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BERLIN Sonnabend 11. April 1931

Der Abend

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B 85 48. Jahrgang

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Stahlhelm empfiehlt sich...

Im Fall von Unruhen als Schutztruppe

Der Berliner Stahlhelm hat seine gegenwärtige Attion eines Boltsbegehrens für Auflösung des Preußischen Landtags mit einem großzügigen Bettelfeldzug eingeleitet. Nach der Methode ,, Hilf, was helfen tann" wurde dabei mit den allergröbsten Mitteln gearbeitet. Ja, man fcheute fich nicht, den Befißenden vorzuspiegeln, es stünden Unruhen bevor, die vom Reichsbanner angezettelt werden mürden, und dann werde es die Aufgabe des Stahlhelms sein, die bedrohten Geldschränke zu schüßen. Vor uns liegt ein Flugblatt folgenden Wortlauts:.

Der Stahlhelm

L.-B. Groß- Berlin

Aufruf

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Boltsbegehren!

an die nationale Bevölkernug von Groß- Berlin und

Reichsgelder für den Bulgarenzar!

Eine sozialdemokratische Anfrage

Ende März ist durch eine kommunistische Reichstagsrede in der| Deffentlichkeit bekanntgeworden, daß dem ehemaligen König Ferdi nand von Bulgarien wiederholt größere Geldbeträge aus Reichsmitteln zugeflossen sein sollen. Inzwischen haben fich die Gerüchte über Zahlungen des Reiches an den Erfönig Ferdinand weiter verdichtet. Darum hat die sozialdemo=

Umgegend zur Mitarbeit am Bolksbegehren und Dienstag abend, 19.30 Uhr

Dessen finanzieller Unterstützung.

Der Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten , hat mit dem Einbringen eines Bolts begehrens auf

Auflösung des Preußischen Landtages

ben Kampf gegen das rote Breußen, in offener Feldschlacht auf genommen und wird ihn durchführen. Die Hauptlast des Kampfes wird, wie immer, der Stahlhelm Groß- Berlin zu tragen haben. Davon geben die folgenden Zahlen ein anschauliches Bild. Bon 254 lleberfallen auf Stahlhelmleute im ganzen Reiche in den Jahren 1929 und 1930 entfallen allein 230 auf Groß- Berlin. Auc in dieser Boltsbegehrenschlacht wird der Stahlhelm Groß- Berlin mieder die härteften Kämpfe führen müssen. Ihm liegt es schon in erster Linie ob, die benötigten 20 000 Unterschriften für das Zu­lafjungsverfahren zu sammeln.

Sportpalast

Otto Braun

fratische Reichstagsfrattion jetzt folgende Kleine An­frage an die Reichsregierung gerichtet:

Der ehemalige König Ferinand von Bulgarien hat seit dem Ein­tritt Bulgariens in den Weltkrieg wiederholt Zuschüsse aus Reichs­mitteln erhalten. Wir fragen die Reichsregierung:

Wenn das zutrifft,

a) mie hoch ist der jährliche Zuschuß?

b) wird der Zuschuß tatsächlich seit dem Jahre 1927 gezahlt?

1. Ist es wahr, daß an den ehemaligen König Ferdinand von Bulgarien jährlich ein größerer Betrag aus Reichsmitteln gezahlt Die Berliner Stahlhelmkameraden find es aber auch, auf deren wird, wobei das Reich die Berpflichtung übernommen hat, diefen Hilfe fich die nafionalen Kreise der Reichshauptstadt verlassen bei Unruhen, die der Reichsbannergeneral Hörfing jo offen- Betrag laufend bis zum Tode des ehemaligen Königs Ferdinand von fichtlich vorbereitet und freimütig in Aussicht stellt. Bulgarien zu zahlen? Auch der Verhinderung derartiger Unruhen dient das Boltsbegehren auf Auflösung des Preußischen Landtages . An die nationalen Kreise Groß- Berlins richtet der Stahlhelm, Landesverband Groß- Berlin, deshalb die dringende Bitte, ihn für die Durchführung des Volks­begehrens mit Geldmitteln und durch Propaganda von Mund zu Mund zu unterstüßen und dafür zu sorgen, daß die aus Berlin tommenden Mittel auch dem Kampfe in Berlin zugute tommen. Zahlungen werden erbeten auf das Postschecktonto Berlin Nr. 9144 Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, Landesverband Groß- Berlin e. B., Berlin , mit dem Vermert auf dem Mitteilungsabschnitt: Ronto Boltsbegehren, oder durch unmittelbare lleber= sendung, mit dem gleichen Bermert, an das Landesamt des Stahl­helm, B. d. F., Landesverband Groß- Berlin, Berlin W 9., Pots­ damer Str. 134b, wohin auch alle Anfragen, das Volksbegehren betreffend, zu richten sind.

von Stephani

Major a. D. und Führer des Stahlhelm, B. d. F. Landesverband Groß- Berlin.

Berlin , den 10. Februar 1931

9, Potsdamer Str. 134b

Fernspr.: Lüzom( B 2) 4116

Herr Stephani macht sich einer plumpen und dummen Ber-. leumbung schuldig, menn er die Behauptung aufstellt, Hörsing oder das Reichsbanner hätten Unruhen vorbereitet. Offenbar hatte der Berliner Stahlhelmführer taktische Gründe, von den Nationalsozialisten oder den Kommunist en in diesem Zusammenhang nicht zu sprechen infolgedessen fam er auf dic abenteuerliche Idee, für etwa kommende Unruhen das Reichsbanner verantwortlich zu machen.

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Bei diesen Unruhen soll nun angeblich der Stahlhelm den ,, nationalen Kreisen" Schuß gewähren! Und als Vorschuß für diese Leistungen treibt der Stahlhelm bei den Besitzenden Beiträge ein. Jeder politisch Unterrichtete weiß, daß es ein Abermiz ist, dem Reichsbanner Bane auf Entfeffelung von Unruhen zu unterstellen. Jeder politisch Unterrichtete meiß aber auch, daß der Stahlhelm als eine private Organisation weber berufen noch imftande ist, im Falle Don Unruhen als Schußtruppe in Funktion zu treten.

Es handelt sich also um weiter nichts als um einen Verfuch, benen, die nicht alle werden, unter betrügerischen Boripiegelungen Seb abzuioden.

Das Gretchen in Goebbels

ADOLFI

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Goebbels: Nach ihm nur schau ich zum Fenster hinaus, Nach ihm nur geh ich aus dem Haus."

c) war das Reich zur Uebernahme des laufenden Zuschusses an den ehemaligen König Ferdinand von Bulgarien rechtlich verpflichtet oder aus welchen Gründen hat das Reich die Zahlung übernommen?

2. 3ft es wahr, daß im Frühjahr 1931 eine Sonderzahlung von einer halben Million Mark aus Reichsmitteln an den ehemaligen König Ferdinand von Bulgarien erfolgt ist, die an seinem 70. Ge­burtstag ausgezahlt worden ist?

Wenn das zutrifft,

a) aus welchen Gründen und aus welcher Veranlassung hat dos Reich diese Zahlung geleistet?;

b) inmiemelt tann die Reichsregierung die Auszahlung von einer halben Million Marf aus Reichsmitteln für diesen 3wed bei der gerade von der Reichsregierung in der legten Zeit immer wieder betonten außerordentlichen finan ziellen Notlage des Reiches verantworten?. 3. Welche Zahlungen sind seit dem Einfriff Bulgariens in den Weltkrieg bisher aus Reichsmitteln an den ehemaligen König Ferdi­ nand von Bulgarien geleistet worden? Auf Grund welcher recht­lichen Berpflichtungen find diese Zahlungen erfolgt?

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4. Ist die Reichsregierung bereit, in Zukunft teine Zahlungen aljo aud teine laufenden Zuschüsse- an oder für den che­maligen König Ferdinand von Bulgarien zu leisten, ohne vorher die Zustimmung des Reichstages einzuholen?

Es scheint sich zu bewahrheiten, daß der ehemalige König Eintritts von Bulgarien in den Weltkrieg an das Reich zu haben glaubt, heute dazu benutzt, um immer wieder die Auszahlung größerer und fleinerer Beträge aus der Reichstasse zit verlangen. Sollten sich die Angaben in der sozialdemokratischen Anfrage bewahrheiten, so wäre das, abgesehen von allem anderen gerade in der heutigen Zeit um so erstaunlicher, als die schmere finanzielle Not allein schon genügen sollte, um die Reichsregierung an solchen Ausgaben zu hindern.

Ferdinand von Bulgarien gewisse Ansprüche, die er wegen des

Schönes Sonntagswetter.

Das Schlechtwettergebiet ist erwartungsgemäß schnell abgezogen. Die Wettervorausfage für den Sonntag lautet deshalb ziem­lich günftig: Bei heiterem Himmel und steigenden Temperaturen ift mit größter Wahrscheinlichkeit mit fonnigem Frühjahrswetter zu rechnen. Die starke Eintrübung am Donnerstag, die ihre Ursache in einer Depreffion hatte, die mit ihrem Kern über Deutschland lag, ift ziemlich rasch vorübergegangen. Schon heute vormittag teilte sich die Wolkendede, und das Thermometer stieg von 3 Grad Wärme um 8 Uhr früh bis Mittag auf annähernd 8 Grad.

Das Tiefdrudgebiet, das von den englischen Insein über das Reich hinweggegangen ist, ist verhältnismäßig schnell nach dem Often weitergezogen. In Norddeutschland und der östlichen Hälfte Süddeutschlands sind noch vielfach leichte Nieder­schläge zu verzeichnen gewesen. Die Temperaturen lagen meist unter 10 Grad Wärme, im Küstengebiet war es erheblich fälter. Am Rhein und in Süddeutschland dagegen herrschen durchschnitt­lich 15 Grad Wärme. Der Depression ist ein Hochdrucgebiet gefolgt, das sich füdostwärts verlagern dürfte und daher für unser Gebiet heiteres Wetter bedingt.

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Schneefall im Riefengebirge.

Hirschberg, 11. April. Seit Freitag vormittag hat es im Hochgebirge zeitweise wieder fräftig geschneit, so daß 10 bis 20 Zentimeter Neufchnee gefallen find. Die Temperaturen betragen heute vormittag auf der Schneetoppe 10 Grad, auf dem Kamm 5 Grad Kälte. Da der Neuschnee zuletzt als Bulverschnee gefallen ist, ist die Ski­fähre wieder gut. Auch die Schlittenbahnen reichen wieder bis zum Badenfall und bis zu den ersten Häusern der Gebirgsdörfer.