Nr. 166 48. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Berlin unter dem neuen Gesetz
Freitag, 10. April 1931
melbete sich selbst bei der Polizei und gab die wahrheitsgemäße Darstellung der Vorgänge in der Wohnung. Danach konnte von einem Ueberfall oder gar Mord gar keine Rede sein. Bestätigt wurde das noch durch den Sektionsbefund, durch den einwandfrei Schlaganfall als Todesursa che festgestellt wurde. Gint
Stadtgemeindeausschuß gewählt gewählt- Magistratswahlen am Dienstag Berschulden der früheren Untermieterin oder ihres Bräutigams
Die kommuniffen waren gestern sehr böse, als sie feststellen mußten, daß ihr Phrasengedresch über Fragen der hohen Politif" zufünftig aus dem Stadtparlament verbannt fein wird. Sie machten deshalb auch zu Anfang der Sigung wieder Radau, beruhigten fich aber sehr schnell, als der Vorsteher sie auf die neuen Beftimmungen der verschärften Geschäftsordnung aufmerksam machte. Das wichtigste Ergebnis der geftrigen Versammlung ist die Wahl des Stadtgemeindeausschusses, die in fünf Minuten erledigt mat. Dem Ausschuß, der bedeutungsvolle Arbeit zu leiffen haben wird, gehören dreizehn Sozialdemokraten an. Die Wahl der sechs unbefoldeten Stadträte wurde vertagt. Sie soll zusammen mit der Oberbürgermeisterwahl am Dienstag vorgenommen werden. Zur Oberbürgermeisterwahl haben nun, nachdem die anderen Fraktionen endlich zu einer Einigung gefommen find, die Deutschnationalen ihren eigenen Kandidaten entdeckt. Herr von Jedlin, Ceuchte der deutschnationalen Fraktion, nannte Pressevertretern im Rathaus als Auserforenen Herrn Dr. Steiniger, den ehemaligen Vorsitzenden des Zweckverbandes Groß- Berlin. Aber diese Kandidatur der Herr Steiniger zählt bereits 67 Jahre -- nimmt niemand im Rathaus ernft. Für einen der Bürgermeisterpoften präsentieren die Deutschnationalen den Landtagsabgeordneten Steinhoff. Auch er hat teine Aussicht, gewählt zu werden.
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Die geftrige erste Stadtverordnetenstzung nach den Osterferien, die zugleich die erste Sigung nach Infrafttreten des neuen Gesetzes über die Stadtgemeinde Berlin war, begann mit einem einen Kommunistenkrach. Als drei Dringlichkeitsantragen der Kommun sten durch den Widerspruch anderer Fraktionen die Dringlichkeit versagt war und somit die Behandlung in der reftrigen Sitzung unmög lich wurde, meldete sich der derzeitige Führer" der tommunistischen Fraktion, Wisnewsti, zur Abgabe einer Erklärung zum Wort. In Dem feitenfangen Erguß war davon die Rede, daß durch die neue Oberbürgermeister dittatur" mit der demokratischen Selbstverwaltung in Berlin aufgeräumt werde. Als ter Redner bazu überging, die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung, ins befondere die sozialdemokratische Frattion, in der unerhörtesten Weise zu beschimpfen, unterbrach ihn der Vorsteher, Genosse Haß, indem er ihn
unter Berufung auf die neue Geschäftsordnung ermahnte, zur Sache zu sprechen. Wisnewsti hätte zudem, so erklärte Haß weiter, die Erflärung vorher nicht zur Kenntnis des Vorftebers gebracht, und als Wisnerfti daraufhin Einwände erhob, zog er sich einen Ordnungsruf zu. Die tommunistische Fration färmte unterdes unausgelegt, so daß die fortgesetzte Werlefung der Erklärung und die weiteren Ermahnungen des Vorstehers in dem Tumult untergingen. Als schließlich Wisnewsti die Angriffe gegen die Fozialdemokratie fortjente, forderte der Vorsteher ihn auf. die Berlesung abzubrechen, da sie nicht in die Stadtverordncten.
Beschuldigung aus Rache.**
Seltsame Must ärung eines Todestalles. Rachfucht und Geldgier haben einen 53 Jahre alten Tischler aus der Jüdenstraße in eine Lage gebracht, die für ihn ein peinliches Nachspiel haben wird.
Bei dem Mann, der Witmer ist, war als Wirtschafterin eine Frau Frieda Borgfeld tätig. Ende März fam der Tischler eines Abends nach Hause und fand Frau B. besinnungslos und schwer atmend auf dem Sofa liegen. S. begab sich zur Polizei und er. stattete Anzeige, daß eine frühere Untermieterin und deren Bräutigam einen Raubüberfall auf seine wirt schafterin verübt hätten. Er habe, wie er angab, die beiden
Gerhart Herrmann Mostar
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Schicksal fance
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Es ist also all das gekommen, wahrhaft und wirklich getommen, was oft in ihren Träumen gewesen ist, was sie sich oft lockend ausgemalt haben, wenn sie an der Not zu zer brechen drohten. Das große Wunder ist geschehen: Der Sand vom Stubbenland hat Frucht getragen, reiche, vielfache Frucht. Sie haben damals geglaubt, daß sie ihren Jubel würden austanzen müffen zwischen ihren hohen, grünen Spargelftauden, ausspringen über ihre breiten Hügel hinweg, um nicht irre zu werden vor Freude. Aber nun ist alles ganz anders; fie wagen das Bunder nicht anzulachen, denn es hat auf seinem Wege zur Erde den Tod getroffen; sie wagen ihm nicht die Hand zu drücken, denn es hat Blut an den Fingern; das Blut des fleinen, lieben Juden, der nun in der Charité in Berlin liegt und darauf wartet, etwas fräftiger zu werden- damit sie ihm bei verminderter Lebensgefahr die Rippen aus dem Leibe
schneiden können.
So ähnlich wenigstens hat es Lene Bapendied erzählt, der er es geschrieben; Lene, die jetzt, wo doch die Ernte längst vorbei ist, noch immer auf ihrem Felde umherstapft, die Hände vor dem Leib ineinandergeschlungen, den Kopf geſentt, eng geschlossen die Brauen. Seit sie so still, so verbissen ist, seit es den Stubbenlandern geradezu so vortommt, als leuchte ihr Haar nicht mehr seither wissen sie erst, was ihnen immitten der Schmere ringsum die Unbeschwertheit dieses Menschen bedeutet hat. Und sie glauben alle, daß ihre Wortfargheit und ihre Einsamkeit Trauer sind; denn Menschen wie Lene haben ihre Freuden für alle; ihr Leid für sich.
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Einmal nur zeigt sich, daß Lene nicht nur zu leiden hat; sondern zu kämpfen.
Es ist ein Augustabend, der sommerlich breit über dem Stubbenland liegt und die ungeduldige Dämmerung immer wieder, mit immer neu strahlenden Farben, vom Himmel wischt; nur in Luise Korns Küche hat sie sich heimisch machen fönnen. Lene ist gekommen, irgendeiner gleichgültigen Bitte
versammlung gehöre. Schließlich trat Wisnewsti denn auch von der Rednertribüne ab. Unterdes lärmten seine Fraktionsgenossen weiter, Hochrufe mengten sich in Niederrufe, Stattverordneter ange Neukölln( Komm.) og fich zwei weitere Dronungsrufe zu rufes aufmerksam gemacht. Damit war die Aktion der Kommunisten und wurde vom Vorsteher auf die Fo'gen eines weiteren Ordnungs. verpufft; wer eine schärfere Demonstration gegen das von ihnen außerordentlich scharf befehdete neue Gesetz Groß- Berlin erwartet hatte, fah sich enttäuscht.
Um 18 Uhr wurden die Wahlen zu dem 45 Köpfe starten
Stadtgemeindeausschuß vorgenommen, der in Zukunft einen Teil der Funktionen der bisherigen Stadtverordnetenversammlung übernehmen soll. Die Wahl tam einer Ernennung gleich, da nach dem neuen Gefez eine Wahl durch Zuruf" möglich ist, wenn tein Mitglied der Versamme lung widerspricht. Das war gestern der Fall, weil die einzelnen für den Stadtgemeindeausschuß eingereicht hatten, die alle pollgültig Fraktionen, gemäß ihrer Stärte in der Bersammlung, Borschläge waren, so daß sich also eine Wahl erübrigte. Für die fozial demokratische Fraktion, der nach dem Berteilungsschlüffel 13 Mitglieder zustehen. traten in den Ausschuß ein die Genoffen: latau, Riefe, 5aß, Robinson, Loewy, oywod Urich, Bublib. Bublin, Strieder, Gutschmiót, Burge meister, Schäfer und Amberg .
Die Wahl der sechs unbefoldeten Stadträte für das neue Maoistratskollegium wurde auf Antrag der Sozialdemokraten und der Mittelparteien bis zum Dienstão vertagt, so daß sie also gemeinsam mit der Wahl des Oberbürgermeisters, der beiden Bürgermeister und des Stadttämmerers borgenommen wird.
Borher hatte die Versammlung in rascher Folge eine Anzahl fleinerer Borlagen verabschiedet. Dem Projekt für den Ausbau der Reufertallee, für die Anlage von Partplägen und eines Fußweges längs der Bahn am Bahnhof Cimtamp wurde zugestimmt. Genehmigt wurden auch die Bautosten für den Boltsschulneubau in Zehlendorf - Mord in ihrem ersten Teil und die restlichen Bautosten aus gemeinsamen Borbehaltsmitteln. Für die Schmutzwassertanalisation in der Kolonie Benden chloß wurden 32 300 mt. bewilligt, die Borlage wegen ber neuen Hundesteuerordnung wurde einem Sonderausschuß über wiesen. Supeſtimmt wurde schließlich einem Antrag ber fozial demokratischen Fraktion und der Mittelpartei n, ber die Ein feguna eines 25pliedrigen Ausschusses zur Bearbeitung und Prüfung der Berhandlungen über tie ceplant Altion mit der Breag fordert. Dieser Ausschuß foll nach dem Willen der Antragsteller die Maß nahmen des Magistrats in Mieser Sache beobadten und fontrollieren; die Kommunisten, die fonft immer dem Magiftrat+ ärfftes Miß trauen entgegenbringen und für die weitgehen ste Demokratie in der Stadtverwaltung sind, waren gegen ben Antrag. Der öffent. lichen Berhantung schloß sich eine nichtöffentliche Sigung an, in der Borsteber Genofie as über die Berhandlungen zu den Wahlen im Magiftrat berichtete.
aus dem Hause noch flüchten sehen. Noch am späten Abend mußte Frau Borgfeld nach dem Strantenhause gebracht werden, wo sie bald darauf starb. Die Untersuchung, die daraufhin von der Kriminal polizei angestellt wurbe, ergab aber ein ganz anderes Bilb. An jenem Nachmittag war in der Wohnung des Tischlers der Be richtsvollzieher erschienen in Begleitung der Untermieterin, bie eine Forderung an den Tischler hatte. In Abwesenheit des Wohnungsinhabers führte die Wirtschafterin, eine ältere Frau, den Beamten durch die Zimmer und auch auf den Boden. Dort erlitt fie plötzlich einen Herzanfall, fiel zu Boden und hatte unter Atemnot zu leiben. Der Gerichtsvollzieher trug die Bewußtlose in die Wohnung zurüd, bettete fie auf ein Sofa und bemühte sich, ihr beizustehen. Ein Arzt, der geholt wurde, hielt es für ratfam, die Frau in ein Krankenhaus zu bringen. Der Bollziehungsbeamte
megen; hat auch Anna Maschte angetroffen; und ist ein Weilchen geblieben. Die drei Frauen sind allein.
Anna Maschte erzählt immerzu. Wie sie sich auf ihr Kind freut; wie sie sich um ihr Leben ängstigt; wie ihr Baul jegt so besorgt um sie ist. Nun muß auch Lene von Siegfried Schmitzer erzählen.
Heute ist er operiert worden. Er hat mir geschrieben, daß nun vierzehn Tage fein Brief von ihm tommen wird; so lange muß er wahrscheinlich im Gipsverband liegen. Seine linte Brustseite wird enger durch die Operation."
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Die beiden anderen schweigen. Sie wissen, um men Schmizer gedient hat. Und sie ahnen, womit Lene ringt. Endlich sagte Luise Wenn er nur durchkommt. Ja", sagte Anna Maschte leise, wenn wir nur durch tommen." Tränen der Angst find in ihren blassen Augen. Es ist alles so schön jetzt, gerade jetzt. Ich möchte jetzt nicht weg...
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Maschte geht, dankbar für ben fleinen Troft. Wer denkt denn an so was!" fagte Luise, und Anna
Die Dämmerung hat sich endlich den Zutritt zum Lande erkämpft. Der Himmel steht gelb vor dem Fenster. Zwischen gelbem Himmel und gelbem Sand ist das dunkelgrüne Band Spargelstauden. Es ist eine einfache Landschaft, und sie ist der fernen Riefern und das blaßgrüne Fransenwert der sehr schön, und es ist nun die Heimatlandschaft; vielleicht hat bie harte Arbeit sie so schön und einem so zu eigen gemacht... Luise fragt:„ Wenn Schmiger wieder gesund ist: wird er denn dann noch so arbeiten dürfen?"
,, Nein."
Das Rein bleibt lange allein im schweigenden Raum... dann steht Lene auf: Bis zur nächsten Ernte werde ich es allein schaffen mit der Arbeit. Und dann- uno vann wirs man ja weiter sehen."
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Und sie geht mit dem festen Schritt der Entschlossenen. Nur wenige Minuten hat Lene in einem Gartenhof der Charité gewartet: ba tritt Siegfried Schmitzer schon aus dem Torweg. Er hat den Stod mit dem Gummiende über die Schulter gelegt und geht ohne Stüße das soll ihr zeigen, daß die Operation gut überstanden ist. Aber sein Gesicht ist schmal, die Unterlippe hängt fahlrot in die gelbe Haut, die Ohren scheinen abstehend und groß; die blau gestreifte An staltskleidung der dritten Klasse steht ihm nicht, weil er sich schlecht hält, der Kragen ragt hoch über die schrägen Schultern; er trägt hadenfofe Schuhe und ist flein gegen Lene, als er vor ihr steht.
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fchied völlig aus. Als man dem Tischler das Ergebnis der Unterfuchung vorhielt, mußte er zugeben, gelogen zu haben. Er hatte Don feiner Untermieterin ein Spartassenbuch behalten. Durch die wissentliche Falschbezichtigung der Arzt. und der Gerichtsvollzieher hatten ihn über die Vorfälle aufgeklärt bereiten und es dahin zu bringen, daß sie und der Bräutigam fest- beabsichtigte er, der früheren Mieterin Schwierigteiten zu genommen würden. In der Zwischenzeit wollte er das auf dem Spartassenbuch vorhandene Geld abheben.
Das Urteil im Nazi- Prozeß.
Gefängnisstrafen für alle Angeklagten.
Die Beweis aufnahme im Prozeß gegen die Nationalsozialisten Martowsti und Genossen ergab am letzten Berhandlungstage noch in zweifacher Beziehung. Bemerkenswertes. schwer belastet. Er erzählte, daß Becker ihm eines Tages gesagt Der Angeklagte Beder wurde von seinem Zimmergenossen B. babe, er, Becker, habe einen Menschen mit dem Messer gestochen. Auch der Angeklagte Konrad Domning sei bei der Unterhaltung dnbei gewesen. Der Zeuge P. war es übrigens auch, der der Polizei seinerzeit den Nationalsozialisten Neubert als den Messerstecher in der Silvesternacht genannt hatte. Neubert war dann auch geständig. P. ist nicht mehr Mitglied der Nationalsozialistischen Bartei; der ewigen Schlägereien und des SA.- Dienstes müde, ist er aus der Partei ausgetreten. Noch bemerkenswerter als die Aussage diefes Zeugen war die Feststellung, die auf Grund des Strafregisters über den Zeugen des Verteidigers, ben Redakteur des Angriff", Kiefer gemacht wurde. Sechs Vorstrafen, darunter vier megen Betruges, sollten auch für einen Angriff" Redakteur wahrlich zuviel fein.
Der
Entsprechend der neuen Situation änderte der Staatsanwalt feinen Strafantrag in bezug auf den Angeklagten Beder. An Stelle der früher beantragten 2 Jahre Gefängnis wegen gemeinfchaftlicher schwerer Körperverlegung beantragte er nun 5 Jahre Gefängnis wegen Körperverlegung mit Todeserfolg. Gtaatsanwalt hielt ihn der Messerstecherei überführt, wollte aber troß der ungeheuerlich viehischen" Tat, wegen seiner Jugend von einer Zuchthausstrafe absehen. Die Anträge gegen die übrigen fünf Angeklagten blieben die gleichen: je zwei Jahre Gefängnis für Martowfti, Broschauer, Foyer und Frizz Donming, 1 Jahr gegen Konrad Domning.
Jn später Abendstunde kam das Schwurgericht nach längerer Beratung zu einer Berurteilung sämtlicher Angeklagten, und zwar erhielt der Angeklagte Becker wegen schwerer Körperverletzung mit Todeserfolg 5 Jahre Gefängnis, während die anderen Angetlagten moegen gefährlicher Körperverlegung in Enfeinheit mit Raufhandel verurteilt wurden, und zwar martowift zu zwei Jabren Gefängnis, Froschauer zu 3 Jahren Gefagais, Frig Domning 3u 2 Jahren Gefängnis. Konrad Domning ju 1 Jahr Gefängnis und Foyer su 2 Jahren Gefängnis.
Wahnsinnige Mutter erwürgt ihr Kind.
3m nahen Sprendlingen er iv ürgte die zwanzig Jahre alte Ehefrau Brandt in einem Anfall geistiger Umnachtung ihr zwei Jahre altes Kind und versuchte darauf, sich mit einem Beil die Pulsader zu öffnen, was ihr aber nicht gelang. Als ihr Mann zurückkehrte, verschwand sie im Walde, wo sie vergeblich von Gendarmeriebeamten gesucht wurde. Später erschien fie auf der Gendarmerieftation und legte ein Geständnis ab.
Er gibt ihr die Hand. lächelt ein rührendes Krankenlächeln, geht neben ihr her unter den Kastanien entlang, die in diesen engen Höfen schon welten; und bald erschrickt er: sie hat eine Gefaßtheit, so start, daß er sie nicht begreift. Sie finden eine freie Bant und setzen sich.
Ich habe Ihnen zuletzt wenig geschrieben", sagt sie mit einer unnötigen Festigkeit in der Stimme.
,, Sie werden in der Landwirtschaft zu tun gehabt haben." ,, Es gibt jezt nichts zu tun bei uns. Aber ich wollte nicht feige sein. Ich wollte Ihnen nicht einfach das schreiben, was ich sagen muß."
Er wird ganz weiß unter der stubengrauen Haut, und der Stod, mit dem er im Sande schreibt, zittert.
Dant ich Ihnen schuldig bin. Ich weiß auch, welches der ein,, Glauben Sie mir, Herr Schmiger: ich weiß, wieviel zige, wirkliche Dank für Sie wäre... ich weiß fogar, daß
Sie schon zufrieben wären, wenn ich nur Ihres- Ihres Wertes wegen-"
Obgleich sie den Sah nicht vollenden kann, vermag er ihr nicht zu helfen, vermag er nicht abzuwehren er hat rote Flecken auf weißen Backen und schluckt und wartet, bis sie sich wieder gefaßt hat.
da, der uns trennen fönnte. Es ist der Boden, verstehen Sie, Ich wäre ja auch fähig, es zu tun. Es ist kein anderer das Stubbenland- bie achtzehn Morgen. Es läßt mich nicht los. Früher oder später verstehen Sie früher oder später werde ich einen haben müssen, der den Hof versieht; feinen Knecht, den kann ich ja nicht zahlen; einen, der Interesse, eigenes Intereffe haben muß einen, den ich heiraten muß... Dieser Mann, den ich noch gar nicht tenne- der trennt uns."
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Sein Stod wippt vom Boden nach oben: so zuckt er zusammen. Die Bewegung ist erschreckend traurig. Lene muß fich zusammen nehmen, um weiter sprechen zu können:
mit
Ich müßte also verkaufen, wenn ich mit Ihnen Ihnen zusammengehen will. Und verlaufen fann ich nicht. Nun nicht mehr. Ich hätte vielleicht eher gehen müssen, jezt ist es zu spät, jetzt hat mich der Boden da so erzogen, daß ich nur auf ihn passe... das ist es wohl."
Eine Weile sizen sie nebeneinander und schweigen. Sein Kopf bleibt geſentt. Sein Fuß wischt über die zittrigen Sandfiguren, die sein Stod gemalt hat. Fait wird Lene wieder weich; aber zugleich begreift sie, daß der Boden vom Stubbenland diesen hier ausgestoßen hat, seiner Demut wegen; mie er ihren Bater ausgestoßen hat, seines Hochmuts wegen. ( Fortsetzung folgt.)