Tandor: Zwei unglückliche Frauen
I.
,, Howard!" schrie die Frau ,,, Katharina ist doch, oh, bu dummer
Die zwei unglücklichen Frauen begegneten einander auf der Mensch, dort an der Wand; jene schöne Frau!" Treppe des Palazzo Bendramin.
Die eine kam aus Deutschland , und sie war sehr blond, sehr jung und sehr traurig.
Wie ein folgsamer Hund lief sie hinter einem Mann mit rotem, Derschmitztem Gesicht her, der seit sechs Tagen ihr Gatte war, und der sie seit vier Tagen unermüdlich treppauf, treppab führte, über marmorne Stiegen, zu Bildern, Statuen, Gläsern und zu den abgetragenen Mänteln der Heiligen.
Die kleine Frau ging hinter ihm her, zuerst lachend, später lächelnd, dann müde, mißmutig, jetzt schon traurig, ungeduldig.
Der Mann sah nicht, was sie für ein Gesicht machte, während er die breiten Treppen emporstieg, denn er witterte alte Schnitzereien, alte Waffen. Aus den verblaßten Vorhängen schlug ihm der Atem einer blutigen, leidenschaftlichen Bergangenheit entgegen.
„ Schau, Gretel", sprach er mit Entzücken vor einem hochrüdigen Stuhl, dessen Samt entzweigesprungen war, auf dessen Lehne sich aber Amoretten wälzten und füßten.
Grete schaute nicht hin. Sie ging zum Fenster und starrte auf das Wasser hinaus.
Der Mann ärgerte sich für einen Augenblick, dann hatte er die Frau aber schon wieder vergessen. Sein Interesse nahm ein Stück vierhundertjähriges Leder gefangen.
Grete wandte sich jetzt vom Fenster ab, und durch ihr Köpfchen wirbelte der Entschluß, morgen von Benedig abzureisen.
Sie hat ja schließlich nicht deshalb eine Hochzeitsreise unternommen, damit ihr Gatte alles begaffe, nur nicht sie. Damit sie niemals lachen, sondern immer nur von etwas entzückt sein soll, was ihr fremd ist, was sie nicht versteht, nicht liebt, sich nicht wünscht. Dieses Venedig hat ihr ihren Frih geraubt, dachte sie voll Schmerz. Der Merger schnürte ihr die Kehle zu. ,, Friz!" sprach sie mit bebender Stimme zu ihrem Gatten, der eben eine alte japanische Base fast mit den Augen verschlang. Frig", sagte sie nochmals ,,, mich schau' an!"
,, Sofort", erwiderte Friz zerstreut und gaffte weiter auf die Base. Friz!" sprach die Frau, es ist genug! Jetzt schau' schon mich an!"
,, Was soll ich an dir schauen?" fragte der einwöchige Ehemann noch zerstreuter und sehr dumm.
,, Du liebst mich nicht", sagte Grete, aber sie weinte nicht, wie man es sonst bei solchen Gelegenheiten zu tun pflegt.
,, Warum liebe ich dich nicht?" fragte Friß verblüfft, und er wäre sehr gerne zu seiner Base zurückgekehrt.
,, Du liebst mich nicht; seitdem wir hier sind, liebst du mich nicht", wiederholte die Frau und drückte start seinen Arm.
,, Du bist ein Kind", erwiderte der junge Ehemann und warf einen trostlosen Blid auf eine zweite Base, auf der rosafarbige Apfelblüten zu sehen waren.
,, Gehen wir nach Hause."
,, Grete", sprach der Mann schrecklich dumm, schau' dich doch ein wenig um. Siehst du nicht die Bergangenheit, die dort in den alten Lehnstühlen sigt, durch die niedrigen Türen ein- und ausgeht, die sündigt, raubt, mordet, die niederträchtig ist, großartig, fündig and heilig."
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Ich bin nicht dazu hierhergekommen, um das Bergangene zu betrachten, sondern, daß du mich betrachteft. Und anstatt, daß du mich betrachtest, starrst du stundenlang eine schäbige Base an." ,, Das ist eine schäbige Base? Weißt du, welchen Wert diese Schäbige Base hat?"
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,, Einen größeren als ich?"
Frik begriff die Frau nicht. Er fonnte es nicht verstehen, wie man zwei so grundverschiedene Dinge miteinander vergleichen fönne. ,, Märst du glücklicher, wenn diese Base dir gehörte, als du barüber glücklich bist, daß ich dir gehöre?"
,, Komm!" sagte Fritz; er nahm seine Frau unter den Arm and führte sie in den Nachbarsaal.
Dieser war ein lieber, intimer Frauensalon, in ein feines Halbbunkel gehüllt, mit einem großen Spiegel, vielen Nippsachen. Sie waren allein. Grete glaubte, ihr Gatte werde sie jetzt füssen, und alles wird wieder gut sein. Sie standen eine Weile in der Mitte des Saales, schauten nach rechts und links, zur Dede empor, auf die marmornen Tische, und plötzlich drückte der Mann tatsächlich ihren Arm an sich und zog sie in eine Ede.
Diese leidenschaftliche Geste, dieser kleine Taumel war sehr gut, and Grete schloß schon die Augen, wie sie es immer tat, wenn fie einen Auß betam.
,, Du", sprach fiebernd der Gemahl ,,, also ist das nicht wunder Grete blickte auf.
Schön?"
Vor ihren Augen erhob sich in sonniger, rosiger Pracht eine herrliche, schlanke japanische Base. Ihr Gatte verschlang sie mit den Augen, er atmete die darauf gemalte Luft, jog den darauf gemalten Duft ein, und er bemerkte nicht, daß er die arme fleine Frau bis in den Staub erniedrigt hat, und daß der armen kleinen Frau zwei Tränen über die Wangen rollen.
II.
Howard, du gähnft?" fragte die zweite unglückliche Frau erschrocken ihren Gatten. Diese Frau war in Spigen gehüllt, sie trug weiße Schuhe, auf ihrer unbeschuhten Hand blitzten Edelsteine, ihr Gesicht war janft, länglich, fein.
Howard hatte ein römisches Profil, und er trug ein Monokel. Alle fünf Minuten gähnte er.
Dieses Gähnen stach der Frau ins Herz. Ihr Gatte gähnt, während sie in Extase ist. Ihr Gatte gähnt, wenn vom Himmel Tiepolos liebliche Engel auf die herablächeln; wenn von verblaßter Seide verschnörkelte Drachen ihr entgegenstarren, wenn ihre Finger über alte Brokate gleiten.
Es war etwas Sonderbares, etwas Unverständliches, Fremdes, daß jemand zu solcher Zeit gähnen soll.
Howard", sprach die Frau mit sanfter Stimme ,,, dieses Bild hat Palma gemalt."
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Palma ?" erwiderte Howard ,,, der hat verstanden zu malen, wie? Schöne Schultern hat diese Frau. Obwohl mir dieses Gemälde hier besser gefällt."
Die Frau zuckte zusammen. ,, Diese Pinselei?"
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,, Warum sollte das eine Pinselei sein? Bild bleibt Bild!" Die Frau blieb stehen. Wieder stach ihr etwas ins Herz. Dieser Mann, dieser Mann, sie wagte nicht, es zu Ende zu denken. Ein Mann, den sie anbetet, den sie füßt, dieser Mann sagt:„ Bild
bleibt Bild."
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Howard gähnte wieder.
,, Run", meinte er dann mit bewunderungswürdiger Vornehmheit, sollten wir nicht gehen?"
,, Du langweilst dich hier, in der Gesellschaft der Katharina Carnaro?" fragte die Frau leise schluchzend.
,, Katharina Carnaro? Sie scheint momentan nicht zu Hause
Bu fein."
Howard errötete ein wenig.
,, Weißt du was, Gladys, gehen wir. Mich machen diese Bilder, diese Steine und Eisen blöd. Ich getraue mich nicht zu sprechen, denn wenn ich spreche, bist du der Verzweiflung nahe. Und sie machen mich schläfrig. Ich habe dann das Gefühl, daß ich fremd bin unter ihnen. Du vertiefst dich in den Anblick eines zerbrochenen Türschlüssels, während ich an ihm nicht anderes sehe, als daß er rostig ist."
Sprich nicht so", bat Gladys.„ Schau' dir diesen Stuhl an, auf diesem hat einst der Doge Vendramin gesessen." ,, Willst du, daß ich dir einen solchen kaufe? Er ist ziemlich bequem."
,, Dich interessiert an ihm nur, daß er bequem ist? Schweig, Howard, schweig! Fühlst du nicht, daß dieser Mensch, in diesem Stuhl hier ſizend, seine Pläne gesponnen hat, hier überlegt, hier seine Entschlüsse gefaßt hat ,, Was fümmert das mich! Gehen wir nach Hause. Ich habe Hunger."
24.
Gladys war blaß. Sie war riesig unglücklich und sie schämte sich. ,, Du verspürst einen Hunger, statt dich zu ergögen, statt zu genießen; du haft mich betrogen, Howard. Und ich verstehe gar nicht, wie ich dich lieben tann, Howard."
Sie dachte noch etwas, das magte sie aber nicht laut zu sagen. Wortlos stiegen sie in die Gondel.
Es mar ein herrlicher Sonnenuntergang. Die Paläste schwammen in einem rosigen Meer. Tränen standen einem in den Augen vor Entzücken, und die Gondel glitt alle fünf Minuten durch eine andere Stadt.
,, Siehst du auch das nicht?" fragte schließlich Gladys. ,, Was?" fragte Howard verwundert.
Gladys erwiderte nichts. Wozu auch?
Langfam, in großer Stille fuhren fie nach Hause. Die Frau entzückt und verbittert, der Mann gelangweilt, ungeduldig. Auch zu Hause sprachen sie nicht viel. Irgendein Rebel senkte sich zwischen beide.
Plöglich umarmte Howard seine Frau und füßte sie auf den Mund.
Glady füßte ihn zurück und sie begann zu schluchzen. Und sie weinte und füßte ihn. Weil sie nicht verstehen konnte, wie sie diesen Menschen lieben kann, und sich schämte, daß sie ihn liebt, und unglücklich war, daß sie ihn liebt, und sie meinte und füßte ihn. ( Einzig autorifierte Uebersegung aus dem Ungarischen von Maurus Mezei.)
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Der Haushalt bei Goethes
Zwischen zwanzig und dreißig, während ihr Wolfgang blühend auswächst, Cornelia neben ihm eher ein verschlossenes, herbes und störrisches Kinderleben führt, hat Elisabeth Goethe das Schicksal der jungen Frauen jener Zeit abzumachen. Sieben Schwangerschaften nacheinander. Ein Wunder, daß sie daran nicht verkümmert oder zerbricht. Bier von ihren Kindern sterben im zarten Alter. Eines, 1756, fommt tot zur Welt. Sie bleibt die schöne, heitere Frau, gesund, unverwüstlich. Läßt sich als Dreißigjährige auf dem später berühmt gewordenen Familienbild von Gevatter Seefaz malen. In einer idealisierten Landschaft vor drei bewachsenen griechischen Säulen mit Urne fißt sie als Rokokodame mit Schäferhut und hoher Taille, wallendem Schultertuch und wallenden Röcken, mit einem Gesicht wie beim Photographen. Neben ihr steht in Kniestrümpfen und seidenen Pumphosen der Herr Gemahl in Schäfertracht. Er hat die rechte Hand in die aufgeknöpfte seidene Jacke gesteckt, die andere in die Seite gestützt. Er hält den Kopf ein wenig vorgebeugt, mit einem Gesicht, als habe er eine Meldung zu machen, käme aber in der Erzählung nicht weiter. Die ganze Familie scheint auf eine Kutsche zu warten, die nicht kommt. Ein paar Schritte hinter dem Vater steht der Knabe Wolfgang, er bindet ein rotes Band um ein Lämmchen; daneben seine Schwester, die in aufrechter Haltung halb als Buppe, halb als Dame erscheint. Und ziemlich weit im Hintergrund sieht man als Genien die verstorbenen Kinder, man kann nicht genau erkennen, wie viele. Auf der anderen Seite in der Ferne ist eine dekorative Stadt mit Turm und Brüde in flassizistischen Formen, vorn liegen ein paar Schafe. Das Ganze ist recht im Geschmack damaliger Zeit, nicht ohne Feinheit und Schule in der Malerei der Stoffe und der Blume, von wirtlicher Kunst in der Perspettive. Aber füß wie Torte.
Im juste Milieu, wie auf diesem hocheleganten, ein wenig tomischen Bitdefo steht der Bater Goethe in der Familie. Stattfich, steif, mit einem würdigen Ernst, dem die wohlwollend ermah nenden Töne am besten liegen, dieser ,, Bater- Ton", der dem empfindlichen, etwas fahrigen Sohn und die eigenwillig- launische, dabei vom Bater innigst geliebte Tochter zuweilen aufs tiefste aufbringt und erbittert. Was ist nicht alles gegen den Rat Goethe gefagt worden, gegen seine rauchfleischzähe Art, gegen seine Knauferige feit und Grämlichkeit, gegen seine Pedanterie. Gewiß, er zwingt Frau und Kinder an langen Abenden Bowers zum Gähnen langweilige Geschichte der Päpste zu lesen. Unermüdlich müssen Sprach studien getrieben werden, die jungen Köpfe werden mit theologischem Wissen, mit Kleinlicher Naturbeschreibung vollgestopft. Lehrer und Schüler werden unerbittlich kontrolliert. Aber der kleine Wolfgang lernt ja alles spielend, und so sehr ihn dieses Paufen quälen mag, die vielseitige und gründliche Art dieses Unterrichts ist für den régen findlichen Geist unschätzbar.
Durch einen glücklichen Zufall ist in der Bibliothek Goethes zu Weimar in der dunklen Ecke eines Wandschrankes neben vergilbten Kausbriefen und einem eigenhändigen von Friedrich Goethe , Wirth im Weidenhof, geschriebenen Dokument, das Haushaltungsbuch des Herrn Rat Johann Caspar Goethe entdeckt worden. Es ist ein in Pergament gebundenes Buch in Kleinquart.„ Liber domesticus" steht auf der Rückseite. Dieses ganze Buch hat nicht viele seines gleichen. Es ist von Goethes Bater 26 Jahre lang mit einer wahrhaft imponierenden Gleichmäßigkeit eigenhändig geschrieben. Es reicht vom 1. Januar 1753 bis zum 10. September 1779.
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Siebzehn Jahre lang, bis 1770, wird der Bericht in lateinischer Sprache geführt, von da an größtenteils in der deutschen. Gewissen haft find die Geldausgaben jedes Tages eingetragen, von den Aus lagen für den großen Hausumbau 1755 bis zu der Generalen Specification" für die durch die Einquartierung des Grafen Thorane entstandenen Bau- und Reparationstoften. Aber auch jedes Talglicht, jede Kleiderbürste ist verzeichnet und dazu geschrieben, wo sie gekauft, moher sie bezogen wird. Auf dem Titel diefes Berzeichnisses heißt es, daß die Küchenausgaben in dem Buch nicht erscheinen sollen. Aber schon auf der ersten Seite finden wir holländischen Käse und eine Fleischerrechnung von 16% Gulden über 62% Pfund Schweinefleisch. Die zur Messe gemachten reichen Geschenke an die Gattin werden besonders eingeschrieben und nie ohne einen liebenswürdigen Ber mert, zum Beispiel wegen besonderen Fleißes", Diese Geschenke zur Herbstmesse beginnen mit 13 und 15 Gulden; später steigen sie höher. Dazwischen erscheinen goldene Ohrringe, grüne, goldgestickte Pantoffeln, Spitzen, eine seidene, mit Pelz besetzte Polonaise für 104 Gulden 30, und andere standesgemäße Kleidung für die Frau des Hauses.
Berzeichnet sind auch die Ausgaben für die geselligen und musikalischen Veranstaltungen im Hause, für den von dem alten heiteren Italiener Giovinazzi erteilten Gesangs- und Sprachunterricht, für das Abonnement im Roten Haus auf der Zeil . Für das Virtuosenkonzert der Mozartschen Kinder am 15. August 1763 werden 4 Gulden 7 Kreuzer ausgegeben.
Es bedarf keiner besonderen Vorstellungskraft, um sich nach dieser, mit fast notarieller Treue geführten Urkunde das Leben in dem behaglichen, gut und deftig geführten Bürgerhaus vorzustellen mit allen seinen heiteren und klingenden Beigaben wie auch mit seinen traurigen und schmerzlichen. Am 1. April 1754 werden die Begräbniskosten der Mutter des Herrn Rat mit der hohen Summe von 514 Gulden 35 Kreuzer eingetragen. Es wird also hier nichts gefehlt haben, was den Standesvorrechten auf ein pomphaftes Begräbnis mit Himmelwagen, acht Kutschen, sechzehn Nebengängern, zwei Hellebardieren und einem feierlichen Schmause für die ganze Verwandtschaft samt Anhang entsprach.
Am 17. August desselben Jahres wird eine Amme für das zu erwartende Kind gemietet. Am 14. September werden die Kosten der Entbindung mit 15 Gulden 20 Kreuzer verzeichnet. 1755 bekommt die kleine Katharina den ersten Zahn. Die Eintragungen bestätigen einen Bericht, daß Goethes junge Mutter nicht imstande gewesen sei, ihre Kinder selbst zu nähren.
Michelangelos Amme war die Frau eines Steinmetzen; es wäre nicht uninteressant zu wissen, von wessen Milch der kleine Wolfgang getrunken, da er besser als alle seine Geschwister gedich und der einzige war, der die volle Lebenskraft der Eltern erbte. In den Jahren, als Wolfgang in Leipzig und Straßburg stu dierte, berichten die Eintragungen auch die daraus entstandenen Ausgaben. Der Sohn bezog einen recht anständigen Monatswechsel. Es waren 100 Gulden. Die verschiedenen Reisen und die von Wolfgang seinen Freunden veranstalteten Feiern gehen als Extraleistungen.
Jahrzehntelang wird das Hausbuch gewissenhaft geführt. Patriziermäßig fann man diese Gewissenhaftigkeit nicht gerade nennen, sie erscheint schließlich als eine spießbürgenliche, aus ursprünglich engen Berhältnissen stammende Eigenschaft und wird 5 immer mehr.
Die Genauigkeit, die Knauferei des Baters in Geldsachen hatte allmählich im Verhältnis zwischen Vater und Sohn zu einem höchst unerfreulichen Zustand geführt. Dem Sohn erschien seine Zukunft ungesichert. Die Rolle des fnapp gehaltenen Haussohnes behagte ihm. nicht auf die Dauer. Er, der einzige Erbe, der weltberühmte Dichter des ,, Werther", an dem die Nachdrucker sich bereicherten, war auf ein farges Monatsgehalt angewiefen. Selbst in Weimar ließ ihn der Bater in Geldverlegenheit, Merd mußte mit einem Darlehen aushelfen.
Da bringt nun das große Ereignis im September 1779 das väterliche Haushaltsbuch gänglich zum Stillstand. Seit 1755 bar Johann Wolfgang in Weimar . An seinem 30. Geburtstag wird der Doktor Goethe dort zum Geheimen Rat ernannt. Noch vorher, am 9. Auguft, fündigt er der Mutter sich und den Herzog zum Besuch im Elternhause an: Mein Verlangen, Sie einmal wiederzusehen, war bisher immer durch Umstände... gemäßigt. Runmehr aber fann sich eine Gelegenheit finden..." und nun fügt er Ratschläge über Bett und Koft hinzu:„ Der Herzog schläft auf einem sauberen Strobjack, worüber ein schön Leintuch gebreitet ist, unter einer Jeichten Decke. Für mich oben in meiner Wohnung auch ein Strohsad pp. wie der Herzog. Essen macht Ihr Mittags vier Effen( Gänge), nicht mebr noch weniger. Kein Geföch, sondern Eure bürgerlichen Kunststü aufs beste."
Die Gäste fommen, wie angefagt, nach Frankfurt . Frau Rat schwimmt in Stolz und Bonne, den Bater bringt das große Ereignis außer Fassung. Seine Eintragungen in das Haushaltsbuch hören auf, acht Tage, ehe der Sohn mit dem hochgestellten Freunde in das Haus am Hirschgraben einkehrte. Vier Jahre war Wolfgang fern gewesen. Es ist, als ob es dem 69jährigen alten Herrn nach dent glanzvollen Besuch ein vergebliches Unterfangen bliebe, dem Lauf der Dinge mit der gewohnten Schreiberei zu folgen.
Rizinusöl gefällig?
Das so heilsame und manchmal so notwendige Rizinusöl einzunehmen, bedeutet für die meisten Menschen den Schrecken der Schrecken. Aber es gibt eine Methode, durch die man jeden Brechreiz und all die Unannehmlichkeiten vermeidet, die sich sonst so leicht bei dem Gemuß" dieses Medikamentes einstellen. Der berühmte Klinifer Naunyn hat einmal gejagt, es gehöre dazu ein Handtuch, eine lange Rede und schließlich auch das Rizinusöl. Durch die Rede müsse man dem Patienten Klar machen, daß man das Del nur dann schmeckte, wenn es mit der Zungenspitze in Berührung fomme, daß es dagegen sonst im Munde nicht empfunden werde. Diese weise Erfenntnis macht auch Prof. Sachs in der ,, Therapie der Gegenwart" zur Grundlage seiner beherzigenswerten Ratschläge. Danach soll man das angewärmte Del aus einem auf der Unterseite gut trockenen Eklöffel tief in den Mund hineingießen und den Einnehmenden dann sofort mit dem bereitgehaltenen Handtuch die Lippen fest und nachdrücklich abwischen lassen. Die meisten Menschen lecken sich nämlich ganz unbewußt die Lippen ab und bringen dadurch noch die Zungenspitze mit dem Del in Berührung. Das wird vermieden, wenn die Lippen vorher abgerieben find. Stört schon der Geruch des Dels, so soll man sich beim Einnehmen die Nase zuhalten. Diese Methode ist nach den Erfahrungen von Prof. Sachs die weitaus tefte und übertrifft alle Versuche, durch noch nicht wirksame Geschmacksverbesserungen das Einnehmen erleichtern zu wollen.
Dort
Die Adamifen, eine religiöse Selte, die die völlige Nacktheit propagiert und pflegt, haben ihre Vorläufer schon im zweiten und dritten Jahrhundert, damals gab es in Nordafrita eine gnostische Sefte dieses Namens, deren Anhänger sich nackt versammelten. Im 15. Jahrhundert fanden sie dann, besonders in Böhmen , weite Berbreitung, wo ein Bauer, namens Nitlas, sie begründete. zeichneten sich die Sekten dadurch aus, daß sie den Kommunismus einführten und die Frauen als Allgemeingut erklärten. Sie fetzte. sich auf einer kleinen Insel im Flusse Luschriz fest und bildeten hier ihren Sonderstaat, bis 3iska die Injel eroberte und viele Mitglieder dieses seltsamen Gemeinwesens tötete.
Das Wort„ Pyjama" tommt aus dem Hindostanischen und bedeutet Beinbedeckung".
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