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bereit Geschäftsführer ich seinerzeit war. Ab und zu lieferte er der Redaktion kleiner« aber auch größere Beiträge,«S herrschte zwischen Müller und uns allen in der, BoUswacht" ein inniges Verhältnis. Da kam der Wendepunkt in seinem Leben. Im Frühjahr 1893 legten sich die Görlitzer Parteigenossen«in Kopfblatt mit dem TitelGör» lijjer Boikszeitung" von derVolksmacht" bei. Das neue Sopfblatt ließ sich sehr gut an und florierte glänzend. Wie nichts in der Welt vollkommen ist, fo auch hier: leider hatten wir mit beut ersten Filialleiter, einem Görlitzer Genossen, einen Mißgriff getan, wir mußten ihn absetzen. Woher schnell einen Ersatz schaffen? Da trat ich an unseren Hermann heran und bat ihn in die Bresche zu springen. Müller bat sich ein« Woche Bedenkzeit aus, damit er seine Bcrhältnisse geschäftlich und familiär regeln konnte. Nach acht Tagen kam Müller und sagte: Ich nehme den Posten an. So- fort setzten wir uns gemeinsam aus die Bahn und fuhren nach Görlitz . Er stellte sich den Görlitzer Genossen vor und übernahm die Geschäfte als Filialleiter und Korrespondent. Jetzt war beiden ge- Holsen, derVolksmacht", die einen tüchtigen Beamten gewonnen hatte, uitd den Görlitzer Genossen, die um ein« agitatorisch« Kraft reicher geworden waren. Müller wurde bald darauf von den Gör- Iitzer Genossen als Stadtverordneter gewählt. 1905 bis 1906 kam der zweit« Wendepunkt im Leben Hermann Müllers. Paul Singer hielt damals in Schlesien mehrere Der. sammlungen ab, nach der Breslauer Versammlung kam er an mich heran und bat mich um Auskunft über die Person Müllers. Selbst- verständlich konnte ich mir Gutes berichten. Der Porte ivorstand ging damals daran, ein« Berjüngung vorzunehmen und suchte nach geeigneten Genossen. Kurz daraus war ich in Berlin , wo Bebel gleichfalls mich über Müller ausfragte. Auf dem nächsten Partei- tag wurde Müller in den Parteworstand gewählt, dem er bis zu seinem Ende als bewährtes Mitglied angehSrte. Jetzt ist er dahingegangen, der treu« Freund, mit dem ich nach semer ersten Ehe in«in verwandtschoftliches Verhältnis kam. Aber stets hatte ich eine innere Befriedigung, ihn mit auf die Bahn ge- bracht zu hoben, auf der er so Großes für die Partei und die Mensch- heit leisten durste. O. Heymami-Passau.

Bombenleger-Ltrieil rechtskräftig. Oer Staatsanwalt zieht Zirvision zurück. Altona , 27. März.(Eigenbericht.) Die Staatsanwaltschaft hat ihre Revision im großen Bombenseger-Prozeß bezüglich derjenigen Angeklagten zu- rück genommen, die ihrerseits keine Revision«ingelegt hatten. Das Urteil des Schwurgerichts Altona vom 31. Ottober ist damit hinsichtlich der Angeklagten Heim, Johnsen, Hennings, Becker, Schmidt. Riep er und Nickels rechtskräftig geworden. Don den Verurteilten hat Heim bereits am Donnerstag seine Strafe angetreten. In dem Altonaer Prozeh waren die oben- genannten Angeklagten zu folgenden Strafen verurteilt worden: Heim zu sieben Iahren Zuchthaus , Johnsen, Hennings und Becker zu je fünf Iahren drei Monaten Zuchthaus und Schmidt zu fünf Iahren sechs Monaten Zuchthaus, Rieper zu einem Jahr drei Monaten Zuchthaus und Nickels zu zwei Jahren sechs Monaten Gefängnis. Altona . 27. März.(Eigenbericht.) In das Raturfreundehaus des Gaues Nordmark sind Nazi» eingebrochen. Sie hausten dort wie die Vandalen. Sie stahlen, was nicht niet- und nagelfest war und demolierten außerdem Türen und Fenster. Dafür hinterließen sie ihre Quittungen in großen Kreibeinschriften wieHeil Hiller",Nieder mit der SPD ." undDeutschland erwache". Tüchtige Burschen!

Ihr Kind geopfert. lebensmüde aus dem Wasser gezogen. Kind ertrunken. In da« Urbaukraakenhaus wurde in der vergangenen Nacht eine junge Frau eingeliefert, die an der värwaldbrücke einen Selbst- Mordversuch unternommen hatte. Die Unbekannte war in den eaudwehrkanal gesprungen. Sie konnte aber von Passanten gerettet werden. Im Kronkenhaus erzählte die Frau später, daß sie mit ihrem kleinen Kinde wegen Ehezwistig- ketten ins Wasser gegangen sei. Obgleich der Sanalabschuitt heut« früh mit einem Feuerlöschboot stundenlang abgesucht wurde, konnte die£ eiche des Kinde» bisher nicht gelandet werden. Die Polizei hat die weiteren Ermittlungen aufgenommen. Ein anderer seltsamer Vorfall spielte sich in den gestrigen späten Abendstunden an der Marschdrücke in Moabit ab. Aus dem Wasser ertönten plötzlich laute Hilferufe. Zlls Leute hinzueilten, sahen sie im Wasser einen Mann, der verzweifelt mit den Wellen kämpfte. Sonderbarerweise ließ der Mann den Rettungsring, der ihm zugeworfen wurde, unbeachtet. Ein Reichswehrsoldat sprang in» Wasser, um den Ertrinkenden zu retten. Es war aber bereit« zu spät: noch bevor der Heiser sich dem Unglücklichen nähern tonnte, ging dieser unter. Die Angelegenheit rückt dadurch in ein eigenartige« Licht, daß von Passanten«in Mann beobachtet ivurd«, der die Oberklcider des Ertunkenen im Ann gehalten und sich dann schnell entfentt hat. Man rechnet mit der Möglichkeit, daß der Unbekannte, dessen Leiche ebenfalls noch nicht gelandet werden konnte, das Opfer einer unsinnigen Wette geworden ist. Leichenfund an der Mühlendammsch'euse. Durch das Stoppen seiner Maschine wurde der. Führer eines Schleppers, der durch die Mühlendamm-Schleus« kam, gestern veranlaßt, genauer nachzusehen. Es war ihm schon auf dem Wege zur Schleuse im Landwehrkanal aufgefallen, daß die Maschin« schwer lies. Beim Nachsuchen entdeckte man, daß ein Leichnam sich in den Schraubenflügeln verfangen hatte. Es gelang mit vieler Mühe, den Toten zu bergen. Int Schauhause wurde er festgestellt als ein 28 Jahre aller Bruno Mudrack aus der Ällmersdorser Straße 32 in Charlottenburg . Es handell sich zwerfel- lo« mit Selbstmord. Bor etwa 6 Wochen fand«in Echleuseraoärter in Charlottenburg morgens am Ufer eine Aktentasche und«men Herrcnhut. Beides wurde als Eigentum des Mudrack fest- gestellt. Da gerade Neuschnee gefallen war, kannte der Wärter«lue Fußspur erkennen, die von der Böschung zum Wasser führte. Durch diesen Umstand ist der Verdacht widerlegt, daß Mudrack von fremder Hand getötet worden sei. * Vor dein Hause Gotztowskystroße 23 in Moabit brach gestern adend kurz vor 10 Uhr«in« unbekannt« Frau bewußt- lo« zusammen. Schupobeamt« brachten sie nach dem Krankenhaus, wo sie starb, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben. Die Tote ist etwa 70 Jahr« all. 1,65 Meter groß, hat ergrautes Haar und zahnlosen Mund. Besonderes Kennzeichen ein Gewächs auf der linken Wange.

Der Worfeiller Oberbürgermeister Dr. Floissieres, früher Arzt und soziaLstischer Senator, ist im Aller von 80 Iahren gestorben: 'er ist 22 Jahre Bürgermeister von Marseille gewestn.

Parlamente sprechen über Zollunion Debatten in London und Prag

London , 27. März. Im Unterhause sagte Abg. Mise, vom linken Flügel der Ar- betterpartei, das Anschlußverbot von St. Germain sei v e r n u n s t- widrig und ein Ergebnis der Kriegsmentalität. Mise fuhr fort: Der jetzig« Schrill Deutschlands und Oesterreichs wird im Zusammen- hang mit unseren allgemeinen auswärtigen Beziehungen und im Hinblick auf die kommende Abrüstungskonferenz sehr wertvoll sein. wenn er uns klar macht, daß Europa nicht für ewige Zeilen gestatten wlrd. daß seine Geschicke von Haß und Furch« diktier! werden, die natürlich in den Friedensverträgen zum Ausdruck gekommen find. D>e jetzige Generation wird sich nicht dauernd durch den versailler Verlrag einschnüren lasten. Der Redner schloß: Deutschland und Oesterreich werden durch wirt- schastliche Notwendigkellen zusammengetrieben, der Doung-Plan wird in einigen Monaten, wenn nicht gor Wochen, zusammenbrechen. Unterstaatssekretär des Aeußeren D a l t o n führt aus, er könne sagen, der Staatssekretär des Aeußeren wünsche sehr dringend, daß keine aussichtsreiche Bewegung, die die Verminderung und den Abbau der Zollschranken in Europa zu fördern geeignet sei, durch Mißverständnisse oder falsche Art, sie aufzufassen. verhindert werde. Dies sei die Politik der Regierung, die sie von ihrer Vorgängerin übernommen habe. Eine so schwierige Frage wie diese sollte in der freundschaftlichen Atmosphäre des Völker- b und es erwogen werden. Man habe deshalb den Vorschlag ge- macht, es solle der Völkerbundsrat die Angelegenheit luverhalb der nächsten Wochen prüfen, um festzustellen, wie weit die geplante Verein­barung aus irgendwelchen juristischen Gründen al» den bestehen- den Verlragsverpslichlungen zuwiderlaufend angesehen werden könne. Die Regierung wünsche die ganze Tragweite ihres Vorschlages sorg- fältig und unparteiisch zu prüfen, und er brauche kaum daran zu erinnern, daß die Regierung mit voller Billigung oller Teile des Hauses darauf gedrungen habe, daß solche Pläne wie der Zoll- Waffenstillstand und andere Maßnahmen durchgeführt werden als erster Schritt zur Beseitigung der Zollschranken. Die Regierung habe für diesen Gedanken volle Sympathie. Eine ausschließliche Vereinbarung zwischen diesen beide» Ländern, die zur Folge haben könnte, daß die Zollschranten um die neue geplante Zollunion herum erhöht werden, wodurch wiederum noch größere Hindernisse für den Handel entständen ol» gegen- wärtig, müßte natürlich untersucht werden. Aber ich bin sicher, daß nicht der Eindruck entsteht, als ob der Staats- sekretär des Aeußern mit dem Grundgedanken nicht voll« Sym- palhie hätte, wenn er vielleicht auch etwas gezögert hat. was er getan hat im Hinblick auf die besondere Art und Weise der Bekanntgabe dieser Vorschläge. Lloyd George empfiehlt dem Völkerbundsrat, nicht nur die juristische Auslegung der Klausel der Verträge zu prüfen, sondern auch zu erwägen, bis zu welchem Grads eine Milderung dieser Verpflichtungen vielleicht wünschenswert sei. Dalton sagte noch, es sei vielleicht bedauerlich, daß die Außenminister De-urichlaubs und Oesterreichs während der letzten Tage nicht persönlich in Pgris anwesend gewesen seien, weil es dabei vielleicht möglich gewesen wäre, eine große Anzahl von Mißverständnisten zu beseitigen, die bei der ersten Bekanntgabe des Vorschlages entstanden seien. Sir Austen Chamberlain kritisierte die Art und Weise der Vorbereitung des Abkommens und glaubt, die anderen Nationen, die an der Konferenz über den Zollwaffenstillstand oder an den Erörterungen über andere Vereinbarungen Europas beteiligt waren, haben einigen Grund zur Beschwerde, wenn ein plan dieser Art in Heimlich­keit vorbereitet wird, während die erwähuleu Konferenzen im Gange sind, und wenn dann die Mächte plötzlich mit einem Plan überrumpelt werden. Das zeigt einen gewissen Mangel an diplomatischem Be- nehmen bei den beiden Parteien. Außer den juristischen Fragen werden durch diese Bereirtbarun? auch verschiedene politische Foogen aufgerollt, die vielleicht nicht weniger wichtig sind. Senaidebaiie in Prag . Im Senat führte Senator Dr. Feierfcil(Deutsch Christ- lich-Sozial) unter andrem aus: Das Rezept Dr. Beneschs, die

Kleine Entente auch zu einer wirtschaftlichen Entente zu machen, müsse vollständig versagen. Für Rumänien und Jugoslawien mit ihrer Agrarausfuhr könne die Tschechoslowakei kein genügend? o Absatzgebiet sein. Für sie sei Deutschland ein viel besserer Auf- nahmeplatz. Darum sei es natürlich, daß diese beiden Staaten die neueste'Aktion Dr. Beneschs gegen die Zollunion Oesterreich- Deutschland nicht so mitmachen, wie es sich Dr. Benesch gedacht hätte. Senator Dr. B o t t o(tschechischer Agrarier) erklärte, die Frage einer Union, sollte einen Antrieb zur raschen Regulierung des tschechoslowakischen Teiles der Donau für den Fall der Verwirk- lichung der Union bilden. Senator Scholz(Bund der deutschen Landwirte, in der Re- gierung vertreten) sagte unter anderem, daß die Zollunion Deutschland Oesterreich durch die wirtschaftliche Jtot und nicht durch die Politik geradezu diktiert worden sei. Seit Jahren sei man einig, daß sich Europa nur behaupten könne, wenn es sich in großen Wirtschaftsoerbänden zusammen- schließe. Und wenn Deutschland den ersten Schritt auf dieser Basis vollführe, würden die größten Quertreibereien in Szene gesetzt. Würde sich dieses Zollbündnis auch auf Polen , Ungarn und die Balkanstoaten erweüern, so wäre die Tschechoslowakei dann voll- ständig isoliert. Gelänge es aber, das Zollbündnis noch zu zer- schlagen, so zwinge man Deutschland direkt dazu, sich einen anderen Verbündeten zu suchen, einen Verbündeten, dessen Handlungen schon im vergangenen Jahr« von ganz Europa und Amerika sehr unliebsam empfunden wurden. Es würde Deutschland nichts anderes übrig bleiben, als sich mit Rußland zu verbinden. Durch das Mittun unserer Diplomaten würde es in die Arm« Rußlands getrieben werden. Senator Scholz schloß, es wäre zu überlegen, ob«s nicht für die innere Rich« und das Wohl der gesamten Bevölkerung zweckdienlicher wäre, die Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich zu vertiefen und sich mit ihnen zu einem großen Wirtschaftsblock zu vereinigen. Italien neutral. Rom . 27. März.(Eigenbericht.) Italien wird sich, wie jetzt seststeht, gegenüber der österreichisch - deutschen Zollunion neutral erklären. Die Meldung eines Berliner Blattes, daß Italien sich sogar der Zollunion anschließen würde. entspricht keineswegs den Tatsachen. Die Rechtsangleichung. Der österreichische Iuskizminister Dr. Schürff ist zu Be- sprechungen über Fragen des Urheberrechts usw. in Berlin ein- getroffen. Staatssekretär Dr. Joel und Gesandter Dr. Frank begrüßten Schürff auf dem Bahnhof.

Krankreich und Mossul-peiroleum. Sozialistifcher Monopolantrag abgelehnt. Vari». 27. März.(Eigenbericht,) Die Kammer beriet die Abkommen zwischen der Regierung und der Französischen Petroleumgesellschast, die zur Verwertung des Frankreich zugesprochenen Anteiles an dem M o s s u l- Petroleum mit staatlicher Beteiligung gegründet worden ist. Der Antrag des Sozialisten F r o s s o r d. ein staatliches Petroleum Monopol zu errichten, statt die Rechte Frankreich » ohne entsprechende Gegen- leistung der Französischen Petroleumgesellschast abzutreten, wurde mit 305 gegen 215 Stimmen abgelehnt. Darauf wurde der erst« Artikel des Gesetzentwurfes, das Abkommen vom Jahre 1924 mit der Petroleumgesellschaft in Kraft zu setzen, mit 350 gegen 210 Stünmen angenommen. Aber es stellte sich heraus, daß der zur Abstimmung gestellte Text von der Grubenkommission der Kammer und nicht von der Regierung war, die von ihm keine Kenntnis hatte. Der Handels- minister protestierte gegen diese U-berrumpelung, aber es war nicht mehr zu ändern, da der Präsident den Sitzungssaal bereits ver- lassen hatte.__ Sir Zahn Simon trennt sich von Lloyd George . In einein Briefe an die liberale Parteiorganisation seines Wahlkreises erklärt Sir John Simon seine Unabhängigkeit von Lloyd George . Der wahre Feind Indien » ist der Massenmörder Glaubenshaß, Ein Irrtum hat in unserer heutigen Morgenausgabe ihn den wahren Freund" Indiens genannt, aber sehr zu Unrecht. pilsudski fährt aus einem polnischen Kriegsschiff von Madeira über Edingen heim.

Sm f hrenhof des SSerlfner tParieihaufes während der Qedenkrede von OUo ICeU