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Polizei und Hafenkreuz.

Gemaßregelte" Polizeioffiziere.- Beschimpfte Beamte. Im Nachtpapier des Hugenberg- Konzerns loht heilige nationale Entrüftung, meil angeblich der Berliner Polizeipräsident zwei Bolizeioffiziere megen ihrer Beziehungen 3r Hitler Partei vom Dienst suspendiert und gegen sie das Disziplinarverfahren eingeleitet habe. Nach Meinung des Hugen berg- Blattes sind die Sympathien" oder sonstige Beziehungen zur hochnerräterischen Hitler - Partei bei Polizeioffizieren nöllig unantast bar. Ob das gleiche auch für Kommunisten gelten soll, wird freilich nicht gesagt, aber nach der ganzen Aufmachung wird man das bei Hugenbergs Meinungsfabriken wohl voraussegen dürfen. Inzwischen interessiert aber sicher auch weitere Kreise, wie die Hakenkreuzler selbst über Polizeiorgane denken. Da ist zum Beispiel ,, der Angriff" des Herrn Goebbels , der über die Versammlung des Fememörders Schulz in großer Aufmachung berichtet. In dieser Versammlung maren auch als Beauftragte des Polizeis präsidiums zwei höhere Beamte erschienen. Doch lassen wir das Naziblatt felbft sprechen:

Als der stellvertretende Gauleiter... die Massen begrüßte, schlug nach wenigen Sägen der Jubel der Tausende in Em pörung und Berachtung um, brandeten immer und immer wieder die Wellen einer leidenschaftlichen Erregung um zwei arme, bleich und verstört dareinschauende Menschenfinder. Sie faßen, der eine im Schmud seiner Hauptmanns. uniform, der andere im Schmuck seiner Adlernase und seiner Schmisse, bald flein und häßlich auf den Stühlen in unmittelbarer Nähe des Versammlungsleiters. Es muß diesen Leuten speiübel gewesen sein...

Das denken wir auch! Indessen fommt es noch schöner:

Die zahlreich um die Späher Grzesinstis versammelten SA .. Leute, denen besonders der Herr Kriminalrat in nicht gerade angenehmer Erinnerung war, hatten nahezu Tränen des Mitleids in den Augen, als sie es miterleben mußten, wie diese beiden bedauernswerten Mitbürger... die Koseworte der Berliner Parteigenossen entgegennehmen mußten.

Man kann sich vorstellen, wie das Gebrüll der Hitler Beorderten um die Vertreter der republikanischen Staats­gewalt brandete. Die politische Unterwelt scharte sich ja um den wegen mehrfacher Anstiftung zum Morde verurteilten Femedirigenten, dem sie begeisterte Huldigungen darbrachte.

Aber foll wirklich die republikanische Polizei Offiziere dulden, die zu dieser politischen Unterwelt in anderen als dienstlichen Be­ziehungen stehen, während gleichzeitig die Franzen und Frid republikanische Polizeibeamte unter dem Beifallsjubel der Hugenberg­Presse auf die Straße setzen?

Landfriedensbruch von Grebenstein . Blutige Gaalschlacht verwandter Geelen.

Kaffel, 7. März.( Eigenbericht.)

Am Montag beginnt in Raffel ein Landfriedensbruch­prozeß gegen 97 Kommunisten Im Verlauf der Ver handlungen werden etwa 100 3eugen vernommen werden.

Am 25. Januar veranstalteten die Nazis unter üblichem Tamiam mie Straße frei den braunen Bataillonen" usm in Grebenstein , einem hessischen Landstädtchen, eine Bersammlung. Aus der Um gebung von Grebenstein waren zahlreiche Kommunisten zu dieser Bersammlung erschienen. Aus Kaffel trafen mehrere Lastwagen mit Angehörigen der RPD. ein. Bor Beginn ber Bersammlung waren bereits zahlreiche Stommunisten im Saat Als damn bie S. unb SS. Abteilungen aus Raffel, die von Hitler inzwischen aufgelöst. morden sind, das Versammlungslotal betraten, be= gannen die Blänteleien. Auf ihr Hausrecht pochend, verlangten die Nazis, daß sich die Kommunisten entfernten. Die Angehörigen der KPD. tamen der Aufforderung jedoch nicht nach, so daß bald Stuhl beine, Bierglaser und Tische durch den Saal flogen. In der Hess schen Volkswacht", dem hiesigen Naziblatt, wurde nach der Schlägerei zugegeben, daß die SA .. und SS. - Leute mit den Gewalt tätigteiten begonnen haben. Die meisten Prügel aber be zogen die Nazis, denn die Kommunisten jetzten sich mit Nachdruck zur Behr. Auf der Heimfahrt wurde ein Teil von ihnen von Kaffeler Schußpolizei angehalten und festgestellt. Jetzt haben sie sich wegen Landfriedensbruchs zu verantworten. Die randalierenden Nazis treten dagegen zum größten Teil als Nebenkläger auf.

Die Industriellen amüsieren sich in Moskau .

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SUPPO

Ankunft: Sehr schön hier- aber, fagen Sie, wo fann man sich ein bißchen vergnügt unterhalten?" Ich werde Sie sogleich in das amüsantefte Theater unferer Sowjet- Union führen."

,, Und so machen wir es mit den wirklichen Sozialisten, die nichts gestehen. Das besorgt die GPU. ohne jedes Gerichtsverfahren."

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..Hier sehen Sie den Prozeß gegen die Menfchewiften. Es handelt sich um dressierte Parteilose. Sobald Krylenko auf einen Knopf drückt, springt der be­treffende Angeklagte auf und macht Geständnisse."

Kaviar

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Die Industriellen: Herrlich hat uns das ge­fallen! Wir erheben unser Glas auf Ihr wunder­bares proletarisches Vaterland, ein dreifaches Hoch!"

Sereniffimus Meschugge.

Haus- Nadeln 1. bis gter Güte.

Wir haben dieser Tage die erhebliche Tatsache verzeichnet, mie flein geschlagen wurde. Die Prügelanten von Reichenhall tommen hohert Adolf I aus dem Geschlechte Hitler durch besondere auf die nächste Bifte der Empfänger goldener Hitler- Nadeln. Berordnung zu bestimmen geruhte, daß jämtliche G- Mannen Dfiziere und Gemeine- in 3ufunft das Hoheitszeichen" des Dritten Reiches zu tragen berechtigt find...

Reif für die goldene Hitler Nadel.

Frankfurt a. M, 7. März.( Eigenbericht.) Wieder ist eine Säule des Dritten Reichs geborften. Der Ratio.

Reibblatt läßt er eine lange Ehrenliste neröffentlichen. Ste Serenissimus ist jetzt einen Schritt meitergegangen. In feinem but fund und zu wissen, daß eine mehr aber meniger erhebliche Annalsozialist Breitbeder, der im Oktober vorigen Jahres als Führer der zahl seiner untertänigen Getreuen für besonders eifrige Werbearbeit nationalsozialistischen Störungstolonne während Chrenzeichen in verschiedener Abstufung erhalten haben. Wir finden zunächst folgende Rangstufen:

1. Die Große Goldene Hitler- Nadel 2. Die Kleine Goldene Hitler- Nadel 3. Die Große Silberne Hitler- Nadel 4. Die Kleine Silberne Hitler - Nadel 5. Die Bronzene Hitler - Nadel.

In Anbetracht der nach Hitlers Ansicht festgestellten Minder. wertigkeit der Frau sollen seinen Anhängerinnen, die bekannt

Händlerintereffen gegen Reichsinteressen lich alle noch den Kaiser- Wilhelm- Gedächtnis- Stnoten" an Stelle bes

Das Spiel im Roggen Ausschuß.

Die legte Sigung des Roggenuntersuchungsaus schusses stand im Zeichen des Kampfes der einzelnen Inter= effentengruppen gegen die halböffentliche Getreidefirma, die Getreideinduſtrie- und Kommiffions- 2.- G. So wurde versucht, ihr einen Strid daraus zu drehen, daß die Heraussetzung des Roggen zolls durch die Einfuhr größerer Partien Auslands roggen, die vorwiegend durch die GIC. importiert wurden, ver­ursacht sei. Demgegenüber wurde von einem Bertreter der GIC. erklärt, daß sie nicht an diesem Ruſſengeschäft beteiligt sei, wohl aber eine private Getreidefirma, nämlich der Kampfmeyer- Konzern. Lediglich von der Düffeldorfer Filiale der GIC. find kleinere Mengen Roggen eingeführt worden, die für die Pumpernickelherstellung be nötigt wurden.

Bon einem Rostoder Getreideimporteur wurde ferner der Vorwurf erhoben, daß die GIC. den Ruf des guten deutschen Roggens im Ausland in Mißtredit gebracht hätte, weil die von ihr mit Genehmigung der deutsch - polnischen Kommission ausgeführten Roggenmengen stets unter der Bezeichnung deutsch - polnischer Roggen" angeboten worden sind. Außerdem wären die Abladungen von derartig schlechter Qualität gewesen, daß die Ausländer sich vom deutsch - polnischen Roggen abwandten und zum Einkauf ruffifchen Roggens übergingen.

Der Sachverständige" mußte sich aber sagen lassen, daß die Preise, die er als Beweismaterial für die angeblich der deutschen Wirtschaft enstandenen Berlufte angegeben hatte, falsch sind, da wäh: rend der Tätigkeit der deutsch - polnischen Kommission das Preisniveau des Roggen bereits tiefer lag. Außerdem sei es im allgemeinen handelsüblich gewesen, fchon vor Bestehen der deutsch - polnischen Rommission, Roggen unter der Bezeichnung deutsch - polnischer" zu verlaufen. Durch die Tätigkeit der Kommission ist es gelungen, daß die einheitliche Marte deutsch - polnischer Roggen" gegenüber dem wichtigsten Konkurrenten Rußland leberpreise erzielen tonnte, womit der Borwurf hinfällig wird, daß die Exporte der GIC. eine fchlechtere Qualität hatten als der russische Roggen.

Zur geftrigen Reichstagsfihung, über die wir schon berichtet haben, ist nachzutragen, daß auch ein[ ozialdemokratischer Antrag dem Aeltestenrat überwiesen wurde, wonach die Mitglieder dem Präsidenten mitzuteilen haben, ob und in welchen Unterneh mungen( privaten, gemischtwirtschaftlichen und öffentlichen) fie Auf fichtsratsmitglieder find. Diese Liste ist halbjährlich zur Stenntnis bes Relahstags zu bringen.

Bubitopfes tragen, in Zukunft noch goldene, filberne oder bronzene Hitler Hut Nadeln verliehen werden, und zwar in gleicher Abstufung wie die Männer- Nadeln.

der Aufführung der Oper Mahagoni" in Frankfurt a. M. verhaftet wurde, ist vom Schöffengericht Frankfurt megen D- 3ugs= Diebstahls und Einbrüchen zu zwei Jahren Gefängnis perurteilt. Das Gericht bescheinigte dem nationalsozialistischen Kämpfer für deutsche Kultur das geistge Niveau eines elfjährigen Kindes und bezeichnete den vielfach vorbestraften Mann als Gewohnheitsverbrecher.

Dr. Wolf in Berlin .

Disfuffion um den Stuttgarter Aerzteprozeß. Unter dem Vorsiz von Herrn Chefarzt Dr. Bendig fand beim Komitee für Geburtenregelung eine Aussprache über Münchmeyer ist, nach der gleichen Ehrenfiste, für besonders er­Dem Sanitätsgehilfen von Norderney und ehemaligen Bastor den§ 218 ftatt. Als erster Redner sprach Herr Dr. Friedrich) Wolf, Stuttgart , über seinen bevorstehenden Prozeß. folgreiche Werbung ein Auto( allerdings nicht aus Gold) verliehen Er wies darauf hin, daß der Vorwurf der Bereicherung durch ge worden. Dagegen findet sich in der langen Werber- Liste nicht der werbsmäßige Abtreibung gegen ihn nicht zutreffe, da er sehr häufig Name des August Wilhelm Prinz von Preußen( ge Er betonte, daß er schon seit langer Zeit für Geburtenregelung ein­tostenlose Zeugnisse zur Entfernung der Leibesfrucht ausgestellt habe. Welt, daß der Sproß des Herrn von Doorn , troßdem Hitler die fordert, daß bei wirtschaftlicher Notlage, wenn z. B. die Frau schon trete und die Abtreibung nur als letzte Maßnahme ansehe. Er Hohenzollernschen Hausorden treulich nachahmit, nicht die gefordert, daß bei wirtschaftlicher Notlage, wenn z. B. die Frau schon ring fte Werbetraft zu entwickeln vermag. Was zu be- mehrere Kinder habe und dabei lungentrant, der Mann arbeitslos weisen war.... ist, von Aerzten in staatlichen Kliniken der Eingriff vorgenommen werden müsse. Aber die Hauptaufgabe sei die Segualberatung, die eine unerwünschte Schwangerschaft verhindere.

nannt Auwi ). Das ist sehr bedauerlich. Denn es befundet aller

Anwärter auf Hitler- Nadeln.

Reichenhall, 7. März.( Eigenbericht.) In Reichenhall endete eine Naziversammlung mit einer regelrechten Sa a Ischl a cht. Von 30 Perfonen, die verlegt wurden, mußten 13 ins Krantenhaus eingeliefert werden.

Redner der Versammlung war der Naziabgeordnete Wagner, der dieser Tage im Bayerischen Landtag einen Journalisten mit Ohr feigen traftierte. U. a. war die Versammlung von vielen Sozial­demokraten und anderen linksgerichteten Leuten besucht. Nach dem maßlos hegerischen Referat des Naziabgeordneten fielen die uniformierten Hafenfreuzler, die während der Versammlung aus Salzburg und anderen österreichischen Orten Zuzug erhalten hatten, über die politisch Andersgesinnten her. Es entstand eine wüste Saalfchlacht, bei der die ganze Einrichtung turz und

Schiller Theater.

Langer: Die Belehrung des Ferdys Piſtora.

Eine mit offenen Augen gesehene Schilderung eines Brager Elendsmilieus, in dem sich die Menschen ganz behaglich fühlen, und ein Ausschnitt aus einem Stud Leben, das uns halb fremd ist und gerade deshalb intereffiert. Dazu ein neues und versprechendes Darstellertalent Willi Trent Trebitsch- neben vielen altbewährten Kräften. Am Schluß werden sie mit Leopold Jeßner gerufen, ben die Zuschauer tres feiner matten Regie lebhaft begrüßen. 22A Dgr.

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Der nächste Redner war Rechtsanwalt Dr. Apfel. Er führte aus, daß Dr. Wolf von zwei Kollegen, darunter einem Mitglied der Stuttgarter Aerztekammer, der Staatsanwalt. fchaft denunziert worden sei, als er, Apfel, in Mitteldeutsch­ land mit dem nationalsozialistischen Innenminister wegen der Auf­führung des Stüdes Cyanfali" verhandelte, fragte er diesen, ob bei einer Arbeiterfrau, die acht Kinder habe, eine neunte Schwangera fchaft nicht entfernt werden dürfe. Darauf hat ihm dieser Innen­minister erklärt, dieses neunte Rind fönnte der Ers retter Deutschlands sein!

Prof. Grotjahn, der, wie bekannt, gegen eine be bingungslose Freigabe der Schwangerschaftsunterbrechung ist, ver langt als nächster Rebner eine Strafherabjegung, Bewährungs­frist und Straflosigkeit des Versuchs. Er bezweifelt, daß eine rest­infe Freigabe der Abtreibung im Intereffe der Frau liege, da in 60 bis 80 Prozent die fünftigen Ehepaare vor der Heirat Berkehr hätten und häufig eine Schwängerung zu einer Eheschließung führe Er verlangte zum Schluß nicht die völlige Freigabe, sondern eine 1Begalifierung( gefegliche Anerkennung) der Schwangerschaftsunter­brechung aus medizinischen, eugenischen und sozialen Gründen.

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Ferner sprach noch Sanitätsrat Dr. Bollmann, der seiner­zeit für den Deutschen Aerztebund das bekannte Gutachten über die Fruchtabtreibung als Boltskrankheit" schrieb, indem er auf Seite 61 ausführte: Ein Staat, der die Abtreibung sei es auch in den ersten drei Monaten für straffrei erklärt, würde dem noch im Volte vorhandenen fittlichen Bewußtsein im Bereich des Beschlechtslebens den letzten Stoß versehen und die Grundfesten feines Bestandes erschüttern."

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