den Abbau der Tariflöhne der ländlichen Arbeiterschaft wendet. Angenommen wird auch eine Entschließung des Christlichsozialen Boltsdienstes zugunsten der Landarbeiter. Die dritte Beratung muß auf Einspruch der Kommunisten unterbleiben. Das Gesez gegen Waffenmißbrauch wird unter Gegenrufen der Kommunisten verabschiedet.
Ein fommunistischer Mißtrauensantrag gegen das Kabinett Brüning wird mit 284 gegen 65 Stimmen bei 15 Enthaltungen abgelehnt.
Eine vom Abg. Rauch( B. Vp.) begründete Entschließung zugunsten der technischen Beamten wird mit großer Mehrheit angenommen. Angenommen werden Anträge der Sozialdemokra ten und des Zentrums, die im Reichsfinanzministerium Aenderungen im Stellenplan herbeiführen wollen. Eine fommunistische Entschließung auf
Aufhebung der erhöhten Umfahffeuer für Konjumvereine und Warenhäuser wird angenommen, da auch die Sozialdemokraten dafür stimmen, ebenso eine fommunistische Entschließung, wonach der Einzelverkauf Don Zigaretten wieder zugelassen werden soll.
Im Haushalt der Allgemeinen Finanzverwaltung wird auf Antrag von Sozialdemokraten, Zentrum Staatspartei, Wirtschaftspartei, Bayerischer Volkspartei und Christlichsozialen der Etatsansatz der Vorzugsdividende aus den Reichsbahnvorzugsattien um 700 000 m. erhöht und der Ansatz der Unterſtügungsmittel für notleidende Beamte um 600 000 m. ermäßigt. Dadurch und durch eine Kürzung der Mittel für den Beamtenwohnungsbau um 500 000 Mart soll die Deckung für die Entschädigung der gewerb mäßigen Stellenvermittler erreicht werden.( Kommunisten und Deutsche Bolkspartei haben dagegen geftimmt.)
Nach Bewilligung des Finanzetats wird beim Haushalt bes Reichsinnenministeriums mit 299 gegen 65 Stimmen bei einer Stimmenthaltung eine fommunistische Entschließung auf Aufhebung der Demonstrationsverbote für den 1. Mai abgelehnt.
Zum Kriegslaftenetat wird eine Ausschußentschließung angenommen, daß die erste Rate für die im lintsrheinischen Westen vorgefehenen Bahnbauten schon 1931 aus den Mitteln des Osthilfege= setzes bereitgestellt wird.
Beim Etat des Arbeitsministeriums wird
ein sozialdem fratischer Antrag angenommen, der 5 Millionen zur Sanierung der Knappschaftsversicherung aus der erhöhten Aufsichtsratssteuer verwenden will.
Beim Marineetat wird der fommunistische Antrag auf Streichung des Ersatzbauplanes bei den Kriegsschiffen mit 284 gegen 65 fommunistische Stimmen abgelehnt.
Der kommunistische Antrag auf Streichung der 4. Rate des Panzerschiffs A wird mit 176 gegen 74 Stimmen bei 106 Stimmenthaltungen abgelehnt. Wie in der zweiten Beratung hatten auch diesmal einige Sozialdemokraten gegen die Etatspolition gestimmt, während die übergroße Mehrheit der sozialdemokratischen Fraftion Stimmenthaltung geübt hat. Der fommunistis he Antrag auf Streichung der 1. Rate für das Banzerschiff B wird gleichfalls mit 176 gegen 73 Stimmen bei 106 Enthaltungen abgelehnt.
Die Gesamtabffimmung über den Reichshaushalt ergibt die Annahme mit 277 gegen 74 Stimmen( der Kommuniffen und einiger Sozialdemokraten) bei 15 Enthaltungen der Wirtschaftspartei.
Der kommunistische Antrag betreffend Frau Dr. Kiente Stuttgart wird abgelehnt, die sozialdemokratische Entschließung hierzu mit den Stimmen der Sozialdemokraten und Kommunisten angenommen. Bu dem kommunistischen Antrag auf Erklärung des 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag beantragen die Sozialdemokraten bas oleiche auch für den 11. Auguft.
Abg. Effer( 3.) beantragt leberweisung an den Rechtsausschuß. Auf Verlangen der Kommunisten wird darüber namentlich abgestimmt. Die Sozialdemokraten holen die weißen Ja- Karten her aus, was die Kommunisten mit höhnischen Rufen begleiten. Die leberweisung an den Ausschuß wird mit 294 gegen 65 fommunistische Stimmen beschlossen.
Zum Gesetz über Zolländerungen spricht.
Abg. Frau Gender( Soz.):
Bei allen wirtschaftlichen Maßnahmen in dieser schweren Zelt ist größte Behutsamteit nötig, damit eine weitere Erfdwerung 2bſages des Absatzes und ebenso eine Teuerung vermieden wird. In dieser Beziehung erinnern wir nachdrücklich an die entsprechende Erflärung Der Reichsregierung. Die Vorlage soll der Regierung eine Er mächtigung geben, die durch das Scheitern der Genfer Wirtschaftsfonferenz erforderlich geworden sein soll. Wir müssen die ungestörten Beziehungen zum Ausland aufrecht erhalten. Schon sind Brot preiserhöhungen in Köln , Frankfurt am Main usw. eingetreten, in anderen Städten, wie Berlin , wird damit gedroht, und schon tommen Hilferufe von Bürgermeistern an uns, die einer Brotverteuerung um so sorgenvoller entgegensehen, als die Wohlfahrtslasten ohnehin schon die Gemeinden zur Verzweiflung treiben. Wir fordern die Regierung zur Wachsamkeit und gegebenenfalls auf, folche Preiserhöhungen rückgängig zu machen. Es ist Spielraum gnug, um die zuungunsten der Landwirtschaft geöffnete Preisschere ohne Nachteil für die Verbraucher zu schließen.
Die Landwirtschaft hat das größte Interesse an der Hebung der Bauftraft ihrer Hauptabnehmer, d. h. der großen Massen der Arbeiter und Angestellten. Durch Cohnabbau und Preistreiberei wird auch die Landwirtschaft geschädigt. Haß gegen die Verbrauchermaffen kann der Landwirtschaft nicht helfen, nur organisiertes Zusammenwirten mit den Verbrauchern. Die Regierung verlangt diese Vollmacht, um der Landwirtschaft eine Erholungspause zu geben. Wir können diese Vollmacht nur erteilen, wenn die Konsumenteninteressen durch eine starke Reichstagsmehrheit geschüßt werden, und wir erteilen diese Vollmacht auch nur dieser Regierung. Diejenigen Parteien, die immer vorgeben, allein landwirtschaftsfreundlich zu sein, haben die Arbeit hier im Hause eingestellt, aber die Arbeiterschaft reicht durch ihre Vertreter der Landwirtschaft die hilfreiche Hand.
Troh aller Verhegung haben die großen Maffen der Berbraucher Berständnis für die Nollage und die Intereffen der Bauern, und find bereit, ihnen entgegenzukommen. Schließlich wird man auch im fernsten Dorf einsehen müssen, daß nicht Parademärsche und Mordanschläge, auch nicht Versprechungen für das Dritte Reich den Bauern helfen, sondern die wirksame Hilfe nur in der Zusammenarbeit der Bauern und der Verbraucher für die gemeinsamen Interessen liegt. Gemeinsam und planvoll wollen wir die Wirtschaft ausbauen und arbeiten, daß die schaffenden Menschen Arbeit und Brot finden.( Lebhafter Beifall.)
Ernährungsminister Schiele
antwortet: Der Reichsregierung stehen eine Reihe prattischer Maßnahmen zur Verfügung, und sie ist bereit, diese Möglichkeiten rechtzeitig anzuwenden, um einer ungerechtfertigten Brotpreiserhöhung entgegenzuwirken.
Nach einer Rede des fommunistischen Abg. Bu gibt Reichsernährungsminister Schiele in Ergänzung zu seinen ersten Ausführungen eine neue Erklärung ab: 3u der Reihe von Maknahmen, die die Reichsregierung infolge der drohenden Brotpreiserhöhung zu treffen beabsichtigt, gehört auch eine Vorlage, die dem Reichsfabinett bereits am Donnerstag zugeleitet werden soll. Diese Borlage bezweckt die Erhöhung der Ausmahlungsquote von 60 auf 70 Proz. Hierdurch wird alsbald eine Senkung des Mehlpreises eintreten, die eine Senkung der Brotpreise zur Folge haben muß.
Bei der jetzt folgenden Abstimmung über das Zolländerungsgesetz in zweiter Lesung stimmt neben den Kommunisten beim Art. 3 des Gesetzes auch das Landvolk nicht für die Regierungsvorlage. Gein Vertreter Hepp erflärt, daß seine Frattion sich die Stellungnahme bis zur dritten Lesung vorbehalte.
Schluß nach 20 Uhr, nächste Sigung heute, 10 Uhr: Dritte Lesung des Osthilfegesetzes, des Gesezes über Bolländerungen, Aenderung der Entschädigungen für Arbeiter der Tabakindustrie, AbStimmung über gerichtliche Verfahren gegen Mitglieder des Reichstags.
1900 Die Ziele der deutsch - österreichischen Zollunion.
Ueber die Bedeutung der deutsch - österreichischen Zollunion sprachen gestern im Rundfunt Genosse Karl Renner - Wien und Staatssekretär a. D. Professor Julius Hirsch .
Jeder der beiden Redner hatte sich die Aufgabe gestellt, über die Bedeutung und die Zusammenhänge des deutsch - öftecrzuchischen Wirtschaftsabkommens, das in den politischen Kreisen der europä ischen Länder so großes Aufsehen erregt hat, vom Stanopunkt feines Landes aus zu sprechen. Professor Hirsch, der zuerst sprach, wies einleitend darauf hin, daß Deutschland und Desterreich mit diesem Abkommen einen ersten Schritt zu dem großen Ziel hin tun, das der französische Außenminister Briand seit Jahren verkündet hat.
der Sozialisten, Freidenker und Gewerkschaften Berlins Sonntag, den 29. März
Berlin , Volksbühne am Bülowplatz um 91, und 12 Uhr Spandau , Aula der Oberrealschule, Spandau , Friedrich- Ecke Moltkestraße um 10 Uhr Lichtenberg , Aula des Gymnasiums Lichtenberg . An der Parkaue um 10 und 13 Uhr Weißensee , Stadthal e Weißensee, Pistoriusstraße 23 um 10 Uhr Charlottenburg , Aula der Sophie- Charlotte- Schule, Charlotten burg , Scharrenstraße 23/27 um 11 Uhr Pankow , Tivoli- Lichtspiele Pankow Berliner Straße 27 um 11 Uhr Musik Gesang+ Rezitationen Sprechchor Weiherede Eintritt: Erwachsene 75 Pf., Kinder 50 Pi. Für Volksbühne ausverkauft
Dieses Ziel ist der Aufbau größerer Wirtschaftseinbeiten in dem durch die Friedensverträge baltanisierten Europa .
Welches ist das begrenzte Ziel des Zollimion- Bertrages, was bedeutet er für Deutschland und was für Europa ? Man muß sich bei der Beantwortung dieser Fragen von vornherein flar darüber sein, daß große Märfte die Grundlagen für höhere wirtschaftliche Entfaltung darstellen. Großbetriebe und Großunternehmungen in der Wirtschaft sind aber
bei politischem Kleinbetrieb und bei wirtschaftlicher KrähwinkelVerfassung
auf die Dauer nicht möglich. Was anderes hat Ameritas Volkswohlstand so hoch über den europäischen gehoben, als der breite Martt und das weite Land. Die jetzige Krise hat uns mit brutaler Deutlichkeit gezeigt, daß der kleine Martt von einer mit brutaler Deutlichkeit gezeigt, daß der fleine Martt von einer Hochkonjunktur nur den halben Nugen, von einer Krife aber den vielfachen Schaden hat. Siebentausend Kilometer neuer Grenzen sind durch die Friedensbestimmungen in Europa neu entstanden, Grenzen mit neuen Handelshemmnissen, mit Ein- und Ausfuhrverboten und peinlichsten Erschwerungen für den Wirtschaftsverfehr.
Kommt Deutschland jetzt mit Defterreich zu einer 3011. einheit, so wird den in Defterreich bis an die Grenze Der Daseinsmöglichkeit eingeengten Wirtschaftsträften endlich ein Weg ins Freie geöffnet. Das soll aber nur ein Anfang für hoffentlich weit größere Wirtschaftsverbindungen sein. 3m weiteren Verlauf seines Vortrages wies Professor Hirsch auf die Vorfämpfer einer deutschen und österreichischen Zollunion hin, deren Reihe mit Friedrich Lift, dem hervorragenden Bolkswirt der fünfziger Jahre, beginnt und mit Friedrich Naumann und Walther Rathenau endet. Wirtschaftlich bedeutet die Sollunion Deutschland - Desterreich, daß nach einer gewissen Uebergangszeit gewissen Uebergangszeit
Deutschlands Zollgrenzen gleichsam an die österreichischen gerückt werden und Oesterreichs Arbeitsgebiet dann erst am Rhein und an der Nord- und Ostsee endet. Ein einheitlicher Wirtfchaftsverkehr fann sich dann von Aachen bis nach Wien und von Flensburg bis nach Kärnten vollziehen. Soweit nicht handelspolitische Bindungen dem noch entgegenstehen, werden die Zölle für beide Länder nach außen hin gleichgesetzt und zwischen ihnen werden die 3ollmauern abgebrochen. Dies bedeutet andererseits, daß bei fünftigen Zollfragen ganz schnelle Entschlüsse nicht mehr so wie vor dem Vertrage möglich sind, denn statt einer Regierung, die in Zollermächtigungen, wie in Deutschland , von einem Tag zum andern handeln konnte, müssen sich jetzt 3 me! Regierungen und zwei Parlamente verständigen. Bei Streitfragen wird ein völlig paritätisches Schiedsgericht in der Zollunion entscheiden. Praktisch bedeutet die Zollunion für Deutschland zunächst eine Erweiterung bes inneren martes und gibt die Borbedingung zur Arbeitsteilung und Arbeitsvereinigung für wichtige wirtschaftliche Gebiete. gelangen wir zur Anpassung und zum Ausgleich der Lebensräume beider deutschsprechender Stacten und hoffen, damit
Damit
einen ersten Schritt zur wirtschaftlichen Konsolidierung Europas zu tun. Deutschlands innerer Markt erhält 6½ Millionen neuer Berbraucher, also einen Zuwachs von 10 Broz, und auf der anderen Seite einen gleichen Zuwachs an Arbeit und innerem Wettbewerb. Die Einfuhr Desterreichs je Kopf der Bevölkerung ist anderthals mel so groß wie die deutsche, dagegen feine Ausfuhr je Stopf etwa gleich hoch. Für Desterreichs Einfuhr lieferte Deutsch and bisher zwei Fünftel und von seiner Ausfuhr faufte Deutschland etwa ein Sechstel. Es ist sicher, daß der gegenseitige Anteil nach dem Abschluß der Zollunion start anwachsen wird.
Die Befürchtung, daß die billigeren Löhne in Cesterreich Schwierigkeiter für Deutschland mit sich bringen tönnten, teilt Professor Hirsch nicht. Er glaubt vielmehr, daß sich nach einer gewissen Uebergangszeit der Lebensstandard um io eher miteinander ausgleichen wird, je stärker sich die Zolleinheit auswirkt. Ansol alome
Eine bewußt durchgeführte Zusammenfassung des deutschen und österreichischen Wirtschaftsgebietes fann auf die Dauer nur die eine große organisatorische Besserung bedeuten, daß der Aufbau der Gesamtwirtschaft zwedmäßiger gestaltet, die Leistungsfähigfeit nach innen und außen erhöht wird und damit die Lebenshaltung der Massen gesteigert werden kann.
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fchluß nach; irgendeiner Seite zwang, stand Deutschland vor folgender Wahl Entweder die Zusammenarbeit mit Desterreich zu wählen und damit das Tor nach Südosten aufzustoßen oder bei einer Ablehnung Desterreich einer anderen Wirtschaftsgruppierung in die Arme zu treiben und demit den Zugang nach dem europäischen Südosten zu verrammeln.
Den unfreundlichen Kritikern im Auslande crllärte der Redner, daß die Verständigung zwischen wenigen den Weg zeigt, wie eine größere 3ahl von Parteien zur Ueberbrückung der politischen Grenzen gelangt. Die Boraussetzung hierzu sei aber das gleiche wirtschaftliche Bollen. Ein Wirtschaftsaufstieg und Krisenausgleich in Europa sei nur möglich, wenn die Zollumon zwischen Deutschland und Desterreich nicht allein bleibe und andere Länder diesem Beispiel folgten.
Darauf ergriff
das Wort, dem bei den Friedensverhandlungen in St. Germain die gleiche verantwortungsschwere Aufgabe zugefalien war wie Her= mann Müller in Versailles . Wie Renner eingangs erklärte, sollte fich sein Bortrag barauf beschränken, den österreichischen Standpunkt flarzulegen, so wie er sich ihm els den feinerzeitigen Führer der österreichischen Friedensdelegation darstellt.
Der Friede von St. Germain hat das Donaureich nach Sprad gebieten zerstückelt und aus den Stücken eine Anzahl neuer Staaten gebildet, deren Grenzen die alten Verkehrswege verbarrikadieren. 3werghafte Wirtschaftsgebiete sind neu entstanden, in einem Zeitalter, das nach Friedrich Naumann in Rontinenten denkt, uralte Märkte sind zerrissen und nicht die ökonomische Ber nunft, sondern die Grammatikt hat als Staatsbaumeister fungiert. Deutschösterreich gegenüber hat man indessen auch die Grammatik verleugnet, indem man große, geschlossene Gebiete deutscher Zunge von uns getrennt hat. Was ist geblieben?
Eine Millionenstadt ohne Hinterland! Große Industriegebiete ohne Rohstoffe und ohne Absahmärkte, denn die Zollmauern ringrum versperren unferen Waren den Weg. Ein Industrievolf ohne Aderland, denn vier Fünftel des Weizens und ein Drittel des Schlachtviehs muß Desterreich einführen.
Man macht es uns aber unmöglich, unseren Einfuhrbedarf durch Industrieegport zu bezahlen. Auf einer derartigen Grundlage tann ein Land nicht wirtschaften. Die Arbeitslosigkeit in Desterreich ist nicht die Folge der augenblicklichen Krije, sie ist das dauernde Er. gebnis unserer Wirtschaftsstruktur und setzt Hunderttausende von ar beitsfähigen Menschen auf den Aussterbeetat.
Wir können so nicht leben," haben Desterreichs Vertreter bereits in St. Germain erklärt.
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Man hat uns mit Krediten, mit der Neuordnung der Welt durch den Völkerbund vertröstet, den Anschluß aber hat man uns verboten, obwohl wir nur ein Stamm der deutschen Nation find. Auf die Neuordnung der Welt haben wir zwölf Jahre geduldig gewartet. Europa ist in diesen Jahren allgemeiner wechselseitiger Hungerblockade- denn nichts anderes ist das herrschende zoll. auf Baneuropa, das alte hundertjährige Ideal, warten, denn politische System nicht herausgekommen. Defterreich kann nicht und verelendet! Desterreich kann auch nicht warten, bis mittelHunderttausende sind ohne Arbeit, und Osterreichs Jugend hungert europäische Wirtschaftskonferenzen ein greifbares Ergebnis zeitigen. Bisher find diese Konferenzen über gegenseitige Klagen nicht hinausEine Zoll- Waffenstillstandskonferenz wird nach Genf einberufen und soll auch für Desterreich eine Erleichterung seiner Lage bringen. Nach endlosen Beratungen ist das Ergebnis eine einzige große Enttäuschung. Defterreich aber fann nicht warten! Desterreich kann den gegenwärtigen Zustand einfach nicht länger ertragen.
gefommen.
Das Friedensdiktat hat Desterreich durch das Anschlußverbot mit ewiger Unabhängigkeit begnadet". Eine Gnade, die einer Verurteilung zu lebenslänglicher Einzelhaft mit periodischen Fast tagen gleicht. Desterreich hat nicht die Absicht, diese Schrante bei dem Abschluß der Zollunion zu durchbrechen.
Desterreich sieht sich politisch gebunden, aber Wirtschaftsverträge stehen ihm frei.
Bei der Zollunion behält jedes Land seine Souveränität, jeder Teil verpflichtet sich nur dem anderen gegenüber, von ihr in gleicher Richtung Gebrauch zu machen. Diese Abmachungen widersprechen nicht dem Genfer Protokoll, das Desterreich bei der Gewährung der Völkerbundskredite unterschreiben mußte. Esenso wie Deutschland gegenüber ist Desterreich jedem anderen Staat gegen= Desterreich zugeben, daß die politische Anflußflausel der Friedensüber bereit, die gleichen Verträge abzuschließen. Niemals tann verträge ertensiv ausgelegt und zur wirtschaftlichen Fesselung Deutschösterreichs mißbraucht wird.
So tief das Schicksal Deutschland und Desterreich gebeugt hat, das Recht zu leben, das Recht auf Arbeit, das Recht auf freien Handel und Wandel haben wir und müssen wir haben. Nicht irgendwelche Abenteuerluft oder politischer Ehrgeiz, sondern einzig und allein die wirtschaftlichen und sozialen Nöte unferes Landes sind die Triebfeder zum Abschluß der Zollunion mit dem Deutschen Reich. Der gegenwärtige Zustand Desterreichs ist wirtschaftswidrig für uns, denn er erlaubt uns nicht zu arbeiten und Weib und Kind zu erhalten! Er ist aber auch wirtschafts= widrig für Europa , das von diesem Zustande mitbetroffen wird. Dieser Zustand ist nicht christlich, sondern ist angesichts des österreichischen Rinderelends eher bethlehemitisch zu nennen. Er ist auch nicht sittlich, denn er verleiht uns eine erheuchelte Selbständigkeit mit dem Verbote, von dieſer den einzig Dernünftigen Gebrauch zu machen.
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Genosse Renner schloß seine temperamentvollen Ausführungen mit folgendem Appell: Man schaffe paneuropa wir sind dabei! Man schaffe ein wirtschaftliches Mitteleuropa wir sind dabei! Will man es nicht, oder wird man mit diesem Problem nicht fertig, so gebe man Deutsch land und Desterreich den erffen Schritt frei. Mögen andere Staaten, möge Europa folgen!
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Das Deutsche Reich und Desterreich haben den Weg ins Freie durch die Tat gebahnt. Mögen die anderen beweisen, daß sie nicht
Im Zusammenhang damit teilt Minister Schiele mit, daß die Berliner Angesichts des außerordentlich schweren wirtschaftlichen Druces in bloß mit der Idee liften, sondern sie auch im Ernste verwirklichen
Böckerinnung am Mittwochabend den Beschluß gefaßt habe, von einer Brotpreiserhöhung abzusehen.
Desterreich, der dieses Land zu einem wirtschaftlichen Zufannnen wollen!
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