Ein Rotschrei an das Reich.
Die Reichsfnappschaft in Zahlungsschwierigkeiten.
Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstags hat am Freitag feine Beratungen über die Sanierung der knappschaftlichen Bensions. versicherung fortgesetzt. Die Vertreter der Sozialdemokratischen Partei wandten sich in der Aussprache gegen einen weiteren Rentenabbau. Die Beratungen werden heute fortgesetzt.
Die finanzielle Notlage der Reichsknappschaft hat sich außerordentlich verschärft. Es droht die Gefahr, daß die Pensionsversiche= rung in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Der Borstand der Reichsfnappschaft befaßte sich in seiner Sigung am 20. März mit der Sach. lage. Nach sorgfältiger Prüfung der finanziellen Verhältnisse faßte er folgenden Beschluß:
Der Borstand stellt fest, daß die Reichsknappschaft die für April dieses Jahres fälligen Pensionen und Gehälter aus eigenen Mitteln nur start beschränkt auszahlen kann, falls es ihr nicht gelingt, weitere Zuschüsse vom Reich in ausreichender Höhe zu erhalten oder Lombardkredite zu bekommen.
Er beauftragt daher die Verwaltung, mit der Reichsregierung 3weds llebergabe weiterer Mittel sofort Fühlung zu nehmen, um die gegenwärtige Notlage der Reichsfnappschaft überwinden und Not und Elend von Rentenempfängern abzuwenden."
Dieser Beschluß ist eine eindringliche Mahnung an die Reichsregierung, sofort Maßnahmen zu ergreifen, um die drohende Zahlungsunfähigkeit der Reichsknappschaft abzuwenden, da sonst über 350 000 Invaliden, Witwen und Waisen in allerschwerste Notlage versetzt werden!
Bergilbte Grundsätze.
Der Stahlhelm erinnert sich wieder.
Der Amtliche Preußische Pressedienst schreibt: Nachdem die Bundesleitung des Stahlhelms in ihrem amtlichen Organ noch vor zwei Tagen pathetisch erklärt hatte: Der Stahlhelm hat sich niemals auf den Boden den republikanischen Staatsform gestellt...", ist die fleine Gedächtnisauffrischung, die vom Amtlichen Preußischen Pressedienst ausgegangen ift, nicht erfolglos geblieben. Die Bundesleitung des Stahlhelms fieht sich nunmehr gezwungen zuzugeben, daß in der Tat in der Gründungszeit des Stahlhelms also genau wie der Amtliche Deutsche Bressedienst es erklärt hatte Werbeflugblätter in Magdeburg , der Zentrale des Stahlhelms, ausgegeben worden find, in denen man sich vorbehaltlos zur republika rischen Staatsform und zum Völkerfrieden be
fannt hat.
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Natürlich fehlt es jetzt nicht an Motivierungen, um den vor der Deffentlichkeit einwandfrei festgehaltenen Kurswechsel sehr wort reich zu begründen. Gleichzeitig wird ein Zitat aus einem anderen Gründungsflugblatt gegeben, dabei aber gewissenhaft ver. ichmiegen, daß auch dieses 3 meite Gründungsflugblatt, mie mir verraten wollen, den Baffus enthielt:„ Wir stellen uns auf den Boden der Republit und stüzen die Regierung mit allen unfeten Kräfien."
Die dem Stahlhelm opferwillig sekundierende ,, Deutsche Zeitung" bezeichnet in ihrer begreiflichen Berstimmung über die Enthüllung der republikanischen Bergangenheit des Stahlhelins das gestern i tierte Flugblatt als einen Dergilbien" Aufruf. Es ist mart. würdig, mie schnell Dotumente und Grundsäge vergilben, wenn man sie durch seine eigene Entwicklung später Lügen geftraft hat!
Wird auch heute die Stahlhelmbundesleitung noch behaupten wollen, daß der preußische Ministerpräsident im Landtagsausschuß die unwahrheit über die Vergangenheit des Stahlhelms gesagt habe?
Das bischöfliche Ordinariat gibt folgende Bekanntmachung beraus: Wir stehen den Wehrverbänden ablehnend gegenüber, ba sie in unser schon genug zerrissenes Bolf einen neuen Gegensatz hineintragen. Wir wünschen nicht, daß dieser Gegensatz auch im Gotteshaus in Erscheinung trete. Deshalb fönnen wir nicht gestatten. Daß Stahlhelmer in Uniform dem Gottesdienst beiwohnen, mie mir dies aus demselben Grunde auch anderen Behrverbänden nicht erlauben fönnen. Nur wenn auswärtige Stahlhelmer in Uniform an einer Tagung teilnehmen und feine andere Kleidung bei fidh tragen, tönnen fie auch in Uniform am Gottesdienst teilnehmen, dürfen aber nicht in geschloffenen Reihen mit Abzeichen und Fahnen in die Kirche einziehen.
Nationaler Ehrentempe
HUGENBERG
Leutnant Scheringer
Herr Direktor, man flaut 3hnen eine Heldenfigur!
Franzöfifcher Diplomat angepöbelt
WTB. teilt mit:
Scharfe offiziöse Zurückweisung der Nazipreffe.
Beziehungen zum französischen Presseattaché unterhalten, ist eine französischen Linkspolitiker genießt. Dagegen ist Hesnard wiederholt in den letzten Jahren in französischen nationalistischen Zeitungen und Zeitschriften scharf angegriffen worden, die ihm zum Borwurf machten, daß er als Mann der Linken Briand fortgesetzt falsch informiere und in seiner„ verhängnisvollen" Verständigungspolitik bestärke.
Der Angriff" vom 20. d. M. Nr. 58 enthält schwere Selbstverständlichkeit, zumal dieser das Vertrauen der Verdächtigungen gegen den Presseattaché der hie igen französischen Botschaft, für die nicht der geringste Beweis angetreten wird. In diesem Artikel wird dann gesagt, daß der Betreffende von allen Beschlüssen des Auswärtigen Amts, soweit sie Frankreich betreffen, vorher in Kenntnis gesetzt wird, um seine Meinung zu hören".
Diese Behauptung ist eine ebenso findische wie gewissen lose Berleumdung. Wenn der ,, Angriff" sich endlich darüber beschwert, daß den Genannten amtliche Persönlichkeiten empfangen, so wird hiermit festgestellt, daß die betreffenden Beamten dabei lediglich ihre dienstliche Pflicht erfüllen.
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Das Goebbels- Organ ist zu diesem verleumderischen Borstoß gegen den Profeffor Hesnard von der französischen Botschaft in Berlin offenbar dadurch ermutigt worden, daß die amtlichen Stellen gegenüber zwei ähnlichen Attaden des Bölkischen Be obachters" geschmiegen haben. Die offiziöse zurüdweisung ist von einer erfeulichen Deutlichkeit, beffer wäre es freilich gemefent, menn sich bie amtlichen Stellen früher dazu entschloffen hätten.
Daß die Blätter Hitlers und Goebbels bei dieser Gelegenheit obendrein die Lüge verbreiten, Profeffor Hesnard werde dauernd Don Lintspolitikern, namentlich von Sozialdemokraten, über vertrauliche Angelegenheiten der Reichspolitik in landesverräterischer Weise informiert, gehört zum übrigen.
Jedes Wort der Entgegnung wäre zu viel Ehre für die nationalsozialistischen Berleumber. Daß deutsche Lintspolitiker gute
Der Weg zur Zollunion.
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Noch heute Bekanntgabe des deutsch österreichischen Wirtschaftsvertrages.
Wie wir erfahren, wird noch heute in Wien und Berlin gleichzeitig die Bekanntgabe des zwischen Dr. Schober und Dr. Curtius abgeschloffenen Wirtschaftsvertrages erfolgen, der der erste Schrift für Zollunion zwischen Desterreich und Deutschland ist. Im Hauptausschuß des österreichischen Nationalrats hat Dr. Schober geffern bereits Bericht erstattet. An der Debatte beteiligten sich auch die Sozialdemokraten Bauer, Renner, Seit und Ellenbogen.
Europaeinigung über Zivilluftfahrt.
Gehört nicht in den Abrüftungsvertrag.
Die t'atholische Geistlich feit der Detanate Kreuznach und Bingen veröffentlicht eine ähnliche Erklärung, in der es heißt: Nachdem die Hauptführer des Stahlhelm auf der an Sonntag, dem 15. März, stattgefundenen Kreuznacher Tagung un verhohlen dem von den deutschen Bischöfen als Irrlehre verurteilten Nationalsozialismus ihre herzliche Sympathie befundet und allen internationalen Mächten den Kampf angesagt haben, hat der Stahlhelm seine meltanschauliche unb religiöse Reutralität verlassen. Die Geistlichen der Defanate Kreuznach und Bingen sehen sich verpflichtet, die gläubigen Katholiken auf die Aussprüche der Stahlhelmführer aufmerkjam 3ution für die Zivil- Luftfahrt zu setzen. machen. Die Geistlichen erheben entschiedenen Protest gegen die aus diesen Aussprüchen hervorgehende, die Bindung der Katholiken an Rom und die internationalen Aufgaben und Verpflichtungen belämpfende Tendenz des Stahlhelms.
Der Berliner Bischof gegen das Hafenkreuz.
Die„ Germania " von gestern abend meldet: Das Bischöj liche Ordinariat in Berlin erklärt im Einvernehmen mit dem hochwürdigsten Herrn Bischof von Berlin , Dr. Christian Schreiber, auf verschiedene Anfragen, daß es bezüglich seiner Stellung zum Nationalismus voll und ganz auf dem Boden der bischöflichen Erlaffe von Breslau , Köln und Paderborn , sowie der bayerischen Bischöfe steht.
Die in mehreren nationalsozialistischen Zeitungen veröffentlichte Antwort auf eine Einzelanfrage liegt um fünf Monate zurüd und machte die Erlaubtheit der Mitgliedschaft eines Katholiken bei der Nationalsozialistischen Partei ausdrücklich von grundsäglichen Boraussetzungen abhängig. Eingehende und gewissenhafte Beobachtung und Prüfung der nationalsozialistischen Entwicklung haben erwiesen, daß diese grundsählichen Borausfegungen nicht gegeben sind, zumal die nationalsozialistischen Führer es unterlassen haben, die Stellung des Nationalsozialismus zur fatholischen Kirche zu klären und zu berichtigen.
Genf , 20. März.( Eigenbericht.) In einer Rote an das Völkerbundssekretariat hat die deutsche
Regierung den Antrag gestellt, auf die Tagesordnung des Rates im Mai die Frage der Schaffung einer besonderen Konven=
Der Konventionsentwurf der vorbereitenden Abrüstungskonfe renz enthält die Vorschrift der Veröffentlichung aller Ziffern über zivile Luftfahrt. Deutschland hat sich dagegen gewandt mit der Begründung, daß Angaben über zivile Luftfahrt nicht in eine rein militärische Konvention gehörten. Für sie müsse eine eigene Veröffentlichung ziviler Natur erfolgen. Dieser Standpunkt Deutsch lands wurde von verschiedenen Regierungen, unter anderem auch von den Vereinigten Staaten , geteilt und unterstützt. Mit dem
Kammerspiele.
Rozière:„ Die alte Canaille!"
So quitschfidel, mie man nach dem Titel erwartet, ist die fran zösische Komödie ja nun leider nicht. Im Gegenteil, es handelt sich
um das alte Thema von der Liebe des alternden Mannes, vom Autor fanft elegisch mit nützlichen Lebensweisheiten gespickt und vom Regisseur Eugen Roberts rettungslos zerdehnt. Aber wir durften wenigstens Anton Edthofer endlich wieder in Berlin begrüßen, dessen unvergleichlich vornehme Kunst immer von neuem überrascht. Dgr.
Richtig ist, daß Hesnard das persönliche Vertrauen Briands genießt und daß er insbesondere der Mittelsmann zwischen Briand und Stresemann war. Es gehört die abgrundtiefe politische Perversität und Verleumdungssucht der Nationalsozialisten dazu, aus einem sich vor aller Welt abspielenden Verkehr zwischen deutschen Politikern und einem fremden Diplomaten sofort landesverräterische Absichten oder Wirkungen zu konstruieren.
Darüber hinaus sei aber folgendes festgestellt: es ist ein internationaler Grundsaz anständiger Journalistit, Mitglieder fremder diplomatischer Missionen im eigenen Lande aus der Tagespolemit herauszulaffen. Selbst Organe wie die Pariser Action Française", die vor feiner Beschimpfung politische Gegner zurückschrecken und ebenfalls überall ,, Landesverrat" mittern, halten sich an dieses selbstverständliche Prinzip:
nie iftt dort seit zehn Jahren auch nur eine Silbe gegen ein Mitglied der deutschen Botschaft in Paris geschrieben worden Es blieb der Nazipresse vorbehalten, mit diesem Grundjazz aller Kulturländer zu brechen. Sie hat damit nur dokumentiert, daß sie jenseits aller Begriffe von politischem Anstand und Ernst steht.
jcgigen Antrag mill Deutschland die Fragen der zivilen Luftfahrt noch vor der Abrüstungskonferenz erledigen und sie damit aus der Abrüstungstonvention herausbringen.
Neuer Linksblock in Frankreich ? Zunächst ohne Sozialisten/ Präsidentenwahl Borbereifung Paris, 20. März.( Eigenbericht.)
der Sozialisten und Kommunisten befaßten sich am Freitag mit Zahlreiche Abgeordnete der Linksparteien mit Ausnahme der Möglichkeit der Errichtung eines Linksblocks zur Berteidigung demokratischer Reformen und zur Organisation bes Friedens. Ein solcher Block mürde für die bevorstehenden Präsidentenwahien und die nächsten Kammermahlen von großer Bedeutung sein.
Die fozialistische Fraktion wurde aufgefordert, sich an den weiteren Berhandlungen zu beteiligen.
Bergarbeiter für Labour.
Rachwahlfieg im Kohlengebiet.
London , 20. März.( Eigenbericht.) Die Nachwahl von Pontypridd ( im Kohlengebiet von Hork) ergab für den Labourfandidaten Davies 12319 Stimmen Mehrheit gegen 6414 bei der letzten Wahl. Der liberale Kandidat erhielt 8368 Stimmen.
Das Ergebnis der Nachwahl ist ein Beweis dafür, daß die Bergarbeiter das Bertrauen in die Cabourregierung nicht verloren haben, obwohl die ihnen im Wahlkampf gegebenen Berfprechungen bisher nicht erfüllt werden fonníen.
Die Schuldigen.
In den Führer- und Schulungsbriefen", die von der Organifationsleitung der Hitlerpartei für die Funktionäre ausgegeben wer
den, heißt es:
,, Die naturgegebene Feindschaft des Bauern gegen den Juden, seine Feindschaft gegen den Freimaurer als Judenknecht muß bis zur Raferei aufgeftachelt werden."
Eine Partei, die solche Anweisungen gibt, findet feinen Glauben, wenn sie Mörder abschütteln will!