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zu einem Helfer unserer schlimmsten und ge= fährlichsten Feinde macht.

Sturm im Hamburger Parlament.

Kommunistischer Angriff auf Nationalsozialisten.

Hamburg , 18. März.( Eigenbericht.)

Kein Parteigenosse soll auch nur einen Augenblid ver­gessen, daß in dem Kampfe dieses Notjahres 1931 über Leben und Tod der Demokratie in Deutschland entschieden wird. Gäbe es nicht eine große, starte und einige Sozialdemokratie, so wäre der Triumph des Faschis­mus über Deutschland gewiß. Eine Knechtung der Arbeiter­Am Mittwochnachmittag, 16 Uhr, sollte die Sigung der Ham­klasse, wie sie auch das Kaiserreich nicht kannte, und über furzburger Bürgerschaft mit einem Nachruf für den von National­oder lang der Untergang Europas in einem neuen Weltkrieg fozialisten ermordeten kommunistischen Abgeordneten Henning ein­wäre die unvermeidliche Folge. Was die Reichstagsfraktion geleitet werden. Ehe der Präsident mit dem Nachruf beginnen tut, tut sie aus tödlicher Feindschaft gegen den Faschismus fonnte, begaben sich einige tommunistische Abgeordnete und mit der Absicht, die von ihm drohenden Gefahren abzu auf die rechte Seite des Hauses, wo die drei nationalsozia­wehren. Ihr taktisches Verhalten in der Frage des Panzer- listischen Abgeordneten sigen. Die kommunisten fielen schiffs ist nichts als ein Schachzug im Kampfe gegen den plöhlich über die Nationalsozialisten her und schlugen mit Faschismus. Die Sozialdemokratische Partei erfüllt ihre Fäusten auf sie ein. historische Mission an der deutschen Arbeiterklasse, ihre Pflicht für den Frieden der Welt, indem sie, ohne sich in innere Auseinandersetzungen zu verlieren, in eiserner Ge­schlossenheit ihren Kampf fortsett.

Gegen die Mordhetze.

Das Ergebnis der Ministerfonferenz. Amtlich wird mitgeteilt: ,, Die am Mittwoch unter dem Vorsitz des Reichsinnenministers Dr. Wirth tagende Konferenz der Polizeiminister der größeren Länder beschäftigte fich mit der innenpolitischen Lage unter besonderer Berücksichtigung der antireligiösen Berheßung und der politischen radikalen Strömungen. Die sehr eingehende Aussprache ergab die völlige Uebereinstimmung in der Auffassung, daß es notwendig sei, der ständig wachsenden Berhehung und Ausschreitung in politischer und Pultureller Hinsicht mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln entgegenzutreten. Die festgestellte einmütige Auffassung der Länderminister wird die Grundlage einer alsbaldigen Aussprache des Reichsinnenministers beim Reichs­fanzler bilden."

Es ist zu erwarten, daß die Reichsregierung schon in aller nächster Zeit eine Verordnung mit wesentlichen Berschärfungen des Bersammlungs- und Preffere chts veröffentlicht. Die erforderlichen Vorarbeiten dazu sind bereits abgeschlossen.

Sitzung des Reichskabinetts.

Amtlich wird mitgeteilt: Das Reichskabinett be­schäftigte sich am Mittwoch mit der durch die Ablehnung des Genfer Handelsabkommens geschaffenen handelspolitischen Lage.

Des weiteren berichtete der Reichsinnenminister Dr. Wirth über die Konferenz der Innenminister der größeren Länder, in der fich völlige lebereinstimmung der Auffassungen ergab. Hafenfreuzhetze gegen Brüning.

Duisburg , 18. März. Gine öffentliche nationalsozialistische Bersammlung in Duisburg Beed murde gesten aufgelöst, als der Redner, der Reichstags­abgeordnete von und zu neiebed, im Berlaufe feiner Ausführungen den Reichstag und den den Reichstag und den Reichstanzler. Brüning beleidigte und trog der Aufforderung der Polizei es nicht unterließ, weitere Beleidigungen auszusprechen. Auch die nationalsozialistische Versammlung in der städtischen Tonhalle, wo ebenfalls Reichstagsabgeordneter von und zu Knesebeck sprad, murde aufgelöst. Hierbei wurden etwa zehn Personen wegen Tragens verbotener Uniformen zwangsgestellt.

Gie jubeln den Mördern zu! Die Dresdener Hafenfreuzzeitung verboten.

Dresden , 18. März.

23ie vom Presseamt des Polizeipräsidiums Dresden mitgeteilt wird, ist die hiesige nationalsozialistische Tageszeitung Der Freiheitsfampf" wegen ausdrücklicher Billigung der von einem Polizeimachtmeister in Hamburg bei einem Re­gierungsrat der dortigen Polizeibehörde begangenen Gewalttätig­feiten auf Grund der Bestimmung des§ 5 Absatz 1 3iffer 4 des Gesezes zum Schuße der Republik auf die Dauer von vier Bochen, und zwar vom 19. März bis einschließlich 15. April 1931

Derboten.

Es entspann sich eine wüfte Schlägerei, bei der Deutschnationale und Volksparteiler die Kommunisten und Nationalsozialisten von­einander zu trennen versuchten. Dadurch wurde das Kampfgetümmel nur noch bedrohlicher. Erst nach einigen Minuten konnte die Schlägerei durch herbeigerufene Polizeibeamte unterbrochen werden. Allmählich beruhigte sich dann das Haus. Die kommunistischen Abgeordneten, die die Selbstjustiz infzeniert hatten, wurden auf einen Monat von den Arbeiten der Bürgerschaft ausgeschlossen.

Präsident Leuterih richtete dann in seinem Nachruf für den ermordeten Abgeordneten eine scharfe Anklage gegen die Gewalt­politiker und die Forderung an den Staat, den Schuh der Staats­bürger zu gewährleisten. Er rief auf zur Stärkung der Front aller anständigen Menschen, um über die Gewalttaten hinwegzukommen, die Deutschland in den Abgrund führen müffen.

Eine Senatserklärung.

Nach Erledigung einiger Kleiner Anfragen und vor Beginn der Etatsberatung nahm sodann Senatspräsident Bürger meister Roß das Wort zu einer Senatserklärung, in der es heißt: Die beiden politischen Bluttaten, die Hamburg in den lezten Tagen erlebt hat und die jeden, der sich gesundes sittliches Empfinden bewahrt hat, mit Empörung erfüllen, beweisen den Grad der

Berhehung, der durch zügellose Kampfmethoden erreicht wird. Wenn auch für beide Fälle

allein die Nationalsozialistische Partei die moralißhe Berant­wortung trägt,

eine Verantwortung, die ihr durch keine taktischen Manöver ihrer Führer abgenommen werden kann, so ist doch für die ganze politische Atmosphäre, die solche Taten ermöglicht, selbstverständlich die Maß­lofigfeit tommunistischer Demagogie mitverantwort

lich. Daß eine Partei, wie die Nationalsozialistische, die soviel von Baterland und nationaler Würde spricht, Seite an Seite mit den Kommunisten an der Zertrümmerung der Autorität des Staates fämpft, das bleibt nur dem begreiflich, der in diesem Kampf nichts anderes sieht als den brutalen Willen zur Macht. Es muß in diesem Augenblick gejagt werden, daß kein Zweifel darüber bestehen kann, daß die Deutsche Republik zu fest begründet ist, um durch solche Be­wegungen gefährdet zu werden. Es täusche sich niemand darüber, daß der Staat von Weimar nicht in Gefahr ist, fampflos preisgegeben zu werden.

Die Republik ist weder wehrlos noch schwach, aber sie war bisher allzu langmütig. Beschämend ist es, die Versuche zu sehen, die Verantwortung zu verlagern.

Berantwortlich für die Bluffafen sind allein diejenigen, die nicht durch ehrliche Mitarbeit bemüht sind, die Not der Gegenwart zu überwinden.

Solchen zerstörenden Kräften setzen wir die Staatsgesinnung gegen­über und mir werden, wenn es notwendig ist, auch diejenigen zu erfassen wissen, die als Mitläufer oder geheime Nuznießer die zu bekämpfenden Bewegungen unterſtügen.

In dieser Zeit heißt es: Wer nicht für den Staat ist, d'er ist wiber ihn, und wer wider den Staat ist, gegen den ist auch der Staat.

Groß- Berlin- Gesetz angenommen.

Vertrag zwischen Staat und Krolloper wieder durch Obstruktion verhindert.

Der Preußische Landtag erledigte am Mittwoch zunächst die Abstimmungen zum Justizetat und zum Groß- Berliner Gefeh. Beide wurden nach den Beschlüffen der zuständigen Aus­fchüffe angenommen.

Hingegen scheiterte der Bertrag zwischen Staat und rollopec erneut an der Obstruktion der vereinigten Feinde der Republit, der Rechtsparteien und Kommunisten; es fehlten jegs Stimmen an der Bejglußfähigteit.

ziele und schloß mit der Mahnung an die Gläubigen: Religion verpflichtet.

Der Zentrumsabgeordnete Linneborn fnüpfte an die jüngsten Rundgebungen des fatholischen Epiftopats gegen die Nationalsozialisten an und entwidelte den Gedanken, daß der Na. tionalsozialismus vom Zentrum nicht nur politisch bekämpft werde, fondern auch vom fatholisch- religiösen Standpuntt aus Irrtum und Sünde sei. Er forderte eine gefchloffene front gegen die rüben und brutalen Stampfmethoden der Nationalsozialisten und Kommunisten. Die übrige Debatte mar bebeutungslos. Während Linnebarns 63m übrigen feßte das Haus die Beratung bes Rultus. etats fort. Aus der Debatte rogte eine Rede unserer Genoffin Rede erschienen die scharf angegriffenen Nationalsozialisten im Bellmann heraus, die zahlreiche Zeugnisse für die lebhafte Teil. Sizungsfaal, die man seit drei Monaten bei der politischen Arbeit mahme der evangelischen Geistlichkeit an der nationalsozialistischen im Landtag nicht gesehen hat.( Daß man sie permißt hätte, wäre Propaganda beibrachte. Ein Staatsvertrag mit dieser Kirche sei falsch ausgedrückt) Das gab den Kommunisten Gelegenheit zu herz­für die Sozialdemokratie nur dann annehmbar, wenn sie fich ehrlichen Begrüßungszurufen eima ber Art: heut gibt's feine Diäten!" lich der geltenden Staatsform der Republik annähere. Ueber die Was wollt ihr denn hier?"" Ihr habt wohl eure Fahrkarten attuell politischen Fragen hinausweisend zeigte Genoffin Bellmann, wieber verpumpt, daß ihr nicht verreisen fönnt." Ihr seid ja alle wie sehr der Geist des Christentums in der nationalsozialistischen chloroformiert!" Aber die Nationalsozialisten schwiegen weiter. Offen. Demagogie verfälscht wird; sie erläuterte die innere geistige Ver- bar hat ein Befehl aus München ihnen ein Schloß vors Maul bundenheit der christlichen und der sozialistischen Ideale und End- gelegt.

Allgemeines Demonstrationsverbot.

Eine Verfügung des Polizeipräsidenten.

Der Polizeipräsident teilt mit: Die in dem Demon strationsverbot vom 10. Dezember 1930 zugelassenen Ausnahmen für Demonstrationen im Lustgarten, auf der Treptower Spielwiese, im Humboldthain und der Jungfernheide sind aufgehoben worden. Fortan sind alle Versammlungen unter freiem Himmel und Umzüge im gesamten Ortspolizeibezirk Berlin ausnahmslos

Blutiger Zusammenstoß in Düsseldorf . verboten.

Ein Toter, mehrere Berletzte.

Düsseldorf . 18. März. Bei einer Kundgebung von Kommunisten und Erwerbslosen kam es in der Nähe des Volksgartens zu einem Zusammenstoß zwischen den Demonstran

Wie wir dazu erfahren, fallen unter dieses Verbot auch die von den Kommunisten für Freitag, 20. März, und Montag, 23. März, geplanten Kundgebungen im Lustgarten.

Frid Dämmerung.

Ziele diefes Kampfbundes befragt, erflärte: Der Kampfbund für deutsche Kultur fämpfe gegen marristische und bolfchemistische Zer­fegungserscheinungen. Mit Margisten ließe sich über Fragen ber Kultur überhaupt nicht unterhalten. Diese Aeußerungen Frids riefen auf der Linken einen Sturm der Entrüstung hervor, Als er von seiten der SPD. schließlich gefragt murde, ob er misse, was Marrismus sei und ob er schon einmal ein Buch von Karl Marg in der Hand gehabt habe, antwortete Frid, das sei nicht notwendig, er beurteile den Margismus nach der Bragis.

Daraufhin stellten die sozialdemokratischen Vertreter fest, daß Frick zugestanden habe, noch nie ein Buch von Karl Marr gelesen zu haben, sich aber troßdem Urteile über den Margismus erlaube. Jetzt stand Frid wutentbrannt auf und verließ das Sizungszimmer. Er ging unter Rufen wie: Frick rückt ab nach Pirmasens in die Etappe.

Die Kündigung der Solotänzer.

ten und der Polizei. Es sind hierbei auch einige Etatstitel für Schulze- Raumburg abgelehnt.- Frick flüchtet tassung. Die Künstler tönnen im Engagement bleiben, wenn fie Schüsse gefallen. Zwei Polizeibeamten und einige Demonstranten wurden verletzt. Ein Demonstrant ist seinen Verlegungen erlegen, einer der beiden Polizeibeamten ist schwer verletzt.

Bürgerliche Hitlerknechte. Schimpffreiheit ist ihr Programm.

Danzig , 18. März.( Eigenbericht.)

Der Präsident des Danziger Boltstags, Genosse Julius Gehl , hat sein Amt niedergelegt, da die von ihm vorgenommene Aus­fchließung des Nazis Greiser, der in der unflätigsten Weise einen gesamte sozial­ſozialdemokratischen Redner unterbrochen und die gater demokratische Fraftion als feige Lumpen und Verbrecher" be­schimpft hatte, von den bürgerlichen Mehrheitsparteien auf gehoben wurde! Die bürgerlichen Parteien desavouierten die Ord­nungsmaßnahme des Präsidenten, um sich die weitere Unter: stützung der Nazis für ihre Minderheitsregierung zu erhalten.

Der Arbeiterabgeordnete James Stewart ist im Alter von 68 Jahren am Dienstagabend in London einem Herzschlag erlegen. Stewart war in seiner schottischen Heimat in Glasgow gewählt woorden. Ben Beruf Barbier, schloß er sich in seiner Jugend der Keir Hardie an, mit der er zusammen die schottische Arbeiterpartei gründete.

Weimar , 18. März.( Eigenbericht.)

Im Haushaltsausschuß des Thüringer Land­tags murden am Mittwoch auf Antrag der Bolfspartei die Mittel für die voltische Heimatschule in Bad Berta abgelehnt. Die Mittel für die staatlichen hochschulen für Baufun st, bildende Künste und Handwerk in Weimar wur­den ebenfalls nicht bewilligt.

Im Berlauf der Aussprache über die Kunstschule wurde von allen Parteien an der Eröffnungsfeier gelegentlich der Amtsüber­durch den nahme Nationalsozialisten Schulze- Naumburg als Schulleiter scharfe Kritik geübt. Die Feier mar parteipolitisch aufgezogen. Eine Abteilung Hakenkreuzler war in Naziuniform mit der Hakenkreuzfahne erschienen. ( Volkspartei) erklärt dazu, daß er die Feier verlassen habe. Der Der Abg. Witzmann Abg. Linkmann( Wirtschp.) führte aus, daß auch er fortgegangen wäre, wenn er nicht als Redner vorgesehen gewesen wäre. Der Naziminister Frick suchte die Sache so darzustellen, als ob eine nationalsozialistische Studentengruppe in ihren Uniformen erschienen sei, was von den volksparteilichen Abgeordneten entschieden be= stritten wurde.

In der Debatte wurde ferner festgestellt, daß der sogenannte Kampfbund für deutsche Kultur " von Frid Mittel er= halten hat, die an sich nur für fünstlerische und wissenschaftliche Smede zur Verfügung stehen. Der Kampfbund ist eine ausge sprochene Hafentreuzorganisation. Frid, über die

3ur Kündigung der Solotänzer an der Staatsoper erfahren wir noch folgendes: Es handelt sich nicht um eine definitive Ent­bereit sind, auf ihre Monopolftellung" als Solisten zu verzichten und sich dem Tänzerforps einzuordnen. Damit wären allerdings die entsprechenden Kürzungen ihrer Gagen verbunden. Das fon­trattliche Monopol" der Solctänzer besteht vor allem darin, daß diese eben nur als Golotänzer beschäftigt werden dürfen. Da aber Solotänzer in Opern wenig Verwendung finden, so glaubt man fürderhin ganz auf sie verzichten zu können. Selbständige Ballett­aufführungen, wie sie früher im Opernhaus regelmäßig stattfanden, werden jetzt nicht mehr veranstaltet, da sie große Kosten verursachen und wenig einbringen.

Der moderne Tanz ist eine deutsche Schöpfung. Seine Pflege wäre Ehrenpflicht der größten deutschen Opernbühne, der Berliner Die Zahl der Kenner, Anhänger und Verehrer des neuen Tanzstils Staatsoper. Die gegenwärtige Situation ist besonders schwierig. wächst zwar von Jahr zu Jahr, aber sie ist heute vielleicht noch nicht groß genug, um Unternehnungen, wie regelmäßige Ballettauffüh rungen, finanziell sicher zu tragen. Zuschüsse sind vonnöten. Diese zu leisten, ist die Staatsoper am ehesten imstande. Man brauchte nur ein weniges an den Kosten für die Musik zu sparen. Die Gagen für die sieben Solotänzer, denen man jetzt gefündigt hat, betragen zusammen noch nicht halb soviel wie die Gage eines Tenors!

Der moralische Schaden, der durch diese Kündigungen ange­richtet wird, ist unberechenbar. Wenn die Berliner Staatsoper mit folchem Beispiel vorangeht, was soll man von den Opern in der Provinz erwarten?