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Vellage Dienstag, 10. Marz 1931
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DasHans Rottes** Bodelschwinghs Werk in Bethel  
In einem Tale des Teutoburger Waldes  , nal)« den roten Industriestädten, zwischen katholischen Landstrichen und Ort- jchaften, die noch an altgermanisch  -heidnischen Gebräuchen sesthalten. liegt ein Gebiet evangelischer Gesinnung. Zwischen der Leinestadt Bielefeld  , dem alten Bischofssitz Paderborn   und Lippe  -Detmold.einer wunderschönen Stadt, darinnen ein Soldat', baute Friedrich von Bodelschwingh   Bethel  , das aus Gottes'. Um das Heim für vier Epileptiker von 1867 schuf er in 46 Jahren die Stadt der fast 10 000 Fallsüchtigen jeder Art. Der Geburtstag dieses Friedrich von Bodelschwingh   jährte sich in diesen Tagen zum hundertsten Male, Anlaß für Presie, Rundfunk und Behörden, sein Werk seiern zu lassen: Anlaß auch für uns. kritisch von ihm zu berichten. Denn wir würden Unrecht tun, wenn wir denen, die aus anderem Lager kommen, die Redlichkeit ihrer Gesinnung und die Hingabe ihres Dienstes absprechen würden: wir müssen die Wurzeln für ihr Werden suchen und aus dessen Kenntnis das Recht nehmen, unser Wollen und unsere Arbeit dagegen zu setzen. Bodelschwingh war der Sohn einer Mutter, deren Urahn Arnieus von Diest im Jahre 1200 als Freund der Tiere, Kinder und Kranken heilig gesprochen wurde. Er war der Nachkomme zweier im 16. Jahrhundert für ihren protestantischen Glauben auf dem Scheiterhausen verbrannten und im Sack er- tränkten Pfarrer. Sein Vater war preußischer Minister. Er selbst war als junger Mensch Hauer im Bergwerk und Landarbeiter, studierte Physik, Botanik, Geschichte und Philosophie, war Jurist und nahm endlich eine Stelle als Landwirt an. Bis in den Vierund- zwanzigjährigen eine Erkenntnis einschlug, ein zufällig gelesenes Kinder-Misstons-Traktot ihn so packte, daß er umsattelte, Missionar werden wollte. Dieser Umschwung, diese Auslösung einer inneren Bereitschaft durch den Zufall ist vielleicht nur mit der aus unserer Zeit bekannten Entwicklung des Goethe-Preisträgers Dr. Albert Schweitzer   vergleichbar, der als Theologe und Orgelspieler plötzlich Mediziner wurde, um den Kamps mit der Schlafkrankheit aufzunehmen, um die Bewohner Afrikas   von dieser Seuche zu be- freien. Schweitzers Weg ging vom Geistlichen zum Praktischen, der Friedrich von Bodelschwinghs umgekehrt. Er wurde Pfarrer der deutschen   Gassenkehrer in Paris  . In Deutschland  dann, aus einer Dorspfarr« in Westfalen   trifft es diesen, an Gott und seine Fügungen glaubenden, diesen gottessürchtigen Menschen, daß ihm in zwölf Tagen seine vier Kinder st erben. Er wird.später noch einmal Vater von wieder vier Kindern, wieder drei Knaben und einem Mädchen und es ergibt sich dem Frommen das Leitwort:Nachdem uns Barmherzigkeit widerfahren ist, werden wir nicht müde.' 1872 berust man Bodelschwingh zum Leiter des Hauses der inneren Mission Bethel   bei Bielefeld  , in dem etliche Eplleput�gepslegt wMen. Auf weitem Gelaitbf baut"«""zu'benr ' Krankenhaus. Bethel   die.beiden. Schulhägfer für dj  «. Pfleger,, das� Diakonissen-Mutterhaus Sarepla und das Diakonen-Bruderhaus Nazareth  . Und um diese drei Häuser und für sie entstehen aus über 1400 Morgen Land über 40 Häuser, eine Stadt mit fast 10000 Ein- wohnern. mit Elektrizitäts- und Wasserwerk, Poftamt und Fried- Höfen. Da. sind ältere und ganz moderne Krankenhäuser zur voll. ständigen Ausbildung der Pfleger. Waisen- und Erziehungshäuser. Feierabendhäuser für arbeitsunfähige Schwestern, Heime für Gc- mütsleidende und unheilbar Irre und neben ollem die unzählbaren Häuser für leichtere und schwerere Epilektiter. Diese Nervenkranken, die ein plötzlicher Krampfanfall, eine Bewußtlosigkeit, eine Tobsucht, ein minutenlanges Irre- und Benommensein befällt, das ihnen den Schaum vor den Mund treibt, das Gesicht blaurot werden läßt und in einem gellenden, tierischen Schrei sich ankündigt, sind häufig in den langen Pausen zwischen den einzelnen Anfällen durchaus normal und arbeitsfähig. Ihrer Hilfe gab Bodelschwingh das Wort:Den Arbeitsfähigen Arbeit, den Arbeitsunfähigen Mitleid.' In Bethel arbeiten die leichter kranken Epileptiker in Tischlereien und Schuh- machereien, in Bäckereien, Schlossereien. Schneidereien und Wasch- anstalten, in der Gärtnerei, Sattlerei, Druckerei, Ziegelei m allen Betrieben fast, die eine Stadt von 10000 Einwohnern braucht und hat. Mit ihnen leben und arbeiten Brüder und Schwestern, in jeder Werkstatt und in den Kirchen stehen Ruhebetten für plötzlich Befallene. Die Behörden zahlen für die Epllcptiker(Erwachsene und Kinder, leichter und Schwerkranke ohne Unterschied) einen täglichen Pflegesatz von 2,00 Mark, die tatsächlichen Aus- gaben betrogen 3,50 Mark. Die arbeitsfähigen Epileptiker be- kommen für Ihre stets wechselnde Leistung keinen Lohn und auch kein regelmäßiges Taschengeld, nur hin und wiederkleiner« Belohnungen und Aufmunterungen'. Auch die Pfleger die Diakonissen und die jüngeren, unverheirateten Diatone bekommen keinen Lohn, nur freie Station, Kleidung und ein kleines Taschen- gelb. Für die älteren, verheirateten ist eine Gehaltsskala in Kraft, während die Angestellten und Arbeiter, die im Achtstundentag arbeiten, im Tariflohn stehen. Für die Epileptiker hat Bodelschwingh vor 40 Jahren das«in- geführt, was wir heuteArbeitstherapie' nennen: sie arbeiten. so viel es ihnen möglich ist(sie stehen unter dauernder ärztlicher Kontrolle), für sich, für die ganze Gemeinde und für Gott und das ewig« Leben, in dem die armen Irren nicht mehr arm und nicht mehr irr. in dem diese Letzten hoffen, die Ersten zu sein. Bodcl- schwingh und feine Nachfolger wollen sieaus der Passivität des Leidens zur Aktivität des Reiches Gottes führen' und es ist ihm gelungen und sie sind dabei heiter: am heitersten, wenn sie ihr- Choräle und Posaunenchpre vortragen können. Ich denke, daß wir den Glauben dieser Schwerkranken und vom Tode Ge- zeichneten an das Jenseits, an die besser« Zukunft schlechthin nicht antasten sollen. Eine andere Erklärung ihrer Leiden aufzunehmen, wären sie kaum fähig lassen wir die Toten den Rückwärtigen, wir wallen Politik mit den und für die Lebenden machen.' VUbeu der Hilf« für die Eplleptiker entstanden in Bethel zwei Arbeitsgebiete besonderer Art: die Umschulung erwerb»- loser Jugendlicher aus Moor- und Heidekolonien und die Wanderersürsorge. Jugendliche Erwerbslose au, dem In- dustriegebiet werden zu Landarbeitern ausgebildet und dann zu Tarif- löhnen auf Güter vermutelt, die so oerhindert werden, durch die billigen polnischen Schnitter deutschen   Kräften die Arbeit zu nehmen Das Wandererheim nimmt Landstreicher für kurz« Wochen, unent- a eltlich, auf. damit sie etwas zur Ruhe kommen, läßt sie auf Wunsch
weiterziehen oder oersucht, ihnen seßhafte Berufe zu vermitteln. In der kurzen Zeit seiner Tätigkeit als preußischer Abge- o r d n e t e r hat Bodelschwingh übrigens viel für die gesetzliche Re- gelung der Wanderarmenfürsorge getan Damals auch, als er die Versammlung mitIhr' und die Minister mit..Du' anredet«, sprach er das bedeutsam« Wort:Die Landwirtschast soll nicht so schreien und mehr fürs Landvolk sorgen.' Alle AnstaUen der Stadt Bethel bilden eine Arbeitsgemeinschaft aus landwirtschaftlichem, industriellem und kommerziellem Gebiet. Alles fast wird selbst gewonnen und selbst hergestellt. Zum Unter- halt trägt neben den behördlichen Pslegesätzen und den Erträgnissen aus der Krankenarbeit vor allem derP f e n n i g- D e r e i n' bei, dessen Mitglieder wöchentlich 5 Pfennig beisteuern. Durch die Er- sindung derL r o ck e n sa m m l u n g' wird aus dem Letzten etwas herausgehott. Jeder arbeitet für jeden und alle für die innere Mission. Und hier, wo dieArbeit' sich auf die Gesunden erstreckt, wo die kranken Gläubigen als Boll desGottes der deutschen evangelischen Ehristenheit', als Vorbild fürarme Heidenkinderchen' und zurEr- weckungsbewegung' beitragen sollen, da gibt es für uns nur ein R« i n' und ein D a g e g e n s e i n. Das praktische Christentum der
KJ«Kiu« Notizen Die Versuche, mit Goldpräparaten Tuberkulose der Haut zu heilen, haben sich bewährt. Die in Frage kam- wenden Mittel heißen Aurophos und Lopiom Nach Prof. Wirz in München   sind zur Heilung 25 bis 30 Einspritzungen notwendig. Di« Kur verteilt sich auf 12 bis 15 Wochen, falls Aurophos oerwendet wird; von dem anderen Goldpräparat genügen durchschnittlich schon 13 Einspritzungen. Hier dauert die Kur nur 6(8 Wochen. Di«' Kranken dürfen während der Kur sich weder Nikotin noch Alkohol gestatten. Bei Fieber, Eiweiß im Urin, bei gehäuften Durchfällen darf nicht eingespritzt werden. Die Hauttubertulose in Form des Lupus   ist auch durch Goldpräparate nicht immer beeinflußbar. Pros. Wirz beobachtete übrigens ein Wieberaufflackern der durch Gold geheilten Hauttuberkulosen noch nach 7 Iahren Die Mehrzahl der Bchandetten bleibt bei 1 bis 2 Kuren für viele Jahre gehellt. » Dr. Killian von der Umversitätsklinik in Freiburg   Hot die wichtige Frage der Schmerzbetäubung in der modernen Chirurgie erörtert(Deutsche Medizinische Wochenschrist' 1031. Nr. 7. Er weist darauf hin, daß je nach Umständen und Gepflogenheiten irgendein Verfahren technisch vollendet beherrscht wird und so weit über den zulässigen Umfang hinaus zur Anwendung kommt. So hält er es für einen Fehler, wenn man bei einer Zehemunputation ein« all. gemein« Narkose macht. Hier sei örtliche Betäubng angebracht und völlig ausreichend. Glücklicherweise stehen für ein und dieselbe körper- liche Region mehrer« Verfahren der ärttichen Betäubung zur Per- fügung. Für die Wahl der Betäubung spielt dos Alter de, Patienten eine wichtige Rolle. Die Aethernarkose vsrursachl beim Kinde leicht Vronchitis und Bronchopneumonie. Darauf darf aber nicht geschlossen«erden, d,ß«in Kind stärker empfindlich sei
Stadt Bethel wird durch Wort« ergänzt, die durch dieKinder. gäbe',Licht im D u n k e l'.F ü r Herz und H a u s'. das W e st f ä l i s ch e Sonntagsblatt' und andere Zeitschriften wöchentlich in einer Gesamtaufloge von fast einer Million in die Well gehen. Wir lehnen uns auf gegen das Vorkriegswort Bodelschwinghs, daßin dieser sündigen Well de, Krieg eine une'nt- behrlicheZuchtrut« sei und der sogenannt« ewige Friede ein f o u l i g e r M o r o st, in dem die ganze Völkerwelt unter- gehen müsse'. Wir sind auch durchaus anderer Meinung als der, der sagte, daßein gesundes Volkstum allein aus der Wurzel der Gottesfurcht und des Gollvertrauens' erwachsen könne. Und den Heiden  ', denarmen Schwarzen' dieheilende Barmherzigkeit des Evangeliums' zu verkünden, hallen wir für genau so anmaßend, wie die..Seelenprügel', die statt der anderen die Zucht in den Heimen der Fürsorgekinder aufrecht zu erhallen scheint. Reben diesem, vor dem wir auf der Hut sein müssen, müssen wir die Arbeit Bodelschwinghs anerkennen: den Aufbau einer Stadt für 10 000 Fallsüchtige. Doch wir wissen, daß die Hilfe an den Kranken und für die Gesunden nicht die Arbeit eines einzelnen fein darf, sondern Pflicht der sozialen Gemein-. s ch a f t ist. Gerde WeyU
j gegen ein Rartorttum als etwa der erwachsen« Mensch Bon dem neuen Mittel A o« r t t n gebraucht ein Kind z. B. die doppelle Dost» pro Kilogramm Körpergewicht wie ein alter Mensch, nämlich 0,15 Gramm gegenüber 0,07 Gramm bei alten Leuten. Interessant ist, daß eine G a s n a r k o s e bei der Frau besser wirkt als beim Mann. Fettsucht bedingt fast immer Narkoseschmierigkellen. Killian glaubt den Grund darin zu sehen, daß die riesigen Fettpolster Sammelbecken der Narkotika sind. Fettleibige neigen im Anschluß an Narkosen außerdem zu Thrombosen und Emboli  «(Verstopfung von Blutgefäßen). Lokalanaestbeste ist hier aber sehr erschmert wegen der starken Fettschichten. lieber die Ischias hiell Roger- Marseille ein Referat auf dem diesjährigen Internationalen Neurologentage. Am bekanntesten, ist bei den Laien diegewöhnliche' Jschiassonn. die auch schon die rheumatische genannt wird- Nicht immer ist nun der Ischiasnerv selbst ertrankt, sondern häufig geht der Schmerz aus von krankhaften Veränderungen in benachbarten Muskelgebietcn bzw. im Zellgewebe. In solchen Fällen liegt eine Pseudo-Jschias vor, befindet sich der Herd der Schmerzen in unmittelbarer Röhe   des dicken Ischias  - stamme«, dann spricht der. Facharzt vonPara-Jschios. Auf dem genannten Kongreß wurde auch ausführlich über die Behandlungsmethoden gesprochen. Di« Einzelheiten interessieren nur den Arzt. Au» der Reihe der Mittel seien für die gewöhnliche Ischias- behandlung genannt: Lichtbäder, Wärme, bzw. auch Källetherapie. Elektrizität. Veipezungsübungen, schließlich Einspritzung sterilisierter Lust in das Unterhautzellgewebe, jedesmal 20 Kubikzentimeter, ins- gesamt in Abständen von acht bis zehn Tagen 800 bis 1000 Kubik- zenttmeter. Bei den anderen Formen der Ischias   fpiell die kunst- gerecht« Massage in d«? Behandlung nach wie ver ein« wesentliche Roll«. Dr. S.
Kleingarten und Großstadt Aufgaben tob heute und morgen
Ein Heer nun Kleingärten, Laubenkolonien, wie sie im Volts- munde heißen, begleiten die Ausfallstraßen unserer Städte. Sie füllen jede Baulücke aus, zwängen sich zwischen Eisenbahndämme und Reklamezäune, jedes kleine Fleckchen Erbe wird umhegt und bepflanzt. Kunterbunt durcheinander, klein und groß, wie es eben die Mittel erlaubt haben, oft mit den primitivsten Untertunfts- Möglichkeiten, meist mit vieler Mühe und großen Opfern dem kargen Boden abgerungen, so liegen sie zusainmcngeschachtell, eng anein- andergedrängt und untermalen eindringlich das unwirtliche Vorstadt- bild. Sie geben den überzeugendst-n Beweis, daß in den weitesten Bevölkcrungsschichtcn der Drang zur Betätigung auf eigener S ck�o l l e erhallen geblieben ist. In der Lehre des modernen Städtebaues spielt der Kleingarten als Ergänzung zu den öffentlichen Parkanlogen und Freiflächen eine wesentliche Rolle. Man hat längst eingesehen, daß die Erhaltung der Kleingärten für den unter unhygiensschen BerlMnissen arbeitenden uttd wohnenden Großstädter«ine Leben». Notwendigkeit darstellt, und die..Stadtoerwallunge»..sind des­halb bestrebt, diese Bewegung und die Wünsche breiter Volksschichten nach Kräften zu fördern und ihre Auswirkungen in geregelte Bahnen zu leiten. Das preußische Ausführungsgesetz vom 20. Januar 1925 zum Reichshennstättengesetz vom 10. Mai 1920 er- möglicht die Schaffung von Dauerkleingärten, sogenannten Heim- st ättcngar tengebieten. In diesen Gebieten dürfen An- logen, welche der Ansiedlung von Kleingärten abträglich sind, nicht errichtet werden: sie sind also jeglicher Industrie- oder Wohn- bebauung für immer entzogen. Damit wurde die längst berechtigte Sicherung der Arbeit des Meingärtners, der durch das Wachsen der Städte immer wieder vertrieben und um den letzten Erfolg seiner Tätigkeit gebracht wurde, endlich ausgesprochen. Di« Stadt Berlin   hat etwa 2090 Hektar als Kleingartenland sichergestellt: jeder jier Kleingärten soll etwa 200 300 Quadratmeter Fläche ent­halten. so daß 80 000 bis 90 000 Kleingärtner untergebracht werde» können. Für die Frage des endgülligen Bedarfs an Klein- gartenland mögen die folgenden Zahlen dienen Es bestanden am 31. Dezember 1924 168 000 Kleingärten mit 6239 Hektar Land, am 31. De.zember 1926 130 800 inll 5507 Hektar, am 1. Oktober 1028 126 500 mit 5147 Hektar. Es ist anzunehmen, daß die am 1. Oktober 1928 vorhandenen 126 500 Kleingärten dem tatsächlichen Bedarf in Berlin   entsprechen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich wohl alle diejenigen, welche durch die Notzeit zur Kleingärtnerei gekommen waren, wieder von der Gartenarbeit abgewandt. Gemäß den Beschlüssen der städtischen Körperschaften sind rund
250 Quadratmeter für se einen GorteiN anzunehmen, da es sich aus der Praxis ergeben hat, daß Gärten über dieses Flächenmaß hinaus zu umfangreich und daher umoirtsclzaftlich sind. Demnach würde heute eine Kleingartenfläche von rund 3000 Hektar notwendig sein, von denen, wie oben erwähnt, zwei Drittel sichergestellt worden sind. Es wäre nun die Frage auszuwerfen, wieviel Kleingartenland im Generalbebaimngsplan von Groß-Beriin überhaupt vorzusehen ist, damit es für den in Zrckunft noch möglichen Bcvölkerungs- Zuwachs ausreicht. Räch den von dem Amt für Stadt- Planung Berlin   ausgestellten Berechnungen und nach dem Bevölkerungsplan, der die Aufnahmefähigkeit von Bewohnern innerhalb der Gemarkung Berlins   festlegt, würde ein Gesamt- real von 5000 Hektar völlig hinreichen, um die eventuellen Interessenten zu befriedigen. Es muß dabei auch berücksichtigt werden, daß sich seit 1925 die baupolizeilichen Verhältnisse in Berlin  grundlegend geändert haben. Derartige licht» und tustlose Woh- vungen ittMietkasernen', wie mir"sie allzu zahlreich in der Innen 7 stodt und auch m den Vororten antreffen, werden und dürfen in Zukunft nicht mehr gebaut werden. Vielmehr wird man einwand- freie Anlagen in zwei» bis'fünfgeschossiger Bauweise bevorzuge« die entweder als Randbebauung große, gemeinnützige Innengärten oder als Streifenbebauung kleine Zwischen- gärten und Grünflächen aufweisen werden. Las Bedürfnis der Bewohner dieser Reubauten. Kleingärten anzulegen und zu lewirtlchasten, wird längst nicht mehr so groß sein, wie dasjenige der Bewohner von Allwohnungen: außerdem werden nach dem Generalfreiflächenplan in allen Teilen der Stadt groß« Parkanlogen, Grlliiverbindungen, Sportplätze und Freiflächen an- gelegt und leicht erreichbar fein. Die Kleingärten m ihrem heutigen Bestand erfüllen die Aus- gaben, welche man an die in den Stadtplan einzufügenden Dauer- kleingärten stellt, noch nicht in idealer Weile. Sie sollen die Er­gänzung zu den Grünflächen bilden und für das allgemeine Publi- kum zugänglich sein. Ihre Anordnung müßte also derart erfolge», daß sie, von breiten Promenadenwegen eingefaßt und gegliedert. eine Grünverbindung zwischen Parks uttd Frei- flächen aller Art untereinander bilden würden. Auch die Aus- stattung und der Anblick der jetzigen Kolonien ist ästhetisch nicht immer befriedigend. Di« heutigen Kleingartenkolonien zu Dauer« kleingärten soweit sie m den Schutzgebieten liegen umzu­gestalten. ist eine große Zukunsisausgabe, bei deren Lösung man an das Verständnis und die tatkräftige Hilfe der Kleingärtner-Organi- jätwnen appellieren muh. HL Fr. Pohlenz.