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Oer vierie Verlust der Labourregierung. Hartshorn, Macdonalds Freund und Stellvertreter gestorben. London . lZ. Alärz. lCigenberichl.) Die Arbeilerregierung Hai einen neuen schweren Verlust zu bc. klagen. Vernon h a r t s h o r u. der stellvertretende Ministerpräsident, der noch am Donnerstag im Unterhaus weilte, ist am Ardtagmittag in seiner Waliser Heimat einem Herzschlag erlegen. hartshorn ist im Zahre 1872 geboren und halte sich vom Berg- arbeiter zu einem bedeutenden Wirtschaftler, Parlamentarier und Staatsmann emporgearbeitet. Er war einer der Baumeister der englischen Arbeiterbewegung, die in ihm einen grohen Zuhrer verliert. 1918 wählten ihn die Bergarbeiter ins Parlament, 1921 zum Präsidenten des Waliser Bergarbeiterverbandes, den er zum stärksten und schlagkräftigsten Bollwerk der englischen Gewerk- schaftsbewegung gestaltete. Die englischen Bergarbeiter verdanken dem Verstorbenen u. a. die Festsetzung des M i n d e st l o h n« s und die Abwehr vieler reaktionärer Anschläge. Im Parlament galt hartshorn als großer Wirtschaftskenner und hervorragender Statistiker, der auch im Bürgertum große Hochachtung genoß, und ein enger Freund Macdonalds und Lloyd Georges ge- wesen ist. Im ersten Arbeiterkabinett war hartshorn Postminister. Zahlreiche neu« soziale Einrichtungen zeugen von dieser Minister- tätigkeit. 1939, als Minister Thomas ins Kolonialamt hinüber- wechselte, übernahm hartshorn das Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten und die Führung in den Fragen des Arbeits- losenproblems. Mandat gehört den Wählern. London , 13. März. Oliver Baldwin , der arbeiterpartciliche Sohn des konser - vativen Parteiführers, ist von seiner Parteiorganisation ersucht war- den, seinen Sitz im Parlament niederzulegen. Er hat sich der Mosley-Gruppe angeschlossen. Parteispaltung in Australien . Sidney, 13. März.(Eigenbericht.) Der Generalsekretär der Arbeiterpartei hat sein Amt nieder- gelegt und Ist zur Opposition übergegangen. Da dem australischen Parlament eine Vertrauensfrage vorliegt, ist es durch den Konflikt in der Arbeiterpartei zweifelhaft geworden, ob die Regierung die Mehrheit diesmal erlangen wird. Ihrer Niederlage würde die Parlamentsauflösung auf dem F-uße folgen. Verkehr nach Berliner Muster. 260.MlIjonen-GeselIfchafi in London . London . 13. März.(Eigenbericht.) Arbeltsminister Morrison unterbreitete dem Unterhaus am Freitag eines der großen Reformwsrke der Arbeiterregierung: die Zentralisation und Verstaatlichung der gesamten Londoner Verkehrsmittel, die sich bis heute in Privathänden befinden Als Vorbild haben der Arbeiterregierung die Städte Wien und Berlin gedient. Auch die Umorgamsation des Verkehrs soll nach dem Muster von Wien und Berlin erfolgen. Das Gesamtkapital der künftigen staatlichen Londoner Verkehrsgesellschaft ist im Gesetz mft 13 Millionen Pfund Sterling veranschlagt. Sein« zweite Lesung so? bot Unterhaus noch vor Ostern vornahmen.

Das Geschäft mit der Abrüstung. Acht Städte fireitea um die Konferenz. Genf . 13. März. Der Generalsekretär des Völkerbundes, Nr Eric Drummond , hat«inen Vertreter der Stadt Barcelona empfangen, der ihm das osfiziell« Einladungsschreiben der Stadtverwaltung zur Ab- hallung der Abrüstungskonferenz überreicht«. In dem Einladungs- schreiben sichert die Stadtverwaltung Barcelona sämtlichen Beamten der Dölkerbundesekretariats kostensreic Unterbringung und Verpflegung in den Hotels zu und stellt ferner den Nationalpalast in Barcelona dem Aölkerbundssekretariat für die Büroräume und die Druckerei zur Verfügung. Ferner werden kostenfrei die notwendigen Konferenzsäle für die Abhaltung der Konferenz angeboten. Des weiteren teill die Statdverwaltung in dem Schreiben mit, daß sie 7099 Hotelzimmer für die Teil­nehmer der Konferenz zur Verfügung habe mit einem Höchstpreis von 16 Mark täglich einschließlich Verpflegung. Der Press« wird hierbei eine Ermäßigung von 29 Proz. gewährt. Ferner verpflichtet sich die Stadtoerwallung von Barcelona zur kostenfreien Beförderung der Konferenzteilnehmer auf sämtlichen städtischen Verkehrs- Mitteln. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat dem Vertreter von Barcelona mitgeteilt, daß er das Einladungsschreiben dem gegenwärtigen Präsidenten des Völkerbundsrates, dem englischen Außenmibister henderson in London persönlich vorlegen werd«. Zur Zeit bewerben sich acht europäische Städte um die Abrüstungskonferenz: Genf , Lausanne , Barcelona , Biarritz , Cannes , Nizza , Wien und Vlchy. Kommandanten besuchen sich. Rom . 13. März.(Eigenbericht.) Die französische Meldung, daß die englische und die französische Flotte sich nächstens im Hafen von Spezia zu einem Besuch der italienischen Flotte einfinden und so da« Flottenabkommen feiern werden, ist hier zum zweitenmal entschieden demen- t i e r t worden. In Aussicht genommen sei lediglich«in Besuch des neuen Kommandanten der englischen Mittelmeerflotte. Dieser Besuch sei schon vor Monaten verabredet gewesen und bedeute nichts andere« als den üblichen Höflichkeitsaustausch eines neuernannten Kommandanten gegenüber dem italienischen Mittelmeerkomman- danten... Sowjetschiff ,Max Hölz� . Moskau , 13. März. Auf der Leningrader Werft sind die ersten zwei russischen Motor- schisse fertiggestellt worden. Die beiden Schiffe, die je 3999 Tonnen groß sind, werden in den Dienst Lenlngrad-Odessa eingesetzt. Die Schisse werden die NamenMax hölz " undBela Kun " erhalten. Hakenkreuz-Kaufmann muß vor Gericht Vergebliche AbleugnungSversvche. Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnet« und Gauleiter in Hamburg , Kaufmann, versucht die gegen ihn erhobenen ichwaren Beschuldigungen des Ehrenwortbruch«», des Ordeusfchwindels und der schweren Urkundenfäl- schung abzuleugnen. Er hat den Herausgeber der antifaschistischen

In Thüringen .

Oer VoltSparteiler:Fein Hab ich den Zungen ausstaffiert!

»Au weh!*

Immer weiter vorwärts! Der Aufklärungsfeldzug der Partei.

Die Sozialdemokratie sorgt mit ihrem AufklarungS - seldzug dafür, daß die Volksbetrüger vom Hakenkreuz vor aller Qeffentlichkeit in ihrer wahren Gestalt gezeigt werden. Anch in der ersten Märzwoche war in den Partei» bezirken überall eine erfreuliche Aktivität festzustellen. Brand enburg-Grenzmart berichtet von 81 öffent» lichen Beranstaltungen. Ueberall sehr guter Besuch und ousge- zeichnete Stimmung. Der Ortsvcrein Hammer, Kreis Niederbarnim, konnte seine Mitgliederzahl von 11 auf 42 steigern. Am Oberrhein große Kundgebungen in Köln . Koblenz und Gummersbach mit insgesamt 19 999 Teilnehmern. Auch in kleineren Orten gut besuchte Versammlungen. Hannover hat in den letzten zwei Wochen 133 öftentliche Versammlungen durchgeführt. Allein 13 Ortsvereme haben seit Herausgabe der Parole:Wo bleibt der zweite Mann?" 734 Mit­glieder gewonnen. Braunschweig hat 6 neue Ortsgruppen mit 99 Mitgliedern gründen können. 798 Wahlveranstaltungen wurden durchgeführt. Der Ortsverein Braunschweig Hot 213 neu« Mitglieder gewonnen. Oestliches Westfalen meldet 13 öffentliche Versammlun­gen, Hessen-Nassau 43 öffentlich« Veranstaltungen und 494 Neuaufnahmen seit 1. Februar 1931, Hessen -Offenboch 22 öffelitüche Versammlungen mit 3909 Besuchern, Hessen- Kassel 49 Veranstaltungen mit 8009 Anwesenden, außerdem die Gründung drei neuer Ortsgruppen. Der Bezirk Pfalz hat eine erfolgreich« Versammlungsaktion mit dem italienischen Parteifreund Mario Corsi durchgeführt, 24 Versammlungen mit weit über 29 999 Teilnehmern. An den 16 Bildungsvorträgen des Genossen Döring beteiligten sich 3999 Hörer. Baden berichtet über 33 öffentliche Versammlungen. Der Bezirk Franken hat außer einer großen Kundgebung in Nüxn- berg 48 öffentliche Veranstaltungen mit 8990 Personen abgehalten. Die Parole:Wo bleibt der zweite Mann?" brachte der Partei in der 1. Märzwoche über 400 neue Mstglieder. In kleineren Orten haben einige Genossen 12 und 14 neue Mitglieder werben können. In Schopsloch, einem Ort von 1900 Einwohnern, ist die Partei- Mitgliedschaft auf 280 angewachsen, so daß jetzt jeder vierte Er- wachsene Mitglied der Partei ist. Bezirk Ob erpfalz-Niederbayern berichtet über elf gut besuchte Veranstallungen und di« Gründung neuer Ortsgruppen.

Auch die Waterkant steht nicht zurück. S ch l e s w i g- h o l st« i n meldet 32 öftentliche Versammlungen. Der Besuch war überall gut und die Stimmung glänzend. In Altona und Kiel sprach Pietro Nenni vor Tausenden. Mecklenburg-Lübeck hat 31 öffent­liche Versammlungen mit einer Besucherzahl von 3890 zu verzeichnen. In Pommern haben 8 öffentliche Veranstaltungen stattgefunden, die von über 1400 Personen besucht waren. In Ostpreußen werden besonders erfreuliche Erfolge vom Lande gemeldet. Seit dem 1. Januar konnten 21 neue Ortsgruppen gebildet werden. Dieser Erfolg der ostpreußischen Sozialdemokratie ist besonders hoch anzurechnen! Auch in Mitteldeutschland ist die Partei auf dem Posten. Der Bezirk h a l l e hat in zwei Monaten 292 Versammlungen mit 33 633 Besuchern durchgeführt. Magdeburg meldet für die erste März- woch« 42 Veranstaltungen mit 9080 Besuchern. Auch im Reich« Fricks sind unsere Freunde unermüdlich am Werke. Thüringen kann von 37 Versammlungen und 12 Filmveranftollungen berichten, die fast alle überfüllt waren. Auch in Sachsen befindet sich di« Parteiorganisation auf der ganzen Linie im Angriff. O st s a ch s e n berichtet über 26 Dersamm- lungen mit 6830 Besuchern. Auch in kleineren Orten waren die Versammlungen gut besucht. In Obergurgig besuchten etwa 300 Per« fönen di« sozialdemokratische Versammlung, während die Nazis am gleichen Tage nur 30 Besucher aufzuweisen hatten. Zwickau hat 34 Veranstaltungen durchgeführt, die all« sehr stark besucht waren. Leipzig meldet 30 Veranstaltungen mit 7700 Besuchern. Unermüdlich sind auch unsere schlesischen Freunde. Im Bezirk Görlitz wurden 34 öffentliche Versammlungen mit 3728 Anwesen- den abgehallen. O b e r s ch l e s i e n hat im Februar 208 Vcronstal- tungen durchgeführt. In der gleichen Zeit konnten 152 Neuaufnahmen erzielt werden. Der Bezirk N i e d e r s ch l e s i e n hat in der Be- richtswoche 115 Versammlungen mit 21322 Besuchern durchgeführt. Ueberall waren die Kundgebungen vom prächtigen Kampfgeist ge- tragen. Aus allen Bezirken ergibt sich ei» einheitliches Bild: Die Sozialdemokratie marschiert! Noch ist der Gegner nicht geschlagen. Aber er ist längst in die Verteidigung gedrängt. Wir wollen werben, wir wolle» wecken, und immer wieder wollen wir daran erinnern: Wo bleibt der zweite Mann?

Pressekorrespondenz, Dr. Klotz, der diese Beschuldigungen verbreitet hat, als Lügner, Verleumder und Ehrabschneider bezeichnet. Dr. Klotz hat darauf den Ehrcn-Käufrnann wegen Beleidigung ver­klagt. Herr Kaufmann wird sich in der kommenden Verhandlung einem überwältigenden Bewcismaterial gegenüber- sehen. Sein Ableugnugsversuch ist um so dümmer, als die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen in einem parteiamtlichen Bericht des Untersuchungsausschusses der Nationalsozialistischen Partei als voll- ständig bewiesen bezeichnet worden sind. Es wäre im übrigen interessant, zu erfahren, ob gegen Herrn Kaufmann bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Urkundenfälschung schwebt?

friedliche Bürger" totgeschlagen würden und die Polizei sich außer- stand« erklärt hätte, sie zu schützen. Als der Verteidiger diese An- gaben als Theater bezeichnet, forderte der Nebenkläger di« im Saal befindlichen nationalsozial istis6)en Zeugen auf, mit ihm geschlossen den Rauni zu verlassen und den Kameraden auf der Straße zu Hilfe zu eilen. Jetzt kam es zu einem unbeschreiblichen Tumult im Gerichtssaal und nur der Einwirkung der Verteidigung der Angeklagten war es zu verdanken, daß es im Gerichtssaal nicht ebenfalls zu Zusammenstößen kam. Der Zwischenfall ist von den Nationalsozialisten von langer haild vorbereitet worden. Di« Angaben ihres Anwalts, daß mehrers Nationalsozialisten vor dem Gerichtsgeoöude schwerverletzt, einige sogar in die Fulda geworfen wurden, sind unwahr.

Ein stürmischer Prozeß. Ein Hakenkreuzanwalt fordert zum Massenroufhaodel aas. Kassel, 13. März.(Eigenbericht.) In Kassel wird augenblicklich ein Landfriedensbruchprozeß gegen rund 100 Kommunisten verhandelt. Mehrere Nationalsozialisten treten als Nebenkläger auf. heute kam es in diesem Prozeß zu heftigen Tumulten. Der Nebenkläger hatte vor dem Sitzungszimmer davon gesprochen, daß das Gericht Ausnahmen mache, wenn das organisierte Verbrechertum" angeklagt wäre. Mit diesen Aus- nahmen meinte er. daß das Gericht für die 97 Angeklagten Essens- und Frühstückspausen einlege, in denen dieRote Hilfe" für die not­wendig« Verpflegung sorgt. Das Gericht wies den Ausdruck des Naziverteidiqcrs mit aller Schärfe zurück. Gegen Schluß der Sitzung hatten sich vor dem Gericksisgebäuda etwa 39 Nationalsozialisten eingeftinden, di« mit den dort wartenden Kommunisten zusammenstießen. Der Vertreter der Nebenkläger i orderte deshalb Unterbechung der Verhandlung, da auf der Straß«

Obstruktion in Oanzig. Gesetz gegen Mißbrauch der nameniiichen Abstimmung. Dauzig, 13. März. Die Sitzung des Volkstagss dauerte zwölf Stunden bis Frestag früh 3.39 Uhr. Infolge der kommunistischen Obstruktion mußten zum Haushalt über hundert namentliche Ab- stimmungen vorgenommen werden. Gegen Mitlernacht wanm bei einem Abändexungsantrag plötzlich nur 33 Stimmkarten(statt 37 der Regierungsmehrheit abgegeben worden. Der Präsident berief eine neu« Sitzung auf«ine Viertelstunde später ein. Inzwischen wurde festgestellt, daß zwei von Zentrumsabgeordneten abgegebene Stimmkarten verschwunden waren. Es kam»i einer erregten Auseinandersetzung zwischen einem Deuffchnationaken und einem Kommunisten, der seinem Gegner ein Glas Wasser ins Gesicht schüttete. Ein Handgemenge wurde im letzten Augenblick vermieden. Um nicht bei der dritten Lesung wieder hundert« von namentlichen Abstimmungen zu erleben, haben di« Regierungsparteien eine Abänderung der Geschäftsordnung beantragt.