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Eonderschau der Luryfreien Eine Ausstettung intereffanter Künstler
Zunächst gibt es hier ein sehr verdienstliches Unternehmen der Jurysreien: alles zusammenbringen, was heute in Deutschland   an Kupser-, Holz- und Stahl st ichen geleistet wird. Man verwechsle diese graphischen Techniken nicht mit Radierung, Holz- schnitt usw.(Es handelt sich um die mühsame Stichelarbeit, wie sie Schongauer und Dürer geübt haben, die im Lause des 19. Jahr- Hunderts fast gänzlich abhanden gekommen ist, und die nur im letzten Jahrzehnt eine Reihe von deutschen Künstlern wieder auf­genommen und mit neuem Geist und neuem InHall gefüllt hat. Man kann mll dem Stichel(ohne Aetzung) ebensowohl aus Kupfer- und Stahlplatten, wie auf hartem Holz und lithographischem Stein arbeiten. Für den Holzstich(der im 19. Jahrhundert als unkünstle- risches ReProduktionsmittel für die illustrierten Zeitschriften gehand- habt wurde) haben sich in glänzender Weise Rössing in Essen  (mll großartigen Gesellschaftskarikoturen) und H. 21. Müller in Leipzig   eingesetzt, der sehr minutiöse Wirkungen mit mehrfarbigen Druckplatten erzielt; für den Steinstich A. W. D r e ß l e r in Berlin  . Die meisten und bedeutendsten Künstler halten sich an den Kupfer- stich, der die erschöpfendste Verwendung sehr harter und bestimmter Umrisse und modellierender Strichlagen erlaubt. Das erlebt man vor allem bei den ausgezeichneten Görlitzer Stechern Johann Wüsten(von dem die zugrunde liegenden haarscharfen Bleistift- Zeichnungen mit ausgestellt sind, um die künstlerische Entstehung zu oerdeutlichen) und Lotte Wege leben, die schon heute als Führer dieser neuartigen Graphit anzusehen sind; verwandt in der Gesinnung: E. Smith mll scharf pointierten Karikaturtöpfen, Gertrud Lerbs-Bernecker   aus Königsberg   mit ganz vor-
trefflichen bildhaften Geschehnisien, Bantey, Robert Mayer  (reiner Umrihstil) und Walter Bernhardt, meist aus Berlin  . Erstaunlich ist auch die monumentale Größe und Strenge der großen Blldnisköpfe von Erich Büttner  ; sie sind wohl das Beste, was er je geschaffen hat. 2luch B a r t n i n g s Blumenstiche, Felix- müllers 2lrbeiter und des alten Ka l k r e u t h Porträts gehören zu den wiederentdeckten Pionierleistungen. Im oberen Stockwerk sind wieder Einzelkollektionen in je einem Raum zu sehen; diesmal fast durchweg von Bedeutung. 2ln die Spitze möchte ich die Skulpturen und Malereien des sehr merk- würdigen Richard Haizmann   stellen. Die Vereinfachung der Form kann kaum weiter getrieben werden: Katzen. Vögel, Pferde, Elefant usw. in plastischem Material, Menschen in slächenhafter Malerei sind auf die letzten Möglichtellen suggestiver Linien ge- bracht, mit einer außerordentlichen Intensität des Formerlebnisses. Interessant und vielversprechend ist die abstrakte Malerei von Otto Hofmann  , Dessau  ; man spürt Vorbilder, stärker aber die selb- ständig fortbildende Phantasie. Theodor Lux  , ebenfalls aus Dessau  , wandelt noch in eigentümlich zugespitzter Weise und mit Eigenart das große Borbild Feiningers ab. L o e b« r und Hilde Broer   bieten interessante, ja bedeutende Skulpturen; Ilse Kühner sinnlich stark empfundene farbige Zeichnungen. Ein be- sonderer Fall ist der Russe Leonid Feinberg, stark in realistt- scher Lebenswiedergabe, vor allem im Porträt. Hier ist eure große Kraft, altertümlich gebunden, von verblüffender Geschicklichkeit und nicht ohne Größe, nicht ohne Hoffnung auf Befreiung vom Traditionellen. Paul F. Schmidt
Keine Hauszinssteuer mehr! Oer Wohnungsbau noch weiter verlürzt. Die Weiterberatung des 2lrbeitshaushalts im Haus- haltsausschuß des Reichstag» begann mll Ab st immun- gen über den AbschnittArbellsoermittlung und Arbellslosenver- sicherung*. Angenommen wurden die folgenden sozial- demokratischen Anträge: 1. die Reichsregierung zu ersuchen, einen Gesetzentwurf vorzu- legen, der die Benutzung der öfsentlichen Arbeitsvermittlung und die Anmeldung ojsener Stellen zur zwingenden Vor- schrift macht; 8. die Reichsregierung zu ersuchen, Vorsorge zu treffen, daß alle Einrichtungen für jugendliche Erwerbslose in vollem Umfange auf- rechterhallen und ausgebaut werden; 3. die Reichsregierung zu ersuchen, Maßnahmen zu ergreifen um die Äinderarbell auszuschollen; 4. die ReichSIcegierung zu ersuchen, den katastrophalen Folgen, die bei den Gemeinden durch die Unter stühung de» ständig wachsenden Heere, der Vohlsahrt»ern»erbslosen eingetreten sind. größte Aufmerksamkeit zuzuwenden. E» ist dem Reichstag alsbald ein G e f e h e o t w u r f vorzulegen, der eine Zusammen- sassung der Srisensürsorge und der Fürsorge für Wohlfahrt, erwerbslose in einem Gesetz über Arbeitsloseusürsorge vorsieht Mit dieser Entschließung ist zugleich der gesamte sozialdemo- kratische Vorschlag über die einzelnen Bestimmungen des vorzulegen- den Gesetzentwurfes angenommen worden. Der Haushaltsausschuß begann dann die Beratung des Ab­schnitts Arbeitsrecht. Arbeitsschutz und- schlich tu ng. Frau Schröder(Soz.) weist im Hinblick auf die vom Arbeits- Ministerium beabsichtigte Erhebung über die Säuglings st erb- l i ch k« i t aus dem Lande daraus hin, daß die Sterbllchkcll auf dem Lande noch um einige Prozent höher lieg« als in der Großstadt. tzie sordert deshalb, daß durch die Erhebung nicht«ine Verzögerung in der Schaffung eines Wöchnerinnenschutzes für die Landarbeiterinnen eintritt Ferner dürste das Ministerium mll solchen Erhebungen nicht einseitig kleine Organisationen be- trauen, wie es ofsensichllich mll einer Untersuchung über die Wirkungen der Rationalisierung auf die Heimarbeit geschehen sei. Außerdem sei eine Untersuchung über die Kinderarbeit dringend notwendig. Nach einer kleinen kommunistischen   Rede über das Schlichtung?- wesen und Bemerkungen eines Wirtschaftsparteilers und eines Land- Volksvertreters über die Frauenarbell bei den Kleingewerbetreiben- den und beim Kleinbauern forderte der Vorsitzend« des Deutschen Baugewerksbundes, Bernhard(Soz.), durchgreifenden bau- gewerklichen Arbeitsschutz. Es fehl« immer noch ein Reichsbauarbellerschutzgesetz und damit eine einheitliche Gesetz- gcbung. Wohl seien unter Mitwirkung der Bauarbeiter Unfalloer- HUtm.gsoorschriften der Berufsgenossenschasten vereinheitlicht und verbessert worden, aber die Arbellerfürsorg« aus Bauten sei noch unhellooller zersplittert Es beständen mindestens dreihundert ver- Ichiedene Polizeivorschriften. Der preußische Wohlfahrtsminister habe das zugegeben und mitgeteill, daß mll dem Reichsarbeitsmini- sterium«ine Musterverordnung ausgearbellet werde. Wo sei dieses Muster? Die Arbeiter wünschen, daß sie vor Erlaß der Vorschriften rechtzeitig gehört werden. Frau Dohm- Schach(Soz.) begründete eine ausführliche Cnt- fchließung, die einen Gesetzentwurf zum Schutz« und zur Erhallung der jugendlichen Arbeitskraft verlangt Von 14S000 befragten Jugendlichen unter 18 Jahren arbeitete jeder dritte mehr als 48 Stunden und noch 9.4 Proz. mehr als Sl) Stunden die Woche, jeder zweit« hatte keinen Sonnabends rühschluß und jeder achte mußte Eonntagsarbell leisten. Von IIS 990 Jugendlichen bekam jeder vierte überhaupt keine Ferien. Sie wies in diesem Zusammenhang auf die groß« Slrbcllslosigleit unter den Jugendlichen und ihre Ge- fahren hin. Der Regierungsvertreter tellte mll. daß der Entwurf eine» Hausgehilfinnengesetzes dem Reichstag   demnächst vorgelegt werden würde. Di« Kinderarbell spiele zahlenmäßig als Einfluß auf den Arbeitsmarkt keine große Rolle. Der ZZauarbeiterschutz sei in Deutschland   gut und werde noch weiter ausgebaut. Das deutsch  « Personal des Internationalen Arbellsamts müsse entsprechend der Bedeutung Deutschland  » verstärkt werden. Angenommen wurde der sozialdemokratische Antrag, der einen Gesetzentwurf zum Schutz« und zur Erhaltung der jugend. l ichen Arbeitskraft fordert und der Amrag auf einen Ge- sctzentwurf. der zur Cnllastung des Arbeitsmai ktes die vierzig- stündig« Arbeitszeit vorschreibt. Weller wurde mit großer Mehrheit ein Antrag angenommen, der einen Gesetzentwurf verlangt, nach dem die Besoldung der Angestellten nur in festen Monatsbezügen festgesetzt werben darf. Der Arbellgeber soll nicht berechttgt sein, durch Der- zicht auf Arbellsstunden ein vereinbartes Monatsentgelt zu kürzen. Im Anschluß an jene Beschlüsse begann die Beratung des Ab- schnitte» Mphoungs- und Siedlungswesen. Mg. clpinski(Soz.) verlangt« von der Regierung Auskunft. wie well bei der Lohnsenkungsattion auch«ine Senkung der Mieten vorgesehen ist Er erklärte sich zwar mit dem Bau von Wohnungen, deren Mieten im angemessenen Lerhällms zum Arbeits- lohn stehen, einverstanden, lehnte ober den Bau von Klein st wohnungen für Familien mll Kindern als un- zweckmäßig ab. Die Notverordnung verminder« die Mittel der Hauszinssteuer für den Wohnungsbau um jährlich 299 Millionen Mark., Durch die Mehrauszahlung der Sparkassen gegenüber den Einzahlungen werden sie für die Hypothekenhergabe nicht in Be- trucht kommen. Die Etatsausgaben für Wohnung und Siedlung werden um etwa 299 Millionen Mark gekürzt. Die Rückflüsse aus der Hausztnssteuer sind für Anleihen der Gemeinden bereits ver- wendet worden, so daß insgesamt der Wohnungsbau außerordentlich gefährdet wird. Dabei hat der Reichstag   zweimal beschlossen, daß die Mittel für den Wohnungsbau nicht oermindert werden dürfen, im Gegenteil mchr Mittel verwend«t werden. Zu den Ausführungen der Redner verschiedener Partei«nnahm Minister Stegerwald zusammenfassend Stellung: Die Kernsrage sei die F i n a n Z i« r u n g. Erst wenn die Gemeinden ihr« kurzfristigen Schulden in langfristige umgewandelt haben, könnten sie wieder an die Finanzierung von Wohnbauten denken. Wie dann das Geld zu beschaffen sei. könne man aber heut« noch nicht sagen. Im Jahre 1932 würden nochvielwenigerHauszinssteuermittel zur Verfügung stehen als heute. Erst nach der Sanierung der Zteichsfinanzen könne in Zukunft einmal wieder mehr gebaut werden._
Das Slahlhelm-volk--begehren auf Auflösung de, Preußischen Landtags   ist jetzt zugelassen worden. Die amtliche Mllteilung wird am 19. März verojfenllicht werden.
Gesinnungsdramatit. »Iustizkrife* von Grete Gute Dinge finden stets chren Absatz trotz der Wirtschaftekrise. Die von den Moralreaktionären so reichlich produzierte Dummheit ließ sich daher leicht nach Frankreich   exportieren. Es geschah, daß die französischen   Mucker«inen Skandalprozeß um den ominösen Ab- treibungsparagraphen im gleichen Augenblick provozieren, als der brav« Schriftsteller und Arzt Dr. Wolf die Stuttgarter   Heuchler um chren Verstand bringt». In Paris   ließ Herr Mathenus, sonst ein Kabarettsänger, einen Theatersketch, betiteltDein Körper gehört Dir!' aufführen. Darin wird die These aufgestellt: Die Frau, die fürchtet, ein schwind- süchtiges Kind, Erzeugnis eines kranken Baters, zur Well zu bringen, hat das Recht dieses Unglück zu oerhüten, bevor es in seiner tragischen Wirklichkeit greifbar ist Der französische   Ankläger leitete gegen den Verfasser des Stückes das gleiche Verfahren ein, in das Dr. Eredä und Dr. Friedrich Wolf   bei uns verwickelt wurden. So ist es natürlich, daß die Menschenfreunde, die zur Zlufklärung und vernünftigen Wohlfahrt neigen, mit Teilnahme anhören, was Credö gegen die unausrottbare Borniertheit zu sagen hat Er machte aus seiner Gesinnung eine theatralische Abhandlung in vielen Bildern. Der gute Arzt wird wegen seiner Güte gerichtlich oerfolgt, verurteilt und erst freigelassen, nachdem die Seelenqualen seinen Körper zerstört haben. Während Frau und Kinder wehklagend und anklagend das unschuldige Opfer der Justiz beweinen, freuen sich die allmächtigen Herren des Gesetzes, daß sie mll ihren Paragraphen die alle Well der -sozialen UoerbWichkell gerettet und die Entstehung der neuen und klügeren wieder für einige Jahr« ausgehallen haben. Credö ist weder Künstler noch Dramatiker Ihn kümmert nicht die 2lchtung vor dem Lühnenwort, nicht die Achtung vor der feineren Psychologie, nicht das ganze Handwerkszeug, auf das der Schriftsteller auch dann achten sollte, wenn er nur Gesinnung aus seinem Innersten herausreißen möchte. Crede predigt fanatisch Das ist sein moralisches Verdienst. Sein künsllerisches Verdienst ist gleich Null. Trotzdem stellen sich die Zuschauer und Zuhörer auf seine Celle  . Sie sind überzeugt daß ihre Sache von einem tapferen Mann geführt wird. Sie sind in dem Theater der Klosterstraße, das einstmals eine Kirch« war. der Meinung, daß in entscheidenden Augenblicken der reine Verstand und das reine Herz ebenso wichtig sein müssen wie die rein« Kunst hs. H.
Glückssträbne." Theater in der Behrenfirahe. Die Autoren G. B e r r und L. V e r n e u i l, betriebsame Ver- waller des französischen   Lustspiels von gestern und heute, müssen einen Einfall zum Motor ihrer stehenden Figuren machen. Der Einsall ist nützlich, die Menschen haben ihre Glücks- und Unglücks- strähnen; man kann einen ganzen Abend damit bestreiten. Aber bereits im zweiten und erst recht im dritten Akt ist der Einfall ver- flogen, und das Schema tritt zutage. Die ausgezeichnete Dar- ftellung. die den ewigen Typen des bourgeoisen Unterhaltungsstückes Reiz und Farbe verleiht, hilft freilich über die Klippen hinweg und dos leichte Fahrzeug bleibt, vom Beifall der Zuschauer ange- trieben, flott. Ralph Arthur Roberts  , Prinzipal und Hauptdarstell«? der Bühne, weiß dem von der Trottulosis befallenen, m seiner Ver­geßlichkeit zu allen Indiskretionen aufgelegten Baron, der trotzdem große Geschäfte macht, die ergötzlichsten Seiten abzugewinnen. Fritz Schulz hat mll dem stärksten Erfolg das Exempel für die Strähnen- theorie abgegeben: aus dem vom Unglück verfolgten armen Klavier- lehrer wird mit einem Schlage der glückgesegnete Generalsekretär und Liebhaber der Baronin. Er muß schließlich vor dem allzu großen Glück fliehen, um das süße Glück zu finden: Lucie Englisch  , die das bald schwächere, bald stärkere Geschlecht entzückend keß verkörpert. In dem flotten Zusammenspiel fielen angenehm auf: Hans-Otto Stern als unwahrscheinlich Dicker, Ernst B e h m e r als Typ des Willensmenschen, Traut« E a r l s e n, die die Seitensprünge ihres Barons mit gleicher Münze heimzahlt,ohne Anstoß zu erregen". K. II. D.
Oos Veilchen vom Montmarire. Metropoltheater. Paris  , S9er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Historische Gestalten, französische Künstler des zweiten Kaiserreichs bevölkern die Bühne: der Maler Delacroix  , der Boheme-Dichter Henry Murger  , der Operetteniomponist Florimond Ronger  . genannt H«ro4. Sie mußten auch für das Libretto es ist keineswegs besser als sich von Brammer und Grünwald erwarten ließ die Motive liefern. Im ersten Akt herrscht Boheme-Stimmung mit Puccini  -Klängen; den dritten retten bewährte Situationen ausMamzelle Nitouche  ". Im zweiten blüht herkömmlicher Operettenunsinn. Im Verborgenen blüht dasV e i l ch e n v o m M o n t m a r t r e", blüht ihre Bioletta» entsagungsvolle Lieb« zu Delacroix   in Tönen von zweifelhafter
Lehar-Melodit Wer die Musik ist immerhin von Emmerich Kaiman, und der ist als Komponist heute vielleicht der einzige. durch den die verblühende Wiener Operettentradition noch einmal fruchtbar wird. Beherrschung der Form und Orchesterbehaudlung zeigen den Musiker von achtbarem Niveau. Die Titelrolle wird für Gitta A l p a r eineTraviata"-Partt« mll schluchzenden und jubelnden Koloraturen: und mll einer großen Käthe-Dorsch-Szene, in der sie viel echtes Gefühl der Hingebung in» vestiert. Karl Iöken besticht durch den strahlenden Glanz seines Tenors, Anni Ahlers   hat Temperament und Charme einzu- setzen. Zwei neue Erscheinungen fallen aus: Egon Brosig  : dürr, riesenhaft, unwiderstehlich als Tänzer, von verblüffender Ge- lentigkeit, und«in herrlicher Komiker. Richard Waldemar  , in der Pallenberg-Figur eines böhmischen Gerichtsvollziehers. In der Tat. es geht diesmal lustig her im hochvornehmen Operettenhaus der Brüder Rotter, und es wird viel gelacht, auch über eine witzige Ballettparodi« im letzten Bild. Eine in vielem gelungene Aus- führung: der Erfolg wäre noch größer, würde nicht durch den Unfug der Dacapos, die nicht vom Publikum erzwungen, sondern dem er- müdenden Publikum aufgezwungen werden, der Abend unmäßig in die Länge gezogen. Die Leute sollen sich für ihr Geld gründlich amüsieren; aber fast 4)4 Stunden Operette, das ist auch für den beifallfreudigsten Premierenbesucher des Metropoltheaters zuviet K. P.
�Zhre Hoheit befiehlt." Gloria-palost. Auf einem Gesindeball lernen ein adeliger Leutnant und em« Prinzessin sich keimen. Beide lieben sich auf den ersten Mick, beide bedienen sich falscher Personalien; denn er gibt sich für einen DAi- katessenwarenverräufer und sie sich für«ine Manllürdame aus. Nach vielen lustigen Zwischenfällen findet sich zum Schluß das Paar zu» fainmen. Das Manuskript verspottet reizvoll(und in Zlnbetracht, daß es für einen Ufafilm benutzt wurde, sogar kühn) das alberne höfische Getue. Alle erstarren in Ehrfurcht vor dem König, man sieht nur die Kehrseiten katzbuckelnder Menschen, und al» man endlich de» König zu Gesicht bekommt, da ist das ein kleiner, ungezogener Jung«, der schilt well sein Grießbrei angebrannt ist Ferner wirkt es sehr ulkig, wie der protegiert« Offizier innerhalb von zwei Tagen vom Leutnant zum General avanciert, bis es ihm selbst zu dumm wird und er aus eigener Laune wieder beim Leutnant ansängt. Trotzdem hat das Publikum Anspruch auf«in anderes Milieu. Man muß die Filmoperetten endlich aus der Starrheit der Schoblonenarbeit befreien. Der Regisseur Hans Schwarz hat un- bedingt sehr gut« Einfälle, aber da ihm zu viel« Vorgänger im Wer« stehen, schafft er nichts aufsehenerregend Neues. Auf das rein Bild- liche legt er großen Wert, und die Photographen konnten Eislauf» fzenen von bestrickendem Reiz festhalten. Werner Hey manns Musik ist recht gefällig und zwei schön« 2Lalz«r schmeicheln sich derart ein, daß das Publikum sie sofort singt Willi F r i t s ch ist der fesch« Leutnant und die tonfi/mgecig<t« jugendfrisch« Käte von N a g y seine liebreizende Partnerin. Rein- hold S ch ü n z e l ist als Staotsminister ein abschreckender Verfechter der Etikette. Er spiell so famos und so von Grund auf anders als bisher, daß er beinahe ein« Neuentdeckung für den Tonfilm ist e. d.
Ambigu  -Theaier geschlossen. Ueberraschung hat die plötzliche Schließung des Pariser Theater» Ambigu hervorgerufen, in dem dieAffäre Dreyfus  " gespielt wird. Das Publikum, dos sich am Mittwochabend zur Vorstellung begebe» wollte, fand die Schotter geschlossen. Ein umfangreiches Polizei- aufgebot hatte vor und in dem Gebäude Wfstellung genommen, da man neue Zwischenfälle befürchtete. Die Theot-rleitung gab als Grund der Schließung die Erkrankung des französischen   Uebersetzer» des Stückes, Richepin, an, der in aller Eile in ein Krankenhaus transportiert werden mußt«. In Wirklichkeit hat sich die Direktion des Theaters noch den feindlichen Kundgebungen in den letzten Tagen und Wochen durch nationalistische Organisationen und noch der ZZeröffenllichung eines Manifests einer rechtsgerichteten Front» kämpservereinigung. in der neu« Zwischenfälle prophezeit werden, entschlossen, das Stück vorläufig vom Spielplan abzusetzen. Ob das Stück ganz abgesetzt wird oder nur für einig« Tage, steht noch nicht fest
Eine« fidelen Zlbeud gab es im Schwechtensaal. Gin« Dame sagte Bers« auf und ein hübscher, dicker, femininer Herr der Pariser   Tänzer Paul Swan  , erging sich ernstgemeinten Arm- und Beinschwüngen. Das Publikum wurde von Minute zu Minute heiterer und schließlich herrschte allgemeiner Frohsinn, in den sich vernehmliches Pfeif«« mischte. Ich habe nicht gelacht Mich bewegt« die ernste Frag«: was für Begriffe muß man in Paris  von deutscher Tanzkunst haben, wenn man den Berlinern derartiges bieten zu dürfen meint'?)s. S. Valetta Gert tritt noch ein letzte» Mal in dieser Saison auf, und zwar am 7. März im Gchwechtensaat