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Marcella d'Arte: Unbekannte Soldaten

Aus dem Italienischen von Oda Lerda- Olberg

,, Endlich: die Taschenlampe!" In dem Dunkel voll Röcheln, Ausschreien und Fluchen erschollen diese Worte plöglich wie eine Erlösung. Es folgte ein Augenblick fiefen Schweigens, als wäre der als Unterstand dienende Stollen, den eine Mine unter Tonnen von Erde und Stein begraben hatte, mit einem Schlage menschenleer geworden. Dann hörte man ein heiseres Aufschluchzen, wie von

einem Kinde.

Als der kleine Lichtstrahl die Dunkelheit durchbrach, hefteten sich alle Augen darauf, entrückt und durftig, wie auf ein Wunder. Der Unterleutnant, ein Bursche von neunzehn Jahren, richtete den Strahl der Taschenlampe zuerst auf seine Soldaten. Sie waren alle da. Dann leuchtete er den Stollen ab. Da, mo früher der Aufstieg war, mar jegt ein großer grauer Blod, der schwer her­nieberhing, als fönnte er von einem Augenblick zum anderen hin­unterfallen und alles unter sich zermalmen. Grauen faßte die Ber­schütteten. Es waren. ihrer zehn, aber in dem ganzen Stollen, der Schüßengraben und Unterstand war, mußten über zweihundert Mann sein, alle verschüttet unter der ungeheuren Lawine von Stein und Erde.

,, Berfluchte Luder!" sagte einer der Soldaten und ballte seine Fauft gegen die Wand. In der Richtung des Feindes? Wer konnte das missen, wo alles ein anderes Gesicht hatte, wie nach einem Erdrutsch. Dann wurde es auf furze Zeit still.

Sonnenschein und Reihen von Soldaten, die stürmten, und das traurige Gesicht einer Schulfameradin aus dem Gymnasium, die ihn auf die Bahn begleitet und ihm Glück gewünscht hatte... Wie hieß sie boch? Annetta? Rein... Carla? Auch nicht... Es war ein einfacher Name, leicht zu behalten... Maria? Nein. Wie hieß sie nur? Einmal waren sie zusammen auf den Petersplaz ge­gangen... Und es war soviel Sonne... Aber wie hieß fie? Franfa nicht, Luife? Nein, auch nicht... Wie mur, mie? Herr Leutnant", schrie eine Stimme im Dunkel, die Luft

fehlt!"

Er richtete sich auf. Er war ganz in Schweiß gebadet, und es summte merkwürdig vor seinen Ohren. Die anderen waren durch den Schrei aufgestört, und die Finsternis war voll von Entsetzen.

Der Leutnant schaltete das Licht seiner Taschenlampe ein. Alle Gefichter waren blaß und in Schweiß gebadet. Mechanisch griff er nach der Uhr und fuhr zusammen. Es war schon fünf Uhr. Bei nahe sieben Stunden waren vergangen. Merkwürdige Sache, die Zeit... es schien nur ein Augenblick und waren sieben Stunden... Aber darum hatte man ihn ja nicht gerufen. Warum doch? Richtig.. die Luft fehlte... Wie war es doch in dem Roman? Was mußte man tun, um zu sehen?... Ja, so.

Er suchte nach den Streichhölzern, entzündete eins und hielt es nahe dem Erdboden. Die fleine Flamme fladerte einen Augenblid, Was für Lebensmittel sind da?" fragte endlich der Leutnant. blaß und zart, und verlosch. Er versuchte es mehrmals, indem er Brot, Konserven alles wird mir abgeliefert."

"

Der eine zog ein Stück Brot aus der Tasche, der andere ein Stück Burst, noch einer rückte zögernd eine große Flasche Schnaps heraus. Alles brachte man dem Offizier.

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Weiter nichts?" fragte diejer.

Wenn das Effen zur rechten 3eit gefommen wäre, so hätten wir wenigstens das", fnurrte einer.

,, Es ist schon gut", sagte der Leutnant, mit falter, jester Stimme. Er war unter Mittelgröße, mit fleinen zarten Händen und blonden lodigen Haaren um ein rojiges findliches Gesicht. Ich werde jetzt die Vorräte in diesen Sad tun, den niemand anrühren darf. Dann lösche ich die Lampe aus, denn die Batterie ist vielleicht bald ver braucht, da ist es besser, nicht zu verschwenden. Jeder suche sich eine bequeme Stellung und sehe zu, daß er schlafen kann. Es ist jetzt halb elf Uhr morgens. Heute abend gibt es etwas zu essen, morgen auch und dann..." er sah auf den Sad mit den Vorräten ,, dann werden wir weiter sehen, und damit löschte er die Taschen lampe. Raum war er im finstern, so tam das Entsegen über ihn, maßlos, überwältigend. Bir tommen nie mehr heraus... Wir werden hier unten verreden, wie Ratten in der Falle", fagte er zu fich felbft, fautlos, und fühlte sich grenzenlos einfam, zum Heulen. Aber im Dunkel hörte man, wie vorhin, das heisere Aufschluchzen, wie von einem Kinde, und so sprach er weiter:

,, Die Mine hat außer uns zweihundert Mann verschüttet. Ganz sicher wird man die Feindseligkeiten auf einen Tag einstellen, um uns auszugraben... Das habe ich schon öfter gehört... Bir müssen also aushalten, mit dem Effen sparen und vor allem feinen Unfinn machen... Das ist ja ganz unmöglich, daß man uns hier einfach umfommen, läßt... lebendig begraben..."

Herr Leutnant, und die Luft?"

Die Luft? Was soll das heißen? Ach found jet nerstand er und prešte die Nägel trampihaft in die Sandflächen Bielleicht ist irgendeine Spalte da, die uns mit der freien Luft Derbindet... Und dann? Ihr habt doch alle von Bergleuten ge­lesan, die zehn Tage verschüttet waren und dann gereftet wurden... Ich habe so etwas als Rind gelesen... ich weiß nicht, wo es war... Ach ja, das war ein Roman..." Seine Stimme war findlich ge­worden und zitterte etwas. ,, Das war ein Roman", wiederholte er sich selbst, einmal über das andere.

Dann riß er sich zusammen, steckte die Taschenlampe ein, über zeugte sich, daß sein Revolver da war und streckte sich aus, den Kopf auf dem Sadt mit den Lebensmitteln. Das Schweigen um ihn war lebendig, verzweifelt, und es tam dem jungen Manne auf einmal so vor, als wäre er allein unter lauernden Feinden. Er riß die Augen entfest auf und starrte ins Duntel. Allmählich verfiel er in einen qualvollen Halbschiaj. Er sah schöne Frauen in seibenen Kleidern, jah Verwundete und Sterbende und weite Wiesen im

Erna

das Streichholz immer höher hielt. Erst in Hüfthöhe blieb es brennen. Einer der Männer brach in rauhes Lachen aus und sagte: ,, Da hat es zwed, mit dem Effen zu sparen!" und lachte weiter. Dann sprang er auf und schlug mit den Fäusten gegen die Fels­mand, erst hier, dann da. Ueberall harter, fühlloser, tauber Stein, Er ließ sich zu Boden fallen und verbarg den Kopf zwischen den Händen. Er war ein Mann von dreißig Jahren, groß und start mit breiter, reiner Stirn.

Der junge Offizier mehr Knabe als Mann jah das alles wie durch einen immer dichter werdenden Nebel, wirr, ohne Angst zu empfinden, ohne zu denken. Einer der Männer irat auf ihn zu: ein Mann vom Lande, Mitte der Dreißig, mit roten Haaren und breitem, edigem Gesicht:

,, Herr Leutnant, ich möchte meinen Leuten zu Hause ein paar Worte schicken. Ich kann nicht schreiben."

Der Leutnant zog Bleistift und Notizbuch heraus, und der Mann diftierte:

Liebe Frau, ich teile Dir hierdurch mit, daß ich bis zulegt an Euch alle gedacht habe, und daß Du dem Herrn Leutnant dankbar fein mußt, der für mich diesen Brief schreibt. Sonst hättest du es nie gewußt. Wenn Buigina erwachsen ist, laß sie Schneiderin merden, wie sie gern möchte. Carluccio muß aber nach den Feldern sehen. Denke daran, daß im Frühjahr die Obstbäume gebüngt werden müssen, imb wenn sich eine gute Gelegenheit findet, sollst Du die Kuh verkaufen, denn sie wird alt. Weil der Herr Leutnant auch wird schreiben wollen, schließe ich und verbleibe Dein Dich liebender Mann. Michele Esposito."

Der junge Mann schrieb langsam mit seiner langen, gezierten Schrift à la d'Annunzio . Als er fertig war, gab er dem Mann das Blatt, und dieser stedte es forgfältig in die innere Tasche der Jacke und lehnte den Kopf an die Steinwand. Biele schrieben, und er dachte einen Augenblid daran, seiner Mutter ein paar Zeilen zu lassen. Er sah sie vor sich, das leere und gequälte Gesicht der Frau, die um jeden Preis jung und hübsch bleiben will... Ihr schreiben? Bas und wozu? Er schloß die Augen. Wieder jah er den Petersplay, in Sonne gebadet, und das schüchterne, traurige Lächeln der Schulgefährtin... Wie hieß sie doch? Wie mur?

Einer der Männer zog die Schnapsflasche aus dem Sack mit den Vorräten und brach ihr den Hals an einer Rante im Gestem. Er trant und ließ die Flasche reihum gehen. Bald darauf fingen einige an zu fingen, heiser und unsicher.

Bielleicht hatte die Explosion der Mine im Innern des alten Bergwerts beim Berschieben von Gesteinmassen giftige Gaje frei­gesetzt, die sich jetzt heimtückisch der Luft beimengten. Eine unbejieg­bare Schläfrigkeit lastete auf allen, weich und afemraubend. Die Taschenlampe ging aus. Die meisten mertten es gar nicht. Sie und da sang einer im dunkeln mit halber Stimme. Dann ver­stummite er. Wieder vernahm man das heisere Aufschluchzen, wie von einem Kinde. Der Leutnant fragte sich ohne Neugier-, er von den Männern wohl so schluchzen konnte. Dann wurde alles still. Plöglich hörte man in dem Schweigen ein tiefes Auffeufzen, wie aus Erleichterung.

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Es war der Leutnant. Endlich war ihm der Name der Schul­gefährtin eingefallen...

Sie hieß Giovania.

Und über dem Stollen, oben, in der Sonne, ging die Schlacht [ weiter, ohne Unterbrechung, tagelang...

Völkerbund und Bibliotheken

Neben den Museen find es die Bibliotheken, denen das Völfer. bund- Institut für die geistige Zusammenarbeit sein Hauptintereffe girmendet, um zu einer Vereinfachung im Arbeitsgange zu fommen. Da greift die Umorganisation ein, in der zur Zeit die Kommiffion selbst begriffen ist. Sie hat die vier Unterfommissionen aufgelöst, in denen bisher sich ihre Arbeit abspielte: die eine für Universitäts­angelegenheiten, die zmeite für allgemeine missenschaftliche An­gelegenheiten und Bibliographie, die dritte für Literatur und Kunst, die vierte für Fragen des geistigen Eigentums. An die Stelle dieser etmas schmerfällig arbeitenden Dauerausschüsse sollen Sachverstän­bigerausschüsse treten, die das Institut von Fall zu Fall einberuft, die eine bestimmte Einzelfrage oder einen bestimmt abgegrenzten Komplex non ufgaben zugewiefen erhalten und die das erscheint am michtigsten nicht nur mie bisher beratende Eigenschaften be fizen, sondern die auch die Ausführung bestimmter Aufgaben zu gewiefen erhalten. Entsprechend den vier Komunissionen war das Bariser Institut für die geistige Zusammenarbeit in vier Sektionen eingeteilt. Auch diese Settionen verschwinden nun, das Personal des Institutes verringert sich um etwa die Hälfte, und der hierdurch freiwerdende Teil des Haushaltes ist dazu bestimmt, einzelne Arbeiten zu fördern.

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Diese Reuorganisation hat ein Studienausschuß durchberaten, an dem von Deutschen Dr. Krüß, der Generaldirektor der Preußischen Staatsbibliothet, neben seinem Kollegen Roland- Marcel von der Pariser Nationalbibliothet mitgearbeitet hat. Für Bibliotheksauf gaben ist eine besondere Konferenz eingefeßt, die alle Jahre zu fammentreten wird und in der gleichfalls Dr. Krüß die deutschen

Bing: Der erste Schleuderbrett- Akrobat

Als der( inzwischen schon verstorbene) Kraftjongleur Conchaj im Berliner Wintergarten von einer Wippe aus Granaten in die Luft warf, um sie mit dem Naden aufzufangen, rafte das Publikum Beifall. Alles flatschte in die Hände, viele Handschuhnähte zer plagten, in dem allgemeinen Beifallsortan blieb nur einer ruhig, das war der Atrobat Adolf Wotpert. Er war direkt benommen von der Leiftung, fiel in tiefes Nachdenken und fortan stand fein Leben unter der firen Idee, mit einem einfachen Brett fann man sehr viel machen. Und Adolf Wotpert hatte kein Brett vorm Kopf, im Gegenteil, er war ein sogenannter pfiffiger Kopf. Er sagte fid), mas der Kraftjongleur mit toten Dingen macht, muß der Akrobat mit Menschen machen fönnen. Man muß das mal mit guten trobaten probieren; denn die wissen sich in jeder Situation zu helfen.

Er fabrizierte eine primitive Wippe, nahm seine beiden Töchter an die Longe und begann mit den Uebungen. Doch das Glück mar ihm nicht hold, seine älteste Tochter drehte sich das Knie aus und die Tricks wurden nicht weiter probiert. Trotzdem beschäftigte sich Botpert unausgesetzt mit dem Gedanken, die Wippe als Schleuder brett zu verwenden, das es bestimmt dem Afrobaten ermöglichte, noch nie gezeigte Leistungen zu vollbringen. Als dann im Café Bauer, der gerade vom Militär frei gekommene Hensel ihn um Arbeit ansprach, sagte Wotpert: Arbeit habe ich nicht, aber wenn Du eine ganz neue Sache mit mir ausprobieren willst, dann fomm." Senfel sagte sofort Ja". Ganz begeistert war er von der Neuheit. Er wurde, direkt von Tollfühnheit gepackt und die Fertigstellung der neuen Nummer konnte ihm nicht schnell genug gehen. Er weigerte lich, an der Longe zu probieren, er sagte zu Wotpert: Sch fenne Mich is, du bist vorsichtig", und man übte Trick auf Trick. Wotpert stand als Untermann fest auf der Erde und auf seine Schultern sprang Hensel, der hochgeschleuderte Obermann. Bald suchte man den dritten Mann für die Nummer. Er fand sich in Friz Wagner, der auch gerade vom Militär fam. Innerhalb eines Monats stellten diese drei unternehmungsluftigen Afrobaten die Nummer zu fammen. Sie probten vor Fachleuten auf der Bühne des Winter gartens und wurden sofort nach auswärts engagiert. So startete die Nummer das erste Schleuderbrettafrobatentrio

als

am

1. November in Prag . Von da aus ging es ins Hamburger Hansa­theater, ausgerechnet im Monat Dezember, zur Zeit des Doms, des großen Hamburger Jahrmartis, der zugleich von vielen inter

nationalen Agenten als Artistenbörse ausgenutzt wird. Die Schleuderbrettafrobaten erhielten Engagement über Engagement, und sie machten überall Aufsehen. Doch rasteten sie nicht, sondern probierten meiterhin neue Trics. Am 16. August 1905 waren sie soweit, daß im Kristallpalast in Leipzig der Obermann es zum ersten Male wagen durfte, vom Schleuderbrett aus mit seinem Kopf auf den Kopf des Untermannes zu springen. Die Ausführung dieses Tricks bestand darin, daß auf dem einen Ende des Schleuder bretts der Partner( Obermann) stand und der Untermann dann auf das andere Ende der Wippe sprang, wodurch der Obermann bei Ausführung eines halben Saltomortales in die Luft geschleudert murde, und mit feinem Kopf auf dem Kopf des Untermannes zu stehen fam.

Diefer Trid war die Sensation für Nordamerika . Man spannte den Akrobaten nicht die Pferde aus, man bedrängte fie auch nicht derartig, daß polizeiliche Absperrungsmaßnahmen nötig waren, jedoch lauerte man ihnen auf und wo sie sich in einem Café oder in einem Speisehaus an einen Tisch setzten, fand sich im gleichen Augenblick ein Unbekannter ein, der mit ihnen über diesen Trick debattierte. Selbst auf der Straße wurden sie von Wißbegierigen angesprochen.

Die ersten Schleuderbrettakrobaten sind selbstredend nicht mehr beisammen. Hermann Hensel fiel 1914 auf dem Schlachtfeld. Wotpert, der 62jährige, fann als Artift nicht mehr aktiv tätig sein, bennoch ist er rührig tätig für seine Kollegen, wirkt er doch schon seit über zehn Jahren als Sekretär der Internationalen Artisten loge. Nachwuchs an Schleuderbrettakrobaten ist genug da und vielerorts wird bei einem tüchtigen Stellmacher ein Schleuderbrett bestellt. Es ist dauerhaft und hält lange aus, wenn au von ihm aus irgendein flinter Obermann den Salto zu drei oder sogar zu vier Mann hoch dreht. Obwohl das Schleuderbrett gewissermaßen ben Afrobaten entlastet und er nicht mehr alles allein aus sich herausholen muß, ist diefe Arbeit feineswegs leicht. In Berlin In Berlin ereignete sich vor Jahren ein Todessturz unter seltsamen Umständen. Als nämlich Knappe, ein Mitglied der Asgard- Truppe, im Luna­part sprang, erlosch plöglich die Bogenlampe. Der Atrobat konnte fich nicht orientieren, war in einem furchtbaren Schwung, fauste von ber Bühne und fiel mit der Schläfe auf ein ipigeingefaßtes Blumen beet. Die dadurch erlittenen Berlegungen führten zum Tod.

Interessen vertritt. Ein Hauptgegenstand der Beratungen muß der internationale Leihverkehr fein. Wie Dr. Krüß im Zentralblatt für Bibliothetswesen" berichtet, gibt das Institut jezt einen Führer her­aus, der alle Vorschriften über den Leihverkehr aus 56 Ländern und außerdem Angaben über den internationalen Schriftenaustausch enthält. Auf der Bibliothetstonferenz ist betont worden, daß das Fehlen der Gegenseitigkeit das wichtigste Hindrnis für die Beiter­entwidlung des internationalen Leihverkehrs ist. Manche Bibliothets­ordnungen tragen in liberaffter Beise dem auswärtigen Leihverfehr Rechnung, fommmen aber nicht zur Auswirkung, de an wichtigen Stellen des Auslandes die Gegenseitigkeit nicht gewährt werden fann. Die Konferenz hat empfohlen, mit allen mitteln auf die Un ertennung des Prinzips der Gegenseitigkeit hinzumirten und als ersten Schritt auf diesem Wege zu erreichen, daß wenigstens die Dublettenbestände in vollem Umfange dem Leihverkehr zugänglich gemacht würden.

Die Beschaffung der ausländischen Literatur ist eine zweite Hauptforge der Bibliotheken. Eine Entschließung, die von der Kon­ferenz angenommen, wurde, spricht es aus, daß das Anwachsen der literarischen Weltproduktion und die beschränften Mittel der Biblio­thefen eine besondere Sorgfalt bei der Auswahl der anzuschaffenden Auslandsliteratur erforderten. Das Institut veröffentlicht eine Jahresliste von besonders bemerkenswerten Neuerscheinungen: sie enthält Werte, die eine hervorragende Kunstleistung darstellen oder einen originalen Gedankeninhalt befizen, Berke, die besonders ge­eignet sind, einen Eindruck von nationaler Eigenart und nationalen Tendenzen zu vermitteln, und Werte, die eine spezielle Material­fammlung enthalten. So hofft man den Gedanken einer besseren Unterrichtung über das Wertvolle in der literarischen Weltproduktion auf dem Wege über die Bibliotheken verwirklichen zu fönnen,

Für Berwendung der Mitrophotographie hat sich die Konferenz ausgesprochen, um die Verbreitung und den Schuß von einzig­artigen oder seltenen Gegenständen in Bibliothefen und Archiven zu gewährleisten. Sie befürwortete auch den Blan, unter der Initiatipe des Völkerbundes eine internationale Sammlung mitrophotographi­scher Wiedergaben von geschichtlich bedeutsamen Urkunden, wie z. B. der Detrete Napoleons , herauszugeben. Auch andere Verfahren der Faffimilierung von Drucen und Handschriften jollen gefördert mer­dn, um die Benutzung von nicht verleihbaren Stüden zu erleichtern und der drohenden Abnugung der Originale durch den unmittelbaren Gebrauch entgegenzuwirken.

Eine Zusammenarbeit der Archive der Staaten wurde van deutscher Seite angeregt. Daraufhin ift empfohlen worden, zunächst eine beschränkte Konferenz von Archivdirettoren mit einem Vertreter des internationalen Ausschusses für historische Wissenschaften einzu­berufen, die dann die Zweckmäßigkeit einer größeren Konferenz prüfen soll.

Ein Mittel gegen Ermüdung? Der französische Arzt Dr. Droui neau gibt allen, die fich förperlich besonders anstrengen müssen, ganz gleich, ob fie an einem Lauf oder Fahrwettstreit teilnehmen oder einen langen Marsch vor sich haben, den Rat, ungefähr acht Tage vorher täglich 100 bis 200 Gramm Sucker zu essen. In welcher Form man den Sucer nimmt, ist ganz gleich. Er fann jo genommen werden oder in Kaffee, Milch, Tee oder Waffer. Dies ist gemiß für alle Sportler höchst interessant. Natürlich wird man mit einem fleinen Quantum anfangen müssen und dann immer etwas mehr nehmen, bis man die oben angegebene Menge erreicht hat. Der günstige Einfluß des Zuckers ist besonders gut wohrzu­nehmen, wenn man in Zwischenpausen jedesmal eine fleine Menge

niinmt.

Eine Pflanze, die nur zwei Blätter hat. Die Bilanze, die im Laufe ihres Lebens tatsächlich nur zwei Blätter ausbildet, ist die in den Wüsten Südwestafrifas vorkommende Welwitschie( Welwit­schia mirabilis), ein eigenartiges Gewächs, dessen breiter Stamm wie ein großer Holzbecher fast flach auf dem Boden liegt, während die fäßchen und tannenzapfenförmigen Blüten den wulstigen Rän dern des Bechers entspringen. Die Welwitschie befist nun außer Stammbecher und Blüten ihr ganzes Leben lang nur zwei Blätter, die sich aber der Länge nach in schmele Streifen teilen und in felt­jamen Verschlingungen um die Pflanze berumrollen, so daß der Stamm dennoch ganz von Blattwert bededt scheint. Obgleich fie nur zwei Blätter hat, macht daher die Welwitschie doch keinen blatt­armen Eindruck, um so niehr, als die Blätter bis zu zwei Meter lang werden.