3r.-127• 4S. Mreiuig 000«�901*10(11*�0 Vienslag, 17 Mörz 1931
Zu den Sberfüllkca Kammersäleu sprach gesieru Polizei. Präsident Genosse Grzesinski vor der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Polizeibeomter. Der Polizeipräsident legte dar: Wenn wir für den sozialdemo- lratischen Beamten die Frage stellen: Wo bleibt der zweite Mann?, so müssen wir-uns gleichzeitig die Frage vorlegen: Lohnt sich die Demokratie für die unteren und mittleren Volksschichte»? Ihre Gegner bestreiten dies und wollen eine geistig und materiell besonders ausgestattete Stelle, von der aus alles geleitet wird. Diese innere Unselbständigkeit verbirgt sich hinter einem übertriebenen äußerlichen Selbstbewußtsein. Dem müssen wir niit der Waffe der Erkenntnis entgegentreten, wobei wir mcht oerkennen, daß der neue Staat zu seiner Propagierung manches versäumt bat und die Gegner allzusehr schalten und walten ließ. lZurufe: Sehr richtig! Leider!) Für die arbeitenden Schichten hat sich in ideeller und materieller Hinsicht gegenüber der Vorkriegszeit nahezu alles geändert, und das trifft auch für den Beamten zu. Der Mensch wird grundsätzlich anders gewertet. Und die gehobenen Rechte mir- den geschaffen und werden ehrlich gestutzt nur von den dcmvkrotl- ichen Parteien und vorzüglich von der Sozialdemokratie. Wenn der Gegner heut« vom„Polizeiknllppel" spricht, so möge er nicht vergesien, daß unsere im Gegensatz zu Nationalsozialisten und Kommunisten durchaus gesetzliche Agitation vor dem Kriege durch Polizeischikane und Nadelstichpolitik wirksamer gestört wurde als dies auch ein rigoros angewandter Poltzeiknüppel vermöchte. Der soziale Aufwand kennzeichnet den Unterschied zwischen altem und neuem Staat. Die Ziffer von 1,7 Millionen Wohnungen, die im neuen Staat von 1924 die 1829 errichtet wurden, der Rück-
gang der Säuglingssterblichkeit und der Tuberkulose trotz schwerster wirtschaftlicher Not sprechen eine beredte Sprach«. Aeußerlich hat der Beamte vielleicht verloren: Cr war vor dem Krieg« nächst dem Militär dar erst« Mann im Staate. Als Gewerkschaftsfekretär war es mir vor dem Kriege trotz mancher Besuche auf der Polizei nicht möglich, ein einziges Mal auch nur mit einem Regierungsrat zu sprechen.(Heiterkeit.) Aber neben dieser Ueberh« blicht eit der Stellung stand ein Kadavergehorsam. Die adlige Oberschicht war der absolute Herrscher über die mittlere und unlere Beamtenschaft, dem der Beamte nicht wie heut« aus Verbänden heraus mit Wünschen und Rechten kommen konnte. Man klagt in sozialdemokratischen Beomtenkreisen über«ine zu wenig ernergische Personalpolitit. Immerhin sind von 12 Ober- Präsidenten 4 Sozialdemokraten und 5 überzeugte Republikaner der Weimarer Koalition. Von 44 Polizeipräsidenten sind 23 Sozial- demokraten. Eine Personalpolitik, wie sie die Frick und Franzen betreiben, machen wir Sozialdemokraten allerdings nicht. Wir halten vielmehr eine solche Pcrsonalpolitik für die größte Eselei, die be- gangen werden kann.(Lebhaftes Sehr richtig!) Und wir sind der Ueberzeugung, daß gerade durch dies« Personalpolitit die Frick und Franzen sehr rasch abgewirtschaftet haben.„Ich sog« den sozialdemokratischen Beamten: Habt Bertrauen zu Euren Führern. Auf der Grundlage dieses Vertrauens allein werden wir das Volk, die Republik und die Beamtenschaft weiter- bringen.(Anhaltender Beifall.) Nach einer lebhasten Diskussion schloß Genosse Klenz die Ver- sammlung mit einem begeistert aufgenommenen Hoch aus'die Sozial- demokratk.
Or. Lübbens Waffenlager. Seine Berufung wird verworfen. Regierungsrat Dr. L ü b b e n stand gestern zum viertsnmal vor Gericht. Mit der Berufung in seinem Sitttichkeitsproziß hotte er kein Muck. Die Strafe von sechs Monaten der 1. Instanz ist von der zweiten auf ein Jahr drei Monate Gefängnis erhöht worden. Daß er mit seiner Berufung gegen dos Urteil des Schöffengerichts Charlottenburg, von dein er wegen Lerstlßes gegen das Sprengstoffgesetz und wegen unbefugten Daffenbesitzes drei Monate Gefängnis erhalten hat, mehr Erfolg haben würde, schien von vornherein sehr fraglich. Der Zeugenaufmarsch war diesmal noch größer als w der ersten Verhandlung. Auch der Zeuge Schirrmeister war zugegen. Dieser Zeuge war«s. der seinerzeit dem Angeklagten Dr. Lübbe» bei der Effisammlung der Waffen von der Schöneberger .Wjxgexwehr halfen hatte. Schirrmeifter. sollt« nun,-«ntgeg«» dem Auftrage des Angeklagten, einen Teck der Waffen verpackt im Keller gelassen haben. Eigentümlich, daß dies» Kiste mit Waffen und Mu- nüion sich nach Dr. Lübbent Umzug auf dem Baden eingefunden hat. Natürlich ohne sein Wissen. Der Angeklagt« erklärt«, ähnlich wie in der ersten Verhandlung, daß er von der Existenz der Waffen kerne Ahnung gehabt Hab«. Die vielen Pistolen, das Gewehr 98, di« Handgranaten und die 1200 Stück Munition, usw. usw.—, das alles habe jahrelang bei ihm gelagert, ohne daß er davon Ahnung gehabt hätte. Der Zeuge Schirrmeister siinunte auch diesmal mit dem Angeklagten insofern nicht überein, als er von chm nicht den Auftrag erhalten haben wollte, auch den Rest der von ihm bei der Schönebsrger Bürgerwehr eingesammelten Waffen abzuliefern. Auch die Aussage eines anderen Zeugen, der
in dieser Verhandlung zum ersten Mal« auftrat, war für den An- geklagten Lübbe» wenig günstig. Er erzählt«, daß er im Auftrage von Dr. Lübbe» das Kriegsgerät gereinigt habe. Also wußte Dr. Lübbe», daß es vorhanden war. Widerlegt wurden auch Dr. Lübbens Behauptungen, er habe nicht wissen können, daß sich auf der Jacht des Marine-Sporttlubs die zwei Pistolen auf- bewahrt wurden, die die Polizei bei der Durchsuchung beschlag- »ahmte. Eine ganze Reihe junger Leute, Mitglieder des Marine- Sportklubs, hatten die Waffen gesehen. Der Staatsanwalt beantragte die Aerwsrfung der Be- rufung. Nach längerer Beratung wurde in den Abendstunden das Urteil gefällt. Die Berufung des Angeklagten Dr. L 2 b b c n, der in erster Instanz wegen Vergehens gegen das Waffengesetz zu drei Monaten Gefängnis verurtellt worden war. wurde auf fein« Kosten verworfen. Die beschlagnahmten Waffen und die Munition wurden eingezogen. — r.'.''' Brandunglück in der Tchwedter Straßer Durch unvorsichtiges Hantieren mit einer gefüllten Petrdleum- llasche ist am Montag im Hause Schwedter Straß« Mi ein schweres Unglück verursacht worden. Di« Ms ährige Arbeiterin Anna Fritz wollte den Ofen in d»r Stube heizen. Um das Feuer schneller in Gang zu bringen, goß sie, einer noch immer weit verbreiteten und scheinbar nicht auszurottenden Unsitte folgend, aus einer Flasche Petrolemn nach Plötzlich schlug aus dem Ofenloch«ine mächtige Stichflamme hervor und setzte die Kleider der Frau in Brand. Am ganz«» Körper lichterloh brennend, eilte die Unglück- (ich« auf den Treppenflur hinaus, wo ihr Nachbarn zu Hilf« eilten. Die Bedauernswerte wurde durch die Feuerwehr ins Lazarus- Krankenhaus gebracht, wo sie sehr bedenklich daniederliegt.
„Schlagt den Hund doch tot!" Eine Episode aus der Anti-Nemarqve-ZilnuOemonstration Nach und nach erscheinen die Remarq e-Zilm-Demov- straaten vor dem Schöfseugerichl Schöneberg . Neulich war es ein junger Steinschleuderer. gestern der ZZjährige Sludenl der Medizin Tepl . Noch emmat wurde das BW jener Tagt aufgerollt. Der johlende und pfeifende kriegsbegeisterte nationalsozialistifchc Anti-Remirguc- Haufen war vom Nollendorfplatz am Witteicherg platz angelangt. Die Polizei hatte ihre Not, den Weg zur Tauentzienstraße zu verspcrreü. Steine sausten durch di« Lust. Die Demonstranten versuchten,' die dünne Polizeikette zu sprengen. Da lösten sich etwa 25 Personen von der Menge in der Nähe des Untergrundliahnhofs. un> zur Tauentzienstraße hinüber zu gelangen. Aus dieser Gruppe stürmte ein junger Mensch voraus und lief mit erhobener Faust mit den Worten:„Schlagt doch den Hund tot!" aus den Polizei- beamten B. zu, der damit beschäftigt war, einen anderen Dernau « stranten vom Boden emporzuheben. Der Pollzeiwacht-ncister E. schlug mit dem Knüppel auf den erhobenen Arm des Schimpfenden, ein anderer Polizeiwachtmeister eilt« herbei und der junge Mensch wurde verhaftet. Der Verhaftete war der Student T., er halle sich jetzt wegen tätlichen Angriffs und wegen Aufreizung zu Gewalt- taten zu verantworten und behaupteten natürlich im- schuldig zu sein. Gegen Uhr habe er mit einer jungen Dame am Bahnhof Willenbergplatz eine Verabredung gehabt, habe wegen der Absperrung nicht zu feinem Ziel gelange» können, sei dann init einigen anderen von der Tauentzienstraße zum Wittenberg - platz hinübergegangen und habe gssehen, wie etwa vier bis fünf Beamte über einen Menschen„hergefallen" seien, dem er mll dem Ruf:„Ihr schlagt ihn doch tot!" zu Hits« geeilt sei. Die Aussagen der anderen drei Polizeibeamten straften den Angeklagten Lügen: sie hatten genau sein« Worte gehört und auch gesehen, von welcher Richtung er gekommen war Das Gericht verurteilte den jungen Menschen wegen Widerstandes gegen die Staats- gemalt und wegen Aufreizung zu gewaltsamen Handlungen zu 30 Mark Geldstrafe, für die im Nickt- cintreibungsfalle drei Tage Haft treten. Der Herr Student der Medizin ist also mll einer ungewöhnlich milden Strafe davon- gekommen, die ihm aber hoffentlich Zeit seines Lebens eine Lebro lein wird.
Drohbriefe an Reichsbahn. Erpresser drohen mit Brück- nsprengungen. Der Generaldireklor der Deutschen Reichsbahn . D o r p m v l l er. hat in letzter Zeit wiederholt Drohbriefe erhalten, m denen von bisher noch unbekannten Erpressern schwerste 2i n- schlage au f dt« Reichsbahn angekündigk werden, falls ihnen nicht in«wer bestimmten Zell ein Betrag von 100 000 Mark zur Verfügung gestellt würde. Die Erpresserbriefe sind in Baden und Bayern aufgegeben worden. Bon der Kriminalpolizei ist inzwischen festgestellt worden, daß das Briefpapier äus Frsiburg stammt, wo es in Auto- maten vertrieben wird. Di« Täter haben in chren Briefen genau geschildert, welche Eisenbahnüberführungen st« in die Luft sprengen wollen. Ihre Dreistigkeit ging sogar soweit, genau detaillierte Vorschriften über die Aushändigung des Geldes zu machen. In einem der letzten an Generaldirektor Dorp- müllor gerichteten Schreiben wird unverblümt gejagt, daß, falls er auf die gestellten Bedingungen nicht eingehe, er einen Denkzettel er- halten werde. Bor einigen Wochen schien es, daß die Polizei der Band« Hab- Haft werden würde. An einer bezeichneten Stelle war nämlich ein Paket mll ungültigen Geldscheinen niedergeiegt worden.
Das hätte sie nie gesagt, wenn ein gesunder, forscher Junge vor ihr gesessen hätte, das soll dem kranken Huhn da eine Freude sein: aber sonderbar: es wird keine. Herr Schmitzsr schweigt: er tappt selbst verdutzt in seinem Innen» herum und sucht den Grund, der ihm verbietet, sich zu freuen: sucht den Grund, der ihn zwingt, sich zu ärgern. Er muß lange suchen. Gerade als er ihn hat, ist Lene gekränkt aufgestanden und will gehen. Da faßt er Mut und hält ihre Hand fest. Denn er will ihr etwas sagen. Dies will er ihl sagen: Ich sollte mich eigentlich freuen, Fräulein Lene, daß Sie nach Berlin gehen. Denn sehen Sic, jetzt sind wir vier Jahre im Stubbenlond; und zum ersten Male halte ich ihre Hand länger als zum flüchtigen Druck: und es ist eine große und sehr schöne Sache für- mich, daß ich das darf. Wenn wir aber in Berlin sein werden, Fräulein Lene, dann wird so ein Händedruck gar keine große Sache sein: ich werde dort besser aussehen als hier, ich werde so viel Geld haben, um Sie ein- zuladcn, wir werden trinken zusammen, und Sie werden mir bald mehr gewähren als emen Händedruck... und nicht mal das wird eine große Sache sein. Wie gesagt, ich sollte mich freuen: denn manchmal, wenn ich wütend auf Sie war oder auf mick), habe ich mich danach gesehnt; und nun ist es soweit. Aber ich denke an Sie, Fräulein Lene, nicht an mich: und ob Sie ebenfalls besser aussehen werden in Berlm. das weiß ich noch nicht. Hier haben Sie«inen Hof um sich gehabt: ich meine nicht nur den Bauernhof, der da hinten liegt; sondern einen Hof um sich herum, immer, wo sie auch gingen und standen. Ich fürchte, in Berlin ist kein Platz für solche Höfe. und Sie werden ihn dort nicht behalten. Und nun werden Sie mich unmodern schelten: aber es würde mir bitter, bitter wehtun, wenn Sie ihn oerlören. so bitter wäre das, daß es mcht mehr fuß wäre, Sie zu besitzen... Das will... das wollte er ihr sagen; nicht ganz so schwungvoll vielleicht: aber doch dem Sinn« nach. Jedoch er sagt nur:
„Ich halte es nicht für richtig, noch Berlin zu gehen. Fräulein Papendieck." Und Lene antwortet nur:„So": und blickt über den See. auf dem jetzt endlich im März, das Eis bricht, und dem des- halb weder die Glätte noch die Wogen Schimmer und Glanz geben: und findet beide grau und langweilig. Schmitzer und den See; und nimmt ihre Hand aus der seinen und sagt lachend: „Morgen fahre ich und suche mir eine Stellung. Auf Wisdersehn, Herr Schmitzer!" Friedrich Papendieck hat seine Tochter zur Bahn gc- bracht. Eine Freundin will sie besuchen, hat sie gesagt; ist dem Mädel ja zu gönnen. Es ist über Nacht schon wieder kalt ge- worden, bitter kalt; als schriebe man nicht März, sondern Januar. Es tut also gut, einen Schnaps zu trinken im Dorf- krug: einen einzigen imr, das wird man sich doch noch leisten können, wie? Im rauchigen Krugzimmer zeigt sich, daß viele dieser Meinung sind. Um die Theke steht eine lärmende Schar junger Männer: ein paar ältere reiben am Ofen Hände und Rücken. Papendieck wird nicht gleich bemerkt; seine dröhnende Stimme rügt das sofort: „Gibt's denn hier keinen Schnaps für den Plantagen- besitzer Papendieck?" Eine Lache wiehert auf. Papendieck hält sie für Aner- kennung. „Wer bitte schön, Herr Plantagenbesitzer I" sagt die halb- wüchsige Krugwirtstochter und stellt den Schnaps hin. Neue Lache. Eine Weile gehts Herr Plantagenbesitzer hin, Herr Plantagenbesitzer her. Papendieck läßt sich's gern gefallen. Dann sagt einer: „Ja, ja— ne schöne Sache, sone Spargelplantage. Wir armen Bauern dagegen..." Lache. „Na ja, wir habv» ja auch mcht den guten Sandboden wie die Herren da auf dem Stubbenland." Papendieck nickt zufrieden. Lache.' „Bloß Flöhe soll es da viel geben, wie? Sogenannte Stubbenlandsr Sandflöhe?" Papendieck verneint. Er weiß nicht, daß man so im Dorfe die Siedler nennt. Er begreift es auch nicht. Lache. Jetzt ist einer kühn und phantasievoll genug, um eine ganze Geschichte zu erfinden.„Wissen Sie, da ist hier bei Rheinsberg doch der Paul Meier. Kennen Sie den? Nicb? Na. tut nichts zur Sache. Also jedenfalls, der ist doch Sana- griibenbesitzer. Und nu wollte er n« Hypothek haben auf seine
Sandgrube. Von der Stützungsaktion für die Landwirtschaft, die doch im endlich im Gang fft. Also er fährt nach der Kreis- stadt und geht auf die Bant, wos die dicken Gelder gibt." „Zahlen!" schreit Papendieck aufgeregt dazwischen. Also es ist eine Stützungsaktion im Gange! Das Wunder— dos Wuickter ist da! Was da weiter erzählt wird, Hort er mcht mehr. Bloß nach Haus, es Lenen sagen ach nein, die ist ja weg— also wenigstens dem Rolf! Und alles vorbereiten, und morgen nach Ruppin! Wo es die dicken Gelder gibt! Der Erzähler spinnt seinen Faden mutig weiter: „Wen trifft der Meier in der Bank? Na, was meinen Sie? Den Herrn Rittergutsbesitzer von Uslar, den größten Landbesitzer im Kreise Ruppin. Beide kommen zusammen dran, und jeder bringt seine Sache vor. Tja, sagt der Direktor, Herr»» Meier kann ich eine Hypothek geben, aber dem Herni Baron nicht.— Wieso nicht? fragt Beleidigt der Baron . Ich habe achttausend Morgen Acker, und der Herr Meier zehn Morgen Sand!— Tja, sagt der Direktor, sehen Sie, Herr Baron, ein Rittergut, das ist heute man auch bloß ein Ritter- gut. Aber ne Sandgrube, sehen Sie, das ist heutzutage gleich ne Spargelplantagel Papendieck stürzt zur Tür hinaus. Sie denken, er flieht: flieht vor ihrem Gelächter. Aber er hat gar nichts Mehr ver- standen. In seinen Ohren summen Zahlen, vor seinen Augen kreisen Zahlen, seine Finger fühlen Beutel, auf denen Zahlen stehen. Er weiß nicht, wie er nach Hause kam, aber er schwitzt, als er da ist, und draußen frierts. „Rolf", schreit Papendieck schon von weitem,„Rolf, Geld gibts! Geld!" „Ich darf woll meinen Mantel hier bei Ihnen hängen lassen?" fragt Papendieck den Wirt, bei dem er in Ruppin ausgespannt hat.„Es ist bloß, weil die Bank gerade gegen- über ist", entschuldigt er sich überflüssigerweise. „Natürlich", brummt der Wirt uninteressiert und hantiert an seiner Theke. „Und es dauert ja auch bloß zehn Minuten."' Papendieck weiß selber nicht, warum ihm so viel daran liegt, dem Wirt die Selbstverständlichkeit seiner Handlungs- weife klarzumachen. Eigentlich will«r die wohl auch mehr sich selbst klarmachen: der.listig fistelnden Stimme in seinem Schädel klarmachen, d.ie da immer wiederholt: Du tust es nur, weil dein Mantel schäbig ist, Papendieck; weil du drüben in der Bank, den großen Bauern spielen willst, Papendieck: weil du glaubst, daß man deinem Sonntagsanzug eher Kredit gibt als deinem Mantel, Papendieck: womit du recht hast. Papendieck. (Fortsetzung folgt.)