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Freie Gozialifiische Hochschule. Oer ZunktionSVandel per bolschewistischen Oittawr. Ini Plcncirsacil de? ehemaligen Herrenhauses sprach gestern im Rahmen des Winterkurscs der Freien Sozialistischen Hochschule unser russischer Genosse R. Zlbramowitsch, Mitglied der Exekutive der sozialistischen Arbciterinternationale, über das ThemaDer Funk- rionswandel der bolschewistischen Diktatur". Abramowitsch legte dar: Wer rückschauend historische Begeben- Heitel! und soziale ilmwälzungeu betrachtet, darf nicht in den Fehler oersallcn, Zielsetzungen mit objektiven Leistungen und Ergebnissen zu verwechseln. Das hat' uns der Marxismus gelehrt und von diesem Standpunkt aus die Reformation, die französische Revolution und die Bewegung von 1848 beurteilt. Gleiches ist notwendig gegenüber d'Cr'russischen Revolution. Man spricht heute unter dem Einfluß der osfiziellen bolschewisti­schen Geschichtsschreibung von gewissenStrömungen", die man ein- teilt in proletarische und unproletarisch-bürgerlich«. Zu diesen rechnet iran die Märzrevolution von 1917, die unter dem Namen Kerenski die Geschichte einging und deren Weiterentwicklung die proletarische Revolution vom Oktober sein soll. Das ist eine Täuschung. Die Er- kenntnis, daß in Rußland eine Revolusion kommen mußte, stand schon am Ende des 19. Jahrhunderts fest. Es muht« eine Bauer n r e v o l u t n sein. Die Aufhebung der Leibeigenschast 1881 gab persönliche, aber nicht ökonomische Freiheit. Eine Agrar- resorin war zur Errichtung der Herrschaft einer modersten kapitalisti- schem Bourgeoisie notwendig. Der Standpunkt aller Marxisten, der Menschewiki und Bolschewiki war, daß die Revolution b ü r g e r- k ich- d e m o k ra t i sch sein würde. L«nin selbst hat 1995 gesagt, 'daß''man mit dem Gedanken einer holb-anarchistischen Macht- ergreismig Schluß machen müsse. Er polemisiert« gegen Bakunin und seine Anhänger, die unter Ileberspringung historischer Ent- wickluNgsphasen' zum Sozialismus kommen wollten. Mit Recht ant- 'wartete Engels' Bakunin , daß es unklug sei, sich zu freuen, weil Ruß- land keine Bourgeoisie habe. Die Bourgeoisie sei historisch notwendig, und jeder Versuch, sie in der Entwicklung zu überspringen, ist zum Scheitern verurteilt. So lehrte Axelrod und bis 191? auch Lenin , bis er zirder Ansicht kam, daß der Weltkrieg nur eme W e l t r e v ol u- t i o n erzeugen könne und deshalb diese' Ileberspringung der bour- geoisen Herrschast möglich sei. Die russische Revolution von 1917 war eine Bauernrevolution. 19 Millionen Bauernsöhne, vom Zarismus bewaffnet und durch Niederlagen aufgeklärt, entschieden das Schicksal der Revolution und des Zaren. Physisch machten die Revolution die Bauern, die Par- .teicn waren nur Sauerteig. Was war das Ziel? Die' Bauerninter- essen verlangten die Vernichtung des Großgrund- b e s i\5 e s, ihres Klassengegners, die Aufteilung d e s B o d e n s und als aktuelle Forderung Schluß mildem Kriege. Das war alles.'Die Regierung Kercnski-Lwow konnte diese Forderungen nicht erfüllen. Austeilung des Bodens war nur möglich, wenn die jungen Vauernsöhne von der Front nach Hause kamen. Sie sollten aber die Front halten, um einen demokratischen Frieden ohne Sieger und Besiegte zu erlangen und den Triumph des deutschen Militarismus, der später in Brest -Lstowsk offenbar wurde, zu vereiteln. Sie verloren die Geduld und erzwangen die unmittelbare Erfüllung ihrer vom Klasseninteresse diktierten Wünsche durch die Erhebung der dolsche- wistischen Diktatur. Die passivste Rolle in der proletarischen Revo- lution vom Oktober 1917 spielten die proletarischen Industriearbeiter. Der Boden wurde ausgeteilt, der Friede wurde geschlosion, der Baz�r hatte keine Wünsche mehr. Abßr dch. Diktatur hatte Wünsche: in der zweiten Phase sollt« die Bauernklakse unter der Diktatur utopischer Jntellekrueller weitergehen alj das Klasseninteress« ver» langte. Es kam die Periode des sogenannten Kriegekommu- n i s m u s von 1918 bis 1921, im Grund« ein Krieg der utopischen Intellektuellen gegen die Vauernklasse. Lenin schuf die Nep.(neue ökonomische Politik) im Jahre 1921. In Wahrheit war der Bolschewismus von den Bauern besiegt worden. Er verzichtete und stellte sich kleinbürgerlich ein. Eine Aus. söhnung, eine Wiederherstellung der Privatwirtschaft kam. Aus­gehungerte Städte, zerfallene Wirtschaft zwang zur Zulassung sreien Warenverkaufes, denn das Experiment des Kriegskommunismus hatte Rußland die Hungersnot von 1921/22 und S Millionen Tote gebracht Aber mit der Nep. trat die alt« Klasiendisferenzierung wieder ein. die namentlich die alte Garde unter Trotzki mit großer Besorgnis verfolgte, während Bucharin in einem Anfall von Sinnes- störung ausrief: Bauern, bereichert euch.' Die wirtschaitliche Entwicklung schien gut. Die Entwicklung im kommunistischen Sinne war schlecht. Bauernsöhne, Bauerninteresien beherrschten den gesamten Staatsapparat, auch die Rote Armee war geistig auf der Bauemsöwst aufgebaut. Trotzki siegte, obwohl er als Sieger Dcrbanni wurde. Stalin nahm das auf, was Trotzki verlangt hatte: die K o l l e k t i v i sie r u n g. Sie führte zur Vernichtung der gefährlichen reicheren Bauern, des Kulakentums. Aber die Kollektivwirtschaft verlangt ungeheures Geld, mit dem verglichen die Angebote der Siemens und Vorsig Bagatellen find. Die Verwirk- lichunz des Fjimjahrssplanes heischt Opfer über Opfer gerade von der Bauerrschast. der ZZ Proz. des Bruttoeinkommens entzogen wird. Ein Merkantilismus nach dem Muster Eolberts beherrscht Staat und Volk. Sozialistische Wendungen sind nur Verbrämung. Dieser Merkantilismus duldet keine Freiheit, er behauptet, daß über dem Proletariat die höhere Macht der Diktatur stände, die besser wisse, was dem Proletariat nützlich sei als dieses selbst Die russischen Sozialdemokraten haben die Vorstellung eine» Proletariats, das an einem Faden geleitet werden müsse, immer ab- gelehnt. Der Sszialismu? verlangt, wie«s auch Rosa Luxemburg ' in ihrer Schrift gegen Lenin ausgesprochen Hot, soziale Ideal« und Reflexe. Sie sind nur möglich in der Demokratie, und gegen Mäng-i der Demokratie gibt es nur ein Heilmittel, nämlich die Demokratie. Di« Diktatur führt zu jener Aerwllderung ysfentllchen Lebens, die iich im letzten Moskauer Prozeß zeigte, in dem 14 einst ehrenhaste Menlcheki in der zutiefft korrumpierten Luft gusammenbvachen. Wir glauben nicht, daß.zur Verwirklichung des Sozialismus an die Stellt der kapitalistischen Inquisition«in« kommunistische Jnquisi- tion gesetzt werden muß. W'r sind vielmehr der Üeberzeugung, daß der Sozialismus nur durch Freiheit, Demokratie und höchste Mensch- lichkeit durchgeführt werven kann!

Mmzensur und Republik .

Oie OberflimprüfsteUe strich in dem TricksilmIns Aritte Reich" die symbolisch« Gestalt der Republik wegen ihrer phrygischen Mütze.

Der Zensor:Mit dieser Jakobinermühe wollen Sie ins Volk gehen das gestatte ich nicht."

.Sehen Sie sich lieber statt dessen einen echt ger­manischen A d l e r h e l m auf."

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SS/S///////' H ABEKINQ

Und stakt Ihrer doven Fahne werde ich Ihnen lieber ein scharfes Schwert in die Hände geben."

Run noch eine andere Schärpe und einen passenden Schild sehen Sie. Fräulein, so als hittersche Walküre lasse ich Sie gehen."

Japan und Formosa. Kapitalistische Kolonialpolitik versagt.

Der Weg zur Partei. Weitere Llebertritte ehemaliger Kommunisten. Wir brachten in Nr. 9S vom 2S. Februar dieses Jahres eine Erklärung von 39 ehemaligen Äommunssten, die ihren Beitritr zur Sozialdemokratie vollzogen. Dieser Erklärung haben sich noch nach. träglich angeschlossen: Max Hess«. Betriebsrat. Firma.Fraftag": Friede ich.Kamin. Betriebsrat, Städt. Wasserwerk« Karl Schenk . Neukölln: Klara Schenk. Neukölln: Paul Fleck. Pankow . Meßgehilfe: Gustav Zimmermann. Elektriker: Bruno ma nn 7 Arbeiter: Otto Sims ch. Arbeiter. Wir begrüßen auch diese Genossen m unser«, Reihen,

------- Tokio , im März.(Eigenbericht.) Ä us Forwiija, dem japanischen Kalanialbesttz. gört es immer noch. Der Kainpf gegen den Stamm der T ö y a l oder Tagalen, die wegen der Sitte, chren Feinden noch dem Kampf die Köpfe abzuschneiden. Kopsjäger genannt werden und die seit 2S Jahren einen ununter. brochenen und erbitterten Kampf gegen die japanische Herrfchast führen, geht weiter. In den Guerillakriegen haben bisher nicht weniger als 7999 Japaner ihr Leben eingebüßt. Während die übrigen Einwohner der Insel sich allmählich der Fremdherrschaft unterworfen haben, setzen die Tayal ihren Wider» stand entschlossen fort. Es ist keineswegs«ine Auseinandersetzung zwischen Bqkbarei und Ziollisation. Auch in diesem Fall« erweisen sich die Wilden als die besseren Menschen, denn im Laufe der jüngsten Revolte haben die Kopsjäger zwar all« in ihre Macht gefallenen männlichen Japaner erbarmungslos über die Klinge springen lassen, aber Frauen und Kinder ausnahmslos verschont Die japanische Verwaltung bemüht sich, ihren Gegnern«inen Begrisf von ihren Machtmitteln beizubringen. Sie hat 19 990 Mann mit Flugzeugen ln die bisher fast unerforschte llrwaldreg'-an zwischen Mounl Morisson und Mounl Sylvia entsandt, um die Ausständischeu einzukreisen und sie dann durch Flieger mit Bomben bewerfen zu lassen. Dieser plau wird dos japanische Volk in einer seiner schwersten Mirlschaftskrlsen und einer Zeit unerhörter Arbeitslosigkeit einige 199 Millionen Dollar kosten. Dabei ist noch keineswegs gesagt, daß der erhoffte Erfolg eintreten wird, denn bis jetzt haben in den unwegsamen Gebirgsurwäldern dl« modernen Kriegsmittel versagt. Trotz aller Dementis steht feft, daß die jüngsten Unruhen fest Jahren die schlimmsten gewesen sind. Di« am Aufstandsgebiet stationierten Soldaten und Polizisten haben fast ausnahmslos ihr Leben eingebüßt und ihr« Köpfe räuchern als Trophäen in den Walüdörfern. Trotz 2Ljährlger Kolonisationspraxis steht Japan dem Problem der Pazifizierung der Kopfjäger noch immer ratlos gegenüber, obwohl die Methode bereits unzähige Male gewechselt hat. vleIdee" der MMtörs. der völlige« Ausrottung der Tagalea. ist zwar aufgegeben worden, allerdings weniger au» milltär- technischen Gründen. Ein entscheidender Feldzug würde mindestens ein Jahr lang eine Sonder arme« von mindestens 199 999 Mann mit einem großen kriegstechmschen Apparat erfordsrn. Die Politik von Zuckerbrot und Peitsch« hat ebenso versagt wie diejemg« einer Mustorverwaltung. Di« Rückkehr zur Politik der brutalen Gewalt bezeugt, daß da? Fiasko der japanischen Kolouisationstätigkeit in Formosa dem der europäischen Kolonialmächte um kein Haar nachsteht- Auch in Formosa handelt es sich k e i n e s w c g s darum, daß ein Volk mit höherer Ziollisation einem solchen von niederer die Tür zu ollen Errungenschaften der Neuzeit ausschließt und daß sich die blöden Barbaren gegen diesen Segen gewaltsam sträuben. ver Grund für die anhaltenden Unruhen ist die Abwehr des aufsässigen Elemente gegen den versuch der Reuaukömmliuge. ihm die Grundlagen seiner bisherigen materiellen Existenz zu zerstören. Die Tayal sind im Gegensatz zu vielen anderen primlliuen Völkern eine zähe und widerstandsfähige Rasse, die sich in rauhem Klima und schwierigen Bedingungen von der Gewinnung des K a m p h« r s and dem Fällen von Edelhölzern in den riesigen Waldungen der Insel ernährt. Diese Beschäftigung«rfordert frei« Benutzung der Wälder und gestattet nur wenigen Menschen das Leben m einem großen- Gebiet, das von der japanischen Verwaltung- systematisch «ingeschränkt wird, um Raum für japanisch« Siedler zu schaffen.

Die Herrschaft Chinas war in dieser Beziehung viel duldsamer und weitsichtiger. Formosa hak heuke noch eine bedeutende chinesische Solonle. deren Existenz für Japan ein melk schwierigeres Problem bildet als das der 190prozentigcn Formosaoer. Don stammverwandten Chinesen gegenüber ist ein erfolgreicher Wett­bewerb beinahe unmöglich, gegen sie kann der Kampf nicht mit Polizei und Milllär geführt werden, ihre Stärk« liegt in der höheren kulturellen und ökonomifchen Leistung. Hierbei erweisen sich die Söhne des Himmlischen Reiches denen des Reiches der Auf- gehenden Sonn« als die bei weitem Ueberlcgenen. Sie sind ge- nügfam, fleißig imd im Laufe der Jahrhundert« zu einem seßhaften Element geworden, während der Japaner sich aus Formosa als Gebieter eines feiner Macht unterworfenen Koloniollandes fühlt und nur darauf bedacht ist, mit wenig Arbeit schnell große Reichtümer zu machen, um so bald als möglich als kleiner Nabob heimzukehren. Die guten Eigenschaften des Japaners, die ihn überall dort zum furchtbaren Konkurrenten des weißen Mannes machen, wo er als friedlicher Einwanderer auftritt, gehen in Formosa völlig ver- loren, weil er rächt mehr auf feine natürlichen Eigenschaften vertraut und als Herr auftritt, anstatt sich zu eigener Arbeit zu bequemen. In dieser Hinsicht ist der Fall Formosa ein klassischer Beweis dafür, daß die Schuld für das versagen Japan » aus da» System der kapiloNsttschen Kolonilpolikik fällt, die die Leistungsfähigkell aller Völker ohne Unterschied der Rasse zu konstruktiver Aufbauarbell zerstört, wenn sie sich beim Kampf ums Dasein außerhalb der Heimat auf nichts anderes verlassen als auf die militärischen Machtmittel des Mutterlandes.

Peru in Jtot

Sie peruanische vegiernuz hat um eln Moratorium für de« Zinsen dienst der 35 Millionen Dollaranleihen gebeten. Die Lage in Veru Ist unverändert, die Regierung hat den Ausstöndlscheu«in be- fristeies Ultimatum für die Unterwerfung unter die Zentral- reglerung gestellt. Der Hasen M o l l e u d o ist für dl« Schiffahrt gesperrt, auch der Luftverkehr ist eingestellt worden. Geglückter Raketenfiart. Dersuchsrakete mit flüssigem Gauerstoff und ArenngaS. Dessau . 14. März. Am späten Nachmittag fand der erst« Aufstieg einer Flüssig- Treib-Raket« auf dem Exerzierplatz bei Dessau in Gegenwort zahlreicher dautscher und amerikanischer Filmleute und einiger A«r- treter der Wissenschaft statt. Der Versvchsapparat wurde auf clek- lrifchem weg« aus S9 Meter Entfernung ausgelöst und stieg unter dumpfem Zischen mehrere Hunderl Meter in die höhe, um nach kurzer Zeil glatt zu landen. Der Apparat wird betrieben mit flüssigem Sauer st off und einem verflüssigtem Brenngas. Seine Borzüge liegen gegenüber der mit festen Trieb- stosfen betriebenen Raketen in der leichten Lenkbarkett und großen Leistungsfähigkeit. Di? Versuche werden finanziert von dem Größindustriellen Hugo Hückel aus Neu-Tllschein(Mähren ). Der Aerfuchsapparat ist etwa 70 Zentimeter hoch und mißt 30 Zentimeter im Durchmesser. Die Bodeuwng der- FMssig-Treib-Rakete.,. wird erblickt in der Er- schließung de» luftverdünnten Raumes für den Flugverkehr. Die Fortführung der Versuche ist für längere Zeit gcfichert.