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,, Was haben wir verbrochen?"

Die nachfolgende Skizze wird uns von einem arbeitslosen Arbeiter zur Verfügung gestellt, der fie unter dem erschütternden Eindruck einer erlebten Episode so formte, wie wir sie, unverändert und ungekürzt, zum Abdrud bringen. D. Red.

Es ist morgens 10 Uhr. Langsam, aber unablässig dicht rieselt der Schnee herab. Vor der Friedhofsmauer gegenüber der Bergstraße stehen zehn Arbeitslose, teils derb­wetterfest angezogen. Andererseits aber sieht die Not aus allem, was sie anhaben. Trotzdem ist alles noch berlinerisch vergnügt. Arbeit ist vom Himmel gefallen, fällt noch immer zu und die Fried­hofsverwaltung soll für Beseitigung dieser Himmelsfrucht den Beute! öffnen. Aber viele sind berufen und wenige sind auserwählt.

Langsam sammeln sich mehr Schneeschipper an. Es geht auf 1 Uhr zu. An die 60 Mann sind jetzt versammelt. Unruhig mustern die Hintermänner ihre Vorderleute. Wieviel Mann werden gebraucht? Die vorne an der Tür stehen, sind siegesgewiß. Stunde 88 Pf. gibt es. Zirka fünf Stunden Arbeit macht 4,40 Marf. Da­für lohnt es sich schon, vier Stunden vorher mit nassen Kleidern und Füßen zu stehen.

Plötzlich erscheint der Friedhofsverwalter, aber nicht durch die Tür, durch die er kommen sollte, sondern von hinten raus aus einem Schuppen. Wie der Blitz ist die ganze Kolonne um ihn her. Ein furchtbares Gedränge entsteht. Berflogen ist alles Kameradschafts­Berflogen ist alles Kameradschafts­gefühl. Jeder drängt den anderen rücksichtslos, beiseite. 50 Arme mit der Ausweistarte strecken sich dem Arbeitsbringer entgegen. Fünfzigmal tommt die Bitte um Arbeit und damit um Brot, um das klägliche Dasein für ein paar Ertramark aufzu heitern.. Hin und herdrängend umflutet die Menge den Berwalter. Jekt plötzlich ist einer gestürzt. 3mei weitere kommen dadurch zu Fall. Der Berwalter hat sich an eine Wand gerettet und nimmt bort jetzt ganze acht Karten entgegen. Diese acht Mann ge­nügen, um die Bürgersteige rund um das Gebäude pom Schnee zu reinigen.

Liefste Enttäuschung, tiefste Niedergeschlagenheit bei den llebri gen. Wieder einmal umsonst. Das Herz zittert ihnen vor der Hoff­nungslosigkeit daheim.

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Der zuerst Gestürzte hat sich langsam erhoben; es ist ein älterer Mann mit abgenutzten Kleidern und steifen Gliedern. ,, Was haben wir bloß verbrochen", sagt er mehr zu sich selbst als zu den anderen, daß es uns jetzt so geht? Für nur ein bißchen Wärme und Brot erwürgen wir uns hier bald gegenseitig. Dann macht er einen letzten Versuch bei dem Verwalter und bittet mit ganz leiser Stimme um die Arbeit.

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Winterreise

durch Berlin .

Charlottenburg .

dem Funkturm, zu dessen Spize ein Fahrstuhl hinaufführt. Endlich als Abschluß der weite Reichsfanzlerplay. Aber die U- Bahn seht sich noch fort, sie erschließt die Reichsstraße mit ihren prächtigen Wohnsitzen und endet in Ruhleben . Diesem

Geht man in Gedanken durch den Schloßpart von Charlotten burg, so tritt einem der Gegensatz neuen Charlottenburg , mit seinen Bauten und Anlagen, das aller­zwischen dem alten und dem dings zum Bewohnen einen vollen Geldbeutei voraussetzt, hat das neuen Preußen vielfach entgegen alte Charlottenburg faum etwas Gleichwertiges gegenüberzustellen: war es doch hier, wo Friedrich an seiner Peripherie entstehen allerdings noch immer neue Sied­Wilhelm II. mit seinen Dunkelmännern lungen, wie Siedlung Heerstraße, Siedlung Ruhleben , Siedlung fich phantastischen Spielereien hingab. Heute wandelt der Jungfernheide und Siedlung Plößensee. Auch eine der ältesten Fremde und der Einheimische in dem schönen baumreichen Berliner ,, Billentolonien" entstand bald nach dem Kriege 1870/71 in Bart umher, der einen stimmungsvollen Rahmen zu dem Westend . Heinrich Quistorf, mie Strusberg eine Eintagsgröße monumentalen Schloß bietet. An diesem Schlosse haben der Berliner Finanzwelt, legte auf dem den Spandauer Berg hinauf­fich unsere besten Baumeister betätigt: 1699 von Schlüter aufsteigenden Terrain diese Villenkolonie an, die eine Reihe von geführt, wurde es 1706 von Cosander von Goethe vergrößert und Katastrophen durchgemacht, aber schließlich doch ihrer Lage und guten mit der Kuppel versehen, schließlich 1742 durch G. von Knobels Luft wegen sich durchgesetzt hat. Raum gibt es noch genügend, trok dorff erweitert. War dieses Schloß das Zeichen der Monarchie, der erfreulich starken Betätigung der Charlottenburger auf dem so haben sich die Bürger in dem gleichfalls höchst stattlichen Rat Geblete der Laubengärtnerei. Die Spree ist für Charlottenburg haus ein Denkmal ihrer Arbeit gesetzt. Während diese beiden vielfach eine Grenze, so namentlich im Norden gegen Siemens­hochstrebenden Bauten auf das Zentrum der Stadt weisen, begrüßt stadt, das zu Spandau gehört. Das ihm zugewiesene Forstgebiet den von Berlin fommenden noch am Rande des Tiergartens das im Norden, die Jungfernheide links und rechts von dem Schiffahrts­weitläufige Gebäude der Technischen Hochschule. Der mit tanal, weist den Volkspart Jungfernheibe auf. Sport­der U- Bahn tommende Besucher befindet sich in der Mitte des ge- anlagen sind auch an der Wilmersdorfer Grenze bei Eichkamp. schäftigen Lebens, das die Berliner Straße aufweist. In der Gegen Bilmersdorf geht die Grenze zum Kurfürstendamm und etwas Bismarckstraße, die in ihrer ganzen Länge untertunnelt ist, befindet füdlich darunter. sich die Städtische Oper". Die Bismarckstraße, bekanntlich die direkte Fortsetzung der Charlottenburger Chaussee, setzt sich im Kaiserdamm fort, an dem das neue Charlottenburg sich in besonders charakteristischer Weise entfaltet hat. Zunächst am idyllischen Ließensee schöne Wohnhäuser, darunter das Heim der Bost- und Telegraphenbeamtinnen, dann nach leberqueren des tiefen Einschnittes der Ringbahn, zur Linken das Messegelände mit

Rein, es find genug!" sagt dieser und fordert alle auf den Friedhof zu verlassen. Alles geht, auch der Weltere. Mit unendlich traurigen Bewegungen, müde und hoffnungslos schiebt er sich dem Ausgang zu. Neben ihm aber schreitet triumphierend das graue Freie Sozialistische Hochschule

Gespenst der Arbeitslosigkeit.

Gefälschte Krankenscheine. Betrügereien in einem Bestrahlungsinflitut.

Im Ausgang des vergangenen Herbstes wurde bei der All­gemeinen Ortsfrantentasse in Berlin entdeckt, daß mit Kranten­scheinen ein Betrug verübt worden war. 31 einem Be= strahlungsinstitut in der Nähe des Morigplages sollten Patienten behandelt worden sein, die Kosten, maren der Kaffe in Rednung gestellt und auch bezahlt worden. Bet Der Nachprüfung ergab fich min, daß garterne Behandlung stattgefunden hätte. Die Krantenscheine waren gefälscht. Die Inhaberin Des Instituts wurde festgenommen, behauptete aber, daß die Fälschungen von ihrem Geschäftsführer, dem 33 Jahre alten Wilhelm Wahi verübt worden seien. Wahl, der daraufhin wegen Betruges und schwerer Urkundenfälschung gesucht wurde, hielt sich verborgen. Gestern ermittelten ihn Kriminalbeamte der Dienst stelle D. 2 bei einem Freunde im Westen der Stadt und nahmen ihn fest. Wahl bestreitet, sich der Fälschung schuldig gemacht zu haben. Er ist dem Untersuchungsrichter eingeliefert worden.

Betrugsanflage gegen Profeffor. Eine Gefunde entscheidet Millionenerbschaftsprozeß. Noch in diesem Monat wird sich vor dem Schöffengericht in Hirschberg der Jenaer Universitätsprofeffor Dr. Jofephy zu fammen mit dem Gutsverwalter nauer wegen Betruges zu ver­antworten haben. Die Tat, die Dr. Josephy vorgeworfen wird, foll fich im Zusammenhang mit einem Streit um eine Mil­

lionenerbschaft ereignet haben.

Bei einem Eisenbahnuuglüd in Chamonig war im Februar 1927 der schlesische Rittergutsbesitzer Josephy samt Gattin und Tochter ums Leben gekommen. Natürlich wurde die große Erbschaft, die er hinterließ, nun sowohl von den Ber­wandten der Frau wie denen des Mannes beansprucht. Nun handelte es sich bei der Entscheidung des Erbschaftsgerichts aber darum, wer der lette Ueberlebende der drei Getöteten gewefen ift. War die Frau zuerst verschieden, dann hatten die Verwandten des Mannes Erbanspruch, war der Mann zuerst gestorben, dann erbten die Verwandten der Frau, hat jedoch die Tochter ihre Eltern auch nur um eine Gefunde überlebt, so erbten alle Verwandten gleichmäßig. Der Erbschaftsstreit wurde erbittert geführt. Zweimal wurden die drei Leichen erhumitert und feziert, um eventuell den Eintritt des Todes feststellen zu können. Es schien unmöglich, die entscheidende Frage zu flären, und die Verwandten einigten sich schließlich auf gütlichem Wege.

Zur Erbmasse gehörten auch Wertpapiere im Betrage von 60 000 m., die von einem Gutsinspektor verwaltet wurden. Dieser verschwieg nun diese Werte gegenüber dem Nachlaßpfleger und der Steuerbehörde, wie er später angab, auf Anftiftung des Universitätsprofessors Josephy. Wegen dieses Borfalles, den Josephy auf das energischste bestreitet, wurden Josephy und Knauer des gemeinschaftlichen Betruges angeflagt.

Arbeitslosigkeit und Berufsschule.

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Bei der heutigen wirtschaftlichen Krise, wo viele Arbeitskräfte amangsmeise lahmgelegt find, sollte mehr denn je auch der einzelne sich die Frage vorlegen, ob sein Berufstönnen den Forde rungen der Gegenwart genügt. Die Lehre war häufig nur Ausbildung für eine Spezialarbeit und deshalb fehlt oft die nötige Bendigkeit bei der Suche nach Arbeit. Die graphische Be. rufsschule in Berlin SD 36, Wrangelstraße 85, gibt den jungen Berufsangehörigen Gelegenheit, in den Werfftätten nicht nur die er morbenen Kenntniffe zu erhalten, sondern auch zu vertiefen. Das Schulgeld ist gering bemessen, halbjährlich 8 M., und fann in be sonderen Fällen ermäßigt werden. Außerdem finden Sonderkurse statt in Saltulation und Buchführung, Photographie ufm., Stilkunde, fomie Sprachturfe in Englisch , Französisch, Spanisch( für Anfänger), Russisch( für Anfänger und Fortgeschrittene) und Latein( für Seher).

Heute, den 14. März, 19,30 Uhr, im ehemaligen Herrenhaus, Leipziger Str. 3 Raphael Abramowitsch Mitglied der Exekutive der Sozialistischen Arbeiter- Internationale

Der Funktionswandel

der bolschewistischen Diktatur

Karten zum Preise von 50 Pf.( einschl. Garderobe) sind an folgenden Stellen zu haben: Buchhandlung J. H. W. Dietz Nachf. Lindenstr 2. Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65. Deutscher Holzarbeiter- Verband, Am Köllnischen Park 2 u Buchhdig Rungestr. 30. Verband der graph. Hilfsarbeiter, Ritterstr. Ecke Luisenafer; Zigarren­geschäft Horsch Engeluter 24/25 Verlag des Bildungsverbandes der Deutschen Buchdrucker, Drejbundstr. 5. Zentralverband der Angestellten, Hedemannstraße 12. Verlagsgesellschaft des ADGB , Abteilung Sorti­ment, Inselstr. 6 a Geschäftsstelle des Touristenvereins Naturfreunde, Johannisstr. 15, und an der Abendkasse.

Die allgemeinen Kurse tönnen auch von Jugendlichen anderer Berufe befucht werden. Auskunft jederzeit bereitmilligst in den Abend stunden von 5% bis 9 Uhr in der Berufsschule für das graphische Gewerbe, Berlin SD 36, Wrangelstraße 85, Zimmer 6a.

Das Wert der Brandstifter.

300 Brandstiftungen in Berlin .

Unter den fast zahllosen Bränden, die alljährlich in einer Stadt von der Größe Berlins auftreten und deren Bekämpfung den Feuer wehren hinreichend Arbeit verursacht, befinden sich stets mehrere Schadenfeuer, die auf vorfägliche Brandstiftung zurückzu­führen sind. Es übertrifft jedoch die kühnsten Schäzungen, wenn man vernimmt, daß im vergangenen Jahr nach den jezt vorliegenden endgültigen Feststellungen nicht weniger als 300 Brände vor= fäßlich verursacht wurden. In mehr als einem Drittel aller Fälle war der Brandstifter von Anbeginn der Untersuchung an bekannt; in weiteren 25 Fällen bestand ein Tatverdacht gegen ge= wisse Personen, die dann auch im Laufe der friminalpolizeilichen Ermittlung der Täterschaft überführt werden konnten. Bedauerlicherweise ist gerade in Berlin eine äußerst regsame Tätigkeit der Brandstifter festzustellen, denn von 1437 im ver­gangenen Jahre in den größeren Städten Preußens verursachten Brandstiftungen entfallen etwa 21 Proz. auf die Reichshauptstadt; Effen folgt mit 207 vorjäglich angelegten Bränden an zweiter Stelle. Außerordentlich hoch ist ferner die Zahl der Brandstiftungen in Breslau und Halle an der Saale , wo im Laufe des Jahres 1930 je 96 Schadenfeuer durch Verbrecherhände angelegt wurden. Die Motive zur Tat waren in den weitaus meisten Fällen persönliche

Racheafte.

unkwinkel.

Die gelbe Jade", ein Märchenspiel, wurde als ein did leibiges Bilderbuch vor den Hörern aufgeblättert Man fah ein naives Bild nach dem anderen und immer noch eins. Es waren viel zu viele. Solche Fülle einfältiger Beschaulichteit mußte langweilen. reichlich, aber nicht ungeschickt garniert hatte, änderten an dieser Die musikalischen Schnörkel, mit denen man das Spiel etwas sehr Tatfache auch nichts. Die sprachlich ausgezeichnet abgestimmte Auf führung wäre eines gehaltvolleren Stoffes und eines funtgeretteren Wertes würdig gewesen. In der Stunde Das neue Buch" sprach Dr. Erich F. Podach über die Neuauflage non Profeffor Dessoir Bom Jenseits der Socle". In diesen 10 Minuten wurde über die Entwicklung des modernen Offultismus und die Stellung ber heutigen Biffenschaft zu ihm soviel Wesentliches ausgefagt, daß die Buchbesprechung auch den Höreru etwas zu geben hatte, denen das Buch selber nie zugänglich sein wird. Hans Friedrich Blund las zwei eigene Märchen in der Jugendstunde. Die Geschichte Dom labautermann", eine Variation des Themas vom Fischer und finer Fru", umirantt den Märchenstoff gefchidt mit ironischer Welt betrachtung, während Der betrogene. Zauberer" ganz märchenhaft zusammenfabuliert ist,

Tes.

Lang ist es her, daß die vornehmen Berliner Charlottenburg als Sommerfrische wählten und der Durchschnittsberliner im ,, Türkischen Café" seinen Nachmittagstaffee mit Schlagsahne und die ehrsamen ute Berlinerinnen in der Flora", einst eine fleine tierlose" Kon­furrenz zum Zoologischen Garten, ihr Kaffeekränzchen hielten Ersatz für diese geschwundenen Herrlichkeiten" fehlt es heute nicht.

Exzesse der Notwehr.

Freifprüche im Perleberger Gaalschlacht- Prozeß.

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Perleberg , 13. März. Nach viertägiger Prozeßbauer jand heute nachmittag die Ber handlung des Erweiterten Schöffengerichts gegen die Teilnehmer an der Saalschlacht im Hotel Stadt Berlin, die sich am 11. September vorigen Jahres bei einer sozialdemokrati­fchen Wahlversammlung ereignete, mit einem Urteil ihr Ende, durch das alle Angeklagten freigesprochen wurden, mit Ausnahme des Angeklagten Mebes, der 3 Monate Gefäng= nis erhielt. Unter Antlage hatten der Lehrer Röll und feine Che­frau, der Oberlehrer Wigner und der Fleischer Halmeg, die Mit glieder der Sozialdemokratischen Partei warena- ferner der National­fozialist Wildhagen und der parteilose Glaser Mebes gestanden. Da die Vorfälle bei der Saalschlacht zu weiteren politischen Zusammen­diesen Prozeß mit großem Intereffe. Der Oberstaatsanwalt fam stößen in Perleberg den Anlaß gaben, verfolgte die Bevölkerung zesse der Notwehr handelte, bei denen beide Parteien die zu der Feststellung, daß es sich bei diesen Ausschreitungen um Er­Grenzen überschritten hatten. Am schwersten belastet erschien dem Oberstaatsanwalt der Angeklagte Mebes. Er beantragte gegen ihn ein Jahr Gefängnis. Das Gericht tam zu einer meit milderen Aufstellung und fällte das obengenannte Urteil.

Berufsphotographen stellen aus!

Berufe unter der Mißgunst der Zeit. Die Stille im Geschäft ist aber Das photographische Gewerbe leidet ebenso wie alle anderen ein Anfporn, das Beste zu leisten, um durch Qualitätsarbeit voran­autommen. Die joeben eröffnete Ausstellung Berliner Photographen im Schöneberger Rathaus am Rudolf­Bilde- Blags unterrichtet sehr gut über den hohen Stand der photo­graphischen Technik und wird ihren 3wed, werbend zu wirken, sicher nicht verfehlen. Das große Publikum wird bei der Fülle des Gebotenen außerordentlich viel Neues und Interessantes zu sehen be­tommen. Man sieht die verschiedensten Arten und Techniken der Photographie und ihre vielen Verwendungsformen, 3. B. für Reklame. Neu und originell find hier die lebensgroßen Figuren von Carl Grieser, die auf Sperrholz photographiert und ausgeschnit ten wurden. Durch entsprechende farbige Bemalung wirken, sie plastisch. Man sieht gute Reklamephotos, von Bildnissen fällt der visionär wirkende Kopf Einsteins auf. Es werden vorzügliche Borträtstudien im Braundrud gezeigt. Eine Reihe wirkungsvoller Aufnahmen aus Technik und Wirtschaft illustrieren die hohen An­forderungen, die an das Können des Berufsphotographen gestellt werden. Ein Karlshorster Photograph überrascht mit dem neuen Verfahren des farbigen Bromölumbruds und mit vorzüglichen Architekturaufnahmen. Mehrere Bromöldrucke führen den Nachweis, daß das photographische Bild fehr wohl Wandschmud sein tann, menn es fünstlerisch gesehen und technisch gut behandelt worden ist. Zu erwähnen ist die Gedächtnisausstellung R. Berscheid, dieses Meisters der Porträtphotographie. Verschiedener Meinung tann man dagegen bei der Betrachtung der Photo= miniaturen sein, die von der ursprünglichen Kunst der Minia­turenmalerei doch zu weit abweichen. Als Hauptsehenswürdigkeit dieser Ausstellung ist die von Herrn Dost veranstaltete liebersicht der Entwidlung der Berliner Photographie zu nennen; fie bietet eine Fülle belehrenden und oft amüsanten Materials, Das von Daguerre bis zu den Familienbildern der Borkriegszeit reicht. Die Ausstellung ist vom 13. bis 23. März von 10 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends bei fostenlosem Eintritt geöffnet.

Waffereinbruch auf Ruhrzeche.

Bochum , 13 März

Jr den frühen Morgenstunden des Freitags erfolgte auf der 3edhe Engelsburg" der Bergbaugruppe Bochum der Ber. einigten Stahlwerte ein Balferdurchbruch, der ver­mutlich von der früheren, jezt stillgelegten 3e che" General" oder Marianne" seinen Ausgang genommen hat. und siebente Sohle stehen unter Wasser. Die Nachtschicht fonnte noch rechtzeitig ausfahren. Einige Grubenpferde, die nicht rechtzeitig herausgeschafft merdey fonnten, find ertrunken.

Die sechste