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Nr. 107 48. Jahrgang

21.

1. Beilage des Vorwärts

Der freigesprochene..Prophet".

Wann wird ihm endlich das Handwerk gelegt?/ Die Urteilsbegründung

Der Schlag der Staatsanwaltschaft gegen Weißenberg ist also ins Wasser gefallen. Gegen das freisprechende Urteil erster Instanz in der Sache des Drogisten Wernide, der seine Furunkulose mit weißem Käse turierte und

an Blutvergiftung verstarb, hatte die Staatsanwaltschaft überhaupt feine Berufung eingelegt. Bielleicht hätte sie es tun sollen; die Urteilsbegründung war für Weißenberg vernichtend, er hatte sich aber auch hier her auszureden verstanden. So war es zum Freispruch gekommen. Bernichtend war letzten Endes auch die freisprechende Urteils­begründung zu dem Urteil zweiter Instanz in der Sache der er­blindeten Hildegard Fenzte. Und doch auch hier Freispruch! Nicht umsonst prahlte der göttliche Meister in der Gerichtsverhandlung, daß er nach wie vor seine Fernbehandlung durch Briefe fortsetzen werde. Er wird wohl nach dem Freispruch einen noch größeren 3ulauf haben als früher, und noch mehr unheil anrichten, als schon bisher. Es liegt aller Grund vor, ihm noch schärfer auf die Finger zu schauen.

Wie der Vorwärts bereits gestern meldete, ist der| des Angeklagten verurteilt, insbesondere die Uebernahme der Weißfäse- prophet weißenberg, der durch Behandlung durch Briefe.. feine Lehre schon so viel Unheil über leichtgläubige, ver­irrte Menschen gebracht hat, in zweiter Instanz vor der Straffammer des Landgerichts I freigesprochen worden. In erster Instanz war er wegen fahrlässiger Körperverlegung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der ,, göttliche Meister" zweifelte feinen Augenblid, daß er nach Berlaffen des Gerichtsgebäudes von seiner Gemeinde als Triumphator begrüßt werden würde. Vor der Verhandlung prophezeite er: Ich werde freigesprochen werden! Er wußte aus der ersten Verhandlung nur zu gut, worauf es ankommt. Es war interessant, zu hören, wie dieser siebzigjährige Stellvertreter Christi" auf Erden, sich wand und drehte, und konkreten Antworten auf die Fragen des Vorsitzenden auswich. Die Mutter des erblindeten Kindes hatte diesmal ihre Aussagen zugunsten des göttlichen Meisters abgeschwächt, und die beiden neuen Sachverständigen, auf dieser Aussage fußend, kamen zu einem für den Angeklagten günstiges Gutachten. Deshalb besagte auch u. a. die Urteilsbegründung: Die Sachper­ständigen waren der Ansicht, daß der weiße Käse, der laut Aussage der Mutter des erblindeten Kindes nur einen ganz geringen Salzzusah hatte( in der ersten Verhandlung war er meniger gering), nicht schädlich, also auch nicht Ursache der Erblindung sein fonnte. Allerdings ist die Mutter durch den Brief Weißenbergs davon abgehalten worden, die Augen des Kindes einer fachgemäßen Behandlung zu unterziehen. Die Sachverständigen konnten aber nicht mit Bestimmtheit die Frage beantworten, ob nicht schon damals Keime zur Erblindung vorhanden waren. Infolgedessen| hat sich das Gericht nicht entschließen tönnen, aus tatsächlichen Gründen zu verurteilen, wenn es auch das ganze Tun und Treiben

Mordgerücht im Zentrum.

Ein Arbeiter tot aufgefunden.

In feiner Wohnung in der Rosenthaler Straße 56 wurde gestern der 35jährige Arbeiter Paul Meusling unter verdächtigen Um­ständen tot aufgefunden. Neben der Leiche lag ein zerbrochener Stuhl und an der Stirn des Toten wurde eine leichte Verlegung festgestellt. Bon den Beamten der Mordkommission des Polizei­

präsidiums ist jedoch feſtgeſtellt worden, daß ein Verbrechen jo gut wie ausgeschloffen erscheint. Dafür spricht auch der ärztliche Be­fand, wonach Meusling infolge Herzschwäche plötzlich zusammen­gebrochen ist und sich beim Fallen die Stirnwunde zbzog. Die Leiche soll heute obduziert werden.

Der kleine Kerenſti

Eine mohlbekannte Persönlichteit ist in der Gegend des Schle­sischen Bahnhofs der Hausdiener Baccom, ein Russe. Neben seiner Tätigkeit hat er auch wiederholt Landsleute zum Zechen ver­anlaßt und sie dann, wenn sie betrunken waren, gefleddert. In jenen Kreisen fennt man den Hausdiener unter dem Spitznamen ,, ber Ileine Rerenski". In der vergangenen Nacht haben aber Zech brüder, wahrscheinlich auch Landsleate, den Spieß einmal umge­tehrt. Sie luden Baccow in ein Lotal in der Schicklerstraße ein und schenkten ihm fleißig ein. Dann nahmen sie ihm sein Geld und feine Wertsachen fort und verschwanden. Der Gefledderte erstattete Anzeige bei der Polizei. Die Landsleute, mit denen er zechte, will er nicht näher fennen.

Gerhart Herrmann Mostar

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Meschicksal Lim fanie

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Die Käfer schlafen jezt, werden langsam flamm in der " Kühle des Morgens. Maschte schläft nicht. Die Explosionen schlafen nicht. Sie peitschen die winselnden Räder über die Zentimeter, Meter, Kilometer. Sollen ihnen nachher die Knochen brechen, den Rädertieren. Wenn sie jetzt durchhalten. Es gilt Wettlauf. Wettlauf mit der Sonne. Ehe sie auf­geht, müssen die ersten Giftladungen versprißt sein, auf beiden Aeckern.

Herrliche Kerle, die Scheinwerfer! Wenn sie einen Baum genau in der Mitte voraus fassen: Kurve. Wird ohne Bremsen genommen. Maschfe holt auf.

Kurz vor vier Uhr, als Morgenatem den Nebel friechen macht, springt er im Stubbenland vom ratternd verpustenden Rad. Sein Messer zerschneidet die Stride, die um die Sprite sind, seine Füße laufen, taumelnd zuerst, über den Acker auf zwei Gestalten zu, die dunkelgrau geneigt stehen in hell­grauem Schimmer: Korns. Sie sind wieder beim Absammeln, aus Vorsicht, und etwas hilfts immer. Nun, als sie Maschte sehen, hören sie auf, bewundern die Sprize. Maschte erzählt von seiner tollen Fahrt. Aber zu spät kommen das gibts nich bei Paul Maschten!" bramabasiert er. ,, Na, nu sprizen Se man los! Rasch, rasch!"

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Korn sieht ihn erstaunt an. Man müsse doch am Tage sprizen, wenns recht warm ist; damit das Gift an die Pflanzen antrocknet, nicht mit dem Tau abläuft; ob er denn das nicht gewußt habe?

Nein, das hat er nicht gewußt. Dann hätte er ja noch Zeit gehabt?

Ja, dann hätte er noch 3eit gehabt. Aber er ärgert sich nicht, er lacht, herzlich lacht er, voll Anerkennung für sich selbst; die beiden Alten lachen mit. Es wird schnell viel heller. Er verabschiedet sich; ist müde; muß schlafen; kassiert die Danksagungen ein.

Schon als er noch in seiner Tür steht, den Blick ins halb helle Zimmer schickt, richtet sich Anna im Bette auf.

Ich

Zum Schluß eine Bemerkung allgemeiner Natur: Es ist zu bedauern, daß die Verhandlung gegen Weißenberg erst für 12% Uhr mittags angesezt war. Das Urteil ist um 10% Uhr nachts gefällt worden. So war der Presse aus technischen Gründen die Möglich teit genommen, der Verhandlung beizuwohnen. Es scheint in Moabit wieder die beklagenswerte Sitte einzureißen, bis in die späten Nacht­stunden hinein zu verhandeln. Das ist z. B. auch in dem Wert spionageprozeß in Berlin- Mitte vorgestern und gestern der Fall gewefen. Derartige Verhandlungen gehen dann gewissermaßen unter Ausschluß der Deffentlichkeit vor sich....

Autounglück in Nikolassee .

Filmarchitekt lebensgefährlich verletzt.

Der 34jährige Filmarchitekt Alex Ferenczy aus der Luitpoldstraße 33 in Schöneberg wurde geffern auf einer Autofahrt nach Neubabelsberg von einem schweren Unfall betroffen.

In Nitolassee, auf der Höhe des Stellwertes, raste Ferenczy in hoher Geschwindigkeit beim unvorsichtigen nehmen einer Kurve gegen einen Baum. Das Auto wurde zertrümmert; Ferenczy erlit einen doppelten Schädelbruch und so schwere Brustverlegungen, daß an seinem Aufkommen gezweifelt werden muß. Ein jugendlicher Begleiter des Architekten, der 22jährige Kunstmaler Ferdinand Bellan, tam wie durch ein Wunder mit leichten Verlegungen das von. Der bekannte Chirurg Geheimrat Sauerbruch , der mir Augenblide später in feinem Wagen die Unfallstelle passierte, nahm sich sofort des schwerverlßzten Ferenczy an und überführte ihn ins West- Sanatorium.

Zwei Studenten ertrunken.

Marburg , 4. März. Gestern nachmittag sind die Studierenden der hiesigen Universi­tät Röwer aus Berlin und Ditschge aus Danzig in der hoch­gehenden Lahn ertrunken. Sie hatten versucht, das große Wehr bei Wehrda mit ihrem Faltboot zu überfahren. Dabei tippte das Boot um und beide Studenten verschwanden in den Fluten. Die Leichen konnten noch nicht geborgen werden.

habe gar nicht schlafen können, Paul. Solche Angst hatte ich. Man gut, daß du da bist. Soll ich Kaffee machen?"

Er sieht sie fremd, beinahe finster an. Ihre Stimme ist dünn. Ihre Arme sind dünn. Ihr Haar, ihre Brust, ihre Lippen: alles ist dünn. Bloß ihr Buckel: der ist dick. Wie eine Spinne fommt sie ihm vor. Noch nie hat er das so ge­sehen wie heute.

Bleib liegen!" sagt er furz; er hat Angst, sie sehen zu müssen, wie sie verwachsen durchs Zimmer geht.

Die Freude über seine Leistung ist hin. Mürrisch beginnt er sich auszuziehen. In seiner Tasche fnistert ein Zettel: die Adresse aus Berlin .

Er faltet ihn sorgsam zusammen, steckt ihn in sein Porte­monnaie, sieht eine furze Weile vor sich hin ins Nichts und schnalzt mit der Zunge.

Schweinfurter Grün nimmt man. Das ist auch ein Grün, aber ein Grün aus Gift; feines aus Leben wie das da draußen. Ralf gibt man hinzu und Wasser, damit es stäubt, fließt, haftet. Man verrührt es gut, das Grün verschwindet fast ganz, das harmlose Weiß des Kalts drängt sich vor. Die Farbe hat sich gewandelt; das Gift ist geblieben. Es ist wie in einer Herenküche. Man lacht ingrimmig und füllt das Ganze in die Sprize. Dann trägt man sie aufs Feld. Man ist wie eine Armee, die eine Kanone hat. In den Spargel­stauden tampiert argios der Feind; furrt und zirpt in der Sonne wie fochender Rotwein.

In der ersten Furche wird das Geschütz aufgestellt. Der Fuß hält es fest, die Hände ziehen den Hebel der Pumpe auf und nieder. Luft pfeift, zischend schießt der erste Strahl Gift aus der Schlauchmündung; ist schon nicht mehr Strahl, ist schon Schwade, die über den Sand friecht, in die Spargel­stauden sinkt.

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Donnerstag, 5. März 1931

Berhungert...

Jm Schauhaus fand gestern die Seffion der Leiche des immer noch unbekannten Mädchens statt, das in einem Hotel­zimmer in der Invalidenstraße tot aufgefunden wurde. Der Befund ergab vorgeschrittene doppelseitige Lungen­tuberkulose und statte Unterernährung.

So sagt der Polizeibericht. Und er sagt in seinem grausamen nüchternen Deutsch noch mehr: ,, Aus der sehr mageren Gestalt und aus verschiedenen anderen Anzeichen läßt sich darauf schließen, daß das Mädchen in den letzten Wochen- vielleicht sogar Monaten­weder eine Wohnung noch genug zu essen hatte". Keine Sensation. nein, eine fast alltägliche Großstadttragödie! Ohne Unter­ging sie auf dem Straßenpflaster, suchte in diesem Hausflur fich funft, ohne Nahrung, im Winter, bei Schnee, Nebel und Regen hinzufuschen wie ein Hund, um vom Wächter verwiesen zu werden, hocte, sich zu wärmen, in jenem Wartesaal, um vom Kontrolleur pflichtgemäß wieder in die Nacht hinausgejagt zu werden. Das verhärmte, verhungerte Mädchen suchte Männerbekanntschaften, und mädchen" war. Aber sie will einmal einen Löffel warme Suppe im von Sittlichkeit" triefende Moral wird sagen, daß sie ein ,, Straßen Leibe haben, und vielleicht hat sie sich auch gefreut, sich endlich, sei es auch mit einem fremden Manne, in einem Bett ausstrecken zu Der Mann läuft fort, bestürzt, verwirrt, ernüchtert. Als die Tote tönnen. Der Körper setzt aus, ein Röchein, ein Japsen, sie ist tot. gefunden wird, stellt er sich bei der Polizei.

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Bei der Toten findet man in einem alten Bürstentäschchen ganze 40 Pfennig. Man findet zwei starf verwaschene Taschentücher, in deren eines mit unbeholfenen Stichen und braunem Garn die kaum erkennbaren Buchstaben R. Sch. eingestickt sind. Man findet zwei Bubifopfspangen mit fleinen Similisteinen, eine abgegriffene, einst braune Attentasche, deren Traggriff durch einen dünnen Riemen ersetzt ist, zwei Rämme mit ausgebrochenen Zinken und ein Bettelchen, auf dem ,, 140 cm Stoff" steht. Die Ohrläppchen find durchstochen, aber Ohrringe findet man nicht.

Alltagstragödie dieser Zeit! Erschütternd, aber gerade darum für jeden Fühlenden, weil wir wissen, daß es sich nicht um einen Menschen handelt, der hungernd und frierend durch die Straße ging, sondern daß Hunderte, Tausende heute und morgen Tag und Nacht ohne Arbeit, ohne Nahrung, ohne Bett das mordende Pflaster der Großstadt treten.

Stadtbad Mitte wird nicht geschlossen!

Einige Berliner Zeitungen brachten die Meldung, das Bezirks­amt mitte beabsichtige die Schließung des in der Gartenstraße ge­legenen Stadtbades Mitte, bekanntlich das schönste und größte Volksbad Berlins und das modernste Hallenbad Europas . Besonders kommunistische Radaublätter hatten die Falschmeldung in großer Aufmachung veröffentlicht und behauptet, den Angestellten fei endgültig zum 1. April gekündigt worden. Demgegenüber ſtellen wir fest, daß an eine Schließung des Bades, an deffen Schaffung die Sozialdemokratie maßgeblichen Anteil hat und das Tag für Tag von Taufenden arbeitender Menschen besucht wird, nirgends gedacht wird! Die Anstalt ist jeden Tag von 7 Uhr früh bis 19½ Uhr abends geöffnet.

Das große Los gezogen.

In der heutigen Nachmittagsziehung der Preußisch- Süddeutschen Klaffenlotterie ist das Große Los in Höhe von 500 000 Mart auf die Cosnummer 141 328 gezogen worden. Das Los wird in Hessen und Hessen- Nassau gespielt.

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temperaturen über Null. Weiteraussichten für Berlin : Troden und meist heiter, Tages­langsame Besserung, Temperaturen im ganzen etwas niedriger, im Für Deutschland : Auch im Südwesten übrigen Reiche beständiges auch am Tage sehr fühles Wetter.

Das letzte Zucken ist nur mehr das Zittern eines grünlichen, schnell ins Schwarze verwesenden Breis.

Fünfzig, hundert fleine Tote wüten so an jeder Staude. Das Geschütz arbeitet, von Pflanze zu Pflanze, von Furche zu Furche, von Morgen zu Morgen getragen. Vor ihm stehen die Stauden grün und rot; hinter ihm stehen sie weiß bestäubt, überzuckerte Sfelette. Es sieht nicht gut aus; noch der schönste Sieg schafft ein häßliches Schlachtfeld. Aber es macht Freude, zu siegen; in den Menschen freut sich jeder Wirbel, der schmerzte, jeder Finger, der fror, jeder Gedanke, der sich sorgte. Sie zählen noch nicht, wieviel gerettet ist; sie zählen nur, wieviel Feindliches vernichttet wird. Und das ist fehr viel; alles an Larven und Eiern.

An den Rainen aber schwirrt es rot: die Käfer. Sie leben. Sie können fliegen, schneller als das Gift, und sie können fliegend warten, bis der Tod nach Hause muß.

Aber der Tod geht lachend nach Hause. Sein letzter, ge­waltigster Verbündeter stellt sich nun von selbst ein: der Hunger. Denn ob auch das Feld voller Spargel ist: mo ist Speise? Das Grün ist verschlungen vom Weiß, und im Weiß ist der Tod. Einen Tag lang hält man das vergebliche Suchen aus, das Suchen nach freßbarem Blattwerk; dann siegt der Hunger, der Wille, Kraft zu saugen aus Halm und Blatt, Beugungskraft. Man findet Stellen an den Stauden, die sind nur ganz dünn bestäubt; man wagt sich heran, wagt zu naschen, zu fressen: und hat Gift gefressen.

Freilich: man hat feinen weichlichen Larvenleib. Man hat Käferfleisch; das ist weiß und fest. Aber die zarten, gläsernen Flügel: die sind bald zerstört. Aber die dünnen, flinten Beine: die werden bald langsam und schwer. Man friecht; Weibchen friechen neben einem; man sieht sie gar nicht. Es schmerzt zu sehr. Ueberall.

Dann, irgendwann, aber einmal bestimmt, steht man stille. Die Fühler breiten sich weit; aber es ist nicht Wollust; es ist Tod. Man fintt um; liegt auf dem Rücken; die Beine strampeln noch eine Weile, legen sich dann demütig flach an den Leib; es ist ein elendes Sterben. Ein unwiderrufliches Sterben: die Eier sind tot, die Larven sind tot, die Samen sterben mit ihren Vätern.

Die kleinen roten Kampfflieger ziehen davon, fünf, sechs Stunden weiter; sind vorerst gerettet. Aber die Larven, die am Blattwerk fizen und noch eben fraßen und nicht fliegen fönnen: die grünen Larven winden sich, immerzu um sich selbst, wie wahnsinnig gewordene Schrauben; man wundert sich, daß sie sich nicht herauswinden aus ihrer Haut, die lang­sam zerfressen wird vom Gift. Manche wollen eilig weg­triechen. Aber man kann friechend fressen; man kann nicht friechend fliehen. Breite Wege findet das Gift im poröfen, grünlich- schwarzen Fleisch. Das Sichwinden hört auf, muß aufhören: das Hautkleid wird zu eng; das Fleisch darunter entzündet sich, wird aufgetrieben, der Kopf hebt sich vom Leib ah in wahnmihigem Schmerz dann zerplagt die hout. I fie.

Einige wenige bleiben am Leben, finden irgendwo Nah­rung, bis der Spargel neue, zartgrüne Triebe hat. Sie fizen im Herbst an den welkenden Stauden, traurige, frierende lleberreste eines Millionenvoltes.

Die Sieger streifen sie im Vorübergehen ab und zertreten Achtlos. ( Fortsetzung folgt.)