Kommunistische Paroleausgabe
Die Betriebe follen in Angriff" genommen werden.
Wenn man die täglichen Siegesmeldungen der tommunistischen Breise über den Vormarsch ihrer Partei in den Betrieben lieft, fo möchte man annehmen, daß der Ausbruch der bolschewistischen Welt. revolution in Deutschland unmittelbar bevorstände. In Wirklichkeit steht der kommunistische Einfluß in den Betrieben in umgefchrtem Berhältnis zu dem Geschrei ihrer Presse. Wenn erst das Gesamt. ergebnis der Betriebsratswahlen vorliegt, so wird sich zeigen, daß es der„ RGO." trotz wirtschaftlicher Not und politischer Unsicherheit auch diesmal nicht gelungen ist, die gewertschaftliche Front ernstlich zu gefährden. Im März.Heft der Internationale", der sozusagen wissenschaftlichen Zeitschrift der Kommunisten, muß der Reichstags. abgeordnete Creußburg selbst zugeben, daß seine Partei in der Betriebsratsarbeit bisher völlig versagt hat. Wir finden dort folgende Aufstellung:
,, Es sind in Deutschland vorhanden: 191 211 Betriebe mit einer Belegschaft von 11 bis über 5000 Mann. Diese Betriebe verteilen sich wie folgt:
148 112 mit einer Belegschaft von
40 189
1788
11- 50 mann
51-500
501-1000
Schulz schlägt Stennes.
S
STENNES
Schupobaupimann a. D. Stennes wurde ale Leiter der Berliner SA. abgebalfieri und den Femeleutnant Schulz ersetzt.
1051
71
1001-5000 über 5000
a) in 103 Betrieben
mit einer Belegschaft von
11-50 Mann=
0,06 Brog.
702
245
d)
328
"
33
19
51-500
1,74
501-1000
13, 0
.1001-5000
*$ 1,20
über 5000
46,47
SCHULZ
roz.
Die KPD. hat also insgesamt in 1411 oder in 0,73 aller Betriebe mit einer Belegschaft von über 11 Mann Betriebszellen. Davon 103 ober 0,06 Broz. in Kleinbetrieben. 702 oder 1,74 Proz. in Mittelbetrieben und 606 oder 20,82 Prog. in Großbetrieben.
Seit August 1930 wurden in 170 Betrieben neue Betriebs. zellen geschaffen, so daß die KPD. gegenwärtig 1581 Be. triebszellen hat."
Man muß sich daran erinnern, daß die Kommunistische Bartel ihre Organisation schon seit Jahren von Straßen- und Wohnzellen auf Betriebsgellen umgestellt hat. Die Drgani sation nach Wohnbezirken ist von ihr als sozialdemokratisch" de. nunziert worden, das revolutionäre" Element in ber fommunisti schen Arbeit sollte allein die Betriebszellen bilden. Nach dieser jahrelangen intensiven Arbeit tann die Kommunistische Partei in 191 211 Betrieben mit einer Belegschaft über 11 Mann gange 1581 Be. triebszellen verzeichnen! Selbst in den Großbetrieben, wo, es im allgemeinen gewiß nicht schwer fällt, tommunistische Zellen zu bilden, ist der KPD. das mur im fleineren Maße gelungen. Nicht einmal in den Riesenbetrieben mit einer Belegschaft von über 5000 Mann hat sie auch nur zur Hälfte Betriebszellen zu bilden vermocht. Mitgliederzahlen werden überhaupt nicht angegeben. Aber wenn es fchon um bie tommunistische Organisation in ben Betrieben fo schlecht bestellt ist, so tann man sich vorstellen, was es mit ber es famtorganisation der Kommunistischen Bartel auf sich hat.
Jetzt aber soll die ,, Massenmobilisierung für die Boltsattion" beginnen und Creuzburg verlangt deshalb eine entschiedene Bendung der Gesamtpartei auf die Betriebe". In einigen Monaten sollen unter allen Umständen starte tommunistische Betriebs. zellen in den 9000 Mittel- und Großbetrieben mit einer Belegschaft von über 200 Mann, vor allem aber in ben michtigsten entscheiden den Großbetrieben geschaffen werden. Und das soll so geschehen:
Erreichen läßt sich dieses Ziel mur, wenn zunächst alle Leitungen der Partei mit Kühnheit aus den alten und neuen Barteimit gliedern 9000 neue Funtionäre als 3nstrutteure auswählen und sie ben in Angriff zu nehmenden Be trieben als helfer und politische Organisatoren zuteilen. Mit Hilfe und unter Führung der Parteileitungen müssen diese Instrukteure rajch auf ihr spezielles Aufgabengebiet eingestellt und eingeschult werden. Gleichzeitig muß ihnen aus den be nachbarten Betrieben, in denen wir bereits eine Betriebszelle haben, und aus den Straßengellen, die sich um die Betriebe gruppieren, eine Anzahl der besten attiosten Parteiarbeiter als Sturmgruppen zur Verfügung gestellt werden. Diese Sturm gruppen müssen ihre Gesamtzellen auf diese Aufgabe fonzentrieren, die ympathisierenden Arbeiter in den Betrieben registrieren, um bleje planmäßig durch die Zellen im Betrieb wie auch im Wohngebiet zu politisieren und sie als Mitglieder in die Partei zu führen."
Neben der Betriebsarbeit soll aber auch die Zellenarbett in den Massenorganisationen ber Arbeiterschaft verstärkt werden, um diese von innen heraus zu unterwühlen. Zu diesem Zweck gibt Creuzburg folgende Parole aus:
Im Rahmen dieses Werbeplanes muß die politische Aufgabe, die das Zentralfomitee in feiner letzten Sigung der Partei stellte: Liquidierung des Masseneinflusses der SPD. und Liquidierung der SA3. als Massenorgani [ ation, gelöst werden, d. h. die politischen und organisatorischen Methoden, unsere Einheitsfronttattif von unten zur Gewinnung der SPD. - Arbeiter planmäßig auszubauen und ganz wesentlich verbessern. Hand in Hand damit ist die planmäßige lleberprüfung all unserer Fraktionen in den Organisationen, die unter sozials faschistischer Führung stehen und Abkommandierung pon zuverlässigen Kommunisten in folche Massen. organisationen, in denen bis heute die Partei noch keine oder nur geringe revolutionäre Arbeit geleistet hat, erforderlich. Es ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, wo wir nicht nur in Maffen organisationen arbeiten müssen, die unter sozialfaschistischer füh rung stehen, sondern auch in dhriftlichen, gelben und faschistischen Organisationen. Mit allen Mitteln müffen wir die politische Linie der Partei, Loslösung der Arbeiter und Gewinnung neuer Ber. bündeter aus diesen Organisationen, durchsetzen."
Es ist gewiß nicht zu befürchten, daß die Stommunistische Partei mit ihren neuen Barolen größere organisatorische Erfolge als bisher erzielen wird. Gewiß schaffen die Auswirkungen der Wirtschaftsnot einen günstigen Mährboden für alle 3ersplitterungsbestrebungen. Aber die deutsche Arbeitertiasse ist in ihrer gewaltigen Mehrheit doch geschult genug, um nicht zu erkennen, daß angesichts des Ansturms der Unternehmer und ihrer nationalsozialistischen Zutreiber auch die politischen Freiheiten und fozialen Rechte die Erhaltung unb Stärtung ihrer Organisationen und die Abwehr aller Berwirrungsmanöver boppelte fligt jebes einzelnen fein muß!
Der ehemalige Wohlfahrtsminister Neville Chamberlain hat den Borsitz der Konservativen Partei niedergelegt. In einem Briefe an Baldwin bringt er zum Ausdrud, er halte das Werk der Reorganisation des Zentralamtes für genügend gefördert, um feine Tätigkeit im Unterhaus wieder aufnehmen zu fönnen, zus mal da auch die Verhandlungen mit Lord Beaverbro of munmehr erfolgreich beendet seien. Baldwin hat sich mit blejem Schritt Chamberlains einverstanden erflärt und zu feinem Nachfolger Lord Stonehaven ernannt, ber fürzlich von Australien zurück. gefehrt ist, mo er fünf Jahre lang die Aemter eines General gouverneurs und Oberbefehlshabers inne hatte.
SHE AS.
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Was- mit dem einen fleinen Fememord bei der Schupo will mir dieser Säuptling imponieren, wo ich die Schwarze Reichswehr geführt habe?!*
Bu müde für die Außendebatte.
Kammer und Senat nach Annahme des Haushalts bis zum Mai vertagt.
Kammer und Senat haben am Mittwoch bas Budget für das Finanzjahr 1931/32 verabschiedet. Die Kammer nahm den Entwurf mit 458 gegen 120 Stimmen, der Senat mit 274 gegen 18 Stimmen an.
Vor der Abstimmung wurden in der Kammer die verschiedenen vom Senat abgelehnten Kredite immer wieber beantragt. Da diese Krebite aber bas Budget aus dem Gleichgewicht zu bringen brohten, fab fich die Regierung viermal genötigt, unter Stellung der Ber trauensfrage von der Kammer beren Ablehnung zu ver langen. Jedesmal fiegte die Regierung mit Mehrheiten, die zwischen 30 und 84 Stimmen schwankten. Das Budget flebt jegt folgendermaßen aus: Einnahmen 50 643 500 000 Franken, Ausgaben 50 640 500 000 Franten. Es ergibt sich also nur ein rechnerischer Heberschuß von drei Millionen Franken, der sich im Laufe des Jahres sicherlich in ein beträchtliches Defizit verwandeln wird.
Rammer und Senat haben sich nach der Annahme des Budgets auf den 5. Maivertagt. Die angefündigte Kammer bebatte über die deutsch - östereichische Zollvereinbarung hat nicht stattgefunden. Dies ist einmal darauf zurückzuführen, daß die
Aeltestenrat am 8. April.
Beratung über den kommunistischen Antrag.
Der Aeftestenrat des Reichstags ist jetzt für Mittwoch, 8. April, 11 Uhr, zu einer Sigung einberufen worden. Auf der Tagesordnung steht der tommunistische Antrag auf fofortige Einberufung des Reichstags, der nach dem Antrage der Kommunisten zu der neuen Notverordnung Stellung nehmen soll.
Der fleine Bombenlegerprozeß.
Urteil rechtskräftig.
Die Justizpressestelle teilt mit: 3m sogenannten leinen Bombenlegerprozeß haben die Angeklagten und die Staatsanwaltschaft ihre Revision zurüdgenommen. Damit ist bas Urteil des Schwurgerichts Altona vom 16. Dezember 1930 in vollem Umfang rechtsträftig geworden. In dem Prozeß waren, wie erinnerlich, der Chemiter Dr. Hellmann zu brei Jahren und einem Monat Zuchthaus und der Kaufmann Wilamowitz zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt worden.
Eine Folge des flistein- Prozesses. Separatiftenführer Matthes stellt bei der Berliner Staats: anwaltschaft Strafantraa gegen fich selbst.
In dem Privatbeleidigungsprozeß Professor Bernhards gegent Dr. Franz Ulstein fam am ersten Berhandlungstage durch Rechts anwalt Dr. Alsberg zur Sprache, daß die ganze Ulstein- Affäre mit dem Erpresferbrief des Separatistenführers Raithes an Dr. Franz uustein angefangen habe. In diesem Briefe habe Matthes von Ulstein 3000 m. gefordert, weil er Material, das Frau Ulstein belaste, in Händen habe und daß er nur gegen Zahlung dieser Summe von der Beröffentlichung Abstand nehmen werde. Dr. Alsberg erklärte in diesem Prozeß, daß die 3000 Mart vom Hause uustein bezahlt worden seien. Jetzt hat Matthes, ber befannilich in Paris lebt, auf offener Bottarte
Georg Raiser türmt in feiner eliseberei die gewaltsamen Arabesten seines Stils um eine dramatische Spielerei. Wie immer bei Kaiser ist die Komödie virtuos aufgebaut: Gespannt veriorenen und mit offulten Sträften wiederbefd afften Ring. Die folgt das Bublifum einer Döllig, belanglofen Geschichte von einem Sauptroffen find Darstellern anvertraut, die durch ihr maniriertes Spiel das Stüd beinahe der Lächerlichkeit preisgegeben hätten.
Dgr.
Rammer nad) den langen Nacht- und Bormittagssigungen sont Dienstag zum Mittwoch zu abgespannt war, um dieses heitle Thema mit der nötigen Aufmerksamkeit erörtern zu tönnen, außer bem aber ist man in Lintstreifen der Meinung, daß es nicht opportun fei, jegt eine große öffentliche Debatte über das deutsch - österreichische Abkommen einzuleiten, nachdem Dr. Curtius auf die Gr klärungen Hendersons und Briands in einer Form geantwortet hat, die dem Konflikt seine ursprüngliche Schärfe genommen hat Polenanleihe in Frankreich .
Nach der grundsätzlichen Zustimmung der französischen Regierung ist bas Anleiheprotokoll über eine Milliarde Granter zwischen Polen und der französischen Gruppe Creuzot- Banque des si Pays du Nord- Credit Lyonnais paraphiert worden. Der Austaufá der Urkunden soll demnächst in Warschau stattfinden. Außenminister of Salesti, der an den lehten Berhandlungen teilgenommen und eine polnische Regierungsgarantie für einen Mindestertrag der Gdingener Eisenbahnlinie übernommen hat, ist nach Warschau aba gereift.
bei der Staatsanwaltschaft I Berlin Strafanzeige wegen Erpreffung gegen sich selbst erstattet mit dem Hinweis, daß er Reichsdeutscher ist.
England befriedigt. Beruhigung über die Bollunion.
Die Rede des deutschen Außenministers hat sowohl in der englischen Bresse wie in den offiziellen Kreisen große Befriedi. gung und einen außerordentlich günstigen Eindruck erwedt. Der Manchester Guardian" sagt, Dr. Curtius habe eine schwierige Situation mit Tatt großem ge. meistert.
Die bisherige Aufregung über die deutsch - österreichische Zoll union hat sich in England vollkommen gelegt.
zum
Bombay, 1. April. ( Eigenbericht.) Der allindische Kongreß hat Gandhi Delegationsführer für die zweite in London stattfindende englisch - indische Konferenz bestimmt.
Unter den vom Kongreß als Verfassungsgrundlage bestimmten Forderungen befinden sich u. a.: Aufhebung der Salzsteuer, Berbot der Einfuhr ausländischer Kleiderstoffe, Alkoholverbot, StaatsKinderarbeit, Arbeitsrecht, Arbeitsschutz und Koalitionsrecht für die fontrolle über die indische Industrie, Minimallöhne, Berbot der Werftätigen beiderlet Geschlechts.
Mißverstandene Glaubenshehe. Gottlofengruppe wegen Pogrom aufgelöst.
Die Leitung des Bundes der Gottlosenverbände beschäftigte sich mit Vorgängen der letzten Zeit in Tula . Die Gottlosenverbände in Tula hatten Beschlüsse unter der Devise ,, Rampf gegen das Judentum und gegen die Kirche gefaßt, worauf Ueberfälle auf Juben verübt wurden. Durch die Untersuchung der OGBU. wurde feft. gestellt, daß die Ueberfälle unter Führung der Kommunisten Barabantschitom und Bafilijem ausgeführt wurden Der Gottlosenverband in Tula murde aufgelöst, und seine Teilnehmer merben fich bar Gericht zu verantworten haben.
Berurteilter Mordheter. Der Rebatteur des ehemaligen Lappo. Organs Aktivisti ", der zur Seit der Präsidentenwahl in einem hatte, ist zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Die ZeitArtikel zur Ermordung des Lintskandidaten Stahlberg gehegt fchrift" Aktivisti " wurde für ein Jahr verboten.
Die Mostaner
Oil. hat Bersonen verhaftet, die 9000 Lebensmittelfarten gefälscht Fälscher von Lebensmittelfarten verhaftet. Bil. hat Personen verhaftet, die 9000 Lebensmittelfarten gefälscht und an Landleute verkauft hatten. Die Fälschungen wurden be jonders von Beamten einer Segerei in Mostau begangen. Die Berhafteten werden von der DGBU. abgeurteilt werden.