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Aufruhr in Nauen .

Kommunistische Demonstranten als Mefferhelden.

Vor dem Rathaus in Rauen tam es gestern abend im Anschluß an eine tommunistische Demonstration zu schweren Ausschreitungen, mobei mehrere Polizeibeamte schwer verletzt wurden.

Auf dem Rathausplatz hatte sich nach der Beendigung eines fommunistischen Umzuges eine Menge von etwa 400 bis 500 Per­sonen angesammelt. Der fommunistische Stadtverordnete Fenz erging sich in seiner Rede in wüsten Beschimpfungen gegen die Polizei. Nachdem Fenz etwa zehn Minuten lang gesprochen und die Menge gegen die auf dem Plaz anwesenden Polizeibeamten aufgewiegelt hatte, wurde von dem leitenden Offizier die Räumung des Rathausplazes angeordnet. Jetzt fam es zum offenen Aufruhr. Auf die Beamten wurde ein Steinbombardement er öffnet. Der Polizeimeister Schiller wurde von einer Schar junger Burschen umzingelt und durch einen Stich in das Genid niedergestre dt. Die wenigen Polizeibeamten mußten schließ­lich zur Dienstwaffe greifen, um sich die Gegner durch Schred= schüsse vom Leibe zu halten. Die Schüsse wurden aus der Menge erwidert, jedoch niemand getroffen. Drei weitere Polizei beamte erlitten durch Steinwürfe und Hiebe Kopfverlegungen.

Die Ruhe konnte erst wiederhergestellt werden, als aus Pots dam ein starkes Kommando der Schuhpolizei eintraf und die Straßen freimachte. Der schwerverletzte Bolizeimeister wurde zusammen mit drei anderen Personen, die im Verlaufe der Tumulte erhebliche Verlegungen davongetragen hatten, ins Kreistrantenhaus gebracht. Eine Reihe von Demonstranten, darunter mehrere Rom­imunisten, sind festgenommen worden.

Todesurteil in Spanien . Verteidiger wegen Majestätsbeleidigung verhaftet.

London , 17. März.( Eigenbericht.) Wie der Madrider Berichterstatter des Daily Herald" mitteilt, Wie der Madrider Berichterstatter des Daily Herald" mitteilt, verurteilte das Kriegsgericht in Ja ca nach dreißigstündiger Beratung den Hauptmann Gedriles zum Tode und vier andere Offiziere zu lebenslänglichem Zuchthaus. Die Zenfur verbietet die Bekanntgabe des Urteils. Der Berteidiger von Sedriles, ein Hauptmann, wurde nach seiner Berteidigungsrede ver­haftet, weil er unter Anspielung auf den König gesagt hat: Es ist ungefeßlicher, gegen die Verfassung zu verstoßen als gegen den König, und solange jener, der die Verfassung außer Kraft ge­jetzt und die Diktatur errichtet hat, nicht bestraft ist, solange fann auch Kapitän Sedriles nicht verurteilt werden:

Bom Pferdeknecht zum Peer.

Der Aufstieg Snells.

London , 17. März Unter den neuernannten Mitgliedern des britischen Kabinetts befindet sich der Arbeiterabgeordnete Henry Snell, der zum Bar­lamentsunterstaatssekretär im Ministerium für Indien an Stelle des nerstorbenen Earl of Russell ernannt wurde. Snell ist der erste Mann in der englischen Geschichte, der als Landarbeiter an­

gefangen hat und Be er von England geworden ist. Seine Eltern waren Landarbeiter in der Grafschaft Nottingham . Er besuchte die Dorfschule und studierte später auf der Hochschule für National btonomie in London und auf der Universität Heidelberg . Er arbeitete zuerst auf einem Gutshof, murde dann Pferdefnecht, Schiffer, Briefträger und zeichnete sich dann als politischer und religiöser Redner aus.

Beer vom lateinischen pares, b. h. Gleich e, abgeleitet ist eine aus der frühgermanischen Zeit stammende gesellschaftliche Einrichtung. Sie beruht auf dem demokratischen Grundsatz der alt­germanischen Volksgerichte, nach dem alle Teilnehmer am Gericht freie Männer und Mitglieder der Volksgenossenschaft sein müssen. In der Feudalzeit, in England, ging der Ausdrud Beer auf die unmittelbaren Lehensmannen des Königs über und wurde später auf die Mitglieder feines Großen Rates beschräntt. Heutzutage hat der Beerstitel nur noch historische Bedeutung: Rang und Titel und Sig im House of Lords .

Die Berufung eines ehemaligen Bandarbeiters zu dieser, in der Hauptfache mur von den Großgrundbesigern innegehabten Würde" symbolisiert den Aufstieg der englischen Arbeiterklasse in einem Menschenalter zur Herrschaft im Staate. Er ist revolutionär, menn er sich auch in überlieferten englischen Formen vollzieht,

Was

Politik und Schule.

adagen

Kultusminister Grimme über die Aufgaben der Erziehung.

Die Beratung des Haushalts für das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung gab in der gestrigen Sigung des preußischen Landtags dem Minister Grimme Gelegenheit, in Beantwortung einer Reihe von großen An­fragen fich grundsätzlich mit dem Thema Politit und Schule auseinanderzusetzen. Minifter Grimme führte unter anderem aus:

Die große Anfrage der Volkspartei macht mir zum Vorwurf, daß ich versäumt habe, für den Tag der Reichsgründungs. feier allgemeine Schulfeiern anzuordnen. Ganz abgesehen davon, daß ich meine persönliche Stellung dazu durch Teilnahme an der Reichsgründungsfeier im Reichstag zum Ausdruck brachte, durfte ich es dem verantwortlichen Ueberlegen der Schulleiter ge­trost überlassen, in welcher Form sie dieses Tages in den Schulen gedenken wollten. Ich habe das für eine Selbstverständlichkeit ge­halten, denn schließlich gibt es

nicht nur ein von der Rechten approbiertes Nationalbewußtsein. Wenn wir dieses bedeutsame Ereignis deutscher Geschichte heute Wenn wir dieses bedeutsame Ereignis deutscher Geschichte heute anders werten als die Mitlebenden, so teilt diese Epoche nur das Schicksal aller Zeitspannen, deren Ginn erit von dem Gesamt perlauf der Geschichte erfaßt wird. Jedenfalls hat die Lehrerschaft ohne zentralistische Anordnung gewußt, was sie zu tun hatte. Auf die in diesem Zusammenhang fritisierten Frant­furter Borfälle noch mal einzugehen, erübrigt sich nach meinen Ausführungen im Hauptausschuß. Ich stelle nur noch ein mal fest, daß der Regierungspräsident in Frankfurt a. d. Oder am Zustandekommen des Beschlusses der Regierungsabteilung völlig un­beteiligt gewesen ist.( Hört, hört! bei den Soz.)

Daß es leider noch einer

zentralen Anordnung für den Berfaffungstag ist grotest, wenn dem Staat, dessen Verfassung von der Rechten bedarf, haben gewiß nicht die Regierungsparteien verschuldet. Es her vor der Jugend madig gemacht wird, von derselben Seite vor geworfen wird, daß solche Anordnungen notwendig sind.( Sehr wahr! bei den S03.) Abgesehen von diesen Verfassungsfeiern fiebt Goz.) die Staatsregierung von zentralen Anordnungen bei Schulfeiern ab und sie befindet sich damit feineswegs im Gegensaß zur Reichs regierung.

Die Zurückhaltung der Reichsregierung wird begreiflich bei Lektüre der Rechtspresse, bei der die Liebe zum 18. Januar herhalten mußte, für die offene Abneigung gegen den 11. Auguft. Wenn es der Wunsch sein sollte, alle

Geschichtsflitterungen einer patriotischen Traftätchenliferatur, die in dieser Preſſe frisch aufgewärmt wurden, bei solchen Schul­feiern zu verwenden, dann wird es mir allerdings zweifelhaft, ob nicht doch ein Erlaß notwendig ist, Feiern in dieser Form unmöglich zu machen. Denn dann würde es sich um eine parteivolitische Beeinflussung der Schule handeln, die Verrat an der Jugend ist.

Damit fomme ich zur Beantwortung der deutschpatio­nalen Anfrage über die

politische Betätigung der Schüler.

An die Spike dieser meiner Ausführungen ſtelle ich die Ueber Parteidoftrin, steht. Die Frage, ob Politik in die Schule zeugung, daß die Ethif der Erziehuna über aller gehört, läßt fidy nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. 3mischen der Schule und dem Beben ist teine Brandmauer gezogen. Es ist einfach unmöglich, die Politif aus der Schule her auszufomplimentieren. Es kann sich nur darum handeln, zu ent scheiben, wie die in die Schule durch andere Kräfte eingedrungene Politik erzieherisch ausgewertet werden fann. Das fann mur der bebauern, ber meint, baß die Schule von vornherein barauf perzichten follte, ein wesentliches Stud bes bie Jugend umflutenden Lebens mit der Jugend zuſammen fennenzulernen. Die Schule foll mehr hun, als bloße Kenntnisse zu vermitteln. Wer die Jugend erziehen will, muß das Ohr der Jugend haben, und mar ihr Ohr haben will, muß ihr auf den Mund sehen. Das soll nicht heiken. daß man ihr nach dem Munde redet. Auf eine Formel gebracht:

Es handelt sich um politische Bildung, nicht aber um politische Beeinfluffung! Man muß hier dem Laft des Lehrers um fo mehr vertrauen, als sich politische Bildung faum ohne politische Wertung vollziehen fann. Hierbei besteht immer die Möglichkeit des Mißtrauens, dem man aber bei jeder Ermächtiguna ausgesetzt ist. An der Idee gemessen ift Lehrer fein nicht ein Amt, sondern ein Borleben. Das hat Minister Boelik schon früher in einem Erlak zum Ausdrud ge bracht. Die Schule soll dem jungen Menschen eine Vora ft elfung pon ben politischen Problemen und

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Mufiges Befennen, weil einem nichts geschehen fann, das ist eine Schwächlingsethit, vor der wir die deutsche Jugend bewahren wollen.

Dann komme ich zur Beantwortung der sozialdemokratis ichen Anfrage, die das

mertungen.

Verhältnis von Politik und Hochschuljugend zum Gegenstand hat. Ich beschränke mich dabei auf allgemeine Be­Ich bin der überwiegenden Mehrheit der deutschen Studenten die Erklärung schuldig, daß es immer nur fleine Gruppen pon Studenten waren, die Unruhen in das akademische Leben getragen, die gehetzt, gelärmt und sich unqualifizierbar rude be­nommen haben. Es war das unverantwortliche Treiben einer Minderheit, die statt der Klärung des Gehirns eine Politik der losen Schnauze treiben. Es handelt sich also bei den bekannten Aus­schreitungen nicht um Vorfälle, die für die Gesinnung der Studenten­schaft von heute typisch wären. Aber dieser Eindruck muß zum sich die Hochschulen trotz aller gelegentlichen politischen Unruhen Schaden der Universitäten und Studenten entstehen. Noch erfreuen gerade in den Kreisen, die ihnen fernstehen, insbesondere auch in der deutschen Arbeiterschaft, jener Hochachtung, die wir zu

buchen haben

als ein Ergebnis der Erziehungsarbeit, die die Schöpfer des deutschen Sozialismus an der deutschen Urbeiterschaft leisteten. Erst diese haben den Wert echter Wissenschaft und den Respekt vor der Forschung in Kreise getragen, die sich aus eigener Anschauung fein Bild von der Bedeutung der Arbeit, die an den Universitäten geleistet wird, haben machen können.

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Würde es fich nur um überschäumende jugendliche Gefühls­ausbrüche handeln, um Unbesonnenheiten, die der Jugend eigen sind, fönnte die Regierung darüber mit Humor hinwegsehen. Aber darum pathisch, wenn in den Räumen, die der reinen Lehre dienen handelt es sich nicht. Es ist der Regierung gewiß nicht fŋm­follen, die äußere Gewalt des Staates in Form der Polizei erscheinen muß. Der Staat darf nicht untätig zusehen, wenn

eine Gruppe der Studentenschaft in Kiel fich an einem 70jährigen ehrwürdigen Bertreter der Wissenschaft vergreiff oder die An­friffsvorlesung eines Profeffors deshalb stört, weil unter seinem Rektorat einem politisch andersdenkenden Staatsmann der Doftor ehrenhalber verliehen ist.

Kein Staat tann das Berständnis für die Jugend soweit treiben, daß er diese dunklen Dinge ruhig weiterlaufen läßt. Gegen folche Ver­fuche, das akademische Leben zu ruinieren und die Freiheit der Forschung zu untergraben, wird der Staat fünftig mit allen Mitteln einschreiten, wenn es nötig ist auch mit der Bolizei, die dann nicht haltmachen wird vor der sogenannten Exterritorialität der Hochschulen, die es nicht gibt. Die Idee der at a demischen Freiheit setzt eine andere Idee voraus: die der Toleranz. Lehrfreiheit plus Hakenkreuzgesinnung gibt eine Gleichung, die nie­mals aufgeht.

Die Ausführungen des Ministers wurden mit lebhaftem Beifall in der Mitte und bei den Sozialdemokraten aufgenommen. In der dann folgenden Aussprache erklärte

Abg. Meyer- Magdeburg( Dnat.) man tönne. es der Jugend nicht verdenfen, wenn sie für den Reichsgründungstag mehr Be­wiffe mehr, ob er nationale Feiern veranstalten darf oder nicht. geisterung aufbringt, als für den Verfassungstag. Kein Schulleiter In der Frage Bolitif und Schule verlange bie Jugend offene Stellungnahme zu den Problemen, denn sie suche nach Idealen,

Abg. König- Potsdam( Soz.):

Es ist nicht richtig, baß bei ben Schulleitern Untlarheit darüber bestanden haben fann, daß Reichsgründungsfeiern abgehalten mer ben sollten. Dazu hätte es also einer besonderen Anordnung nicht bedurft. Wenn die Rechte jegt fritisiert, daß eine solche Anordnung nicht ergangen ist, dann wäre es unserer Meinung nach notwendig gewesen, nicht nur Feiern anzuordnen, sondern auch zu beſtimmen. mie fie abgehalten werden sollen. Dann hätte man der Jugend nicht nur non der Raiser protlamation in Bersailles era zählen dürfen, sondern von dem heroischen Rampf um die deutsche Einheit seit 1813, und daß bie deutschen Fursten bas größte hindernis für diese Einheit waren. Dann hätte man der Jugend auch flar machen müssen, daß Ebert 1918 burch feine Tattraft ben 3erfall Deutschlands verhindert hat sicher hätte aber auch dann wieder die Rechte gegen eine solche Ber­ordnung opponiert.( Sehr wahr! bei den Soz.)

Schule und Politit sind heute nicht mehr voneinander zu trennen, menn man nicht Gefahr laufen will, die Jugend zu völlig melt­fremden Menschen zu erziehen. Der Unterricht soll lebens. mahr sein und deshalb muß die Schule alle Zusammenhänge des öffentlichen Lebens aufzeigen. Dabei darf sie auch nicht an der Dann wird bie

"

Hohlheit politischer Schlagworte vorübergehen. Mussolini mit Revision" meint: ragestellungen unserer Zeit verſchaffen, deren der Schüler

Erfüllung italienischer Kolonialansprüche.

Rom , 17. März. Während der Kammerdebatte anläßlich der Beratung des Budgets des Außenministeriums trat der Abgeordnete Re David für die italienischen Revisionsansprüche ein. Er betonte den pro­visorischen Charakter der Kolonialmandate des Böllerbundes; die Mandatsmächte versuchten, die Mandatsländer in Besikun. gen zu verwandeln. Gegenüber den umfangreichen englischen und französischen Besizungen dürfe man die Ansprüche Italiens nicht vergessen. Es sei betrüblich, daß Italien nicht einmal die im Londoner Patt mit den Alliierten während des Weltkriegs fest gefeßte Entschädigung durch Grenzberichtigungen seiner Kolonien bewilligt worden sei. Das zum Schaden Italiens schwer verlegte Gleichgewicht müsse wiederhergestellt werden, indem man Italien eines der Mandate über Syrien , Mesopotamien oder Balästina verleihe. Europa müsse die Rechte des neuen Italien anerkennen.

Sämtlichen Solotänzern und-tänzerinnen der Staatsoper ist gekündigt worden. Von der nächsten Spielzeit an hat das Ber­ liner staatliche Ballettensemble feine Solotänzer mehr. Grund: Er­fparnis? Unmöglich, denn die winzigen Gagen der sieben in Be­tracht kommenden Künstler sind für den Opernetat chne Bedeutung. Künstlerische Umstellung? Man munfelt dergleichen, weiß aber nichts Genaues, da Herr von Laban schweigt. Jedenfalls steht die Tatsache sest, daß die größte staatliche Bühne des Landes, das den modernen Tanz geschaffen hat, seine Tanzgruppe abbaut und die Pflege dieser Kunstgattung anderen Stellen überläßt.

Die englische Arbeitslosenzahl ist in der vergangenen Woche um rund 60 000 Personen gestiegen.. Außenminister Henderson wird sich am kommenden Montag nach Parts zu den Kommissionsverhandlungen des Briandschen Europa­planes begeben.

Die litauische Fremdherrschaft im Memelland rächt sich an der Zeitung Memeler Dampfboot" durch Ausweisung aller seiner reichs. deutschen Angestellten. So ist es jetzt auch dem Expedienten Knob lich ergangen.

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von der höheren Schule um so nötiger bedarf. als ihm nicht, wie dem gleichaltrigen. berufstätigen, jungen Menschen, durch den Existenzkampf politische Entscheidungen unmittelbar spürbar werden. Das scheint mir um so mehr notwendig, als

der Jugend immer wieder eingeredet wird, sie sei unsere lehte Hoffnung und berufen, das Bersagen der älteren Generation wieder gutzumachen.

Der allgemeine Kampf um die Jugend macht viele junge Menschen sich selber interessant und verführt sie zu einer leber mertung ihres Könnens.( Sehr wahr! bei den So.) Jung sein ist zunächst nichts weiter als ein biologischer Zustand, der an fich noch keine Leiſtung verbürgt. Bolitische Ziele sind nicht schon erreichbar durch Elan, Gefühlsimpulse oder revolutionären Willens: entschluß, sondern durch Bereitschaft, dem Geaner durch Einsatz der gesamten Person mit flatem Kopf Schritt für Schritt Terrain abzugewinnen. Die Jugend hat die Zielflarheit noch nicht sondern soll sie erst gewinnen. Wer ihr die Rusammenhänge offenbart, bildet sie, ohne sie politisch zu beeinflussen. Bolitik ist threm Wesen nach eine unjugendliche Beschäftigung. Politit ist die Kunft des Möglichen. Gelinat es der Schule, das natürliche Bedürfnis der Jugend, fich in ihrem Wachstumprozeß auch die Welt der Politif au affimilieren, dann hat fie nicht nur eine staatspolitische Tat oetan, fondern ein sittliches Fundament für den fünftigen politischen Kampf gelegt. Als Mittel zu diesem Ziel gehört die Politit auch in die Shule.. Aber die Schule darf nicht untötig zusehen, wie diese Arbeit an der Jugend durchkreuzt wird von Vereinen, deren Ziel es ist, die Jugend um das Recht der freien Meinungssuche zu bringen. Schon Minister Boelih hat hervorgehoben, daß die Schule die Zu nicht bulben fann. Sein Erlaß gilt noch heute, und es ist selbst gehörigkeit von Schülern zu ſtaatsfeindlichen Organisationen verständlich, daß der Nationalsozialistische Schüler­bund in erster Linie darunter fällt. Es ist eine merkwürdige Ethit, die in den Satzungen eines nationalsozialistischen Schülerbundes zum Ausdrud tommt. Es heißt darin mannhaft: Mutiges Bekennen zum Bund ist selbstverständlich" und daran kann man seine Freude haben. Diese Freude währt nur bis zum Komma. Dann heißt es weiter: ba Thüringen und Braunschweig uns bei eventu ellen Verweisen aus politischen Gründen tatkräftig zur Seite stehen". Sollte da s. die Ethik der Dritten Reiches sein, wird es Zeit, daß das moralisch intaft gebliebene Deutschland . aus seinem Hitler

traum erwacht.

Jugend ertennen, was es mit dem Ruf nach dem ſtarten Mann" und mit dem Versagen des parlamentarischen Systems" auf sich fagt haben in den lezten zehn Jahren, die ihr als Führer ange hat. Sie erhält damit den Beweis, daß alle die Männer ver­priesen werden. Würde die Jugend auch in dem Geschichtsunterricht Die Wirklichkeit sehen, würde sie den politischen Phrasen nicht zum Opfer fallen( Sehr wahr! bei den Soz.).

Die Auffassung, daß Sammelschulen nicht rechtlich bes gründet find, bestreiten wir ganz entschieden. Es besteht teine Mög lichkeit sie abzuschaffen. Schließlich steht das

verfaffungsrechtlich gewährleistete Recht innerer Ueberzeugung über formale juristische Spißfindigkeiten. Rein Reichsgericht fann anders entscheiden. Die Verkürzung der Schuljahre auf den höheren Schulen billigen wir. Wir fragen:

Was fann heute ein Volfsschüler werden? Nichts! 95 Prozent aller Schüler ift der Aufstieg verschlossen. Dabei ist nicht die Schulbildung allein entscheidend. Leider sind wir durch die Not gezwungen, das Schulwesen umzuorganisieren. Unter allen Umständen muß eine schärfere Ausiese getroffen wer­den. Die energischen Maßnahmen der Regierung gegen die Staatsfeinde an den Hochschulen begrüßen wir und hoffen, daß fie Erfolg haben werden.( Beifall 6. d. Soz.) hoffen, daß fie Erfolg haben werden.( Beifall 6. d. Soz.)

Abg. Dr. Causcher( 3.) fieht in der gesteigerten Offensive durch die Kommunisten in fulturpolitischer Hinsicht nach dem Vorbilde Sowjetrußlands eine ernste Gefahr gegen die christlich- germanische Kultur. Deshalb müsse der weltanschaulichen Zertlüftung Einhalt

geboten werden. Das zügellofe Treiben der Freidenferverbände fönne nicht weiter geduldet werden. Nach wie vor werde das Zen­trum gegen die Uebertragung der Korporationsrechte an die Frei denkerverbände sein, solange diese die Meinung anderer nicht achteten. forderten Maßnahmen gegen die Gottlosenverbände, Abg. Dr. Ausländer( Komm.) wendet sich scharf gegen die ge=

Abg. Dr. Boelig( D. Bp.) bedauert, daß der Minister nur die Großen Anfragen beantwortet, nicht aber über politische Fragen ge­sprochen hat. Die einjährige Tätigkeit des Ministers habe große unruhe im Volfe hervorgerufen. Das gelte besonders von der Ab­schaffung der Reifeprüfung und des Bildungs­privilegs. Dadurch würde die höhere Schule zerstört. In der Personalpolitik werde nach parteipolitischen Grundfäßen verfahren und Protestanten gegenüber Katholiken zurückgesetzt.

Hierauf wird die Debatte abgebrochen und auf mitt. woch, 12. Uhr, vertagt. Auf der Tagesordnung stehen weiter wichtige Abstimmungen, u. a. über das Groß- Berlin- Gefet.