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Bäder bleiben billig! Teilhaberschwindel.

Keine Erhöhung der Preise in den Volksbadeanstalten.

In den letzten Tagen wurden Nachrichten verbreitet, wonach eine Erhöhung der Preise in den städtischen Volks. bädern von 35 und 50 Prozent beabsichtigt sei. Diese Nachrichten find unzutreffend. Eine Vorlage, die Erhöhungen vorjah, wurde bereits vor beinahe einem Jahr von der Stadtverordneten­verfammlung abgelehnt. In lehter Zeit wurde lediglich erwogen, ab in einigen Bezirken nicht die gleichen Preise für Wannen- und Braufebäder wie in den Bezirken Mitte, Schöneberg   und Steglitz  erhoben werden können. Das würde bedeuten, daß der Preis für ein Brausebad in allen Anstalten 20 Pfennig betragen würde. Be­fchlüsse wurden aber nicht gefaßt und der Magiftrat beabsichtigt auch zunächst nicht, eine Erhöhung der Bäderpreise eintreten zu laffen.

Geschäfte eines Majors.

Bom Reichswehrministerium fristlos entlassen. Kürzlich wurde vor einem Berliner   Gericht die Beleidigungs­flage eines Majors a. D. Kurt Schmidt aus Berlin  - Schlachten­see gegen den Kaufmann Gunda u verhandelt. Schmidt war als Beiter der Druckereiverwaltung des Heereswaffenamtes im Behr ministerium beschäftigt und hatte Gundau früher mehrfach finanziell unterstützt. Als dieser sich am Magdeburger Blaz eine Spirituofenfirma taufte, fam es vor zwei Jahren zwischen den beiden zu Differenzen. Die Streitigkeiten führten zu dem Prozeß, der mit der Berurteilung Gundaus zu einer Geldstrafe endete.

Dem Reichswehrministerium aber schien die Rolle, die der Ma­jar bei den Geschäften seines Freundes gespielt hatte, nicht ganz einwandfrei. Eine eigene Untersuchung ergab, daß der Major Schmidt ohne Berechtigung eine Bürgschaft in erheblicher Höhe für das Minifterium übernommen hatte. Mit Unterstützung der Rheini­fchen Metallwarenfabrit wollte Sch. ein großes militärisches Wert herausbringen. Er hatte jedoch den Erscheinungstermin zu früh an­gefeßt, die Druderei geriet in Schwierigkeiten, und unter Benutzung ber amtlichen Briefbogen des Heereswaffenamtes übernahm damals Schmidt die Bürgschaft Sofort nach Bekanntwerden dieser Tatsachen hat das Reichswehrministerium Major Schmidt fristlos entlaffen

Naziüberfall auf Reichsbanner.

Am Bahnhof Bellevue wurden gestern abend 3 mei Reichsbannerleute, die dort Flugblätter verteilten, von einer Horde Hakenkreuzler überfallen. Die nationalsozialistischen Burschen tamen in größerer Zahl aus dem Lotal Spreehallen" und fchlugen auf die beiden Reichsbanner. fameraden ein. Den Bedrängten eilten Gesinnungsfreunde zu

Hilfe, so daß sie vor dem Schlimmsten bewahrt blieben. Bei der Schlägerei erlitten mehrere Personen leichte Verlegungen. Drei Hafenkreuzler wurden von dem alarmierten Ueberfallkommando festgenommen und der Abteilung I A des Polizeipräsidiums ein

geliefert.

Gerüchte über eine Explosion.

In den nördlichen Außenbezirken Berlins   war gestern abend das Gerücht von einer Explosion verbreitet. In Bankow  , Weißensee   und Reinickendorf   war zwischen 19 und 19.30 Uhr ein starter& euerschein beobachtet worden, dem unmittel­bar darauf eine dumpfe Erschütterung folgte. Diese vermeintliche Explosion hat eine recht harmlose Aufklärung gefunden. Auf freiem Gelände bei Buchholz hat auf dem sogenannten Dühringshof" eine große Feuerwerferei ihre Fabrikations- und Versuchsräume. Gestern abend wurden mun starte Feuerwertstörper versuchs­halber zur Erplosion gebracht, was dann zu den Gerüchten Anlaß gab.

Wo reifen Sie in den Ferien hin? Das wissen Sie nicht? Sie fahren selbstverständlich mit Gesinnungsgenossen! Die erste Reise startet bereits am 5. April nach Venedig  - Lussin. Noch wenige Tage ist Zeit! Segen Sie sich noch heute mit dem Reichs

Schicksal

Gerhart Herrmann Mostar  

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olesa

Was aber ist ein Feldherr ohne seinen König? Und König Wind versagt; daran kann auch Papendieck nichts

ändern.

Im Anfang denten sie sich nichts dabei, laffen es be­wenden beim Schwitzen, wenn sie Untraut jäten, und bei gelegentlichem Seufzen und unwilligem Verwundern: warum wächst die Queefe treg Hige und Dürre, wilder fast als sonst, und warum wächst der Spargel nicht? Und sie glauben Dunkel: morgen. Und Bapendied tommt und hat im Rund­funt gehört, daß von Schottland   ein Tief sich nähert. Und fie glauben dunkel: Tief über Schottland  . Und haden. Und jäten.

Der Himmel aber denkt nicht an das Tief. Er hört wohl nicht Rundfunk, wie Andreas müde wigelt. und ans Morgen, und daß morgen ein anderer Tag fein muß als heute, daran denkt er wohl auch nicht. Er ist tagüber blau Don Fernen, und nachtüber weiß von Sternen, er trägt immer die gleiche, undurchdringliche Rüstung, Tag und Tag und hat kein Gesicht. Die Sonne, in die fann man nicht eine Sefunde hinein sehen; fie ist fein Auge mehr, blickt nicht mehr auf den trodnen Sand und die nassen Menschen; sie ist eins geworden mit dem Stahlblau, eins mit dem ganzen Himmel und so groß wie er, und der ganze Himmel brennt.

Die Schläge ihrer Haden tiden den Menschen die Se funden ins Ohr; aber troßdem ist es, als stehe die Zeit still und der Raum. Benn man nicht aus der Erinnerung müßte, daß der See und die Kiefern Bewegung haben und Leben: man würde es vielleicht gar nicht bemerken. Man ist eine Schar Marionetten zwischen toten Kulissen; die Not zieht an unsichtbaren Drähten und bewegt die fteifen Körper, die man nur noch an ihrer Mattigteit fühlt; nur des Scherzes halber hat jemand zwei stille Habichte und eine Unzahl färmender Kudude in Himmel und Bipfel gefeht. Manchmal blidt man, des Mißerfolges von vornherein gewiß, zum flimmernden Horizont, ob der Wind mit einer Wolfe winte; nichts. Und die Augen suchen wieder im gelben, stichigen Sand nach graugrünem Unfraut

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Ein Quartett von Betrügern, das Dumme suchte.

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Die vier sind nicht bloß durch eigenartige gemeinsame Geschäfte" verbunden; es besteht zwischen ihnen auch ein eigentümliches per fönliches leberkreuzverhältnis. Frau Wunsch, ihres Beichens Kartoffelhändlerin ihr Schuldnerregister zeigt 8 Offenbarungs­eide und 36 Haftbefehle zur Erzwingung von Offenbarungseiden lebte längere Zeit zusammen mit Herrn Roalinsti; der Freund schaft entsproß mich ein Kind. Frau Wunsch besaß eine Bierzimmer mohnung in der Waffertorstraße. Als Koalinfti Ende Dezember von ihr zog, hatte sie wieder einmal nichts. Koalinsti schickte ihr den Angeklagten Mattuschka, damit er ihr die Wohnung ablaufe und zwar für Frau Specht, mit der er unterdes ein inniges Berhältnis begonnen hatte. Mattuschta taufte die Bohnung, fand auch Gefallen an Frau Wunsch, zog zu ihr, Koalinsti und Frau Specht zogen gleichfalls in die Bohnung, nun wohnten alle vier zu fammen. Ein etwas eigenartiger Zustand, etwas peinlich dies Zusammenwohnen", meinte der Borsigende. Gar nicht peinlich", erklärt Koalinsti. Die Wohnung war groß genug, jeder hatte seine Zimmer." Dann zog Frau Bunsch fort, mietete sich einen Laden in der Rostoder Straße, tam aber bald zur Baffertorstraße zurüd. Bon hier aus wurden dann die Inserate aufgegeben. Man fuchte Teilhaber für Kartoffel Engrosgeschäfte, für Kaffees, für Speiseeistäden und dergleichen mehr. In der Hauptsache war es Frau Bunsch mit den acht Dffen­barungseiden, die Teilhaber suchte. Und sie fanden sich in Mengen.

Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte verantwortet sich| Bald waren es 1500 Mart, bald 2000 Mart, bald mehr, ein eigenartiges Betrügerquartett. Eine Frau Wunsch, eine bald weniger, die in ihre Tasche übergingen, aus der Teilhaberschaft Frau Hedwig Specht, ein Pferdehändler Mattuschka wurde nichts, die Intereffenten wurden ihr Geld los, nur ab und zu und ein Händler koalinfti. Alle Angeklagten sind vor- erhielten sie Teilsummen zurüd. Frau Wunsch übertrug ihnen das Eigentumsrecht auf Autos, die ihr nicht gehörten, auf Rennpferde in bestraft. Karishorst, die Frau Specht gehörten, mietete bald da, bald dort einen Laden und spiegelte gutgehenden Geschäftsgang vor. Angeflagte Koalinfti meinte, Frau Wunsch sei einfach von der Sucht, Läden zu mieten, beseffen; er habe sie sogar in ein Irrenhaus fteden wollen. Aber er selbst und die beiden anderen Angeklagten halfen Frau Wunsch bei ihren Geschäften". Ja, machten auch selbst welche. Auch sie gaben Inserate auf, suchten Teilhaber für Engros Kartoffelhandlungen, waren aber weniger bescheiden als Frau Wunsch, unter 3000 Mart machten sie es in der Regel überhaupt nicht; und zahlten natürlich den Betragenen keinen Pfennig zurüd. Es waren nicht bloß die Teilhaber", an denen die Angeklagten verdienten; sie erschwindelten sich auch in anderer Beise Geld. Da laufte z. B. Frau Wunsch eine Ledergarnitur, ein anderes Mal eine Badeneinrichtung für 3000 Mart, dann wieder einen Opelwagen, für den fie nur eine ganz geringe Summe an­zahlte, Automobile kauften auch die anderen Angeklagten. In einent Falle ging der Wagen faputt, bevor noch die Garage erreicht war; trotzdem murde er für 2000 Mart weiterverkauft. Wo blieb aber tas viele Geld? Frau Wunsch hatte von den vielen Schwindeleien legten Endes doch nichts. In ihrer Sucht, Läden einzurichten, stedie sie einen Teil des erschwindelten Geldes in das Geschäft das feins war, und befriedigte mit einem anderen Teil die vorher Betrogenen. Die Berhandlung geht ain Dienstag weiter. Zur Anflage stehen 31 Fälle. Es wird nicht uninteressant sein, sich die Teilhaber näher anzusehen.

ausschuß für sozialistische Bildungsarbeit, Berlin  SB. 68, Lindenstraße 3, in Berbindung. Sie haben Gelegenheit, ohne übermäßige Kosten mit Gesinnungsgenossen die Welt zu

fehen.

Deutschland   nicht beschimpft. Beleidigungsprozeß eines holländischen Gängers. Nationale und nationalsozialistische Zeitungen operieren gerne, um einen Nachweis für den Haß des Auslandes gegen Deutschland  zu haben, mit angeblich abfälligen oder gar gehäffigen Bemerkungen und Urteilen an Ausländern über Deutschland   und das deutsche   Volk. So wurde seinerzeit von dem holländischen Sänger Willy Thunis behauptet, er habe bei einem Gastspiel in Dresden   die Beschimpfung Deutsche Schweine" gebraucht, worauf gegen den Sänger das Aus­weisungsverfahren eingeleitet worden war. Der Fall fam nunmehr zu einer gerichtlichen Austragung, bei der sich einwandfrei ergab, daß der Sänger die unflätige Beschimpfung nicht gebraucht hatte. Ein Herr, der in einem Kaffeehause die Zeltungsnotiz über Thunis' Ausweisung las und sich über den Sänger abfällig äußerte, wurde von Thunis wegen Beleidigung pertlagt Thunis erbot sich, den Beweis zu erbringen, daß er niemals die obenerwähnte Beschimpfung gebraucht habe. Es wurden daher Per fonen als Zeugen vernommen, die sich in der Garderobe Thunis in Dresden  , wo das Schimpfwort gefallen sein sollte, aufgehalten hatten. Die beiben Garberobiere und der Friseur gaben an, daß Thunis nach einem Autozusammen stoß fehrerregt in die Garderobe gekommen sei und geschimpft habe. Sie hörten wohl Worte wie Schweinerei" und Deutschland  ", aber thren Zusammenhang und den Sinn der Aeußerung konnten die Zeugen nicht angeben. Klagevertreter Dr. Frey erklärte, daß man diesen Perfonen getrennte eidesstattliche Versicherungen abgenommen und diese dann zu einer einzigen eidesstattlichen Bersicherung zusammengezogen habe. Auf dieser Grundlage sei die Ausweisung Thunis eingeleitet worden.

Es fam ein Bergleich zustande, in dem Thunis erflärte, daß land geschimpft habe. Auch der Beklagte erklärte, daß er Thunis er nur auf die Berkehrszustände in Dresden  , nie aber über Deutsch­nicht habe beleidigen wollen.

Notlandung an der Holland  - Grenze.

Unglücksfall des Amfterdam- Hannover- Flugzeuges.

Das Flugzeug D 1353 der Strede Amsterdam  - han 15.15 Uhr zwischen Oldenzaal   und Amelo etwa zehn kilometer von nover, Typ Rohrbach- Roland, mußte gestern nachmittag gegen der Grenze entfernt auf holländischem Gebiet eine Landung vor­wahrnahm. Die Landung auf einer Wiefe ging glatt ponstatten. nehmen, da der Flugzeugführer eine Beschädigung des rechten Motors während das Flugzeug felbft später durch Brand zerstört wurde, blieben Fahrgäste und Besatzung völlig unverletzt.

21 Staaten auf der Bauausstellung. Die Auslandsbeschickung der im Rahmen der Deutschen Bauausstellung stattfindenden Internationalen Ausstellung für Städtebau und Wohnungswesen ist nunmehr endgültig aus 21 Staaten gesichert. Es werden vertreten sein: Australien  ... China   mit Gr. Shanghai, Dänemark  , England, Estland  , Finnland  , Frankreich   mit Baris, Holland  , Indien   mit New Delhi, Italien  , Jugoslawien  , Lettland   mit Riga  , Norwegen   mit Oslo  , Desterreich, Balästina, Bolen mit Warschau  , Rußland  ( UdSSR  .), Schweiz  , Tschechoslomakei, Ungarn  , Bereinigte Staaten von Nordamerika  . Entsprechend dieser regen Beteiligung ist auch mit einem ft arfen Auslandsbesuch zur Deutschen   Bauausstellung Berlin   zu rechnen.

Seinen 75. Geburtstag begeht am 9. März Genosse Ferdinand Ehringshausen, Frankfurter Auce 26.

Vielleicht steht die Welt überhaupt still; hat teine Lust| die dieser einen nachfolgen müssen, also wird der Regen nicht mehr, meiter durch den Raum zu rollen, ist stehen geblieben herankommen fönnen? Vielleicht aber ist da oben Wind, unter einem Himmel, dessen wolfenlose Bläue ihr gefällt, da, wo die Wolke ist? und steht nun da seit Wochen, und es ist immer derselbe Himmel, den man Morgen für Morgen sieht? Vielleicht wird sie nie mehr weiterwandern und nie mehr Spargel wachsen lassen und nie mehr Durst und Hunger weden und man wird tot sein, und es hat alles feinen 3wed gehabt, feinen Zwed und feinen Sinn, alles nicht... und es ist so piel gewesen...

Mitte mai muß man versuchen, selbst für ein Bruchteil der Feuchte zu sorgen, die der Himmel nicht gibt. Bapendieck gießt aus Kannen fleine Ströme von Waffer zwischen die hügel; es läuft ab vom trodenen Sand und erreicht die Wurzel nicht. Korns ziehen Rillen neben den Pflanzen hin und laffen das Wasser langsam hineinlaufen; das durch ficert den Boden, in dem fein Dung vertorft ist wie in dem Papendiecks, und hilft etwas; aber es ist fein Regen. Wenn fie manchmal nachgraben, dann sehen sie, daß der Spargel wenige Zentimeter unter der Oberfläche steht und wartet, und schon da unten sind die Köpfe blau, und blauföpfigen Spargel fauft man nicht gern in Deutschland  , und man wird feine gut bezahlte erste Sorte haben... und es ist mehr als Geſte, wenn Andreas die langen, hohlgeschliffenen Spargel messer ansieht und Luisen zeigt und sagt: Spargel werden wir wohl nicht damit schneiden; aber... Und wenn sie erschrickt: Aber selbst dazu ist es zu heiß."

Nur deswegen; nur des Schweigens wegen, das ringsum ist, und des Todes wegen, der ringsum schleicht, und der Hoffnungen wegen, die er ringsum würgt; nur um der Größe der Tatsachen willen, die sie zu verkünden hat, klingt Luisens Stimme so schrill, als sie eines Morgens ruft: ,, Eine Wolke!

So laut hat fie geschrien, daß es Papendied und Lene gehört haben, die auf ihrem Felde haden, und daß Andreas mürrisch sagt: Brüll doch nicht so! Du machst ja das ganze Land rebellisch!" Sie schnauzen fich viel an in diefen Tagen; trockene Gaumen schimpfen viel.

Aber Luises Zeigefinger meist nach Westen; und er zittert, zittert heftig. Ein winziger Tell eines meißen   Kreis­bogens schneidet in die fahle Bläue des Horizonts. Es tönnte mohl eine Wolte sein...

Sie bleiben alle stehen, halten inne in ihrer Arbeit, haben die Hände über die Augen gelegt und sehen nach eften. Ihre Gedanken fiebern. Es muß ja eine Wolfe sein. Was soll sonft für ein weißes Etwas am Horizonte stehen? Aber es ist doch kein Wind? Also werden die Wolken,

Ganz, ganz langsam wird sie breiter, die Helle am. Horizont, höher, dichter; gewinnt Form, runde, geballte, fräftige Wolfenform, fieht aus wie eine nervige Hand, die ihre Finger in die blaue Himmelsseide frallt; gewiß, um fie aufzureißen, ein Loch hineinzureißen; und durch das Loch wird Regen fallen, Regen...

Sie arbeiten alle nicht gut an diesem Morgen. Sie haben alle Augenschmerzen vom Blicken zum Himmel. Sie warten alle auf die vielen, weißen, schönen, lieben Wolfen­kameraden, die dieser einen folgen werden. Weiten Abstand halten die freilich; zur Mittagszeit steht die eine fast sentrecht über ihnen, dicht neben der Sonne, so daß man nicht nach ihr blicken kann; aber am Horizont ist es noch immer blau. Sie fagen sich gegenseitig, daß dies gleichgültig ist; eine einzige Wolfe, das gibts einfach nicht. Ob die ganze Schar eine Stunde früher erscheint oder später: darauf kommt es nicht mehr an. Nun nicht mehr. Sie gehen zum Mittagessen, und es schmeckt ihnen nicht.

Als sie zurückkommen, fönnen sie die Wolfe wieder sehen. Sie hat ihre Form auch nicht um ein weniges verändert; fie ist immer noch die fräftige, gebellte Faust; sie ist immer noch sehr schön, und sie ist immer noch allein...

Die Menschen unten ducken sich tief über das Unkraut; die Wolkenfaust ist über ihnen, im Often, wie eine Drohung; heute morgen, als sie im Westen stand, war sie ein Versprechen.

Die Haden tiden ihre Gefunden weiter. Der Sand schwelt vor Hize. Der Schweiß beißt in die Augen. Der See unten ist eine Scheibe Blei. Die Kiefern sind wie aus Stein gebaut. Die Herzen perdorren.

Bald nach der Sonne geht auch die Wolfe unter. Sie ist legt ganz rot, es ist, als ob Blut durch ihre blaffen Finger fließt, Blut durch eine weiße Seiche Ueber dem öftlichen Horizont liegt fie noch eine turze 3eit als fleines Stüd eines Kreisbogens, mie sie heute morgen im Westen gelegen hat. Sie ist ein Wesen, das an den Himmel gehört. Sie ist von Horizont zu Horizont gewandert und ist im Zenit der Sonne begegnet und ist allein geblieben. Mit den Menschen da unten hat sie nichts zu tun.

Und die Menschen unten gehen nach Haus, gebeugt unter ihren leichten Haden. Ihre Köpfe dröhnen. Ihr Hunger ist sehr flein. Denn ihre Not ist sehr groß; fie hockt schon in ihren Mägen, und es wird ihnen übel. Luise Korn erbricht.

( Fortlegung folgt.)