Nr. 125 48. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Sonntag, 15. März 1931
Hitlerei in den Reichshandwerksverbänden
Ein Handwerksmeister an seine Kollegen über Handwerk, Kapitalismus und Nazis.
Fur Reichshandwerkswoche.
Gin sehr bedauerlicher Brief.
Bom 15. bis 22. März veranstaltet der Reichsverband des deutschen Handwerks im ganzen Reich eine Reichs- Handwerks- Woche. Diefe Rundgebung des geeinten deutschen Handwerfs"... ,, soll die Deffentlichkeit hinweisen auf die Notwendigkeit des Handwerks für Volkswirtschaft und Kultur". Hindenburgs Ruf Seid einig" ist die Barole. Hindenburg , der Präsident der Republit, hat die Schirmherrschaft der Reichs- Handwerts- Woche übernommen. Reichs
Ein bürgerlicher Handwerksmeister äußert in folgendem einige Gedanken zum Nationalsozialismus, über Kasten und Klaffen im Kapitalismus und zur Reichs- Handwerks- Woche. Man ertappt sich manchmal bei dem Gedanken: ,, Ist dieser Adolf Hitler nicht doch ein großes Genie?" Auf der Barole Ihr seid zu dämlich, um euch selbst regieren zu förinen, ihr braucht einen Führer, und zwar Mich," eine große Partei aufbauen zu können, ist eine Leistung, die ihm erst einer nachmachen foll.
Drei Gleichnisse.
auch auf Umwegen, so findet schließlich auch ein Bolf den Weg zu einer vernünftigen Ordnung. Jedoch ein Fluß hat Zeit, ein notleidendes Volk aber nicht, deshalb tut eine Regulierung der politischen und wirtschaftlichn Erkenntnisse und Geschehnisse not und diese muß bestehen in der Bildung einer Einheitsfront des Boltes gegen die Kasten. Diese Einheitsfront ist aber nur möglich, wenn sich
Hausfrauenvereinen Fühlung nehmen. Es ist schade, daß anfere große und wichtige Berufsgruppe feine Führer mit Ideen finden kann.
das heute dem Uber- und Drewitz verfallene Kleinbürgerfum aufrafft und endlich erkennt, wo es hingehört. Aber die Frage stellen, heißt sie auch sofort verneinen. Es isto che statt. Die Führer des Handwerks werden dann mit den Bom 15. bis 22. März findet eine Reichs Handmertszum Beispiel teine Kunst, einen großen Kür bis zu ziehen. Man pflanze einen solchen auf dem Mist und begieße ihn fleißig mit Jauche( möglichst Miesbacher), dann erhält man einen Kürbis ist felbft fürs Rindvieh ungenießbar, er schmeckt nach Mist. von Riefenausmaß. Das ist aber nur Bluff, denn dieser Kürbis ist selbst fürs Rindvieh ungenießbar, er schmeckt nach Mist. Die nationalsozialistische Bewegung gleicht der Bewegung der nordischen Wanderratte. In diesem Rattengeschlecht fommt es periodisch zu leberpölferungsfrisen. Millionen folgen dann führt, wo sie alle ins Meer stürzen. Handelte es sich nicht gerade
tangler Dr. Brüning hat die Reichs- Handwerks- Woche durch eine Rede geöffnet. Bir hatten für die organisierte Arbeiterschaft, von deren Schicksal auch das Schicksal des Handwerks abhängt, den Bunsch, der Kundgebung des Reichsverbandes guten Erfolg zt wünschen. Wir müssen heute den Verdacht haben, daß die Kundgebung, deren Veranstalter neben dem Reichsverband des deutschen fammertag ist, die Schirmherrschaft des Präsidenten der Re- instinktiv einer Führerratte, welche sie an die steilen Fjordwände publik nicht hätte in Anspruch nehmen dürfen. Man lefe folgenden
Handwerks der deutsche Handwerks- und Gewerbe
Brief des Organisationsbüros der Reichs- Handwerks- Woche an die Presse der Nationalsozialistischen Partei:
An die
Bertin- Schöneberg, ben 7. März 1931. Grunewaldstr. 6/7.
Breffe der Nationalsozialistischen Partei! Ein gewisser Dr. Uderstädi, Berlin , hat mit Hilfe des Großdeutschen Pressedienstes" über die Reichs- Handwerks- Woche" aus bisher undurchsichtigen Gründen unwahre und böswillige Behauptungen zu verbreiten gesucht bzw. verbreitet. Leider wurden diefe bereits von einigen Zeitungen abgedruckt.
Als ausführende Organisationsstelle der Reichs- Handwerks Woche für den Reichsverband des Deutschen Handwerks und den Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag, die sich alle Schritte gegen die Berleumder vorbehalten, bitten wir hierdurch dringend, die fraglichen Mitteilungen nicht abzudruden.
Einer unserer verantwortlichen Mitarbeiter, der eingeschriebenes Mitglied der NSDAP . ift, Herr Dipl. Ing. Kurz, hat mit der 3meigniederlaffung Berlin des„ Bölkischen Beobachters" vereinbart, daß diese Angelegenheit der Münchener Haupiftelle zur forglichen Prüfung unterbreitet wird. Der Hauptteil des in Frage kommenden Artikels des Dr. Uder städt richtet sich u. a. auch gegen die den Belangen des gesamten Handwerks dienende, vom Reichsverband des deutschen Handwerks und Dom Deutschen Handwerks und Gewerbefammertag herausgegebene offizielle Aufklärungs- und Werbeschrift Handmert tut not! Fördert offizielle Aufklärungs- und Werbeschrift ,, Handmert tut not! Fördert das Handwerk!" Es wird Sie vielleicht interessieren, daß unter Mr. V IV 188/31 der braunschweigische Miniffer für Volfsbildung, Herr Dr. Franzen, am 3. März d. 3. eine Verfügung des Inhalts an die Herren Ceifer der Berufsschulen erließ, daß die Werbe- und Aufklärungsschrift zur Reichs- Handwerks- Woche Handwert fut not! Fördert das Handwerk!" sich besonders als grundlegender Stoff für eine Handmertsstunde eignet". Ein weiterer Kommentar dürfte daher für den Augenblick wenigstens überflüffig erscheinen.(!!) Eine eingehende Aussprache mit dem Berliner Korrespondenten des Bölkischen Beobachters", Herrn Schidedanz, ergab, daß die durch die Veranstaltung einer Reichs- Handwerks- Woche vertretenen Belange des Handwerks durchaus mit den fulturellen Bestrebungen der NSDAP . im Eintiang stehen. Aus der lleberzeugung heraus, daß es tiefbedauerlich wäre, menn gerade von seiten der völlischen Bresse ciner derartigen Aufklärungsarbeit entgegengehandelt würde, wird ganz besonders die Dolfische Bresse(!) um furze Berichtigung jener Falschmeldungen und um Abdrud des vom Organisationsbüro der Reichs- Handwerks- Woche herausgehenden Pressematerials gebeten.
"
Hochachtungsvoll
Organisationsbüro der Reichs- Handwerks- Woche. gez. Dr.- Ing. Lindner.
In diesem Brief steht eindeutig, daß die in der Reichs- Handmeris- Boche vertretenen Belange des Handwerks durchaus mit den fulturellen Bestrebungen der Nationalsozialistischen Bartei in Ein flang stehen. Ist die Meinung des Organisationsbüros auch die Meinung der Beranstalter der Reichs- Handwerts.Woche, des Reichs verbandes des deutschen Handmerts und des Deutschen Handwerfs und Gewerbefammertags? Hier ist Klarheit notwendig.
Wir fürchten, daß dieser Brief geeignet ist, den( auch von uns) der Reichs- Handwerks- Woche gewünschten Erfolg zu gefährden.
Ein neues Heft der Saarwirtschaftsstatistik( zu beziehen von der Handelskammer Saarbrüden, 59 Din- Seiten, Breis 2,50 M) liegt vor, das bereits die abgeschlossenen Wirtschaftszahlen für 1930( und Bergleichszahlen bis 1913) bringt. Die Statistit ift um die faar ländische Elektro- und Landwirtschaft erweitert."
um Ratten, dann würden wir Mitleid mit den Tieren haben. Die Natur tennt aber fein Mitleid, sie liebt ihren Stoff, gleichgültig, in welcher Bindung er sich befindet, ob er als Ratte ein Eigenleben führt, ob er den Fischen als Nahrung dient, oder ob er verwesend
Was nüßt dem Handwert der lückenlose Zusammenschluß in 3mangsinnungen, wenn die Führung immer nur fremde Intereffen vertritt. Was soll eine Arbeitsgemeinschaft des Handwerks mit dem Landbund anders, als die für Deutschland so notwendige Siedlungs- und Bevölkerungspolitik lahmzulegen und damit große Was in Erfolgsmöglichkeiten für das Handwerk preiszugeben. aller Welt geht das Handwerk die ,, Berek" an. Ist es dem Handwerk vielleicht dienlich, wenn sich die Beret" in den Händen von Aktionären befindet?
Angestellten in den großen Zeitfragen, wie der Zurüc Würde das Handwerk die organisierten Arbeiter und brängung des großkapitalistischen Einflusses und der Abrüftungsfrage, unterſtüßen, dann würde es gewiß auf dem für das Handwerk fo wichtigen kommunalpolitischem Gebiete wertvolle Kompenfationen erreichen.
Das Handwerk geht zugrunde an der zügellofen Freiheit der privatkapitalistischen Wirtschaft. Fordern seine Führer noch größere Freiheit, dann geht es gewissermaßen an seinen Führern zugrunde.
gen Himmel strebt. Auch mit uns Menschen hat die Natur fein Mitleid. Benn wir uns durch die nationalistische Bewegung in einen neuen Krieg führen lassen, wenn sich die ganze Menschheit gegenseitig ausrattet, was macht's, die Sonne lächelt barob, als ob nichts geschehen wäre, fein Gott fümmert sich um diesen Kleintram, nur eine Instanz gibt es, welche sich diesem Wahnwitz entgegenstellen muß, das ist die menschliche Bernunft! In einem großen Gebäude mit vielen Treppen und Gängen findet man sich schwer zurecht, wenn man den Brundriß des Ge bäudes nicht temu, Bill man fich in dem Labyrinth der politiſchen das Handwerk kann raur beſtehen, wenn es hilft, eine und wirtschaftlichen Zusammenhänge zurechtfinden, dann muß man Ordnung zu schaffen; welche nicht das Wohl der Intermir auch hier von einem Grundriß ausgehen. effentenhaufen, sondern das Wohl der Allgemeinheit im Auge hai. Möge das Kleinbürgertum bald einsehen, daß zur Beseitigung der gegenwärtigen Unordnung tiefgreifendere Maßnahmen nötig find, fürs Handwer? heute unn eine bessere und vernünftigere als die von der jetzigen Regierung beabsichtigten. Es geht ja auch Wirtschaftsordnung. Man soll nicht mit Kanonen of um Spaßen schießen, ebenso verkehrt ist es aber, mit dem Puste
kennt.
Wie der Kriminalist fagt ,, cherchez la femme", jo muß der Politiker immer fragen„ Wer sind die Intereffenten.
Die Menschen werden seit Jahrtausenden von Intereffenien gruppen beherrscht. Die Geschichte der Geistlichkeit, des Adels, der Tynastien, des Militärs ist zugleich die Leidensgeschichte der Menschen. Die fortschreitende Industrialisierung brachte uns eine die sogenannten Wirtschaftsführer find. Diese Kasten lämpfen heute neue Interessentengruppe, die Aftionärstaste, deren Hohepriester erbittert gegen den Geist der neuen Zeit um ihre Existenz. Ihnen allen ist die Mentalität gemeinsam, sich nicht mit dem Bolte verbunden zu fühlen, einen Staat im Staate zu bilden und auf dem Buckel des Volkes angenehm zu leben. Immer wenn sie ins Gedränge tamen, haben es diese Kosten verstanden, Bolt gegen Bolf auszuspielen.
Es geht eine Art Frühlingserwachen durch die Safrifteien, Kanzeleien und Privatkontore und man spürt den Hauch der Gegenrevolution durchs Land ziehen. Besonders die Militärkaste hat durch den Abrüstungsparagraphen einen schweren Schlag erlitten und man fann verstehen, warum gerade so viele Vertreter dieser Gruppe führende Posten in der nationalistischen Bewegung einnehmen. Wie start sich diese Gruppe heute wieder zeigt, beweist das Berbot des Remarque Films; dieser Film wurde auf ihr Betreiben verboten, meil er ihre Kreise stört.
Es ist verständlich, daß die politische Unruhe fich lähmend auf die Wirtschaft auswirkt. Sie bildet die eigentliche Ursache der Kapitalflucht und des Schwindens des deutschen Kredits im Auslande. Wenn sich die Militärfaft e feine Sorge um den deutschen Kredit macht, so ist das zu verstehen, denn gerade das Mißtrauen zwischen den Bölfern ist ja ihr Lebenselement. Nicht zu verstehen ist es aber, wenn die Wirtschaftsführer durch Förderung der nationalistischen Bewegung sich an der Zerschlagung des deutschen Kredits im Auslande hervorragend beteiligen. Kreise müssen wissen, daß die deutsche Wirtschaftsfrife in erster Linie Diese eine Bertrauensfrise ist, daß die Maziwahlen der deutschen Wirtschaft an Kursverlusten, Kapitalzurückziehung usw. Milliarden gefoftet haben. Wenn diese Kreise politisch denken fönnten, dann würden sie die Gefahr erkennen, welche in der Radifalifierung dieser sonst indifferierten Maffen liegt.
Gerade die Köpfe derer sollen rollen,
die ernstlich bestrebt find, das Bolf aus dem politischen und mirttönt von dem Geschrei der Interessentenhaufen nach ,, mehr Religion, schaftlichen Sammer herauszuführen. Ihre Worte werden überhöheren Zöllen, Wehrhaftmachung des Voltes, nach Herrscherhäusern, Abbau der Löhne, Gehälter und der Sozialpolitit".
So wie ein Fluß immer den Weg zum Meere findet, wenn
rohr einen Elefanten erlegen zu wollen.
danten als morgiftisch zu fennzeichnen. Ich fürchte es nicht mehr, Es ist heute große Mode geworden, jeden vernünftigen Gemarpistisch genannt zu werden. Ich finde, daß diese Gesellschaft beffer ist als die nationalsozialistische, auch wenn ich noch feit Sozialdemokrat bin.
Preissenfung am Ende.
Und die Löhne?
Wie das Preußische Statistische Landesamt auf Grund der Bee richte von 51 preußischen Gemeinden feststellt, ist die Preissentung im Februar zum Stillstand gekommen. Die Preise fast sämtlicher Lebensmittel und Hausbedarfsartikel haben sich gegenüber Januar so gut wie nicht geändert.•
Infolge der örilichen Unterschiede in der Preisbewegung meichen auch die örtlichen Richtzahlen der Lebenshaltung, aus denen die Reichsrichtzahl berechnet wird, in ihrer Bewegung voneinander ab. Die Sentung der Kosten für Ernährung, Heizung und Beleuchtung( Bierwochenbedarf einer Arbeiterfamilie) seit Oktober 1930 betrug 3. B. in Königsberg 3,1 Proz., in Breslau 4,4, in Berlin 4,5, in Köln 5, in Neuftettin nur 2,8, in Raftenburg 2,9, in Magde burg 6,7, in Erfurt 7,9, in Roblenz 10,7, in Krefeld - Uerdingen 11,9, in Hagen i. W. 14 Proz.!
Schlechter Auftakt auf dem Baumarkt. Starter Rückgang der Bauanträge im Januar.
Der Wohnungsbau im Januar ist gegenüber dem gleichen Monat des Borjahres erheblich an Umfang zurüdgegangen, Obwohl aus dem Jahre 1930 eine große Anzahl unvollendeter Bauten in das neue Jahr übernommen wurden und das Bau metter im Januar in den meisten Reichstellen nicht ungünstig war, ist nach den Feststellungen von Wirtschaft und Statistik" die Zahl der fertiggestellten Wohnungen in 96 erfaßten GroßDezember 1930 und um rund 30 Proz. geringer als im und Mittelstädten mit 10 700 um 17 Bro3. geringer als im Januar vorigen Jahres.
Die unsichere Entwicklung der Baufinanzierung hat dagegen zu einer starten Drosselung der Bauanträge
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