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Verbote.

Auf Grard der Notverordnung gegen Ausschreitungen.

Der Polizeipräsident von Magdeburg hat auf Grund der Ber­ordnung zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen die Nummer 14 der nationalsozialistischen Zeitung Der Trommler" und die Num mer 5 der kommunistischen Zeitung Der Arbeitslose" polizeilich beschlagnahmt; ferner hat der Bolizeipräsident eine öffent. liche Vortragsveranstaltung mit Lichtbildern der NSDAP . über das. Thema: Magdeburger S.-A. im Kampf um das Dritte Reich" verboten. In der Begründung dazu heißt es: Der Kampf der SA um das Dritte Reich stellt nach der letzten Entscheidung des Reichsgerichts eine hochperräterische Handlung dar; die Bersammlung ist somit eine unfriedliche, die zum Ungehorsam gegen Gesetze auffordert und auch in sonstiger Weise die öffentliche Sicher­heit gefährdet. Der Polizeipräsident hat ferner einen Aus= marsch des Rampfbundes gegen den Faschismus am 6. d. Mts. in die Umgebung von Magdeburg verboten.

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Die monatlich zweimal erscheinende nationalsozialistische Zeitung Die Front"( Kampfblatt des Gaues München - Oberbayern ) wurde durch Beschluß der Polizeidirettion München wegen Bergehens gegen die Notverordnung und das Gesetz zum Schutz der Republik auf die Dauer von drei Monaten verboten. Die Nummer 5 der Zeitung Die Front" vom 1. April wurde polizeilich beschlagnahmt.

Kommunistenfput in Flensburg . Ein Reichstagsabgeordneter muß verhaftet werden. Hamburg , 4. April. ( Eigenbericht.)

Am Sonnabend versuchten Kommunisten in Flensburg trotz des Verbots öffentlicher Rundgebungen eine Demonstration durchzuführen. Als die Polizei sich den Demonstranten entgegen­stellte, wurde sie tätlich angegriffen. Zahlreiche Personen wurden verhaftet, unter ihnen der holsteinische Kommunistenführer und Reichstagsabgeordnete e ud. Da Heud auf frischer Tat fest= genommen wurde, wird er sich wieder einmal wegen Aufruhrs vor Bericht zu verantworten haben.

In der letzten Sigung vor der Vertagung hat der Reichstag die Genehmigung zur Strafverfolgung dieses Abgeordneten erteilt. Der Antrag darauf war gestellt, weil Heud mit dem Grenzübertritts­ausweis eines anderen nach Dänemark zu gelangen versucht hatte. Auf Ersuchen der dänischen Grenzpolizei wird ihm nämlich fein lebertrittsschein mehr ausgestellt.

Jm Westen doch Neues.

Schwindungsprozeß der Filmverbote.

Der nordamerikanischen Herstellerfirma des Films Nichts Neues im Westen" scheint es gelungen zu sein, die Unionsregierung für die europäischen Verbote dieses Großfilms zu interessieren. Die Bereinigten Staaten haben es ja meistens recht ernst genommen mit dem Schuh verlegter Interessen ihrer Bürger. So haben in letzter Zeit die Gesandten Washingtons bei den Regierungen von zweien der Berbotsländer, nämlich Griechenland und Deutschösterreich, die Auf­hebung der Verbote befürwortet. In Athen ist sie auch schon erfolgt, in Wien scheint sie bevorzustehen. Die größte Wiener Kinogesellschaft hat das Verlangen nach Aufhebung des Berbots u. a. auch damit begründet, daß man das Berbot auf die Art begründet habe, es müsse solidarisch mit bem Deutschen Reich vorgegangen werden; mun aber habe boch der Reichstag einen Beschluß gefaßt, der das Berbot des Remarquefilms table und seine Vorführung doch ermöglichen wolle. Also verbiete diese Solidarität nicht mehr die Borführung.

Man erwartet nun die Aufhebung des Verbotes in Desterreich; die genügende Berurteilung einer Anzahl jener Herren, die seinerzeit durch zahlreiches und lautes Auftreten auf den Straßen, Brandlegung im Schwedentino u. a. m. die Obervormundschaft über das Publikum angetreten haben, dürfte der Wiederholung solch sportlichen Tuns ausreichend vorgebeugt haben.

Moskauer Orientarbeit. Syrischer Sowjetagent verhaftet.

Beirut , 4. April. ( Eigenbericht.)

Der Tätigkeit der gemeinsamen Abwehrstellen Englands und Frankreichs gegen die bolfchemistische Propaganda im Orient ist die Entdeckung einer weitverzweigten Organisation in Syrien geglückt, die zur politischen Agitation und militärischen Spionage diente. Als ihr Leiter ist ein armenischer Freiwilliger der Territorial­milig der Libanon - Republit, Babrusian, ermittelt worden, der einer der bedeutsamsten Sowjetagenten im Orient zu sein scheint. Das schließt man aus den bedeutenden Geldmitteln, über die er nach eigenem Gutdünten verfügte, wie daraus, daß er ein Mensch mit einer umfassenden Sprachenfenntnis ist, der an Schweizer Hochschulen studiert hat und der die militärische Ausbildung eines hohen Offiziers befigt. Aus den bei Badrusian beschlagnahmten Dokumenten hat die Polizei die Namen verschiedener Syrier er­fahren, die in ruffischem Solde stehen. Im Zusammenhang damit werden weitere Berhaftungen erwartet.

Das Band wird auch weiter mit einer Hochflut von Flugschriften der Komintern und der Liga gegen den Imperialismus über­schwemmt. Die Behörden haben bisher Druderei und Redaktion des in arabischer Sprache erscheinenden kommunistischen Organs für Syrien Der Rote Morgen" ermitteln fönnen, das weiter pünktlich erscheint und auch regelmäßig verbreitet wird.

Gandhi bleibt Sieger.

3m allindischen Kongreß/ Reformpolitif gewinnt.

Bombay, 4. April. ( Eigenbericht.) Der allindische Kongreß, der vollständig von Gandhi beherrscht worden war, hat seine Arbeiten beendet. Gandhi bleibt der un­bestrittene Führer. Er hat zwar Nehru in das Präsidium wählen laffen, nicht aber den Führer der extremistischen Jugend, Bose, der die Errichtung eines vollkommen unabhängigen und soziali stischen Indiens verlangt hat. Die Auswahl der Delegierten zur zweiten englisch - indischen Konferenz bleibt Gandhi überlassen, der gleichzeitig beauftragt wurde, zwischen Hindus und Moslems eine Berständigung herbeizuführen. Gandhi geht nach London zur Indienkonferenz.

3n Fürstenwalde hat der Hochverrats- Untersuchungsrichter des Reichsgerichts, Landgerichtsdirettor Braune, zwölf Zivilisten und zwei Soldaten vom Reiterregiment 9 verhaftet. Es soll eine im Aufbau befindliche, noch nicht arbeitende kommunistische Zersegungs organisation aufgebedt worden sein. Einige der verhafteten ginilisten maren vor kurzem noch rechtsradital

Ostern in der Hedemannstraße.

Nach Motiven aus dem Ofterspaziergang in Goethes" Faust".

Der Angriff

Ofterspaziergang der SA.( Motto: von der ersten Sorte!")

.. und Händel

Goebbels

Der Osterhase versteckt sich selber.( Motto: Ich mag nicht hin, mir graut es vor dem Orte!")

Heines

Vermittlungs Vorschlag

Stennes- und Hitleranhänger machen einander Visite. ( Motto: Du überlustiger Gesell, juckt dich zum dritten­mal das Fell?")

1000000

Erst beim Eier" suchen stellt sich volle Harmonie zwischen SA. und SS. ein.( Motto: Hier ist des Boltes wahrer Himmel!")

Die prinzipienfesten Hakenkreuzler.

A

Der Naziführer von Corswant beantragt ausländische Landarbeiter.

Einer der vielen Nazihäuptlinge, die immer wieder, wenn auch it unrühmlicher Weise, von sich reden mathen, ist der Gau in leiter des Gaues Pommern der NSDAP . und der in Pommern gewählte Reichstagsabgeordnete der Nazis, Rittergutsbesitzer Don Corswant in Cungom bei Jarmen . Shm, der nicht start genug gegen alles undeutsche weitern fann, fonnte im vorigen Jahr nachgewiesen werden, daß er in seinem Betriebe nicht weniger als 13 ausländische Banderarbeiter beschäftigte. die Enge getrieben, redete er sich darauf hinaus, daß er, würde er feine ausländischen Arbeiter beschäftigen, sehr balb bankrott gehen würde". Daß eine derartige Ausrede als ein Beweis dafür auf­gefaßt werden konnte, daß die ausländischen Landarbeiter in der Hauptsache ihrer Billigkeit wegen beschäftigt werden, ist dem Nazimann von Corsmant nicht in den Sinn gekommen.

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Troß der Tatsache, daß selbst den Nazis bei der Beschäftigung ausländischer Landarbeiter durch von Corswant nicht recht wohl war, denkt dieser nicht daran, damit zu brechen. Bon sozialdemo­fratischer Seite wurde in der letzten Sigung des Pommerschen Provinziallandtages mitgeteilt, daß er auch für das Jahr 1931 wieder die Zulassung von 20 ausländischen Landarbeitern beantragt hat. Als Begründung führte er diesmal an, daß die deutschen Arbeiter für den Zuckerrübenbau nur bedingt brauchbar wären.

"

Gestern und heute."

Uraufführung im Theater in der Stresemannstraße.

Der Autor, hinter dem man einen britischen Komödien­importeur vermutete, zeigte sich als eine brave deutsche Dame. Frau Winsloe bemüht sich, die schredlichen Uebelstände in den heute noch immer bestehenden adligen Stiften zu beseitigen. Dort werden die Töchter der Aristokratie, deren Herz noch heute in monarchischer Inbrunst erglüht, zu altpreußischer Zucht dressiert. Die Mädchen sollen Soldatenmütter für die Zukunft werden. Natürlich ist Protektorin solchen Stiftes die hochgeborene Prin­zeffin, und sämtliche Zöglinge büden sich im tiefsten Hoffnids, so­bald das Auge der königlichen Hoheit auf fie fällt. Diese Stifte find pädagogische Folterkammern. Radettenanstalten und Unter­offiziersschulen für Jungen gibt es heute nicht mehr. Also rächt man sich an den armen Mädels.

Da ist eine, die ist zarter besaitet. Sie leidet, fie bricht zu­fammen, sie will nicht mehr leben. Die strenge Oberin hat das ein zige Bedauern: ,, Was wird die Prinzessin dazu sagen?"

Frau Winsloe dachte sich ein anklagendes Schauspiel aus, fie machte es schlecht und recht, eher schlecht. Denn es gelingt ihr nicht, allerhand närrischen lebertreibungen zu entgehen. Die übliche Schwarzweißmalerei, mit der sich der nun schon durch allerhand gute und böse Gesinnung abgebrühte Premierenmärtyrer abfinden muß. Man hoffte immer, es würde doch aus diesem reizvollen Milieu irgend etwas merkwürdiges, Psychologisch Bartes, die Seele wirklich Treffendes herauskommen. Nichts von dem geschah. So dick und grob wie das Stüd war auch die Vorstellung. Alles wurde auf Effekt hervorgesprudelt und hervorgedröhnt und die vierundzwanzig oder mehr hübschen, talentierten Mädels ver. loren die Stimme, weil sie sich überanstrengten. Das Kleine Leidens find der altpreußischen Femepädagogie. wurde Gina Faldenberg gespielt, die manchmal doch recht innig Kunde von ihren Gemütsschmerzen gab.- Schade, daß troß aller öfterlichen Milde nichts Besseres von der sicher prachtvoll empfindenden Ber­fafferin des Stückes, der Regisseurin Leontine Sagan , und bes non thr geleiteten Jungmädchentorps gefagt werden fann.

DON

M. H.

Obwohl die fragliche Sigung des Pommerschen Provinzial­fandtages bereits mehrere Wochen zurüdliegt, also damit gerechnet werden kann, daß die dort von Sozialdemokratischer Seite getroffenen Feststellungen den Nazis inzwischen bekannt geworden sind, ist von diesen gegen von Corsmant bisher nichts unternommen worden. Er darf noch immer eine führende Rolle in der Ragibewegung spielen.

Das Vorgehen des Rittergutsbesitzers von Corswant gewinnt an Bedeutung, wenn man sich die Entwicklung des landwirtschaft­lichen Arbeitsmarktes ansieht. Anfang März dieses Jahres wurden von den öffentlichen Arbeitsämtern nicht weniger als rund 257 083 arbeitsuchende deutsche Landarbeiter gezählt. Eine ähnlich große Arbeitslosigkeit ist bisher zu keiner Zeit in der deutschen Landwirtschaft festgestellt worden..

Bei der Lage der Dinge muß leider damit gerechnet werden, daß in diesem Jahr auch zur Zeit des stärksten Arbeitsandranges eine allzu große Entlastung des landwirtschaftlichen Arbeitsmarktes nicht eintreten wird. Die Behauptung des von Corswant, daß die Land­arbeiter für den Zuckerrübenbau nur bedingt brauchbar sind, ist dummes Geschwät. Der deutsche Landarbeiter ist für den Zuder­rübenbau nicht minder brauchbar als jeder andere Arbeiter.

Bon Corswant möge sich drehen und winden wie er will, er wird, von seinesgleichen abgesehen, teinen finden, der sein Verhalten billigt.

Hüte dich...!

Der gute Rat eines Klopffechters.

Das Blatt Otto, Straßers ist indistret. Besonders wenn es sich um die Verfechter der legalen" Hitlerei handelt. In seiner neuesten Ausgabe veröffentlicht es folgenden Brief, der nicht in der kleinen Nazi- Presse untergehen darf:

Lieber Herr Pg. Pagel!

Auf Ihr Schreiben vom 8. d. M. teile ich Ihnen mit, daß die fommunistische Broschüre, die Sie uns gesandt haben, schon seit Jahr und Tag bekannt ist.

In der Heilmann- Bersammlung werden Sie nicht sprechen, da Sie sich und die Partei gegenüber diesem geriffenen Juden bla­mieren werden. Selbst unsere gewiegteften Redner haben in einer Versammlung, in der Heilmann das Schlußwort hat, einen schweren Stand. Außerdem unterhalten wir Nationalsozialisten uns nicht mit Juden über politische Dinge. Bei Ihren Reden bitte ich Sie, etwas vorsichtiger zu sein, da Beschwerden in Massen über Sie hier eingelaufen sind. Arbeiten Sie meine Broschüre: Die Berdummung des deutschen Volkes durch die Sozialdemokratie" einmal durch. Nicht Schimpfen, sondern Tat­sachen beweisen!

Wenn ich als Aelterer und als Ihr Gauleiter das schreibe, wollen Sie das in Ihrem und im Interesse der Partei als ta me= radschaftliche Ermahnung entgegennehmen. Mit deutschem Gruß und Hitler- Heil!

Ihr Wilhelm Kube ,

Gauleiter und Mitgl. des Preuß. Landtags.

Die Angst des Klopffechters Rube vor einer Auseinandersetzung mit einem Sozialdemokraten ist so start, daß er felbst dem jungen Aktivist" die väterliche Mahnung gibt: Hüte dich, du könntest dich blamieren!

Karl Kautsky . Der lehthin veröffentlichte Brief der Genossin Luise Kautsky enthielt die Mitteilung, das Karl Rautsty nicht unerheblich erfrankt sei. Wir können jetzt berichten, daß das Befinden Karl Kautskys gebessert und unser verehrter Freund fieber frei ift; die völlige Befundung wird allerdings nach der Meinung der Aerzte einige Zeit brauchen,