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Stichard SCuetfenbeck: CtlflJfUUcpßC

Chapullepec war der Lieblingssitz der Kaiserin Carlota, der Frau jenes unglücklichen Maximilian von Oesterreich , der in Quarten ), eine Stunde von hier, vor den Gewehrläufen mexikanischer Mebellen seinen Herrschertraum austräumte. Damals mag der Park von Chapultepec noch nicht so groß und schön gewesen sein wie heute-, aber es gab schon die herrliche Schloßterrasse, von der man den heiligen Berg Mexikos , den Popocatepetl, sehen kann. Ich habe dort gestanden, wo die Kaiserin sicher oft die Fremdartigkeit der subtropischen Vegetation empfand. Was für ein Unterschied zwischen Oesterreich und Mexilo. Das Land ist wild und schön: aber je länger man es betrachtet, um so mehr sehnt man sich nach der Einfachheit unserer nordischen Wälder zurück. Jetzt wohnt im Schloß von Chapultepec der Präsident der mexi- konischen Republik, und eine Menge schwerbewaffneter Soldaten bewachen die Auffahrt zum Präsidentenpalais. Ich betrachtete diese wütend aussehende Menschenklasse mit einiger Sorge und traute mich nicht recht an chnen vorbeizugehen Zumal mein Spanisch recht elend ist und ich nicht wage» konnte, ihnen schnell auseinander- zusetzen was ich wollte. Und zumol mir ein sehr gewichtiger Deut­ scher Mexikos kurz vorher gesagt hatte, das hiesige Heer bestände zum großen Teil aus einem nordischen Indianerstamm, der große Verwandtschaft mit unseren Knabenbuchopachen habe und wegen semer Wildheit gefürchtet sei. Ms ich noch stand und zögerte, näherte sich ein kleines Indianer- Mädchen, das sine» Korb am Arm trug, den auf ihr Gewehr ge- stützten Rebellen, sah sie frundlich an und ging an ihnen vorüber. Wen» es mir auch nicht gegeben ist. Soldaten mit einem Lächeln zu entwaffnen, gab ich mir doch einen Stoß und tat desgleichen. Ich legte mein Gesicht in freundliche Falten und schritt gelaflen an der Wache vorbei. So bin ich denn auf die Terrasse gekommen, auf der die Kaiserin Carlota gestanden hat. Cr war au einem Sonntag, und ich war eigentlich her- gekommen, um den Korso zu sehen. Der gedruckte Führer verspricht, daß man bei diesem Korsa viele elegante Frauen sehen könne. Ferner Mexikaner in alter Nationaltracht, sogenannt« Charros. Ich habe beides gesehen und bin von meinem Ausflug nach Chapultepec sehr befriedigt. Die Banda polizia, die Kapelle der Polizei, spielte zum Promenadentonzert auf, und unter den Zuhörern gab es nicht nur »ine Menge eleganter und schöner Mexikanerinnen, fondern auch unverfälschte Indianer, die die ganze Sache wie«in Wunder aus Tausendundeiner Nacht anstarrten. Besonders wenn die Pauke drauflos schlug, daß es krachte, empfanden sie Vergnügen, und sie »achten mit merkwürdig unmelodischen exotischen Stimmen. Das ist überhaupt einer der größten Reize Mexikos , daß man überall unter den modisch gekleideten Menschen die Indianer sieht, die einen so unverfälschten llrwaldblick haben, daß man meint, sie müßten gleich mit wildem Hussa zum Tomohawk greifen und davonspringen. Aber nichts liegt ihnen ferner. Die langen Jahre der spanischen Zivi- lisation haben diese Leute ganz verändert. Die Indianer haben übrigens in der jüngsten Zeit große Er- folge gehabt. Seitdem sich Mexiko vom Mutterland Spanien los- gerisien hat, haben sie das verlorene Terrain langsam wieder aus-

geholt. Die augenblicklichen Herrscher des Landes müssen nach den Paragraphen der Revolution von 1917 leben, und diese Revolution hat praktisch den Indianer zum Herrn des Landes gemacht Der wichtige Deutsche, der Mexiko seit vielen Iahren kennt, erzählte mir. vor kurzem habe er einer offiziellen Rede beigewohnt, in der gesagt worden sei, es werde der Tag konimen, wo der Indianer an der Spitze der Zivilisation marschieren würde. Der Redner habe durch- blicken lassen, daß er die Indianer für wertvoller als die Europäer und Amerikaner halte: und es habe hinterher eine gewisse Ver- itimmung geherrscht. Es liegt mir fern, die Zukunft des Indianers voraussagen zu wollen. Daß das indianische Boll hier mit Recht die Hauptrolle spielt, geht schon aus dem Verhältnis seiner Zahl zu dem der ein- gewanderten Eroberer und Europäer hervor. Zehn Millionen Indianern stehen nur drei bis vier Millionen Spanier und andere Euroväer gegenüber. Große Freude haben die Indianer an wilden Tieren. Ich sah das im Tierpark von Chapultepec. Im Süden Mexikos , in Chiapas und anderen Provinzen, die zum Teil unerforscht sind, gibt es noch Löwen und es gibt dort sogar noch Tiger. Diese Tiere sind zwar kleiner als die Löwen und Tiger, wie mir sie in unseren zoologischen Gärten gewohnt sind: aber es sind gleicbwohl richtige Löwen und Tiger. Ich habe sie hinter Gittern im Park von Chapultepec ge- sehen: und die Indianer sind von chnen begeistert, weil es ja eigent- »ich noch nicht fo lange her ist, als sie mit den Tieren auf du und du im Urwald standen. Diese zivilisierten Indianer sprechen mit den Bestien, als ob sie noch von chnen oerstanden würden. Es ist komisch zu sehen. Die Mütter heben chre Kinder hoch gegen das Gitter, und die würdigen Väter reißen einen Grashalm ab und machen den ver» wegenen Versuch, einen Löwen an der Schnauze zu kitzeln Die beliebtesten Tiere in Chapultepec sind und blechen aber die Affen Beim Anblick der Affen, die hier auf einem freien, nur durch einen kleinen Wasserstrcif vom Publikum getrennten Felsen herum- springen, gehen sogar die Herren Soldaten aus chrer Reserve her- aus; sie vergessen die Krieqsartikel und ihr Reglement und brechen in eine unvorschristsmäßige Heiterkeit aus. die einen alten Preußen befremdlich berührt. Was soll werden, wenn sie in den Krieg ziehen müssen? Wenn der Gegner auf die Idee kommt, ewige Käfige mit Affen heranzuschleppen, ist das Land geliefert. Die Reiter in Nationaltracht, mit breitkrämpigem Hut, Lasso, geschnürten Hosen und einem Prunksattel(der soviel wert ist, daß man sich dafür ein Haus kaufen kann) sind Mitglieder des Vereins zur Erhaltung alter Volkssitten. Aber das macht nichts, und in dieser bunten Umgebung wirken sie wunderbar echt. Man möchte sie sich nicht anders wünschen. Ich entdeckte auch«ine Calrada de poctas, was offenbar soviel wie Dichterweg heißt. Dieser Weg, eingebettet m tropische Farne, Lianen und Palmen, war wunderschön. Dichter gab es dort wenig: um so mehr aber Liebespaare, die sich nach dem Schatten sehnen und entfernt sein möchten vom Lärm des Alltags. Aber auch hier hörte man die Vanda polizia, das Krachen der Pauke und das Lachen der Indios.

Alfred mauck: Aisgttle alle" SEeH Srgöi&licheg aus vergilbten Teilungen

Erlangen vom 15. Juni Es war leicht zu vernmtlzen, daß die Infectenfchwärme, welche mau neulich bey Hirschbruck hat niederfallen sehen, lem« Heuschrecken gewesen, well diese noch nicht Flügel haben, womit sie sich in der Luft erhalten können. Es sind Maikäfer gewesen, welch« kurz vor einem Gewitter so häufig ge- zogen gekommen. Die Schweine, welche man bey solcher Gelegen­heit mit einem Gericht Heuschrecken troctiren wollt«, mußten also hungrig und mißvergnügt zu ihren Trabern wieder nach Hause gehen.(V osfische Zeitung Nr. 76. Berlin 1750.) W e ich s e l st r o m vom 6. September. Der Magistrat zu Posen hat vor kurzem eme Kleiderordnung publizieren lassen, nach welcher dem bürgerlichen Frauenzimmer nicht mehr fieq stehen soll, die Haare fliegen zu lassen, nach Mäntelchen, auch keinen Stoff und Dragct, sondern mir Crosdewur und Taffent zu tragen. Berschie- dene, die dawider gehandelt, hat man auf das Rathäuß gebracht und ihnen daselbst die Haare abgeschnitten.(D osfische Zei­tung" Nr. 112, Berlin 1754.) Donau st rom vom 12. October. In Wie» soll allen Damens nochmahls angesagt worden seyn, nicht geschminkt nach Hofe zu kommen, und den Kirchenaufsehern soll ebenfalls nochmahls angedeutet worden seyn, wenn sie solche Personen in der Kirche ansichtig werden, gleich aus der Kirche zu weisen.(V osfische Zeitung" Nr. 127, Berlin 1765.) Maynstrom vom 6. März. Tausend Guineen sind auf eine Wette in London gesetzt, die künftigen Aprll entschieden wird. Der Gegenstand davon ist. daß kein Mensch auf einem Bein 1K Stunden lang hüpfen kann. Herr Hughes, ein Schieferdecker. der wegen seinen Fertigkeiten in solchen Sachen berühmt ist, hat sich's unternommen, und werden viele Wetten davon abhängen. (Bosslsche Zeitung" Nr. 51. Berlin 1767.) Don au st rom vom 16. November. In Wien soll«ine besondere Traucrordnung für die dasigen Einwohner bekonntge- macht werden. Zufolge derselben soll die Trauer für Eltern nur 3 Monat, für Ehegatten 8 Wochen, für Kinder und Anverwandten aber entweder gar nicht, oder doch nur eine kurze Zeit getragen werden.(Vossische Zeitung" Nr. 139. Berlin 1 767.) Maynstrom vom 2 6. April. Die Natur weicht bis- weilen von ihrer bekannten Ordnung und Einrichtung ab: davon hat man verschiedene Beyspiele, und unter andern auch folgendes. Zu Westerwick fand man in dem Gelben eines Hühnereys ein zweytes, Ey mit der Schale, in der Größe eines Taubeneys, und als man solches ausmachte, war es inwendig ebenso beschaffen wie ein ander Ey. Es fragt sich dabey, wenn diese Eyer hätten aus- gebrütet werden sollen, ob es mit Heyden möglich gewesen, und wie viel Zeit dazu erforderlich gewesen wäre?(..Vossische Zei- tung" Rr. 54. Berlin 1 768.)

Alle Briefe aus Paris sind voller Lobeserhe« bungen des Herrn Navarre, welcher vor kurzem eme neue Art von Stühlen, die man ganz bequem beyy sich tragen kann, er» fimden hat. Eben dieser geschickte Künstler hat auch ein« Art von kleinen Sprengfässern erfunden, die überaus niedlich und überaus leicht ausgearbeitet sind, und die man ebenfalls, wenn sie gleich voll Wasser sind, ohne die geringste llnbequemlichkett bey sich führen kann. Diese beydeu Kunststücke hoben einen erstaunlichen Abgang. .und es ist kein Stutzer in ganz Paris , der nicht neben seinem Taschenspiegel auch«inen solchen Stuhl und ein solches Arrasoir bey der Hand haben sollte. Die vom Spatzierengehen ermüdeten Damen finden ein unbeschreibliches Vergnügen daran, auf diesen Sesseln sich niederzulassen, nachdem vorher der zum Ausruhen erwählte Platz von ihren galanten Begleitern mit aller Fertigkeit des kunst- erfahrensten Gärtners besprenget, und dadurch die ganze Attno- sphär«, in deren Mittelpunkt sie sitzen, erfrischet worden. Sie haben unter sich beschlossen, den» Herrn Navarre eben sowohl als dem Herrn Chaumont , dem Erfinder des neuen Toupe(t), eme Bildseule von eben dem Meister, der jetzt an der Statue des Herrn von Lol- taire arbeitet, verferttgen zu laßen, die in der Mitte der Thuillerien aufgerichtet werden soll. Die Kosten dazu sollen durch Subskribtion zusammen gebracht werden und man wird den dazu beretts ent- worfenen Plan dem dasigen Publica nächstens bekanitt machen. (Bossische Zeitung" Nr. 57, Berlin 17 76.) Ein Beytrag zur Geschichte der Thier«. Unweit Newgate in England ist ein Hund, den«ine Katze gesäugt hat: diesen Hund hat man noch nicht einmahl Bellen hören: wenn auch mitten in der Nacht an der Thür geklopft wird, die er bewacht, so schweigt er. als ob er nicht Bellen könnte.(Vossische Zei» tung" Nr. 74. Berlin 1770.) Da denen bisherigen Verordnungen zuwider sich viele Leute unterstehen, die Straßen durch Aus­gießung derer Nachtcymer und Hinwerfung des Mülles zu verun- reinigen: so machet das Policeydirekwrium zu jedermanns Achtung und Warnmig hierdurch bekannt, daß dergleichen Personen künftig statt 2 Rthlr. mit 5 Rthlr. oder proporttonirlicher Leibessttafe be- legt, überdem aber ohne Ansehen der Person an den Ort, wo sie betroffen werden, öffentlich mit einem Zettel vor der Brust aus- gestellet werden sollen. Berlin , den 12ten May 1771. Königs. Preuß. Policeydirettorium. Philippi. (Vossische Zeitung" Nr. 60. Berlin 1771.) In England sind seit kurzen bei dem Frauen» zimmer, wenn sie ausreiten, die Sttefel mod« geworden. Sie

solle» in dieser Kleidung gut ausschen.(Vossische Zeitung� Rr. 109. Berlin 1771.) Ein beliebtes Wochenblatt macht die Anmerkung. daß die Speisen von Mehl mehr gutes Geblüt kochen als die Fleisch- speisen, und deswegen wären auch die Allen so stark gewesen, und das Frauenzimmer wäre in vorigen Zellen auch um einen Centncr schwerer gewesen, hätte auch einen leibichtern und festern Körper gehabt, well sie meist Mehl- und Milchspeisen, sehr wenig aber von Fleischspeisen genossen, und auch viele Hausarbeit sclbsten verrichtet hätten.(V osfische Zeitung" Nr. 6, Berlin 1773.) Die Frau Oberrentmeisterin und die Frau Oberschatzmeisterin zu Paris haben unlängst gezeigt, wie standhaft eine rechtschaffene Dam« auf ihrem Range beharren müsse. Sie begegneten emander mtt ihren Kutschen in einer engen Straße, wo eine von chnen hätte zurückfahren müssen. Ehe daß aber eine gechan hätte, blieben sie lieber von Morgens 9 bis Abends 4 vor- einander halten. Ihre Bedienten fütterten unterdessen die Pferde auf der Straße, und höhlten den Frauen das Mittagessen in die Kutsche. Vermuchlich würden sie chnen auch die Schlafhauben. Kopfkissen und Nachtgeschirre haben holen müssen, wenn nicht der Ouarttermeister, um' der Narrheit ein Ende zu machen, und dem Publica die Straß« wieder zu öffnen, das kluge Mittel ersonnen hätte, daß sie beyde zugleich hinter sich aus der Straße, und her­nach in eine andere fahren sollten.(Journal", Frankfurt am Main . 1774, 4. Februar.) Aus Oberdeutschland, den 18. Februar. In der Grafichaft Neuwied wurden am 5. dieses 3 Verordnungen: 1) Die Abschaffung der Kindtaufschmausen: 2) Der Hochzeitfeierlichkeiten, und 3) der Christ» und Reujahrsgeschenke an Pachen und Gothen von der Kanzel oerkündigt.(,LZ osfische Zeitung" Nr. 24, »erlin 1786.) S>er Steiler mit dem Oflerfeuer Der Kosakenkorporal Wassilis galoppierte auf der Straße von Jerusalem nach Jaffa , er trug eine Laterne auf dem Rücken, in der eine dicke Kerze flackerte und trieb sein Pferd unbarmherzig zum schärfsten Tempo an. denn das brennende Licht sollte nach an» Mittag mit dem DampferKrim " von Jaffa nach Odessa abgehen: Diese brennend« Kerze war das für Rußland bestimmte Oster- seuer, das wie an jedem Karsamstag in der Grabkirche Jerusalems von den griechisch-orthodoxen Patriarchen gespendet worden war. Zu dieser Osterfeier pilgerten vor dem Kriege ganze Scharen von Gläubigen aus Rußland , Palästina und Armenien nach Jerusalem , denn nach der Lehre der griechisch-orthodoxen Kirche er- scheint am Korsamstag das heilig« Feuer in Geftall einer kleinen Flamme, der Patriarch entzündet an ihr seine Kerze und Hunderte von Menschen drängen sich dann an ihm vorbei, um ihre Lichter und Fackeln zu entzünden. Für das alle RußUmd war dieses Fest von großer Bedeutung und es wurde jedes Jahr eigens ein schneller Dampfer nach Jaffa , dem Hafen Jerusalems , geschickt. Sofort nach der Feier brachten Berittene die Osterflamm« zum Schiff, das sogleich nach Odessa fuhr, dort wurde das Feuer des Patriarchen den Moskauer Kirchenvätern übergebe» und vom Kreml über ganz Rußland verbreitet. Unser Wassillj war einer der Stafettenreiter und galoppierte. was sein Gaul hergab, als plötzlich ein Hammel hinter einem Fels­block hervorsprang, vor dem das Pferd jäh scheute. Im nächsten Augenblick flog der Feuerreiter kopfüber in den Sand, überschlug sich und stellte, als er wieder auf den Beinen stand, zu seinen, Schrecken fest, daß zwar die Laternen unversehrt geblieben, ober die Kerze erloschen war! Er fluchte und überlegte eine Welle. Nach Jerusalem waren mehr als vierzig Kilometer zurück, das konme sein Gaul nicht leisten und hätte einen halben Tag gekostet. Zu seinem Pech hatte er kein einziges Streichholz in der Tasche, nach Emmaus, wo ihn schon die Ablösung erwartete, durfte er unmöglich ohne brennende Kerze kommen, er beschloß also trotz aller Gewissensbisse, einen Helfer zu suchen, ritt weller und entdeckt« bald einen arabischen Schafhirten, der seine Oelkuchen über einem kleinen Feuer röstete und nicht wenig erstaunt war, als der fremde Reller vorn Pferd sprang, sein« Kerze bei strahlender Sonne anzündete, die Laterne auf den Rücken band und davongaloppiertc. So war dem guten WassUif ebenso geholfen wie dem heiligen russischen Reich und keiner von den Millionen Bauern, die iv jenen, Jahr in ihren Dorskirchen die Kerzen anbrannten, hatte eine Ahnung, daß sein Osterfeuer nicht von dem Patriarchen Jerusalems , sondern von einem arabischen Schafhirten stammte. Volkmar Ire».

Begegnung

Es hatte gekmgell. Ich ging zur Tür und öffnet«. Bor mir stand ein Unbekannter, den Hut in der Hand. Verzeihung, wenn ich störe, ich bin sell einein halben Jahr ohi« Arbeit: hätten Sie vielleicht eine Zkleini gleit, ein Paar abgc- legte Schuhe..." Ich hörte gar nicht recht hin; ich sah ihn mir an, während er da vor mir stand und leise, stockend sprach. Seine Hände um- krumpften den Hill, seine ganze Hallunz war so verschieden von den vielen Menschen, die jeden Tag vor der Tür stehen und betteln. Dos ist auch gar kern Bettler, so empfand ich plötzlich. Ich 'weiß doch seit frühester Kindheit, was ein Bettler ist, wie ein Bettler aussieht. All, zarzaust, fadenscheinig. Der Mensch vor mir aber ist sung, jung wie ich selber. Warum nimmt er den Hut ob? Bin ich fem Vorgefetzter? Wir stehen doch im gleichen Aller und haben vor nicht langer Zeit die Schule ver- lassen, um hinaus ins Leben zu fahren. Vielleicht sagte man damals zu ihntt Da draußen weht zwar cm scharfer Wind, aber ein Kerl wie du, fleißig und anständig, wird seinen Weg schon machen. So hm er seinen Weg begonnen wie wir all«, voller Vertrauen zu fkl) selbst und voller Hoffnung für die Zukunft, hat gearbeitet und seine Pflicht getan. Und dann hat ihm alles Streben, alles Mühen doch nichts geholfen. Jetzt stand er vor meiner Tür. arbeitslos, und bettelte. 3<h hatte ihn nie gesehen und glaubte doch, ihn zu kennen: ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Schicksalsgememfchaft ver» band mich mit ihm. Er mochte dies auch empfinden: als ich ihm ein Geldstück reichte, da sah er auf, und unsere Blicke trafen sich für eine Se- künde. Wir wurden beide rot. Er machte hastig kehrt und eilte die Treppen hinunter. Mir aber war, als müßte auch ich, als müßten wir olle so wie er vor der Tür« stehen. H. Sch.