Freitag 10. April
1931
onum smit 10 Pf.
Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
Tr. 167
B 84 48. Jahrgang
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Am Dienstag, dem 14. April, abends 7.30 Uhr veranstaltet der Bezirksvorstand der Sozialdemokratischen Partei von Groß- Berlin eine Kundgebung, in der der preußische Ministerpräsident, Genoffe Otto Braun , über das Thema sprechen wird:„ Was soll aus Preußen werden?"
Diese Kundgebung soll als Gegenstoß wirken gegen das Treiben der reaktionären Parteien, die unter der Führung des Stahlhelms auf dem Wege über eine Landtagsauflösung den Sturz der preußischen Staatsregierung herbeiführen wollen,
Wie felten einer dreht sich dieser Kampf um eine Person, um den sozialdemokratischen Chef der Preußenregierung, Otto Braun . 3mar wagen auch die schärfsten Gegner seine persönliche Lauterkeit und feine ftaatsmännische Befähigung nicht zu bestreiten- und doch hassen und bekämpfen sie ihn wie faum einen anderen, weil er Republikaner und Sozialdemokrat ift.
Am Dienstag wird nun Offo Braun im Sportpalast seinen Gegnern antworten. Er stellt sich zum Kampf. Das ist ein politisches Ereignis bis weit über die Stadtgrenzen von Berlin hinaus, von dem eine neue Welle schärfften Kampfwillens gegen alle Reaktion mit oder ohne Hakenkreuz ins Land gehen soll.
Selbstverständlich wird mit einem außerordentlichen Massen andrang zu rechnen sein. Die bewährte Disziplin der Berliner Sozialdemokraten wird aber dafür sorgen, daß alles glatt und ohne Störung verläuft.
Nazibedenken gegen Volksbegehren.
Und Liebenswürdigkeiten für das Zentrum.
Das nationalsozialistische Zentralorgan in München fordert zwar die preußischen Nationalsozialisten zur Beteiligung am Stahlhelmbegehren auf, aber es tut das nur mit Vorbehalten:
Fdrift des Bundes
Auf die Dauer von drei Monaten
Die Zeitschrift des Bundes der Frontfoldaten,„ Der Stahlhelm, ist von heute ab auf die Dauer von drei Monaten
verboten worden.
In der Begründung dieses vom Berliner Polizeipräsidenten erlassenen Verbots, das sich auf die Beanstandung einer Reihe von Stellen in dem Osterartikel des Bundeskanzlers" Major a. D. Wagner Außenpolitik und Preußen Boltsbegehren" stügt, heißt es am Schluß:
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,, Die Ausführungen stellen in ihrem Inhalt und in ihrer Form eine besonders verletzende rohe eyßerung der Migachtung dar. Der beschimpfende Inhalt ist darin zu erbliden, daß der preußischen Regierung eine äußerst schimpfliche Handlungsweise vorgeworfen wird.
Es wird von ihr behauptet, sie sei völlig ungeeignet zur Abwehr der polnischen Gefahr, sie habe die Sabotage des Ruhrkampfes auf dem Gewissen. Sie werde stets ein Ber bündeter Frankreichs und damit Polens sein und werde stets suchen, aus ihrem Haß gegen jede stolze Regung der Nation heraus Bolt und Reich zu entrechten.
Der preußischen Staatsregierung wird weiter vorgeworfen, daß sie außenpolitisch die Reichsregierung bremse, und anstatt stügend, aufweichend auf sie wirte, und daß dadurch das Ausland bei seinen Berhandlungen mit der Reichsregierung in Genf hoffen könne, die preußische Regierung werde dem Reich in den Rüden fallen. Es ist weiter die Rede von dem Haß der preußischen Staatsregierung gegen das Preußentum, von dem Be
Bekanntlich ging einst von uns der Gedanke aus, um Neuwahlen für den Preußischen Landtag zu erzwingen, ein Bolts begehren nebst nachfolgendem Boltsentscheid durchzuführen( wie das in Lippe jezt mit Erfolg gelungen ist). Gewisse Bestreben der preußischen Regierung, denken formaljuristischer Natur veranlaßten uns dann, diese Frage meiter zu prüfen. Unterdes hatte der Stahlhelm von fich aus und auf eigene Verantwortung den Beschluß der Boltsbe sich in die deutschen und deutsch - österreichischen Angelegenheiten ein
dem Willen des feindlichen Auslandes,
der Artikel nicht etwa nur eine einzelne beschimpfende Aeußerung enthält, die als einmalige gelegentliche Entgleisung aufgefaßt werden fönnte, sondern eine Stette planmäßiger gehässiger und in politischer Hinsicht denkbar schwerwiegendster Vorwürfe, erhoben gegen die Regierung eines deutschen Freistaates."
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Da der Erscheinungsort des Stahlhelm" Berlin ist und das Berbot fich auf Reichsgefek stügt, gilt es damit auch für das gesamte übrige Reich.
Uniformverbot gegen Nazis.
- Auch in der Provinz Brandenburg .
Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg hat auf Grund der Notverordnung des Reichspräsidenten das Tragen einheitlicher Iniformen oder Bundeskleidung der Nationalsozialistischen Deut schen Arbeiterpartei oder ihrer Nebenorganisationen verboten.
„ Gefchloffene" Gemeinden.
Alles befolgt Stahlhelmparole.
Wie seinerzeit beim Young- Begehren, so beginnt auch jetzt wieder die Stahlhelmpresse mit Gemeinden zu prahlen, die fich geschlossen" zum Volksbegehren gegen Breußen eingetragen haben sollen. Genannt werden zunächst die Gemeinden Bevern und Neuendamm bei Bremervörde .
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Diese geschlossenen" Eintragungen erinnern sehr verdächtig an sogenannte Wahlen" aus der Kaiserzeit, bei denen die gesamte Ortsbevölkerung unter Kontrolle der regierenden Großgrundbesizer vor dem Wahllokal antreten mußte. Sie geben einen Vorgeschmad dessen, was werden soll, wenn die ,, Freiheit" fommt, die der Stahlhelm meint.
fragung gefaßt und den entsprechenden Antrag beim Innen zumischen, eher Borschub zu leisten als sich ihm zu widerlegen. Die Brennender Dampfer auf hoher Gee.
minister Severing eingereicht, der nach den üblichen Schikanen auch als gesetzmäßig anerkannt werden mußte. Jene Be denken, die wir früher hatten, bestehen auch heute noch fort.
Im weiteren Verlauf des Artikels geht es dann ans Schimpfen, wobei, wie üblich, alle Bedenken schwinden. Mächtig geht es gegen die Volksbetrüger der SPD. und des Zentrums" und abermals gegen das torrupte vor margistischen Enthüllungen zitternde Zentrum", und nochmals gegen den roten und fchwarzen Margismus".
Mit dem schwarzen Margismus" ist natürlich der von Wil. helm Marg gemeint!
Wetterverschlechterung.
In Mecklenburg Schneefälle und Kälte.
Im Laufe der vergangenen Nacht ist das Reich in eine ausgedehnte Schlechtwetterzone geraten, die ihren Ausgang von England genommen hat und nach dem Osten zieht. In ganz Deutschland herrscht trübes und im nordwestlichen Teil fogar vielfach regnerisches Wetter. Die Temperaturen schwanken im allgemeinen zwischen 4 und 5 Grad Wärme, nur in Westdeutschland ist es erheblich wärmer. Heute früh wurden dort bereits 9 Grad Wärme gemeffen. Für die ziemlich vorgeschrittene Jahreszeit herrschen dagegen in Ostpreußen , pommern und medlenburg sehr tiefe Temperaturen. In Medlenburg find bel 1 Grad Kälte Schneefälle zu verzeichnen. Es hat fich eine durchgehende Schneedede gebildet, die den Frühkulturen schweren Schaden zugefügt hat.
Die Depreffion wandert langsam oftwärts weiter, und bereits am Sonnabend, an dem unser Gebiet auf die Rückseite des Tiefs gelangt, dürfte wieder mit einer Besserung des Bitterungscharakters zu rechnen sein. Bei fühlen Temperaturen ist trocenes Wetter bei wechselndem Himmel zu erwarten. Ein Prognose für Sonntag fann vom Amtlichen Wetterdienst bei der Unsicherheit der Wetterlage heute noch nicht gegeben werden.
oben angeführten Gesezésbestimmungen sind somit erfüllt. Für die Dauer des Berbotes war die Tatsache maßgebend, daß
and Aufbruch der Nation
Zum VOLKSBEGEHR Um Jution oder Lösen, Preußen ist aufzulösen.
vvvvvvv LEUMEN
" Jehf find wir aber gespannt, vor welcher Würde der Stahlhelmflepper zusammenfnacft."
Drahtlose Hilferufe.
New York , 10. April. Die Funfftationen an der Ostküste von Nordamerika fingen SOS. Rufe des 4470- Tonnen- Motorfrachtdampfers Nordhoal auf. Das Schiff befindet sich an der Küste des Staates Virginia in Brand und treibt im Meer. Die Befahung des Dampfers ift 42 mann start, sie hat in Rettungsbooten den Dampfer verlaffen. Der Dampfer„ Cherokee der Clide- Linie ist als erster an der Unglücksstelle eingetroffen und mit der Bergung der auf See treibenden Besatzung beschäftigt. Büffenboote und Zerstörer befinden sich unterwegs.dts
Hamburg , 10. April. Nach einer bei der Hamburg - Amerita- Linie eingetroffenen Meldung befand sich das Luftschiff ,, Graf Zeppelin" heufe früh über Benghafi auf der Strecke Tripolis - kairo . Das Cuffschiff macht sehr schnelle Fahrt und wird heute Nachmiffag bereits ägyptisches Gebiet erreichen.
125 Fischer ertrunken. Sturmfatastrophe an der foreanischen Küste.
Zofio, 10. April.
Ein schweres Unwetter hat in der Nacht die Südwestküste von Korea heimgesucht. Mehr als 100 Fischerboote sind dem Sturm zum Opfer gefallen. Die Zahl der dabei ertrunkenen Fischer wird auf 125 geschätzt.
Anhaltisches Volksbegehren zugelaffen. Das anhaltische Staats ministerium hat den Antrag der Volkspartei und der Wirtschafts partei auf Herbeiführung eines Volksbegehrens zweds Landtags auflösung zugelassen.