Und das Land mit zwei bis drei Pfund Fleisch zu Mittag.
Die Rote Fahne " bringt jetzt tagtäglich Briefe von Deutschen cus Rußland, die mitunter ganz märchenhafte Erzählungen enthalten. In dem letztveröffentlichten Schreiben einer Frau Gertrud Werner aus Nadischilinst ist zu lesen:
,,...
Wirklich liebe Frau H., hier leiden wir keine Not. Wir Deutschen können uns taufen, was und soviel wir wollen. Es gibt hier genug an Wäsche und Stoffen zu kaufen und ich habe mich auch bereits genügend eingedeckt, was ich in Berlin nicht fonnte. Wir haben hier wirklich ein sorgenfreies Leben. Vor einigen Tagen haben wir Gänse bekommen, aber klasse, Fleisch foche ich jeden Tag zu Mittag 2 bis 3 Pfund. In Berlin mußte ich mit jedem
Pfennig rechnen, was ich hier nicht brauche...
Für wie viele Esser die gute Frau ihre 2 bis 3 Bfund Fleisch jeden Tag tocht, das geht aus dem Brief nicht hervor. Dafür erfahren wir aber, daß Mar Hölz jeden mittag bei ihr zu Tisch gewesen ist. Eine Arbeiterfrau scheint Gertrud Werner nicht zu sein, denn sie hat eine sehr schöne Dreizimmerwohnung, nicht zu sein, denn sie hat eine sehr schöne Dreizimmerwohnung, ,, alles elektrisch und Zentralheizung" und allem was sonst sein fann. Dft machen wir Frauen hier eine Schlittenpartie oder wir gehen mit zur Jagd oder gehen des Abends ins Kino oder. in den Zirtus, furz, Zeitvertreib gibt es genug..
Nun, wir haben noch nie daran gezweifelt, daß es auch in Sowjetrußland Menschen gibt, die wirklich ein forgenfreies Leben führen. Doch scheint uns, es gibt auch dort sehr sehr viele andere, die weniger begeistert sind, mit denen der Bolschewismus eine derart geschmackvolle Reklame in Deutschland nicht für sich machen
fann.
Schuß im Klassenzimmer.
Gymnasiaft spielt mit Waffe und verletzt sich selber. Nordhaufen, 10. März. Ein aufsehenerregender Borfall hat sich im hiesigen Staat lichen Gymnasium zugetragen. Der 17jährige Schüler Hans P. hafte einen Revolver mit in die Schule gebracht. Während des Unterrichts ging ein Schuß los, der P. selbst am Bein verletzte. Er wurde ins Krankenhaus und später in die elferliche Wohnung gebracht. P. sollte, wie verlaufet, zu Offern nicht versetzt werden; fürzlich foll er Drohungen gegen feinen Klassenlehrer ausgestoßen haben. Ob er etwa ein Attentat gegen den Lehrer oder einen Selbstmord plante, oder ob ein Unglücksfall vorliegt, steht noch nicht fest. Der Direktor des Gymnasiums läßt erklären, daß dem Borgang feinerlei böse Absicht zugrunde gelegen habe. Die„ Waffe" fei ein fleines Taschentesching. von 4 bis 5 millimeter Kaliber. Der Schüler habe unvorsichtigerweise in der Tasche den Hahn der Pistole gespannt und, da eine Sicherung an der Waffe nicht vorhanden sei, habe sie sich bei einer Bewegung entladen. Die Polizei gibt auf Anfrage eine ähnliche Erklärung des Sachverhalts. Die Verletzung des Schülers hat sich als ungefährlich erwiesen.
Immerhin wird nicht geleugnet werden können, daß auch ein 5- millimeter- Geschoß gefährliche Wirkungen haben fann, und es ist bestimmt nicht mehr harmlos, wenn schon 17jährige Gymnasiasten Schußwaffen mit zur Schule nehmen.
Biedermanns Polizeifoller.
Er schimpft und bleibt straflos.
So geht die Jugend zugrunde!
Staatsanwalt protestiert gegen Hartherzigkeit und Roheit.
Vor dem Schnellrichter gelangten zwei Fälle zur Berhandlung, die den Staatsanwalt veranlaßten, statt gegen die Angeflagten, gegen die gleichgültige Deffentlichkeit Stellung zu nehmen. In beiden Fällen handelte es sich um Straftaten, die niemals begangen worden wären, wenn sich die nächsten Anverwandten nicht hartherzig und einige zufällig Beteiligte nicht ganz roh benomment hätten.
beschädigung angeklagten Walter H. Er ist von Beruf Goldschmied, Besonders erschütternd par die Erzählung des wegen Sachftammt von bürgerlichen Eltern ab und hat eine sorgfältige Erziehung genossen. Wegen einer Jugendtorheit mußte er das Elternhaus verlassen; von da ab geht es mit ihm bergab. Anfangs findet er Arbeit. auf öffentliche Unterstützungen und die Mildtätigkeit der Menschen angewiesen. Vor einigen Tagen suchte er ein Siedlungshaus auf, um sich dort ein Stück Brot zu erbetteln.
Seit einem Jahr aber ist er
Da er drei Tage lang nichts gegessen hatte, jehte er sich auf die Stiege und wartete, bis jemand kominen würde. Tatsächlich erschien der Hausmeister, den der Anblick des totblassen 5. fo mitleidig stimmte, daß er ihm genau angab, an welche Tür er klopfen solle und wo er auf Entgegenkommen rechnen fönne. H. befolgte diesen Rat. Hinter der angegebenen Tür, in der ein kleines Glasfenster angebracht war, erschien die Hausgehilfin. Als er feine Bitte vorbrachte, fing fie an zu lachen, holte dann noch eine Frau und
beide Frauen machten sich über den völlig erschöpften Mann luffig. Darauf hob er die Faust and zerirümmerte verzweifelt die Scheibe. Man verständigte das Ueberfalltommando und er wurde verhaftet. Ebenso tragisch liegt der zweite Fall. Der 22jährige Willi G. lebte bis vor kurzem bei seinen Eltern, da er feine Arbeit finden fonnte. Zu Hause herrschten unerquickliche Zustände, es ging allen von Tag zu Tag schlechter und so erklärte ihm piöglich
sein Vater:" Du bist alt genug, um dich selbst zu erhalten. Mach, G. trieb sich einige Wochen in Berlin daß du sofort megtommit." herum, schlief, wo es sich traf und aß, was er gerade betam. Als es aber in den letzten Tagen furchtbar falt murde und an eine Uebernachtung im Freien nicht mehr zu denken war, mar es mit seiner Kraft zu Ende.
Er fiel auf der Straße zusammen; aber fein Mensch fümmerfe sich um ihn
und so faßte er den verzweifelten Entschluß, sich um jeden Preis das Geld für ein Nachtasyl zu verschaffen. Wie finnlos fein Borhaben war, ergab sich daraus, daß er unverzüglich in ein Warenhaus ging und dort von den nächstliegenden Tischen das nahm, was ihm in die Hände fiel. Es war nicht viel: Zwei Baar Strümpfe und eine Flasche Kölnisch Wasser . Daß er diese Gegenstände nirgends verkaufen könnte, daran dachte er überhaupt nicht. Aber so meit tam es gar nicht. Der Diebstahl wurde vom Abteilungsleiter bemerkt; dieser folgte dem ungeschickten Dieb und stellte ihn zur Rede. G. war so geschwächt vor Hunger, daß er nicht einmal den Berfuch unternahm, seine Tat abzuleugnen oder zu beschönigen. Wortlos gab er die Sachen zurück und ließ sich abführen.
In seinem Plädoyer erklärte der Staatsanmalt:„ Es fällt mir schwer, in einem folchen Falle die Anflage zu vertreten. Ich Bann nur die Rabeneltern anprangern, die es über ihr Herz bringen, ein Kind auf die Straße zu heßen. Noch trauriger ist es aber, wenn Leute, die nicht wissen, mas Hunger ist, sich so roh und gemein benehmen, wie in dem Falle H. Das Gericht begnügte sich bei G, mit der minimalen Strafe von 4 Tagen Hoft. Dagegen wurde das Verfahren gegen H. cingestellt.
Die ungewohnte menschlich- warme Art des Staatsanwalts verdient Beachtung und Anerkennung. Der Einzelrichter fonnte dieser vorgezeichneten Spur folgen. Es handelte sich nur um Bagatellen, demi niemand hotte ernstlich Schaden erlitten.
Ruth im Glück.
Ein bedenklicher dummer Streich endet mit Freispruch.
Die achtzehnjährige Hausangestellte Ruth 3. stand am Dienstag zum zweiten Male vor dem Schöffengericht Charlottenburg . Ihr phantastischer Auszug aus der Wohnung ihrer Herrschaft, des russischen Grundstücsmaklers B. in der Prager Straße mit Juwelen und kleidern im Werte von 120000 mart am 11. Dezember v. J. ist noch in Erinnerung.
heiten, wie Herr B. ihr nachgestellt habe und wie zwischen ihm und seiner Frau ihretwegen scharfe Auseinandersetzungen stattgefunden hätten. Als er am 11. Dezember von einer anderen Frau telephonisch zu einem Rendezvous bestellt worden sei, habe sie aus Cifer sucht beschlossen, mit den Sachen loszuziehen. 15 Minuten nach dem Telephongespräch sei sie bereits weg gewesen.
Die Zeugen schienen die Angeflagte Lügen zu strafen. Herr B. behauptete auch diesmal unter seinem Eid, daß alles unwahr sei. Hatte also die Achtzehnjährige wirklich all die vielen Einzelheiten aus den Fingern gesogen? Hatte man es hier mit einer hysterischen Lügnerin zu tun, die aus ferueller Großmannsjudyt Märchen auffabulieren, mag fie von ihrer Mutter haben, denn diese erzählte, als ihre Tochter erst 16 Jahre alt war, einmal einer Bekannten von einem Filmdirektor, der ihr Töchterlein ehelichen wolle. Und Ruths frühere Herrschaft hatte die Mutter gefagt, ihr Töchterchen habe immer von den Kleidern der Frau B. geschwärmt; bis jetzt sei fie nur ein kleines Flittchen gewesen, nun werde fie eine große Rokotte werden. Das Verdächtigste aber war, daß Ruth zehn Stunden vor ihrer Flucht aus dem Haufe der Herrschaft an die Eltern einen Brief geschrieben hatte, in der es hieß, daß ihr Karton bereits abgeschickt und der Koffer unterwegs sei.
Sie hatte damals den Koffer mit den entwendeten Sachen auf dem Bahnhof Alexanderplatz in Verwahrung gegeben, eine Fahr farte nach Breslau gelöst, wo sie zu Hause war und zunächst einen Abstecher nach Liegnig gemacht, um dort ihren Freund, einen jungen Reichswehrsoldat aufzusuchen. In Liegnih wurde fie verhaftetsintischte? Für eine feruelle Aufschneiderei sprach pieles. Die Lust zu der ersten Verhandlung im Februar bestritt sie irgendwelche Diebesabsichten; sie habe mit ihrem Hausherrn B. in intimen Beziehungen Es war am 8. September vorigen Jahres. Auf dem Nollen- gestanden, war auf ihn eifersüchtig geworden, habe ihm einen derfplatz johlte der Nazi- Mob gegen den Remarque - Film. Die Schabernad spielen wollen und sei deshalb mit den Sachen los. Bolizei fäuberte den Platz von den Radauhorden. Die Jünglinge gezogen. Herr B. stellte irgendwelche Beziehungen zu der Achtzehndes ,, Dritten Reiches" flüchteten unter anderm auch in das Restau- jährigen unter Eid in Abrede. Die Sache schien reichlich unklar. rant Rotes Haus . Auf dem Podest des Roten Hauses stand ein Manches schien gegen die Wahrhaftigkeit der Zeugenaussage zu Major a. D., herbeigelockt von dem Gejohle, ohne Hut und Ueber- sprechen, insbesondere die Briefe der Angeklagten an ihren Freund, zieher, und machte seiner nationalen Empörung Luft. Das ist den Reichswehrsoldaten in Liegnitz . Deine Karte," hieß es in einem ja eine Schweinerei, die Polizei hat nicht das Recht, in den Raum dieser Briefe, ist mir wie ein Engel gekommen, denn sonst hätte einzubringen. ẞfui der Polizei dieses Systems." Polizei dieses Systems." ich eine große Dummheit getan. Ich wäre vielleicht aus dem Leben Ein Polizeimajor, etwa 40 bis 50 Meter entfernt vom Ufa- Pavillon, gegangen. Ich möchte gern zu Weihnachten nach Hause... Die jah und hörte deutlich den Major a. D. Zwei Schupobeamte Frau wird verreisen, dann sind wir mit Ifi( der Hausherr) allein hörten in etwa zehn Meter Entfernung die Worte Schweinerei, und ich soll seine Geliebte sein. Ich habe solche Angst. Wenn ich und ich soll seine Geliebte sein. Ich habe solche Angst. Wenn ich nur weg tönnte... Ich hasse ihn, ich kann aber nicht weg. Das Sauwirtschaft". Die Polizei ließ dem Major a. D. einen Straf- Gericht beschloß seinerzeit, die Verhandlung zu vertagen und die befehl in Höhe von 100 Mark wegen öffentlicher Beleidigung zu Achtzehnjährige auf ihren Geisteszustand untersuchen zu laffen. gehen. Der Amtsgerichtsrat hatte Zweifel, den Strafbefehl zu be In der Verhandlung am Dienstag blieb die Angeklagte bai ihrer ursprünglichen Behauptung. Sie schilderte mit vielen Einzel
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ſtätigen, und gab die Angelegenheit dem Schöffengericht weiter. Nun hatte sich der Major a. D. Biedermann vor dem Schöffengericht Schöneberg zu verantworten. Er bestritt, die be= Teidigenden Ausdrücke gebraucht zu haben. In seiner gerechten Empörung über das Borgehen der Polizei habe er sich mit seinem Nachbarn mur eine Stritif erlaubt". Die Polizeibeamten wiederholten ihre Aussagen. Ein Zeuge des Angeklagten wollte jedoch nichts Beleidigendes gehört haben. Angesichts der sich widersprechenden Ausfagen gelangte das Gericht zu einem Freispruch.
In der Urteilsbegründung hieß es unter anderem: Es sei nicht erwiesen, daß der Major a. D. Biedermann die ihm zur Laft gelegten Ausbrücke gebraucht habe. Er habe sich höchstens eine berechtigte Kritit" gestattet über Maßnahmen der Polizei, die ihm umzweckmäßig erschienen.
Botanischer Garten rüstet für den Frühling.
unkwinkel.z
Die Abendveranstaltung vom Deutschlandsender wurde aus Leipzig übernommen. Gine Hörfolge von Arno Schirofauer unter dem Titel„ Das Meer der Entscheidungen". In der Einführung wurde gesagt, sie solle nicht der Unterhaltung, sondern der Belehrung dienen. Doch so streng war es faum gemeint. Es wurde auch Unterhaltung, im wesentlichen aber anschaulich gemachte Kulturgeschichte der Mittelmeer staaten. Gute Abficht, teilweise gutes Gelingen. Ein bißchen zuviel Dom Berfasser gegeben, ein bißchen zuviel von der Regie dazu getan. Durch mehrstimmiges Sprechen entstand feine Steigerung, fondern Abschwachung wesentlicher Stellen. Das Wort wurde aufgelöst, statt scharf pointiert. Uebrigens beherrschte nur ein Teil der Sprecher Im Botanischen Garten in Dahlem , der in seiner ihre Rollen.- Bon Besuchen beiarbeitenden Frauen" Bielseitigkeit und Ausdehnung eine der bedeutendsten Anlagen der berichtete Georg Wilhelm. Ohne zu wissen, daß der Bericht für die Welt ist, werden zurzeit in den Gewächshäusern große Umpflan- So erhielt man ungeschminkte Bilder vom Lebenskampf dieser WerkDeffentlichkeit, bestimmt war, hatten sie ihm von ihrem Leben erzählt. zungen und Verbesserungen vorgenommen. Besonders das sehr be- tätigen, die neben ihrer Berufsarbeit täglich ihren Hausfrauenliebte Bananenhaus, dessen Stauden alljährlich reife pflichten nachgehen müssen und die trotzdem oft noch Reit finden Früchte tragen, erfährt große gärtnerische Umarbeiten, damit die zur aktiven Teilnahme am politischen Leben. Ihre Arbeit ist meist Pflanzen beffer gedeihen können. In den Gewächshäusern blühen| monoton, fast immer sehr schlecht bezahlt. Wohl keine dieser Frauen zur Zeit Kamelien, Azaleen, Rhododendron sowie würde mitverdienen, wenn das Einkommen des Mannes ausreichte, verschiedene Orchideen, während draußen im Freigelände den Lebensbedarf zu bestreiten. Ohne das Gefühl der Zugehörigkeit Schneeglödchen und schon einige Leberblümchen in zu der großen Masse der Werftätigen wäre das Dasein für die Blüte stehen. Sobald der Frost nachgelassen hat, werden im Freiliche Organisation bietet ihnen aber mehr als nur einige meisten dieser Frauen unerträglich schwer. Die gewertschaft gelände die geographischen Anlagen neu hergerichtet. In Sicherheit zur Entlohnung und Befestigung: fie führt sie zusammen diesem Jahre foll ein großes Lotusbeden im Freigelände er- mit Gleichgesinnten, mit Menschen, mit ähnlich Lebenden und ähnlich richtet werden; die Ausführung weiterer Pläne muß dagegen aus Strebenden wie fie selber. Deshalb ist gerade auch für die erwerbss finanziellen Gründen noch zurückgestellt werden. tätige weibliche Jugend die gewertschaftliche Organisation fo wichtig. Ueber Blindenturnen" sprach Hermann Jgner. Er be tonte, daß gerade für die Blinden. die ja meist Berufe ausüben, durch die sie zu fihender Lebensweise gezwungen werben, sportliche Betätigung unerläßlich sei. Unter dem Titel Arbeits. beschaffung und gewerbsmäßige Stellenpermitt: Iung gab Regierungsrat Dr. Walter Gase einen Einblid in den bisherigen Wirkungstreis der gewerbsmäßigen Stellenvermittlung. Diese ist in den letzten Jahren beständig zurückgegangen; ihre Bermittlung erstrecte sich insgesamt nur auf etwa 10 Broz aller Arbeit fuchenden.
Bölkerbund und Boltbsbewegung. Professor Dr. Hoekich spricht zu diesem Thema im Rahmen der Diskussionsabende der Deutschen Liga für Böllerbund am Donnerstag, dem 12. März, abends 8 Uhr 30 in den Räumen Potsdamer Straße 103a, II.
Seine goldene Hochzeit begeht am 12. März ein alter Abonnent bes Borwärts", ber Tischler Otto Bottmann mit feiner Frau, Berlin SD, Manteuffelstraße 14.
Tes.
Dr. Leppmann schilderte die Achtzehnjährige als über. spanntes Wesen mit hysterischem Einschlag, das ihre Erlebnisschilderungen auszuschmüden liebe. Einen frankhaften Geisteszustand zur Zeit der Tat könne er bei ihr nicht finden. Das Gericht unter Vorsiz von Bandgerichtsdirektor Schmitz war anderer Ansicht. Im Gegensatz zum Staatsanwalt, der sechs Monate Gefängnis be
antragte, prach es die Angeklagte frei. 3war bestehe der Berdacht, jo heißt es in der Begründung, daß sie in Aneignungsabfichten die Sachen an sich genommen habe, die von ihr geschriebenen Briefe und manches andere ließen aber 3 weifel an ihrem Geisteszustand aufkommen. An intime Beziehungen zu Herrn B. glaube das Gericht nicht.
Raubüberfall auf einen Greis.
Geiner fämtlichen Ersparnisse beraubt.
Im Hause Brunnenstraße 38 im Norden Berlins be= wohnt der 73 Jahre alte Rentenempfänger Hermann Kabel im 3. Stock des Quergebäudes eine aus Stube und Küche bestehende Behausung für sich allein. Nach und nach hatte sich der alte Mann etwas Geld zusammengespart, das er in einem Kommodenfach verwahrte. In der vergangenen Nacht gegen 2% Uhr erwachte Kabel davon, daß in seiner Küche fremde Leute umbergingen. Er stand aus dem Bett auf und öffnete gerade die Stubentür, als einer der Ginbrecher sie heftig zurückschlug und so den Greis schwer am Kopfe traf. Drei Diebe hatten sich unbemerkt eingeschlichen. 3wei fielen über den Rentenempfänger her, stießen ihn auf das Bett und schlugen rüdsichtlos auf ihn ein. Der dritte framte alle Behältnisse durch und fand auch in der Kommode die 700 mart erspartes Geld. Den hilflosen alten Mann ließen sie dann liegen und machten sich mit der Beute davon. Kabel war so mitgenommen, daß er nicht gleich um Hilfe rufen oder die Berfolgung aufnehmen konnte. Andere Hausbewohner haiten zwar das Gepolter in seiner Wohnung gehört, fich aber nichts Arges dabei gedacht. Erst am Morgen fonnte Kabel Anzeige bei der Polizei davongetragen und mußte auf Anraten eines Arztes nach dem erstatten. Er hat erhebliche Verlegungen am Kopfe und im Gesicht Krantenhaus gebracht werden.
Donnerstag feine Stadtverordnetenfigung.
Am tommenden Donnerstag wird der gestern verstorbene Stadtverordnete Justizrat Dr. Bübide zu Grabe getragen. Auf Wunsch der deutschnationalen Stadtverordnetenfrattion hat der Stadtverordnetenvorsteher Genosse Haß aus diesem Anlaß die für Donnerstag vorgesehene Stadtverordnetenversammlung abgefezt. Das Stadtparlament wird in dieser Woche nicht mehr, dafür in der nächsten Woche aber zweimal, am Dienstag und Donnerstag zufammentreten.