die Leitung lich überhaupt nicht zu verstehen sind, und dem Magistrat einen der BVG. zu entsprechenden Maßnahmen gegen den Stadtverordneten Rattenschwanz von Klagen beim Arbeitsgericht einbringen würden. Bartheis und seine eventuell feststellbaren Gewährsmänner zu ver­Im Haushaltsausschuß hat der Magistrat selbst zugegeben, daß die anlassen?

Gerhart Herrmann Mostar

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de.

Schicksal Lim fanse

Groß ist man nicht, taum einen halben Zentimeter mißt man, der Puppenräuber, der da vorbei haftet, ist ein Riese gegen einen; aber hübsch ist man, schmal und flach gebaut, hat zinnoberrote, harte Flügeldecken mit schwarzen Bunkten, hat scharfe Freßwerkzeuge und benötigt sie auch: denn man ist hungrig. Ganz erschöpft vom Buddeln nach oben, hat man eine halbe Stunde lang auf dem Sande gelegen, hat Sonnenschein gegessen und sich in Wind gebadet; nun läuft man blindlings auf den nächsten grünen Stengel zu, der vor einem ist, flimmt hinauf, es geht noch mühsam; aber da ist schon das nährende Grün. Die Freßzangen schrapen, es gibt ein leise zirpendes Geräusch, das junge, schmale Blattwerk gernagt sich leicht. Den ganzen Tag bleibt man hoden und frißt, schläft auch ein auf demselben Halm, als die Nacht be­ginnt, ist flamm gefroren und beinahe tot, als die Sonne wieder aufgeht, und frißt wieder.

Fressen, das gibt Lebenskraft; das ist Zeugungskraft. Man will hinunter von seinem Stengel, man braucht nicht mehr zu klettern, wie gestern: oh, man fann fliegen, nicht fehr gut, aber es reicht, um auf den Sand zu gelangen, über den man nun hastig läuft, dunkel getrieben zu seinesgleichen. Wenige davon traf man im Vorjahr an; man war vereinzelt unter dem sonstigen Getier des Spargelfeldes, war immer auf der Hut, stellte sich sofort tot, als drei. viermal Menschen­augen einen sahen, Menschenhände einen berührten, Menschen­lippen einen belichten; in diesem Frühling aber ist das anders. Ueberall, an jeder Pflanze fast, findet man die Zinnoberroten mit den Schwarzpunkten; überall findet man auch Weibchen. Man setzt ihnen nach, wenn sie fliehen, man ist schlanker und schneller, man erklimmt sie im Lauf, daß sie einen tragen müssen, daß sie langsam krabbeln müssen, nur noch friechen fönnen; man trommelt leise mit den beiden Borderbeinen auf den Kopfschild, bis die Fühler unter einem sich zudend auseinanderbreiten, die Füße unter einem stilleſtehen, der Körper unter einem sich wollüſtig ergibt...

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Man verweilt lange so; dann eilt man behende fort;| schwerfällig aber ist das Weibchen geworden. An den gelben Fasern eines Spargelstengels bleibt man hocken, einen ganzen Tag lang; als es megkriecht, schnell wieder wie ein Männchen, fleben fleine, graue Eier neben den Fasern und sehen aus, als seien sie selbst aus der Pflanze gewachsen... Leicht und ... Leicht und schwach ist man geworden, Hunger hat man und fressen muß man, neue Kraft sich freffen zum Zeugen, einen Sommer lang ehe es wieder zum Schlafen geht, einen Winter lang. Bald ist man nicht mehr allein auf dem Spargelstengel. Grüne, schwarzköpfige Raupen sind da, die man zuerst gar nicht sieht, die ganz aussehen wie ein Stück Halm, auch dann noch, wenn sie zollgroß und fett geworden sind; und das werden sie schnell, denn sie freffen noch hungriger, noch wilder als ihre Väter und Mütter, die nicht zu wachsen, sich nicht zu perpuppen brauchen; sie müssen das, sie tun es bald, denn die Sonne glüht und zwingt zu schnellem Leben; sie sind Käfer eines Morgens, Spargelkäfer, zinnoberrot mit schwarzen Punkten, fressen und zeugen und fressen...

Es ist noch stockdunkel, als um drei Uhr der Wecker los­bellt; erst nach scharfem Hinsehen erkennt Andreas Korn das Fenster als graues Biered: ein blasses Segel des langsam herangleitenden Tages. Er zieht sich schnell an.

,, Soll ich mittommen?" fragt Luisje.

Er lehnt ab; nicht nötig; wird's ja wohl noch alleine schaffen; Vorsicht ist besser als Nachsicht, nicht wahr, darum nur. Sie glaubt es ihm und schläft sofort wieder ein.

Es bleibt auch noch dunkel, während er unten in der Küche hastig den aufgewärmten Kaffee schlürft. Vorwürfe macht er sich immerhin. Er hat sie im Vorjahre zwei, dreimal gesehen, die Ludersch; hat sich aber natürlich nichts dabei ge­dacht; es lief viel Käfervolk herum im Sand, es waren auch solche drunter, die ganz ähnlich aussahen wie der Spargel fäfer und nie Schaden taten; wer wollte auf alles achten. Troßdem: im Lehrbuch des Spargelbaus" hatte es gestanden, daß die fleinen Biester unter Umständen gefährlich werden fonnten; man hätte aufpassen müssen; na, er hatte es ja schließlich jetzt selbst auszubaden mit ein, zwei durchfrorenen Frühen.

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Er nimmt eine Literflasche, füllt sie halb mit Petroleum, läßt den Trichter drauf und geht hinaus. Es ist bittertalt; er zieht die dicken Wollenen über die Hände. Im Osten ein roter Schimmer er hat also Eile und stapft dem Felde zu.

Bozen , 26. Februar. Da nach den letzten bayerischen Schneefällen nun mehr wärmeres Wetter eingetreten ist, haben sich die Lawinenstürze in den Bergen Südtirols start gehäuft. Besonders in der Provinz Trient wurden durch Lawinen große Schäden angerichtet. 3wei Hotels in Pajo und ein Hotel in Rabbi, sowie 30 Bauernhäuser sind durch Lawinen zerstört worden. Zum Glück waren die Hotels unbewohnt. Auch in den Dolomiten gingen Lawinen nieder. Bei Buchenſtein wurden durch eine Lawine zwei Häuser ebenfalls vollkommen zerstört. Eine Person wurde getötet, zwei weitere schwer verletzt.

Urteil gegen Bauwächter Schulz.

Das Schöffengericht Lichtenberg verurteilte nach furzer Verhandlung, die unter Ausschluß der Oeffentlich­keit und der Presse geführt wurde, den Bauwächter Richard Schulz wegen fortgesetter schwerer Ruppelei an feiner Ehefrau zu weiteren 6 Monaten Zucht­haus, nachdem er vor einiger Zeit wegen Blutschande an seiner 11jährigen. Tochter zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt worden ist. Das Gericht hatte dem Angeklagten auf Antrag von Rechtsanwalt Dr. Reiwald und nach dem Gutachten von Sanitätsrat Leppmann wegen schwerer Psychopathie mildernde Umstände zugebilligt.

In den Tod geschleudert!

Frizz Roth aus der Residenzstraße 92 in Reinickendorf - Ost ums Auf entsetzliche Weise ist gestern der 58jährige Brückenschlosser Leben gekommen. R. war am Bahnhof Tiergarten mit Montagearbeiten beschäftigt. Die Lokomotive eines vorüber­fahrenden Vorortzuges erfaßte ihn und schleuderte ihn in einen mehrere Meter tiefer gelegenen Kabelschacht. Der Unglückliche wurde auf der Stelle getötet. Die alarmierte Feuerwehr hatte große Mühe, die Leiche des verunglückten Arbeiters zu bergen.

Sein Atem stellt sich vor ihm als graue Wand, zerteilt sich und läßt ihn widerwillig durch. Er beugt sich über die erste Pflanze, die am Wege steht; hält die Flasche unter, klopft mit dem Finger gegen den Stengel, als bäte er um Einlaß. Es trommelt im Trichter, ein Wirbel von zwölf, fünfzehn Schlägen rollt durch den Flaschenhals hinunter: die hat er! Biele sind nebenbei gefallen, er hats gottlob gesehen, wirft sie den andern nach und fragt sich am Ohr: zwanzig an einer Pflanze! Wenn das so weiter geht...

Als er nach drei Stunden heimkehrt, ist längst heller Sonnenschein; trotzdem ist noch der blaue Schimmer der Kälte in seinem Gesicht. Er ist müde, fällt auf den Stuhl: ,, Strengt mehr an, als man glaubt."

Sie bleibt am Herd stehen. Erledigt?" Für heute ja", weicht er aus.

,, Mußt du morgen noch mal gehen?"

"

,, Es sind mehr, als ich dachte. Ich glaube, du wirst mit= tommen müssen."

Sie nichte nur. Es freut sie, daß er so vorsichtig ist. Schnell geht er in den Schuppen unter dem Vorwand, Holz zu hacken; aber er will allein sein mit seinem ernsten Gesicht.

Wenn es nicht gerade im zweiten Jahr wäre, denkt er. Im ersten hatten die Pflanzen mit dem Anwachsen zu tun, tamen langsam und boten wenig Nahrung. Im nächsten Jahre werden wir drei Wochen lang jeden Trieb wegstechen, es wird lange nichts Grünes geben bis es fommt, sind fie längst verhungert und erfroren, die Biester. Aber gerade in diesem Jahr, wo der Spargel frei schießen und kräftig werden muß... er hackt wild ins Holz. Noch ist es nur Aerger.

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Am nächsten Morgen gehen sie alle beide. Sie lachen, während sie Kaffee trinken; fommen sich vor wie die Lehrer ihrer Kindheit, die auch immer Käfer sammelten. Sie erhält ebenfalls ihre Flasche mit Trichter, pustet in die falten Hände, als sie draußen steht, tapfer und draufgängerisch: also los!

Es ist beinahe luftig, so an die Stengel za flopfen, daß fie unwillig wadeln und den Tau abschütteln- den Tau und die Käfer. Die Käfer fallen alle, von den Raupen bleiben piele haften; nun gut, wird man sie friegen, wenn sie Käfer geworden sind; es ist sowieso einzusehen, daß man länger mit dem unnüßen Zeug zu tun haben wird, als man annahm. An die Eier, die kein Klopfen vom Halme löst, denten sie beide nicht. ( Forthegung folgt.)