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Gig Berlin sendet:

Aktuelle Darbietungen

WAS DER TAG BRINGT

Chaplin der Falsche

ERZÄHLT VON YORICK

Zu Charlie Chaplins Besuch in Europa und besonders zu der lärmenden Art, in der er gefeiert wird, läßt sich manches bemerken. Man kann das alles geschmadlos finden; tann es aber auch als er freulich betrachten, daß hier einem Chaplin verdientermaßen das zuteil wird, mas einem Amanullah ohne weiteres zugestanden wurde; und in jedem Fall braucht man danum an der überragenden Kunst des Gefeierten nicht irre zu werden. Auf das, was die Masse in ihm sieht und von ihm erwartet, auf die psychologischen Untergründe der Begeisterung wirft aber ein Vorfall ein bezeichnendes Licht, der Begeisterung mirft aber ein Borfall ein bezeichnendes Licht, der sich in London abspielte.

Der Wunsch der Hörer, durch den Rundfunk Tagesfragen er läutert zu hören und über aktuelle Borgänge und Probleme infor­iniert zu werden, ist sehr begreiflich. Jeder Sender bemüht fich denn auch ,,, attuell zu sein, mit einer mehr oder weniger großen Gruppe seiner Darbietungen an die Tagesgeschehnisse zu rühren, die er für wichtig oder intereffant hält. Die Auswahl, die hier getroffen wird, charakterisiert zu einem wesentlichen Zeil die geistige Einstellung des Senders. Die Funtstunde beweist eine erfreulich flare Erfenninis der Bedeutung dieses Programmteils und mindestens den guten Willen, ihn entsprechend zu entwickeln. Dem Arbeitslosen problem hat sie einen ganzen Zyklus eingeräumt, in dem es aus den verschiedensten volkswirtschaftlichen und sozialpolitischen Per spettinen betrachtet wird. In der vergangenen Woche waren mir schon beim 15. Bortrag angelangt. Man mochte zu einzelnen Dar­Dort fand im Neuen Dominion theater die Urauffüh­Legungen in dieser Reihe stehen wie man wollte, jede bedeutete einerung der Stadtlichter" statt. Es regnete in Strömen. Trotz­dem waren Laufende von Menschen auf dem Platz vor dem Theater. für die gesamte Bortragsfolge nicht unwesentliche Beleuchtung dieses Aber eine solche Vortragsfolge hat für manche Hörer einen ab­schredenb wissenschaftlichen Anstrich. Sie fürchten Darlegungen, benen zu folgen sie nicht imftande sind, und schalten infolgebessen den Bortrag gar nicht ein, oder sie haben zufällig einen abgehört, der ihnen mindex interessant, schwer verständlich, vielleicht auch ihren grundsätzlichen Anschauungen zuwiderlaufend war, und sie schließen von dieser einen Beranstaltung auf die übrigen. Diese sicherlich unbe­rechtigte Ablehnung fann natürlich fein Argument gegen solche Vor­tragsreihen darstellen. Es ist für die Behandlung eines so wichtigen Problems, wie es die Arbeitslosigkeit heute darstellt, sogar sehr zmed­mäßig, den geistigen Zusammenhang der Vorträge zu betonen, da es den Funkteilnehmern das Abhören erleichtert, die tiefer in den gesamten Fragenfomplex eindringen möchten.

Aber es ist zu begrüßen, daß Teilgebiete bes Arbeits 1ofenproblems noch außerdem behandelt werden, in minder wissenschaftlicher Aufmachung, uuter Titeln, die das Allgemein intereffe weden. Der Vortrag von Anna Gener über Die verheiratete berufstätige Frau" sand durch die Formu­lierung feines Titels sicherlich Hörer, die eine sehr voneinander ab­weichende Einstellung zu dem Thema haben, und die fachliche und Flare Auseinandersegung, die sich zwar auf statistische Zahlen stüßte, diese aber nie in erdrückender Fülle verwandte, enttäuschte wahr scheinlich keinen von ihnen und regte manchen zu ernsthafterem Nach Die Besuche bei arbeitenden Frauen", von denen Georg Wilhelm erzählte, waren ebenfalls ein Beitrag zum Problem der heutigen Arbeitsnot. Denen, die noch nicht gelernt haben, Massenschicksal aus nüchternen Zahlenangaben zu lesen und als erdrückende Summe von Einzelschicksalen zu empfinden, wurden zum Verständnis der allgemeinen Zusammenhänge inpische Einze! fälle gezeigt. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn in solchen für die verschiedenartige Aufnahmefähigkeit der Hörer gestuften Darlegungen instematisch wichtige Tagesfragen behandelt würden.

Ob man der bildenden Kunst eine wesentliche praktische Unterstügung angedeihen läßt, wenn man auf ihre zeitgenössischen Vertreter und deren Bert im Rahmen eines loder gefügten Byklus hinmeift, ist fraglich. Man will mit dieser Beranstaltung doch gerade Kunstinteresse dort meden, wo es bisher allzusest schlummerte. Einzelnorträge, die wirtungsnall angefündigt sind, dürften dafür im allgemeinen wirtsamer sein, weil der tunstfrembe Hörer ihnen mit geringeren Hemmungen gegenübersteht und in ihnen mit Recht pder Unrecht weniger Stunstwissenschaft als lebendige Anschaulich teit vermutet. Es sollten in diesen Borträgen übrigens nur solche Menschen sprechen, denen die bildende Kunst zum flaren Gefühls. erlebnis wird. Mit Schilderungen und Beschreibungen läßt sie sich dem Hörer ebe owenig lebendig machen wie burch verschwommenen Enthusiasmus. Bollends gemarnt sei aber banor, das Berfön fiche des Künstlers. soweit es nicht ein wesentlicher Teil seines Werkes murde, in diese Vorträge zu bringen, wie das bei früheren ähnlichen Veranstaltungen bismeilen geschah.

Neugierig sein darf man vorläufig noch auf die Reportage pom Alltag". Daß sie diesmal dem Phantom Charlie Chaplin geopfert wurde, tann man nicht übel nehmen. Ein Phantom wäre für die Funkhörer Chaplin zwar auf jeden Fall ge­biieben, da er stolz und bescheiden sich durch kein noch so verlockendes Angebot je bestechen ließ, eine redende Sensation zu werden, sondern für das Bublifum ein stummer Künstler bleiben will. Aber Alfred Braun hätte von dem Menschen Chaplin, der als Zuschauer einer Bühnenhandlung folgt, doch vielleicht mandjes aussagen können, was Das Berständnis für den Künstler Chaplin erweitert hätte. Da Chaplin im Theater aber nicht erschien, wurde aus der Reportage nom Alltag" teine Chaplin Hörstizze, fondern eine Reportage von einem Theaterabend aus der Perspektive des Schnürbodens. Es flößte Respekt ein, was Braun in dieser sicherlich sehr improvisierten Beranstaltung zu geben verstand. Er hat einen genialen Instint für das Wesentliche einer Situation. Fast immer auch menn er fidh nicht, wie diesmal, auf sehr vertrautem Boden bewegt- spürt man, wie er dem Erlebnis, über das er berichten soll, zugehörig wird. Das gibt seinen Reportagen die natürliche Anschaulichkeit; der Hörer braucht die Dinge und Geschehnisse nicht nachzudenken, er tann sie miterleben. Alfred Braun war in Berlin deshalb bisher auch der einzige, dessen Sportreportagen und-interviews nicht nur

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Sie wollten Chaplin sehen, den richtigen Menschen Chaplin, der ja der Uraufführung beimohnen wollte und mithin hier vorbeifahren mußte.

Endlich, nach anderthalb Stunden, eine Autodroschke. Mühsam wird fie durch die aufgeregte Menge gefteuert; hält vor dem Bortal. werdend, wie er die Freitreppe erflettert: Charlie. Und heraus fteigt, all den Stöpfen auf geredten Häffen sichtbar

Alles an ihm ist Charlie. Das schwarze Bürstenbärtchen. Der steife Hut. Die Hosen, die unvergeßlichen Schuhe, das elegant her Schreiern ruft ihn an aus der Menge: Charlie! Charlie!" umgemirbelte Stöckchen. Schrei um Schrei, eine Vielfalt von

Chaplin läßt fid) rühren. Er wendet sich zu der Menge, lüftet ist der große Augenblic vorbei. Charlie verschwindet im Theater. den Hut, verbeugt sich danfend. Die Photographen knipsen. Dann Und es ist niemandem die Unwahrscheinlichkeit der Tatsache aufgefallen, daß hier der lebendige Chaplin, der zu Banketten ge­ladene und im besten Hotel abgestiegene und von einem Gefolge von Sefretären und Bedienten umgebene Mr. Charles Chap man- daß der genau so aussehen soll mie der arme, verhungerte, lächerliche Charlie des Films. Wenn es aber doch jemandem auf gefallen sein sollte, dann hat er sich wahrscheinlich gefreut über diesen famosen Einfall des großen Charlie, zur Aufführung seines Films in seinem" Kostüm zu erscheinen; und hat ebenfalls die verblüffende unwahrscheinlichkeit dieser Ankunft in einsamer Autodroschte nicht bemerkt. Nein, es denkt niemand daran bis zufällig ein Page aus dem Innern vor die Tür tritt und erstaunt erflärt, Mr. Chaplin sitze doch fängst in seiner Loge...

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Hierauf fliegt der falsche Chaplin aus dem Theater hinaus und wird beinahe gelyncht. Das ist humorlos und ungerecht- ebenso wie seine anschließende Berhaftung; und leider hat man nicht gehört, daß der richtige Charlie fich für den feelenverwandten Pseudochaplin verwendet hat....

Im Zeichen des Pantoffels

In einem hessischen Dorfe gibt es zwei leidenschaftliche Lotterie­ratten. Beide Ehemänner, beide gesegnet mit einer besseren Hälfte, die das Lotteriespiel für eine unnüße und aussichtslose Geldausgabe hält. Nach vielen Jahren, in denen sich eine Miete an die andere reiht, unterliegen die Männer im Kampf und versprechen remütig, nie wieder zu fpielen. Aber Hoffnung und Spielleidenschaft find größer als der Wille aum Borthalten: heimlich tausen sich beide gemeinfam für die letzte Ziehung der Breußisch- Süddeutschen doch wieder ein 20s. Und( das Leben liebt solche Zufälle) und dies 20s gewinnt. Gewinnt den Hauptpreis! Das aber ist noch nicht die letzte Pointe. Die bringt erst die Tatsache, daß die beiden Ehemanner ihren Frauen aus Furcht vor Strafe das plüdliche Er eignis längere Zeit hindurch nicht mitzuteilen wagen. Dann haben

Das neile Buch

Brehms Tierleben")

Die schönsten Naturfunbestunden meiner Schülerzeit waren doch die, in denen mein damaliger Behrer qus Brehms Tierleben vorlas; aus der ersten Auflage wohlgemerit! Darin stedte etwas von dem geheimnisvollen Zauber der fremden Länder, von dem abenteuer­fichen Bichte des schwarzen Erdteils und der tropischen Urwälder. Wohl alle, die dies Wert eines Mannes, der wirklich Forscher und Schriftsteller in einem war, fannten, werden es tief bedauert haben, wie von Auflage zu Auflage sich der Brehm veränderte, wie aus dem Boltsbuche allmählich etwas ganz anderes wurde, mie die Bearbeiter cs immer wissenschaftlicher, aber auch immer lang. meiliger machten. In der legten, vierten Auflage, ist schließlich von dem alten Brehm nicht mehr viel übrig geblieben.

Die neue Reclam- Ausgabe ist daher mit Recht auf die alte Faffung zurückgegangen. Wohl hat Neumann das wirklich Ueberholte ausgeschieden und manches Neue hinzugefügt; aber nur da, wo es nötig war. Die Zufäße sind besonders gekennzeichnet. In hat wieder ein fesselndes, spannendes Werf, in bem das Schmökern auch eine innere Bereicherung bietet. Besonders wertvoll ist die Berücksichtigung der modernen Tierpsychologie.

sportlichen Fachleuten oder Sportfanatikern etwas gaben. Wenn er dieser Ausgabe kann man wirklich wieder lesen und unsere Jugend

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ein Sportmilieu schilderte, so spiegelten sich die Menschen darin; wenn er einen Sportler interviewte, so sah man die Umwelt, die den Menschen formte und Seine Entwicklung bestimmte. Die Funtstunde follte sich bemühen, Sportreportagen wieder auf dieses Niveau zu heben und nicht nur in der Sportberichterstattung auf alles zu verzichten, was nur dem Sensationsbedürfnis dient. Man muß anerkennen, daß sie von der primitiven Aktualität der Filmwachenschauen doch schon recht deutlich abgerückt ist und in ihren Bildern der Tagesvorgänge Tiefen nicht zu verdeden, sondern aufzu zeigen bestrebt ist.

Die Uebertragung wichtiger Reichstagssigungen bieibt für die Hörer noch immer eine fehr ferne Hoffnung. Immerhin durften sie kürzlich ein paar Ausschnitte aus dem Reichstag auf dem Umweg über Schallplattenaufnahmen erleben. Jeder politisch inter­ ' effierte, also jeder geistig reife Funkhörer, mußte dafür dankbar sein, die Vertreter des Volfes bei ihrer Arbeit für das Bolf belauschen zu tönnen, wenn auch nur wenige Minuten lang. Eine besonders defprative Aufnahme zeigte ben mirtlich tlangvollen", nom Horft Beifel- Steb begleiteten Auszug ber Nazis in der Nachtsizung som 9. zum 10. Februar. Unb barüber ist nun der nationalsozialistische Angriff" so böse, daß er mit ebenso fernigen wie unzutreffenden Belchulbigungen gegen die Funtstunde nom Leber zieht. Der Erfolg ist eine Klage der beschuldigten Direktoren gegen den Angriff Der Born der Nationalsozialisten über ein originalgetreues Hörbib threr

Reichstags ,, arbeit" ist jedenfalls ebenso amusant mie aufschlußreich; er beweist, daß sie selber sich sehr flar darüber sind, wie sehr ihr Bestand bei den nächsten Wahlen bedroht wäre, wenn ihre Wähler ihrem Birfen in den Barlamenten beimohnen fönnten.

Tes.

Leider sind die legten beiden Bände( Insekten, Miedere Tiere) den anderen sechs nicht gleichwertig. Diese stammten schon in der ersten Auflage nicht von Brehm selbst. Man kann dem Bearbeiter feinen Bormurf daraus machen, daß er hier die ungeheure Menge der neuesten Forschungsergebnisse nicht überblidt. Das fann fein einzelner Mensch für das ganze Zierreich leisten. Doch hätte er bleje Tezten beiden Bände Spezialisten übertragen sollen. Die Bilder sind Dr. K. Lewin. gut. Besonders die Tierphotographien.

et gaino?

es die Frauen durch andere erfahren. Die Strafe fall mide ause gefallen sein. Im Dorf aber ist man sich darüber einig, daß Män nern, die so energische Frauen haben, eine fleine finanzielle Enta schädigung durchaus zu gönnen ist! Der weiße Pierrot

Mastenball der Baronin de B. in Paris . Reichgeschmüdté

Masken, retchbesetztes Büfett. Musil , Wärme, Tanz, Trant.

Draußen, wo die Automobile der Geladenen in langer Reihe Leuchtete Fenster wärmen nicht. Delikatessen, die andere Leute effen und trinfen, ebenfalls nicht.

warten, viele Stunden lang, Frost. Die Chauffeure frieren: er­

Plötzlich geht ein Tuscheln, Ratschlagen, Lachen von Auto zu Auto. Entfernt sich einer der Chauffeure für eine halbe Stunde.

Burüd kommt ein weißer Pierrot. Er wird anstandslos eingelafſon. als er in den Balast tritt.

Der weiße Pierrot läßt ältliche und jüngliche Damen, die this umschmärmen, unberücksichtigt. Er sucht und findet ohne Zeitverlust das Büfett. Refpettable Mengen non Speisen und Getränken per­schwinden vom Zisd), ehe er sich wieder entfernt

Nicht für lange Zeit. Nach fünf Minuten ist er mieber herait und ist und trintt von neuem. Als auf solche Art das halbe Büfett erledigt ist, fällt er einem der Gäste auf. Der folgt ihm unauffällig. In den Autos figen und liegen selig lächelnd die Chauffeure. Sie sind alle satt und nicht mehr durftig und frieren nicht mehr. Und fie fönnen es ertragen, daß dem weißen Pierrot der Zutritt zumt Amerikanische Sorgen Büfett nunmehr verboten wird.

Die Berfechter der Trodenlegung haben ihre Front bedeutend verbreitert oder richtiger die Front derjenigen Dinge, die von ihnen befehdet werden. Alles, was mit dem Alkohol nur entfernt zusammenhängt, greifen sie an. Jetzt haben sie herausbekommen, daß die amerikanische Nationalhymne, daß das nahezu heilige Lied vom Stern- und Streifenbanner nichts anderes ist als ein altes englisches Trinflied, das in Kaschemmen und Hajenkneipen zu Hause war; und sie fordern, daß diese alkoholische Hymne sofort abgeschafft und durch ein trockeneres Lied ersetzt werde.

Ueberhaupt machen die Hystoriker dem Nationalbemußtsein viel Kopfzerbrechen. So ist da ein neues Buch über Abraham in­coln erschienen. Abraham Lincoln ist der Abgott seines Boltes, gilt als Extraft und Borbild aller ausbentbaren Zugenden. Sein neuer Biograph Edgar Lee Masters inbes bringt Bemeise fürs gerade Gegenteil Nach ihm war Lincoln nicht sonderlich thug, aber gewissenlos. Er mar ein Streber und stammte aus schlechter, ja aus einer Verbrecherfamilie. Er hatte kleinbürgerliche Henmun gen. Er war faul und gesinnungslos. Er heiratete seine Frou nur um ihres Geldes willen und machte nur durch dies Geld Karriere. Er war herzlos, ungebildet und ungepflegt. Es steht nicht fest, ob er sich je gewaschen hat. er sich je gewaschen hat. Der Europäer neigt zu der nüchternen Annahme, daß Lincoln weder solch ein Engel, wie man bisher an nahm, gewesen sein tann, noch fold ein Teufel, wie Masters nun behauptet. Es leuchtet ihm aber ein, daß Masters als Lincolns große Gabe, die ihm die Herzen des Boltes gewann, feinen Humor anführt.

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Einen Lichtblid in diese düsteren Dinge bringt allein die par jährige Ehestatistik von Hollywood . Danach find in dieser Filmstadt zum erstenmal mehr Filmstars perheiratet als geschieden worden: 47 Eheschließungen stehen gegen 37 Chefcheidungen. Es lebe die Moral! Und nur einige Renner versichern, daß es 1931 wieder umgekehrt tommen werde.

schildert seine Jugendjahre... die Jugendjahre eines Arbeiters, eines Keffelschmiedes. Es ist von hartem Schuften in dem Buch die Don verrußten Reffelwänden, glühheißen Feuergängen, schmerzenden Rücken, Dampf und Schweiß. Zuerst ist Lersch in der Schmiede seines Baters tätig. Außerordentlich lebendig wird die Atmosphäre eines fleinen Betriebes gestaltet. Aber das Familien­leben ist nicht zum besten. Es treibt Lersch in die Ferne. Er landet auf großen Werfen, und jest tommt die Politif in den Roman. Die Freigewerkschaftler, die Hirsch Dunderschen, die Christen benuihen fich um den jungen Arbeiter. Lersch ist gegen Kapital und Aus­beutung, mit ſtarten, massiven Worten sogar und einem ehrlichen Herzen. Aber er ist auch ein guter Katholik und meint, sich bei feinem Gottglauben nicht entschließen zu sollen, den Roten " bei­zutreten. Der Sozialiſt tann hier selbstverständlich Lersch nicht beis pflichten: aber es fammt bei der Beurteilung des Bertes eines Romans nicht allein aufs Beipflichten an, sondern auch aufs Kennen­Lerschs Schilderung feiner Gefühle manchen Hinweis erhalten. Dann lernen: und gerade die freigemertschaftliche Agitation tann aus mandert Lersch weiter. Ins Ausland. Treibt sich auf Landstraßen und in Herbergen herum. Schließlich tehrt er zur näterlichen Schmiede zurüd. Mit einer etwas mystischen Apotheose der Arbeit schließt das Werk.

Hans Bauer.

Rechtsfragen des Tages

Tarifvertrag und Ehescheidung

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Eine verheiratete Angestellte mit einem Kind, deren Ehe aber geschieden war, forderte nach Aufgabe einer kaufmännischen Stellung Nach zahlung eines 20prozentigen Verheirateten und ebensolchen Kinderzuschlags, der ihr nach dem Tarifvertrag auftünde. Das Landesarbeitsgericht hat die Mage abge­wiesen, das Reichsarbeitsgericht aber diese Entscheidung aufgehoben und zurüdverwiesen. Dabei führt das Reichsarbeitsgericht aus: In dem betreffenden Tarifvertrag wird der Zuschlag ver­heirateten weiblichen Angestellten versagt, deren Ehemänner tätig find. Es kann aber feinem Zweifel unterliegen, daß hiermit nur die Heinrich Lerfch:" Hammerschläge". zurzeit verheirateten weiblichen Angestellten gemeint sind und nicht diejenigen, deren Ehe gelöft ift." In diesem Prozeß spielte Heinrich Lersch dichtete während des Krieges die berühmt ge- ferner die Frage eine Rolle, was unter einem eigenen Haus­wordenen. Verse, die mit der Feststellung endeten, daß ein jeder stand zu verstehen sei; denn der Tarifvertrag sprach Familien­Toter des Bruders Angesicht trägt, und er schuf viele schöne andere, zulagen nur folchen verheirateten Angestellten" auch nach Lösung das Grauen des Krieges visionär gestaltende und von Menschenliebe der Che zu, die einen eigenen Hausstand führten. Das Landes­durchpulſte Gedichte dazu: ohne aber doch zu einer eindeutigen Ab- arbeitsgericht hat das für tie tlagende Angestellte verneint, da sie lehnung der Institution Strieg zu gelangen. Aehnlich liegt es mit sich mit ihrem Kinde tagsüber bei ihren Eltern aufhalte und dort feinem neuesten Wert, einem Roman, das den Titel, Hammerschläge verpflegt werde. Das Reichsarbeitsgericht stellt bagegen fest, daß führt( Abolf- Sponholz- Verlag). Lersch hat alle Auswirkungen des es sich nur um das Mittagessen handele und erklärt weiter: Das Kapitalismus am eigenen Leibe erfahren und er legt Zeugnis davon Landesarbeitsgericht hat auch die Beteutung der eigenen Haustands ab: weicht aber vor den letzten Konsequenzen zurück. Der Dichterführung im Sinne der tariflichen Beſtimmungen verkannt. Ein *) Jubiläumsausgabe in 8 Bänden. Herausgegeben von Carl . Neumann. Mit 64 Farbentafeln und 160 jaymarzen Doppel bildtafeln. Jeder Band etwr 500 Seiten. Verlag Reclam , Leipzig . Breis 6 M. je Band,

eigener Hausstand im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches ist nach der allgemeinen Lebensauffaffung dann gegeben, wenn eine eigene Wohnung zum Mittelpunkt der Beziehungen des Lebens des Wohnungsinhabers gemacht wird." Dr. Camilla Striemer,