Andreas Nagy:
Olymp in der Verbannung
( Schluß.)
Während wir durch das Dorf schritten, trafen wir sämtliche mythologische Gottheiten, denn alle strömten bei unserer Ankunft auf die Straße hinaus, und sie starrten uns so an wie Dörfler einen Komödiantentrupp. Aber auch sie machten ihrerseits den Eindruck einer Wanderschmiere, die ein Heldenstück in Szene jetzt. Jetzt sah ich erst, welch großer Dichter Homer gewesen sein mochte, wenn CS ihm gelungen war, über diese zusammengewürfelte Gesellschaft so ein großartiges Stück zu schreiben.
Zeus wohnte im Gemeindehaus. Das Gebäude sah nicht schlecht aus, war aus gemeißelten Marmorblöcken zusammengesetzt, die hier ja wild wuchsen, mit einer Säulenreihe davor. Ich sage ja nichts, es war gut gemacht, es ist ja auch schwer, in diesem klassischen Stil etwas Schlechtes zu bauen, aber es war von lächerlich kleinen Ausmaßen. Für einen gewöhnlichen Menschen wie mich hätte es vielleicht als Villa am Rosenhügel genügt, aber für einen Gott, oder sogar für den Obergott, fand ich es zu gering. Zeug saß gerade auf der Veranda und bließ dicke Rauchwolfen vor sich hin. ( Einer der Anwesenden bemerkte freundiich: Mein Junge, prüfe deine Erinnerung etwas genauer. Weißt du sicher, daß der alte Zeus geraucht hat?" Lokitsch erwiderte nachgiebig: Möglich, daß es gar kein Tabak war, nur Ambrosia." Ach so", meinte der Zwischenrufer.)
Dieser Zeus wir wirklich ein gutgewachsener Mann mit etwas jüdischem Einschlag. Mit dröhnender Stimme fragte er mich, wer ich sei und was ich hier mache. Ich entschloß mich sofort zu einer fleinen Lüge. Einem Gotte fonnte ich doch nicht eingestehen, daß ich ein Dorf angezündet hatte, bloß um einer Jungfrau zur Flucht zu verhelfen. Lieber log ich unverschämt, meine Braut und mich habe die Anbetung hierher geführt. Zeus fraß diese fauftdicke Lüge ohne weiteres. Himmlische Freude entzündete sich in seinem Antlitz, er lud uns freundlich ein, an seinem Tisch Platz zu nehmen. Dann rief er mit honigfüßer Stimme nach hinten:
,, Sera, meine gute Alte, fomme doch! Es find liebe Gäste hier!" Eine häßliche, grünäugige Megäre fam in großer Eile aus
dem Haus, und als sie Nathalie erblickte, wurde ihr Gesicht noch ,, Alterchen, warte doch unseren lieben Gästen mit etwas Nektar auf. Niemand auf dieser Erde kann ihn ja so gut zubereiten wie du!" Frau Hera wagte nichts zu entgegnen und murmelte nur tonlos etwas vor sich hin, aber ich sah an der Bewegung ihrer Lippen, daß sie uns auf einen ganz fomischen Ort verwünschte. Sie ging hinaus und schlug die Tür zu, daß es nur so staubte, sicher wurde das im Dorf für Donnerrollen gehalten, und die Leute sagten mit frommem Staunen: ,, Dhe, Bater Zeus schüttelt den Donner!" Aber das Getränk brachte sie uns doch und stellte es zornig auf den Tisch Es war übrigens ein angenehmes Geföff, hier bei uns pflegt man von so was zu sagen: es trinkt sich schlecht". Wir tranten, plauderten, und es stellte sich heraus, daß dieser Zeus ein fehr lieber Kerl, sozusagen ein einfacher, anspruchsloser Gott war, der sich mit seiner Deklassierung ruhig abgefunden hatte. Ich erfuhr von ihm, daß der erste schwere Schlag, der ihn und seine Sippe getroffen hatte, die Christenheit war. Aber das hatte er noch überstanden. Die endgültige Pleite für die ganze Gesellschaft bedeutete Mohammed . Er gravitierte nämlich hauptsächlich nach Osten und Süden, in der Richtung der strahlenden Sonne. Er jagte verzweifelt:
nieder.
-
-
Die Bielweiberei, die Mohammed gepredigt hat, ist reinster Humbug! Bin ich denn nicht selbst ihr bester Propagandist gewesen?" Nachdem ihn alle Gläubigen verlassen hatten, zog er Dom Schauplatz seiner alten Größe fort und verbannte sich selbst hierher, fernab von den Straßen der Menschen. Hier lebten sie alle ziemlich knapp, denn und das ist das Geschäftsgeheimnis der ganzen Branche die Macht stammt von den Gläubigen, und ein Gott ohne Gläubige ist wie ein General ohne Soldaten. Ein solcher tut am besten, wenn er sich von der Welt zurückzieht, auf irgendeinen bescheidenen Ort, wo er in der Illusion seiner früheren Macht dahin leben fann, ohne vom profanen Leben gestört zu werden. Jezt begreife ich erst, weshalb er sich so offensichtlich freute, als ich ihm vorlag, daß ich aus religiösen Gründen hierhergekommen sei. Er bezeichnete gleich ein nettes, fleines Häuschen am Dorfrand als Wohnung für Nathalie und mich. Er sagte mir auch gleich, welche Absichten er mit mir habe. Er wollte mich zum Halbgott erkennen, was den Vorteil hat, unsterblich zu werden. widerte natürlich mit geziemender Ehrfurcht, daß ich erst probieren wolle, wie das Leben hier sei, bevor ich die Unsterblichkeit so ohne weiteres auf mich nähme. Ich mußte merken, daß er durchaus meiner Meinung war, mich meiner Klugheit wegen belobte, weil ich nicht so unüberlegt auf seinen Vorschlag einging.
-
Ich er
Am gleichen Tage bezogen wir das kleine Haus und lebten so herrlich wie der Bapst in Avignon . Wir hatten reichlich zu effen und zu trinken, und unsere einzige Arbeit war, im Gras umberzuspringen und uns zu küssen. Ihr könnt mir glauben, daß dieses Leben mir nach so vielen Stürmen und. Abenteuern gerade paßẞte. Zeus besuchte uns öfter am Tage, er wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, ob uns nichts fehlte, und das fand ich wirklich nett von ihm. Aber ich bemerkte, daß ihn Nathalie mehr interessierte als ich, und das wollte mir gar nicht gefallen. Immer wieder versuchte er, mich zu überreden, einen Ausflug zu machen; einmal pries er mir eine besonders schöne Stelle, in deren Nähe Triaden tanzten, dann wieder sprach er mir zu, mit Diana eine fleine Wildschweinjagd zu unternehmen. Aber so ein alter Zeus muß früher aufstehen, wenn er mich anführen will! Auch Attaeon war ein mir ähnlicher, gut aussehender Bursche, und doch hatte ihn Diana in einen Hirsch verwandelt. Nun, an mir würde die ihre angegriffenen mythologischen Witze nicht wiederholen! Ich ließ mir fein Geweih aufsetzen. Ich wich Nathalie feinen Augenblick
von der Seite.
-
Zeus ging uns nicht von der Belle. Er war immer bei uns, wie ein hartnäckiger Hausfreund. Eines Tages brachte er mir einen prachtvollen goldenen Helm als Geschenk. An beiden Seiten ragten in feiner Goldschmiedearbeit zwei Flügel. Das sah jenem Kopfschmuck bereits in gefährlicher Weise ähnlich, mit welchem der Volksglaube betrogene Ehemänner ausstattet. Im ersten Augenblick dachte ich daran, die Gabe zurückzuweisen, aber ich gestehe meine Schwäche still ein ich hatte nicht das Herz dazu. Der Helm war aus schwerem Stüdgold und paßte mir wie angegossen. Ich trug ihn ständig auf dem Kopf, und wenn er auch zehnmal so schwer gewesen wäre, hätte ich doch nie darüber geklagt. Ich kann unglaubliche Lasten von Gold ertragen. Eines Nachmittags es war gerade herrliches, sommiges lag Nathalie auf einer grünen Lichtung auf dem Rücken. Ich troch zwischen den Sträuchern umher und war damit beschäftigt, ein Holundergewehr zu fabrizieren, um damit Nathalie zu er schrecken.
Wetter
-
-
Da näherte sich ein schneeweißer Stier langjam, mit erhobenem Haupte Nathalie. Aber dieser Stier wäre auch, wenn ich mich nicht auf mythologischer Erde, sondern auf einer landwirtschaftlichen Ochsenprämiierung befunden hätte, sehr verdächtig gewesen. Es war ein gefchniegelter Stier, jozujagen ein Stiergigerl, mit fleinem
Kopf, rundem Körper, schneeweißem Seidenfell, in den Gelenken zart rosafarben. Seine zwei großen Augen waren sehnsüchtig verschleiert, und auf seiner Stirn waren die Haare so regelmäßig gefräuselt, als fäme er soeben aus einem Pariser Frisiersalon. Furchtbarer Zorn pacte mich. Von allem abgesehen, ärgerte mich schon, daß dieser alte Esel oder besser dieser alte Ochse nicht einmal versuchte, einen neuen Trick zu erfinden, sondern mit dreitausend Jahren alten Kunststückchen prahlte. Mir das, der ich die gesamte mythologische Bildung im fleinen Finger habe!
Ich sprang aus dem Busch und schrie ihn an: ,, Mach dich davon, du unzüchtiges Aas! Christus strafe dich!" Bei dem Zauberwort Christus brüllte der Stier laut auf, als hätte ihn der Matador mit einer Klinge an der Kehle getroffen, wantte, zitterte in allen Gliedern, stürzte zu Boden und verschwand im gleichen Augenblick mit Haut und Haaren. An seiner Stelle stand ungezwungen und freundlich lächelnd, als wäre nichts vorgefallen, unser lieber Wirt Zeus . Er trat auf uns zu und sagte: ,, Damit meine schöne, kleine Anhängerin sich nicht langweilt, brachte ich hier ein paar bunte Kiesel! Damit kann sie spielen!" Er warf Nathalie ein Handvoll farbiger Steinchen in den Schoß: Aber meine Augen flimmerten, als ich einige davon näher betrachtete: Es waren lauter ausgewählte Smaragde, Saphire, Rubine und Diamanten, die nicht nur einem deflassierten Griechengott, sondern selbst einem Maharadscha Ehre gemacht hätten. Ich schrie zornig: Ich brauche Ihre schnöden Geschenke nicht. Nehmen Sie das sofort zurück!"( Einer der Zuhörer ficherte:„ Du gabst es ihm wieder? Ist das wahr?" Lokitsch erwiderte leise: Heute würde ich ja anders handeln...")
Nathalie jedoch pacte die Steine mit brennenden Augen und preßte sie an ihren Busen. Erschrocken flüsterte sie: Ich gebe sie nicht her. Auf keinen Fall. Sie gehören mir, Seus hat sie für mich mitgebracht."
Ich feuchte heiser: Komm, Nathalie, tomm sofort! Wir ver laffen diesen verfluchten Ort. Gehen wir nach Griechenland und laß uns dort glücklich sein!"
Sie begann zu schluchzen und stampfte trogig mit den Füßchen die mythologische Erde: ,, Nein, ich gehe nicht. Ich will hier bleiben. Ich habe genug von der ganzen Bummelei."
Ich sah Zeus an. Er stand mit hervorgeredter Brust und frechem Lächeln da. Nathalie sank an seine Bruft. Da gab ich mein Spiel verloren und machte mich auf die Socken. Wer weiß, ob er nicht seine Verwandlungskünfte an mir probieren wollte. Ich lief schnaufend und würgend, wie ein waidwundes Wild. immer den Hügel hinan, mit beiden Händen den goldenen Helm festhaltend. Gedachte ich doch, ihn in Griechenland zu versilbern und dann als 1.- klasse- Passagier heimzugelangen.
Aber mit diesem Helm geschah ein Wunder, das ich mir, bis heute nicht erklären fann. Je weiter ich, nachdem ich den Paz er flommen hatte, die Berge herabstieg, um so mehr verblaßte der Helm, wurde brüchig, der goldene Glanz wurde stumpf, feine metallische Festigkeit ließ nach, und als ich das erste griechische Städtchen erreicht hatte es hieß, wenn ich mich recht erinnere, Ganaios, da war nur noch ein einfaches Stofffäppchen übrig, mit Ohrenklappen, wie es die Holzfäller im Winter zu tragen pflegen.
-
( ,, Na, das ist aber denn doch sehr unwahrscheinlich", riefen alle. Aber Lotitsch erwiderte mit Siegermiene: Bufällig habe ich, die Kappe heute noch. Wenn ihr es nicht glauben wollt, fann ich sie das nächste Mal mitbringen!")
ma. Henniger: Hölle der Oelfelder
Brunnen hineinzuftarren, aus dessen schwarzem Schlund eine Das Dach war zerschmolzen. Erst nach vier Lagen wurde man Hätten Sie vielleicht Luft, in einen tausend Meter tiefen| Schach gehalten wurde. Dann schoffen die Flammen wieder empor. schwarze, stinkende Springflut Rohöl jeden Augenblick lichtwärts Herr der Situation. drängt? Raum! Und möchten Sie vielleicht neben einem Behälter Wache stehen, der 250 Kilogramm Nitro- Glyzerin, einen der gefährlichsten Sprengstoffe, enthält? Wohl auch nicht.
John Larkin, ein alter amerikanischer Delbohrer, hat diese Lebensaufgabe. Daß er heute noch das Licht der Sonne erblickt, deucht einem schier verwunderlich. Sein Dasein besteht aus einer Rette lebensgefährlicher, sensationeller Abenteuer. Er steht aber nicht allein da, sondern teilt das Schicksal mit Zehntausenden. Viele müssen ihr Leben lassen, wenn die Petroleumquellen in Brand geraten oder die Behälter explodieren. Es kommt auch vor, daß die Arbeiter in den plöhlich heimtückisch hervorsprudelnden Fluten des Betroleums ertrinken... John Larkin war damit beschäftigt, einen Brunnen zu reparieren, der nur periodisch funktionierte. Die Arbeit bestand darin, Behälter mit Nitro- Glyzerin zu füllen und sie hinunterzuwinden, wo die Delquellen find. Waren sie bis zu einem gewissen Grade heruntergesact, so warf Larkin Metallteile gegen den Behälter, worauf dieser explodierte. Ein kritischer Augenblic, wenn die Feuerbündel aus der Tiefe hervorschossen, wenn es qualmte, polterte und brüllte die Sprache des Brunnens und oben sah ein Wunder, daß er es Larkin zu, daß er sich schleunigst rettete, vermochte, gleichfalls ein Wunder, daß nicht alles miteinander explodierte. Nachdem die Quelle mit einem halben Dußend Sprengladungen versehen war, die in ihren Eingeweiden rumorten, wirfte das Pulver, und hervor brach ein dicker, schwarzer Strom halbe Stunde lang. Dieses Manöver wiederholte sich den lieben, langen Tag, ja, Monat für Monat, bis die Quelle entleert war und der Mann sich an eine neue begab. Kann man sich einen gefähr= licheren Beruf denten?
-
-
-
-
eine
In Kansas wurde einmal ein Mann auf einen Stahltant montiert, der neun Millionen Liter Erdöl faßte. Mit seinem Werk zeug in der Hand schlich er über das Dach des Tanks. Plötzlich schoß eine Feuersäule in den Himmel, und die Erde bebte. Nachdem sich endlich der Rauch verzogen hatte, fand man in einiger Entfernung ein zerfegtes Stückchen Schuh vom Manne aber war teine Spur zu entdecken. Erklärung: Troß des vorsichtigen Beschreitens hatte der Arbeiter doch noch zu hart auf emen Nagel getreten, fo daß ein Fünfchen auffprühte und Ursache des großen Brandes wurde. Das ist eine Erklärung. Eine andere ist das Gas. Die ungeheuren Delmengen, die sich im Innern der Erde fortwälzen, wie die Flüſſe auf der Erdoberfläche, entwickeln ungeheure Mengen Gas, die mit unwiderstehlicher Kraft einen Gegendruck erzeugen.
In Pennsylvanien arbeiteten eines Tages einige Männer an einem neuen Bohrturm, als ein unterirdisches Donnergetöse wie ein eingeschlossener 3yklon vernehmlich wurde. Im nächsten Augenblid wirbelten die Menschen, der zersplitterte Turm und das Werkzeug in der Luft herum, eingehüllt in eine schwarze, stinkende GasSchwerverletzte und tote Arbeiter waren das Ergebnis
wolte.
-
dieser Katastrophe.
-
Die Arbeit in den Delfeldern ist reich an gewaltigen, tatastrophalen und verschiedenartigen Erlebnissen. Einmal hatte sich die Spize eines Bohrers auf dem Grunde eines 335 Meter tiefen Brunnens in Tegas festgehaft. Dieser Fehler mußte unbedingt be= seitigt werden, weil das Del sonst feinen Ausweg gefunden hätte. Der Vorarbeiter sah plöglich einen Negerjungen neben sich, der dem Schauspiel interessiert zusah. Ich biete dir zwanzig Dollar, wenn du hinabsteigst und die Sache in Ordnung bringst!"- Dreißig!" Meinetwegen!" Der Negersagte der schlagfertige Negerjunge. junge entkleidete sich seiner dürftigen Fetzen; man band ihm die Füße zusammen und wand ihn mit dem Kopfe nach unten in die Tiefe hinab. Sechs Minuten lang blieb der Junge unten, aber Vierzig der Versuch mißglückte Man wand ihn wieder hinauf. Dollar!" sagte der Vorarbeiter und zeigte in die Quelle hinunter. Fünfzig!" war die prompte Antwort des Negerjungen. Dabei blieb's. Erneut ließ man ihn hinab. Man hörte ihn pruften und stöhnen schließlich gab er ein Signal, daß man ihn hochwinden solle triesend von Oelschlamm flüsterte er:„ Alles in Ordnung!" Er verdiente seine fünfzig Dollar Rockefeller aber vier Millionen!
"
-
-
"
Das Wetterfühlen
Empfindsame Menschen spüren einen schrossen Wetterwechsel manchmal schon tagelang in den Gliedern und besonders schwere Gewitter fünden sich bei ihnen vorher durch Mattigkeit, Gereiztheit, nervöse, deprimierte, ja, melancholische Stimmungen an. Nach der elektrischen Entladung, nach einem Regenfall, fühlen solche Menschen sich plötzlich wie befreit und neugestärft; sie leben förm lich wieder auf.
-
Bisher hat man diese seltsame Abhängigkeit animalischer Wesen bei Tieren ist sie oft noch viel augenfälliger als beim Menschen auf den Wedsel des Luftdrucs und der Feuchtigkeit zurückgeführt, es läßt sich aber beweisen, daß die Feuchtigkeit nur relativ menig, der Luftdruck fast gar feinen Einfluß auf diese Erscheinungen hat,
da sie gar nicht parallel auftreten. Tach einem Gewitter 3. B.
verschwindet die Nervosität momentan, während der Luftdruckt sich nur langsam ändert, und umgekehrt treten die Depressionserschei nungen, respektive das Stechen in den Narben des Kriegsinvaliden oder im Gidfuß des Großvaters( bekanntlich ebenfalls sehr emp findsame Wetterpropheten) auf, noch ehe der Witterungsumschlag eintritt. Nach den neuesten Untersuchungen durch Prof. Dorno u. a. find es denn auch nicht Luftdruck und Feuchtigkeitsgehalt, sondern vielmehr die Schwankungen der elektrischen Ladung in der Luft, welche den Körper und besonders das Nervensystem so stark beeinflussen.
Der Körper ist ständig von Strömen durchflossen, wobei die Spannungsdifferenz, die zum Strom führt, dadurch entsteht, daß die elettromagnetischen Kraftlinien in der Nähe des Kopfes zahlreicher auftreten als an den Füßen. Besonderen Aufschluß über das Verhalten unseres Körpers im elektrischen Strom verdanten wir den Erscheinungen der fleinsten in einer Flüssigkeit verteilten Teilchen neueren Forschungen der Kolloid- Chemie, die sich mit den elektrischen beschäftigt. Auch das Blut ist eine sogenannte folloidale Flüssigkeit; unter dem Einfluß elektrischer Ströme ballen sich die Teilchen zusammen, man fönnte sagen, das Blut ,, verdickt" sich. Eine ganz ähnliche Erscheinung tritt übrigens bei Gewitter bekanntlich in der Milch auf, die zuerst flockig, dann„ sauer" wird, was allerdings mit der elektrischen Ladung der Luft nur indirekt zusammenhängt, insofern diese die Bildung von Salpetersäure bewirkt, die nun ihrerseits die Gerinmung hervorruft.
Jegt begreifen wir die Gewitterempfindlichkeit vieler Menschen,
Auf sämtlichen Erdölterritorien der Welt spielen fich täglich derartige Dramen ab, die in den Tageszeitungen nur in einer furzen Notiz erwähnt werden. Einige dieser Katastrophen jedoch gehen in die Geschichte über, so zum Beispiel die von Maricopa in Zentraltalifornien im Jahre 1908. Die Uniongesellschaft wollte ein Bohrloch von 500 Metern Tiefe noch um 200 Meter verlängern. Mitten während der Arbeit fingen die Gasmassen an zu singen und der Deffnung zuzutreiben. In der nächsten Sekunde waren die Gebäude des Bohrturmes in Atome verwandelt, während die Gasmaffen die Luft in weitem Umkreis verpesteten, so daß Tausende von Menschen schreckgepeitscht die Flucht ergriffen. Aber das war nur der Anfang! Das Rohöl tam herausgewälzt, kohlschwarz und dampfend, worauf die Arbeiter herbeiströmten, um es in die Reservoire zu leiten Diese Arbeit wurde jedoch schnell unterbrochen, denn im nächsten Augen blick drängten die zusammengepreßten Delmassen so elementar hervor, daß die Springfiut des rasenden Dels dreihunder: Fuß gegen den blauen Himmel Kaliforniens stieg und eine scharf umgrenzte, schwarze Masse bildete, die dann wieder mit Donnergetöse zur Erde stürzte. Alles flüchtete, und erst nach Stunden begannen die Arbeiten von neuem, das Del in die Reservoire zu leiten. Man verbuchte damals einen Verlust von zwanzig Millionen Liter, bevor es gelang, die Massen endlich einzudämmen. Derart zehren Feuers brünste an den Quellen. Wie ein Blig aus heiterem Himmel chlugen die Flammen eines schönen Tages aus einer alten Quelle im Staate Kansas . Trotz aller Versuche währte der Brand vier Tage das brennende Del bildete wahre Flüffe, und zwischendurch wirbelten die unheimlichen Gasflammen empor. Man entschloß sich, den Fahrstuhl mit einer Kanone abzuschießen, um Platz für eine Bedeckung der Quelle zu schaffen. Die Kanone wurde vorgefahren, aber erst nach einer halbtägigen Beschießung glückte es, das Eisengestell zu zersplittern. Sehr gefahrvoll gestaltete sich auch die Arbeit, ein dickes Stahldach über den Brunnen zu rollen, und- 10 unglaublich es auch flingen mages glückte den unerschrodenen Männern, die Der höchste Staudamm der Erde ist der Arromrookdamm in Stahlbededung an ihren Blaz zu bringen. Der Preis dieser Mühe Idaho ( Bereinigte Staaten). Er ist 320 Meter lang und war allerdings nur der, daß das Feuer eine halbe Stunde lang ini 106 Meter hoch.
-
-
die nicht nur seelisch bedingt ist, sondern ihre sehr reale physi= talische Ursache hat. Sie bedeutet allem Anschein nach nichts anderes, als daß diese Menschen unter dem Einfluß jener großen elektrischen Spannungen stehen, die das Gewitter ausmachen. Die Spannungsdifferen zwischen Erd- und Luftelektrizität beträgt oft underttausende von Volt.
Auch bei anderen Naturerscheinungen, z. B. Vulkanausbrüchen, treten, wie Dr. L. Albert in Wissen und Fortschritt" betont, vorher elektrische Spannungen auf, welche sich bei Tier und Mensch bemerkbar machen. Tagelang vor dem letzten großen Ausbruch des Mont Pelé flüchteten Hunderte von Tieren, während die dort anwesenden Vulkan- Sachverständigen einen Ausbruch für unwahrscheinlich hielten ein Beweis dafür, daß der tierische Körper noch mehr als der menschliche einen überaus empfindlichen Wetter- und Unwetterpropheten barstellt.
-
L. H.