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Die Kreuz- Zeitung  " geht ein.

Das Junterorgan nicht mehr lebensfähig.

Die Kreuz- Zeitung  ", das Drgan der ehemaligen Konservativen und jetzigen Bolfstonservativen um Graf Westarp, wird nach einer Meldung des ,, B. I." ihr Erscheinen zum 1. Juni einstellen. Allen Redakteuren und Mitarbeitern ist zu diesem Termin die Kündigung zugestellt worden. Mangel an Betriebsmitteln wird als Grund für das Eingehen des Blattes angegeben.

Mit der Kreuz- Zeitung  " verschwindet eine zwar nicht sympathische, aber historisch interessante Erscheinung aus der deutschen  Zeitungswelt. In ihrer Geschichte verförpert sich das Geschid der Klasse, der sie diente, das Geschid des preußischen Junter­tums. Von diesen im Revolutionsjahr 1848 begründet, um die demokratischen und liberalen Ideen der Zeit zu bekämpfen, hat die Kreuz- Zeitung  " ein Alter von 83 Jahren erreicht. Ihr erster Schrift. leiter, der Oberregierungsrat Wagener, hat in seinen Erinnerungen geschildert, wie damals eine tiefe Mutlosigkeit durch die konservativen Reihen ging und wie die um Unterstügung der Zeitung An­gegangenen meist in der Art antworteten: Ich will für die Sache mittun, wenn es auch einen 3 med hat." Aber auf die Revolution felgte bald die finsterste Reaktionszeit und damit der Aufstieg ber ,, Kreuz- Zeitung  ". Zu ihren frühesten Mitarbeitern hat Bis mard gehört, der im Jahre 1848 zur hyperraditalen Rechten zählte. Durch die Reichsgründung geriet Bismard später in heftigsten Konflikt mit dem stockpreußischen Junkerorgan, in dessen Kreisen man gegen die dee Einheit nach dem Motto kämpfte:

Wir wollen Preußen bleiben, Der Teufel hol' das Treiben, Das Deutschland   fabriziert, Und Preußen ruiniert.

Als die Kreuz- Zeitung  ", genau wie das heute noch Methode der Rechten ist, Bismard mit persönlichem Klatsch und Ver­leumdungen zu Leibe ging, machte dieser seinem Zorn gegen sein früheres Leiborgan mit heftigen Worten Luft und titulierte die Kreuz- Zeitung  " als das verlogenste Blatt Deutsch= lands".

Damit hatte Bismard ziemlich recht Als besonderer Gipfel der Niedertracht wird das Komplott der Kreuz- Zeitung  " mit den Mein­eidzeugen Ohm und Gödsche gegen den aufrechten Demokraten Waldeck in der preußischen Geschichte unvergessen bleiben. Ein Bubenstück, ersonnen, um einen Mann zu verderben", bezeichnete es der Staatsanwalt in seinem Plädoyer, mit dem er den Freispruch Waldecks beantragte. Auch Herr Wagener, der erste Redakteur- der ,, Kreuz- Zeitung  ", endete recht unrühmlich. Nachdem Bismard ihn in der Konfliktszeit zu feinem intimen Mitarbeiter gemacht hatte, strauchelte Wagener in der auf die Reichsgründung folgenden ..Gründerzeit". In einen üblen Eisenbahnfrach verwickelt er hatte feine amtliche Stellung zu Spekulationszwecken mißbraucht, mußte Wagener jäh von der Bildfläche verschwinden, ein Beweis, daß Korruptionsstandale unter dem Kaisereich ganz un­befannt waren!

Don

Mit einem späteren Chefredakteur, dem Freiherrn Hammerstein, hatte die ,, Kreuz- Zeitung  " noch schlimuneres Miß geschic. Er vergriff sich an fremden Geldern und endete als Zucht

häusler.

Bis zur Revolution von 1918 hat die treuz- 3eitung" unentwegt junterliche Politik gemacht und namentlich jede Reform des preußischen Dreitlaffenmahlrechts und der Herrenhaus- Mumien.

Seid umschlungen, Millionen!

Molotow

Mussolini  

Offerte

Unsere Beziehungen zu 3talien sind sehr herzlich. Durch den Besuch der Industriellen Delegation in Moskau   haben sich auch unsere Beziehungen zu Deutschland   sehr gebessert."

Molotow auf dem VI. allruffifchen Rätekongrep.

Mosley   ausgeschlossen.

Beschluß der Erefutive der Labour Party  .

London  , 10. März.( Eigenbericht.)

Die Exekutive der Labour Party   hat Mosley   und seine ebenfalls aus der Parlamentsfraktion der Arbeiterpartei ausgetretenen Anhänger am Dienstag aus der Partei ausgeschlossen.

Mosley   und seine Freunde hatten bisher lediglich ihren Austritt aus der Parlamentsfraktion der Labour Party   erklärt. Aus der Labour Party   auszuscheiden, lehnten sie vorerst aus mahltaffifchen Gründen ab. Infolgedessen hat die Erefutive der Labour Party   am Dienstag das Notwendige nachgeholt und Mosley   und seine Freunde als der Mitgliedschaft in der cabour Party für un­würdig erklärt. Dieser Beschluß wird den letalen Organi­fationen mit dem Zujah mitgeteilt werden, daß der Beitritt zur Mosley  - Partei mit der Mitgliedschaft in die Labour Party   unverein­bar ist und automatisch den Ausschluß nach sich zieht.

Im Namen der Parteiführung erffärte er, die konservative Partei  widersetze sich im gegenwärtigen Augenblick" einer zweiten Indien­tonferenz, wie sie in den Friedensbedingungen vorgesehen ist. Sit langen Artikeln erörterte die Bresse   diesen sensationellen Umfall Baldwins. In gleichem Sinne schlachtet ihn die Presse der Zeitungsfönige gegen Baldwin aus. Daraufhin erfolgte am Dienstag­nachmittag eine lange Erklärung der Erklärung Baldwins", in der Gewicht gelegt wird auf die Worte ,, im gegenwärtigen worden ist. In der Abendstunde wurde schließlich eine neue Er­Augenblick", so daß die Haltung Baldwins wiederum unflar ge­flärung abgegeben, in der festgestellt wird, daß der von Baldwin bekanntgegebene Beschluß von der Parteiführung bereits vor vierzehn Tagen gefaßt wurden und nur jetzt erst veröffentlicht worden sei, um die Verhandlungen zwischen Gandhi   und dem Bizekönig wicht zu stören.

Alles in allem bleibt der Einbrud: Badmin ist umgefallen.

taminer mit Erbilierung bekämpft. Nach dem 9. November ließ fie Baldwin gegen den Frieden von Delhi  . Belches nun aber die tonſervative Indianpolitit in Zukunft sein

im ersten Schreden ihren Wahlspruch mit Gott für König und Baterland" pom Titeltopf perfáwinden. Nach überstandener Gefahr murbe fie mieder fönigstreu und gottesfürchtig. Aber ihre große Beit war wie die Herrschaft der Suntertaste ein für allemal norbei. Auch non der nationalen Welle" der lagten Jahre tonnte sie nicht profitieren. Denn wie die Nazis mit bewußt plebejischen Manieren sich bei den Massen anzumeiern, dazu war das feudale Kastenorgan schlechterdings außerstande. As Sprachrohr einer abgetanen, per Defenden Herrenschicht, als Organ der nur noch auf dem Papier eriftierenden Konservativen Partei vegetierte die Kreuz- Zeitung  " noch ein paar Jahre, bis ihr jeßt die handfeste Demagogie der Nazis gänzlich den Wind aus den Segeln genommen hat. Selbst der Faschismus kann mit der alten Aristokratie nichts mehr anfangen.

Zum Schluß hat sich die gute ,, Kreuz- Zeitung  " in ihrem Haß gegen alle Slawen noch mit unsinnigen Enthüllungen" über den tschechoslowakischen Außenminister Dr. Benesch, die so voller falschen Namen usw. sind, daß bei einiger Sachkenntnis der Redaktion die Beherbergung dieses Grubenhundes" unterblieben wäre.

Landfriedensbruchprozeß in Kaffel.

Schwer vorbestraffe Kommunisten auf der Anklagebank. Staffel, 10. März.( Eigenbericht.)

Am Dienstag marschierten die 97 des Landfriedens brus angeklagten Kommunisten wiederum in geschlossenem Zuge vor das Gerichtsgebäude. Sie erreichten das Gebäude unbehelligt. Im Berhandlungsraum erwies sich, daß die Plätze für die An­geklagten nicht ausreichten. Als die erforderlichen Stühle herbeige­schafft waren, trat das Gericht in die Verhandlung ein. Sie ergab zunächst, daß von den anwesenden 93 Angeklagten ein ganz er heblicher Zeil vorbestraft ist. Die meisten haben Ge­fängnisstrafen wegen Diebstahls verbüßt, mehrere find jedoch auch wegen schwerer Berbrechen mit Zuchthaus bestraft. Nur zum Teil gehören die Angeflagten der APDD. an. Fast alle aber find Mitglieder des Antifaschistischen Kampfbundes", einer ebenfalls tommunistischen Organisation.

Churchill   setzt sich bei den Konservativen durch.

London  , 10. März.( Eigenbericht.)

Bis vor einigen Tagen war die offizielle fonservative Bartei und besonders ihr Führer Baldwin mit der Indienpolitik der Arbeiterregierung völlig einverstanden. Hinter den Kulissen tobte jedoch der Kampf gegen den Friedensschlußin Indien  . Der Wortführer war Churchill  , ber auch in der Oeffentlichkeit von einer, a pitulation Englands" sprach und für Indien  ein Regime der starken Hand forderte. Unterstüßt wurde Churchill Don den Zeitungsfönigen.

Am Dienstag ist Baldmin zum größten Erstaunen der Deffentlichkeit in die Churchill front eingeschmentt.

Wieder ein Filmverbot.

Das Lied vom Leben" darf nicht erflingen. In dieser Woche sollte ein neuer Granowsti- Film im Mozarijaal seine deutsche Uraufführung erleben. Die Filmprüfstelle Berlin   hat am Dienstag über die Zulassung perhandelt. Dabei ergab sich, daß drei von insgesamt vier Beisigern für die Sulaffung stimmten, während der Borsigende und ein Beis figer die Genehmigung verweigerten. Diese beiden stüßten sich auf bas Gutachten des medizinischen Sachverständigen, Oberregierungsrat Dr. Saß vom Reichsgesundheitsamt, der die Vorführung eines Kaiserschnittes an einer Schwangeren beanstandete mit der Be­gründung, daß durch eine solche Darbietung Frauen von der Bor­nahme einer notwendigen Operation abgeschredt werden könnten. Nachdem er von der Mehrheit der Beifizer überſtimmt wurde, erhob der Borsigende Einspruch bei der Oberprüfstelle, die nunmehr zu entscheiden hat.

Es zeigte sich auch hier wieder, daß das Gerichtsverfahren" der Prüfstelle vollkommen zu einer Farce wird, solange die Möglich. feit besteht, daß der Vorsitzende jeden Beschluß der Kammer illusorisch machen kann.

des Kampfbundes erklärte im Verlauf seiner Bernehmung, daß der Finanzminifter Flandin will nicht gehen.

Der als Rädelsführer angeflagte politische Leiter Rampfbund mit der Kommunistischen Partei nicht identisch fei. Manche Mitglieder des Kampfbundes feien politisch nicht organisiert. Die Fahrt des Bundes nach Grebenstein   habe feinesmegs den 3wed gehabt, die dortige nationalsozialistische Bersammlung z11 sprengen. Als der Stampfbund in Grebenstein   eingetroffen jei, feien die Nationalsozialisten bereits im Drt gewesen. 10 bis 12 Stampfe bündler wären in den Saal gegangen, wo sie von Nationalsozialisten angerempelt murden. Die Schlägerei sei dann auf der Straße fort gefeßt worden. In den Streit seien aber nur ganz wenige Mit­glieder des Kampfbundes verwickelt gewesen. Die meisten hätten bei dem Lastauto gestanden.

Im Verlauf der Vernehmung widerriefen fast alle An­getlagten ihre Aussagen. Anfänglich hatten sie angegeben, daß ihnen der 3med der Fahrt nach G. vorher befannt gemesen sei. Da fie diese Angaben neuerdings bestreiten, sollen die Beamten des Polizeipräsidiums, die die ersten Bernehmungen geführt haben, als Zugen geladen werden. Auf Antrag der Verteidiger beschloß tas Gericht mit Zustimmung des Staatsanwalts ferner, den in Hart befindlichen Leiter des Kampfbundes und ein anderes noch in haft befindliches Mitglied des Kampfbundes auf freien Fuß zu feßen. Das Gericht betont jedoch ausdrücklich, daß die Haftentlaffung nicht bedeute, daß die beiden unschuldig seiem

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Der neue Korruptionsffandal zieht weitere Kreise.

wird, ist undurchsichtig und wirb fich wohl erst in der großen Inbiene bebatte flären, die am Donnerstag im Unterhaus beginnen soll. England hofft auf Abrüftungskonferenz.

Condon, 10. März( Eigenbericht.)

Am Dienstag begann im Unterhaus die Beratung bes Heeresetats. Minister Iom Sham brachte das Budget mit einer Rede ein, in der er bedauerte, daß die Regierung nicht weitere Abstriche am Heeresetat vornehmen tönne. Das sei nur nach einer erfolgreichen allgemeinen Abrüstungskonferenz möglich. In dieser Richtung werde die Regierung alle Kräfte mobilifieren, um das englische Bolt über die Abrüstung von den großen Heereslasten befreien zu fönnen.

werden sich der Ministerpräsident Laval und sein Finanzminister Flandin über ihre fünftige Haltung schnellstens entscheiden müffen. Schon hat die sozialistische Kammerfraktion einen neuen Borstoß angekündigt, der trotz aller Berzweiflungsmanöver teineswegs länger als bis zum Mittwochabend hinausgeschoben werden tann.

Was mun endlich die Sanierung der Aero Postale angeht, so scheint sich zu bestätigen, daß der Betrieb der Fluglinie nach Süd­amerifa zwar mit allen Mitteln gesichert werden soll, daß aber die augenblickliche Konzessionsgesellschaft zur Liquidation gezwungen sein wird. Mit ihr dürfte die Bant Bouilloug Laffonts, deren Inhaber der frühere Vizepräsident der Kammer und jetzige Bericht­erstatter über das Heeresbudget ist, zum Bantrott verur­teilt sein.

Die Baseler Weltbankpolitik. Kapitalsleitung und Erschließung der Anlagemärtte.

Bafel. 10. März. Der Berwaltungsrat der BI3. beschäftigte sich in längerer Bes ratung mit den grundlegenden Voraussetzungen für die Besserung der allgemeinen Wirtschaftsbedingungen. Nach Mitteilung der Ban leitung bestand Einstimmigkeit darüber, daß

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die Wiedererschließung der Anlagemärkte erforderlich ift, um die Umwandlung des furzfristigen in langfristiges Kapital zur erleichtern und das Kapital von den Märkten, an denen es nicht verwendet wird, nach solchen hinzuleiten, Paris  , 10. März.( Eigenbericht.) es für Der Skandal der Compagnie Aero Bostale läßt wünschenswerte wirtschaftliche Zwecke benötigt wird. Der Vermai­fich tros des firengen Schweigegebots der Regierung, nicht mehr tungsrat war sich darüber einig, daß die B33. auf dieses Ziel hin erstiden. Am Dienstag verlangt sogar der Paris Midi", der arbeiten und dazu anspornen müßte. Um die Bereitwilligkeit zu nicht felten als offiziös inspiriertes Organ auftritt, daß der schmer betonen, derartige Kapitalbewegungen zu fördern, ist der Präsident fompromittierte Finanzminister Flandin seinen des Verwaltungsrates ermächtigt worden, Schuldveridrei. bungen der gerade jezt in Basel   gegründeten Internationalen Posten verläßt. Bodenkredit Banf zu zeichnen, deren Schuldverschreibungen in Laufe des März in der Schweiz   ausgegeben werden sollen. Im Zusammenhang hiermit wurde der Bericht des mit dem Studium des Systems für die Finanzierung der mittelfristigen re­dite beauftragten Unterausschusses gebilligt und die für die Förde rung der langfristigen Anlagen geeigneten Methoden erörtert.

Der Fall Flandin ist insbesondere darum so standalös, als der gegenwärtige Finanzminister einst als Sprecher der Opposition das Stabinett Steeg zu Fall gebracht hat, weil der Ackerbau miniſter Boret sich unsauberer Preistreibereien am Getreidemartt schuldig gemacht hatte. Gleichzeitig aber hatte Flandin als Lohn für diese Tat das Finanzministerium in der neuen Regierung verlangt, um so von einflußreichster Stelle aus ber banfrotten Aero Postale Berzweifelt sträubt fich zu Hilfe kommen zu fönnen. landin heute gegen seine Ausschiffung. Inzwischen hat er sogar gedroht, mehrere seiner Ministerfollegen wie den Marineminister Dumont, ben minifter für öffentliche Arbeiten Deligne unb ben Budgetminister Piétri mit in den Abgrund zu reißen. Jedenfalls

Ausgewiesen hat die Tschechoslowakei   den reichsdeutschen Jour nalisten& ornhuber, der in den Leipziger N. N.", den Mün chener N. N und anderen Blättern wüst gegen das Land begte, in dem er zu Gast war. Im Hamb. Fremdenblatt" hat er die tschechische Revolution als eine Rette gemeiner Verbrechen, somit ihre Führer als Schwerverbrecher hingestellt.