Nieder mit Pilsudski  !

Große Kundgebungen in Posen.

die ,, Sanierungs" parteien zu demonstrieren. Die Demonstranten marschierten vor die Wohnung des Generals aller und brachten auf ihn Hochrufe aus. Es herrschte große Eregung. Auch in den Kaffeehäusern wurden pilsudski feindliche Kundgebungen laut. Die Polizei griff energisch ein und versuchte die Demonstranten zu zer ftreuen, was ihr aber nur vorübergehend gelang. Dabei wurden einige Personen verlegt und einige Anführer ver.

Warschau  , 19. März.( Eigenbericht.) Am heutigen Namenstag Joseph Pilsudskis werden überall Militärparaden veranstaltet. Beflaggt werden zumeist nur die öffentlichen Gebäude. Man versuchte, ., Massenhuldigungen“ zu erzwingen. Alle Schulkinder. Alle Schulkinder. Beamte und die Landbevölkerung wurden in den letzten Tagen unter Androhung von Strafen gezwungen ,,, herzhaftet. liche" Postkartengrüße nach Warschau   zu senden. Mit den eigens hierfür hergestellten Karten wurde ein schwunghafter Handel getrieben.

Posen, 19. März.

Am Namenstag- Vorabend Joseph Pilsudskis gab es für die ganze Garnison einen Zapfenstreich vor dem Stadttheater. Ungeheure Menschenmassen umfäumten den Platz. Die Mufit spielte nur religiöse Lieder und vermied es, die ,, Legionen- Brigade" zu spielen. Aber beim Abmarsch intonierte die Kapelle die Hymne der Legionen. In diesem Augenblick begann eine gewaltige Gegenfundgebung der überwiegend nationaldemokratisch gesinnten Bevölkerung. Die Massen stimmten die deutschenfeindliche Rota" an und übertönten die Ka­pelle. Große Umzüge formierten sich, und durch alle Straßen zogen die Massen, um gegen Marschall Pilsudski, gegen Brest  - Litows und

Der Konflikt bei Ulsteins.

Ein Prozeß bis in die Nacht.

Der Prozeß Bernhard gegen Dr. Ullstein dauerte gestern bis in die Nachtstunden. Er gestaltete sich zuweilen äußerst stürmisch, Der Vorsitzende hatte seine Mühe, die Prozeßbeteiligten zu überschreien, mitunter sprachen sie mit erhobener Stimme in einer Weise durcheinander, daß man überhaupt nicht glaubte, sich in einer Gerichtsverhandlung zu befinden.

Zu der Klage selbst äußerte sich Dr. Ullstein dahin, er habe feiner Ansicht nach mit Recht dem Kläger Bernhard den Vorwurf gemacht, dieser habe aus persönlichen Gründen die Kampagne gegen seine Frau eröffnet. Dr. Bernhard habe, ohne die ihm zur Kennt­nis gebrachten französischen   Aften auf ihre Richtigkeit zu prüfen, seine Frau der Spionage verdächtigt.

Professor Georg Bernhard   erwiderte hierauf, die Behaup tungen des Beklagten seien von Anfang bis zu Ende falsch. Er habe nie irgendwelche Recherchen vorgenommen und auch nieman den aus dem Verlage hinausdrängen wollen. Im Gegenteil habe er für Dr. Ullstein gekämpft und ihn von seiner Frau befreien mollen. Er habe auch niemals behauptet, daß der Spionagever­dacht gegen Frau Rosi Ulstein berechtigt sei, sich auch nicht mit der Frage beschäftigt, ob die Angaben in den Akten richtig feien oder nicht. Tatsache sei, daß die französische   Regierung Aften über Frau Roji Uuftein führe. Wenn die französische   Regierung dieses Material gegen die Bossische Zeitung" benutzt hätte, wäre ihm, dem Chefredakteur, der Vorwurf gemacht worden, er habe davon gewußt und nichts unternommen. Den Separatisten Mathes habe er, Bernhard, bis zum April v. J. überhaupt nicht gefannt. Ms er ihm dann bei einer Gelegenheit vorgestellt worden sei, habe er das nicht vermeiden können.

"

Zur Frage des Spionageverdachts wurde nach Eintritt in die Beweisaufnahme als erste 3eugin Frau Rosi Ullstein selbst vernommen. Sie erklärte auf die Frage des Vorsitzenden und der Parteien, daß ihr nie aufgefallen sei, den Beobachtungen der Poli­tischen Bolizei in Baris unterstanden zu haben. Sie habe auch nie Beziehungen unterhalten, die sie in den Geruch hätten bringen Fönnen, Agentin gegen Deutschland   zu sein. Sie habe cach nie Material irgendeiner Regierung zur Verfügung gestellt, auch nicht als deutsche Agentin gegen Frankreich   oder als franzö fische Agentin gegen Deutschland   oder der französischen   Regierung über den Aufbau der Sowjetarmee. Sie sei auch nie von der fran­ zösischen   Regierung ausgewiesen worden und es sei auch nicht wahr, daß es einem hohen französischen   Beamten gelungen sei, den Aus. weifehefehl rückgängig zu machen und daß er ihr irgendein dies. bezügliches Dossier gezeigt habe. Wie die Aften entstanden seien, fönne fle nicht sagen. Sie würde sie aber gern vorgelegt sehen.

Der boyfottierte Foltermeister.

Warschau  , 19. März.

Der Sportklub Polonia in Przemysl   wählte alle Regiments tommandeure der Garnison Przemysl   zu Ehrenmitgliedern. Nur der Kommandeur des 38. Infanterieregiments wurde nicht gewählt Oberst Koster- Bjernazki, der Kertermeister von Brest- Litowsk  .

Pilsudski   verläßt Madeira  .

Warschau  , 19. März.( Eigenbericht.) Ein polnischer Torpedobootzerstörer fährt nach Madeira  , von wo

aus Pilsudski   eine längere Mittelmeerreise mit Stationen in Aegypten  und Palästina antreten wird. Er soll vor kurzem Grippe gehabt haben.

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Das Gericht beschäftigte sich auch mit dem Anteil, den der An­geflagte Bornstein, Redakteur des Tagebuch", an der Abfassung des Schriftfazes der Rechtsanwälte des Dr. Ulstein hatte. Es wurde festgestellt, daß Bornstein auf Veranlassung des Dr. Uli stein Frau Rosi Ulstein in Bühlerhöhe   aufgesucht, von ihr In­formationen erhalten, diese verarbeitet und als Material den Anwälten überreicht habe. Diese Rotizen sind dann teils mit in den Schriftfag der Rechtsanwälte hineingenommen worden. Für diese Arbeit hat Bornstein von Dr. Ullstein ein honorar erhalten. Frau Rosi Ullstein erklärte, daß bei dem Besuch des Angeklagten Bornstein in Bühlerhöhe   feine Rede davon gewesen. fei, daß er die von ihr erlangten Informationen für einen Schrift­fag verwenden sollte; es hieß, er molle fie publizistisch ver­werten. Die Vernehmung der Zeugen wurde bis in die späten Nachtstunden fortgesetzt.

Sie drücken sich gemeinsam! Vorführungsbefehle gegen Reichstagsabgeordnete.

Kaffel, 19. März.( Eigenbericht.)

Vor dem erweiterten Schöffengericht in Kassel   hatte sich heute der kommunistische Reichstagsabgeordnete Ernst Lohagen   aus Kassel   wegen Bergehens gegen das Republikschutzgesetz zu verant­worten. Lohagen hatte anläßlich einer Hungerdemonstration der Erwerbslosen mit dem mitangetlagten tommunistischen Agitator Sippel zu Gewalttätigteiten aufgereizt. Lohagen war mehrere Male scheinen. Diesmal hatte er sich wie früher damit entschuldigt, er vom Schöffengericht geladen worden, ohne jedoch jemals zu er­fönne wegen Ueberlastung mit Arbeit nicht erscheinen. Der Brief datiert vom 10. März, dem Tage, am dem Lohagen vom Reichstags­präsidium auf 30 Tage von den Sizungen ausgeschlossen wurde. Das Schöffengericht erläßt zum nächsten noch zu bestimmenden Termin einen Vorführungsbefehl

Bewaffnete Hitlertruppe verhaftet.

Hitlers   Waffenverbot in der Pragis.

Essen, 19. März.( Eigenbericht.) Das Polizeipräsidium Recklinghausen   teilt mit: ,, In der Nacht zum Donnerstag, furz nach Mitternacht  , fielen der Nordstern einige auf Zechenkolonie Schüsse. Eine Polizeistreife, die der Schußrichtung nachging, sah auf der Straße eine große Anzahl von Personen, die eine andere Gruppe Männer verfolgte. Von einem der Verfolger wurden Sornsignale abgegeben.

Nach Erscheinen der Polizeistreife verschwanden die betreffenden Personen in benachbarte Häuser. Das in­zwischen alarmierte Ueberfallkommando nahm Durch suchungen vor und fand in einer Wohnung 16 und in einer anderen 41 Mann vor, ferner fand man Zaun­latten, Pflastersteine, Gummischläuche, mehrere große Messer und armdicke Spazierstöcke. Von den Gummi­schläuchen waren einige mit Eisen beschlagen und einer der Spazierstöcke war ebenfalls gefährlich, weil er mit dickem Draht umwickelt war.

Inzwischen war von einem Werkinvaliden der Polizei angezeigt worden, daß er in der in Frage kommenden Nacht von etwa 8 bis 10 Mann mit dem Rufe ,, Hände hoch!" überfallen worden war. Sämtliche 57 Personen, die Anhänger der NSDAP. sind, sind unter dem dringenden Verdacht des Land. friedensbruches borläufig festgenommen und mittels Kraftwagen dem Polizeiamt Buer zugeführt worden, wo ihre eingehende Vernehmung erfolgt. Die polizeiliche Untersuchung ist im Gange."

Gegen fliegende Schlägerkolonnen. Verbot von Umzügen auf Kraftwagen in der Provinz Hannover  .

Hannover  , 19. März. Der Oberpräsident der Provinz Hannover   hat am heutigen Tage, veranlaßt durch die zahlreichen Ausschreitungen, die dadurch entstanden sind, daß zu politischen Beranstaltungen und Verfaman lungen aus anderen Orten Kampftrupps unter der Firma von Schutzstaffeln herangefahren worden sind, eine Polizeiverordnung erlassen, die ein Verbot von öffentlichen Umzügen und Transporten auf Lasttraftwagen und Kraft­

omnibussen enthält.

In einer für die Polizeibeamten bestimmten Instruktion sagt der Oberpräsident: Die Polizeiverordnung stellt selbstverständlich weder einen Eingriff in die Versammlungsfreiheit noch in die ordentlichen Verhältnisse dar. Sie bezweckt lediglich, dem unhalt­

baren Zustande ein Ende zu machen, der dadurch entstanden ist, daß zu politischen Versammlungen und Veranstaltungen, die sonst in der Regel unzweifelhaft friedlich verlaufen würden, ortsfremde Stoßtrupps herangejahren werden. Da diese Trupps für die örtlichen Bolizeiverwaltungen vielfach vollkommen überraschend antommen, konnten ausreichende vorbeugende Maßnahmen zum Schuhe von Ruhe und Ordnung häufig nicht mehr getroffen werden.

Umzüge und Transporte von politischen Gruppen find von den Polizeibeamten und den Landjägern durchaus sicher von harmloſeit Fahrten dadurch zu unterscheiden, daß sie als Ziel in der Regel politische Versammlungen oder politische Kundgebungen haben. Die Der nationalsozialistische Reichstagsabgeordnete Gottfried Persönlichkeiten der Teilnehmer an solchen Fahrten find eder hate sich ebenfalls wegen Bergehens gegen das Republik  - tünftig fämtlich festzustellen, damit die Bestrafung durch­schutzgesetz zu verantworfen. Er hatte in der Stadthalle in Kassel   geführt werden fann. Das verbotswidrig benußte Fahrzeug sicherzustellen, eine Wahlversammlung veranstaltet, in der er die Republit mit ist in jedem Falle so sicher 3 u ft ellen, daß eine Fortsetzung der verbotenen Handlung, das heißt die Heimfahrt, damit un­cinem rachitischen Kinde verglichen hatte. Der heutige Termin war möglich gemacht wird. der vierte, zu dem Feder nicht erschienen war. Sein Verteidiger machte geltend, daß er aus grundsäglichen Erwägungen nicht erscheine, da er vom Reichstage noch feine offizielle Mitteilung über die Aufhebung seiner Immunität erhalten habe. Es liegt dem Gericht ein Erlaß des preußischen Justizministers vor mit der Mit­teilung, daß der Reichstag   die Immunität tatsächlich aufgehoben habe. Das Gericht beschloß infolgedessen einen Vorführungsbefehl gegen Feder, der sich zur Zeit in Steiermark   befindet.

( Gewerkschaftliches siehe 2. Beilage.)

Berantwortlich für Politik: Dr. Curt Gener; Wirtschaft: 6. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: Fr. Eglorn; Feuilleton Dr. John Schitowski; Lotales: und Sonstiges: Friz Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin  . Berlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts.Buchbruceret und Berlagsanstalt Baul Singer u. Ca.. Berlin   SB 68, Sindenstraße 3. Sierzu 3 Beilagen und„ Stabtbeilage".

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