Das Bauvolk der sozialistischen Welt. Gegnerische Anerkennung für die Kinderfreunde. Die Feierstunde der Berliner Kinderfreunde im Großen Schauspielhaus hat auf die anständigen Gegner großen Ein- druck gemacht. Die„Märkische Bolkszeitung", das Berliner Zentrumsorgan, schreibt darüber: „Schon vor Beginn der Veranstaltung rvar der weite Raum mit Ausnahme des Parketts bis auf den legten Platz gefüllt. 80 Prqzent der Teilnehmer waren Erwachsene, schlichte, einfache Leute des Volkes ohne jeden Fanatismus. Wie eine große Ge- meinde im sicheren ungestörten Besitz ihrer lebendigen Idee vor» sammelten sie sich... Hinter mir saßen zwei Frauen, deren Ge- sprach verriet, daß der Sozialismus ihr Leben und Fühlen voll- kommen beherrscht. Beim Anblick der leeren Parkettplätze meinte eine:„Die sind wohl für die Prominenten reserviert."' Wer ent- puppte sich als die Prominenten? Von allen vier Seiten strömten die Roten Falken beiderlei Geschlechts und jeglichen Alters herbei und nahmen die Parkettplätze ein. Eine packende symbolische Platz- Verteilung— der riesige Rahmen der erwachsenen Sozialisten um- schließend das Bauvolk der kommenden sozialisti- s ch e n Welt. Volle Anerkennung aber muh bei der Arbeit der sozialistischen Kindersreunde die Mitarbeit der erwachsenen Ge- » o s s e n. vor allem aber auch die Opferbereitschost und mühselige Arbeit der Helfer und Helferinnen finden. Wer selbst einmal an der Jugend gearbeitet hat, wird er- messen können, wieviel Geduld, Hingab« und B e g e i st e- r u n g nötig ist sür Arbeit an jungen Menschen. Diese Eigenschaften aber besitzen die Kinderfreunde. In einer Vollversammlung der Katholischen Aktion vom 8. April 1931 hat Dr. Algermissen auf die starke Kraft und damit auf die ernsten Gefahren hingewiesen, die unserem Balte und unserer Kirche aus der Kindersreundebewegung erwachsen können." Die hingebungsvolle Arbeit der Kinderfreunde hat diesen Gegnern Achtung eingeflößt und Anerkennung abgerungen. Sie bekämpfen die Kinderfreunde aus religiösen Gründen— aber die Art ihres Kampfes sticht wohltuend ab von der ge- hässigen und verleumderischen Methode, die namentlich in bayerischen katholischen Kreisen gegen die Kinderfreunde- bewegung geübt wird. Einer"Bewegung aber, die den Gegnern solche Aner- kennung abringt, gehört die Zukunft!
Oer Kall Zacobowicz. Eine Erklärung des anzeigenden Arztes. Slallgarl, 13. April. (Eigenbericht.) Im Verlaus der Presseerörterung, die der Einleitung eines Ver> fahrens gegen Dr. Friedrich Wolf rnid Frau Dr. Jacobs- w i c z- K i e n l« folgte, ist mehrfach darauf hingewiesen worden, daß den Anstoß zu dem ganzen Verfahren«ine Denunziation ge- geben habe, deren Urheber ein hervorragender Stuttgarter Arzt, Leiter eines Krankenhauses und Vorstandsmitglied der Württ. Aerztekammer gewesen sei. Damit war Sanitätsrat Dr. H. Neunhoeffer-Stuttgart gemeint, der nun zur Abwehr der gegen chn erhobenen Vorwürfe im„Medizinischen Korrespon- denzblatt für Württemberg" zu der Sache selbst das Wort nimmt. Er führt dort aus: „Vor mehreren Wochen wurde ich in der Bethesda-Anstalt, wo ich jehbst tätig bin, in das Operationszimmer gebeten. Schon quf dem Psg dahin teilte mir die Schwester, die die Aufnahm«:» besorgt. aus mein Befragen, was los sei. mit, daß von Frau Dr. Ja- cobowiez-Kienl« soeben«in junges Mädchen zu so- i artiger Operation eingewiesen wurde. Das Mädchen lsi in Beglinwng einer Krankenschwester in tiefer Narkose mit dem Sanitätswagen von der Klinik der Frau Dr. Jacob owicz-Kienle nach der Bethesda-Answlt übergeführt worden." „Dr. Neunhoeffer schildert weiter, daß durch einen schweren Kunstfehler eine sehr schwer« Verletzung des Mädchens verursacht worden sei und fährt dann fort: „Don diesem Fall und der glaubhaften Mitteilung, daß Frau Dr. Jacobowicz.Aienl« sich schon melirer« ähnliche Fäll« habe zu- schulden kommen lassen, war ich so erschüttert, daß ich es für nötig hielt, Schritts zu unternehmen, um dem unverantwortlichen Treiben der Frau Dr. Iocobowiez-Kiente ein Ziel zu setzen und um in höherem Interesse und im Interesse hilfesuchender Frauen einer Wiederholung vorzubeugen. Ich erstattete deshalb sowohl bei der Polizei als fcer Staatsanwaltschaft gegen Frau Dr. Jacob awicz- Kienlc Anzeige wegen schwerster Kunstfehler und Körperverletzungen. die sie sich bei Gelegenheit von Schwangersähastsunterbrechungni hatte zuschulden kommen lassen." Frau Dr. Jacobowicz hat dazu erklären lassen, daß dos Mädchen aus einer anderen Behandlung erst zu ihr gekommen sei und sie die Uel�rführung veranlaßt habe. Aus all« Fälle ober richten sich die Angriffe Dr. Neunhoeffers lediglich gegen die medizinische Eignung von Frau Dr. Jacobowicz. Für die Entscheidung der die Oeskentlichkeit am stärksten besihästigenden Frage, ob der§ 218 des Sirosgefetzbuches einer Abänderung bsdars, ob es nicht dringend geboten ist. die Zlussührung van Schwangerschaftsunterbrechungen in einem weiteren Rahmen, als es heute der Fall ist. Zu legalisieren und sie dadurch in die Hönde von wissenschaftlich eimpondfreien und besonders dafür ausgebildeten Fachleuten zu überführen, ist mit den persönlichen Angriffen des Herrn Dr. Neunhoeffer gegen Frau Dr. Kienle nicht der geringste Beitrag geleistet worden.
itO Lahre für Gowjeiatieniäter. Die Hintermänner vleibea im Dunkeln. Marschin», 13. April. (Eigenbericht.) Der Urheber des Bombenanschlags auf die Warschauer Sowjet- Gesandtschaft, P o l a n s k i. wurde am Montag zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Verteidiger des Angeklagten fsrdcrte das Gericht in seinem Plädoyer auf, keine diplomatischen Rücksichten aus die amtliche sowjetrussische Erklärung zu nehmen die«ine strenge Bestrafung Polanstis forderte. Sein Klient leide offensichtlich an Geistesschwäche. Polanski selbst verfiel in seinem letzten Wort vor dem Urteil wieder in religiösen Pathos und bat Gott , den Bolschewiken zu verzeihen. Die Frag« noch den Hintermännern Polanski», deren Existenz durch den Verlauf des Prozesses als feststehend an- gesehen werden kann, wurde in dem Urteil aus diplomatischen Rücksichten nicht berührt._ Der Oeslerr elchische Arbeiterkammerkag hat das von der Wiener Arbeitcrkammer vorgelegte Gutachten, da« sich ii, der schärfsten Weise gegen die von der Regierung geplante Verschlechte- rung'der Sozialversicherung wendet, einstimmig— bei Stimmenthaltung der christlichsozialen und deutschnationalsn Gewerkschaften— angenommen. Auch die Ehristen und die Deutsch - «ticmalen nahmen sehr scharf gegen die Vorlage Stellung.
Alfons:„Letzt werde ich mir wohl auch einen andern Hut kaufen müssen Industriespionage für Rußland . Kührer der?U30. betätigen sich als Handeisspione.
Iranksurl a. 13. April.(Eigenbericht.) Im rhein -mainischen Wirtschaftsgebiet herrscht allgemein große Erregung über die von den Kommunisten und der RGO. mit blinder Skrupellosigkeit getriebene Industriespionage. Besonders unter den Angestellten und Arbeitern der I. G. Farben, die wohl das ehemalige Betriebs- und Arbeiterratsmitglied der Farbwerke, den Kommunisten Wilhelm Dien st dach, genau kannten, aber keine blasse Ahnung von seiner Industriespionage hatten, ist die Em- pörung außerordentlich groß. Die Erregung und Bestürzung kommt auch in einem Artikel der sozialdemokratischen„Frankfurter Volks- stimme:„So wird deutschen Arbeitern Arbeit und Brot gestohlen" zum Ausdruck. Der vechostetp Dienstbach ist einer der übelsten kommunistischen Maulhelden Deshalb kam er auch schon in jungen Jahren in den Kommunallandtag und in den Höchster Bezirtsral als Vertreter der KPD - Eine Zeitlang wurde er auch in von Arbeiter- und Betriebsrat der I. G. Farben delegiert. Im Höchster Bezirksrat war Dienstbach der Wortführer der KPP. In seinen Reden wimmelte es von Angriffen gegen die„Korruption" der Sazialdemokrytie. Vor jeder Betriebsratswahl in den Höchster Farbwerken hat Dienst- dach den gehässigsten und persönlichsten Kampf gegen die sreigcwerk- schaftlichen Mitglieder der Arbeiteroertreter geführt, sie als„La- kaien des Kapitals" beschimpft und den Arbeitern vorgeredet, daß nur unter„roter Führung" mit dem I.G. Farben-Kapital ganz anders umgesprungen werden könnte. Nach den jetzigen Enthüllun- gen kann man ermessen, was dieser Industriespion mit dem„ganz anders" vorstanden wissen wollte. Schon lange war es aufgefallen, daß Dienstbach über sein« Verhüllniss« leben konnte, sich elegant kleidete und allerhand Passiv- nen hatte, die sich ein Proletarier nicht leisten kann. In den ein- z einen Fabrikationsabteilungen der I. G. Farben hatte man bereits seit längerer Zeit bemerkt, daß versucht wurde, Betriebsgeheimnisse auszuspionieren. Dienstbach hatte sich auf Der» anlassung des Berliners Steffen eine Reche von Helfershelfern«ms der Kommunistischen Partei verpflichtet. Man nimmt aber an. daß es nicht 30 Arbeiter sind, die von Steffen«ingewecht wurden. Dienstbach führte diese Namen offenbar nur listenmäßig, um mehr Geld von seinen Auftraggebern zu erhalten. Es kam den Steffen und Dienstbach nicht nur aus die Geheim- nisse der Farbwerke an, sie wollten auch zum Beispiel die B e» triebsmethoden der Kelsterbacher Kunstseiden- fabrikation ausspionieren. Dienschoch machte sich zu diesem Zwecke nicht nur an die kommunistischen Arbeiter des Wertes heran. sondern suchte auch ein Verhältnis mit der Köchin eines Direktors von Kelsterbach . Das wurde ihm zum Verhängnis. Als das Mädchen durch die Art der Annäherungsversuche stutzig wurde, be- richtete es von den Methoden des Dienstbach. Die Aufdeckung des Spwnagesystems geschah aber erst durch den Sohn eines Werk- Meisters Raschig in Ludwigshafen . Ein Agent des Dienstbach ver- suchte von diesem jungen Mann Material zu erhalten. Dienstbach kam schließlich selbst nach Mannheim und Ludwigshafen und sprach immer von einem.Lerrn aus Berlin ", der die ganze Aktion leiten würde. Es scheint den kommunistischen Werkspwnen hauptsächlich darauf angekommen zu sein, Skizzen von neuen Appa- raten und Mitteilungen üer technische Verfahren zu erholten, wie Rezepte für Karbolsäure, Rezepte des Nitrolack. Verfahrens, des Harnswffverfahren«, der Asphallmassenherstellung und der Kohlenverflüssigung. Der erste Zusammenkunft de« Wertmesstersohne» au» Ludwigs-
Manon Lescaui. LindewOper. Pueeinis frühe Oper„Manon Lese auf, mit der das Scala-Gastfpiel uns vor zwei Iahren bekanntgemacht hat, erscheint zum ersten Mole in deutscher Sprache auf der Bühne der Linden- Oper. Handlung und Musik kommen gestrigem Theatergeschmack mehr entgegen als heutigem Kunstbedürfnis. Szenisch glänzende Ausmachung. musikalisch ausgeglichene Aufsührung. Biel Beifall, vor allem sür Iacntila Novotna und Leo Blech .
Hafen mit dem Berliner Spionageleiter Steffen erfolgte in Lud- wigshasen. Steffen war zu diesem Zweck von Berlin noch Mann- heim gekommen. Mitte März wurde der Ludwigshafener kam- munistische Agent verhaftet. Schließlich konnten am 22. März in Ludwigshafen auch D i c n st b a ch und Steffen festgenommen werden. Als Helfershelfer von Steffen wird neuerdings auch der bayerische kommunistische Landtagsabgeordnete Eugen Herbst genannt. Die bei den Haussuchungen gefundenen Papiere ergaben, daß der RGO.-Mann SteffenderFührerderSpionage war. Die„Frankfurter Zeitung " teill dazu im einzelnen noch mit:„Nicht nur die Chemiegruppe der RGO.(Revolutionär« Gewertschafts- Opposition) wurde von ihm geführt, sondern gleichzeftig Holl« Steffen auch«in Büro im Hause der russischen Handelsgesellschaft, al? deren Sekretär er tötig war. Anscheinend in dieser Eigenschaft organisierte er die Auswanderungen deutscher Focharbeller nach Rußland ." Die deutschen Auswanderer noch Rußland erhielten von Steffen Frage- bpgen zugestellt, auf denen genaue Angaben über die bisherige Tätigkell, Ausblldung usw. verlangt werden. Der für den Höchster Bezirk zuständige Funktionär für die Auswanderung nach Rußland hatte ebenfalls Beziehungen zu Chemikern und Ingenieuren an- geknüpft. Das Blall der Kommunistischen Partei in Frankfurt o. M. bringt in seiner Montagausgabe keine einzige Zeil « über den Skandal, dafür ober eine ganze Seite mit der Ueberschrift: „Hinein in die RGO." Di« Höchster Arbeiter dürften jedoch van der RGO. die Nase voll haben. * Die Handelsvertretung der Sowjetunion bestreitet, direkt« oder indirekte Beziehungen zu dem Verhafteten gehabt zu haben.
Gchlußverhandlungen mit den Russen. Aor Beginn der Auftragsvergebung. Di« Verhandlungen mit den sowjetrussischen Delegierten wegen Abschluß der Industrieaufträge in Deutschland sind jetzt in ihr letzte» Stadium getreten. Am Montagnochmillag be» gönnen die Besprechungen über Einzelhellen der Lieferbedingungen. Die deutsche Delegation führt Direktor Lange, der Geschäftsführer des Vereins Deutscher Maschincnbauanstallen, für Rußland führt P j a t a k o w die Verhandlungen. Es Handell sich bei diesen Besprechungen um die Festsetzung des Abnahmeortes, wobei die deutsche Industrie begreiflicher- weise Wert darauf legt, daß die technische Abnahm« der Lieferungen nicht erst in Rußland , sondern in Deutschland in den Werken selbst erfolgt. Eine große Rolle spielen ferner die Montagebedin» g u n g e n in Rußland . Hier will die deutsche Delegation auf Grund der bisherigen Erfahrungen deutscher Ingenieure und Monteur« in Rußland klar« Verhältnisse in der Gehaltsays» Zahlung und Lebensmittelversorgung der deutschen Fachkräfte schaffen. Di« Vergebung der Aufträge wird nach Klärung dieser Fragen sodann durch die inzwischen eingetroffenen russischen Soch- verständigen erfolgen. Es sind bereits die Leiter der russischen Elektrizitätswirtschaft und des Maschinenbaues in Berlin anwesend. Bei Siemens haben bereits die ersten Auftragsvcrhandlungen eingesetzt. Beleidigte polen-Industrielle sagen ab. ILorfchau, 13. April. (Eigenbericht.) Eine Reise polnischer Industrieller noch Sow» jet-Rußland, die am Montag beginnen sollte, wurde in letzter Minute abgesagt, da in der Zwischenzeit in der Sowjetpresse ein angeblich halbamtliches Kommunique erschienen ist, in dem der Industriellsnausflug, der zu einer Generalversammlung der polnisch- sowjetrussischen Handelsgesellschaft stattfinden sollte, als Beweis da- für angeführt wird, daß die polnische Wirtschaftslage ohne Aus- weg fei. Die polnischen Industriellen fordern nunmehr angesichts des Kommuniques vor ihrer Reife von den amtlichen sowjetrussischen Stellen„Genugtuung".