Andreas Tagy: Das Blut des Bleikönigs
Aus den Erzählungen des Milosch Lokitsch
( Schluß.)
Zuerst sah ich eine enorme Steinmauer, die sich in der Unendlich feit verior, von einem Burggraben umgeben. Neben dem riesigen Tor wachte eine himmelhohe Turmbastei, und das Auto mußte so lange warten, bis der Wächter die Zugbrüde herabließ. Als wir dann durch die Toreinfahrt tamen, sperrte ich Mund und Augen auf vor Staunen. Hinter der Steinmauer war ein Hof, so groß, wie... mie... sehr groß. Das Ganze war im Bersailler Stil erbaut, mit Marmorbassins, Statuen, Basen und Terrassen vollgepfropft. In der Mitte des Hofes ftand ein enormes Marmorpalais, starrste Gotit mit anmutigstem Rotofo wild vermengt. Und was mich am meisten überraschte: alles war echt! Die gotischen Steinblöcke waren zerbrödelt und mit Moos überzogen, und der Rofotomarmor wies Sprünge auf, die Merkmale vieler vergangener Jahrhunderte. Vom Dottor erfuhr ich den Grund: Diese Steine waren stückweise aus dem alten Europa geliefert worden, auf Mr. Cartels Wunsch. Als unser Auto vor dem Tor des Palastes hielt, nahm uns ein feierlicher Lakai in Empfang und führte uns in die Halle, die so groß war, wie das Innere der Petersfirche in Rom . In der Mitte hing ein Kronleuchter herab, mit Kerzen jo groß wie slowakische Fichten. Ueberhaupt schien dieses Palais für Riesen angefertigt, die Türen waren so breit, daß ein Heuwagen bequem durchfahren fonnte, und die Türklinken so hoch, daß zwei Männer sie nicht hätten greifen können. Ich sah dort zum Beispiel ein Malachitbassin, von dem sich herausstellte, es sei ein Aschenbecher, und die Sessel waren ganz eigene Gebäude.
Wir gingen durch ungezählte Säle, und mir war schon schlecht von den vielen Gobelins, Fresten, Vergoldungen, die hier aufge stapelt waren. Obwohl ich die Säle des Louvre, Vatikan und Brado so genau lenne wie meine Tasche.
Nachdem wir eine Flucht von Sälen durchquert hatten, tamen wir zu einer fleinen Türe, und hier hörte der finnlose Lurus plötzlich auf. Wir kamen in einen weißen Badesaal, wo sich Duschen und massergefüllte Becken befanden. Hier mußten wir uns entfleiden, und der Lakai stopfte unsere Kleider in einen hermetisch verschließbaren Stahlschrank und ließ fie mittels eines schlauen Berfenfungsapparates unter die Erde verschwinden. Ich sah meinen Fehen mit faurem Gesicht nach, aber der Doftor beruhigte mich:
"
Nur teine Angst, Sie erhalten alles wieder zurüd, wenn wir das Haus verlassen. Es wird nur entlaust."
Er stellte mich unter die Dusche und machte mich darauf auf merksam, ich sollte vom Wasser nicht trinken, weil Sublimat darin gelöst sei. Nach der Dusche tauchten wir einmal durch das Becken, und als wir trocken waren, zogen wir Papierkleidung und Papierpantoffeln an. So gingen wir weiter.
Bir gingen einen langen, schmalen Korridor entlang, der mit feinen abgerundeten Eden wie ein Rohr wirtte. Die Wände waren mit glänzendem weißen Lad überzogen, der Fußboden bestand aus geschliffenem Glas. Fenster gab es nirgends. Hinter Milchglas schirmen verbreiteten mächtige Quarzlampen fünstliches Sonnenlicht, und stellenweise mündeten Trichter in die Band, zu Ventilationszweden. Wie ich vom Doktor erfuhr, war die einftrömende Luft von hervorragenden Chemitern zusammengestellt, die darauf achteten, daß feinerlei frembe, schädliche Stoffe darin enthalten maren.
Aus dem Gang gelangten wir in den Empfangssaal, der eben falls weiß ladiert war. Hier war eine schwere Stahltüre in die Band eingefügt, und der Dottor sagte, einen Finger auf die Lippen Band eingefügt, und der Doktor sagte, einen Finger auf die Lippen geprest ehrfürchtig:
Das ist Mr. Cartels Zimmer. Bir müssen marten." Liefe Stille herrschte hier, aber diefes Schweigen war durch moben von leifen, unbeschreiblich füßen Melodien, gleich den blaffen Sinien, die den Carraramarmor durchzogen. Und märchenhafte Düfte schwebten in dieser Luft, wie ferne, ahmungslose Reminiszenzen. Wie ich erfuhr, wurden in der Zentrale der Luftfabrik die Düfte der teuersten Blüten und das Spiel der berühmtesten europäischen Birtuosen in jene Atmosphäre gemengt, die Mr. Cartels Lunge
ernährte.
Mr. Cartels platte Adern hinübertrieb. In der Mitte des Apparats war eine Uhr, die genau anzeigte, wieviel Blut abfloß.
Unaussprechlicher Stolz schwellte meine Brust, als ich dort neben diesem elenden Menschenwrack saß und zu spüren begann, wie aus meinen elastischen Adern das frische, heiße Blut in seinen Körper hinüberfloß. Ich fühlte mich wie ein reicher Maharadscha, der aus dem Ueberfluß seines Blutes diesem Elenden ein fürstliches Geschenk übergab.
Der kleine Motor furrte leise, der Uhrzeiger bewegte sich langsam vorwärts. Er zeigte erst zweihundert Kubitzentimeter an, und schon begann ich much tomisch zu fühlen. Ich schien im wahrsten Simme des Wortes ein aufgeblasener Ballon zu sein, aus dem durch ein fleines Loch der Atem zu schwinden begann. Ein merkwürdiges Schwindelgefühl durchfuhr mein Hirn, wie die Schatten drohender Wolken, und das unaussprechliche und unsichtbare Etwas, das den Menschen auf redyt hält, schien von Stufe zu Stufe in mir einzustürzen. Und ich jah voll Erstaunen, daß in demselben Maße, in dem ich verfiel, Mr. Cartel aufblühte. Auf seinen Backenknochen dämmerte gesunde Röte, seine Lippen schwollen an, seine Augen wurden lebendig und seine Gestalt begann sich zu strecken wie ein Lufttissen. Wir mochten beim fünfhundertsten Kubitzentimeter fein, als er plöglich mit schneidend dünner Stimme zu sprechen begann:
„ Stop! Wieviel haben Sie mit diesem Menschen vereinbart?"
Der Doktor stellte die Maschine ab und stotterte erschrocken, als antworte er auf eine Prüfungsfrage des gestrengen Lehrers: ,, Behn Dollar pro Kubitzentimeter."
Das Gesicht des Bleitönigs verzerrte sich und er röchelte wütend: Ihr wollt mir das Geld aus der Tasche stehlen? Ihr wollt mich zugrunde richten? Zehn Dollar? Für so minderwertiges Blut? Sechs will ich dafür geben, nicht einen Cent mehr! Sonst lassen
wir's lieber!"
Mein Kopf schwindelte hundemäßig vom Blutverlustt, aber ich mußte, daß ich jetzt start sein müsse, sonst betrog mich dieser Gauner. Ich nahm also alle meine Kraft zusammen und sagte mit starter
Stimme:
,, mit mir wurden zehn vereinbart! Keinen Cent weniger! Wer hat schon so was gehört? Denkt der Herr, ich hätte mein Blut ge
stohlen?"
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Jetzt begann ich gefteh es offen ein häßlicher Hanbel zwischen uns beiden. Wir näherten uns einander erst mit einem, dann mit einem halben und schließlich mit einem viertel Dollar; und garnierten jedes unserer Angebote mit den üblichen Beteuerun gen. Schließlich redie sich Mr. Cartel hoch und freischte mit furcht barer Stimme:
,, Sieben Dollar fünfundsiebzig Gents. Mehr geb' ich nicht, beim Leben meiner Kinder! Wenn es Ihnen nicht paßt, auf Wiedersehen!"
Ich erschrat ernstlich bei diesen Worten. Schließlich hatte er es Teufel, die ihren Blutüberfluß gern um weniger verkauften. Ich leicht, denn wenn ich nicht wollte, fanden sich sicher tausend arme brummte also besiegt:
,, Allright! In Gottes Namen denn siebenfünfundsiebzig..." Siegerlächeln huschte um die Lippen des Bleitönigs, und der Doktor brachte den Motor wieder in Gang.
flimmerten, mein Kopf sant herab, tödliche Müdigkeit begann meiner Herr zu werden. Ich zwang das Bild jener falifornischen Farm vor währenddessen sah ich unentwegt nach dem Beiger, der immer weiter meine Augen, um mich einigermaßen am Leben zu erhalten. Und vorrückte. Endlich waren tausend Kubitzentimeter erreicht. Ich seufzte erleichtert auf, aber der Bleikönig schrie mich mit starker Stimme an: ,, Halt! Noch zweihundert Gramm!"
Ich begann furchtbar schwach zu werden. Meine Augen
Jetzt wurde ich wütend. Mit der geringen Kraft, die mir noch verblieb, ächzte, ich, ich hätte genug, ich tönne nicht weiter, wir
hätten tausend abgemacht, zu mehr sei ich nicht verpflichtet. Natürlich weinte ich das mit armseliger leiser Stimme vor mich hin, denn ich konnte mich kaum noch einer Ohnmacht erwehren. Aber um so
stärker war der Bleifönig. Er brüllte unerbittlich:
,, He, Doktor! Dann lassen Sie das ganze Blut zurück! Entweder noch zweihundert oder ich verzichte auf das Ganze!" Ich fluchte fürchterlich. Aber ich fonnte meinen Fluch nicht mehr beenden. Ich verlor das Bewußtsein. Ich erinnere mich nur mehr dumpf, als wäre es im Fieber geschehen, wie sie mich an fleideten, auf einen Wagen verluden und irgendwo weit, weit fortschafften.
Als ich erwachte, lag ich in der Nähe einer kleinen Bahnstation auf der Erde. In meiner Tasche befanden sich hundert Dollar und eine Fahrkarte dritter Klasse bis New York. ( Hier schlug einer der Zuhörer mit der Faust auf den Tisch: Lüge nicht, du Gauner! Es gibt feine dritte Klasse auf den amerikanischen Bahnen!) Lokitsch erwiderte ergeben: Ich war vom großen Blutverlust etwas wirr im Kopf. Möglich, daß ich mich täuschte.) ( Ueberfekt von Sacher- Masoch .)
findet sich auch dort, wo Dunkelheit, Bitternis und Armut herrschen; Seele muß man nicht immer im Glanz und Licht suchen. Sie ja, zuweilen sogar dort viel eher. Dabei ist es doch viel schwerer, behandelt wird wie die Stammgäste von Bont Neuf. Aber darauf ein gutes Herz zu haben, wenn man vom Schicksal so stiefmütterlich fommt es scheinbar nicht an der seinen Schlafplak unter dem Brüdenbogen von Pont Neuf hat, davon ist Albert ein Beweis, Albert, sozusagen ein Stamungaft der Pension Pont Neuf , deren Himmel betten aus harten Steinen bestehen, und deren Sentralheizung von den Rebelschauern ber Seine beforgt wird.
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Machen Sie doch einmal einen intereffanten Berit über das achtleben unter den Brüden, anstatt ewig über den Montmartre und Montparnasse zu schreiben!" hatte man mich frühmorgens in der Rebattion beauftragt und nehmen Sie fich einen Seichner mit! Aber seien Sie vorsichtig und vor allem geschiet, denn diese Saute find sehr mißtrauisch und empfindlich." So maren wir nach Mitternacht zum Pont Neuf gefammen, selbst ein paar Obdachlosen gleichend; dafür sorgte unsere wirtlich nicht ganz einwandfreie Eleganz Die Pension" war noch ziemlich leer. Nur hier und da verfündete ein heiferes Hüfteln, daß einige Bewohner bereits ihre Schlafstelle bezogen hatten. Wir setzten uns auf einen großen Stein und brüteten vor uns hin. Biel zu sprechen wäre ungeschickt gewesen; man wäre sofort auf uns aufmerksam geworden. So saßen wir also und beobachteten das seltsame Leben hier. Nicht einmal zu zeichnen magten wir, um nicht aufzufallen. Da hieß es eben marten, bis eine günstige Gelegenheit sich ergab. Die sollte auch bald kommen.
Die Türe öffnete sich und ein hochgemachsener, stattlicher, be brillter, meißbärtiger Herr trat ein. Ich fannte sein Gesicht zur Ge. nüge aus den Zeitungen. Es war Mr. Hammerid, der weltberühmte Dozent des Rodefeller- Instituts, der unsterbliche Biologe, der durch seinte missenschaftlichen Entdeckungen die Heilkunst viele Meilen weiter gebracht hatte. Er hatte jetzt seine Forschungen endgültig unter- Platz zum Schlafen. Es war gegen 2 Uhr morgens. Grünlichgelbe brochen und mar Chef jenes Aerztekollegiums geworden, das über Mr. Cartels Gesundheit machte.
Er schüttelte mir freundlich die Hand, als uns der Dottor befanntmachte, und setzte sich zu uns.
,, Wir müssen warten, Mr. Cartel ernährt sich gerade." Es mar ihm die Freude anzumerken, endlich unter Menschen zu tommen und nach Herzenslust plaudern zu dürfen. So erfuhr ich eine ganze Reihe vertraulicher Kleinigkeiten über Mr. Cartel. Ich erfuhr zum Beispiel, daß Mr. Cartel von Muttermilch ernährt wurde und daß zu diesem Zwecke ständig sechzehn ausgewählte Rajſemütter im Schloß gehalten wurden, deren Kinder in einem zu diesem Zweck gegründeten Säuglingsheim fünftlich aufgezogen murden. Die Aerzte erhielten ein Einkommen, das sich von Jahr zu Jahr quadratisch steigerte. Mr. Cartel wünschte programmgemäß ein Alter von hundert Jahren zu erreichen, denn er hatte berechnet, daß es ihm bis zu diesem Zeitpunkt gelingen werde, Rockefellers Bermögen zehnjach zu überbieten.
Endlich hörte man leises Klingeln aus dem Nebenraum. Der Profeffor sprang auf und sagte freundlich zu mir: ,, Barten Sie, bitte, erst will ich Mr. Cartel melden, daß der erwartete Bluttransport aus New Yort eingetroffen ist." Er trat ein und wintte nach ein paar Augenblicken, daß ich kommen fönne. Befangen ging ich hinein. Es war ein ganz Meines, fugelförmiges Zimmer, ebenfalls weiß ladiert, mit Glasboden. In der Mitte saß zusammengefauert in der Ede eines enormen Lehn stuhls kompliziertester Konstruktion Mr. Cartel. Ich erschraf bei seinem Anblid. Er sah aus wie ein leerer Tabatsbeutel. Seine Haut war gelblichbraun vom vielen Quarzlicht, aber so faltig und mürbe, als wäre gar nichts dahinter. Als ich eintrat, drehte er mir seine leblosen furchtbaren Augen zu, stedte eine spike Bunge zwischen den blutlosen Lippen hervor und ledte sie wie ein Gourmand. Bjüh, war er häßlich! Ich bin nicht sehr etepetete, aber ich schauderte bei dem Gedanken, daß mein ängstlich gehütetes Blut in diesen clenden Schlauch gefüllt werden sollte.
Gie arbeiteten richtig amerikanisch, ohne Aufschub und ohne Mäßchen. Ich mußte mich neben den Lehnstuhl sehen und der Professor stellte einen geheimnisvollen Apparat auf, der offenbar zu diesem Zwed konstruiert war, aus Kautschut, Glasröhrchen und Platinschrauben. Das eine Ende der Vorrichtung stach er in die Schlagader meiner linken Hand, das andere Ende steckte er in Mr. Cartels Achselhöhle. Mit einer Drehung brachte er einen gut aussehenden, fleinen Motor in Gang, der mein Blut surrend in
Ab und zu tauchte eine neue Gestalt auf und suchte sich einen
Talent fruchtlos begraben" sollte, begann Alberts Interesse zu er Als mein Partner aber nicht einsehen wollte, warum er sein machen. Was zeichnest du denn eigentlich?"
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gleich fehen." Mißtrauisch sezte Albert sich in Bositur. Un ,, Wenn du mir ein paar Minuten stzen willst, so sollst du es Hand. Berdugt blidte er darein. Nicht übel. Zeichne doch auch geduldig nahm er uns nach einigen Minuten das Buch aus der einmal meinen Freund!" Der war schon im Einschlafen begriffen. Aber Albert weďte ihn unbarmherzig. Bald bildete fich ein ganzer Kreis um uns. 3d habe einmal einen Roman gelesen, fuhr 2lbert nachdenklich fort, wie einer, ber schon ganz verfonumen war, pöglich sein Talent entbedte und ein berühmter Weans geworden ift. Bielleicht bist du auch so ein Wunderkind." Sein geschäftliches Genie erwachte: ,, Dit diesen Dingen fönntest du ganz schweres Gelb nerdienen, mein Junge. Und da ich gerade Zeit habe, werde ich bich monagen, denn ohne Manager wird heutzutage niemand berühmt."
Der Bleistift flog während Liefer Unterhaltung übers Papier. In wenigen Minuten waren sie alle verewigt. 2lbert war Feuer und Flamme. Er begann einen regelrechten Bortrag über Paris als Stunftstadt und endete gewichtig: Beißt du, daß du einen großen Fehler macyst? Du hättest zuerst in eine Schule gehen sollen. Weißt du denn nicht, daß es in Paris extra eine Schule dafür gibt? Da gehst du einfach hin. Du brauchst nichts zu sagen. Du zeichneſt einfach den Brofessor, und alles meitere wird er dir schon sagen. Du lernst dort dret Jahre, und dann bist du eine Berühmtheit." Die Runde niďte ihm Beifall. Er war doch ein tüchtiger Kerl, dieser Albert, und ihm gebührte tatsächlich die Vorrangstellung, die er hier inne hatte; das bewies er immer wieder. Albert aber wandte sich plötzlich um und begann lebhaft mit den andern zu tuscheln. Ab und zu hörte man ein Brummen; da und dort framte einer in der Hosentasche oder im Stiefel. Dann trat er auf uns zu und reichte uns mit Grandezza sechs Franlen. Er hatte sie unter den Leuten zusammengebracht. Sechs Franken, ein Vermögen für Stammgäste des Pont Neuf . Und gönnerhaft fügte er hinzu: Dafür kauf dir Papier und anständige Stifte, wenn du in die Kunstschule gebit, denn die Herren Professoren halten sehr viel auf solche Dinge. Uno wenn ich dir noch einen guten Rat mit auf deinen fünftigen Lebensweg geben darf, so meide diese Gesellschaft hier! Es könnte dir vielleicht einmal auf dem Wege zur Karriere schaden..."
Dr. K. H.
Nebel hüllten alles in einen fast undurchdringlichen Schleier. Hätte man nicht von Zeit zu Zeit etwas weiter entfernt Schimpfende gehört, die sich über die ununterbrochene Störung durch Neuangekommene aufregten, so wäre man gar nicht auf den Gedanken Derfallen, daß sich hier Menschen und noch dazu schlafende Menschen befinden fonnten. Oben auf dem Quai zogen Studenten, alte Montmortrelieder vor sich hinfunmend, in ihre Behaufungen. In der Seine spiegelten sich die Lichter der Quailaternen, gleichfam wie lange Arme ins Wasser tauchend, und beleuchteten spärlich die dunklen Schattengestalten. Die Schlafgäfte von Pont Neuf bezogen meist erst gegen 3 Uhr morgens ihre Quartiere, da sie von Mitternacht an in der großen Bariser Zentralmarkthalle Arbeit suchten und auch meist fanden. Die menigen verdienten Sous reichten vielleicht gerade fürs Effen. Zum Schlafen aber langte es eben nicht, Glockengeläute von Grammophonplaten und darum war die Pension Bont Neuf", solange das Better es nur halbwegs erlaubte, eine besuchte und begehrte Schlafftätte. Es effanten Bersuch mit dem Ersatz des Glodengeläutes durch GramIn der St.- Mary- Bow- Kirche in London hat man einen inter fam natürlich vor, daß päte Anfömmlinge feinen Platz zum Liegen mophonplatten und Lautsprecherverstärker angestellt, um das Gloden mehr fanden, da alles voll besetzt war. Aber da mußte man fich zu geläute vorläufig zu ersetzen. Drei der zwölf Glocken des Glockenhelfen wissen; die Not lehrt nicht nur beten, sie lehrt auch die Kunst, spiels befamen vor fünf Jahren einen Sprung; an den übrigen im Stehen zu schlafen. Da stand nämlich wirklich und wahrhaftig Glocken wurden Reparationen nötig, und so schwieg denn das aus ein alter, weißbärtiger Mann an eine Mauer gelehnt und schnarchte den Zeiten Karls II. stammende Geläute schon sein 5 Jahren. Da friedlich im Stehen. Albert hatte die Funktion eines Hoteldirektors die zur Wiederherstellung des Glockenspiels und anderen Ausbesse übernommen und führte sie auch gewissenhaft aus. Er wies jedem rungsarbeiten nötigen Summen noch nicht aufgebracht find, griff feinen Stammplatz zu und fah sich Neuankömmlinge sehr genau an. man zu einem Ersatz. Die englische Kirchengesellschaft baute vorGab es einen Streit, dann mußte Albert ihn schlichten. Beflagie läufig ein elektrisches Lautsprechergerät ein, das mit je drei Großsich einer, er werde ewig und ewig aus dem Schlafe geweckt, so lautsprechern nach vier Seiten, also insgesamt mit zwölf Großlautmachte Albert ihm flar, daß er für den Mietpreis nicht Doppelsprechern arbeitet und sowohl Kirchenmusik wie Biodengeläute weit hüren verlangen könne. hin über die Stadt erschallen läßt. Die neuen Geisterglocken lassen fich tagtäglich mehrmals hören und ihre Wirkung ist gerade so, als ob das Geläute von Bow selbst erschallt. Unter anderem werden auch auf diese Art und Weise die Darbietungen des Geläutes der Glockenspiele verschiedener anderer Kirchen verbeitet.
Albert besah sich also auch uns und kam endlich näher, um für feinen Zigarettenfiummel Heuer zu holen. Bei dieser Gelegenheit bemerkte er unser Stizzenbuch Was denn das für ein Buch sei, fragte er interessiert. Ich möchte zeichnen lernen, habe es neulich probiert und denke, ich habe Talent. Da hab' ich mir für die letzten paar Sous ein Stizzenbuch gekauft," antwortete gleichgültig mein Bariner. Albert lachte:„ So etwas kann man doch nicht lernen, du Dummkopf! Dazu muß man geboren sein. Such dir lieber eine vernünftige Arbeit und vergeude deine Zeit nicht mit solchen Dingen!" Er befah sich unsere Hände:„ Na, ja natürlich," fügte er verächtlich hinzu, chon lange feine richtige Arbeit gesehen, was? Wirst mit diesen Jungfernhänden auch feine bekommen." Die Arbeiter in den allen" werden nämlich zuerst auf die Beschaffen heit ihrer Hände geprüft.
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Millionen Jahre unverändert erhalten, stellt also eine Tierform dar, Der Tuatera ist das seltenste lebende Reptil und hat sich durch die uns sonst nur aus vorgeschichtlichen Fossilien erhalten ist. Es wird nur noch auf einigen fleinen Inseln an der Küste von Neu seeland gefunden und wird bis zu 100 Jahre alt.
Die tropischen Hölzer haben keine Jahresringe, da das Holz in den Tropen während des ganzen Jahres wächst. In der gemäßigten Rone dagegen wachsen die Bäume nur zwischen Frühjahr und Herbst. Durch das Wachstum eines jeben Jahres entsteht ein Jahresring.