A. Soritlich: Machau- der Leprafluch
I.
Umfun- Eu hatte ihren sechsten Geburtstag. In der Frühe framte die Mutter im Rajten und holte ein Paar großer, billiger Ohrgehänge heraus, die in ein Stüd farbiges Tuch eingewickelt
maren.
Komm her! Jetzt bist du schon ein großes Mädchen, ich werde dir das Gesicht waschen und die Ohrringe einziehen.“
Umfun- Eu lief herbei, behende und fröhlich wie ein junges 3id.
lein. Sie hielt der Mutter das Gesicht hin, pruſtete zum Spaß und ließ Seifenblasen von ihren diden Lippen aufsteigen. Die Mutter wusch sie lächelnd, fuhr ihr mit der dürren, rauhen Hand über das Geficht und trodnete die letzten Wassertropfen. Plötzlich bemerkte fie einen Pleinen weißen Fleck an der Schläfe des Kindes. An dieser Stelle schätte sich die Haut, am Rand des Fledes war ein roter Streifen, fein wie ein Faden, zu sehen. Die Haare an der Schläfe Umfun- Eus waren ganz grau.
" Schau gegen das Licht!" sagte die Mutter erschrocken und sie fühlte, wie ihr Herz plöglich wild zu schlagen begann. Schau gegen das Licht! Warum schließt du die Augen? Tut dir das Licht web?"
Umfun- Eu versuchte die Augen aufzureißen, blinzelte aber mur hilflos. Die Pupillen waren rot und wie mit Wasser gefüllt.
„ Mein Gott !" sagte die Mutter. Sie wurde ganz schwach, die Beine zitterten. Kraftlos glitt sie auf dem Boden nieder. Mein Gott!"
"
Umfun- Eu blickte beunruhigt und verständnislos in das bleich gewordene Geficht der Mutter und wollte gerade zu weinen beginnen, als draußen vor dem Tor Lärm hörbar wurde. Die Nachbarfnaben schlugen mit einem Stod auf einen Metallfrug und brach ten damit ihren Efel in größte Aufregung. Das Schauspiel war viel zu interessant, als daß man es sich hätte entgehenlassen können. Umfun- Eu steckte besorgt den Finger in den Mund, vergaß augen
hinaus.
blicklich die Mutter und die Ohrgehänge und faufte wie ein Pfeil Die Mutter fauerte regungslos auf dem Boden, fie lehnte sich an die Wand und hielt ihre Augen geschlossen. Ihre plötzliche Bermutung wurde faft zur Sicherheit, als sie in die roten Pupillen der halbverschlossenen Augen ihres Kindes geblickt hatte; sie machte Anstrengungen, die quälenden Gedanken zu verjagen, aber sie wichen nicht, brannten sich ihr ins Herz und erfüllten sie mit unendlicher
Bangigkeit. Sie wußte allzugut, was Lepra ist, um sich irgend welchen falschen Hoffnungen hinzugeben. Einmal hatte sie eine Partie Kranter geschen, die in die Leprafolonie geführt worden waren. Das Schauspiel blieb für immer in ihrem Ge. ächtnis haften und weďte in ihr namenlose Angst und glühenden Haß gegen das Unheil. Jene Menschen wankten damals dahin mit aufgedunsenen, verzerrben, versteinerten Gesichtern, die allen menschlichen Ausdruck verloren hatten. Die Haut auf ihren Stirnen bildete schaurige Beulen, die Wangen waren von Narben entstellt, über welchen sich grünliche Kruften gebildet hatten; die Lippen waren aufgequollen und trotzdem stand das zerfressene Bahnfleisch vor, die Augenlider maren nach außen gestülpt, die Augen tränten, das Kinn ragte unwahrscheinlich weit vor. Diese Gesichter waren so unbeweglich und finnlos, daß es schien, als trügen sie entsetzliche Masten, die die Hand eines Irren bemalt hatte. Der Abem war pfeifend, die Stim men heiser, das Haar grau; Brauen und Wimpern fehlten. Bei vielen waren Finger von der Hand abgefallen, aus den zerstörten Gelenken ragten nackte Knochen. Der Anblick ließ alles Lebende erzittern. Menschen, die ihnen begegneten, bedeckten das Gesicht mit den Händen und flohen in die Nebengassen. Die Hunde liefen winselnd davon und versteckten sich in den Toren. Steine flogen durch die Luft. Diese Elenden tonnten auf tein Mitleid, kein Mitgefühl hoffen, denn sie erweckten bei den Gesunden nur qualvolle Angst um das eigene Leben.
Wer kennt die Wege des Schicksals, wer weiß, auf weffen Haupt seine strafende Hand fallen wird! Der sagenummobene Orient, der vielbesungene Orient hinter feinem Schleier zarter Romantit- bettelnd, schmutzig, mittelalterlich, grauenhaft.
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Bei schredlich, wie qualvoll find feine Krankheiten, wie hilflos find hier die Menschen gegen das Unglüd, wie erbarmungslos bringt der Tod seine Ernte ein in den unendlichen Weiten der Wüsten. Im schmuzigen Wasser seiner Tümpel wimmeln Myriaden von Bazillen. Skorpionen, Phalangen, die Spinne Kara- Gurt, deren Biß ein Kamel tötet fie lauern zu Tausenden im dürren, stacheligen Gestrüpp, im Sand der gelben Einöden. Das furchtbare Das furchtbare Bendiner Geschwür zerfrißt und entstellt die Gesichter der Menschen. Rischta, der widerliche Wurm, dringt unter die Haut und umgürtet Den ermatteten Leib mit einem Band aus Geschwüren. Das Tropenfiebr verwandelt die Menschen in Gerippe, bedeckt mit gelber, trodener Haut. Aber über all dem herrscht das Entsetzen der Lepra, das furchtbare Brandmal, das wie das Grauen des letzten Fluches auf ihren Opfern laftet. Und wer ist dagegen gefeit, daß nicht schon morgen ein giftiger, totbringender Atemzug auch sein Gesicht berührt?
Das war schon vor sehr langer Zeit, daß die Mutter Umfun- Eus den Zug der Leprakranten gesehen hatte, aber die Erinnerung daran blieb für immer in ihr lebendig und für immer schlummerte von jenem Tage an in ihrer Seele die Angst für sich, ihren Mann und das Kind. Als sie jetzt die weiße Schläfe ihres Kindes gesehen hatte, erwachte dieses Entseßen und ergriff sie mit unerhörter Gewalt. Die Berzweiflung lähmte sie.
mein Gott!"
,, Mein Gott !" wiederholte sie noch immer, auf dem Boden fauerno, mit stumpffinnigem, unbeweglichem Blick.„ Mein Gott, Die Träne rollten über ihre gebräunten Wangen, fielen in den Mund, aber sie fühlte nicht ihren salzigen Geschmack. Aus einer Spalte in der Lehmwand troch ein Storpion hervor, fam näher, zog sich zusammen und stach sie in den nackten Fuß. Aber sie spürte den Schmerz nicht. Die Eindrücke der Außenwelt brangen nicht an ihr erschüttertes Bewußtsein. Von der Straße hörte man das entzückte Lachen Umfun- Eus, das hell war, wie der Klang einer Glocke, zückte Lachen Umfun- Eus, das hell war, wie der Klang einer Glode, ein sorgloses Lachen. Wahrscheinlich war der Nachbaresel in Zorn geraten und trieb wunderliche Dinge.
Gegen Mittag fehrte Tilau, der Vater, von der Feldarbeit nach Hause und die Frau erzählte ihm stotternd und schluchzend vom weißen Fled und dem ergrauten Haar an der Schläfe ihres Kindes. Niedergeschmettert ging er fort, um den Tabib, den Medizin mann, zu holen, der in der ganzen Umgebung durch Kräuter und Bauberfprüche Krankheiten vertrieb. Die Mutter begann eilig die Dankspeise für den Tabib vorzubereiten. Sie tochte das Fleisch und den Reis dazu, richtete Nüsse und Rosinen her und wartate dann unbeweglich mit ersterbendem Herzen, mit eingefallenem, gealtertem Gesicht.
Der Tabib tam, dick, gewichtig, schweigsam, und ließ sich auf dem alten Teppich nieder, auf dem das Essen bereit stand. Er aß bedächtig, mit quälender Langfamkeit, schmaßte und ledte immer mieder feine Finger, auf welchen das Fett erstarrte. Er bat, als
wäre er nur deshalb gekommen, um gut und ausgiebig zu effen. Als er mit dem Reisfleisch fertig war, verzehrte er zwei Schalen Rosinen, verlangte den Tee und begann, ohne sich zu beeilen, die heiße Flüssigkeit zu schlürfen. Er benahm sich wie in einem Kaffeehaus auf dem Markt, weil er glaubte, daß Ruhe dem gesetzten Manne zieme, der seinen Wert zu schäßen meiß. Dabei schwieg er hartnäckig und dieses Schweigen machte den Eltern, die an der Tür standen und dem Essenden zuschauten, das Barten besonders schwer.
Aber sie wagten es nicht, ihm irgend etwas zu sagen und lehnten unterwürfig an der Tür. Sie traten nur beide so rasch von einem Fuß auf den anderen, als stünden sie auf brennenden Kohlen. Endlich war er fertig, atmete befreit auf, wischte sich den Schweiß von der Stirn, und befahl, das Mädchen hereinzuführen. ,, Machau!" rief er, als er die weiße Schläfe des Kindes erblickte. Er hatte seine Hand zurückgerissen und versteckte sie hinter dem Rüden. Lepra! Jagt sie fort!"
Seine Stimme wurde plötzlich dünn und winselnd; er sprang auf mit einer Schnelligkeit, die seiner Dide und seiner Gewichtigkeit widersprach und lief in den Hof.
" Machau!" rief er nochmals von draußen, schon während er dem Haustor zueilte." Machau! Jagt sie fort! Steinigt sie!" II.
Kaum hatte der Tabib das furchtbare Wort ausgesprochen, so fant die Mutter zu Boden und drückte ihr verzehrtes Gesicht an die staubigen Füße des Kindes. In ihren weit aufgeriffenen Augen stand das Entsetzen, die Lippen bebten und Schweiß bedeckte die bleiche Stirn.
" Geh hin, geh doch, tu etwas!" rief fie dem Mann mit heiferer Stimme zu, und ergriff das Kind, um gleichsam schon jetzt seinen Leib gegen den Hagel von Steinen und Flüchen zu schützen. Umfun- Eu verstand nichts von dem, was um sie vorging. Aber die Angst der Mutter steckte sie an: sie begann laut zu weinen. Mutter und bedeckte den Körper des Kindes und den weißen Fed Mein Kindchen, meine Freude, mein Herzchen!" murmelte die der Schläfe mit inbrünstigen Küssen. Fürchte dich nicht, die Mutter ist da, die Mutter läßt dich nicht wegführen." Tilau stand einen Augenblid unbeweglich da und zog an den farbigen Enden seiner Gürtelschnur. Er atmete schwer, die Abern schwollen ihm an. wie einer, der einen Entschluß gefaßt hatte. An der Kreuzung hatte Dann ergriff er seine Müße und ging hinaus er den Tabib eingeholt. Dieser schritt rasch aus und blickte jeden ihm her jage.
Augenblick zurück, als fürchtete er, daß das Lepragespenst hinter
neben ihm herlief. Tabib, was soll denn jetzt geschehen?" Tabib", sagte Tilau, als er ihn eingeholt hatte und im Trab Wenn der Mann, dem Allah den Leprafluch gesandt hat, sich der Stadt nähert, steiniget ihn!" sprach der Tabib die Worte des Korans und bog um die Ecke.
Tilau lief noch immer hinter ihm her.
" Ich habe nur diese eine Tochter, Tabib!" antwortete der Tabib troden. Seine Nächsten mögen ihn beweinen " Der Mensch, auf dem das Brandmal der Lepra lastet, ist tot", und ihm im Geiste ein Begräbnis feiern."
Was wird denn mit der Kleinen werben, Tabib?" Leprafolonie mit Steinen verfolgen." Man wird sie aus dem Dorf hinausjagen und sie bis zur seinem Hemd. Eine Zeitlang schwiegen beide. Tilau schwieg, der Atem ging ihm aus, er riß frampshaft an
des Medizinmannes." Ich gebe dir einen Teppich, alle Stroh| " Tabib!" sagte plötzlich Tilau und berührte bittend die Hand matten, die ich habe und noch fünf Rubel dazu." matten, die ich habe und noch fünf Rubel dazu."
Der Tabib ging weiter, ohne umzuschauen.
Ich gebe dir alle meine Schafe und alle Nepfel dieser Ernte." Der Tabib schwieg, aber er ging langsamer und schielte einmal
verftohen nach dem erregten, flehenden Gesicht neben ihm
Ich werde das Kind einschließen, für immer einschließen. Nie. mand wird vom Fluch ihrer Krankheit erfahren. Ich werde sagen, daß sie den Berstand verloren hat, Tabib."
Tragödien auf dem Meeresgrunde
In den Tiefen des Ozeans spielen sich oft die furchtbarsten Schredensszenen ab, mit denen die Tragödien, die sich auf der Erde Schreckensszenen ab, mit denen die Tragödien, die sich auf der Erde ereignen, nur selten einen Vergleich aushalten können.
Ein amerikanisches Blatt berichtet über das grauenhafte Er lebnis eines Tauchers, der vor einiger Zeit die Schäße eines ge= funfenen Schiffes bergen sollte. Er war glücklich in das Innere des Schiffes gelangt und glaubte, in furzer Zeit feine Aufgabe durch führen zu fönnen, als plöglich die Klapptüre, die den Zugang zur Kajüte bildete, ins Schloß fiel. Dadurch wurde der Luftschlauch, durch den er mit der Oberwelt verbunden war, zusammengepreßt und der Taucher sah den sicheren Tod vor Augen. Er fühlte, wie die Luftzufuhr immer mehr versagte. Durch einen fleinen Spalt, der sich noch im Luftschlauch befand, da die Tür ihn nicht völlig zusammengepreßt hatte, fonnte er mühselig atmen. Aber der Zeitpunft mußte mit Sicherheit tommen, wo die zugeführte Luft nicht mehr zum Atmen ausreichen würde und er elend in dieser Totenkammer auf dem Grunde des Ozeans erstiden mußte. Im letzten Augenblid fah er unter dem Sofa der Kajüte eine schwere Eisenstange hervorragen. Die Todesangst gab ihm Riesenträfte, und er fonnte mit diesem Werkzeug wieder atmen konnte. Der ungeheure Wasserdruck, der auf der Tür unter Aufbietung der letzten Kräfte die Tür soweit heben, daß er gelastet hatte, wurde durch eine Drehung des Schiffes ein wenig gemildert. Mehr tot als lebendig stieg der Taucher wieder zum Tageslicht empor.
nische Seeleute aufzuweisen, die die Ueberlebenden des gefunkenen Ein Erlebnis von ähnlicher Furchtbarkeit hatten zwei ameritaU- Bootes S4 retten wollten. Der Torpadosteuermann Michels war auf den Meeresgrund hinabgestiegen, um dort Rettungsversuche zu unternehmen. Aber als er das gesunkene Unterseeboot festgestellt und durch Klopfsignale erkannt hatte, daß sich noch Lebende darin befänden, hatte sich, ohne daß der Taucher es merkte, sein Luftschlauch um einen verrosteten Anter, der auf dem Meeresgrunde lag, gewickelt und dadurch die Gefahr eines Erstichungstodes für ben kühnen Taucher gebracht. Er fonnte noch der Oberwelt das Signal geben, daß er eine starte Drahtzange brauche, als er auf dem Meeresgrunde ohn mächtig wurde. Sein Gefährte Eadie, ein Mann wie aus einem amerikanischen Heldenfilm entsprungen, befann sich nicht einen Augen blick und stieg in die Tiefen des Ozeans hinab, um den Freund zu retten. Er hatte schon vorher nach dem U- Boot erfolgreich getaucht. Er fand den Michels, wie er mit dem Kopf auf dem Rumpf des gefuntenen U- Bootes lag. Es gelang ihm, den Freund frei zu machen, dabei aber wurde er selbst in die Gefahr des Erstidens gebracht, denn sein eigener Luftschlauch hatte sich an einem tüdischen Eisen verheddert. Es tam noch dazu, daß durch einen Hafen sein Taucher. anzug aufgerissen wurde. Das Wasser, das eine Temperatur von
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„ Ich gebe dir noch zwei Röcke und einen Kampfhahn, weißt du, meinen Kampfhahn, der auf dem Markt in Samarkand alle Hähne geschlagen hat. 10 Rubel hat man mir dafür geboten.
Der Tabib schüttelte den Kopf, aber seine Augen erglänzten gierig. Er überlegte und schwankte.
meine Frau zu dir aufs Feld und wir werden zusammen deine Erde
" Ich werde bei dir arbeiten, so oft du es verlangst. Ich schicke
begießen."
und leckte mit der Zunge die trockenen Lippen. ,, Das Pferd gib her!" sagte der Tabib unerwartet und schnell
,, Das Pferd nimmst du, alles nimmst du, das Leben nimmst du!"
Berzweiflung lag in der Stimme Tilaus, und er breitete hilflos die
Arme aus.
" Dann laß mich in Ruhe, ich bin ja nicht aufdringlich." Der Tabib verlieh seinem Gesicht einen gleichgültigen Ausdruck und ging rasch weiter. Aber Tilau holte ihn sofort ein.„ Nimm das Pferd, stand gebückt da und senkte die Augen, in denen der Haß aufloderte. nimm alles!" sagte er leise mit zusammengepreßten Zähnen. Er
Sie fehrben um und gingen durch Nebengäßchen in die Felder, um dort ohne Zeugen alles zu besprechen.
Zwei Stunden später tehrte Tilau nach Hause zurüd und rief eine Frau in den Hof hinaus. Er berichtete ihr, daß der Tabib geschworen habe, niemandem von dem Unglüd zu erzählen, das sie betroffen hatte. Umfun- Eu würde in einem Sarai( Schuppen für Gerümpel) eingesperrt, wo sie für ewige Zeiten ungesehen bleiben sollte, damit niemand das Geheimnis ihrer Krankheit erforsche und sie nicht die Umgebung gefährde. Er wiederholte der Frau die Worte des Storans, daß der Mensch, auf dem das Brandmal der Lepra lastet, beweint und im Geiste begraben werden möge. Er erflärte, dem Blick der geröteten Augen der Frau ausweichend, welche Gefahr sie alle und der Medizinmann liefen, wenn sie vor den Dorfgenossen die Wahrheit über die Krankheit des Kindes verheimlichten. Wenn die Sache ruchbar würde, würden sie aus dem Dorf gejagt und ihr Haus verbrannt. Man würde die kleine Umsun- Eu töten und ihren Körper in die Steppe werfen, den Schakalen zum Fraß. Sie selbst würde man viele Kilometer lang mit Steinen und Stockhieben in die Wüste jagen und nie mehr würden sie ihre nehmen, in furchtbaren Qualen müßten sie in den heißen, waff ra Heimat sehen, fein einziges Dorf in der Umgebung würde sie auflofen Sandebenen zugrundegehen. Sie hätten sich zu einer Tat entschlossen, für die das Dorf keine Rechtfertigung fennt, und sie haben barum nicht auf Schonung zu hoffen; fie müßten vorsichtig werden wie das Tier in der Wüste, das von allen Seiten von Feinden ummauert. geben ist, fie müßten schweigen lernen, als wäre ihr Mund ver
Die Frau hörte ihm faum zu und begriff von seiner ganzen Rede nur, daß die unmittelbare Gefahr scheinbar gebannt war. Umfun- Eu bleibt zu Hause, fein Steinhagel wütender Dorfleute wird auf sie herniederpraffeln.
Die Mutter blieb stumm, sie weinte und schrie nicht mehr. Sie nahm die Tochter auf den Schoß, streichelte sie mit zitternden Händen und blickte unverwandt in ihr Gesicht, wie um sich für ewig die teuren Züge einzuprägen.
Dann bekam Umsun- Eu zu essen. Sie wurde umgezogen und zu einem kleinen leeren und dunklen Sarai im Hofe geführt. Das die Angst von früher waren pergeffen. Umfun- Eu war sehr luftig. Rind ging folgsam mit, sie hüpfte und sprang. Die Unruhe und Die Mutter schluckte die Tränen, spürte, wie in ihrem Hals ein heißer, tochender Knäuel emporstieg, und lächelte schmerzerfüllt dem Rinde zu. Umfun- Eu ahnte nichts und darum tamen sich die Eltern wie Berräter vor. Sie tam zum Sarai. Tilau stieß das Kind hinein, es begriff noch immer nichts, drehte sich um und lächelte heiter und sorglos. Die Mutter wantte und bedeckte das Gesicht großes Schloß in die Ringe. Und erst als sie das Knarren des mit den Fänden. Tilau warf eilig die Tür zu und hängte ein Schlosses vernahm, schrie Umfun- Eu auf, flehend und ängstlich Sie rüttelte an der Tür. Die Mutter steckte die Finger in die Ohren und ging davon mit schlotternden Knien, mantend wie eine Blinde. Eine Zeitlang stand Tilau unbeweglich da. Er horchte. Sein Gesicht war blaß, das Kinn hing schlaff herunter und zitterte. Dann holte er mit dem Arm weit aus und schleuderte den Schlüsses von sich. Der Schlüssel beschrieb einen riesigen Bogen in der Luft und fiel irgendwo in der Sandebene hinter dem Hause nieder... ( Schluß folgt.)
nur 1½ Grad Celsius hatte, drang ihm durch den Taucheranzug bis zum Halse. So fühlte er den Tod in doppelter Gestalt nahen. Aber er nahm den Freund und gab den Leuten des Kreuzers Falcon", von dem aus die Rettungsversuche unternommen wurden, das Zeichen, fie emporzuziehen. Dabei verlor er den Freund aus den Augen. Beide aber wurden wie durch ein Wunder gerettet.
Zwischen den beiden furchtbaren Erlebnissen auf dem Meeresgrunde, die hier geschildert wurden, gibt es eine große Anzahl von ganz ähnlichen Erscheinungen, die einen Vergleich zwischen ihnen interessant erscheinen lassen.
Auch über die letzten Augenblicke von Sterbenden, die in Totenfammern auf dem Grunde des Ozeans eingeschlossen waren und so zugrunde gingen, gibt es bemerkenswerte Aufzeichnungen, die von Tauchern in gesunkenen Schiffen gefunden wurden. In der fest verschlossenen Kajüte hatte der Steuermann noch furze Zeit nach dem Untergang des Schiffes gelebt. Er teilte schriftlich mit, daß nicht nur der Mangel an Luft ihn quäle, sondern vor allen Dingen der ungeheure Wasserdruck, der auf dem Schiff lastete und sich zuerst im Blagen des Trommelfells bemerkbar machte. Aus den übrigen Aufzeichnungen kann man ersehen, daß hier auf dem Grunde des Ozeans fich fern der Welt die Tragödie eines furchtbaren Todeskampfes ab nung auf Rettung hatte. Trotzdem tann man aber aus einzelnen gespielt hatte, wenn auch der Steuermann nicht die geringste HoffWendungen herauslesen, daß er sich mit aller Kraft ans Leben flammerte und wohl bis zum Schluß noch an das Wunder einer Rettung geglaubt hatte.
Kleon hat Do
Der erste Streit in der Geschichte. In einem Vortrag vor der Akademie der Wissenschaften zu Paris wurde dieser Tage mitgeteilt, daß der erste geschichtlich bekannte Streif den Zeiten Altägyptens angehört. Unter der Herrschaft des Ptolemäers Philadelphus wurde der Ingenieur Kleon mit der Ausführung großer Trodenlegungsund Bewässerungsanlagen in Aegypten betraut. tumente hinterlassen, aus denen sich viele Einzelheiten über die Technik der Arbeiten, den Preis der Materialien, die Leitung ber Arbeiter usw. ergeben. Die bemerkenswerteste Mitteilung in diesen höhung ihrer Löhne zu warten; fie hätten sich geweigert, die Arbeit Urtunden befagt, die Arbeiter feien müde gewesen, auf eine Er fortzusetzen und feien in den Streit getreten, hätten Sabotage auf den Bauplägen getrieben und sogar ihre Chefs mißhandelt. Der Ptolemäer Philadelphus regierte um 300 v. Chr.
einen geradezu gierigen Appetit. Zum Beispiel hat man festgestellt, Bogelappetit. Die Vögel haben im Berhältnis zum Menschen daß die Krähe täglich im Durchschnitt das Doppelte ihres eigenen Gewichts verzehrt
mißt 45 Meter im Durchmesser. Die Kuppel der St. Pauls- Rathedrale Die größte Kuppel der Welt hat das Pantheon in Rom . Sie in London hat nur einen Durchmesser von 35 Meter.