Nr. 4�3» 4S. Jahrgang Sonnias, S. MSrz lyZil
Utax 3>oriu:
Tuchfabrik Providentia
Wo sind wir? In Südomeriüa. An der Westküste. Valparaiso . Chile . Mehr landeinwärts, den Anden zu. Wo sind wir jetzl? Heber Santiago — über Chiles Hauptstadt. Wir sitzen auf der freundlichen Banl, wir ruhen— am Cerro Santa Lucio, der ist ein schwarzer Porphyrhügel, über und über bunt von der blühenden Kapuziner - kresse, der Berg Santa Lucia ragt steil aus dem grauen und weißen Häusermeer von Santiago de Chile heraus. Ringsher sehen wir Berge. Ueber uns fliegen weiße Wolken auf blau, von Süd nach Nord. Mitten durch die Stadt hin schäumt der Fluß Mapocho, grün und silbern, der Mapocho— das lustige Kind der hohen Anden. Schaut osthin—< da seht ihr die gewaltigen Anden, vergletschertes Hochgebirge, bis zu 7000 Metern Höhe. Drüben liegt Argentinien . Im Süden schmaucht der Vulkan Maipo . Ho, droben in der glasigen Lust schweben zwei Adier, ihr kühner Schrei: Freiheit! Hier kommt Besuch, zu unserer Bank. Mutter und Kind. Ei. bitte sehr, nehmen Sie nur Platz. Sie ist jung, sie ist schön, die Mutter, sie ist braun und gelb und schwarz, ebenso ihr Kind, beide sind Mischblut— indianisch�paniolisch. Sie säugt ihr Kind, die Sonne wärmt ihren Busen— es ist alles so natürlich, so setbst- verständlich, seinem Kinde Nahrung zu geben. Das Kind lächelt, es ist satt, die Mutter lächelt— sie wirft uns einen stolzen und glück- lichen Blick zu. Wir verstehen uns— von Herz zu Herz quillt«in« warme Welle— schnell sind wir im Gespräch miteinander— sie heißt Maria Arauko, sie ist Weberin, drüben, sie zeigt mit der schmalen Hand— drüben liegt die Tuchfabrik Providenzia, in Santiago -Ost— dort arbeitet sie, seit acht Jahren, am Webstuhl. Mit vierzehn Jahren kam sie nach Santiago , aus den Bergen, aus den Anden— Äi« Eltern selber brachten sie her. Die Eltern sind Bauern, sie haben einen Weinberg und Ziegen und Schase. Daheim sind noch neun Geschwister. All« Monat schickte die Weberin Maria Arauka den Eltern ein wenig Geld— die vielen Kinder, alle wollen essen. Ein herber Zug legt sich um Marias rot« Lippen— jetzt werde ich kein Geld mehr schicken können— das Herbe um die Lippen wird plötzlich sanft und süß— jetzt habe ich für den hier zu sorgen, für ihn, meine Blume, meine Orange, meinen Goldstein— den Jcsos, Jssos, Iesos. Und sie hält thn mit beiden Händen von sich— den Leinen braunen Burschen, und sie schüttelt rhu vor Liebe— und reißt lhn an ihr Herz— und sie bedeckt sein Antlitz mit Küsten— und um uns her schaukeln weiße und rote und blaue und gelbe Folter, ein bunter Vogel singt im Mimosensttauch— da ist soviel Glück und Sonne und Liebe um uns her— am Berge Santa Lucia, über ber großen Stadt Santiago de Chile . Maria Arauka, die Weberin aus der Tuchfabrik Providenzia, sie fetzt sich näher zu uns. auf der Ruhebank— wir sind schon innig« Freund«,«eil wir ihr Kind lift>en, den kleinen Weberjung«» Iesos. Maria öffnet«m ledernes Handtäschchen, da heraus holt sie ein rotes Samtetui, es springt ans— horrijeh, da liegt ju n« goldene ll!>r drin,«ine ganz groß« golden« Herrenuhr. Unsere Augen werden spitz und fragend—. Ja, sagt Maria, dan Iesos gehört diese Uhr— heut« habe ich sie betoinmen, aus dem Rathaus von Santiago . Maria nmune ihre silberne Brosche vom Hatse. mit deren Nadel fährt sie unter den Hinteren Decket der goldenen Uhr— knips, der Deckel ipringt aus-- und wir lesen, staunend, überrascht— dieses steht cerovierr aus Gofc;»Don 600000. Einwohner von Sontioga. Ge- lauft ol«„Mos". In der Jesuttenkirch«. Anno 1031." Vor Erregung find wir aufgesprungen, Maria Arauko. wir gratulieren dir von ganzem Herzen, Glückauf zu deinem Kinde, dem ftOO 000. Bürger von Santiago de(Chile . Maria wird so ganz stolz, hohe Multerwurde strahlt aus ihr— fa, er ist nun sechs Monate alt, sein Vater— a«h er hat keinen Batcr, er ist cm Freche itskmd,
ein Kind der Liebe ist er— drum habe ich chn Iesos geheißen. Haa, mein Herzchen, mein Stern, mein Diamant— Küste, Küste, Kussel Wir sitzen wieder, in der Sonne, wir schauen auf Santiago hinab— hier kommt noch Besuch, ein Arbeiter, müde, mit großen Händen, gleich den unseren— er sagt: Tag, Maria, er gibt Maria die Hand, er küßt den Iesos auf die Stirne— er blinzelt mit feurigem Auge zu uns herüber— Maria deutet, auf uns weisend, die da sind meine Freunde, eben gewonnen, sie lieben meinen Iesos. — Sooo, dann sollt ihr auch Freunde von nur sein, ich heiße Nando, ich bin Marios Kollege, ich bin Weber, von drüben, aus der Tuch- fobrik Providenzia, ich Hab's hier— er legt feine lcis zitternd« Hand flach auf die Brust, die Brust sollt und steigt scharf— wir verstehen, Nando ist lungenkrank. Cr setzt sich zu uns. Wir schweigen — alle fühlen wir plötzlich dos Leid, lungenkrank, die Tuchfabrik. Oellust,- Staub, Hitze. Täglich neu» Stunden gefangen, hinter den Gittern der Fabriktvre— nur eine Nummer, eine Nummer von tausend Numniern— aber eine fleißige Biene, Zelle füllt sich um Zelle, goldener Honig, die Wabe der Tuchfabrik Providenzia, hu— die dicken Drchnen kommen über den goldenen Honig— Bienchen wird krank, er hustet hohl, der Weber Nando aus Providenzia. Wind umweht uns, warmer Südwind, Februar, Hochsommer in Chile . Bunte Kapuzinerblüten, schwarzer Porphyrfels, unten rauscht und braust die Stadt. Da ist Leben und Bewegung in Nando ge- kommen— mit seiner mageren gelben Hand deutet er aus die Stadt hinab, er sagt: doppelt ist sie, die Stadt Santiago . Obendrauf die Senoren, die Reichen— unten die Rotos, die Proleten, das Volk. Do, im Osten von Santiago , da schmauchen di« Fabriken, Textit- sobriken, Maschinenfabriken, Lederfabriken, Mühlsn, Brauereien. Im Osten von Santiago wird Santiagos Gold! Aber wir haben nichts davon, wir Rotos, wir Plebejer— und so wie bei uns, so ist es überall in der Welt— bis einmal ein neuer Revolteur kommt, ein neuer Iesos, dieser hier— der wird's vielleicht fein? Und fein« Finger streichen sanft über die Stirne von Marias schlafendem Kinde. Marias Blick wird ganz weit und fern— sieht sie die Zu- kunft? Sie ist religiös erzogen, sie weiß von dem versprochenen Tausendjährigen Reich, aus der Bibel, von der Offenbarung Jo- hannis weiß sie—. Aber der andere, der Nando, der schwindsüchtige Weder-» der weiß auch von einer Offenbarung, von der Offen- barung wirtschaftlicher Verknüpfungen und Gesetze— er weiß vom Ausbau der menschlichen Gesellschaft, er ist Sozialist— seine Offenbarung ist das kommende Zeitalter der sozialen Gesellschast. Er hustet, hohl, er selbst wird die neue Zeit nicht mehr erleben— aber er wirbt für sie, er wirbt für die soziales Ideen, er ist Mitglied der freien Gewerkschaft— er hat mitgeholfen, die Belegschaft der Tuch- fabrit Providenzia zu organisieren. Der Sozialismus ist die Er- Weiterung des christlichen Gedankens— der Sozialismus ist Religion, übersetzt in Wirtschaft und Staatssovm! Unten zwitschert die Stadt, Santiago de Chile . Die Aoenida Higgins herauf und herab fahren sechs Rechen von Automobilen, nebeneinander. Auf der Plaza de Arma» läutet die Kathedrale, der Erzbischof ladet zur Messe. In reichen Loden taufen schöne Kre- olmneu Juwelen für ihr tisch laues Haar. AS er in Sankiago-Ost, da grollen und Ichmauchsn die hundert Fabriken. Ueber der doppelten Stadt, über der satten Stadt und über der Arbeitsstadt sitzt Mutter Maria Arauka, chren Iesos am Schöße, eben ist er aufgewacht— er blinzelt zur Sonne, Maria hebt ihn hoch. Antlitz nach vorne— da streckt dos Kindlein beide Händchen über die Stadt, er greift, er greift— kleiner Iesos aus der Tuchfabrik Providenzia, wirst du dereinst die Stadt Sauriaga für die soziale Idee erobern? Im Mimosenstrauch singt das bunte Löglein.
Oswald Weimer:
Irrfahrten des toten ZPaganini
Sin Opfer des Aberglaubens
Nie«och hat sich die Legende eurem Künstler so sehr an die Fersen geheftet, wie dies bei Nicola Paganini , dem Hexen- meister der Violin «, der Fall war. Er stand buchstäblich im Rufe der Sotanität und die Geschichten, die man sich von ihm erzählt, klingen wie herübergeholt aus dem finstersten Mittelaller. Charak- teristifch hierfür möge die Mittellung eines damaligen Leipziger Blattes sein. Wie dort ein„Augenzeuge" zu berichten wußte, seien den Pferden, mit denen Paganini nach einem seiner Konzerle heim- fuhr, aus Nüstern und Augen Flammenblitze entstiegen. Was aber noch schlimmer und beklemmeuder: Seine Karosse— an der Seite Poganinis habe eine totenbleiche, unirdisch aussehende Dame ge- sessen— habe den Weg durch eitie Reihe von Gähchcn genommen, deren Schmalheit jedwedes Befahren ausschloß. Es müsse also Teufclswerk gewesen sein, Zauber des Satans, dem sich der unhcim- liche Welsche verschrieben habe. Diese wüste Lezenbeubildung verstummte auch nicht, als Pa- ganin i, dahingerafft von Kehlkopftuberkulos«. am 27. Mai MO In Nizza starb. Die Kunde hiervon verbreitet« sich unter der Bevölkerung wie ein Lauffeuer und zeitigte sofort allerhand Verleumdungen, darunter die, er habe die Tröstungen der Religion in zynischer Weise zurückgewiesen. Daß diese Darstellung unrichtig ist, hoben die Forschungsergebnisse längst klargestellt. Tatsache von allem Gerede bleibt� nur, daß Paganini , dessen Kehlkopf schon vollkommen zerstört war. öie letzte Wegzehrung nicht mehr zu sich nehmen konnte und sie daher aus dem Munde wieder fallen ließ. Dieser Sachverhalt war aber genügend, um das Volk von Nizza in höchste Erregung zu versetzen. Man strengte ein hochnotpeinliches Verfahren an, dessen Schlußergebnis dann war, daß man dem Toten die Bestattung aus dem Ortsfriedhos verweigerte. Der embalfamierte Leichnam kam also in das Nizzaer Krankenhaus. Vergeblich unternalyn indessen der Sohn Poganinis, Achillk, alle mbgüchcii Schritte, um eure Aufhebung des Verbotes zu er- wirken. Seine Vorstellungen und Bitten stießen auf taube Ohre». Hier geschah es nun. daß die Pogamni-Psychose«ine ganze Menge von Personen erfaßte, sowohl Kranke, wie auch Pflegerinnen und Aerzte. Die einen behaupteten, man hör« fed « Nacht aus dem Tctenzimmer furchtbare Schmerzensschreie, andere wieder, sie hätten dort Dämonen gesehen, die unter entsetzlichem Lachen rund lim den Sarg einen wilden Tanz aufführten. Und nochmals kam ganz'Nizza in Aufruhr. Die Behörde stand anfangs dem ratlos gegenüber, entschied sich aber zuletzt, die Leiche Poganinis in das Lazarett von Villafranca, einer unweit gelegenen Ortschaft, zu überführen und die Wersmig des Papstes«bzumarten, an den{Ich der Sohn des Künstlers gewendet hatte.
Aber auch in Villafranca sollte der Verfemte nickst Gnade finden: man scheut« sich, seinen Leichnam in das Innere des Hospitals zu schaffen und stellte ihn daher an den Strand, dicht bei der Mündung eines Baches, der den Abfluß einer nahe befindlichen Oelpreffe mit sich führt«. Mehr als einen Monat lag hier der Sarg Poganinis, über und über mit den öligen Ausscheidungen bedeckt und änzstlich gemieden von den Insassen des Lazaretts. Als aber noch immer die päpstliche Entscheidmrg nicht da war, rasften sich einige Bewunderer Poganinis zur Selbsthilfe aus und beschlossen, einverständlich mft dem Sohne des Meisters, den großen Toten zu begraben. Es waren sechs: Graf Cessoles, Graf Garin de Cocconato, Graf Pierla, der Maler Felix Ziem Uiid Alexis de Saint-Mary. In einer finsteren Nacht begaben sie sich in einer Barke zum Lazarett, legten den Sarg Poganinis auf eine mitgc- brachte Tragbahre und führten ihn bei Fackelschein zu der Landzunge Saint-Iean, dem damaligen Privatbesitz des Grasen Cessoles. Hier hotten die Behörden nichrs mehr zu sogen, und der so viel Verehrte, aber auch nicht weniger Gehaßte, konnte endlich Ruhe finden. Doch nickst für lang«. Nach drei Iahren wurde er exhumiert, denn der Sohn Poganinis wünschte, seinen Vater in die Heimat zu bringen und dort auf geweihtem Boden zu bestatten. Aber auch dieses Borhaben sollte anfangs durchkreuzt werden. Als der Kutter. der die sterblichen Ueberresie an Bord hatte, nach Genua kam, wurde ihm wegen der dort herrschenden Eholcro die Zlusschisfung des Leichnams verweigert. Und so nnißte Paganini weiterfahren, zuerst nach Marseille und von hier nach Cannes , wo ihn schließlich der Kapitän des Fahrzeuges auf der kleinen, Cannes benachbarten Insel Saint-Honorc in dem dortigen Zisterzrenserkl oster absetzte. Erst etliche Monate später, als die Cholera erloschen war, wurde Paganini noch Genua übergeführt und kurz darauf in seine bei Parma gelegene Villa. Mit päpstlicher Erlaubnis erfolgt« dann die Beisetzung in der Kirche„Delle Steccata". Für immer? Nein. 1876 errichtete ihm der Sohn auf dem Friedhof von Parma eine monumentale Grabställ« und der ruhe- los« Geigertönig mußt« nochmals wandern. Aber siebzehn Jahr« später wurde auch diese Gruft geöffnet diesmal von dem Prager Violinisten Ondricek, dem man die Auszeichnung gewährte, den großen Meister zu sehen. Der einbalsamierte Körper wurde da neu bekleidet und man legte ihm unter dos Haupt ein Polster. Seither ruht Paganini in Frieden, möge auch die Legende hier- von nichts wissen wollen. Denn noch immer, so heißt es im Volk«, spukt sein Geist auf dem Parmeser Friedhof und man hyrt dort «in phantastisches Geigenspiel, wenn die Herbstftürme durch die ZypreFen brausen...
Briefe?
Ton Qerhari Sterrmann fttofiar Kleineres Abfütterung slskal im Zentrum Berlins . Schäbige Tapeten, unfveundliche Kellner—, wie das schon so ist wenn die Ratton nur fünfzig Pfennig« kostet und mithin die Einkünfte der Bedienenden gering sind: dazu jener schwammig- warmseuchte Ge- ruch, der aus dem Gemisch vielen Essens und vieler Esser entsteht Die da ihre Erbsensuppe, ihren Klops, ihr« Bohnen hinunter- schlingen, sind Acheiter, Kommis, Vertreter, alle ärmlich, alle eilig, alle stumm, weil keine Zeit bleibt zmn Schwatzen. Plötzlich eine laute Stimme—, nein, eigentlich ist sie gar nicht kaut, sie spricht sogar leise, aber mit so scharfem Ton, daß all« Köpfe sich ihr zuwenden:„Jedenfalls sage ich dir, daß ich nicht für dich zahle." Es ist ein junger Mann von vielleicht zwanzig Jahren, der da» in jenem Tonfall bringt, den im Film, und nur dort, vornehme Leute bei Ehrenhändeln anzuwenden pflegen: und es ist ein etwas jüngeres, blasse-, vollippiges Mädchen, das erregt antwortet:„Das werden wir sehen." Der Jüngling, der Erscheinung nach abgebauter Verkäufer, fetzt sich, vertieft sich in die Speisentart«, tut so, als seh« er nicht, daß ihm gegenüber sich auch das Mädchen gesetzt hat; als der Kellner kommt, sagt er kurz:„Grüne Bohnen." Da ergänzt sie:„Zweimol." Der Kellner läuft schnell weg,«r hat viel zu tun, et hört wohl nicht mehr, daß er ihr zuruft:„Nochmal: ich zahle nicht!" Jetzt legt sie los, laut genug, daß die Umsitzenden dies und jenes verstehen können: Lump du, o du infamer Lump, du hast mir mein« Handtasche geklaut, wo mein Geld drin war, jawohl, fa einer bist du, man kann gar nicht sich mit dir sehen lassen." „Mso. dann geh' doch." „Ich soll wohl hungern, weil du«in Handtasche uräub-r bist, hö? Nee. mein Essen sollst du schon bezahlen, das noch, nachher zeig« ich dich an." Der Kellner bringt di« beiden Portionen. Di« erste steht kaum. vor dem Mädchen, da ist es auch schon mit dem Löffel hinein-. gefahren und hat einen großen Bissen hinunter. Nun aber wendet sich der junge Mann an den Kellner und sagt ihm vernehmlich: „Ich mache Sie daraus aufmerksam, Herr Ober, daß die Dame kein Geld hat." Dabei spricht er das Wort„Dame" als Schimpf'. wort aus. Der Kellner ist Hilst os oder hat bei aller UnfreuniMchkeft ein wenig Herzenstakt: also hält er diese Auslassung für eine Unüber- legt heil, die man übergehen muß, und geht wortlos weg. „Du wirst schon sehen, daß sie dich nachlzer festhalten, wenn du ohne Bezahlung wegläufst!" zischt er sie an. „Und ich werde sehe», daß du bezahlst, du Weiberschänder, du Lump infamer..." Sie verbrettet sich über seine ganze Famttie, die viel zu ordinär fei, um sich mit chr einzulassen: während sie schimpft, treibt der Haß das bißchen Hübschheit aus ihrem arm- seligen Skrofelgesicht, man glaubt in der Zwanzigjährigen die künftige Megäre zu sehen: wie alrer er antwortet, ist er in seiner gemachten, feigen Ueberlegeichett nicht sympathischer:«r sogt etwas von Hysterie.... Da ist sie mit ihrem Eisen fertig, steht rasch auf irnd geht hin- ovs. Tltr junge Mann ruft durchs Lokal:„Herr Ober ich zahl« nicht für die Dame!" Aber che der Kellner«inen Entschluß gesaßt hat. ist sie weg. Der Kavalier zuckt dl« Achseln:„Ich habe es Ihnen schon vorhin gesagt." Auch der Kellner zuckt die Achseln: „Allerdings", und streicht mit bitterer Miene und als das Opfer des Vorgangs die sünfuirdfünszig Pfennige für die eine Portion ein. Nun geht auch der Jüngling. Dem folg« ich sofort. Was ich feststellen will, was mir während des Streites bald sicher, bald unmöglich schien, was zu der Echtheit des Hasses, der ans beiden sprach, in schroffem Gegensatz steht und doch der Tatsache ollein einen vernünftigen Sinn geben kann, trat «in: drei Straßenecke» weiter treffen boide zusammen.... Trick! Nun gehen sse nebeneinander die lärmende Straß« eittlang, zwei Gesättigte, und ich könnt« mich zufrisdeirgeben: aber es fällt mir auf, daß sie so wortlos, so verbtttert nebeneinander hergehe». Etwas ist da nicht ganz so einfach, wie es jetzt aussicht. Ich spreche die beideq an. Sie fangen gleich an zu zittern—, zwei Ertappte. Ich beute ihre Furcht nicht aus: aber ich wecke ihre Redelust: dos ist nicht schwer, sonderlich nicht bei ihr. „Es ist alles wahr", sagt sie,„er hat nur die Tasche geklaut und das Geld, ich zeige chn noch an, wenn du auch mit den Achseln zuckst, jawohl, ich tu's noch.... Wann das war? Vor vierzehn Tagen, gerade als wir essen gehen wollten: und da bin ich hinter ihm her in ein Lokal gegangen, und da ist alles gewesen wie heute, bloß damals zufällig. wirNich und wahrhastig zufällig. Und ich hasse ihn mich noch heut«, den Lumpen." „Und ich dich", sagt«r. „Höhö, was das mir schon macht! Und ich schunpse auch rächt nur beim Essen, das müssen Sie nicht glauben, und nicht nur dcs Essens wegen, und ich möchte mn liebsten weit weg von ihm sein, ihn gar nicht mehr sehen, dos Luder.... Aber wie wir am näch- sten Tag wieder Hunger hatten und kein Geld, und wie wir so an einem anderen Lokal vorbeikamen.... wir lzoden uns gar nicht" vorher verständigt, wir sind gleich reingegangen, und es kam wieder so... und das war vor vierzehn Tagen, und nun ist das ünnicr so, wir nehmen Kloß Lokale, wo alles ganz billig ist, und wo sich's nicht lohnt die Sache zu uittersuchen, es ist immer gegangen bis- her.. wir können uns nicht riechen, aber wir haben doch Hunger." Dann sehe ich sie weitergehen, di« graue, häßlicbe, unerbittliche Straße enthong, aneinander gekettet durch die Möglichkeit für fünfzig Pfennige zwei Portionen schlechtes Essen zu kriegen an Stelle von einer.... Der Hunger, hat mal jemand gejagt, ist stärker als di« Liebe: aber das genügt nicht: der Hunger, dos lehren diese beiden, ist sogar stärker als der Haß. Trick...? b Die Riesenbäume Holisorniens kommen fetten in reinen Bc- ständen vor, sondern meist in Gesellschaft mit mehreren anderen Baumarten. Ein Baum von normaler Größe ist 7.Z bis 80 Meter hoch. Die höchsten Bäume erreichen ein« Größe von 00 bis 110 Meter mit einem Stanundurchschnitt von 7 bis 15 Meter. Die Bäume werden sehr alt. Man nimmt für die höchsten Crem- plane ein Alter von 4000 bis 5000 Iahren an Die meisten dieser Baumriesen sind leider gefällt worden. Teile der Stämme werben in einigen Müssen der Vereinigten Staaten aufb wahft. Di« meisten lebende» Bäume sind kaum 3000 Iadre alt Exemp'ar« mit einem Durchschnitt von 3 bis 5 Metern sckätzt man aus 1800 bis 2300 Jahre. In der Jugend wachsen die«tämme py-amiNm. förmig und sind unten am Boden mit kurzen Zweigen v-rsehm. Sie sind dann sehr schön. Da die Bäume nickt zu dicht steh:», be- ballen sie diese Form bis zu etwa 300 Iahren bei. dann ver. schwinden die Zweige in der Regel, und ältere Stämme sind bi» zu einer Höhe von 23 bis 30 Meter ganz kahl.