puccim's„Manon Lescaut ." L.indenoper. Cm Werk, durchaus typisch für das bürgerlich-gesellschastliche Operntheater seiuer Zeit und mit allem ausgestattet, was darin Ersalg versprach: trotzdem ist Puccinis„Manon Lescaut ', 1893 in Turin uraufgestihrt, bei uns wenig bekanntgeworden und hat es auch in der internationalen Opernwelt nicht zu dem nachhaltigen Erfolg seiner späteren Hauptwerte—„Boheme",„Xosca",„Madame Butterflq"— gabracht. Der Stoff, dem berühmten Roman des ilbbi Pr6vost entnommen, hatte in der„Manon " des Franzosen Massenet eine für das große Publikum wirkungsvolle Reformung gefunden. Masscnets Oper, mit der glänzenden Kennzeichnung des Pariser Rococamilieus, mit der gefälligen Sänstigung der menschlich- gesellschaftlichen Konsliktc, ist für die Bühnen die eigentlich«, die gültige„Manon Lescaut " geblieben! der jüngere Puccini, noch weniger cheaterroutiniert damals, konnte dagegen nicht aufkommen. Es mangelte ihm wohl noch an der raffinierten Skrupellosigksit der reiferen Jahre. Aber sichere Bühnenerfahrung und Sinn für starkes, unmittelbar wirksames Theater zeigten sich auch schon in dieser frühen Partitur— es war immerhin schon seine dritte Oper. Hier klingt der kitschig-reißerische Ton, mit dem er später die Opern- welt be.zwungen hat, noch frischer und aufrichtiger: der 3Sjährige Äomponist nfmmt es noch gewissenhafter mit der Echtheit seiner Inspiration bedeutender Kenner schon damals: ein Meisterstück wie das Finale des zweiten Aktes ist ihm kaum wieder gelungen. Manon. 18jährige Unschuld aus der Provinz, in Paris verführt und verdorben, verliebt auf der einen, verkauft auf der anderen Seite: der betrogene Käufer überliefert sie aus Rache der„Justiz", die„IZefallene" wird in die Hölle einer amerikanischen Strafkolonie deportiert: mit ihr ein Transport unglücklicher Leidensgefährtinnen. Man spürt aufrührerischen, anklägerischen Geist in der Szene, in der das gezeigt wird. In diesem dritten Akt. in dem die Handlung gipfelt, oersogt das sSngerisch-dramotische Vermögen Marcel Wittrischs, der im übrigen als des Grieux schöne Momente hat. Auch dem harten Sopran Jarmila R o w o t n a s. die der Manon all ihren persönlichen Charme gibt, fehlt au den Höhepunkten die leidenschaftlich mitreißende Kraft der italienischen Oper. Die Stimmung reicht aus der Bühne, die Emil Pirchan mit malerischem Geschmack betreut, nicht den Grad von Intensität, de» Leo Blech leider nur im Orchester erzielt: von hier geht die stärkste, für den Erfolg entscheidende Wirkung aus. X.?.
�Von Kreiiag bis Oonnersiag." Ein musikalisches Zeitspiel. Sprech- und Gesangschöre, Bewegungs-»und Tanzgruppen. Musik, Film und Malerei, zu neuer Einheit verbunden, erobern sich erstmalig die Opernbühne. Als Mittelding zwischen Ueberbrettl, Revue und Oper erscheint das„Spiel". Karl. Hermann P il l n e y, dem für ein Divertimento op. 2 vom Sozialistischen Kulturbund im 1. Preisausschreiben ein Sonder- preis von 1000 Mark zugesprochen wurde, suchte und fand zur Ler- wirklichung dessen, was ihm musitalisch für seine neue Kunst vor- schwebte, den Mann, den er brauchte: Bruno Schönlank . Pillney wußte, was er wollte. Schönlank, Typ des proletarischen Bohemien, nicht nur Lyriker, sondern auch Fachmann in Fragen des Sprechchorwerks, sorgt für„Milieu". Rudolf Schulz-Dornburg. der die Uraufführung im Essener Stadttheater im Rahmen des 4. Rheinischen Musiksestez besorgte, setzte sich mit Ucberzeugung jür das Werk ein, das er für den Spielplan übernommen hat. „Die Pflege der kullurell viel zu wenig beachteten sogenannte!: leichten Musik", sagt Pillnsy,„ist unter den heutigen sozialen Ler- hciltnissen von Wichtigkeit. Den schaffenden Musikern bietet sich hier die Möglichkeit, mit ihrer Musik vor ein neues, zuweilen vielleicht ungebildetes, dafür aber auch unverbildetes Publikum zu treten." Der Komponist, dessen Musik, farbig, klingend, aufgelockert, im besten Sinne zeitgebunden und erarbeitet ist, überträgt den Stil seines Divertimento auf das neue Werk. Gleichzeitig entkleidet Schönlank den Sprechchor erstmalig aller Pathetik und verwendet ihn auch zur Erzielung komischer, drastischer Wirkungen. Berliner Gegenwart. Mit schnoddriger Ueberlegenheii behandelt der Ansager Parkett und Ränge. Sprechchor, Film und Musik ver- Mitteln den Rhythmus der Großstadt. In schroffem Gegensatz hierzu das gutgesehene, kleinbürgerliche Kollektivvergnügen. Rundfunk, einzige Äulturerrungenschast der Kleinbürgers- und der Proletarier- frau. Er und ein Hund sind ihre einzige Gesellschaft an einsamen Freitags- und Samstagsabenden. Wilhelm, der Mann von Olja, er- hall sich unterwellen bei seinen Kegelbrüdern, Lissy, ihr« Tochter, mit Emll schwofend und aus einem Bankplatz nächtlicherweise parkend. Bei Heimkehr sämtlicher Familienmitglieder obligate Gardinenpredigt und Krach um das Kostgeld. Welllicher Sonniagschoral. Opernmäßiger Einschlag. Starke Chorwirkung. Musikalischer Höhepunkt. Schrebergärten. Zündender Wannseeschlager. Wieder beginnt der Werktag mit der langen Arbeitswoche. ...„Frohtag"... Schweigend, schweren Schrittes verläßt der Sprechchor, Mann um Mann worllos die Bühne. Erschütternde Wirkung. Nicht ein Wort Tendenz. Sie schwingt überall im Spiel. Hierin sehe ich das Neue, Zutunftweisende des mit großem Beifall aufgenommenen Stückes.» Wie wäre es Ihr Volksbühnen, Ortsgruppen und Kulturlartelle mit einer Berliner Aufführung? Welter tfänel.
Die Meineidsseuche Hohe Lustizbeamte für Einschränkung der Eidespflicht
»Das Lied vom tebeu� freigegeben. Der bisher von der Z«n- für verbotene Granowsky-Fllm„Das Lied vom Leben" wurde der Filinprüfstelle in abgeänderter Fassung vorgelegt und zensiert. Die Uraufführung findet in den nächsten Tagen statt. Seltsame Schicksal« des Felms: zuerst Freigabe durch die Film- prüfftell«, dann Verbot durch die Oberprüfstelle, jetzt erneute Frei- gäbe durch die untere Stell«(noch geringen Veränderungen)! Corsolichtspiele. Bei der Besprechung des Films»Stürmisch die Nacht", mit dem vorige Woche die Corsolichtspi-cle Charlotten- bürg erösfnet wurden, ist hier aus die Unzulänglichkeit der Ton- Übermittlung hingewiesen worden. Um ein Mißverständnis aus- zuschließen, sei festgestellt, daß es sich um Mängel des Aufnahme- apparats handelte. Von der guten Qualität der.,Alangfllm"-Appa- raha, die in den Corsolichtspielen verwendet wird, habe ich mich persönlich überzeugt.. K. P. Vitaminvtxtrag und vikaminsouper. In der schuxdisch-deut- schen Vereinigung zu Stockholm sprach Montag der bekannte oeutsch-schwedlsche Biochemiker und Nobelpreisträger Professor von Euler über moderne Vitaminforschung. Im besonderen gina er aus den gelben Farbstoff der Möhre, das Karotin. ein. das den Aus- gangssroft der /.-Vitamine bildet. In dem Stockholmer biochemischen Institut, das vor einiger Zell durch eine amerikanische Mil- lionenstistung für Euler errichtet wurde, werde zur Zell die Wachs- tumswirkunq von zwei neuen Karorinfarmen untersucht. Veson- der» interessant sei dos Problem, wie weit dies« Karotinsormen Anti- infektionseig-nschaften besäßen. Anschließend an den Bortrag wurde ein Vitaminsouper als praktisches Beispiel aufgetragen.
In einem stark besuchten Vortragsabend der Deutschen Liga für Menschenrechte am gestrigen Montagabend im Relchswirtschafts- rat sprach als erster Redner zum Thema der Melueidsseuche Ober- staatsanwall Dr. K ö h l e r. Er hält zwar die Beeidigung solcher Zeugenaussagen, die für das Urteil wesentlich sind, noch für unentbehrlich. verkennt aber ebensowenig, daß es ganz falsch ist, auch nebensächliche Dinge unter Eid zu stellen und im Falle unrichtiger Aussagen so schwer zu verfolgen wie das Gesetz fordert. Der. Ober- slaatsanwalt gab selbst einige solche Fälle an. Die Folge dieses Zu- siandes ist, daß die Staatsanwollschaften mst Meineidsanzeigsn überschwemmt werden, die ihnen unnötigerweise gewaltige Mehr- arbell verursachen. Immerhin versichert der Oberstaatsanwalt, daß von diesen Anzeigen nicht einmal mehr als 1 Prozent zur Erhebung der Anklag« führt und hiervon wahrscheinlich die Hälfte noch mit Freisprechung endigen. Mau könne also heute nicht mehr von einer Meineidsseuche sprechen, und dazu haben einschränkende Ver- ordnungen, besonders der preußischen Justizverwaltung, erheblich beigetrogen. lledensalls ist eine wesentliche Einschränkung der Eidespfllchl erforderlich. Rechtsanwalt Dr. Werthauer oerweist darauf, daß dieses Verlangen sogar schon Bismarck als Referendar in einer Arbell l83K verlangt hat. Wenn die Forderung, die Zeugenbeeidigung überhaupt abzuschafsen, auch schwere Anforderungen an die psycho- logische Fähigkeit und die Lebenserfahrung der Richter stellt, so muß dies« Forderung erhoben werden. Dann erst wird die Krücke wegfallen, der Richter den Zeugen als Mensch gegenübertreten und aus den Aussogen das Richtige erkennen. Darauf sprachen zwei Gerichtsberichterstatter, von denen der eine ein zu Nürnberg 1829 erschienenes Buch zitierte. das bereits die Verminderung der Eide gefordert hat. Stall dessen aber ist seitdem ein« ungeheure Vermehrung«ingetreten, und heule werden mindestens 2 Millionen Zeugeneide alljährlich in Deutschland geleistet,»an denen nach fachmännischem Urteil 70 000 falsch sind.
Rechtsauwall Dr. L ö w e n t h a l, Mitglied der kommunisttfchen Relchstagsfraktian, betont u. a., daß die Meiueidsprozesse nach der Emmingerfchen»Reform" von 1924 mächtig angeschwollen sind. offenbar, well die Staatsanwälle von den großen Schöffengerichten eher Verurteilungen zu erlangen hoffen als von den früheren Schwurgerichten der zwölf Männer aus dem Volk«. Landgerichtspräsident Dr. S ö l l i n g- Berlin : Es wird viel öfter aus Liebe oder Sympathie falsch geschworen als aus Haß. Im allgemeinen ist man im deutschen Volt mehr geneigt, vor Ge- richt den Eindruck zu beschwören, den man selbst von einem Vor- � gang gehabt hat, als den wirklichen Hergang. Das dürste von der � altdeutschen Einrichtung der Eideshelser herkommen. Man kann die für den guten Richter notwendige Seelentunde nicht lehren. aber man sollte bei der Auswahl der Richter daraus achten und dann wird man den Eid in den allermeisten Fällen entbehren können, und die Meineidsseuche wird ebenso verschwinden, wie die j Foller in der Aufklärungszeit verschwunden ist. Das Schlußwort hielt Universitätsprofessor I a st r o w: Je mehr Eide , desto mehr Meineid«, aber auch desto größere Entwertung des Eides. wir haben eine Eidesiuflotion. wo bleibt die Heiligkeit des Eides, wenn ganz nebensächliche oder auch unflätige Dinge unter Anrufung Gottes beschworen werden müssen? Auch nach dem heutigen Strasrecht hat der Richter unter den gc- schworenen Aussagen noch seinem Gewissen auszuwählen, was er für wahr hält. Die„feierliche Beteuerung" nach dem neuen Straf- gesetzentwurf würde die Inflation nicht beenden. Wenn man ober die Zeugen zwingt, zu schwören, dann muß man sie auch gegen unbegründete und leichtfertige Anzeigen schützen, etwa indem man solche Anzeiger öffenllich bekannt gibt. Einer der früheren Redner Halle übrigens die vielen Meineids- anzeigen zum Tell darauf zurückgeführt, daß zur Wiederaufnahme eines Strafprozesses der Nachweis einer im Haupio erfahren ob- gelegten falschen Zeugenaussage vom Gesetz gefordert wirtv
Raubüberfall aufgeklärt. Drei der Tater aus der Eänliengärtenkolonie verhaftet. Der Derllner Kriminalpolizei ist es jetzt gelungen, den Banden- Überfall auf das Derma ltuogsbüro der wohustälken- G. m. b. h. in der Siedlung Cäcillengärtcu in Schöneberg aufzu- klären. Drei Täter befinden sich bereits hinter Schloß und Riegel. Drei weitere au dem Raubüberfall Beteiligte sind zur Zeit noch flüchtig, mit ihrer Festnahme Ist bald zu rechnen. Wie erinnerlich, drangen am Abend des 1. April fünf maskierte und mit Pistolen bewassnet« Männer in das Verwaltungsbüro ein. Der Mieteneinnehmer, dessen Frau und ein Pförtner, die mit der Abrechnung der einkassierten Mieten beschäftigt waren, mußten tatenlos zusehen, wie die Täter 20 000 Mark raubten. Nach dem gelungenen lieberfall verließen die Banditen fluchtartig das Büro, sprangen in ein bereitstehendes Auto und entkamen. Das Auto hallen die Räuber in der Friedrichsiraße gestohlen. Obgleich' die Ueberfallenen von den Räubern eine sehr ungenaue Beschreibung geben konnten, kam die Polizei durch tagelange Beob-
achiungen dennoch auf die Spur der Täter. Die Autodiebe wurden besonders überwacht. Dabei stellte sich heraus, daß ein gewisser 29jährtger Adolf Stolle aus der Augsburger Straße,«in berüchtigter Autodieb, früher einmal in den Cäciliengärten gewohnt Halle. Das gab die ersten Anhaltspunkte. Stolle war jedoch nirgends aufzufinden, dagegen konnte fein 24jähriger Bruder Werner sowie zwei Freunde, ein 2Sjähriger Fritz Ballmgart aus der Guftav-Müller-Sllaße und ein 24jähriger Heinrich Garz aus der Rüdersdorfer Straße unter dem Verdacht der Mlltäter- fchaft festgenommen werden. Nach anfänglichem Leugnen gaben die drei zu. an dem Bandenüberfall beteiligt gewesen zu fein. Durch die Geständnisse der Festgenommenen konnte ermittell werden, daß Adolf Stolle die Anregung zu dem Raubüberfall gegeben halle. Er war es auch, der dos Auto stahl und nach Schöneberg hinausfuhr, wo in der Nahe des Tatortes die andern fünf Räuber zustiegen. Noch dem Raub begab sich die Bande in die Wohnung eines»och flüchtigen 47jährigen Franz Sternau, wo die Beute geteilt wurde. Außer Sternau werden noch ein 23jährlger Max K l a y, genannt„Teddy", und der Haupttäter, Adolf Stolle, gesucht. Von dem geraubten Gelde konnte bisher nichts wieder herbeigeschafft werden.
Werner Kinck und Robert Stemmte. Vierter Autorenabend der Volksbühne. Am vierten Autorenabend der Volksbühne lasen im Bürger- saal des Rathauses Werner Finck und Robert Stemmle . Es war eine vergnügte Veranstaltung. Werner Finck , der Konfsrencier der Katakombe, trug Gedichte vor. Finck wird nie aggressiv. Er stößt nicht zu, er belachest nur 'Menschen und Dinge, liebenswürdig und verstehend. Seine Ironie will nicht tödlich treffen, sie ist eher eine fpielerifch-graziöse Arabeske, eine Nuance, die seinen Versen einen persönlichen Stempel auf- drückt. Finck ist kein Zeitsatiriker, der die Dummheiten in einem Hohlspiegel sammelt und grotesk verzerrt zurückwirft. Nur der Ausklang dos Gedichts, die Pointe, zeigt die Kehrselle der Medaille, löst eine Stimmung in Witz aus. MU formaler Eleganz, in Versen, die reibungslos dahinssteßen, macht cr sich über die Naturgeschichte des Kleinbürgers luftig. In denselben Bahnen bewegt sich Robert Stemmle . Zwei Szenen aus der Komödie„Krieg dem Kitsch" skizzieren mit Betonung des Wesentlichen das Milieu bei einem kleinen Beamten, geben in wenigen Sätzen die oermuffte Luft diese? Lebens Auch hier nicht der Wille zur Karikatur, zur grotesken llebersteigerung. Stemmle läßt die Tatsachen ohne Kommentar wirken. Er deckt sie einfach auf. Der Stoff selbst ist komisch, er braucht nicht mehr'unter- mall zu werden. Die Komödie ist eine moderne Schultomödie, die ober nicht die Lehrer als Zerrbilder zeichnet, sondern die den Kamps in geistiger Enge lebender Estern gegen den sortschrllllichen Willen der Ausbauschule gestalten will. In einer Novelle, die das Be- gräbnis eines Zirkusmanagers behandelt, zeigt sich Stemmle als impressionistischer Schilderer von starker Begabung. Werner Finck und Robert Stemmle sind beide ausgezeichnete Interpreten ihrer Werke.— t. Der Kongreß der inneren Medizin wurde Mantoq in Wies baden durch Professor von Dergniann-Berlin eröffnet. Cr ist von ungefähr 1000 Acrzten besucht, darunter einer Reihe von Aus- ländern. Mit ihm ist ein« Ausstellung verbunden. Die türkische Vresse»msaßt nach einer amtlichen türtischen Zu- sammenstellung 232 Zeitungen und Zeitschriften, davon 210 in tür - kischer Sprache Von diesen türkiichen Veröffentlichungen erscheinen 76 in Stombul, 25 in der Hauptstadt Angora, 10 in Smyrna: 33 sind einmal täglich erscheinend« Zeitungen. Von der fremdsprachigen Press« erscheinen 21 Blätter in Starnbul, und zwar zwei deutsche , die„Türkische Post" und„Türkische Rundschau", 9 französische, 4 qriechisch«. 4 armenische, 1 italienische und 1 hebräisch«. 17 türkisch « Zeitungen erscheinen im Ausland. Die Leclinrr Skoa'stührea schlichen die diesjährige Svielzeit am 3. Juli. Die neue Spielzeit beginnt für die«taaiSopcr am 23. August und für die Schauspielhäuser am 2g. August. Ein Dlslussionsabeud findet Donneistag. S Uhr, in der Berliner Sezession , Tiei galtcnstrafie 21», statt über die»von Dr. Döblin gestellte s-rage»H a t die Malerei hente noch eine kulturelle Bedeutung?" Alax Holbe-Abead.»Am Brellenbachplatz*. eine Werkgemeinichast für Moitkunn, tifiönel seine Veranslallungen Steglitz , Kleistitrahe 23, am Mittwoch, 20,18 Ubr. Max Halbe spricht über sei» Schasse», Ernestine Münchheim liest aus seinen Werte».
Iazz-Oirigent verhaftet. Ein Mädchen fahrlässig getötet. Saarbrücken , 14. April. Der Berliner Zazzbanddirigenl Eric Borchardl. der mit seiner Kapelle ein Gastspiel in Saarbrücken absoloierle, wurde hier von der Polizei verhaftet. Der An- gelegenheit liegen folgende Vorgänge zugrunde: Am Sonnabendnachmittag fand die Wirtin Borchardts in dessen Wohnung ein junges Mädchen auf, das schwere Vergiftungserscheinungen zeigte. Der sofort herbei- gerufene Arzt stellte fest, daß sie neun Veronaltabletten genommen hatte. Das Mädchen ist an den Folgen der Vergiftung gestorben. Vorchardt, der gerade im Begriff war, mit feiner Kapelle Saarbrücken zu verlassen, da sein dortiges Gastspiel ab- gelaufen war, wurde von der Polizei zur Aufklärung des Sach- Verhalts festgehalten. Er gab an, daß das Mädchen in feiner Ab- wesenhell Verona ! genommen habe. Man habe versucht, sie wieder ins Leben zurückzurufen und wollte nicht erst die Polizei benoch- richtigen. Der Kapellmeister befindet sich noch in Haft, doch dürste er noch heute in Freihell gesetzt werden, da man dos Vorliegen eines Mordes als unwahrscheinlich betrachtet. Die bereits vorge- nommene Obduktion der Leiche hat weder Anhaltspunkte für noch gegen einen Mord ergeben. Nicht vergiftet, sondern erstickt? Am Montagabend hat die Obduktion der Leiche der 23jährigen Margot Candelier, des Mädchens, das in der Wohnung Borchardts tot aufgefunden wurde, stattgefundeu. Es wurde dabei festgestellt, daß der Tod nicht durch Vergiftung, sondern durch Ersticken eingetreten ist. Der Kapellmeister LvrchardI und das Mitglied seiner Kapelle, Hoffmann, haben dem bewußtlose» Mädchen, das angeblich in chrer Abwesenheit aus selbstmörderischer Absicht mehrere Veronaltabletten eingenommen hall«, einen Schlauch durch den Mund eingesühri, vm durch Auspumpen des Magens die Giftwirkung der Veronaltabletten zu beseitigen. Dabei muh das Mädchen erstickt sein. Das Obduktionsergebnis hat den Unter- fuchungsrichter oeranlaßt, auch gegen Hoff mann Haft- befehl zu erlassen. Hofsmann ist bereits festgenommen. Der Kapellmeister war in der letzten Zeit in Berlin oft das Opfer von Erpressungen. Er war, wie man in Artistentrcisen zu sagen pflegt, eine„große Nummer". Cr halle zum zweiten Male geheiratet, geriet aber bald in die Hönde eines Tschechen, der ihn mit Morphium und Kokain versorgte. Borchardt gewöhnte sich so an den Genuß der Rauschgifte, daß seine Eh« darüber zu- gründe ging. Seine Frau trennte sich schließlich von ihm. Im Oktober v. I. wurde Borchardt straffällig, weil er Rauschgift auch an andere abgegeben halle. Wegen Geringfügigkell wurde das Ver- fahren eingestellt. Eine Entziehungskur, die er dann durchmachte, halle guten Erfolg. Als er wieder auftreten konnte, machten sich die Erpresser abermals an ihn heran und kamen mll Geld- forderungen. Der ein« der Kcksschiedcr, der das Gift auch heimlich über die Grenze bringt, konnte noch nicht gefaßt werden.