Der Abend
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Nr. 142 B 71
48. Jahrgang
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Gefahrenpunkte des Staates
Brüning verspricht: Keine neuen Steuern!
Zu einer großen wirtschaftspolitischen Kund. gebung des Deutschen Industrie und Handelstages hatte sich heute vormittag im ehemaligen Herrenhaus in Berlin eine große Zahl führender Persönlichkeiten aus der Wirtschaft und Politik versammelt.
Den Kernpuntt der Veranstaltung bildete eine politische Ansprache des Reichstanzlers. Dr. Brüning mies einleitend darauf hin, daß es gelungen sei, den Berfall der Staatsgewalt zu verhindern und die düsteren Wintermonate zu überwinden. Daß es dem deutschen Volke gelungen fei, fünf Millionen Erwerbslose durch den Winter hindurchzubringen, sei eine Leistung, die ganz besondere Beachtung verdiene. Zur Finanzpolitik bemerkte Dr. Brüning, daß die Regierung unter teinen Umständen neue Steuern ausschreiben werde und fich aus diesem Grunde auch gegen die Erhöhung der Ein. tommensteuer ausspreche. Die Gefahren, die aus der über. mäßigen turzfristigen Auslandsverfchuldung nicht nur der Wirtschaft, fondern auch der Reichspolitik ermadhjen tönnien, müffe die Regies rung veranlaffen, die Kapitalbildung in Deutschland stärter au fördern.
Die Kraft des Staates mußte in letzter Zeit ihr, Schwergewicht nach dem Osten verlegen, wo infolge des ganz besonders schweren Grades der Krise ein fritischer Gefahrenpuntt für die Existenz des Staates erreicht war. Wenn in den nächsten Jahren etwa eine Milliarde neuer Mittel nach dem schwer leidenden Often abfließen, so sei zu erwarten, daß diese Osthilfeaktion das gesamte östliche Wirtschaftsleben von neuem befruchte.
Mit Schärfe wandte sich der Reichstanzer gegen die Sabo. teure der Osthilfe im rechtsradikalen Bager. Er bezeichnete es als wenig erfreulich, wenn verantwortliche Vertreter des Ostens, bie berufen sind, an der Osthilfe mitzuarbeiten, ihre Mitarbeit nerfagen und damit den Unterstützungswillen anderer Vertreter den allerschwersten Belastungsproben aussehen.
Sodann ging der Kanzler auf die internationale Belle der Absperrungspolitik ein, unter der Deutschland bei dem Zwang, zur Be zahlung seiner Reparationslasten die Ausfuhr zu steigern, ganz besonders leide. Die Regierung werde bestrebt sein, in einer
Zeit des internationalen Handelsunfriedens
die Initiative zu ergreifen. In dieser Richtung bewegten sich die Berhandlungen zwischen Deutschland und Desterreich mit dem Ziele des Abschlusses einer Zollunion. Man dürfe nicht ver. geffen, daß im Mittelpunkt aller europäischen Fragen die Notwendig feit stände, die durch den Versailler Vertrag zersplitterten Wirtschaftsräume zu erweitern und neu auszubauen.
Wo sich die Möglichkeit bietet, dies in engem Rahmen durch zuführen, muß sie auch von Deutschland und Desterreich, nicht zulegt im Interesse Europas , benutzt werden. Die Abmachungen zwischen den beiden Ländern sind ihrem Inhalt und ihrem Zwed nach einfach und flar. Phne jeden politischen Hintergrund sind sie nur daraf angelegt, he beiderseitigen wirtschaftlichen Verhältnisse zu erer leichtern Daß das Abkommen im Widerspruch mit bestehenden
Am offenen Sarge
PARTEL DEUTSCHLANDS
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Blick in den Ehrenraum, in dem Hermann Müller aufgebahrt ist. Viele Tausende von Parteigenossen haben inzwischen dem toten Führer einen legten Gruß persönlich dargebracht.
Das preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, der Verband der Deutschen Buchdrucker, die Bulgarische Gesandtschaft, Profeffor Gustav Mayer , der Zentralverband Deutscher Konfumvereine und andere schließen die Reihe.
Um die Mittagsstunde erschien der preußische Ministerpräsident Genoffe Braun, um den Kranz der preußischen Staatsregierung niederzulegen. Auch Poleizeipräsident Grzesinski widmete dem tolen Freunde einen lehten Gruß. Weiter seien an Kranzspenden erwähnt: die sozialdemokratische Fraktion des Bayerischen Landtags , die Oberfränkische Volkszeitung" Hof , der sozialdemokratische Bezirksverband der oberen Rheinprovinz , der Sozialdemokratische Preffedienst und die Hamburger Parteiorganisation.
3m ersten Hofe unferes Parteihauses, auf dem morgen die Trauerfeier stattfindet, ist inzwischen die Ausschmüdung in fiefem Schwarz und hellem Grün nahezu vollendet.
Mittags legfen der Präsident des Reichsgerichts und Professor Zonded lehte Blumengrüße für Hermann Müller nieder.
Der hiesige französische Botschafter hat dem Reichsaußenminister Dr. Curtius zum Hinscheiden Hermann Müllers die Anteilnahme des franzöfifchen Außenministers Briand zum Aus druck gebracht.
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Der Reichstagsfrattion gingen noch. Beileidstundgebungen zu vom Genossen Pierre Renaudel. Paris , vom Deutschen Bauernbund, von der Deutsch - hannoveranischen Partei, vom Staatssekretär des Reichsarbeitsministeriums Dr. Beib, vom Reichstagsabgeordneten Mönte, Frau Dr. M. E. Lüders und vielen anderen.
In der Eröffnungsrede des 68. Kommunallandtages für Nassau in Wiesbaden widmete der Oberpräsident, Genoffe Haas, auch dem verstorbenen Reichstanzler a. D. Hermann Müller herzliche und anerkennende Worte( wobei die Rechte und die Kommunisten sich demonstrativo niederfetten), in denen er deffen Bedeutung für die Befreiung der Rheinlande gedachte. Er war es, der auf der Völkerbundstagung 1928 Worte sprach, die in ganz Deutschland einen starten Widerhall fanden und die zur Einleitung der Berhandlungen über die Befreiung der Rheinlande führten. Unter seiner Kanzlerschaft wurden die Befreiungss verträge abgefchloffen. Die Bevölkerung der bis dahin besetzten Gebiete wird dem Berstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Berträgen stünde, fönne in feiner Weise behauptet werden. 3um roter Schleife ein Gruß der Familie Ebert: Dem freuen anwesend. Musikalische und rezitatorische Darbietungen gaben der
Schluß legte Dr. Brünung besonderes Gewicht auf die Feststellung, daß der von Deutschland und Desterreh gegebene Ansioß bei uner. eingenommener Prüfung durch die anderen europäischen Staaten zu einer Entwuding führen tönne, die zu größeren Hoffnungen über die wirtschaftliche Entwicklung Europas berechtige.
Jedenfalls, so schloß Dr. Brüning seine Ansprache, find Deutsch land und Desterreich entschlossen, den Weg, den sie in ihrem Intereffe und im Intereffe ganz Europas für richtig erkannt haben, mit ruhiger Sicherheit zu Ende zu gehen.
Deutschland muß garantieren. Damit Rußland Bestellungen aufgeben fann. Das Reichsfabinett hat den Bericht der in Somjet rußland gemefenen deutschen Industriellen zur Stenninis genommen und ist mit den dort getroffenen 2bmachungen eins verstanden. Da jeder einzelne Fall eines Rus andsgeschäfts in bezug auf die Reichsgarantien für eventuellen Zahlungsausfall von dem bestehenden interministriellen Ausschuß entschieden wird, wird ein Rabinettsbeschluß darüber nicht herbeigeführt.
Ob die Prämien der Industrie für den Garantiefonds erhöht werden sollen, ob noch ein besonderer barer Reserve. fonds geschaffen und auf welche Weise die Mittel dafür aufgebracht werden sollen, ist Gegenstand weiterer Besprechungen,
Auch heute morgen wurde die Bahre Hermann Müllers von Tausenden besucht. Der Andrang war zeitweise so start, daß die Männer und Frauen, die dem verstorbenen kämpfer letzten Gruß entbieten wollten, nur truppweise, vom Wade haltenden Reichsanner gegliedert, den schlichten Ehrenraum betreten fonnten. Die Zahl der Kränze mehrt sich. Wir erwähnen: mit Schidfalsgefährten unseres Baters"; das Reichsbanner Charlottenburg:„ Unserm Kameraden Hermann Müller ein letztes Frei Heil"; der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund :„ Dem treuen Freund und Kampfgefährten". Weiter: Die Deutsche Volfspartei, in den Farben des Reiches die Zentrumspartei , die Direffion der Deutschen Reichsbahn , und in rotem Schmud der Dieh- Verlag, die„ Boltsstimme"-Chemnih, die Bauhütte, der Bücherkreis. Die preußischen Farben zeigt der Kranz der Preußischen Zentralgenoffenschaftskaffe. Die Deutsche Kunstgemeinschaft dankt mit würdiger Kranzipende ihrem Förderer.
Aus den Beileidskundgebungen, die dem Partelvorstand der Sozialdemokratie zugingen, feien hervorgehoben: die Auslandsvertretung der Ukrainischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartet, ein Schreiben des greisen Genossen Bod, der für die kontrolffommission der Partel das Wort nimmt, der Zentral. gewerkschaftsbund Deutscher Reichsbahnbeamten und-anwärter, der Deutsche Republikanische Studentenbund. Erich Koch- Wefer Deutsche Republikanische Studentenbund. fchreibt:
„ Der Schlag trifft nicht nur die Sozialdemokratische Partel, „ Der Schlag trifft nicht nur die Sozialdemokratische Partei , fondern ganz Deutschland , soweit es Gewicht darauf legt, Männer von vornehmer Gesinnung, ehrlicher Kampfesweise, ragendem Ueberblid und vaterländischem Empfinden an der Arbeit für das Deutsche Reich zu wissen."
Saarbrüden, 25. März. Die Sozialdemokratische Partei des Saargebiets hielt eine Trauerfeier für Hermann Müller im Festsaal der Arbeiter wohlfahrt ab. Neben dem saarländischen, dem finnischen und dem tschechoslomatischen Mitglied der Regierungsfommission waren Bertreter aller Behörden und der Presse Feier einen würdigen Rahmen. Um einen schwarzen Katafalt gruppierten fich Reichsbanner und die Arbeiterjugend. In tiefempfundenen Borten gedachte der Borsigende, Chefredakteur Braun, des Berstorbenen als Staatsmann, als Parteiführer und als Barbild. Braun schloß mit dem Appell an die Saarländer , im Geifte des Verstorbenen weiter zu dienen auf das Ziel hin: Befreiung des Saarlandes.
Autosturz in Kanal.
Fünf Personen ertrunken.
Bon einem folgenschweren Automobilunglüd wurden eine befaunte Bersönlichkeit der französischen Ariffofratie und vier feiner Angestellten betroffen. Der Graf von Artois mollte sich mit feinem Hausverwalter, deffen Tochter, feinem Diener und dem 3immermädchen zum Schloß feines Schwiegervaters in der Nähe von Toulouse begeben. Er selbst saß am Steuer feines Kraftmaagens. Als das Auto eine Brüde über den fogenannten Südtanal überqueren mußte, fuhr der Wagen aus bisher unbekannten Gründen gegen das Brüdengeländer und stürzte in den kanal Sämtliche fünf 3njassen er. tranten 3hre Leichen konnten froß eifriger Nachforschungen noch nicht gefunden werden.