Einzelbild herunterladen
 

Robert Budzinski : Die Rettung

1. Budhh. Berdammnis.

1. Kapitel. Theodor Schred erwachte im Bett( immer geschah bas nicht hier), drehte sich um und fand die Hellblonde neben sich. Das war gegen die Berabredung, soviel er sich entfann, follte es die Dunkelblonde sein. Richtig gesagt sollte es überhaupt teine fein, Das hatte er sich vorgestern geschmoren. Auch mit der Uhr stimmte es nicht, zu spät zum Kolleg, zu früh zum Frühschoppen. Er sprang behende in die Kleider( er besaß im Beithochsprung die Sportmeister fchaft) und enteilte dem Zimmer und der beginnenden Rede der Bettgenoffin ins Freie.

2. Kapitel. Hier fand sich alles in bester Ordnung: Maisonne und was dazu gehört. Er lief drei Kilometer Langstreckenlauf, warf sich dann ins Gras und schrieb wütend an seiner Doktorarbeit fechs Zeilen, geriet unversehens in seinen Roman hinein, nahm dieſes Mannffript hervor und förderte zehn Druckfeiten. Alsdann eilte er im Marathonlauf zum Frühschoppen, hielt hier eine glänzende Rede für Trockenlegung der älteren Semester, trant 18 Schoppen und schwor seinem Leibfuchs Fritz Unruh endgültig Besserung zu. 3. Kapitel. Denn dieser war von der Burschenschaft als Retter des eminent begabten, aber sehr liederlichen Theodor Shred bestellt worden und mit deſſen Ueberführung ins honette Philiftertum. Fräulein Agnes Unruh, Schwester des obigen, Haustochter und Tennisspielerin, 26 Jahre, sollte dabei helfen. Fünf Wochen hin­burch lebte Theodor als Anachoret und büffelte zum Staatsexamen. Seine schriftliche Hauptarbeit wurde demgemäß als vorzüglich ge­priefen und versprach ein ebensolches mündliches Eramen. Da aber murde seine Novelle in einer bedeutenden Wochenschrift gedruckt und sogar honoriert.

4. Kapitel. Die Folge davon waren sechs Wochen Baccha­nalien, ein durchgefallenes, weil verschlafenes Eramen, Ermittierung aus seiner fangwöchigen Wohnung, Bußbriefe und-predigten, end­

gültige Befehrung Nr. 7.

Ein Kurzroman dritte Jahr Alterszulage, jeden 2. Oftober Erfältungsurlaub mit Aspirin, jede Weihnachten Urlaub für die Weihnachtsfneipe in der Burschenschaft mit Hausschlüssel, jeden Ersten 100 Mart auf die Spartaffe und jeden Sonnabendmorgen Erinnerungsandacht an die Rettungsaktion aus dem Sumpf moralischer Verkommenheit.

6. Kapitel Und dann war ja mohl noch zulegt der Tod da, mit Sarg, Grabrede und Nachrufen. Doch der ist nicht zu fürchten, denn eigentlich ist der Tod doch nur da, wo Leben einmal gemejen ist. 3. Buch. Das Leben.

der Straße Fräulein Dr. Lonny Riedel traf, zweite Tochter des 1. Rapitel. Diesen fegten Sag prägte Theodor, als er auf Medizinalrats Dr. Riedel, hier, Hindenburgstraße 7. Weshalb dieses Treffen geschah, obgleich Frau Agnes sich mit der Familie wegen cines zu start modernen Kleides von Fräulein Lonny erzürnt hatte, wird ewig unbegreiflich bleiben.

2. Kapitel. Aber sie trafen sich leider wieder, zuerst immer zu- dann auffällig um 2.15 Uhr mittags. So daß Herr Studienrat zu Frau Agnes Schreds Schreck wiederholt das Mittagessen ver­ipätete megen fortgesetzter Konferenzen.

überhaupt nicht zum Mittagessen, dagegen Frau Agnes in große Er 3. Kapitel. Und am 4. August 1929 tam Herr Theodor Schred regung. Auch am Nachmittag war er nicht vorhanden und nirgends zu finden. Ebensowenig gelang es dem Schuldiener Herrn Weiß­brod und auch der Polizei nicht am nächsten Tage. Eben dasselbe geschah in der Familie Riedel mit Fräulein Lonny. Man fand die geschah in der Familie Riedel mit Fräulein Lonny. Man fand die beiden nicht.

4. Rapitel. Es war auch ganz unmöglich, weil sich Herr Schreck selber nicht wiederfand, als er drei Tage darauf in Monte Berita im Lago maggiore bei Frau Airoli ermachte, das,.Hast du auch gut geschlafen?" ausblieb und die Pille Prophylantolanthus auch nicht da war, statt ihrer aber Fräulein Dr. Lommy Riedel nebenan. 5. Kapitel. Er suchte auch nicht weiter nach sich, sondern setzte sich an den Tisch und schrieb einen Roman. Und stieg dann mit Fräulein Lonny auf die Berge und nach Italien hniein; und beide franken viel Wein, schweren und leichten und ebensolche Küsse, so daß fie immer trunken maren und nicht wußten moher.

I wurde, eta bunties Staptief der Medizin; die zahtlosen menthol. haltigen Schnupfenpuleur und Schnupfenjalben bringen zumal durch

ihre fühlende und luftschaffende Wirkung wohl Erleichterung, aber

fie packen das Uebel nicht an der Wurzel. Ebenso üben die zahl losen salizylhaltigen Fiebermittel 3mar- besonders beim Schnupfen­fieber einen mohituenden Einfluß auf das Allgemeinbefinden aus, aber sie vermögen die eigentliche Ursache, die Erkältungs­bakterien, nicht zu treffen. Auch das seit einigen Jahren berühmt gemordene Verfahren, den Schnupfen durch schluckweises Trinken einer ganz schwachen Jodlösung( ½ bis 1 Tropfen Jodtinktur auf ein Glas Baffer) zu verhüten ader zu bekämpfen, mirft erfahrungs gemäß sehr unterschiedlich. Um ja wichtiger ist es also, daß man den lebeltätern, den frantmachenden Mikroben, den Boden entziehe, und dazu gehört vor allem eine vernünftige Abhärtung. Wer noch ein übriges tun und natürlich in einer Zeit, in der er frei immer und immer wieder von Erkältungen heimgesucht wird, sollte von Erkältung ist eine regelrechte Reiztur zur Erhöhung der Widerstandskraft durchmachen. Zu diesem Zweck haben sich tägliche furzbauernde llebergießungen oder Abwaschungen des ganzen Körpers, besonders der Bruft und des Rüdens, mit faltem Wasser am besten bewährt; sie sollen nicht länger als ½ bis 1 Minute dauern und von träftigem Frottieren gefolgt sein. Am besten schließt man jeweils förperliche Bewegung an solche Kaltwasser- Anwendung an; die wohltuende Wirkung wird gar bald empfunden, sobald man masser- Uebergießung, besonders bei empfindlichen Menschen, hervor: sich einmal an den angenblicklichen Schrecken, den eine solche Kalt­ruft, gewöhnt hat. Aber gerade auf dem plötzlichen Källereiz beruht der widerstandssördernde Erfolg!

-

Wie das Klavier erfunden wurde

Das Klavier ist teineswegs so aft, wie die Liebhaber dieses In­siruments vielfach meinen; denn es entstand erst zu Beginn des 18. Jahrhundert. Bis dahin fannte man nur das Klavichord und

die Klavizimbet, beides Instrumente, die ähnlich gebraucht wurden

wie unsere heutigen Klaviere.

Das Klavichord war ein mit Saiten bespanntes Mufitgerät, das ebenfalls durch Tastendruck zum Tönen gebracht wurde. Die Töne der Klavizimbel hingegen waren an den hinteren Teilen der Tasten befestigten Federfiele furz über die gespannten Saiten strichen. Bei

5. Rapitel Des meiteren seine zwangsweise Berlobung mit Fräulein Agnes, Stellung unter Familienaufsicht und Bewährungs­frift. In einem unbewachten Augenblick schrieb er eine Novelle nieder und schichte sie an eine Zeitschrift. Als sie herausfam und Aufsehen erregte, beschloß der Familienrat, diesen Rückfall in die Liederlichkeit 6. Kapitel. Das faten sie so lange, bis sie kein Geld mehr dem Sünder geheimzuhalten, faufte alle Exemplare des Blattes im Umkreis auf und behielt das Honorar für geliefertes Mittagessen ein. hatten, sondern Schniden bei der Wirtin Fran Airoli in Monte 6. Rapitel. Daher bestand er glänzend fei Eramen als Philo. verita. Da madyte er feine Bücher und auch Berse, ungereimt wie ihr unten her anrissen und zum Klingen brachten. Beide Instrumente

foge und trat ins Saframent der Ehe ein am 5. Aprif 1922, vor= mittags 11 1hr 50. 2. Buch. Die Rettung.

1. Kapitel. Ja, dieje Hefte, Hefte, Heste! Was sich Brimaner eigentlich unter Deutschaufsatz vorstellen! Aber schön ist es doch! Frau Agnes kam hinein:" Du solltest doch an deinem Roman schreiben, Theo. Denk' mal, wir haben am Ersten den Wechsel für Bater zu zahlen!" ,, Sofort, Agnes, sofort!"- Ja, sofort sagst de immer! Du bist undantbar gegen mich und meine Familie; wir haben dich doch gerettet, ohne uns wärst du jeht verkommen und ein Stromer."

-

2. Rapitel Sofort! Ich habe das Manuftript" Der junge Mensch lehnt seine Bange er lehnte seine Wange also- lehnte Sojort! Alles fo fort und weg! Das ging doch frither ganz anders in der Studentenbude damals mit Mimi, Lini, Tutti und der roten Martha! Hör mal, Agnes, ob du nicht eine Flasche Wein? Es würde mit der Schreiberei vielleicht etwas beffer gehn!" Bein? Aber Mann! Wo denkst du hin, habe ich dich darum aus dem Sumpfe gezagen? Nein, folange ich für dich verantwortlich bin und deine Kinder!"

N

3. Rapitel Der Roman wurde fertig und gedrudt. Swar mer br einem deutschnationalen christlichen Sandfamilienfonntags blättchen, aber gegen ein gutes Honorar. Daher fonnte fich Frau Agnes ein neues Kleid faufen, der Schwiegervater feine Schulden bezahlen und die Schwägerin eine Badereise machen. Weil er doch von ihnen gerettet worden war. Außerdem gab es eine große Ge­sellschaft. Da durfte der Shadienrat auch Wein trinten. Denn es murde aufs Wohl von Frau Agnes und deren Familie, die einen hervorragenden Schriftsteller für die Literatur aus dem Sumpfe ge­rettet hatte, angestoßen.

4. Rapitel. Ja, Theodor Schred mar eigentlich unglaublich güdlich. Eine sichere Karriere, eine verständige, mohltemperierte Frau, bald zwei reizende Kinder und sechs mollige Zimmer mit Staubsauger und Dienstmädchen. Jeden Morgen: Hast du auch gut geschlafen?", dazu zwei Pillen Piophilantotanthus megen der Adern, zehn Minuten Müllern megen Bauches, um 9.15 1hr Horaz, 10.30 Deutsch Operprima, jeden Mittag eine Berbauungszigarre, 4 Uhr Nachhilfeftunden mit Rasieren, 6 Uhr Spazieren inklusive Tran­fpirieren, 7 Uhr Abendbrot und daran anschließend Trautes Heim Güüd allein mit Radio, 8 Uhr dichterische Inspiration bei Tee und Gebäd, dann Strümpfestopfen und Schulpräparationen, 9.30 Uhr Berbauungsregulierung.

5. Kapitel. Jeden Sonnabend jour fix, jeden Sonntagvor­mitag Bad mit Hemdwechsel, jeden Freitag von. 10 Uhr bis 12 mi­nuten nach 10 offizielle Liebesstunde, jeden zweiten Sonntag Kirch­gang, jeden Sonntagmittag Besuch bei den Schwiegereltern, jeden Sonntag nach dem Ersten Klubabend mit Tanz, jedes Bierteljahr Dienstbotenwechfel, jedes zweite Jahr einmal Hebammenbesuch, jedes

Leben. Es famen auch noch etliche unangenehme Dinge, z. B. eint Brief: Kehre zurüd, wir werden versuchen, dir zu verzeihen.

7. Kapitel Er aber verfuchte nicht, zu verzeihen, sondern lebte weiter, denn er hatte sieben Jahre Leben nachzuholen. Um diefe zu finanzieren, fayldte er feine Bücher zu Berlegern, die menig abnahmen und noch weniger bezahlten. Endlich aber kam die große Stunde, fein größter Roman wurde angenommen und reichlich honoriert, aber das mühte ihm nicht viel und der Lonny auch nicht, denn beide waren eben selig entschlafen ohne polizeiliche Erlaubnis: das hohe Honorar ging an Frau Agnes. Sie fand im Nachlaß ein Gedicht, das ihr seine vollständige Berkommenheit bewies:

Notiz in Tageblatt:

Selbstmörder.

Gestern hat Herr Müller zwei Leichen gefunden Im Oberteich, sie waren zusammengebunden, Mann und Frau, im Alter so gegen Dreißig, Sie trugen nur einen Bleistift bei sich Und eine Nagelschere. Näheres einzusehn In Bolizeiburp, Simmer 6, von acht bis zehn. Der Herr Pfarrer:

Ja, Schwestern und Brüder im Herren feht, Wohin der Weg der Unzucht geht. Dies Baar, es sprach der Sitte Hohn, Und es erfuhr dafür des Teufels Lohn. Die Frau Bürgermeister:

Die Fälle der Immoral sich schrecklich mehren, Wir müssen noch) intensiver beffern und bekehren, Und das ist Sache vom Frauenverein. Ich berufe fofort eine Sigung ein.

Der Stammtisch:

Das Weib war eigentlich ganz fesch und nett, Wie geschaffen für ein außereheliches Bett. Bloß die Sache dann mit dem Mord

Na Prost drauf! Pit As hier, fahren wir fort. Die Mutter:

Ja, Kind, fie sind von Gott verdammt, Sie waren ohne Standesamt. Intersuchungsarzt:

-

Zum Teufel! Herz und Lunge und Gehirn und alles ist normal, Das ist nun doch Blödsinn allemal. Intersuchungsrichter:

Ich:

Ein Berbrechen tommt also nicht in Betracht, Dagegen Erregung öffentlichen Aergernisses,§ 8.

Ja, Theodor Shred und Lonny, mir ift's flar: Tod tann doch nur sein, wenn einmal Leben war.

Gefundheitliche Ratschläge für März

Wenu die ersten warmen Frühlingstage den Menschen erfreuen, so pflegt er auch sogleich übermütig zu werden und das Winterzeug vorzeitig beifcite zu legen, worauf denn meist pünktlich die Strafe in Form einer mehr oder minder heftigen Ertältung folgt. Ganz besonders solche Menschen, die der Beruf zum Aufenthalt in ge­schloffenen Räumen zwingt, oder die die Widerstandsträfte ihres Körpers nicht durch zwedmäßige Abhärtung gestärkt haben, find solchen Erkältungsfrankheiten ausgesetzt. Zumal in den großen Städten bilden sie eine solche Selbstverständlichkeit wie das tägliche Brot, und in manchen Familien sind sie so unausrotibar zu Hause, daß man mit Recht gefragt hat, ob es bei dein hohen Stande der heutigen ärztlichen Wissenschaft denn wirklich notwendig jei, daß wir auf das ganze Leben berechnet sechs Jahre lang gurgeln, in­sechs Jahre lang gurgeln, in­halieren und mit perquollenem, verblödetem Kopf uns schneuzen". Die Frage hat ihre Berechtigung; aber man darf eines nicht ver­geffen: eine geringfügige Erkrankung, die von den meisten nicht einmal als eigentliche Krankheit angesehen wird, braucht deshalb durchaus nicht etwa leichter vom Arzte zu beheben sein als eine ernste, das Leben bedrohende. Im Gegenteil: während eine lebens. gefährliche Blinddarmentzündung, eine bedrohliche, etwa durch Ver­legung entstandene Blutung usw. vom Arzte in weitaus der Mehr zahl der Fälle zum Guten gewendet werden kann, steht der Jünger Bestulaps einem handfesten Schnupfen fo gut mie machtlos gegenüber. Das hängt zum guten Teil damit zusammen, daß man

-

eigentlich nicht einmal ganz genau weiß, wie denn eigentlich ein Schnupfen zustande kommt. Am verbreitetsten ist heute unter den Forschern die Meinung, daß ihn Mikroben hervorrufen, die sich entweder schon vorher im Körper aufhielten oder durch Mund, Nase und Rachenhöhle eindringen, sobald ein Sinfen der natürlichen Widerstandsfähigkeit ihnen dies gestattet. Das ist der Fall, wenn eine Schädlichkeit, z. B. ein starker Temperaturunterschied, den Menschen trifft. Besonders groß wird die Gefahr, wenn etwa falte: Luftzug die normale Schweißverdunstung der Haut steigert und so eine übermäßige Abkühlung bewirkt. Wir alle wiffen ja, was ein eine übermäßige Abkühlung bewirkt. Wir alle wiffen ja, was ein solcher Bug" bedeutet, und jeder sucht ihn darum ängstlich zu meiden. Denn wenn die natürliche Widerstandskraft, der eigentliche Herr im Hause des Körpers, meg ist, so tanzen die Mäuse auf dem Tisch; d. h. die Keime, die fich bis dahin nicht mudsen durften, be ginnen nun ihre gefährliche Tätigkeit, bringen in die Schleimhäute ein, verseßen sie in jenen unliebfamen tatarrhalischen Reizzustand, der den Befallenen bald durch ständige, dünnflüssige Nasenabsande rungen, bald durch verstopfende und die Nafenatmung behindernde Ansammlung zähen Schleims belästigt. Aber nicht nur örtliche Schädigungen verursachen die Erkältungserreger; fie sondern auch giftige Stojje in den allgemeinen Säftestrom ab, und die Folge ist jenes nur allzu bekannte, mit Kopfschmerzen einhergehende allge meine Krankheitsgefühl fomie das eigentliche Schnupfenfieber.

Die Behandlung des Schnupfens ist, wie oben schon gejagt

teine Federfiele, sondern sogenannte Springer angebracht, die beim der Klavizimbel hingeggen waren an den hinteren Teilen der Tasten Niederdrücken der Tasten in die Höhe schnellten und die Saiten von

waren allgemein sehr beliebt. Die berühmtesten Sänger und Sänge­rinnen der damaligen Zeit ließen sich bei ihren Borträgen auf ihnen begleiten und Komponisten dom Range eines Johann Sebastian Bach tomponierten hier und da Musikstücke für sie.

Da geschah es, daß ber berühmte Inftrumentenmacher und Ber­walter der Mediceischen Musikinstrumentensammlung Christo­fori im Jahre 1719 einem Konzert des deutschen Musikers Panta­leon Sebenstreit im Balafte des Herzogs von Medici in Badua beiwohnie und das merkwürdige Instrument, das der Deutsche

,, adebrett" nannte, fennen lernte. Dieses Hadebrett mar eine mit vielen Saiten bespannte fleine Holzplatte. Schlug man, wie Hebenstreit es tat, mit kleinen Holzhämmerchen, deren Köpfe mit Bederfäppchen umwidelt waren, auf die Saiten, so fonnte man dadurch eine seltsam liebliche Mufit erzeugen.

Das bradyte mun Christofori auf den Gedanken, am Ende der Klavizimbeltoften solche kleinen, mit Leber umwidelten Holzhämmer­chen anzubringen, die dann durch Aufschlagen auf die Saiten bald schönere Töne hervorbringen sollten als die bisherigen Springer der Klanizimbe. Eine besondere Borrichtung sorgte dafür, daß die Hämmerchen nach dem Aufschlagen sofort wieder in die Höhe schmello ten; denn anderenfalls hätten ja die Saiten nicht flingen fönnen. Der Herzog von Medici, der ein großer Mufiffreund war, fixan zierte nun die geniale Idee Christoforis, der dann auch tatsächlich nach zahlreichen vergeblichen Versuchen im Jahre 1720 das erste Hammertlavier erfand.-

Leider blieb der von dem Erfinder erhoffte Erfolg aus; denn niemand wollte nach des Herzogs Lode etwas von dem neuartigen Instrument wiffen. Christoforis Name fiel der Bergessenheit anheim und wer weiß, was aus seiner Erfindung gemorden wäre, wenn nicht der berühmte Dresdener Orgelbaufünstler Gottfried Silbermann sie aufgegriffen, vervollkommner und zum Allge­meingut der Menschheit gemacht hätte.

Auch Silbermanns Hammerflavier fand zunächst nur wenig Beifall; denn selbst J. S. Bach, dem es zur Prüfung und Begut­achtung zur Verfügung gestellt wurde, fonnte sich nicht dafür be geistern. Aber schließlich setzte sich die Erfindung trotz allem durch und wurde nach verschiedenen weiteren Verbesserungen zu dem, was sie heute ist.

Das erste Hammerflavier, das Christofori im Auftrage seines Herzogs im Jahre 1720 tonftruierte, steht im Metropolitan Museum in New York , während sich das zweite, 1726 erbaute, im Privat­besitz eines Florentiner Sammlers befindet. Auch das Hadebret! Hebenstreits ift erhalten geblieben und ist heute Eigentum der ruffi­schen Familie Bobitschenko, deren Mitglieder sich als direkte Nach­fommen Hebenstreits betrachten. Gotthard Brodt.

Ein Fisch, der feine Jungen aufhängt Ein ganz sonderbarer Kauz ist ein afrikanischer Süßwasserfisch, Der Polycentropsis abbreviata, zu deutsch der abgeftuzte Bielstach)- ler", heißt. Er wird 6 bis 8 Zentimeter lang und ist olinbraun bis tupferfarben. Es ist bekannt, daß die Brutpflege bei den Fischen zum Teil sehr nachlässig, zum Teil aber auch sehr forgfältig betrieben wird. Ganz eigenartig macht es unfer feiner Afrikaner. Sind

nämlich die Eier gelegt, so hebt er fie mit einer schleimigen Abson­Berlauf von 2 bis 4 Tagen schlüpfen die Jungen aus, bleiben aber derung an die Unterseite der Blätter von Wasserpflanzen. Nach noch lange Zeit hängen und werden vom Vater versorgt und treu bewacht.

in denen dieser afrikanische Fisch lebt, haben viel Schlamm abge­Diese eigenartige Methode hat ihren guten Grund. Die Flüsse, lagert, der bei der geringsten Bewegung in dichten Wolken auf­steigt und die jüngeren, empfindlicheren Fischchen erstiden tönnie. Dagegen schützt der besorgte Fischvater feine Jungen, indem er fie Nest sorgfältig von allem Schmug reinigt. im Schutz der Blattpflanzen aufhängt und den Boden unter deni

und Aerztinnen in Deutschland ; lettere haben wir 2562 gegenüber Weibliche Aerzte in Deutschland . Wir haben heute 45 332 Werzte 82 im Jahre 1909. In Breußen find 1309 Frauen als Aerzte tätig. davon 476 in Berlin . In Bayern wirfen 282, in Sachsen 147, in Baden 107 und in Bürttemberg 89 weibliche Aerzie. Die Zahl der Aerztinnen dürfte bereits in der nächsten Zeit bedeutend zunehmen, denn es studierten im Wintersemester 1929/30 rund 3500 Frauen Medizin. Am meisten Medizinerinnen hat die Universität Berlin Bonn mit 262 und Freiburg mit 249. Bezeichnend ist, daß die mit 603 Studierenden, an zweiter Stelle folgt München mit 414, meiften dieser fünftigen Aerztinnen aus bürgerlichen Kreisen stammen.