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Rr.113 45 Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts Cont

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Mühlemi& min

Das roar ein abroedhslungsreiches Leben für das Seevolk am Mühlendamm: heute in Cosel Kohlen laden mit Bestimmung nach Mecklenburg  , in Zehdenick   mal nachsehen, ob eine Ladung Steine als Rückfracht nach Berlin   zu ermischen ist, von Berlin  gleich wieder mit einer Ladung Dung nach Hamburg  , hier gerade noch Zeit zum Löschen und Laden haben und dann hinüber mit Eisenerz nach Polen  , moo ein neuer Kreislauf be­ginnen mag mit Brettern von Bromberg   nach Berlin  . Das hieße Fleisch im Topf und Kuchen im Ofen. Aber schon der bloße Augenschein lehrt das Gegenteil. Selten lagen so viele Kähne an der Fischerbrücke pertäut, mie an dieses Winters Ende, selten standen die charakteristi­schen Gruppen der Binnenschiffer so dicht auf allen Gassen der Berliner   Altstadt role heuer." Adh", sagt ein Schiffer, noch gar nicht so hoch in den Fünfzigern, ich habe zroanzig Jahre lang meinen eigenen Kahn gehabt, heute fahre ich als Steuermann, kriege meinen Lohn, der noch so einigermaßen ist, da ich auch das Patent für die Elbe habe, und brauche mir nicht mehr den Kopf zu zerbrechen, wo ich die Hypothekenzinsen herkriege.

Geteilte Arbeit, geteilter Lohn.

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nach Adam Riese   glücklich der Boofsmann einen Wochenlohn von fnapp 50 Mart und der Eigner cinen von 100 Mart, die er auf, effen tann, wenn sein Schiff schuldenfrei ist, sonst muß er davon noch die 7 Broz. Zinsen, die heute für Schiffshypotheken gefordert werden, bezahlen. Frachten und Zinsen.

Die Schifferfneipen an der Fischerbrüde find im Nebenamt fleine Maflerbüros. Born am Fenster steht nicht die Bierthefe, sondern das Kontorpult. Ueber dem Pult hängen schwarze Tafeln, mit Kreide beschrieben: Briefe

für Gustav Stange aus Behlen,

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Wilhelm Gerloff aus Westerhusen, Hermann Schröder   aus Berpenschleuse

und noch vier andere Schiffer mehr. Für Julius Thiede aus Küstrin  ist sogar Geld da. Interessanter ist aber die Tafel, auf der Kähne zum Verkauf stehen. Tausend Mark Anzahlung werden für einen alten Kahn verlangt, für einen anderen noch zweihundert Mark dazu; ein großer Finommaßfahn, werftnen, soll 24 000 Mart toften bei 4000 Mart Anzahlung. Ja, fagen die Schiffer ,,, Diertausend Mart Anzahlung ist ja ganz schön, aber wer fann bei den heutigen Frach­ten die 7 Broz. Zinsen für die restlichen 20 000 Dtart aufbringen? Bie waren, denn die Frachten in der Vortriegszeit?" Die Anit­unge worten ergaben ein merkwürdiges Bild: damals, vor nunmehr morten ergaben ein merkwürdiges Bild: damals, vor nunmehr 17 Jahren, brachte ein Beutner Kohle von Kofel nach Stettin   oder Berlin   28 Bf. und nach Hamburg   48 Pf. Heute sind Stettin   und Berlin   geteilte Positionen, der Zenter Kohle von Oberschlesien   nach Stettin   kostet 25 und nach Berlin   32 Pf. Fracht. Nehmen wir da­gegen Dung von Berlin   nach Hamburg  , dann wird das Bild voll­

Nun ist kein Zweifel darüber, daß in dieser schmeren Krifenzeit wenig Ladung da ist. Was sollen die märkischen Ziegeleien oder die polnischen Holzhändler schon groß verladen, wenn in den Städten vorläufig fein Mensch ans Bauen zu denken wagt. Diese Feststellung rerlangt jedoch eine Einschränkung: man fann ihre Gültigkeit nur noch für die ersten Märzwochen bemessen. Denn an der Fischerbrüde regt fidh etwas, wer bei einem Spaziergang vom Mühlendamm zur Friedrichsgracht etwas die Ohren spizt, erhält mehr als einen Beweis hierfür. Anfangs noch schüchtern und vorsichtig, aber schon deutlich erkennbar, beginnt der Handel die geräumten Läger wieder auf zufüllen. Da war am Montag ein Steinhändler am Mühlendamm und meinte, er brauche vier Rähne, am Dienstag, war wieder ciner da und am Mittwoch noch einer. Und ein Schiffer zeigt einen Brief von einem Holzhändler aus der Netzegegend, er könne fich so langiam auf die Strümpfe machen, Mitte April sei ihm eine Ladung Bretter ficher

Entsprechend diesen Nachrichten, daß der Tiefstand der Krise zum mindesten erreicht ist, erhält der Gesprächsstoff der Schiffer eine andere Richtung: Im Vordergrund steht jetzt die Frachtrate. Acht Mark wollte der Steinhändler, der die vier Kähne brauchte, für je 1000 Mauersteine von Zehdenick   nach Berlin   ausgeben. Nein, haben die Schiffer zu ihm gesagt, und dachten dabei an die Frachtraten vom letzten Herbst, wo es für 1000 Steine von Zehdenick   nach Plötzensee noch 9,25 Mark und nach Rummelsburg   10,25 Mart gab. Denn rechnen können die Schiffer vom Mühlendamm, 50 000 Mauersteine für ihren Finowmaßlahn( das ist ein hölzerner ungedeckter Kahn von rund 250 Tonnen, im Volksmund Bille  " genannt) würden ganze 400 Mart bringen. Aber von Zehdenick   nach Berlin   mit Fracht be­deutet viermal 8 Mart Schleusengebühren, in 3ehde­nid, in Liebenwalde  , in Lehnik und in Plößensee, das sind schon 32 Mart. Dazu foinmt das Schleppgeld, für das die Dampfer­bejizer ihre festen Tarife haben, für eine Zille nehmen sie 40 Mart, dazu die Maklerprovision, die Versicherungsprämie, gut, sollen drei Hundertmarksdeine übrig bleiben. Dann geht dieses Geld nach einem alten Grundjag in drei Teile: ein Drittel dem Bootsmann, ein Drittel dem Schiffseigner und ein Drittel dem Schiff. Aber jetzt tommt der große Haken, meniger der Fahrzeit nach als der Zeit für das Laden und Löschen, sind mir zwei Fahrten mit Steinen von Zehdenick   nach Berlin   und zurück im Monat möglich, dann hat also

In der Butze beim Steuermann

Sonntag. 8. März 1931

tommen uneinheitlich. 1913 brachte der Zentner Dung für diese Etrede 14 Pf. Fracht, im vorigen Jahre noch 19 Pf. und heute, zur Zeit der Krise, sind die Schiffseigner zufrieden, wenn sie mit 9 Pf. pro Zentner Dung von Berlin   nach Hamburg   abschießen tönnen. Bei einem derartigen enormen Rückgang der Frachtraten tann natür­lich die Zinslaft für eine größere Hypothek nur schwer aufgebracht werden. Gerade ging der Besitzer eines Breslauer Maßkahnes ( 600 Tonnen Bermessung) zur Tür hinaus; er hatte gar feine schlechte Fracht von Hamburg   nach Berlin  , war eben noch seinen Berpflich tungen nachgekommen, hatte den Bootsmann und alles andere aus­bezahlt, den Kahn vertaut und wollte jezt in seine Heimat fahren, um sich ein paar Hundertmartscheine zu borgen.

Zwischen Bremen   und Bromberg  .

In jeder Schiffertneipe hängt von der Decke herab, verrußt und verstaubt, das Modell eines uralten Kahnes, wie sie heute keine deutsche Werft mehr baut. Die Riesen der mitteleuropäi­schen Binnenschiffahrt tamen aus Holland  . Keiner dieser Riesen hat bisher die Mühlendammschleuse passiert; gegenwärtig ist einer bis Botsdam vorgedrungen und hat dort festgemacht: 67 Meter lang, über 8 Meter breit, bei 1000 Tonnen Wasserverdrängung. Dent horrenden Preis von 96 000 Mart ohne jedes Geschirr hat dieser Kasten gekostet und als er seine Jungfernfahrt von Bremen   über die stürmische Nordsee   nach Hamburg   auf die Elbe   machte, hat er gehörig das Salzwasser zu schmecken bekommen. Hoho", meint sein Besitzer, ,, er lag fo ruhig im Wasser trop der Brise, die ziemlich steif auf frischte, aber Rinnings, wir hatten auch Rotostaue angebunden, dicker als ein Männerarm." Trotzdem hat einem dieser Tausendtonner neulich auch sein ganzer seemäßig versteifter Bug nichts genutzt, mit einer wertvollen Ladung Kohle sackte er elend ab; das Meer verlangt Schiffe, teine Kähne. Ja", wirft ein alter Kapitän von der Fürsten­berger Dampfgenossenschaft ein ,,, man fennt die Elbe nicht mehr wieder, wenn man ein paar Jahre nicht mehr dort gewesen ist, alles Motorschiffe, wie Tag und Nacht ist heute der Unterschied zwischen Elbe   und Warthe  ." Wie fieht es denn heute in Polen   aus?"- Wir holen ganz gerne Holz von drüben, und wenn wir in Posen oder in Bromberg   in unsere alten Schifferkneipen kommen, da wird immer noch deutsch gesprochen. Uns ist das doch gleich, ob wir in Breslau   in die Oderstraße zu Otto Stein gehen oder in Stettin   ins Bollwert zu Franz Hein  , in Magdeburg   fizen wir alle am Knochen­hauer- Ufer bei Albert Müller und in Hamburg   an der Dovenfleth geht's zu Ostar Ballenthin, jeder tennt bei uns den anderen. Aber in Polen  , wenn wir unsere Mark in Zloty umgewechselt haben, dann ist das Leben brüben billig. Für das Ei zahlen wir nach unsereni Geld 6 Pf., das Pfund Butter foftet 1,20 Mart und die gute Dauer­murft auch nur 1,50 Marf das Pfund. Augenblicklich liegt ein pol nisch gewordener Kollege draußen auf dem Seddinsee und wartet, daß er bald durch die Wernsdorfer Schleuse durchkommt. Der tann  fich für seine Zloty feine Butter und Eier faufen, der zerschneidet mittags einen Hering und macht sich eine Stippe an der Pfanne. Nein, wir haben einen derartigen Andrang vor der Wernsdorfer Schleuse noch nie gesehen, alles will auf die Oder, entweder ober­halb nach Maltsch oder unterhalb nach Hohenfaaten und Güstebiefe,

Von der Bude zur Buzze.

Ja, schön ist anders, als sein Leben lang auf einen Rahn zu ver bringen. In der Borderkajüte, Buze genannt, hauft der Bootsmann, und hinten, in der Bude, wohnt der Schiffseigner oder der Steuer­mann. Genau wie auf einem seegehenden Schiff ist also der vordere Teil des Schiffes der Mannschaft, der hintere Teil den Steuerleuten oder dem Schiffsbesitzer vorbehalten. Wenn jeder seine Frau an Bord hat, dann hat er auch sein Essen, aber als junger lediger Boots­mann den ganzen Tag schwer Steine tarren und dabei jahrelang nur das obligate Junggesellenessen, die bekannten Rühreier mit Sped, sich in den Bauch schlagen, das hält auf die Dauer fein Bootsmann aus. Auch bei der Heringsstippe winkten die Schiffer ab, Heringe geben nun einmal zu großen Durst. Und um diesen Durst zu löschen, müßte es erst einmal Lohnzulage geben, meinten sie. Da ist es also schon besser, jeder hat seine Frau an Bord, die ein Stück Fleisch schmort und das gute Brot backt. Jawohl, was eine richtige Schiffer­frau ist, die holt heute noch nicht ihr Brot vom Bäder, sondern schiebt es selber in den Bratofen der eisernen Kochmaschinen wie früher in die sogenannten ,, Magdeburger Defen", die ebenso gut fochten, backten und heizten. Auch ansonsten steht jede Schiffersfrau thren Mann. Heute muß jeder Schleppdampfer unter 120 PS scine drei Mann Bejagung haben, einen Steuermann, einen Maschi nisten und einen Bootsjungen, hat der Steamer" über 120 PS, Dann kommt noch ein vierter Mann hinzu, oder besser gesagt oben auf, das ist der Kapitän.

Heute ist wieder alles strenge geworden, viel zu strenge, seufzer die Seeleute vom Mühlendamm. Wo früher ein Rahn bis zu einem Alter von 60 Jahren noch ein Schiffsrevisionsatteft 1. Klaffe bekam, soll dies heute ein eiserner Kahn nur noch bis zu 30 Jahren be kommen und ein hölzerner Kahn gar nur bis zu 18 Jahren Lebens alter. Und wenn somit ein hölzerner Kahn von 19 Jahren nur noch ein Schiffsrevisionsattest 2. Klasse bekommt, dann ist es tein Wunder, wenn man jetzt am Mühlendamm einen Finominaßtahn für ganze tausend Mark Anzahlung erstehen kann.

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