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Montag 13. April 1931

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Trechoisied

Technik

Kommt die Gebrauchsrakete?

Die Konstruktionen des Ingenieurs Tiling

Der Osnabrüder Ingenieur Reinhold Tiling wird am Mittwoch diefer Woche in der Nähe von Osnabrüd von ihm fonftruierte Rateten steigen laffen. Es handelt sich darum, Pulver zum Antrieb von Gebrauchsrateten für Post­übermittlung zu schaffen, ferner folche Rateten senkrecht in die Luft zu schicken, um sie dann im Segelflug landen zu laffen.

Bom städtischen Verkehrs- und Presseamt Osnabrück wird uns dazu geschrieben:

Die Rafete als Antriebsmittel für Boden- und Luftfahrzeuge zu verwenden ist aus zwei Hauptgründen dringend geboten: 1. Die Rafete ist in der Lage, ohne weitere Hilfsmittel unter Waffer, in der Luft, im luftverdünnten und im luftleeren Raum einwandfrei zu arbeiten.

2. Die Rakete ist an Einfachheit in ihrem Aufbau und in ihrer Wirkungsweise durch kein Kraftmaschinensystem zu übertreffen.

Allgemein gilt heute die Bulverrafete als ungeeignetes Mittel zum Antrieb für Fahr- und Flugzeuge. Der Grund hierfür liegt in der Unvollkommenheit ihrer Konstruktion. Als einstiges Kriegs­mittel ist die Rakete nach der Erfindung des Geschützes bis auf die Verwendung als Feuerwerfs-, Signal- und Schiffsrettungsrafete aus der wissenschaftlichen Forschung ausgeschaltet worden. Allgemein hat man sich der Flüssigrafete zugewandt, einem Rafetentyp, Der durch flüssige Gase( flüssigen Sauerstoff und Kohlenwasserstoff) betrieben wird. Der Schritt von der unvollkommenen Pulverrafete zur Flüssigrafete ist aber zu groß, um in absehbarer Zeit brauchbare Ergebnisse erzielen zu fönnen. Die Berbefferung der Pulverrafete ist deshalb hohes Bedürfnis. Die Lösung des Raketenfahr- und flugproblems verlangt eine schrittweise Entwicklung. Nichtbeachtung dieser elementaren Forderung muß zu großen Enttäuschungen führen. Eine gangbare Brüde zu bauen von der vernachlässigten Pulverrafete hinüber zu den jüngsten Versuchen auf dem Gebiet der Flüffigrafete ist das Gebote der Stunde und so tritt denn die Bulverrafete in brauchbarer Form erneut auf den Plan, und zwar

als Dauerbrand hochleistungsratete. Diese erschließt zahlreiche neue Verwendungsgebiete, die besonders der Berfehrs technit zugute fommen.

Mit der Neukonstruktion von Ratetenflugförpern ist man heute durchaus in der Lage, den Raketenschuß und-flug ver fehrstechnisch praktisch verwerten zu können. Die Erfindung des Osnabrücker Ingenieurs Reinhold Tiling , des verdienstvollen früheren Leiters des Osnabrücker Flugwesens, ist hierin als bahn­brechend zu bezeichnen. Nach jahrelanger stillen Arbeit ist ihm der " echte" Rafetenflug, wenn auch noch in Modellform, gelungen, der echte Raketenflug, dem das schwierige Problem zugrunde liegt, Hochgeschwindigkeitsflug mit sicherer gefahrloser Lande­möglichkeit zu verbinden. Die schwierige Lösung ist ihm in doppelter Art gelungen. Einmal in Form des geschoßähnlichen Kraftflugs verbunden mit segelflugähnlicher Landung und zum zweiten in Form des geschoßähnlichen Kraftflugs, verbunden wit für tote Lasten unschädlicher fallschirmähnlicher Landung, wobei Fallschirm oder ähnliche Hilfsmittel keine Anwendung finden.

Tiling geht von dem Gedanken aus, den Raketenflugförper erst nach Beendigung des Kraftflugs zum eigentlichen Flugzeug zu ent­wickeln, so daß letzterem nur die Aufgabe des Landens zufällt. Ein Gedanke, dessen Richtigkeit er bezüglich der praktischen Ausführbar. feit durch zahlreiche praktische Versuche nachweisen konnte. Etwa nur die Hälfte des zurückzulegenden Flugweges braucht hierbei unter Kraft zu erfolgen, da die andere Hälfte durch den Hochleistungsflug überbrückt wird. Ferner leitete ihn der Gedanke, den Rafetenflug förper bis dicht an das Ziel heranzubringen und ihn dort fallschirm­körper bis dicht an das Ziel heranzubringen und ihn dort fallschirm­ähnlich aus geringer Höhe landen zu lassen. Die erste Methode ist ähnlich aus geringer Höhe landen zu lassen. Die erste Methode ist die Vorstufe zum Menschenflug, die zweite zum Bost flug. Durch seine hochwertigen Raketen ist Tiling schon jetzt in der Lage, Höhen von mehreren tausend Metern und Entfernungen von sieben Höhen von mehreren tausend Metern und Entfernungen von sieben bis zehn Kilometern zu erreichen.

Tiling beabsichtigt, der breiten Deffentlichkeit demnächst durch Lichtbildervorträge und Vorführungen seine Erfindungen zu unter­

breiten.

Mit der Kraftpost in 2000 m Höhe

Der Kampf gegen den Frühlingsschnee auf den Alpenpässen

Die Alpenstraßen, über die der Nord- Süd- Weltverkehr mit| teilweise noch unter metertiefen Schneededen, die so tompakt sind, Pferdefuhrwerken stattfand, schieden durch den Eisenbahnbau aus dem Transportwesen aus und lagen teilweise jahrzehntelang brach. 3war verfehrten auf ihnen Pferdepostwagen für den Personenver­fehr der Fremden und der wenigen Bewohner in den durch Aus

wanderung entvölkerten Hochalpendörfern. Aber diese gewaltigen Stunstbauten, deren Herstellung heute im Zeitalter des Autoſtraßen­

baus Hunderte von Millionen fosten würde, wurden und konnten nicht ernstlich ausgenutzt werden. Erst der Kraftwagen brachte hier neues Leben. Erwiesen sich aber schon die überkommenen Chauffeen und Landstraßen dem Kraftverkehr faum gewachsen, so erst recht die steilen turvenreichen Alpenpässe. Und doch gelang es mit wenig Aufwand, sie dafür geeignet zu machen.

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Die betreffenden Bostverwaltungen die Schweizerische Ober­postdirektion und zum Teil auch die Desterreichische Post- ließen Omnibusse bauen, die den modernsten Ueberlandfahrzeugen der BVG. für die Fahrten in die Mart äußerlich ähneln, aber so tonstruiert sind, daß trotz der großen Länge des Wagenfastens auch scharfe Kehren spielend genommen werden können. Natürlich ist die Fahrgeschwindigkeit auf den schwindelnden Partien der Hoch­alpenpässe mit teilweise mehreren hundert Meter tiefen Abstürzen gering 10 bis 20 Stundenkilometer. Das ist kein Nachteil, weil es sich um reine Aussichtsstrecken handelt. Für den Naturfreund haben diese neuen Pfade durchs Hochgebirge insofern Interesse, als es dem Motorradfahrer möglich ist, die Alpen mit dem geringsten Aufwand an Belt und Geld fennenzulernen, ebenso billig zu leben wie der Fußwanderer, in wenigen Tagen jedoch die be­rühmtesten Täler und Pässe zu besuchen. Lassen sich doch dabei mühelos Borräte für mehrere Tage und Zelte mitführen, fo daß der Reisende von der Fremdenindustrie ganz unabhängig ist. Im Frühsommer werden die Schweizer Alpenstraßen für den Kraftverkehr geöffnet. Zu dieser Zeit liegen die oberen Partien

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daß der Schneeflug, ja manchmal auch die im Betrieb so Postspielige Motorschleuder dieser weißen Barriere nicht Herr werden. Das biologische Werkzeug, das noch keine Maschine er­feßen fann die menschliche Hand schafft die Fahrbahn. Er

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werbslosen- Kolonnen werden eingefeßt, die in mühsamer Schaufel. arbeit die Alpenstraßen vom 600 1900 meter ü. M. liegenden

Im Engadin aber, dem

Schnee

96 Kilometer langen Hochtal Graubünden und seinen Verzwei­gungen, dauert der reguläre Winterkraftpostverkehr bis in den Mai. Hier werden Motorschleuder und Motorpflug ständig eingesetzt. Der Motorpflug schiebt die Massen des täglichen oder besser gesagt nächt­lichen Schneefalls beiseite. Die Motorschleuder greift mit ihren beiden Schaufelrädern als Schneepumpe" die dicht von ihr rechts und links zusammengepreßten Flockenmassen und wirft sie fein zer Stäubt bis zu dreißig Meter weit weg. Wo aber durch Lawinen die Fahrbahn gesperrt ist, was im Gebiet der meist über 2000 Meter ü. M. ansteigenden Baßhöhen gelegentlich der Fall ist, da treten wieder die Schneeschaufler ans Wert, um die Straße im frühen Morgen zu öffnen.

Vorträge der Woche

B. L.

Der Leiter der Literarischen Abteilung der Reichs- Rundfunt Gesellschaft, Schlee, spricht Freitag, 17. April, 20% Uhr, im Bild und Filmamt, Berlin , Levezzowstr. 1-3, über das Thema: Ueber­windung von Raum und Zeit durch die elektrischen Wellen."

Die Funktechnische Vereinigung Berlin veranstaltet Mittwoch, 22. April, 20 Uhr. im Vortragssaal des Film- und Bildseminars, Berlin , Levezomstr. 1-2, einen Experimentalvortrag über Kurz­wellenrundfunk und die damit zusammenhängenden Fragen". Refe­rent: Professor Dr. Leithäuser. Eintritt frei.

odduT

Nr. 171

48. Jahrgang

Ein staubfreier Mülleimer

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Staubfreie Müllabfuhr, das war lange Jahre eine wichtige hygienische Forderung, die wenigstens in den Großstädten- nunmehr erfüllt ist. In der Wohnung selbst aber ist man bei einem der größten Stauberreger noch nicht weiter gekommen. Unerträglich ist die feine Staubasche der Briketts in den Oefen. Wirklich gute Resultate sind mit einem Ascheimer, wie ihn die Abbildung zeigt, erreicht worden. Bei ihm wird die Asche im

T

Ofen selbst in den abgeschlossenen Eimer übergeführt, so daß sie gar nicht erst austreten kann. Der abgeschlossene Eimer, der so hoch ist, daß sein oberer Rand ungefähr mit dem oberen Rand der Feuerungsöffnung abschließt, hat vorn oben einen viereckigen Ansatz, der sich konisch verjüngt. Diese Schnauze" wird in den Ofen hineingeschoben und durch die gegenüberliegende große, durch einen Schieber zu verschließende Oeffnung mittels einer besonders langen Schaufel die Asche aus der Feuerung unmittel­bar in den Eimer gebracht. Daß der hierbei entstehende Staub nicht durch diese Oeffnung in das Zimmer heraustreten kann. beruht darauf, daß die Schnauze das Feuerloch infolge ihrer konischer Form gut abschließt und infolgedessen der Ofenzug durch die vordere Oeffnung und die seitlich noch vorhandenen Spalten der Feuerungsöffnung geht. Sieht man während des Herausnehmens der Asche durch die Eimeröffnungen in die Feuerung, so bemerkt man, wie der feine Staub beim Hineinwerfen im Eimer ein wenig wirbelt, aber durch den entgegenkommenden Zug sofort niedergeschlagen wird. In einfachster Weise erfolgt auch die Entleerung des Eimers in den Müllkasten: ein leiser Druck auf einen kleinen Scherenhebel, und der Boden öffnet sich durch Federdruck.

Das Eis verschwindet

Man baut Kühlwagen mit fester Kohlensäure Die bereits seit langem bekannten Borteile fester Rohlen säure zur Kühlung von Lebensmitteln gegenüber dem zur Zeit noch am meisten zur Verwendung kommenden Eis haben die Einführung besonders konstruierter Kühlwagen zur Beförderung von Gemüse und Obst zur Folge gehabt.

Die Vorteile sind in dem vollständigen Verdunsten der festen Kohlensäure, d. h. in der vollständigen Ueberführung der festen Be­standteile in die Gasform zu erblicken, was bei Berwendung von Eis nicht der Fall ist, da hierbei noch das zurückbleibende Schmelz­masser beseitigt werden muß. Nach einer Mitteilung in der Zeit­schrift des Vereins Deutscher Ingenieure hat der vierachfige, 13 Meter lange Güterwagen der Dry Ice Corporation of America( Amerika­ nische Trockeneisgesellschaft) Behälter zur Aufnahme von 1360 Kilo­gramm Rohlensäure, einer Menge, die je nach der herrschenden Außentemperatur für etwa 6 bis 15 Tage ausreicht. Einstellbare, selbsttätige Regler lassen nur die bestimmte Gasmenge, die für das Ladegut als zweckmäßig erachtet wird, in den Wagenraum strömen. Die Regler ermöglichen eine fast vollkommene Gleichhaltung der gewünschten Temperatur; so wurden auf die Dauer bis zu 11 Tagen Schwankungen innerhalb von nur 5 Grad Celsius beobachtet. Was den Einfluß der Kohlensäure auf Gemüse, Obst usw. betrifft, fo wurde durch Untersuchungen festgestellt, daß er sich durchaus günstig bemerkbar macht, nämlich die Entwicklung von Batterien auf den Lebensmitteln verhindert.

Eine Briefschließmaschine

Sie klebt in der Minute 300 Briefe zu

Die lange Reihe der Büromaschinen wies bisher eine Lücke auf: die peinliche und zeitraubende Arbeit des Verschließens der

Briefumschläge mußte nach wie vor auf mehr oder weniger meistens weniger- appetitliche Weise mit der Hand erfolgen. Diese Lüde wird nunmehr durch eine kleine Maschine ausgefüllt, die alle Brief ohne Rücksicht auf ihr Format verarbeitet und stets nur den gummierten Rand der Umschlagklappen anfeuchtet, so daß eine Be­schädigung des Inhalts oder ein Aufeinanderkleben der Briefe aus gefchloffen ist. Dann stapelt die Maschine die verschlossenen Briefe in der richtigen Ordnung und Reihenfolge, was wieder die Frankier arbeit erleichtert.

Der Arbeitsvorgang der Briefschließmaschine ist der. daß bis zu hundert offene Umschläge durch ein endloses Band gegen einen Anleger" vorgeschoben werden, der angestoßen wird und jeweils nur einem Umschlag den Weg freigibt. Gemäß der Stärke des Anstoßes, der bei diden, schweren Briefen stärker ist als bei dünnen und leichten, stellt sich dieser Anleger automatisch ein; es fönnen also Briefe jeder Dice verarbeitet werden. Das laufende Band bringt den Brief dann zur Anfeuchtevorrichtung, bei deren Baffieren die Umschlagklappe so durchgebogen wird, daß nur ihr gummierter Rand mit der Anfeuchtfläche in Berührung kommt; dann wird die Klappe umgelegt und durch eine andrückende Gummi­walze geschlossen.

Die Maschine hat eine Arbeitsgeschwindigkeit von 300 Briefen pro Minute. Die Briefe werden sauber geschlossen und können nicht mehr durch Aneinanderheften falsche Postwege einschlagen.